Johann Mattheson – Gedanken zur Musik und Heilkunst (1985)

FrontCover1Also mir war er bis dato nicht bekannt:

Johann Mattheson gilt als bedeutendster Musiktheoretiker der frühen deutschen Aufklärung. Vor 250 Jahren starb der Komponist und Herausgeber der ersten deutschen Musikzeitschrift. Mit seinen Schriften löste er eine kontroverse Debatte über die gesellschaftliche Bedeutung der Musik aus.

Johann Mattheson gehört zu den Begründern der modernen Musikwissenschaft.

Johann Mattheson, 1681 in Hamburg geboren, lässt als erster Kantor am Dom seiner Heimatstadt ab 1715 – gegen das paulinische Schweigegebot – Frauenstimmen in der Kirchenmusik zu. Später kommentiert er dies ironisch:

„Ich weiß, was mir’s für Mühe und Verdruss gekostet hat, die Sängerinnen in der hiesigen Dom-Kirche einzuführen. Anfangs wurde verlangt, ich sollte sie bei Leibe so stellen, dass sie kein Mensch zu sehen kriegte; zuletzt aber konnte man sie nie genug hören und sehen.“

BuchDie Hamburger Musikwissenschaftlerin Birgit Kiupel würdigt die liberale Haltung Matthesons, die ihn in die Konfrontation mit der orthodoxen Geistlichkeit führte: „Wenn es um die Schönheit der Musik ging und um musikalisches Gotteslob, dann kannte Johann Mattheson keine Vorurteile. Sein wichtigstes Anliegen war es, in der Kirchenmusik alle Mittel einzusetzen, welche die Musik bot.“

Entscheidend für Matthesons musikalische Laufbahn wird, dass der Direktor der Hamburger Oper den Neunjährigen als Sänger entdeckt. Die folgenden fünfzehn Jahre steht er 2.000 Mal auf der Bühne. Das Singen gilt ihm als Grundlage der Musik, die menschliche Stimme als das „allerschönste und richtigste Instrument, das Muster aller klingenden Werkzeuge“.

Nach einem – unblutig endenden – Duell mit seinem Freund Georg Friedrich Händel Ende 1704 beendet Mattheson seine Opernkarriere und wird Sekretär beim englischen Gesandten. Der neue Beruf lässt ihm hinreichend Zeit zum Komponieren und Publizieren.

Ab 1713 entstehen musiktheoretische Werke und praktische Anleitungen zur Musik. Seine Generalbassschulen und der „Vollkommene Capellmeister“ sind bis heute Referenzwerke für junge Musiker. Aus seinen Erfahrungen als Opernsänger entwickelt er eine Affekten- und Melodienlehre. Mattheson erklärt „die Melodie zum Grunde der ganzen Setz-Kunst“ und verfasst die erste ausführliche Fugenlehre in deutscher Sprache. Dabei schwört er allen dogmatischen Regeln ab und vertraut der Urteilskraft der Sinne:

„So lange nur ein musikalisches Gehör nicht verletzet, so lange ist nichts zu tadeln noch zu verwerfen. […] Was dem Gehör gefällt, ist gut; so lange der Verstand nicht widerspricht. Was dem Gehör aber nicht ansteht, ist ausdrücklich und ohne Einwendung böse […]. Ohne Vernunft kann in der Musik wenig gutes sein; aber ohne den Beifall der Ohren noch weniger.“

Johann Mattheson

Johann Mattheson

Ab 1715 kämpft Mattheson als Kantor darum, die Schönheiten der Oper auch für die Kirchenmusik zu nutzen, als Publizist wendet er sich gegen Johann Christoph Gottsched, der dem Musiktheater das Existenzrecht anspricht. Als Kritiker liebt er die Polemik. Mit seinen Zeitschriften stößt er eine kontroverse öffentliche Debatte über die gesellschaftliche Bedeutung der Musik an. Den wissenschaftlichen Autoritäten schreibt er ins Stammbuch:

„In Wissenschaften gilt die autorité einer Meinung von tausend Leuten nicht so viel / als ein Fünklein Vernunft eines einzigen. […] Öffentlichen Lehrern darf man ihre Irrtümer […] gar wohl öffentlich zu erkennen geben […]. Es gehöret zu den öffentlichen Wohltaten.“

Selbst zu schauen, selbst zu erfahren und selbst zu urteilen, lautet Matthesons Credo. Er gilt als bedeutendster Musiktheoretiker der frühen deutschen Aufklärung. Als Sammler von Musikerbiographien wird er Mitbegründer der Musikgeschichte. Seit den 1950er-Jahren ist er zum Kronzeugen der Alte-Musik-Bewegung geworden. Sein kompositorisches Werk, darunter zahlreiche Opern und Oratorien, wird seit einigen Jahren neu entdeckt.

In seinen letzten Lebensjahrzehnten bleibt Mattheson als Schriftsteller produktiv, doch seine zunehmende Schwerhörigkeit bis zur völligen Taubheit führt zur sozialen Isolierung. Sein Nachlass – die ungeheure Summe von 44.000 Mark – wird schon zu Lebzeiten für eine neue Orgel der abgebrannten Michaeliskirche verwandt. Am 17. April 1764 stirbt Johann Mattheson in dem festen Glauben, dass es auch im Himmel Musik geben werde. Für seine Trauerfeier hat er sich ein Oratorium komponiert, das „Fröhliche Sterbelied“; es wird so machtvoll geklungen haben wie das Gotteslob in seinem fast fünfzig Jahre älteren „Magnificat a due cori“. (Holger Böning)

Und er hat sich auch zur heilenden Wirkung von Musik geäussert …

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Na ja … und dann gab es noch die Firma „ICI Pharma“ und die waren sehr rührig in Sachen pharmazeutischer Produkte:

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Deutsches Ärzteblatt, 1983

Aber wie es halt so ist … ging dann IVI Pharma dann in dem Konzern Zeneca auf:

 

Zeneca

Und mittlerweile gibt es dann einen Konzern, der nennt sich „AstraZeneca“:

AstraZeneca ist ein internationaler Pharmakonzern, der 1999 aus der schwedischen Astra AB und der britischen Zeneca PLC entstand. Zeneca war 1993 aus der Pharmasparte des britischen Chemieunternehmens Imperial Chemical Industries entstanden. Der Hauptsitz ist in London, die Entwicklungs- und Forschungsabteilung sitzt im schwedischen Södertälje südlich von Stockholm. AstraZeneca ist 2015 mit 24,7 Milliarden US-Dollar Umsatz und 57.500 Mitarbeitern einer der größten Arzneimittelhersteller weltweit. (Quelle: wikipedia)

Aber genug der Firmengeschichten, hier soll es ja vorrangig um diese LP gehen. Und damals hatte ICI Pharma eine Serie konzipiert, die eigentlich ganz spannend klingt:

ICI Phama

Und ihm Rahmen dieser Reihe erschien aben auch diese LP, die im Begleitheft sehr ausführlich eben o.g. Johann Mattheson würdigt (einschließlich Faksimilie-Abbildungen)

Und bei mir rennt man natürlich offene Türen ein, wenn es um die Aussage geht, dass Musik heilende Wirkung entfalten kann … in meinen früheren Jahren habe ich mich aus beruflichen Gründen u.a. auch mit Musiktherapie beschäftigt … heute allerdings beschäftige ich mich eher mit §§§§§ und nochmals §§§§§ …

Leider hören wir hier keine Komposition von Johann Mattheson … Dafür aber ganz und gar großartige Werke von Johann Sebastian Bach (erneut stellt er hier seine Meisterschaft unter Beweis) und dann noch von einem zumindest damals sehr bekannten französischem Barockkomponisten namens  Jean-Philippe Rameau … Und dieser zelebriert in kleinen musikalischen Miniaturen die Quintessenz der Barockmusik … ein Genuss der ganz besonderen Sorte.

Ach ja, geworden wurde mit diesem Album natürlich auch und zwar für das Medikament „Tenormin“ . Verwendet wird dieses Medikament u.a. bei „Herz-Kreislauf-Beschwerden, die sich z. B. in einer Neigung zu dauerhaft erhöhter Herzfrequenz und zeitweise erhöhtem Blutdruck äußern können.“

Nun ist es aber genug mit Informationen der unterschiedlichsten Art …

Man lausche und genieße !!! Denn hier handelt es sich um hochwertige Aufnahmen das Labels „Harmoni Mundi“, Freiburg … ein Garant für perfekte Aufnahmequalität.

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Besetzung:
Le Petite Bande unter der Leitung von Sigiswald Kuijken

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Titel:

Johann Sebastian Bach: Aus vier Ouvertüren (Orchestersuiten) Ouvertüre Nr.1 C-Dur BWV 1066:
01. Ouverture 5.46
02. Courante 2.35
03. Gavotte I und II 3.53
04. Forlane 1.16
05. Menuett I und II 3.38
06. Bourrée I und II 2.23
07. Passepied I und II 3.00

Jean-Philippe Rameau: Orchestersuite Aus „Hippolyte Et Aricie“B1 Prologue Ouverture.

Prologue – Ouvertüre:
08. Entrée des habitants de la forêt 3.03
09. Air en rondeau pour les amours 1.46
10. Gavottes 1 et 2 4.14
11. Menuets 1 et 2 1.58
12. Gavottes vives 1 et 2 1.58
13. Matches 0.59

1. Acte:
14. 14 – Marche des prêtresses de Diane 2.01
15. Premier air (gracieusement et doux) 2.98
16. Second air (un peu gai) 1,43
17. Tonnette

2. Acte:
18. Premier air des furies (gravement) 1.40
19. Deuxième air des furies (vite) 1.44
20. Troisième air des furies 2.02

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