Verschiedene Interpreten – Münchner Humor – Münchner Geschichten (1971 … oder so)

FrontCover1Und wieder mal ein ganz besonderes Schmankerl aus meiner Heimatstadt München (wen´s interessiert: Ich bin ein Original Münchner Kindl, d.h. geboren in dieser „Weltstadt mit Herz“).

Hier nun ein bunter Querschnitt jenes Münchner Humors, den man zwar natürlich nicht ohne wenn und aber mögen muss, der aber dennoch, so ein ganz spezieller Humor ist.

Aber wie kann man den Münchner Humor beschreiben, charakterisieren:

Hier ein erster Versuch:

„In München haben das kritische Derblecken und der hinterfotzige Humor in all seinen Varianten eine lange, bemerkenswerte Geschichte! Hier entstand das erste politische Kabarett der elf Scharfrichter und der Simplicissimus mit seiner Elite hochkarätiger Zeichner und berüchtigter Provokateure. Es ist die Stadt von Spitzweg und Valentin, von Wedekind und Ringelnatz, von Eugen Roth und Erich Kästner.“ (Kopmische Pinakothek München).

Also Stichworte zum Münchner Humor: hinterfotzig, gelegentlich sentimental, orftmals arg derb, die eigenen Schwächen auf den Arm nehmend … und noch so vieles mehr.

Wer sich für diese Mischung interessiert, hat hier ein großartiges Beispiel von diesem großartigem Humor … Die beiden ersten Seiten dieser Doppelablum sind voll von blühendem Blödsinn und krachendem Humor ! Künstler wie Roider Jackl, Ida Schumacher, Weiß Ferdl, Balli Prell, Adolf Gondrell und natürlich das unschlagbare Duo Karl Valentin & Liesl Karlstadt sind mit grandiosen Beiträge zu hören.

Und selbst die geniale „Müchner Lach & Schießgesellschaft“ ist mit einem Beitrag von den unvergessenen Klaus Havenstein + Jürgen Scheller zu hören … Herz, was willst du mehr !

Ab dem Titel 15. gibt´s dann jene Musik, die man mit dieser Stadt wohl auch verbinden: zünftige boarische Volksmusik, auf dass die Maßkrüge sich leeren und auf dass wir alle schunkelnd einen Abend beenden … Da dürfen dann Titel wie „In München steht ein Hofbräuhaus“ oder „So lang der alte Peter“ nicht fehlen und da wird gejodelt, dass es eine wahre Freude ist („Münchner Kindl“) und natürlich ist auch der „Bayerischer Defiliermarsch“ mit von der Partie.

Und wieder mal hat, hat der famose Mr. Jancy diesem blog eine Leihgabe gespendet, die sich gewaschen hat …

Ida Schumacher Album auf Polydor (1966)

Ida Schumacher Album auf Polydor (1966)

Und dieser Mr. Jany hat mich bei seiner Leihgabe „Münchner Geschichten“ darauf hingewiesen, dass die von mir angegebene Jahreszahl der Veröffentlichung (1966) nicht korrekt sein könne, da es damals das Polydor-Sub-Label „Karussell“ in Deutschland noch gar nicht gab (sondern nur in Schweden). Ich hatte diese Jahreszahl damals entsprechend im Internet recherchiert … aber vor Fehlern wie dieser Art ist ja man niemals gefeit.

Bei den Labels (siehe Präsentation steht dann auch wieder mal die Jahreszahl 1966), aber damit ist wohl das ursprüngliche Veröffentlichungsdatum gemeint.

So erschien z.b. von der göttlichen Ida Schuhmacher 1966 ein Album auf Polydor mit dem Namen „Die Ratschkathl vom Viktualienmarkt“.

Es ist also davon auszugehen, dass Anfang der 70er Jahre, das Karussell-Label die Bestände von Polydor aus früheren Jahren „plünderte“ und uns diese wunderbare Sammlung von „Münchner Humor – Münchener Geschichten – Münchner Musik“ schenkte.

Wie gesagt: man muss das alles nicht mögen … aber, wer sich für den Humor und für die Musik dieser Region interessiert … wird hier bestens bedient !

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Tracklist:
01. Roider Jackl: Gstanzln (Volksweise/Ferdl) 1.45
02. Ida Schumacher: Die Zimmervermieterin (Schumacher) 7.09
03. Weiß Ferdl: Die Münchner Ganshandlerin (Ferdl) 2.57
04. Balli Prell: Die Schönheitskönigin von Schneitzelreuth (Lincke) 4.37
05. Adolf Gondrell: In der Elektrischen (Thoma) 6.47
06. Liesl Karlstadt: Die Münchner Obsthändlerin (Valentin) 5.17
07. Weiß Ferdl: München wird Weltstadt (Ferdl) 7.20
08. Karl Valentin: Der verlorene Brillantring (Valentin) 3.25
09. Erni Singerl: Die Burgmaier Vroni (Polzschuster) 3.22
10. Balli Prell: Isarmärchen (Prell) 4.16
11. Ida Schumacher: Kleine Ursache – große Wirkung (Fischer) 7.35
12. Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft (Klaus Havenstein + Jürgen Scheller): Bichlers Steuerreform (Kabel/Schreinberg) 6.30
13. Wastl Will: Der Hofbauer (Thoma) 5.00
14. Weiß Ferdl: Die Münchner Weißwurst (Skell/Toppel) 3.10
15. Orchester Raimund Rosenberger: In München steht ein Hofbräuhaus (Gabriel/Richter) 1.18
16. Orchester Thomas Wendlinger und die Chiemgauer Buam: Chiemgauer Buam (Wendlinger) 1.38
17. Sepp Viellechner: Jetzt tu i ein Jodeln (Volksweise) 1.35
18. Hilde Oft: Münchner Kindl (Wendlinger/Weisser) 1.37
19. Das Bavaria – Blasorchester: Tölzer Schützenmarsch (Volksweise/Krettner) 1.34
20. Graf: Allerseelner-Jodler (Volksweise) 0.37
21. Orchester Thomas Wendlinger: Reit im Winkler-Plattler (Volksweise) 1.40
22. Maxl Graf: Weisswurst-Landler (Volksweise/Vierlinger) 1.23
23. Das Musikkorps der 1. Gebirgs-Division: Bayerischer Defiliermarsch (Scherzer) 1.31
24. Georg Blädl: Habe ich einen Durst (Eric/Haselbach/Busch) 0.56
25. Orchester Thomas Wendlinger: Bei uns im Dorf ist Fahnenweih (Wendlinger/Hermann) 1.34
26. Michl Lang: Hab ich einen Schwips (Popper/Rauch) 0.56
27. Das Bavaria-Blasorchester: Die lustigen Holzhackerbuam (Wagner/Busch) 1.40
28. Die Münchner Bierzeltmusikanten: So lang der alte Peter (Volksweise) 1.36

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Verschiedene Interpreten – Stimmen Bayerns – Die Liebe (2011)

FrontCover1Und jetzt wieder mal ein ganz besonderes Schmankerl, zumindest für meine Ohren:

Das Bayerische zwischen gestern und heute, Widerstand und Witz, Sex und Siechtum

Es ist ein wenig aus dem Blick geraten. Vor lauter Laptop und Lederhosen, wirtschaftlichem Erfolg und deutschen Fußballmeisterschaften im Dutzend konnte man glatt vergessen, dass der Bayer ja eigentlich ein ganz netter Kerl ist, dass er nicht schon immer krankhaft hohe Mieten am Starnberger See bezahlt hat, sondern auch ein Widerständiger, Ungehobelter in ihm wohnt, ein Haderlump, ein Anarchist bisweilen gar. Diese Traditionen nimmt, bevor sie völlig verschüttet werden, Stimmen Bayerns auf. Den Machern des Trikont-Labels, die ihre spannenden Kompilationen sonst gerne in die Hände externer Experten legen, ist die Reihe so wichtig, dass sie höchstselbst kuratiert haben. Mit Die Liebe und Der Tod liegen nun die ersten beiden Folgen vor, weitere zu Themen wie Rausch, Freiheit, Verbrechen, Hass und Treue sollen folgen. Nicht fehlen dürfen natürlich: Bayerische Institutionen wie Franz Xaver Kroetz, Helmut Fischer, Herbert Achternbusch, Gerhard Polt, Therese Giehse, Willy Michl, Karl Obermayr und Gustl Bayrhammer, der Ludwig Thoma liest.

Cleo Kretschmer

Cleo Kretschmer (mit Wolfgang Fierek)

Manche singen, aber die meisten sprechen: Das ist folgerichtig, hat Trikont, doch einst als Verlag begonnen. Das ist aber auch großartig, weil man nun hört, wie musikalisch das Bayerische ist, wie die Sprache selbst, sogar ohne Dialekt, allein durch Duktus und Klang zur Musik wird. Diese Eigenschaft des Bayerischen sorgt dafür, dass noch die derbsten Texte, voller grobem Sex, voller nackter Haut, voller Krankheiten und Siechtum, nicht nur vor Humor und Lebenslust sprühen, sondern das Krachlederne eine ganz eigene Poesie entwickelt. Aber Stimmen Bayerns ist nicht nur Retrospektive einer glorreichen Vergangenheit, sondern vor allem der Versuch, diese Traditionslinien in die Gegenwart zu verlegen. Einem Text von Ödön von Horvath folgt nun eben einer von Franz Dobler, in dem ausdiskutiert wird, ob The Clash Verräter sind. Ja, es sind vor allem Trikont-Künstler wie LaBrassBanda, Hans Söllner und Coconami, die die Brücke in die Jetztzeit schlagen, aber das ist nur folgerichtig, schließlich kümmert sich ja kaum jemand sonst neben Trikont um diese Schnittmenge aus Volkskunst und Popkultur. Für diese Arbeit setzen sich Trikont mit Stimmen Bayerns ein vollkommen verdientes Denkmal. Mia san mia und mia machen’s dann halt selbst. (Musik Express 09/2011)

Gustl Bayrhammer

Gustl Bayrhammer

Die „Stimmen Bayerns – Die Liebe“ sind eine einzigartige Enzyklopädie der bayerischen Seele. Gedichte, Kurzgeschichten, Essays, Musik, Songs und Sketche, Radiofeatures, Soundcollagen, Film-Tonspuren und O-Töne werden von namhaften Bayern (u. a. Helmut Fischer, F. X. Kroetz, Gustl Bayrhammer) vorgetragen. Öffentliche Stimmen aus Theater, Radio, Fernsehen oder Tonträger markieren den heimatlichen, regionalen Kreis der eigenen Herkunft. Generationen sind mit diesen Stimmen groß geworden – sie beinhalten Klischees und Abgrund, Verschrobenheit und Sentimentalität. Sie verkörpern gleichsam eine bayerische Übereinkunft, sorgen für das Gefühl des Einheimischseins. Die „Stimmen Bayerns“ können deshalb auch ohne Dialekt sprechen und trotzdem mit dem Lebensgefühl einer Gegend verbunden sein. (Quelle: www.br.de)

Josef Bierbichler

Josef Bierbichler

Und manchmal frag ich mich, ob es in anderen Regionen ähnlich intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Region gibt. Ich vermute, dass genau dies der Fall ist … und so werde ich weiter stöbern (irgendwann mal werde ich wohl mal wieder in unterwegs sein) um hier auch die bunte Vielfalt aus deutschen Landen präsentieren zu können.

Prädikat: besonders wertvoll !

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Titel:
01. Helmut Fischer: Spatzl, schau wie I schau 3.46
02. Josef Bierbichler liest Wolf Wondratschek : König Ludwig Lied 1.21
03. Udo Wachtveitl liest Robert Hültner: Liebesszene 4.13
04. Bally Prell: Der Föhnwind 2.05
05. Martina Gedeck liest Ödön von Horváth : Anna Pollinger wird praktisch 2.48
06. Franz Dobler: Denn ich sah, dass alle Hunde schliefen 3.41
07. Franz Xaver Kroetz: Dichters Liebesnacht 1.16
08. Willy Michl: Willys Liebeslied 3.34
09. Iris Mayer liest Franz Xaver Judenmann: Liebe Lies 1.38
10. Georg Ringsgwandl: Oma 4.02
11. Albert Ostermaier: Lost & Found 0.39
12. LaBrass Banda: Rotes Hoserl 3.42
13. Veronika Fitz und Walter Sedlmayr lesen Karl Valentin : Streit mit schönen Worten 4.00
14. Gustl Bayrhammer liest Ludwig Thoma : Der Rosl vom Spöckmeier zu ihrer Vermählung 1.43
15. Williams Wetsox: Hey kloana Vogl 04.21
16. Cleo Kretschmer: Danilo 1.42
17. Isarspatzen: Marina 2.41
18. Bernhard Butz liest Georg Queri: Der Hirnpecker 3.03
19. Ruth Geiersberger: Die Liebe 5.55
20. Ali Mitgutsch: Endlich, der erste Kuss 5.32
21. Marcus H. Rosenmüller: Schalalala ist die Liebe nicht schön? 3.17
22. Dr. Döblingers geschmackvolles Kasperltheater: Kasperl und die wahre Liebe 2.06

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HelmutFischer

Denkmal für Helmut Fischer in der Rolle des Monaco Franze in München, Münchner Freiheit