Pater Anselm Bilgri & Klaus-Wilhelm Gérard -Kochen für Leib und Seele – Das Kloster Andechs Kochbuch (2000)

TitelJetzt mal ein klerikales Kochbuch … ja, ein klerikales Kochbuch !

Beteiligt war da der frühere „Star“ unter den Mönchen, der Pater Anselm Bilgri:

Anselm Bilgri (* 4. November 1953 in Unterhaching) ist früherer Benediktiner und Cellerar der Abtei St. Bonifaz in München sowie Prior im Kloster Andechs und arbeitet seit seinem Ordensaustritt als Vortragender, Lebensberater und Buchautor.

1975 trat der Wirtssohn in die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München ein und studierte Philosophie und katholische Theologie. Im Juni 1980 wurde er von Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger zum Priester geweiht. Nach der Tätigkeit als Jugendseelsorger war er von 1986 bis 2004 Cellerar der Abtei St. Bonifaz. 1994 wurde er Prior im der Abtei St. Bonifaz angeschlossenen Kloster Andechs. Er war für die Führung der ca. 200 Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebes in Andechs verantwortlich, zudem war er ein beliebter Gesprächspartner für Presse und Fernsehen.

Anselm Bilgri03

Bei der Wahl um die Nachfolge von Abt Odilo Lechner im Jahr 2003 erkor der Konvent – entgegen den Erwartungen vieler Außenstehender – nicht Bilgri, sondern den 34 Jahre alten Pater Johannes Eckert zum neuen Abt von St. Bonifaz. Nach Differenzen mit Eckert legte Bilgri ein Sabbatjahr ein. Am 1. Juli 2004 erklärte er Abt Johannes gegenüber, er werde wegen „einer zunehmenden Entfremdung vom Gemeinschaftsleben unseres Klosters“ nicht in die klösterliche Gemeinschaft zurückkehren. Von 2004 bis 2008 war er Gesellschafter der Unternehmensberatung Anselm Bilgri – Zentrum für Unternehmenskultur. Seit 2013 ist Bilgri Vorstandsvorsitzender der Stiftung München, die der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt dient.

Anselm Bilgri04

Seit dem Ordensaustritt ist Bilgri hauptberuflich als Redner, Lebensberater und Autor tätig. Um daneben weiterhin als katholischer Priester wirken zu können, bat er Erzbischof Friedrich Wetter um Inkardination in die Erzdiözese München und Freising. Hierzu kam es jedoch nicht. Im Dezember 2020 trat Bilgri aus der römisch-katholischen Kirche aus und in die alt-katholische Kirche ein. Gemäß dem kanonischen Recht der römisch-katholischen Kirche sind Bilgri dadurch priesterliche Handlungen in dieser Kirche untersagt. Anfang März 2021 machte er seine Homosexualität öffentlich und heiratete am 12. März seinen langjährigen Freund. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter vollzog die Trauung. Bilgri beabsichtigte, in der alt-katholischen Kirche weiterhin als Geistlicher tätig zu sein.

Aktuell (2021) ist Bilgri als Priester im Ehrenamt in der alt-katholischen Gemeinde München tätig (wikipedia)

Anselm Bilgri05

Diese Broschüre (ein Sonderdruck der „Katholischen Sonntags-Zeitung“;50 Seiten) basiert auf dem gleichnamigen Buch, das bereits 1995 erschienen ist; es enthält Auszüge aus dem Buch (das eigentlich 132 Seiten umfasst).

Und Bilgri erläutert in einem Interview auch, wie es zu diesem Buch gekommen ist:

Frage: Wie ist das mit dem Kochbuch entstanden, was hat Sie dazu gebracht, so etwas zu machen: am Kirchenjahr entlang die Rezepte aufzuschreiben und dazu Erklärungen zu geben? Steckt dahinter auch der Wunsch, Pflöcke einzurammen bzw. Pflöcke zu suchen, die es schon gibt – durch das Kirchenjahr beispielsweise?

Anselm: Man jammert ja heute so viel, daß die Menschen nach Orientierung suchen, daß sie in ihrem Leben diese Pflöcke brauchen. Ich denke, das beginnt schon damit, daß der Sonntag als Gottes großes Geschenk der Freiheit für das Volk Israel heute zum Wochenende verkommen ist. Ich habe manchmal das Gefühl, daß viele Leute das Problem haben, wie sie ihr Wochenende gestalten sollen. Allein dieser Rhythmus der Zeit – alle sieben Tage ist so ein Tag des Aufatmens – geht schon verloren: man empfindet das nicht mehr als diesen Pflock, an dem man sich Woche für Woche entlang hangeln kann, um Oasen des Lebens und des Atmens bekommt.
Da war eben die Idee, die verschiedenen Feste des Kirchenjahres auch für die Menschen unserer Tage wieder aufzuarbeiten, damit man das wieder entdeckt – und daß man natürlich auch die Feste des eigenen Lebens, diese sogenannten Lebenswenden, wie man sie in der heutigen Theologie nennt, die Rites de passage, wieder entdeckt.

Das beginnt bei der Geburt der Taufe und geht über die Erstkommunion und die Firmung: das ist wie bei den Initiationsriten der Naturvölker, wo eben auch ein junger Mensch, wenn er geschlechtsreif wird, eingeführt wird in die Erwachsenenwelt.

Die Originalausgabe aus dem Jahr 1995:
Originalausgabe

Unsere Firmung hat ja auch keine andere Funktion – rein anthropologisch betrachtet. Das geht weiter über das Heiraten und dann, wie bei uns, zur Priesterweihe und den Sakramenten. Das sind bis zur Beerdigung die Lebenswenden im Leben des Einzelnen, die auch immer mit Festen verbunden sind und auch mit Festmählern.

Das ist ganz urtümlich christlich:
Jesus selbst hat ja das Mahl als Zeichen seiner Begegnung mit Menschen ausgewählt, und er hat das auch selbst in seinem Leben so gemacht. Er wird ja sogar als Fresser und Säufer beschimpft von seinen Gegnern, weil er sich mit allen Menschen zum Essen und Trinken zusammensetzt.

Ja, die Idee war, einmal so ein Buch zu machen, das bestimmte Rezepte, die von meinem Mitautor und Freund Klaus Wilhelm Gerard relativ willkürlich aus alten Kochbüchern von Pfarrhaushälterinnen herausgenommen sind, zu verbinden und so ein schönes nettes Kochbuch zu machen, das fast ganz
ohne farbige Bilder nicht nur Rezepte, sondern vor allem Geschichten, die die Feste beschreiben, beinhaltet. (Bayerischer Rundfunk, 1998)

Und auch über den Mitautor will ich ein wenig berichten:

Klaus Wilhelm Gérard wurde 1946 in Peißenberg geboren und wohnt im oberbayerischen Pfaffenwinkel und in der mittelitalienischen Region Le Marche. Der selbständige Kaufmann ist Leiter thematischer Kochseminare und lizensierter Trüffelsucher und Autor gastronomischer und gastrosophischer Artikel in der Fach- und Tagespresse. Außerdem ist Gerard ober- und niederbayerischer Präsident der weltweiten gastronomischen Bruderschaft Confrerie de la Chaîne des Rôtisseurs, Paris.

Klaus Wilhelm Gérard

Nun … die kulturhistorischen Erläuterungen zu den einzelnen Festtagen sind interessant (und Bilgrim scheut sich auch nicht davor, auf so manch „heidnischen“ Wurzeln hinzuweisen), die Rezepte bieten wohl für jeden Gaumen was …

Und natürlich kann sich auch die Erkenntnis vertiefen, dass die Mönchen und die Paffen (man entschuldige mir diesen despektierlichen Ausdruck, aber mein Verhältnis zur katholischen Kirchen ist nicht erst seit den Missbrauchsskandalen nachhaltig getrübt) sehr wohl wussten, wie man trefflich allen möglichen leiblichen Genüssen frönen kann … frei nach dem Motto „Wasser predigen, Wein saufen“.

Na ja … und über das Kloster Andechs, der Brutstätte der Benediktiner Mönche müsste man glatt ein anderes mal berichten.

Beispiel01

Beispiel02

Beispiel03

Beispiel04

Beispiel05

Beispiel06

Beispiel07

Beispiel08

Beispiel09

Hmmmmm:
Beispiel10

Beispiel11

Muss ich unbedingt mal machen:
Beispiel13

Beispiel12

Beispiel14

Beispiel15

Das gibt´s dann zur Adventszeit … :
Beispiel16

Beispiel17

Beispiel18

Beispiel19

*
**

Die Rückseite der Broschüre:
Beispiel20

Anselm Bilgri über sein Coming Out:

Ich wusste schon im Kloster, dass ich auf Männer stehe.« In München fügte er hinzu: »Ich hab einfach gedacht: Wir sind alle sterblich, und ich will ja nicht immer mein Leben lang heimlich leben, sondern es offiziell machen.

Im Dezember 2020 hatte Bilgri bekannt gegeben, aus der römisch-katholischen Kirche zu den Alt-Katholiken übergetreten zu sein. »In dieser Kirche ist all das verwirklicht, was auch meine Vision von Katholizismus in der modernen Welt ist. Ich glaube nicht mehr an den aufrichtigen Reformwillen in der römisch-katholischen Kirche«, begründete er seinen Schritt.

Anselm Bilgri02

Papst Franziskus hat Anselm Bilgri formal aus dem Klerikerstand entlassen. Der ehemalige Benediktinermönch und Prior des Klosters Andechs, der homosexuell ist, trat vor eineinhalb Jahren aus der katholischen Kirche aus und in die altkatholische ein.

Papst Franziskus hat den ehemaligen Pater Anselm Bilgri „strafweise aus dem Klerikerstand entlassen“. Die Begründung: „wegen Verharrens in Kirchenspaltung“. Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch und früherer Prior von Kloster Andechs, war vor eineinhalb Jahren aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten und in die alt-katholische eingetreten – weil die es nicht als Sünde sieht, schwul zu sein. Und dazu bekennt sich der 68 Jahre alte Bilgri.

Die Nachricht aus Rom, die per Brief bei ihm ankam, empfindet Bilgri als überflüssiges Nachtreten. „Es hat mal wieder deutlich gemacht, dass sich die römisch-katholische Hierarchie, auch die bischöfliche, in einer Blase befindet und die Realität unserer Gesellschaft überhaupt nicht mehr wahrnimmt“, so Bilgri gegenüber dem BR.

Die Entlassung aus dem Kirchenstand durch Papst Franziskus hat auf Bilgri nach seinem Austritt aus der römisch-katholischen Kirche keinen Einfluss mehr. Er habe das Schreiben abgeheftet, so Bilgri, nun werde es verstauben. (Bayerischer Rundfunk, 2022)

Anselm Bilgri01