Oskar Sala – Electronic Kaleidoscope (1983)

FrontCover1Jetzt wird es sehr speziell und spannend zugleich:

Oskar Sala (* 18. Juli 1910 in Greiz (Thüringen); † 26. Februar 2002 in Berlin) war ein deutscher Komponist. In seiner Geburtsstadt wurde eine Straße nach ihm benannt.

Sala war einer der Musikpioniere des 20. Jahrhunderts; anfangs sah es nach einer Karriere als Pianist aus. Das Musikstudium, das er nach dem Abitur 1929 in Berlin aufnahm, führte zu einer Wende seiner Laufbahn – und der elektronischen Musik.

Paul Hindemith, Salas Lehrer in Kompositionslehre an der Berliner Musikhochschule, machte seinen Schüler 1930 mit dem Ingenieur Friedrich Trautwein bekannt. Gemeinsam entwickelten sie das Trautonium, eines der ersten elektronischen Instrumente, Parallelentwicklung zum Theremin und Vorläufer des Synthesizers – ein Gerät, mit dem man nicht nur herkömmliche Musikinstrumente nachahmen, sondern Vokale, Tierstimmen und synthetische Klänge (Subharmonische) erzeugen kann. Durch die Spielweise (stufenloses Spiel auf einer bzw. zwei Saite(n)) erlaubte das Trautonium im Gegensatz zu einem Keyboard völlig andere Ausdrucksmöglichkeiten. Da die Tonhöhe durch den physischen Griffpunkt auf der Saite definiert wurde, gab es keine festgelegte Stimmung, und es waren Glissandi möglich. Mit Hindemiths Triostück für drei Trautonien wurde das Instrument 1930 der Öffentlichkeit vorgestellt.

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An der Berliner Universität studierte er von 1932 bis 1936 Physik. 1938 konstruierte er ein Konzerttrautonium. Als Physiker und Komponist widmete Sala sein Leben dem Trautonium, ging mit dem unhandlichen Gerät auf Tournee durch Europa, hatte eigene Rundfunksendungen, „begleitete“ herkömmliche Konzerte und komponierte eigens für sein neues Instrument. Berühmte zeitgenössische Komponisten wie Hindemith komponierten für das Trautonium. Richard Strauss und Arthur Honegger bezogen es in Konzerte ein und förderten damit indirekt seine Entwicklung.

Während des Krieges schrieb Sala die Musik zu einem 17-minütigen Streifen, der als erster deutscher Comicfilm unter dem Titel Armer Hansi 1944 in die Kinos kam. Unter anderem wirkten die Zeichner e.o.plauen und Manfred Schmidt dabei mit. Sala wurde zweimal zum Kriegsdienst eingezogen. Nachdem er das erste Mal direkt nach der Ausbildung seine musikalische Tätigkeit wieder aufnehmen konnte, wurde er 1944 nach Ostpreußen verlegt und überlebte nach eigenen Angaben als einziger seiner Truppe.

Nach dem Krieg entwickelte Sala 1949 bis 1952 das Mixturtrautonium und schrieb Kompositionen für den Film, vor allem für preisgekrönte Dokumentar- und Industriefilme; über 300 Produktionen dieser Art entstanden. Am bekanntesten wurde Salas Produktion für den Film Die Vögel von Alfred Hitchcock im Jahre 1963: Die angsterregenden Vogelschreie entstanden nicht in Hollywood, sondern in einem Berliner Hinterhof an Salas Trautonium, wo er ab 1958 in Charlottenburg über ein eigenes Studio verfügte.

Auch in den Edgar-Wallace-Filmen Der Fluch der gelben Schlange (1962) und Der Würger von Schloß Blackmoor (1963) erklang seine – für diese Serie eher ungewöhnliche – Filmmusik. In dem Film Anders als du und ich (§ 175) (1957) ist dazuhin Salas Instrument im Spiel zu sehen.

Am 29. Mai 1960 fand die Uraufführung Paean im Rahmen einer Ballettveranstaltung im Theater des Westens statt, zu der er zusammen mit Remi Gassmann die Musik schrieb. Sala nahm persönlich die elektronische Steuerung vor.

Doch der Ruhm Salas reduzierte sich nicht auf Vergangenes: Bis zu seinem Tode arbeitete er als Komponist in Berlin, lud gerne Musikprofessoren und andere Gäste zu sich nach Hause ein, hielt Vorträge und konzertierte, z. B. 1991 live auf der Osnabrücker KlangArt. Außerdem durfte er noch die Nachwirkungen seiner Sound-Erfindung erleben: moderne Musiker wie die Gruppe Kraftwerk, deren Gründungsmitglied Florian Schneider-Esleben das Vorwort zu einem 2000 erschienenen Bildband über Oskar Sala schrieb (Autor: Peter Badge), berufen sich auf Oskar Sala als Wegbereiter einer Musikrichtung, die von der Avantgarde den Weg in die Popularität fand. Noch 1999 wurde in Karlsruhe seine Musik live während der Sonnenfinsternis gespielt.

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Sala, der 1987 mit dem Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet worden war, starb hochgeachtet in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar 2002 in Berlin 91-jährig. Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße im Berliner Ortsteil Westend (Grablage: II-Ur 3-224). Anlässlich seines Todes änderte „Radio Jena“, das lokale Hörfunkprogramm für Ost-Thüringen, am 27. Februar 2002 sein Programm und sendete einen zuvor aufgezeichneten zweistündigen Werkstattbericht, in dem Sala am Mixtur-Trautonium noch einmal seine besten Kompositionen zu Gehör gab. Seither wird diese Sendung in Salas Geburtsland jedes Jahr an seinem Todestag wiederholt.

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Für seinen Film Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith forderte George Lucas ein Trautonium an, um darauf bestimmte auf anderen elektronischen Musikinstrumenten nicht reproduzierbare Klänge zu kreieren. Sein letztes zweimanualiges Mixturtrautonium auf Halbleiter-Basis befindet sich im Musikinstrumenten-Museum Berlin; das Instrument wurde 1998 von der Fachhochschule der Deutschen Bundespost als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Das zweite noch existierende Mixturtrautonium befindet sich im Deutschen Museum Bonn. Oskar Sala war der Letzte und Einzige, der diese Instrumente noch virtuos spielen konnte.

Sala unterrichtete nicht. Daher verschwand das Trautonium weitgehend im Museum. Seit einigen Jahren allerdings widmet sich Peter Pichler, Musiker und Künstler aus München, intensiv dem Instrument. Er spielt live auf Originalnachbauten von Salas Instrumenten sowohl die Originalkompositionen als auch neue klassische Musik und Filmmusik. (wikipedia)

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Hier eines seiner wohl raren Alben … es enthält neben einem freien Stück 5 Beispiele einer Filmmusiken aus den 60er Jahren … die Filme sind mit unbekannt, aer vermutliche gehören sie alle in den Bereich des Avantgardefilms … 

Ungewohnte schwirrende, gurgelnde, blubbernde Klänge mit einer eigentümlichen Faszination … ganz sicher nicht geeignet für den Massengeschmack.

ES wäre mal interessant zu wissen, bzw. zu erfahren, welche Querverbindungen es da zu Edgar Froese & Co. gegeben hat … denn Oskar Sala ist natürlich eine zentrale Vaterfigur de deutschen elektronichen Musik, wie sie in den 70er Jahren dann populär wurde.

 

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Besetzung:
Oskar Sala (trautorium)

Das Mixturtrautonium:
Mixturtrautonium

Titel:
01. Vier Klang-, Spiel-, und Rhythmusstudien 11.53
02. Filmmusik aus „Rummelrhythmus“ 8.53
03. Filmmusik aus „Kosseir, gestern und morgen“ 1.53
04. Filmmusik aus „Zeichnungen von Oswin“ 11.45
05. Filmmusik aus „Islamische Kleinkunst“ 7.03
06. Aus der Musik zum Fernsehspiel „Platons Gastmahl“ 4.52

Musik: Oskar Sala

LabelA

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Das Trautonium:
Trautonium01

Grab

Dieser Beitrag war nun möglich, da mir das Album von einem edlen Spender (der nicht genannt werden will) überlassen wurde. Dafür natürlich ein herzliches Dankeschön !