Egon Bahr – Wandel durch Annäherung (1963)

EgonBahrAls Egon Bahr am 19. August 2015 (er war 93 Jahre alt) verstarb überschlugen sich die Gazetten mit vielschichtigen Würdigungen dieses bedeutenden Politikers der SPD.

Und mir erscheint es sichtig, auch 5 Jahre nach seinem Tod einfach mal wieder an ihn zu erinnern. und auf seine mehr als bedeutsame Rede hinzuweisen, die er am 15. Juli 1963 auf einer Tagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing hielt:

„Wandel durch Annäherung war das Ergebnis der Tatsache, dass hier eine Mauer gebaut worden war und wir in West-Berlin festzustellen hatten, dass uns kein Mensch half, die Mauer durchlässig zu machen, geschweige denn, sie wegzubringen.“

„Wandel durch Annäherung“ hieß das politische Konzept, das den Kern der sozialliberalen Ost- und Entspannungspolitik in der Ära Brandt/Scheel bildete. Erstmals öffentlich vorgetragen hat diese Formel der SPD-Politiker Egon Bahr am 15. Juli 1963 auf einer Tagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing. Als Pressechef des Senats von Berlin beriet er damals Willy Brandt, den Regierenden Bürgermeister. Brandt und Bahr deuteten den Bau der Mauer als Zeichen der Angst und des Selbsterhaltungstriebes des SED-Regimes. In seinem Tutzinger Diskussionsbeitrag, Teil eines Streitgesprächs mit dem konservativen Publizisten Matthias Walden, sagte Bahr:

„Die Frage ist, ob es nicht Möglichkeiten gibt, diese durchaus berechtigten Sorgen dem Regime graduell so weit zu nehmen, dass auch die Auflockerung der Grenzen und der Mauer praktikabel wird, weil das Risiko erträglich ist. Das ist eine Politik, die man auf die Formel bringen könnte: Wandel durch Annäherung.“

Egon Bahr + Willy Brandt in den frühen 60er Jahren

Egon Bahr + Willy Brandt in den frühen 60er Jahren

Im Sommer 1963, zwei Jahre nach dem Mauerbau, war die Zeit reif für ein neues politisches Denken: Der amerikanische Präsident Kennedy hatte gerade seine „Strategie für den Frieden“ proklamiert, die die gemeinsamen Sicherheitsinteressen der USA und der Sowjetunion herausstellte. An die Stelle der Konfrontation sollte ein Prozess der friedlichen Veränderung treten. Während die Regierung des CDU-Kanzlers Adenauer weiter den Slogan „Keine Experimente“ propagierte, sahen die Sozialdemokraten Brandt und Bahr in Kennedys Strategie die Chance zu einer Lösung der Probleme des geteilten Deutschlands. Doch als Bahrs Tutzinger Referat unter der Überschrift „Wandel durch Annäherung“ in die Presse kam, hagelte es Kritik von allen Seiten. Die CDU befürchtete „Aufweichungstendenzen“ und verfiel auf die Formulierung „Wandel durch Anbiederung“, der Außenminister der DDR sprach von ´“Aggression auf Filzlatschen“. Auch Teile der SPD kritisierten Brandts Pressechef.

Egon Bahr: „Nicht vergessen kann ich natürlich die schöne Formulierung von Herbert Wehner: ‚Dies ist bahrer Unsinn!’ Mit ‚h’ geschrieben. Eine gewisse Genugtuung ist natürlich, dass das, was ich dort geschrieben habe, ein paar Jahre später Politik der sozialliberalen Regierung wurde. Es war noch kein Programm, sondern es war die Methodik, dem Osten nicht den Rücken zuzudrehen, sondern sich ihm zuzuwenden.“

EgonBahr2Das Modell der späteren sozialliberalen Entspannungspolitik wurde im geteilten Berlin Ende 1963 erstmals konkret. Der Senat verhandelte mit der östlichen Seite über Besuchsmöglichkeiten für West-Berliner.

„Dann ist daraus zunächst einmal nichts anderes geworden als Passierscheine – für eine begrenzte Zeit über Weihnachten und Neujahr und mit einem riesigen Andrang.“

1,2 Millionen Berliner strömten nach dem Passierscheinabkommen in den Osten der Stadt. Die SED hatte mit 30.000 gerechnet. In den Reihen der CDU aber grassierte weiter die Angst vor diesem „Wandel durch Annäherung“. – Egon Bahr beschrieb das so:

„Wenn man einmal mit denen in Ost-Berlin redet, dann begibt man sich auf die schiefe Ebene. Und am Ende wird der Verlust West-Berlins stehen.“

Was mit dem Passierscheinabkommen zwischen West- und Ost-Berlin begann, das setzte die sozialliberale Koalition aus SPD und FDP ab 1969 mit ihrer Ostpolitik fort. Gegen den erbitterten Widerstand von CDU/CSU erkannte die Regierung Brandt/Scheel den Status quo in Europa an. In Abkommen mit Moskau, Warschau und Prag verzichtete sie auf Gewalt. Mit der DDR einigte man sich auf einen Grundlagenvertrag. Er führte 1973 zur Aufnahme der beiden deutschen Staaten in die UNO. Nicht ganz zwei Jahrzehnte später stand trotz des Wettrüstens zwischen Ost- und West – Stichwort: „Raketenschach“ – am Ende dieses „Wandels durch Annäherung“ die Auflösung der Sowjetunion.

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Egon Bahr: „Ich glaube, dass der äußere Druck und die Reduzierung des Gewichts der Ideologie, beide dazu beigetragen haben, dass das Ding gewaltfrei implodierte und plötzlich verschwand.“ (Wolfgang Stenke; Deutschlandfunk)

Ich denke mal, es ist mittlerweile unbestritten, dass dieser visionäre Ansatz, der dann in die „neue deutsche Ostpolitik“ mündete, der entscheidende Impuls war, der dann viele, viele Jahre später dazu führte, dass die Ära des kalten Krieges zu Ende ging.

Und denke ich an die Zeit der ersten sozial-liberalen Koalition, so vergleiche ich heute das Duo Willy Brandt/EgonBahr mit den Fußballtrainern der deutschen Nationalmannschaft 2006, also mit Jürgen Klinsmann und Jogi Löw.

Willy Brandt war der Motivator, der den Menschen auch die neue Perspektive vermitteln konnte, Egon Bahr war der Mann im Hintergrund und nicht zu unrecht heißt es ja auch, dass er der Architekt die neuen deutschen Ostpolitik war.

Ich verneige mich vor einem Mann, der unser Leben derart entscheidend geprägt hat.

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Und hier gibt es seine „Tutzinger Rede“ zum Nachlesen:

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Alfred Weitnauer + Eberhard Neef – Sängers Fluch und andere sehr schöne Balladen auf gut schwäbisch (1963)

SängersFluch01AUnd jetzt mal was für die Freunde des schwäbischen Humors, des schwäbischen Dialekts und natürlich erst recht für alle Schwaben, die sich hier in diesem blog tummeln.

Der gebürtige Kemptener besucht die dortige Oberrealschule und macht sein Abitur 1925 in München. Dort studiert er auf väterlichen Wunsch Volkswirtschaft und promoviert 1929 über den Handel bei den Fuggern zum Doktor der Staatswissenschaften. Weitnauer beginnt ein Volontariat in der Wirtschaftsredaktion des Berliner Lokalanzeigers, gleichzeitig studiert er in Berlin und Würzburg Geschichte, Paläographie sowie Kunstgeschichte. 1931 promoviert er erneut mit einer Arbeit über die Kriegslasten der Reichsstadt Kempten während des Dreißigjährigen Krieges zum Doktor der Philosophie.

Weitnauer ist für das internationale Preisforschungsinstitut der Rockefeller-Stiftung tätig; nach deren Auflösung durch das Hitler-Regime 1935 wird er vom Präsidenten des Schwäbischen Kreistages zum ersten Heimatpfleger für das südliche Schwaben berufen. Um verbeamtet zu werden, tritt Weitnauer in die NSDAP ein. Obwohl er weder Anhänger der Blut-und-Boden-Ideologie noch Antisemit ist, versucht er Vorzüge aus dem Regime für sich zu ziehen. Nach dem Militärdienst (1939-1943) ist er mit der Organisation und Durchführung einer großangelegten Bergungsaktion von Kunstwerken aus Museen und Kirchen West- und Südwestdeutschlands betraut (1943-1945). 1945 ist er als Heimatpfleger für Gesamtschwaben zuständig, eine Tätigkeit, die er bis zu seinem Ruhestand 1970 ausübt.

Seit 1948 Mitglied der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, wird Alfred Weitnauer in den Folgejahren mehrfach ausgezeichnet und Vorsitzender mehrerer Heimatvereine (1945-1965: Vorsitzender des Heimatbundes Allgäu; 1960-1974: stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege). Für seine Verdienste erhält Weitnauer den Bayerischen Verdienstorden (1959), den Bayerischen Poetentaler (1961) und das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. 1973 wird er zudem Ehrenbürger seiner Heimatstadt Kempten.

Während seiner Tätigkeit als Heimatpfleger gehen von ihm zahlreiche Initiativen und Impulse aus. Ebenso umfänglich sind seine Publikationen als Schriftsteller und Verleger. Sein Hauptwerk ist die Allgäuer Chronik in fünf Bänden (1969-1972), die von dem Kemptener Grafiker Heinz Schubert (1912-2001) illustriert wird. Seine Bücher Auch Schwaben sind Menschen, Bei uns im Allgäu, Lachendes Allgäu, Allgäuer Sprüche und Schönes Allgäu von A – Z erleben immer wieder neue Auflagen. Trauer über den Verlust alter Werte und Traditionen schwingen in Weitnauers Schriften dennoch mit, so, als er im Kino „göttlichen Kult“, im Sport den „neuen Baal“ und in Skiflugschanzen „neue Altäre“ sieht.

Über Jahrzehnte hinweg prägend und tonangebend sind Weitnauers Mundartdichtungen. Den Intellekt betonen seine Klassikerparodien und die Allgäuer Sprüche, dagegen fallen seine Versle aus dem Schwabengau (1946), 240 Vierzeiler im Stile altbayerischer Schnaderhüpfl, manchmal derb aus. Adolf Layer schreibt: „Weitnauer übertrug Homers Epen in die Sprache der Allgäuer, wie schon Hugo Kittinger vor ihm parodierte er Des Sängers Fluch von Uhland und bekannte Balladen von Schiller, Goethe und Gustav Schwab. […] Mitunter erinnern seine Schöpfungen, etwa die nach Sebastian Sailer dramatisierten biblischen Stücke, an eine Mischung von Sailer und Nestroy […]“.

Sein Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Kempten. (Peter Czoi)

Ich fand weder ein Foto von Alfred Weitnauer noch von  Eberhard Neef (und das ist ne Schande !) .. nur dieses Grabfoto bei wikipedia

Ich fand weder ein Foto von Alfred Weitnauer noch von Eberhard Neef (und das ist ne Schande !) .. nur dieses Grabfoto bei wikipedia

Und hier kann man nun nachlesen, wie sich das anfühlt wenn einer wie Alfred Weitnauer „Uhland und bekannte Balladen von Schiller, Goethe und Gustav Schwab“ parodiert und sich dabei des schwäbischen Dialektes bedient.

Ich sag da nur: köstlich, köstlich, köstlich.

Und als Sahnehäubchen empfehle ich die Illustrationen von Eberhard Neef (* 17. November 1915 in Stuttgart; † 20. Januar 2003 in Immenstadt), Karikaturist z. B. für den Allgäuer Heimatkalender) … der Neef hatte es wirklich drauf ! (Achtung:Geheimtipp !)

Wie üblich, ein paar Eindrücke von diesem Büchlein (54 Seiten) bevor es dann zu Präsentation geht:

SängersFluch07ASängersFluch21ASängersFluch23ASängersFluch06ASängersFluch33AImpressum
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Karl-Heinz Wocker + Claus Heinrich Meyer – Lernt Rheinisch mit Konrad Adenauer (1963)

FrontCover1Hier eine Schallplatte, die einen schon ein wenig verwundern kann: „Lernt Rheinisch mit Konrad Adenauer“:

Das Vergnügen ist allerdings besonders hoch, wenn man sich noch daran erinnert, wer Konrad Adenauer war. von daher wendet sich dieser Beitrag vorrangig an die reifere Jugend unter die blog-Lesern.

Seine rheinische Herkunft hat er nie verleugnet. Deutlich war zu hören, dass Hochdeutsch für ihn eine Fremdsprache war. Trotzdem hat er Karriere gemacht bis an die Spitze der bundesdeutschen Regierung. Von 1949 bis 1963 war Konrad Adenauer Bundeskanzler.
„Lernt Rheinisch mit Konrad Adenauer“ ist nicht nur eine Aufforderung zum Erwerb dieser grandiosen Sprache des einstigen Kanzlers, sondern zugleich auch der Titel eines kabarettistischen Sprachkurses. 43 Minuten lang verdeutlicht Adenauer anhand von Beispielen aus seinen Reden, wie das Kanzler-Rheinisch sich – je nach Gelegenheit mal mit mehr, mal mit weniger „Knubbellen“ – äußert. Denn eigentlich war Adenauers Idiom kein reines Rheinisch, sondern das in seiner Heimat recht gebräuchliche „Hochdeutsch mit Knubbellen“.
KonradAdenauerGelegenheit machte beim ersten Kanzler der Bundesrepublik aus einem rheinischen „J“ dann mitunter doch schon mal ein hochdeutsches „G“. Schließlich wäre es ja eine hochnotpeinliche Beleidigung gewesen, hätte Adenauer den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle zu einem „De Johl“ gemacht. Was das für diplomatische Verstrickungen nach sich gezogen hätte, war dem Kanzler völlig klar. So gelang ihm dann mitunter auch ein „G“, wenn es ihm nur wichtig genug war.
Den Feinheiten seines diplomatischen Gespürs für die jeweils korrekte Aussprache spüren Klaus H. Meyer und Karl-Heinz Wocker feinsinnig in ihrem Hörbuch nach. Erstmals ist es im Jahr 1963 auf Schallplatte erschienen.
In sieben Kapiteln führen die Autoren den Hörer an Adenauers Sprache heran. Feinsinnig vermitteln sie die Feinheiten seiner Betonung, seiner Aussprache und nicht zuletzt der rheinischen Jröße des juten Mannes.
Herausgekommen ist eine nette kleine Hommage an den Kanzler und seine Muttersprache. Wer sich an Adenauer erinnert, der mag sich auch an dieser Aufnahme ergötzen. Wer ihn aber aufgrund geringeren Alters nicht im Ohr hat, der sollte ganz besonders gut hinhören (Quelle: hoerbuchtipps.de)

Dieses Hörbuch ist nicht nur feinsinnig, sondern auch mit einer feinen Prise Spott ausgestattet. Das geht damit los, dass der Lieblingsmarsch des Kanzlers auf eine fiependen Kirmes-Orgel gespielt wird.

Und man weist am Ende der LP auch recht despektierlich darauf hin, dass man sich nun mit dem baldigen Kanzler a.D. beschäftigt habe.

Eigentlich hätte das auch ne „pardon“ Scheibe sein können …

KonradAdenauer2Sprecher:
Konrad Adenauer
Hans Daniel
Karl-Heinz Wocker

BackCover1Titel:
01. Hoch- und Deutschmeister Marsch (Ertl) 0.20
02. Lektion 1: Die Vokale und die Konsonanten 8.23
03. Lektion 2: Grammatische Formen 8.03
04. Lektion 3: Die Eigennamen 6.40
05. Lektion 4: Der einfache Satz 5.39
06. Lektion 5: Der komplizierte Satz 7.43
07. Lektion 6: Intonation und Sprachmelodie 6.01
08. Lektion 7: Eine kleine kanzlerrheinische Geschichte 4.12

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Rudolf Maerker – 100 Jahre Sozialdemokratische Partei (1963)

FrontCover1Da fiel mir neulich ein wahrlich seltener Fund in die Hände:

Zum hundertjährigen Bestehen der Sozialdemokratische Partei Deutschland“ (SPD) erschien bei der „Quadriga-Ton-Gesellschaft mbh; Frankfurt/.“ eine Hörplatte zur Geschichte dieser Partei. Und nicht zu unrecht, heißt es dann auch „Ein Jahrhundert deutscher Geschichte“, denn natürlich ist die deutsche Geschichte nicht ohne die Sozialdemokratie zu verstehen.

Und ja, auch ich war mal ein aktiver Sozialdemokrat und auch wenn ich mich diesbezüglich politisch verändert habe, so hat die SPD schon noch einen Platz in meinem Herzen. Und deshalb liegt mir dieses Tondokument schon irgendwie am Herzen.

Und hört man sich die Geschichte Deutschlands von den Jahren 1863 – 1963 in diesem 54minütigem Zeitdokumentan  kann es einen mehr als einmal frösteln, angesichts all der schrecklichen Kämpfe nicht nur für soziale Gerechtigkeit, sondern insbesondere für den Frieden, der Deutschland durch die zwei Weltkriege nachhaltig prägte.

Von besonderem Interesse sind natürlich all die akustischen Originaldokumente. So kommen zu Wort:

Philipp Scheidemann – Friedrich Ebert – Gustav Noske – Wilhelm Pieck – Hermann Müller – Rudolf Breitscheid – Gustav Stresemann – Kurt Schumacher – Ernst Lemmer – Josef Goebbels – Paul Löbe – Walter Ulbricht – Hermann Göring – Otto Wels – Roland Freisler – Ernst Reuter – Karl Littke – Walter Kolb – Erich Ollenhauer – Willy Brandt

Nicht verwunderlich, dass keine einzige Frau darunter ist.

Philipp Scheidemann

Philipp Scheidemann

Dieses bemerkenswerte Dokument wurde von Rudolf Maerker erstellt. Und wenn ich mich nicht arg täusche, spielte dieser Rudolf Maerker dann etliche Jahre später eine mehr als dubiose Rolle:

Rudolf Maerker (* 7. September 1927; † 24. November 1987 in Bonn) war ein deutscher Journalist, Politiker und Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Maerker zunächst im Rheinland Mitglied der FDJ und der KPD. 1948 zog er nach Ost-Berlin und war Mitarbeiter beim Deutschlandsender. 1952 flüchtete Maerker nach West-Berlin, war Mitglied der SPD und Mitarbeiter beim Ostbüro der SPD. Nach seinem Umzug nach Bonn arbeitete er zunächst als Angestellter des SPD-Parteivorstandes, später als freier Journalist für die „Ost-West-Redaktion“ des Deutschlandfunks.

Maerker schrieb bevorzugt DDR-Kritisches. 1978 stufte die Stasi-Hauptabteilung XX, die über seine Tätigkeit als IM für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) nicht informiert war, seine Artikel als „hetzerisch“ und „gegen die marxistisch-leninistische Weltanschauung“ gerichtet.

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Rudolf Maerker

Von 1967 bis 1986 war er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bonn. Maerker galt als Vertreter des linken Flügels und Vertrauter von Willy Brandt und Herbert Wehner.

Als IM „Max“ war Maerker seit Oktober 1968 bis zu seinem Tode unter der Registriernummer XV/1628/68 für die HVA des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR tätig. Er lieferte überwiegend Berichte über die SPD-Führung. Diese Informationen wurden von der Stasi der höchsten Kategorie, „A“ (zuverlässig) zugeordnet. (Quelle: wikipedia)

Da kommt man schon ins grübeln, hört man doch diesen Rudolf Maerker auf dieser LP engagiert über all die Attacken der KPD auf die SPD zu beklagen und dann das …

Ein ambitionierter Sammler namens Norbert Schnitzler hat diverses zur deutschen Geschichte zusammengetragen und da ist dann auch ein interessanter Beitrag über Rudolf Maerker zu finden (ich habe ihn als pdf Datei mit ins Päckchen gepackt).

Jetzt mal unabhängig von dieser irgendwie unglaublichen Randbemerkung. Auch wenn die LP gelegentliche akustische Beeinträchtigungen bietet, habe ich mich dennoch für diese Präsentation entschieden, denn: sie ist  wohl ein sehr rares Exemplar aus dem Bereich der „politischen Schallplatte.

Tja … und dann wendet man den Kopf zur Gegenwart … SPD … was ist nur aus dir geworden …

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Sprecher:
Rudolf Maerker

Booklet1

Titel:
01. Ein Jahrhundert Deutscher Geschichte 1863 Bis 1963 (Teil 1): Von der Gründung zur Weimarer Republik 27.51
02. Ein Jahrhundert Deutscher Geschichte 1863 Bis 1963 (Teil 2): Von der Weimarer Republik zum Godesberger Grundsatzprogarmm 27.07

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Loriot – Nimm´s leicht (1963 /1973)

NimmsLeicht_01AEin weiteres Schmankerl aus dem prallen Lebenswerk des Loriot:

„Schon beim flüchtigen Durchblättern dieses Bildbandes wird der Betrachter auf Darstellungen stoßen, die ihm seltsam vertraut sind … #Das erste Blatt, ein Knoten im linken Bundesbahngleis zwischen Celle und Lüneburg, beleuchtet einen ärgerlichen Zwischenfall, der, obwohl ungewöhnlich anmutend, fast täglich zur Verstimmung westdeutscher Streckenwärter führt.

Auch alle folgenden Beispiele sind aus dem Leben gegriffen und aus einem Personenkreis, dr für westdeutsche Verhältnisse als repräsentativ angesehen werden kann“ (Klappentext)

Nicht immer wird Loirot´s Humor verstanden bzw. geschätzt, wie folgender Leserbrief auf lovelybooks.de zeigt:

„Den Humor verstehe ich nicht immer, aber das ist auch nicht verwunderlich, da ich viele sarkastische Witze nicht so verstehe. Nicht immer geht es darum, dem Leser ein Lächeln zu entziehen, sondern darum, vertraut, bekannte Situationen vom Alltag jeder Person noch ein mal in Erinnerung zu rufen, um etwas darüber zu grübeln. Der Effekt: „Ach, das kenne ich! “

Ich seh das natürlich ganz anders. Und dieses Büchlein lenkt den Blick auf auf eine „andere Seite“ von Loriot:

AlternativesFrontCoverLoriot hat sich nicht nur als legendärer Unterhalter einen Namen gemacht. Vor allem zu Beginn seiner Karriere war er als Werbegrafiker aktiv. ie meisten Werbeaufträge nahm Loriot in den Jahren nach 1955 an. So arbeitete er unter anderem für die Tabakmarke Stanwell, für Paderborner Bier, für Agfa und für Scharlachberg.

Und der damalige Scharlachberg-Slogang lautet eben „Nimm´s leicht“ … von daher ist dieses Buch quasi ne Zeitverwertung seine damaligen Karikaturen für Schalarchberg.

Das Buch erschien erstmalig 1963, meine Ausgabe ist dann die 6. Ausgabe (76.-91. Tausend) aus dem Jahre 1973.

Bevor´s zur Präsentation geht noch 2 Gedanken aus der „Welt“, denen ich mit sehr gerne anschließe:

„Von-Bülow-Loriot versöhnte die Deutschen mit sich selbst. Nicht nur, dass er sie ausnahmslos alle auf irgendeine Art erreichte und zum Lachen brachte – er trat auch den Beweis an, dass das Deutsche per se irgendwie verschroben-sympathisch, ja sogar auf feinsinnige Art sturzkomisch sein kann. Eine Erfahrung, die nach zwei Weltkriegen und einer menschenverachtenden Diktatur für viele dann doch eher überraschend war. “

„Kaum auszudenken, was mit einer Gesellschaft geschehen soll, die sich irgendwann nicht mehr an Vicco von Bülow und sein erhabenes Werk erinnert . Wir müssen es in aller Deutlichkeit und in Anlehnung an ein großes Lob des Mopses an dieser Stelle sagen: Ein Leben ohne Loriot ist möglich, aber sinnlos.“

Hier ein paar Beispiele zum erinnern und dann geht´s – wie gewohnt – zur Präsentation:

 

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NimmsLeicht_08A
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NimmsLeicht_20A
NimmsLeicht_30A
NimmsLeicht_33A

 

Das Büchlein ohne Schutzhülle

Das Büchlein ohne Schutzhülle

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Scharlachberg-Werbung

Scharlachberg-Werbung

Franz Josef Degenhardt – Zwischen null Uhr null und Mitternacht – Baenkel-Songs – Das Liedheft (1963)

TitelUnd nun, wie vorhin angekündigt … das Original Liedheft zum Debütalbum „Zwischen Null Uhr Null und Mitternacht – Baenkel-Songs“ aus dem Jahr 1963.

Auch wenn ich vorhin geschrieben habe, dass es sich bei diesem Album um einen ganz besonders poetischen Franz-Josef Degenhardt handelt … man lasse sich da nicht täuschen …

Auch dieser Degenhardt war schon subversiv und spöttisch hinterfragte er all die bürgerlichen Lebensfassaden … all die bürgerlichen Lebenslügen …

Und als ich mich heute inensiver mit dieser LP beschäftigte, da fragte ich mich immer wieder … welche Menschen denn damals diese LP gekauft haben … die Tatsache, dass eigens dieses Liedheft auch noch veröffentlicht wurde, zeigt ja wohl, dass es dafür bereits 1963 einen Markt dafür gab …

Für jene Lieder mit all den feinen Zwischentönen …

Hier kann man sie nachlesen und vielleicht auch mal die Gitarre zur Hand nehmen …

Beispiel01

Beispiel02

Beispiel03

Beispiel05

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Beispiel07

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