Biss (Straßenmagazin) – September 2023

TitelJetzt drängt es mich wieder mal dazu, über dieses großartige Projekt berichten und zwar über das Projekt BISS aus München. BISS steht für „Bürger in sozialen Schwierigkeiten“. Und das ist die Geschichte von BISS.
BISS ist ein Zeitungsprojekt, das Bürgern in sozialen Schwierigkeiten hilft, sich selbst zu helfen.

Das BISS-Magazin ist die älteste und mit einer monatlichen Auflage von zirka 38.000 Exemplaren eine der erfolgreichsten Straßenzeitungen Deutschlands. Vom Verkaufspreis, derzeit 2,20 Euro, behält der Verkäufer 1,10 Euro. Die Zeitschrift versteht sich auch als Lobby für gesellschaftlich benachteiligte Gruppen. Sie möchte ein Bewusstsein schaffen für die Belange obdachloser und armer Menschen. Eine schlanke, professionelle Redaktion stellt das Magazin her, das von armen, obdachlosen und ehemals obdachlosen Menschen auf der Straße verkauft wird. Die Zeitschrift ist Mittel zum Zweck. Das heißt, ihr Budget wird klein gehalten, denn Geld soll hauptsächlich den Verkäufern zu Gute kommen.

Über 100 Verkäuferinnen und Verkäufer bringen die BISS an die Leser. BISS-Verkäufer kann nur werden, wer bedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB) ist. Die Bedürftigkeit wird von BISS geprüft. Dem Verkäufer erschließen sich durch den Verkauf mehrere Möglichkeiten. Er kann sich ein Zubrot zu seiner Sozialhilfe oder zur Grundsicherung verdienen (in diesem Fall ist sein Verkaufskontingent  beschränkt). Er kann auch nur von seiner Arbeit bei BISS leben. Ist er in der Lage, regelmäßig mindestens 400 Exemplare der Zeitschrift zu verkaufen, kann er fest angestellt werden (auch in Teilzeit).

Neben dem Arbeitsangebot geht BISS auch die Entschuldung des Verkäufers und seine gesundheitliche Sanierung an. Beim Erstbezug einer Wohnung stellt ihm BISS Geld zur Finanzierung der Erstausstattung zur Verfügung.

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Verkäufer, die sich auch in der Zeitschrift engagieren möchten, haben die Möglichkeit, in die BISS-Schreibwerkstatt zu gehen. Einmal in der Woche bringen sie mit Hilfe zweier Journalisten ihre Gedanken und Ansichten zu Papier. Unter der gleichnamigen Rubrik werden die Texte dann veröffentlicht. Durch diese Texte ist BISS in der Münchner Medienlandschaft einzigartig, denn relativ ungefilterte Beiträge von bedürftigen oder armen Menschen gibt es nur in der BISS.

Der gemeinnützige und gleichnamige Verein, der die Zeitschrift herausgibt, hat Ziele, die die Verkäufer betreffen, festgeschrieben: Der Verkauf der Zeitschrift soll Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Der Verkäufer verdient dadurch nicht nur Geld. Die regelmäßige Tätigkeit strukturiert seinen Tag, und er hat die Möglichkeit, Kontakte zu seinen Kunden zu knüpfen. Durch die kontinuierliche persönliche Betreuung, die sich daraus ergibt, wird das Selbstwertgefühl der Verkäufer gestärkt, ihnen wird somit ein schrittweiser Austritt aus ihrer Isolation, Armut und Ausgrenzung ermöglicht. Durch Öffentlichkeitsarbeit wie Diskussionsrunden und Vorträge in Schulen möchte der Verein die Gesellschaft aufklären und sie für Menschen in sozialen Notlagen sensibilisieren.

Das Projekt BISS nützt das professionelle und noch immer engmaschige Hilfesystem der Stadt München auch für seine Verkäufer. Für notwendige Vorarbeiten und Abklärungen sowie für besonders komplizierte Fälle, hat BISS einen Sozialarbeiter auf Teilzeitbasis angestellt. Beim Kauf einer Zeitschrift ergibt sich die Möglichkeit zur unverbindlichen Kontaktaufnahme. Wenn es einen Käufer interessiert, kann er mehr über das Leben eines BISS-Verkäufers erfahren und entdecken, wie er helfen kann. BISS funktioniert, weil es in der Lage ist, die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kräfte zu bündeln. Münchner Bürger, Unternehmen, Werbeagenturen, Kirchenleute und Stiftungen tragen zum Erfolg des Projekts bei.

BISSVerkäuferBISS erhält keine öffentlichen Gelder, sondern finanziert sich durch den Verkauf der Zeitschrift und der Anzeigen. Damit werden die Herstellungskosten des Magazins inklusive der Honorare, die Gehälter des Fachpersonals und die Betriebskosten bezahlt. Bußgelder, die BISS – wie anderen sozialen Einrichtungen in Bayern – sporadisch  von Richtern und Staatsanwälten zugesprochen werden, dienen, soweit notwendig, ebenfalls der Finanzierung des Geschäftsbereichs. Alle Spenden werden nur für Bürger in sozialen Schwierigkeiten eingesetzt.

Die Idee Straßenzeitung kommt ursprünglich aus Amerika. BISS kam am 17. Oktober 1993 als erste Straßenzeitschrift in Deutschland auf den Markt. Mittlerweile gibt es hierzulande über dreißig mehr oder weniger ähnliche Projekte. Seit Bestehen dieser Straßenzeitungen diskutieren die Macher darüber, welches Konzept das richtige ist: Sollen Verkäufer in alle Produktionsschritte der Zeitschrift eingebunden sein, oder genügt es, wenn sie eine von Profis hergestellte Zeitschrift verkaufen und sich damit neue Perspektiven (nicht nur) auf dem Arbeitsmarkt eröffnen. BISS hat sich für einen Mittelweg entschieden und bindet die Verkäufer durch die Schreibwerkstatt und die Stadtführungen so weit wie möglich ein. Der Erfolg zeigt, dass es eine richtige Entscheidung war.

BISS begann mit null Mark und viel Mut. Ohne eine große Organisation im Rücken gelang es dem gleichnamigen Interessenkreis, etwas Konkretes gegen Armut und Obdachlosigkeit zu tun. Der Interessenkreis bestand aus Journalisten, Sozialarbeitern, Layoutern, Kirchenleuten und obdachlosen Menschen. Durch glückliche Zufälle: Es fanden sich immer die richtigen Mitstreiter zum richtigen Zeitpunkt. Und durch die Unterstützung aller, die sich für diese Idee begeistern können, hat sich BISS zu dem entwickelt, was es ist: eine der wenigen Chancen für Menschen, die die Gesellschaft in puncto Arbeit aufgegeben hatte. (Quelle: biss-magazin.de)

Was man noch wissen sollte:

DenningerMooshammer

Ohne eine Hildegard Denninger, die BISS gründete, wäre dieses Projekt nicht denkbar, sie war für viele, viele Jahre die Seele von BISS und …

… man glaubt es kaum, der schrille Paradiesvogel und Modezar war zeitlebens ein wesentlicher und bedeutender Förderer und Unterstützer von BISS … man glaubt es kaum, aber kennt man die Biographie von Mooshammer, dann wundert das einen nicht wirklich.

Jetzt mal eine ziemlich aktuelle Ausgabe (September 2023, 32 Seiten)  – da war die Frau Denninger allerdings lange schon in Rente.

Und wieder einmal bin ich begeistert von diesem Heft !

Und das sind die Themen:

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Hass und Hetze im Internet:
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Nobel, nobel, das Auktionshaus „Karl & Faber“ veranstaltete ne Auktion:
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Ich durfte ihn beruflich kennenlernen … er war ein großartiger Mensch:
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Die Rückseite des Heftes:
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Mehr BISS in diesem Blog:
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Pro Zukunft (Buchmagazin für zukunftsweisende Debatten) – Nr. 2 (2023)

TitelEine ziemlich außergewöhnliche Zeitschrift:

Das Buchmagazin pro zukunft wurde 1987 vom Journalisten und Zukunftsforscher Robert Jungk (1913-1994) gegründet und wird seitdem vierteljährlich von der gemeinnützigen Bildungseinrichtung Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg herausgegeben.

Das Magazin

In Form von Buchbesprechungen informiert das Magazin über Neuveröffentlichungen aus dem Sachbuchbereich. In jeder Ausgabe werden über 30 Publikationen vorgestellt. Das Ziel: Kompakte Wissensvermittlung, die als Inspiration für zukunftsweisende Debatten dient. Ein digitales Kennenlernexemplar gibt es hier.

Das Team

Das ständige Redaktionsteam besteht aus den Teammitgliedern der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, Chefredakteurin ist Katharina Kiening. Zahlreiche Gastbeiträge ergänzen den Inhalt jeder Ausgabe.

Ganz frühe Ausgaben des „pro zukunft“ Magazins:
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Bezugsmöglichkeiten

Das Magazin kann als Printausgabe abonniert werden. Digital ist es über die App „pro zukunft digital“ oder gängige Onlinekioske zu beziehen. Der Zugriff auf aktuelle Ausgaben ist kostenpflichtig, um einen kleinen Teil der Produktionskosten zu decken.

Open Access

Als gemeinnützige Organisation möchten wir den freien Zugang zu Wissen ermöglichen. Alle Rezensionen werden daher nach und nach auf dieser Website und in der genannten App kostenlos zur Verfügung gestellt. (Selbstdarstellung)

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Hier die zweite Ausgabe des Jahres 2023:

Und ich fand das Heft (32 Seiten) so richtig spannend … hatte manchmal meine Zweifel, ob all die theoretischen Erkenntnisse sich auch wirklich in praktische Politik umwandeln lassen könnte und habe noch mehr bedauert, dass ein Tag nicht 48 Stunden hat !

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Die Rückseite des Heftes:
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Mein herzlicher Dank geht wieder mal an die Graugans, die für mich ihre Schatulle aus ihrem unerschöpflichen Fundus von Zeitschriften geöffnet hat … vielen Dank !!!

Die Website von „pro zukunft“:
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Theater … und so sofort – Entweder … oder – Eine komödiantische Farce von Jean-Claude Grumberg (Programmheft) (2023)

TitelNicht dass man denkt, ich würde nur im „Gestern“ leben … hier das Programmheft (20 Seiten) einer kleiner Theaterbühne aus München zu dem Stück „Entweder … oder – Eine komödiantische Farce“ von Jean-Claude Grumberg (Regie: Heiko Dietz) … Premiere am 15.04.2023.

Und darum geht´s:

Zwei Nachbarn begegnen sich im Treppenhaus. Ihr Kontakt beschränkte sich bislang auf den flüchtigen Austausch von Höflichkeitsfloskeln.
Von seiner Ehefrau „beauftragt“, stellt der Nachbar von oben dem von unten die entscheidende erste Frage: „Sind Sie Jude?“
Diese Frage wird in diesem flotten, humorvollen Theaterabend, eine Lawine von weiteren Fragen ins Rollen bringen.

In neun kurzen Bildern kommen die beiden vom Hundertsten ins Tausendste, von Beschneidung und Essensgewohnheiten über Geldgier bis hin zur Palästinenserfrage. Dabei entstehen spaßige Missverständnisse.
Mehr und mehr werden antisemitische Vorurteile sowie allgemeine Binsenwahrheiten sabotiert und eindeutige identitäre Zuordnungen mit Witz und Humor unterlaufen. Aufkeimende Freundschaft wechselt sich mit launischer Feindschaft ab.
Kann der geplante gesellige Aperitif mit den Ehefrauen schließlich stattfinden?
Werden die beiden Nachbarn endgültige Antworten auf die Gretchenfrage finden?
Oder werden sich immer neue auftun?

Entwaffnend klug, ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit viel Witz und Weisheit begleitet der Autor das Publikum durch ein Thema, das wohl nie an Brisanz verlieren wird. (Pressetext)

Jean-Claude Grumberg

„(Das Stück) ist eine Entdeckung, es ist nun am Theater … und so fort zu sehen. Eine ungeheuer witzige, kluge Farce. Es braucht nur die zwei Nachbarn, A und B. Konrad Adams spielt A, ein scheues Mann-Gebirge, Cordhose, weißes Hemd; in dessen Tasche ein Notizblock, an einem Gummizug an der Hose stets griffbereit ein Bleistift. Heiko Dietz ist B, bisschen schicker, weltmännischer, lächelnd skeptisch. Außer den beiden braucht Regisseur Jörg Schur nur ein paar Treppenstufen, das Geräusch des Aufzugs. (…) Das Ganze vollzieht sich mit Aberwitz, Rasanz und Genauigkeit, ein großer Spaß über Vorurteile und deren Umdrehung.“ (Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung)

„Zwei begeisternde Mimen, zwei authentische, wahrhaftige Schauspieler im imaginären Treppenhaus…, eigentlich drei, denn „meine Frau“ – war‘s nun die Frau von A oder B? – ist in allen Szenen präsent. Fühlbar! Exzellent Konrad Adams mit seiner Frau und Heiko Dietz. Großes Theater auf minimalistischer Bühne. Bravo ! Die Protagonisten nehmen das Publikum mit auf eine pausenlose, kurvenreiche 80-minütige Achterbahnfahrt, 80 kurzweilige Minuten en suite Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (als hätte Christian Dietrich Grabbe den Titel entliehen), man ist amüsiert, ist erheitert, lacht lauthals, prustet vor Lachen, obwohl man geziemend bestürzt sein sollte, das Lachen im Halse steckenbleiben müsste, man eher weinen sollte in der schnurrig-lakonischen, gescheiten Inszenierung. Danke!“
(Werner Thate)

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Seit geraumer Zeit besuche ich – angestachelt durch mein Eheweib – öfters mal ein Theaterstück. Dieses habe ich allerdings gar nicht gesehen, aber durch meine Fee kam ich an dieses Programmheft (sie weiß ja auch, was mich interessiert).

Sie selbst fand das Stück, „durchaus amüsant, am Ende dann allerdings eher flach“.

Wie auch immer: Dieser Beitrag ist eine Hommage an all die kleinen Theaterbühnen dieser Republik, die all den Widrigkeiten (ich sag da nur Corona mit all den notwendigen Restriktionen)zum Trotz ihr Fähnlein weiterhin nach oben halten.

Und dann wundert mich noch, dass ein solches Stück heute noch aufgeführt werden kann (denke ich da nur an das „Theater“ mit dem Stück „Vögel“ vom Metropoltheater München, aber das wäre mal einen eigenen Beitrag wert).

Und ansonsten gilt für mich weiterhin: Soll jeder glauben was er will, Hauptsache man lässt mich mit dem religiösen Quatsch in Ruhe.

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Die Rückseite des Programmheftes:
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Die offizielle Website des Theaters:
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