Verschiedene Interpreten – Klangdenkmal für die Opfer des Holocaust (2004)

FrontCover1Ganz sicher eins der ambitioniertesten Musikprojekte der letzten Jahre. Ganz sicher ein Projekt von besonderer Güte aber auch ganz sicher ein Album mit schwer verdaulicher Kost:

26 Variationen zu einem Thema, über das man sich verbal nur schwer äußern kann. Die Unfassbarkeit und Dimension des Holocaust lässt sich zwar mit Fakten, Daten und Zahlen beschreiben, aber das Leid der Opfer, das Bedauern des Geschehenen, die Konsequenz – auch oder gerade -für das eigene Leben ist schwer zu „fassen“. Vielleicht gibt es gerade auch deshalb Musik, denn sie ist „Sprache wo Sprache endet“ (R. M. Rilke) und gibt uns die Möglichkeit, ohne verbale Rahmen Gefühl und Ratio zu verbinden, Trauer und Hoffnung ineinander fließen zu lassen und der Opfer auf diese Weise in besonderer Art zu gedenken.

„Das Klangdenkmal für die Opfer des Holocaust“ haben 27 Komponisten des Deutschen Komponistenverbandes „gebaut“. Das Projekt wurde 1999 nach einem einstimmigen Beschluss im Landesverband Berlin gestartet. Komponisten unterschiedlichster Generationen und künstlerischer Herkunft beteiligten sich. Ausgangspunkt war das Thema eines Liedes von Coco Schumann. Er wurde als Sohn einer jüdischen Mutter verfolgt, in die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Dachau deportiert, überlebte und steht heute noch als Musiker auf der Bühne. Das Thema seiner Komposition wurde für die Besetzung eines Streichquartetts bearbeitet und in alphabetischer Reihenfolge nacheinander an alle Mitwirkenden des Projekts gesandt.

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Jeder Künstler hatte dann die Möglichkeit unter Berücksichtigung des Ausgangsthemas an seinen Vorgänger kompositorisch anzuknüpfen oder unabhängig in eigener Weise fortzufahren. Die Länge des jeweiligen Beitrags sollte ein bis zwei Minuten betragen. Nach zweijähriger Arbeit entstand so, entgegen aller Zweifel ein erstaunlich homogenes, musikalisches Stück Zeitgeschichte von Künstlern der verschiedensten Genre zwischen Jazz, Avantgarde und E-Musik. Ein Werk, in dem Vergangenheit und Gegenwart als Summe persönlichen Erfahrens und subjektiven Erlebens in jeweils eigener künstlerischer Verarbeitung der beteiligten Komponisten zu einem ideellen Ganzen zusammenfließen.

Wie gesagt: keine leichte Kost … aber kann es bei diesem Thema „leichte Kost“ geben ?

Holocaust

Titel:
01.  Coco Schumann: Thema aus dem Lied „Jedes liebe Wort“  1.22
02. Variation von Maria Babtist 1.49
03. Variation von Reiko Clement 1.20
04. Variation von Hans-Jörn Brandenburg  1.21
05. Variation von Raimond Erbe 1.11
06. Variation von Lutz Gerlach 1.15
07. Variation von Joachim Gruner 1.20
08. Variation von Friedrich Graef  1.53
09. Variation von Helge Jung  1.32
10. Variation von Maria Kroutairskaia 2.05
11. Variation von  Gottfried Klier 1.36
12. Variation von Kurt Dietmar Richter 2.49
13. Variation von Siegfried Matthus 0.54
14. Variation von Helmut Oehring 2.08
15. Variation von Daniel Seitz  1.34
16. Variation von Werner Seitz 3.02
17. Variation von Christoph Schambach 1.47
18. Variation von Oskar Siebert 2.26
19. Variation von Stefan Sobotta  1.33
20. Variation von Otto Ruthenberg  1.18
21. Variation von Lexa A. Thomas  0.59
22. Variation von Peter Weirauch 2.24
23. Variation von Gebhard Ullmann 1.45
24. Variation von Christian Steyer 2.53
25. Variation von Karl Heinz Wahren 0.59
26. Variation von Lothar Voigtländer 1.59
27. Variation von Hannes Zerbe 1.06
28. Schlussthema von Coco Schumann 1.45

Ursprüngliche Komposition: Coco Schumann

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