Eine teutonische Geschichte der ganz besonderen Art:
Eulenspygel war eine deutsche Progressive-Rock-Band, die 1971 gegründet wurde. Ihre Musik spannte sich von Rock über Jazzeinflüsse bis zum Sprechgesang. Die Band gehört zu den ersten Rockbands, die deutsche Texte sangen – meist politische Statements, insbesondere Kritik an der westlichen Gesellschaft, etwa am Kapitalismus, am Schulsystem, an der Umweltzerstörung und am Vietnamkrieg.
Bekannt wurden die Lieder Konsumgewäsche aus der LP Eulenspygel 2, das auch als Single erschien und häufig auf dem Sender SWF3 in der Sendung PopShop zu hören war, und Der Fremde aus der LP Ausschuß von 1972.
Eulenspygel wurde 1971 im Raum Stuttgart/Esslingen/Plochingen gegründet. Ein Teil der Musiker hatte zuvor der Band Royal Servants angehört, die englischsprachige Texte gesungen hatte. Anfangs bestand die Besetzung aus Detlev Nottrodt (E-Gitarre, Gesang), Matthias James Thurow (E-Gitarre, Violine, Mellotron, Sitar), Roland Nibal (E-Bass), Mulo Maulbetsch (Gesang), Günter Klinger (Schlagzeug), Cornelius Hauptmann (Querflöte, Saxophon) und Karl-Heinz Großhans (Keyboard). Nottrodt und Thurow waren auch die Komponisten der Band. Hauptmann und Großhans hatten eine klassische Ausbildung, Hauptmann wurde später ein bekannter Opern- und Konzertsänger.
Die Band erhielt einen Vertrag beim Plattenlabel Intercord, das eigens das Sub-Label Spiegelei gründete, in dem dann zahlreiche Krautrock-Alben erschienen. Das erste Eulenspygel-Album wurde 2 genannt; das Cover mit einem Küken, das in einer Bratpfanne auf einem toten Singvogel und einem Spiegelei steht, erregte Aufsehen. Das zweite Album, Ausschuß, wurde im Apple Studio in London aufgenommen. Eine Seite besteht aus dem Stück Abfall, das im Stil einer Rockoper von einem Heimkind handelt.
Ab 1973 kam es zu Umbesetzungen. Nic Nicoll spielte ab diesem Jahr Sopransaxophon und Klarinette. Nach der Neugründung 1976 änderte die Band ihren Stil Richtung Popmusik bzw. Folkrock. 1976/1977 kam Peter Weber neu als Bassist in die Band. 1977 bis 1984 war Peter Garratoni der Schlagzeuger. Als Gitarrist kam Günter Marek in die Band. Zusammen mit Georg Köberlein machte Eulenspygel zunehmend „Spaßmusik“, die sich stilistisch dem Punk und der New Wave näherte. Schließlich benannte sich die Band in Zong um (Quelle: wikipedia)
Und hier ein quasi posthum veröffentlichtes Live-Album:
Eulenspygel führen hier vor, daß sie auch auf der Bühne zu überzeugen wußten. Mit den gewohnt kritischen deutschen Texten und diesmal zwei Gitarren. Guter Klang.
Auf dieser Live-Aufnahme aus dem großen Sendesaal des WDR am 13.01.1973 bekommt man eine kurzlebige und gitarrenlastige Besetzung von Eulenspygel zu hören. Die Musik ist eigentlich etwas untypisch für Eulenspygel, aber sehr originell. Die Band beweist eindrucksvoll, dass sie auch live und in veränderter Besetzung ihr hohes musikalisches Niveau durchhält.
Zwei meiner Lieblingstitel, „Staub auf deinem Haar“ und „Konsumgewäsche“, klingen interessant anders. Zwei mir bisher unbekannte Stücke, „Der Fremde“ und „Menschenmacher“ gefallen mir ausgezeichnet. 4 der Tracks sind mir ein wenig zu textlastig.
Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Album, noch dazu in überragender Aufnahmequalität. Essentiell für jeden Freund der Gruppe. (Rudi Vogel)
Auch wenn die Texte gelegentlich ein wenig unbeholfen wirken, sie zeigen sehr deutlich, dass die Band den Anspruch hatte, textlich nicht nur hohlen Unsinn zu verbreiten; im Gegenteil: sie zeigten texlich ne klare Kante (und das gibt bei einem wie mir ganz viele Sympathiepunkte).
Von daher kann man sie textlich durchaus mit Floh de Cologne vergleichen … denen waren sie aber musikalisch um Meilen voraus.
Live-Mitschnitt eines WDR-Radiokonzertes in Köln am 13. Januar 1973
Besetzung:
Günter Klinger (drums, vocals)
Mulo Maulbetsch (vocals, guitar)
Nic Nicoll (saxophone, clarinet)
Detlev Nottrodt (guitar, keyboards, harmonica, vocals)
Matthias Thurow (bass)
Titel:
01. Der Fremde 6.23
02. Staub auf Deinem Haar 10.52
03. Menschenmacher 7.06
04. Untertanenfabrik 3.48
05. Ring frei (Medley) 10.14
05.1. 6:30 Uhr aufstehn
05.2. Oh, Junge
05.3. Irrenhaus
05.4. Wie ein Stein
06. Kinderlied 5.10
07. Konsumgewäsche 8.16
08. Teufelskreis 5.43
Musik und Texte:
Günter Klinger – Mulo Maulbetsch – Nic Nicoll – Detlev Nottrodt – Matthias Thurow
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