Johannes C. Klossek – Von Vordernberg nach Eisenherz – Die Erzbergbahn in Stereo (1973)

FrontCover1Viel skuriller geht´s nicht mehr … oder: wie es fast gelang, mich in den Wahnsinn zu treiben … oder: Es gibt nichts, was es nicht gibt …

Voila Von der Vordernberg nach Eisenerz – die Erzbergbahn in Stereo (10 Hörszene auf einer 30cm-Langspielplatte in Hi Fi-Qualität, auch mono abspielbar – Begleitext mit 20 Fotos):

Die Erzbergbahn ist eine Eisenbahnstrecke in der Obersteiermark, die die Südbahnstrecke mit der Rudolfsbahn verbindet und über den Präbichl (1204 m) führt. Bis 1978 wurde ihr mittlerer Abschnitt als Zahnradbahn betrieben. Reguläre Transporte finden heute nur mehr in Form von Güterverkehr zwischen Leoben und Trofaiach sowie Eisenerz-Krumpental und Hieflau statt, während die Bergstrecke als Museumsbahn dient.

Die Erzbergbahn und speziell der Abschnitt über den Präbichl wurde vorwiegend mit dem Ziel gebaut, das Eisenerz des steirischen Erzbergs möglichst einfach zur Verhüttung nach Leoben-Donawitz bzw. nach Linz zu bringen. Später kamen dann auch touristische Interessen dazu, da sich das Gebiet um den Präbichl als Wander- und Skigebiet etablierte.

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Als 1986 der Güterzugverkehr (vorwiegend Erzzüge vom Erzberg nach Leoben) über den Präbichl eingestellt wurde, ging es mit der gesamten Bahnlinie bergab. 1988 wurde ein Lawinenabgang, der die Bahntrasse verlegte, zum Anlass genommen, den Streckenabschnitt Vordernberg Markt–Eisenerz einzustellen. 1999 wurde dieser Schritt auch für die Zulaufstrecke Eisenerz–Hieflau gesetzt; hier verkehren nur mehr jene Erzzüge, die das Erz nun über Hieflau nach Linz und über Selzthal und den Schoberpass nach Leoben Donawitz bringen. Schließlich wurde 2001 auch der Personenverkehr im Abschnitt Leoben–Vordernberg Markt komplett eingestellt, es verbleibt nur ein Restgüterverkehr bis Trofaiach.

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Durch die Verdrängung des Personentransports auf die parallel verlaufende Straße (Individualverkehr und Autobuslinien) einerseits sowie den technisch weniger aufwändigen und damit billigeren Erztransport über Selzthal verlor die Bahnlinie ab den 1980er-Jahren zusehends an Bedeutung, was zu den beschriebenen historischen Entwicklungen führte. (Quelle: wikipedia)

Von diesem Niedergang dieser Eisenbahnstrecke war 1973, als diese Aufnahme entstanden natürlich noch keine Rede.

Und mit einem schier unglaublichen Enthusiasmus hat sich Johannes C. Klossek daran gemacht, die unterschiedlichen Geräusche und Klänge diverse Züge, die auf dieser Strecke verkehrten, eben in HI Fi Qualität einzufangen.

Und er war ganz berauscht, von der Qualität der Aufnahmen, hier schreibt er z.B. über das Hörbeispiel 2 folgendes:

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Na, wenn einem soviel gutes widerfährt, dann ist das schon einen Asbach-Uralt wert !

Einem unbedarftem Bürger wie mir, dem es sich nicht erschließt, warum man sich 2 Seiten lang solche Geräusche anhören könnte/sollte, drängten sich diverse Empfindungen auf:

Zum einen könnte man den Eindruck gewinnen, mitten in einem avantgardistischen Soundkäfig zu stecken (und für Avatgardmusiker wäre die Sounds dieser LP durchaus geigent, sie als Basis für ergänzende Soundcollagen zu verwenden) , zum anderen kommt man auf die Idee, eine sadistische Kreatur will einen mit diesem atemberaubend gleichtönigen Klängen einer akustischen Folter unterziehen.

Da freut man sich schon, wenn man plötzlich eine menschliche Stimme hört, die dann stolz verkündet: „Weiche ist umgestellt zur Fahrt auf Gleis 1 – Fahrt ist erlaubt“.

Als quasi orgiastischer Höhepunkt ist dann die  „Fahrt auf dem Führerstand von der Station Glaslbremse bis zu Paßhöhe in Präbichl“ zu sehen. Ich zitiere: „Eine akustische Dokumentation über die Erzbergbahn wäre unvollkommen, würde sie nicht auch die Fahrt auf dem Führerstand einer ihrer Lokomotiven einschließen. Die vorliegende Aufnahme kann jedoch nur einen bescheidenen Ausschnitt dessen wiedergeben, was dem Zuhörer und Zuschauer auf dem Führerstand geboten wird“. Dann folgen noch Ausführungen über das „Fluidum des Führerstandes“ und ich höre mich erneut wie irre haltlos kichern. Der Wahnsinn rückt näher …

Beeindruckend das Begleitheft (die Fotografien stammen von Klaus-Dieter Krömer) mit einer derartigen Füllen von Informationen, das einem auch ganz schwindelig werden könnte:

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Aber schön anzuschauen sind sie schon, diese Stahlkoloße aus vergangen Zeiten:

ErzbergbahnDieser Beitrag lässt mich arg ratlos zurück: Wer konnte sich an einer solchen LP wirklich erfreuen ? Ich gestehe, mir fehlt dazu die Phantasie. Aber es gab einen Markt dafür. Johannes C. Klossek, vermutlich der Papst dieser damaligen Eisenbahn-Szene, hat diverse weitere Alben dieser Art veröffentlicht. Leider konnte ich über ihn gar nichts in Erfahrung bringen; hätte mich nämlich schon sehr interessiert, was für ein Mensch hinter diesem Projekt steckt.

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Ein weiteres, noch üppigeres Prachtalbum von ihm liegt bei mir noch auf Halde: „Die Dampflokzeit in Stereo“ (1979).

Herausgegeben wurde die LP von der „Frank´schen Verlagshandlung“ Stuttgart, die auch das damals  sehr beliebte Technikmagazin „Kosmos“ veröffentlichte.

Und hoffentlich träume ich heue nacht nicht von einem Geisterzug mit diabolisch grinsenden Passagieren und der Zug wird immer schneller. ..

Aber halt: da schaut mich durch lockend eine Daliah Lavi an, die mir ihr „Liebeslied jener Sommernacht“ präsentieren will … vielleicht gibt es doch noch eine Rettung …

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Titel:
01. Erzleerzug, geführt von 197301 (G) 3.27
02. Bahnhof Präbichl Südseite 5.57
03. Erzhalbzug bei der Ausfahrt 1.42
04. Erzhalbzug fährt in die Zahnstange bei der Station Feistawiese ein 3.01
05. Erzhalbzug auf Bergfahrt über die Nordrampe der Erzbergstrecke 4.08
06. Erzhalbzug bei der Einfahrt in den Scheiteltunnel 1.28
07. Personenzug auf Bergfahrt über die Südrampe der Erzbergstrecke 2.27
08. Bahnhof Präbichl Südseite Personenzug bei der Ausfahrt 4.12
09. Bahnhof Vordernberg Talfahrt eines Erzuges 3.09
10. Fahrt auf dem Führerstand von der Station Glaslbremse bis zu Paßhöhe in Präbichl 16.52

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