Tschechische Philharmonie & Erika Pluhar – Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke (Viktor Ullmann) (1995)

FrontCover1Die wohl letzte Komposition des Viktor Ullmann:

Viktor Ullmann (auch: Victor Ullmann; geboren am 1. Januar 1898 in Teschen, Österreich-Ungarn; ermordet am 18. Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau) war ein österreichischer Komponist, Dirigent und Pianist.

Viktor Ullmanns Eltern entstammten beide jüdischen Familien; sie waren allerdings schon vor Viktors Geburt zum katholischen Glauben konvertiert. Der Vater Maximilian Ullmann konnte als assimilierter Jude die Laufbahn eines Berufsoffiziers einschlagen. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Oberst befördert und in den Adelsstand erhoben.

Viktor besuchte ab 1909 ein Gymnasium in Wien. Seine musikalischen Neigungen und Begabungen verschafften ihm früh Zugang zu Arnold Schönberg und seinem Schülerkreis. Unmittelbar nach dem Schulabschluss meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Nach dem Einsatz an der Isonzofront wurde ihm ein Studienurlaub bewilligt, den er zum Einstieg in das Jura-Studium an der Wiener Universität nutzte und dabei auch Vorlesungen von Wilhelm Jerusalem besuchte.

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Anfang Oktober 1918 wurde er auch in Schönbergs Kompositions-Seminar aufgenommen. Er studierte bei Schönberg selbst Formenlehre, Kontrapunktik und Orchestrierung. Ullmann war ein ausgezeichneter Pianist, wenn auch ohne Ambitionen auf eine Solistenkarriere.

Im Mai 1919 brach er beide Studien ab und verließ Wien, um sich in der Folgezeit in Prag ganz der Musik zu widmen. Sein Mentor wurde nun Alexander von Zemlinsky, unter dessen Direktion er bis 1927 Kapellmeister am Prager Neuen deutschen Theater war. 1923 begann mit den 7 Liedern mit Klavier eine Serie erfolgreicher Uraufführungen seiner Kompositionen, die bis Anfang der 1930er Jahre andauerte („Sieben Serenaden“). Auf dem Genfer Musikfest der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) (1929) erregten die Schönberg-Variationen Aufsehen, ein Klavierzyklus nach einem Thema seines Wiener Lehrers. Fünf Jahre später wurde er für die Orchesterfassung dieses Werks mit dem nach dem ehemaligen Direktor der Universal Edition benannten Emil-Hertzka-Preis ausgezeichnet.

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Von 1929 bis 1931 war Ullmann Kapellmeister und Bühnenmusik-Komponist am Schauspielhaus Zürich. Interessiert an der von Rudolf Steiner begründeten Anthroposophie, betrieb er weitere zwei Jahre eine anthroposophische Buchhandlung in Stuttgart (1931–1933), bevor er ab Mitte 1933 wieder ständig in Prag lebte, wo er als Musiklehrer und Journalist tätig war. Von 1935 bis 1937 nahm er Kompositionsunterricht bei Alois Hába, dessen Vierteltontechnik er allerdings nur in einer einzigen Komposition (der Klarinetten-Sonate op. 16, 1937) anwandte (nur das Autograph der Klarinettenstimme ist erhalten). In den Werken der 1920er Jahre hatte er sich noch deutlich an Schönbergs frei-atonalen Werken orientiert (insbesondere an der Kammersinfonie op. 9, an den George-Liedern op. 15 und an Pierrot Lunaire op. 21). Die ab Mitte der 1930er Jahre entstandenen Kompositionen zeichnen sich aus durch die selbständige Weiterentwicklung der von Schönberg empfangenen Anregungen (2. Streichquartett, 1. Klaviersonate) und durch die Auseinandersetzung mit der Oper Wozzeck von Alban Berg (Oper Der Sturz des Antichrist). Eine neuartige Harmonik zwischen Tonalität und Atonalität (Ullmann sprach selbst von „Polytonalität“), hochgespannter musikalischer Ausdruck und meisterliche Beherrschung der formalen Gestaltung gehören zu den Charakteristika von Ullmanns neuem, nunmehr unverwechselbarem persönlichen Stil.

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Viktor Ullmann war Freimaurer in Prag. Er wird auf der Mitgliederliste der Großloge Lessing zu den drei Ringen geführt und publizierte ab 1934 mehrfach als „Bruder Viktor Ullmann“ in der Reichenberger Freimaurerzeitschrift Die drei Ringe.

1942 wurde Ullmann ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er – immer noch an das Positive im Menschen glaubend – trotz Hunger und großer Probleme in der Bewältigung des Theresienstädter Lagerlebens um ein reiches Musikleben besorgt war und einen beträchtlichen Teil seiner Werke schuf. Er schrieb: „Zu betonen ist nur, dass ich in meiner musikalischen Arbeit durch Theresienstadt gefördert und nicht etwa gehemmt worden bin, dass wir keineswegs bloß klagend an Babylons Flüssen saßen und dass unser Kulturwille unserem Lebenswillen adäquat war.“

Am 16. Oktober 1944 wurde Ullmann gemeinsam mit Pavel Haas und Hans Krása nach Auschwitz-Birkenau deportiert und kurz nach seiner Ankunft durch Vergasung ermordet.

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Bis zur Deportation erreichte seine Werkliste die Opuszahl 41 und enthielt u. a. weitere drei Klaviersonaten, Liederzyklen nach verschiedenen Dichtern, Opern und das Klavierkonzert op. 25, das er im Dezember 1939, d. h. 9 Monate nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Prag, vollendete. Der größere Teil dieser Werke ist verschollen; die Manuskripte gingen wahrscheinlich während der Besatzungszeit verloren.

Erhalten blieben 15 Drucke seiner zwischen 1936 und 1942 entstandenen Kompositionen, die Ullmann im Selbstverlag herausgegeben und einem Freund zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Im Ghetto Theresienstadt blieb Ullmann weiter musikalisch aktiv: Er wirkte als Klavierbegleiter, organisierte Konzerte („Collegium musicum“, „Studio für neue Musik“), schrieb Kritiken über musikalische Veranstaltungen und komponierte. Sein Theresienstädter Nachlass blieb nahezu vollständig erhalten und umfasst – neben Chorkompositionen, Liederzyklen und einer Bühnenmusik – so gewichtige Werke wie die letzten drei Klaviersonaten, das 3. Streichquartett, das Melodram nach Rilkes „Cornet“-Dichtung und die Kammeroper  (wikipedia)

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Seine vermutlich letzte Komposition bezieht sich auf eine Erzählung von Rainer Maria Rilke:

Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke ist der Titel einer kurzen Erzählung von Rainer Maria Rilke (1875–1926). Sie entstand unter dem Titel Der Cornet nach Angaben des Autors innerhalb einer Nacht im Jahr 1899 in der „Villa Waldfrieden“ in Berlin-Schmargendorf und erlangte durch ihre Veröffentlichung in der Insel-Bücherei 1912 weite Verbreitung und Bekanntheit.

Ausgangspunkt der Erzählung ist ein Regest (die Zusammenfassung einer Urkunde) in einer alten Chronik. Das Dokument berichtet von der Übertragung des Besitzanteils Christoph Rilkes, der 1663 im Türkenkrieg gefallen war, an seinen Bruder Otto. Alternativ zum kurzen Chronikeintrag bietet Rilke die Geschichte vom Zug des Christoph Rilke von Langenau nach Ungarn und seinem dortigen Tod an.

Die Originalausgabe aus dem Insel-Verlg, Leipzig, 1912:
Original Buchausgabe

Der 18-jährige Adelige reitet mit anderen Soldaten nach Ungarn, um gegen die dort eingefallenen Türken zu kämpfen. Ein französischer Marquis wird dabei sein Freund. Von einer Rose, die der Marquis von seiner Geliebten erhalten hat, schenkt er von Langenau beim Abschied ein Rosenblatt, das ihn beschützen soll. Aufgrund eines Empfehlungsschreibens wird von Langenau zum Cornet, zum Fahnenträger ernannt. Seiner Mutter schreibt er daraufhin stolz einen Brief, den er neben dem Rosenblatt verwahrt. Jenseits des Grenzflusses Raab – an deren Ufern die entscheidende Schlacht bei Mogersdorf stattfinden sollte – übernachtet von Langenau mit seiner Kompanie in einem Schloss. Mit der Gräfin verbringt er die Nacht im abseits gelegenen Turmzimmer. Während der Nacht wird das Schloss von den Türken angegriffen und in Brand gesteckt. Um die Fahne zu retten und zu seiner bereits aufgebrochenen Truppe zu gelangen, verzichtet er auf Waffenrock und Helm, läuft durch die brennenden Gemäuer und reitet aus dem Schloss. Mit der brennenden Fahne findet er sich allein mitten unter den Feinden wieder und fällt.

Prospekt der ersten zwölf Ausgaben der Insel-Bücherei,  1912
Prospekt 1912

Die lyrisch-impressionistische Prosa vermittelt Gefühle von Jugend und Lebenshunger, Liebe und Tod. Besonderer Popularität erfreute sich die Soldatenballade aus dem 17. Jahrhundert in der Zeit der beiden Weltkriege. Das letztlich zeitlos-universelle Schicksal des jungen Soldaten schwankt zwischen Glorifizierung des Heldentodes und der Sinnlosigkeit (jungen) Sterbens, Gefühlen von überzogener Ehre, Verlust und Traurigkeit. Dem Langemarck-Mythos zufolge hatten die „jungen“ Regimenter das Deutschlandlied auf den Lippen und „Rilkes Cornet im Tornister“. Eine besondere Wirkung hatte Rilkes Cornet auf Alexander Lernet-Holenia, der Motive daraus etwa in seiner Szene zur Totenfeier für Rainer Maria Rilke (1927) und seiner Novelle Der Baron Bagge (1936) aufnahm.

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„Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ ist offenbar das letzte von Viktor Ullmann im Konzentrationslager Theresienstadt skizzierte Werk. Anders als bei den aus den Klaviersonaten 5 und 7 erwachsenden zwei Sinfonien hatte Ullmann hier zunächst offenkundig an ein Orchester-Melodram gedacht, erst später erfolgte der Zusatz für Sprecher und Orchester oder Klavier.

In dieser Form ist das Werk offenbar mehrmals in Theresienstadt aufgeführt worden. Lediglich das erste Musikstück hat Ullmann selbst orchestriert, die Grundzüge der Orchestration in dem nur schwer entzifferbaren Manuskript jedoch ausführlich eingetragen.

Noten

Aus der Prosadichtung von Rainer Maria Rilke wählte Ullmann in sensibler Verknappung der Handlung 12 Abschnitte. Bis auf die Eliminierung einiger ohne die Rahmenhandlung unverständlicher, sich auf die Rosenblatt-Episode beziehender Sätze sind die übernommenen Texte ungekürzt. Nach einer Anweisung Ullmanns im Autograph gibt die angegebene Textverteilung über den Noten nur das ungefähre Zusammentreffen wieder. (stretta-music.de)

„Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ gilt als eine der bedeutendsten zur Kunstform des Melodrams. Ihr Markenzeichen sind Werke für Sprecher und Klavier, in denen Wort und Musik unmittelbar miteinander verschmelzen. Die Komposition ist eine Art Bindeglied zwischen den romantischen Melodramen und der zeitgenössischen Literatur, das an vielen Stellen gegenwärtige Kompositionsansätze vorwegnimmt.

Un es überrascht nicht, dass Erika Pluhar mit ihrem intensiven Vortragsstil die Komposition veredelt.

Und es überrascht nicht, dass ein Gerd Albrecht sich dieser Komposition als Dirigent angenommen hat. War er doch dafür bekannt, sich sehr gerne außergewöhnlichen Kompositionen der Klassik anzunehmen.

Und es ist ein ganz bitterer „Witz“, dass ein Jude sich dieses doch „ur-deutschen“ Textes angenommen hat.

Als Bonus habe ich noch ein WDR Radioportait des Komponisten angefügt (Autor: Christoph Vratz)

Live-Mitschnitt aus dem Wiener Konzerthaus (Wiener Festwochen), 28. Mai 1995 (ORF)

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Besetzung:
Erika Pluhar (Sprecherin)
+
Tschechische Philharmonie unter der Leitung von Gerd AlbrechtGerd Albrecht02

Titel:
01. Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke (Teil 1) 12.24
02. Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke (Teil 2) 16.46
+
03. Portrait Viktor Ullmann (WDR; 2016) 14.34

Musik: Viktor Ullmann
Text: Rainer Maria Rilke

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*
**

Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag.

Reiten, reiten, reiten.

Und der Mut ist so müde geworden und die Sehnsucht so groß. Es gibt keine Berge mehr, kaum einen Baum. Nichts wagt aufzustehen. Fremde Hütten hocken durstig an versumpften Brunnen. Nirgends ein Turm. Und immer das gleiche Bild. Man hat zwei Augen zuviel. Nur in der Nacht manchmal glaubt man den Weg zu kennen. Vielleicht kehren wir nächtens immer wieder das Stück zurück, das wir in der fremden Sonne mühsam gewonnen haben? Es kann sein. Die Sonne ist schwer, wie bei uns tief im Sommer. Aber wir haben im Sommer Abschied genommen. Die Kleider der Frauen leuchteten lang aus dem Grün. Und nun reiten wir lang. Es muß also Herbst sein. Wenigstens dort, wo traurige Frauen von uns wissen.

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Erika Pluhar – Die Liebeslieder der Erika Pluhar (1975)

FrontCover1Für mich ist sie eine der interessantesten und facettenreichsten Künstlerinnen, die Österreich in den letzten 50 Jahren der Welt geschenkt hat.

Erika Pluhar (* 28. Feber 1939 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin.

Erika Pluhar ist die Tochter von Anna und Josef Pluhar, der während des Zweiten Weltkriegs als Verwaltungsbeamter (u. a. Adjutant des SS-Gruppenführers Otto Wächter) im Generalgouvernement tätig war. Ihre ältere Schwester ist Brigitte King, ihre jüngere die Malerin und Bildhauerin Ingeborg G. Pluhar.

Sie studierte nach der Matura 1957 am Max-Reinhardt-Seminar, der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst (Abschluss 1959 mit Auszeichnung), und wurde danach Schauspielerin am Burgtheater, wo sie von 1959 bis 1999 Ensemblemitglied war.

Wichtige Rollen waren unter anderem Luzie in Hermann Bahrs Das Phantom (1959), Ismene in Antigone (1961), Doña Angela in Calderóns Dame Kobold (1964), Amalia in Die Räuber (1965), Desdemona in Othello (1967), Königin in Grillparzers Die Jüdin von Toledo (1968), Ljudmila in Babels Marija (1969), Königin in Don Carlos (1973), die Titelfigur in Maria Stuart (1974), Lady Milford in Kabale und Liebe (1975), Ruth in Harold Pinters Heimkehr (1977), die Titelfigur in Ibsens Hedda Gabler (1978), Helene in Hofmannsthals Der Schwierige (1978), Esther in Vitracs Victor oder die Kinder an der Macht (1978), Warwara in Gorkis Sommergäste (1979), Regine in Musils Die Schwärmer (1981), Ranjewskaja in Tschechows Der Kirschgarten (1982), Katarina in Lars Noréns Dämonen (1985/1986), Natalja in Turgenjews Ein Monat auf dem Lande (1986) und die Mutter in Noréns Nacht, Mutter des Tages (1991). Sie gastierte unter anderem an den Münchner Kammerspielen (1973), bei den Bad Hersfelder Festspielen, den Bregenzer Festspielen und den Burgfestspielen Jagsthausen.

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Erika Pluhar und Rolf Bossi in dem Tatort-Krimi „Der Richter in Weiß“ (1971)

Nach großen Erfolgen unter mehreren Intendanten, besonders zur Zeit von Achim Benning, wurde sie unter der Leitung von Claus Peymann kaum mehr besetzt und entschied sich gegen die Theaterarbeit. 2004 kehrte sie im Wiener Stadttheater Walfischgasse und St. Pölten auf die Theaterbühne zurück und spielte mit Werner Schneyder in dessen Dramatisierung ihres Romans Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?

Ihrer ersten Ehe mit Udo Proksch von 1962 bis 1967 entstammte Tochter Anna Proksch (1962–1999), die an einem Asthmaanfall erstickte. Deren Sohn, der Schauspieler Ignaz Pluhar (1984 in Wien), mit dem sie in ihrem Grinzinger Haus wohnt, ist eigentlich der von ihrer Tochter zur Adoption auserkorene Enkel sahraudischer Abstammung. Erika Pluhar adoptierte ihn selbst, um ihm die Turbulenzen rund um den Namen „Proksch“ zu ersparen. Den ersten Besuch von Ignaz in seinem Herkunftsland Westsahara dokumentierte sie in dem Film Sahara in mir (2012). – Udo Proksch, dessen Schuld Pluhar bis heute bezweifelt, wurde wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine zweite Ehe ging sie 1970 mit André Heller ein, die – nach der Trennung 1973 – erst 1984 geschieden wurde. Nach dem Ende des Zusammenlebens mit Heller war sie einige Jahre, bis zu dessen Suizid 1978, mit Peter Vogel verbunden.

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Erika Pluhar, Greta Keller und André Heller (Fotografie: Michael Horowitz)

Anfang der 1970er Jahre begann ihre gesangliche Karriere. Erika Pluhar interpretierte zunächst Schlager der 1920er und 1930er Jahre sowie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie nur noch eigene Texte. Musikalische Wegbegleiter waren und sind António Victorino de Almeida, Peter Marinoff und Klaus Trabitsch.

Geschrieben hat Erika Pluhar seit Kindertagen. Die erste Buchveröffentlichung erfolgte 1981.

Politisch gilt Pluhar als der SPÖ nahestehend. Sie tritt unter anderem gegen Rechtsextremismus ein, etwa anlässlich der Kandidatur von Barbara Rosenkranz zur Bundespräsidentin. (Quelle: wikipedia)

Pluhar03Und hier ihr 3. Soloalbum, das überraschenderweise bei BASF Schallplatten.

Das Album enthält überwiegend französische Chansons von Komponisten und Textern wie Jean Loup Dabadie, Alain Goraguer und Jacques Datin. Die deutschen Übersetzungen übernahm ihr damaliger Partner André Heller.

Erika Pluhar interpretiert sie auf ihre ganz spezielle Weise … natürlich sentimental, natürlich hin und wieder ein wenig geschmerzt, theatralisch und natürlich ganz großartig und sensibel. Mehr als einmal drängt sich der Eindruck auf … sie sänge all diese Texte aufgrund eigener Erfahrungen.

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Die drei André Heller Kompositionen sind dagegen eher schwach … sorry  !

Und warum man es mal wieder nicht geschafft hat die kleine aber feine Schar an Begleitmusikern aufzulisten … löst bei mir Ärer aus.

Ansonsten: dringende Hörempfehlung meinerseits.

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Besetzung:
Erika Pluhar (vocals)
+
eine kleine Schar unbekannter Studiomusiker

Booklet1

Titel:
01. Wir (Datin/Dabadie) 3.36
02. Bitter und süß (Goraguer/Dabadie) 4.03
03. Methusalem ((Datin/Dabadie) 2.33
04. Das Messer (Datin/Dabadie) 3.17
05. Ich suche dich (Wolf/Heller) 1.56
06. Es war einmal (Wolf/Heller) 4.02
07. Hotel zur Einsamkeit (Datin/Dabadie) 4.04
08. Paris meine Rose (Gougaud) 2.36
09. Die Lehren einer Mutter für ihre Tochter (Datin/Dabadie) 4.31
10. Gedenket der großen Hure (Datin/Vidalie) 3.02
11. Du bist so wie ein Lied (Goraguer/Dabadie) 3:10
12. Allez Hopp (Wolf/Heller) 2.40

Alle deutschen Übersetzungen: André Heller

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Mehr von Erika Pluhar:
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Die offizielle Website:
Website

Erika Pluhar – Erika Pluhar singt (1972)

FrontCover1Für mich ist sie eine der interessantesten und facettenreichsten Künstlerinnen, die Österreich in den letzten 50 Jahren der Welt geschenkt hat.

Erika Pluhar (* 28. Feber 1939 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin.

Erika Pluhar ist die Tochter von Anna und Josef Pluhar, der während des Zweiten Weltkriegs als Verwaltungsbeamter (u. a. Adjutant des SS-Gruppenführers Otto Wächter) im Generalgouvernement tätig war. Ihre ältere Schwester ist Brigitte King, ihre jüngere die Malerin und Bildhauerin Ingeborg G. Pluhar.

Sie studierte nach der Matura 1957 am Max-Reinhardt-Seminar, der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst (Abschluss 1959 mit Auszeichnung), und wurde danach Schauspielerin am Burgtheater, wo sie von 1959 bis 1999 Ensemblemitglied war.

Wichtige Rollen waren unter anderem Luzie in Hermann Bahrs Das Phantom (1959), Ismene in Antigone (1961), Doña Angela in Calderóns Dame Kobold (1964), Amalia in Die Räuber (1965), Desdemona in Othello (1967), Königin in Grillparzers Die Jüdin von Toledo (1968), Ljudmila in Babels Marija (1969), Königin in Don Carlos (1973), die Titelfigur in Maria Stuart (1974), Lady Milford in Kabale und Liebe (1975), Ruth in Harold Pinters Heimkehr (1977), die Titelfigur in Ibsens Hedda Gabler (1978), Helene in Hofmannsthals Der Schwierige (1978), Esther in Vitracs Victor oder die Kinder an der Macht (1978), Warwara in Gorkis Sommergäste (1979), Regine in Musils Die Schwärmer (1981), Ranjewskaja in Tschechows Der Kirschgarten (1982), Katarina in Lars Noréns Dämonen (1985/1986), Natalja in Turgenjews Ein Monat auf dem Lande (1986) und die Mutter in Noréns Nacht, Mutter des Tages (1991). Sie gastierte unter anderem an den Münchner Kammerspielen (1973), bei den Bad Hersfelder Festspielen, den Bregenzer Festspielen und den Burgfestspielen Jagsthausen.

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Erika Pluhar und Rolf Bossi in dem Tatort-Krimi „Der Richter in Weiß“ (1971)

Nach großen Erfolgen unter mehreren Intendanten, besonders zur Zeit von Achim Benning, wurde sie unter der Leitung von Claus Peymann kaum mehr besetzt und entschied sich gegen die Theaterarbeit. 2004 kehrte sie im Wiener Stadttheater Walfischgasse und St. Pölten auf die Theaterbühne zurück und spielte mit Werner Schneyder in dessen Dramatisierung ihres Romans Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?

Ihrer ersten Ehe mit Udo Proksch von 1962 bis 1967 entstammte Tochter Anna Proksch (1962–1999), die an einem Asthmaanfall erstickte. Deren Sohn, der Schauspieler Ignaz Pluhar (1984 in Wien), mit dem sie in ihrem Grinzinger Haus wohnt, ist eigentlich der von ihrer Tochter zur Adoption auserkorene Enkel sahraudischer Abstammung. Erika Pluhar adoptierte ihn selbst, um ihm die Turbulenzen rund um den Namen „Proksch“ zu ersparen. Den ersten Besuch von Ignaz in seinem Herkunftsland Westsahara dokumentierte sie in dem Film Sahara in mir (2012). – Udo Proksch, dessen Schuld Pluhar bis heute bezweifelt, wurde wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine zweite Ehe ging sie 1970 mit André Heller ein, die – nach der Trennung 1973 – erst 1984 geschieden wurde. Nach dem Ende des Zusammenlebens mit Heller war sie einige Jahre, bis zu dessen Suizid 1978, mit Peter Vogel verbunden.

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Erika Pluhar, Greta Keller und André Heller (Fotografie: Michael Horowitz)

Anfang der 1970er Jahre begann ihre gesangliche Karriere. Erika Pluhar interpretierte zunächst Schlager der 1920er und 1930er Jahre sowie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie nur noch eigene Texte. Musikalische Wegbegleiter waren und sind António Victorino de Almeida, Peter Marinoff und Klaus Trabitsch.

Geschrieben hat Erika Pluhar seit Kindertagen. Die erste Buchveröffentlichung erfolgte 1981.

Politisch gilt Pluhar als der SPÖ nahestehend. Sie tritt unter anderem gegen Rechtsextremismus ein, etwa anlässlich der Kandidatur von Barbara Rosenkranz zur Bundespräsidentin. (Quelle: wikipedia)

Pluhar03Und hier ihr Debütalbum, das überraschenderweise bei BASF Schallplatten erschien. Überraschend deshalb, weil BASF eigentlich mehr für Billigproduktionen bekannt war (sieht man mal davon ab, dass sie ne zeitlang die großartigen MPS-Jazz-Alben vertrieben haben).

Sie interpretiert hier hauptsächlich Texte von ihrem damaligen Ehemann, André Heller (das ist wiederum weniger überraschend) und gleich dasd erste Lied „Die ersten 10 Jahre der Erika Pluhar“ ist von einer beeindruckenden Intensität und Wucht.

Und dann geht´s Schlag auf Schlag … mal herrlich frivol („Ich weiß nicht zu wem ich gehöre“ im Original von Marlene Dietrich), dann sentimental („Theater, noch ist nicht alles verloren“) und natürlich kommt die Liebe auch nicht zu kurz.

Bereits mit diesem ersten Album machte sie der großen Hildegard Knef Konkurrenz … ich sag´s mal so: ein Album, an dem man eigentlich nicht vorbeikommt.

Und an ihrer Seite musizierten excellente Musiker aus der österreichischen Jazz-Szene … Herz, was willst du mehr !

Pluhar04Besetzung:
Fritz Pauer (piano)
Erika Pluhar (vocals)
Julius Scheybal (guitar)
Toni Stricker (violin)
+
unbekanntes Orchester + Kinderchor

Booklet01ATitel:
01. Die ersten 10 Jahre der Erika Pluhar (Heller/Opratko) 3.07
02. Ich weiß nicht zu wem ich gehöre (Holländer/Liebmann) 2.17
03. Theater, noch ist nicht alles verloren (Heller/Opratko) 2.47
04. Einfach ein Liebeslied (Heller/McKuen) 2.02
05. Damals (Heller) 2.38
06. Wienerlied (Heller/Opratko) 1.08
07. Bel Ami (Mackeben/Beckmann/Heller) 3.13
08. Kauft euch Lola (Heller/Traditional)
09. Resümee (Heller/Danzer) 2.37
10. Pi Pa Po (Heller) 2.41
11. Autobiographisches (Heller/Opratko) 2.18

LabelA1

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Text

Mehr von Erika Pluhar:
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Marinoff, Pluhar, D’Almeida – Wiener Lieder (1990)

FrontCover1Wo der Heller ist, ist die Erika Pluar nicht weit. Zugegeben, dieser Spruch ist etwas arg schlicht, aber er rührt halt daher, dass die beiden in den 70er Jahren wowas wie ein Traumpaar in der österreichischen Musikszene waren.

Aber natürlich war die Pluhar nie „nur“ ein Anhängsel vom Heller, sie ging von Anfang an ihren eigenen Weg und dies gilt erst recht nach der Trennung vom Heller im Jahr 1973 (die Scheidung erfolgte erst 1984).

Weitere Infos zu ihrer Biographie finden sich dann hier.

Anfangs interpretierte sie zunächst Schlager der 1920er und 1930er Jahre sowie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie nur noch eigene Texte.

Und in der 80er Jahren begann auch ihre musikalische Partnerschaft mit Antonio V. d’Almeida und Peter Marinoff-

Auf diesem Album zelebriert das Trio „Wiener Lieder“, aber anders als man denken könnte, gibt´s hier keine alten Gassenhauser sondern ausschlißelich eigene Kompositionen und Texte (natürlich von Erika Pluhar).

Marinoff, Pluhar, D'Almeida01

Pluhars Lieder behandeln schöne und schwierige Aspekte des menschlichen Lebens: sie thematisieren Liebe, Vernunft und Widerstand, Verlust, Trauer und Schmerz, aber auch Hoffnung und Zuversicht. (mugi.hfmt-hamburg.de)

Mit ihren „neuen“ Wiener Liedern versuchte sie wohl das spezielle Lebensgefühl der Stadt und ihrer Bewohner einzufangen … und dabei kommt auch der Schmäh nicht zu kurz.

Von daher setzt Erika Pluhar die alte Tradition von Wiener Liedern fort … alles andere als eine schlechte Idee.

Und wer sich ein wenig intensiver mit der Erika Pluhar beschäftigen will … bitte schön, in der Präsentation findet sich auch ein ausführliches Interview mit ihr, entnommen dem „SZ-Magazin“ vom Oktober 2011.

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Erika Pluhar, 2018

Besetzung:
Antonio V. d’Almeida (piano)
Peter Marinoff (guitar)
Erika Pluhar (vocals)

BackCover1.jpg

Titel:
01. Akazibam (Pluhar/Marinoff) 1.34
02. Engellied (Pluhar/d’Almeida) 2.33
03. Hupf in‘ Gatsch (Pluhar) 1.58
04.- L’Amour Hatscher (Pluhar/Marinoff) 2.43
05. Was was‘ a Fremder (Pluhar/Marinoff) 2.05
06. Amoi (Einmal) (Pluhar/Marinoff) 2.01
07. Alles,was is (Pluhar/d’Almeida) 1.47
08. Gesellschaftsleben (Pluhar/Marinoff) 1.27
09. Geh die Gass’n ’nauf (Pluhar/Marinoff) 1.37
10. Laß die Jugend verfliag’n (Pluhar/Marinoff) 2.09
11. A bisserl (Pluhar/Marinoff) 2.24
12. I will ned bled sterb’n (Pluhar/Marinoff) 2.01
13. Dieses Wien (Pluhar/d’Almeida) 2.51
14. Mia san die Größt’n (Pluhar/d’Almeida) 2.17
15. Gemma (Pluhar/d’Almeida) 2.27
16 Hallo-Lied (Pluhar/d’Almeida) 2.43

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Frontcover mit Autogrammen

Verschiedene Interpreten – Kinder erwünscht (1980)

FrontCover1.JPGUnd wieder einmal ne Benefiz-LP; diesmal ist sie dem Thema „Kinder“ gewidmet und das Anliegen ist klar: „Kinder brauchen das Gefühl, erwünscht zu sein. Kinder sind die Stiefkinder unserer Gesellschaft“. Hinter dem Projekt steht „Eine Aktion der privaten Initiative für die Familie“ und hinter diesem etwas sperrigen Titel verbergen sich Firmen wie Allianz Versicherung, BAT Cigaretten Fabriken, Fisher-Price Spielware, Gruner # Jahr AG, Lego, Dr. August Oetker und, und und … Bei so mancher Firma würde man sich wünschen, dass sie der guten Absicht auch guten Taten folgen lassen, z.B. was familienfreundliche Arbeitsbedingungen in ihren Konzernen betrifft. Und der Schalk in mir lacht hämisch auf … Doch noch ein paar Worte zu ausgewählten Musik. Klar stehen kinderbezogene Themen im Mittelpunkt und da hatte man durchaus ein gutes Händchen und so manch rare Sachen kann man da auch hören. So z.B. Lieder von Su Kramer, Julia Migenes, Nina Lizell, Nadja Tiller + Walter Giller, Hildegard Knef oder Erika Pluhar …

Aber, und das muss auch gesagt werden: Gelegentlich wird die Schmerzgrenze zum Kitsch ganz gewaltig überschritten („Hey Yvonne“ oder „So wie dein Daddy“)

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Bedauerlicherweise ist die Qualität dieses Vinyl-Rips gelegentlich arg durchwachsen …  aber so ist das halt bei alten Schallplatten … überwiegend lässt sie sich aber ziemlich störungsfrei anhören … Viel Vergnügen !

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Titel:
01. Su Kramer: Wo liegt m Sommer der Schnee (Rehbein/Kramer/Francis) 4.12
02. Julia Migenes mit Tochter Martina:  Aba Heidschi-Bumbeidschi (Volksweise) 3.35
03. Gunter und Yvonne Gabriel: Hey, Yvonne (Warum weint die Mammi) (G.Gabriel/Y.Gabriel) 3.45
04. Nina Lizell: Ich Wünsch mir ein Kind von dir (Siegel/Meinunger/Daum) 4.00
05. Nadja Tiller + Walter Giller: Meine Tochter, deine Tochter (Niessen/Weyrich) 3.58
06. Mary Roos:  Paff, der Zauberdrache (Yarrow/Coplet/Wilden) 3.58
07. Hildegard Knef: Christina (Humphries/Knef) 3.48
08. Wencke Myhre: So wie dein Daddy (Adrian/Dahmen/Faltermeier) 3.00
09. Michael Holm: Wunschkind (Pietsch/Holm) 2.46
10. Lena Valaitis: O Mein Papa (Burkhardt/Rödelberger) 4.12
11. Michael Schanze: Das Kind mit dem Tambourin (Weindorf/Kuntze) 5.02
12. Erika Pluhar: Die Lehren Einer Mutter An Ihre Töchter (Datin/Dabadie/Heller/Wolf) 4.30

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  • (demnächst)
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Erika Pluhar & Klaus Trabitsch -Ein Abend am Naschmarkt (1995)

FrontCover1Wann immer ich an André Heller denke … drängt sich auch die Erika Pluhar in meine Gedanken und Empfindungen … und das nicht nur, weil sie für mich eine verdammt attraktive Frau ist.

Vielmehr auch, weil sie eine Künstlerin ist, die verdammt viel zu sagen hatte und hat.

Für mich ist sie eine der interessantesten und facettenreichsten Künstlerinnen, die Österreich in den letzten 50 Jahren der Welt geschenkt hat:

Erika Pluhar (* 28. Feber 1939 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin.

Erika Pluhar ist die Tochter von Anna und Josef Pluhar, der während des Zweiten Weltkriegs als Verwaltungsbeamter (u. a. Adjutant des SS-Gruppenführers Otto Wächter) im Generalgouvernement tätig war. Ihre ältere Schwester ist Brigitte King, ihre jüngere die Malerin und Bildhauerin Ingeborg G. Pluhar.

Sie studierte nach der Matura 1957 am Max-Reinhardt-Seminar, der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst (Abschluss 1959 mit Auszeichnung), und wurde danach Schauspielerin am Burgtheater, wo sie von 1959 bis 1999 Ensemblemitglied war.

Wichtige Rollen waren unter anderem Luzie in Hermann Bahrs Das Phantom (1959), Ismene in Antigone (1961), Doña Angela in Calderóns Dame Kobold (1964), Amalia in Die Räuber (1965), Desdemona in Othello (1967), Königin in Grillparzers Die Jüdin von Toledo (1968), Ljudmila in Babels Marija (1969), Königin in Don Carlos (1973), die Titelfigur in Maria Stuart (1974), Lady Milford in Kabale und Liebe (1975), Ruth in Harold Pinters Heimkehr (1977), die Titelfigur in Ibsens Hedda Gabler (1978), Helene in Hofmannsthals Der Schwierige (1978), Esther in Vitracs Victor oder die Kinder an der Macht (1978), Warwara in Gorkis Sommergäste (1979), Regine in Musils Die Schwärmer (1981), Ranjewskaja in Tschechows Der Kirschgarten (1982), Katarina in Lars Noréns Dämonen (1985/1986), Natalja in Turgenjews Ein Monat auf dem Lande (1986) und die Mutter in Noréns Nacht, Mutter des Tages (1991). Sie gastierte unter anderem an den Münchner Kammerspielen (1973), bei den Bad Hersfelder Festspielen, den Bregenzer Festspielen und den Burgfestspielen Jagsthausen.

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Erika Pluhar und Rolf Bossi in dem Tatort-Krimi „Der Richter in Weiß“ (1971)

Nach großen Erfolgen unter mehreren Intendanten, besonders zur Zeit von Achim Benning, wurde sie unter der Leitung von Claus Peymann kaum mehr besetzt und entschied sich gegen die Theaterarbeit. 2004 kehrte sie im Wiener Stadttheater Walfischgasse und St. Pölten auf die Theaterbühne zurück und spielte mit Werner Schneyder in dessen Dramatisierung ihres Romans Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?

Ihrer ersten Ehe mit Udo Proksch von 1962 bis 1967 entstammte Tochter Anna Proksch (1962–1999), die an einem Asthmaanfall erstickte. Deren Sohn, der Schauspieler Ignaz Pluhar (1984 in Wien), mit dem sie in ihrem Grinzinger Haus wohnt, ist eigentlich der von ihrer Tochter zur Adoption auserkorene Enkel sahraudischer Abstammung. Erika Pluhar adoptierte ihn selbst, um ihm die Turbulenzen rund um den Namen „Proksch“ zu ersparen. Den ersten Besuch von Ignaz in seinem Herkunftsland Westsahara dokumentierte sie in dem Film Sahara in mir (2012). – Udo Proksch, dessen Schuld Pluhar bis heute bezweifelt, wurde wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine zweite Ehe ging sie 1970 mit André Heller ein, die – nach der Trennung 1973 – erst 1984 geschieden wurde. Nach dem Ende des Zusammenlebens mit Heller war sie einige Jahre, bis zu dessen Suizid 1978, mit Peter Vogel verbunden.

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Erika Pluhar, Greta Keller und André Heller (Fotografie: Michael Horowitz)

Anfang der 1970er Jahre begann ihre gesangliche Karriere. Erika Pluhar interpretierte zunächst Schlager der 1920er und 1930er Jahre sowie Lieder von André Heller, Stephan Sulke und Wolf Biermann. Seit Anfang der 1980er Jahre singt sie nur noch eigene Texte. Musikalische Wegbegleiter waren und sind António Victorino de Almeida, Peter Marinoff und Klaus Trabitsch.

Geschrieben hat Erika Pluhar seit Kindertagen. Die erste Buchveröffentlichung erfolgte 1981.

Politisch gilt Pluhar als der SPÖ nahestehend. Sie tritt unter anderem gegen Rechtsextremismus ein, etwa anlässlich der Kandidatur von Barbara Rosenkranz zur Bundespräsidentin. (Quelle: wikipedia)

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Und dieses Live-Album aus dem Jahr 1995 ist schon ein ganz, ganz besonderes, denn es zeugt von der Wiedergeburt der Erika Pluhar als Sängerin:

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Aber das Leben geht weiter …

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Nun denn … auch wenn das Programm dieses Auftritts überwiegend aus jenen längt vergangenen Jahren mit António Victorino de Almeida und Peter Marinoff stammt (also so ne Art „Best Of“ jener Zeit) stammt … es ist ein berauschendes Album.

Bei der Erika Pluhar könnte man fast auf den Gedanken kommen, sie ist wie ein Whisky … der eben reifen muss … und hier hören wir eine Sängerin – die nach all den Erschütterungen ihres Lebens – wie ein Phönix aus der Asche steigt … und uns teilhaben lässt an ihren Erkenntnissen des Lebens … mal zärtlich, mal liebevoll, mal sarkastisch mal zeitkritisch … aber immer authentisch …

Ein unglaublich intensives Album … und ganz sicher nicht das letzte Album jener Erika Pluhar … die zu verzaubernd weiß.

Und über den Klaus Trabitsch wird auch noch zu berichten sein … dringend und unverzichtbar.

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Besetzung:
Erika Pluhar (vocals)
Klaus Trabitsch (guitar)

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Titel:

CD 1:
01. Begrüßung 1.30
02. Trotzdem (Pluhar/D´Almeida) 4.00
03. Skeptisches Liebeslied (Pluhar/Marinoff) 3.01
04. Weiter (Pluhar/D´Almeida) 1.46
05. Wahrnehmen und freigeben (Pluhar) 0.57
06. Was meinst du (Pluhar/Afonso) 3.30
07. Lied vom Weltgeschehen (Pluhar/Marinoff) 3.13
08. Der geschenkte Abschied (Pluhar/D´Almeida) 3.19
09. Solo Klaus (Trabitsch) 4.15
10. Aber wie (Pluhar/Marinoff) 3.15
11. Dagegen (Pluhar/Buarque) 3.29
12. Mehr denn je (Pluhar/Marinoff) 3.44
13. Lied von der falschen Leiter (Pluhar/Marinoff) 2.28
14. Eine Frau von heute (Pluhar/Trabitsch) 3.21
15. Märchen von Marie mit dem Holzbein (Pluhar/Traditional) 3,07
16. Lied vom schönen Unsinn (Pluhar/Marinoff) 3.28

CD 2:
01. Einleitende Worte nach der Pause 1.59
02. Akazibam-Lied (Pluhar/Marinoff) 2.17
03. Engellied (Pluhar/D´Almeida) 3.23
04. Sat’s As E A (Pluhar) 1.17
05. Hupf‘ in Gatsch… (Pluhar) 3.00
06. L’amour-Hatscher (Pluhar/Marinoff) 3.18
07. Geh‘ die Gass’n nauf (Pluhar/Marinoff) 1.59
08. A bisserl (Pluhar/Marinoff) 3.16
09. Laß die Jugend verfliagn (Pluhar/Marinoff) 3.37
10. Des brauch i net (Pluhar) 2.04
11. Des versteh‘ i net (Pluhar) 4.59
12. Dieses Wien (Pluhar/D´Almeida) 2.05
13. Amol (Einmal) (Pluhar/Marinoff) 4.21
14. Immer wieder Frankfurt (Pluhar/Marinoff) 2.36
15. Gesellschaftsleben (Pluhar/Marinoff) 2.11
16. Vergänglichkeitslied (Pluhar/D´Almeida) 3.53

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