Und jetzt mal wieder … das Klaus Renft Combo; nachdem mir ja das biographische Hörbuch von Klaus Renft mächtig imponiert hat (findet man hier), war mein Interesse nun endgültig geweckt worden:
Die Klaus Renft Combo, zwischenzeitlich auch Renft, ist eine 1958 gegründete deutsche Rockband, die zu den bekanntesten der DDR zählt. Durch systemkritische Texte war die künstlerische Tätigkeit stets von zeitweiligen Auftrittsverboten begleitet. 1975 verfügten die DDR-Behörden schließlich die Auflösung der Band. Ehemalige Mitglieder fanden sich 1990 zu einer Wiedervereinigung zusammen und sind seitdem in wechselnder Besetzung aktiv.
Die Klaus Renft Combo wurde 1958 von Klaus Jentzsch in Leipzig gegründet. Renft war der Geburtsname von Jentzsch’ Mutter Charlotte. Er verwendete ihn fortan als Künstlernamen. In der Anfangszeit war die Band inspiriert von Fats Domino und Little Richard, später von den Rolling Stones und den Beatles.
Nachdem die Gruppe 1962 ein Auftrittsverbot erhalten hatte, gründete Klaus Renft 1964 die Beat-Gruppe Butlers. 1965 folgte ein Auftrittsverbot für die Butlers und andere Beatgruppen, als Folge kommt es zu den sogenannten Leipziger Beatkrawallen, bei denen Jugendliche gegen das Beatverbot demonstrieren. 1967 wurde das Auftrittsverbot für die Klaus Renft Combo wieder aufgehoben. Thomas Bürkholz kam als neuer Schlagzeuger in die Band.
Ab 1969 war zunehmend der regimekritische Liedermacher Gerulf Pannach für die Texte der Band zuständig, wobei er von Kurt Demmler unterstützt wurde. Um die gleiche Zeit wurde auch Peter Pjotr Kschentz (* 1941 in Nischwitz), der zuvor als Kraftfahrer für die Band gearbeitet hatte, zum festen Mitglied der Band. Er spielte Saxophon, Querflöte, Geige, Akkordeon, Gitarre sowie andere Instrumente und komponierte einige Songs der Klaus Renft Combo wie Liebeslied, Die alte Mühle und den Raucherblues.
In den folgenden Jahren konnte die Band aufgrund der zeitweiligen Liberalisierung der Kulturpolitik (siehe auch Musik der DDR) mehrere Singles – unter anderem mit dem Titel Zwischen Liebe und Zorn – und ihre für lange Zeit einzigen beiden Studioalben veröffentlichen. Mit den darauf enthaltenen Titeln wie Wer die Rose ehrt, Ermutigung, Nach der Schlacht und Als ich wie ein Vogel war entwickelte sich die Band zu einer der bekanntesten und beliebtesten Rockgruppen der DDR. Vor der Veröffentlichung des zweiten Albums verkürzte sich der Bandname zu Renft; so hieß auch das zweite Album.
Problematisch gestalteten sich die Beziehungen zu den staatlichen Organen, da viele Liedtexte zwischen den Zeilen Kritik am „real existierenden Sozialismus“ enthielten. Die von Pannach getexteten Lieder für ein drittes Album stießen bei den Behörden auf Ablehnung. Das Lied Glaubensfragen beispielsweise thematisierte die staatlicherseits weitgehend totgeschwiegenen Bausoldaten der NVA. In der Rockballade vom kleinen Otto wurde gar die missglückte Flucht eben jenes Ottos thematisiert, so dass Renft im Sommer 1975 verboten wurde. In der Folgezeit verließen einige Bandmitglieder freiwillig die DDR. Pannach und Christian Kunert wurden nach neun Monaten Haft in der zentralen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen und der Androhung von bis zu zehn Jahren Haft ausgebürgert.
Danach war die Gruppe faktisch aufgelöst. Als Nachfolge-Band wird allerdings die Gruppe Karussell gesehen, die sich 1977 mit den ehemaligen Renft-Mitgliedern Peter Gläser und Jochen Hohl gründete, und die auch einige Lieder aus der Renft-Zeit im Programm hatten.
1990 fand sich die Band zu einer Wiedervereinigungstournee durch die DDR wieder zusammen. 1996 musste Bandgründer Jentzsch die Band vorübergehend verlassen.[3] 1997–1998 firmierte die Band vorübergehend als Monsters Renft, da Jentzsch die Namensrechte für sich beanspruchte. 1999 veröffentlichte Renft nach fast 25-jähriger Pause ihr drittes Studioalbum Als ob nichts gewesen wäre. 2003 feierte die Band mit einem Konzert auf Rügen ihr 45-jähriges Bestehen.
Am 18. September 2005 verstarb Multiinstrumentalist Peter Kschentz auf Poel an Lungenkrebs.
Christian Kunert widmete sich eigenen Projekten, und Thomas Schoppe übernahm die Position des Frontmannes. Nach einem Hörsturz von Kunert sowie dem Tod des Bandgründers Renft im Herbst 2006 formierte sich die Band zu viert für das Programm „Viererbande 2007“. Es begannen wieder Auftritte mit „Cäsar und die Spieler“.
Am 18. März 2007 verunglückte Gitarrist Heinz Prüfer auf der Rückfahrt von einem Auftritt in Altdöbern tödlich. In seiner musikalisch tragenden Funktion schien er kaum ersetzbar. Mit Gisbert Piatkowski hat Renft allerdings inzwischen einen Nachfolger gefunden.
Am 23. Oktober 2008 verstarb der frühere Gitarrist der Band, Peter „Cäsar“ Gläser, an den Folgen von Krebs.
Am 9. Oktober 2007 wurde anlässlich des ersten Todestages des Bandgründers Klaus Renft eine kurze Straße vor dem Klubhaus und Veranstaltungsort „Anker“ im Leipziger Stadtteil Möckern in Renftstraße umbenannt. (Quelle: wikipedia)
Hier ihr zweites Studioalbum:
Das gelebte Blues/Rock-Leben in Persona…keine Band konnte genauso phantastisch feiern wie musizieren. Ihr 2. Album war konsequente Fortsetzung des Stils der ersten – mit einprägsamen Balladen (Als ich wie ein Vogel war), rockpoetischen Werken (Nach der Schlacht/So starb auch Neruda) und ihrem typischen Bluesrock (Ich und der Rock). (Pressetext)
Und viele der damaligen Fans verbindet heute noch ein Stück Lebensgefühl – auch bei diesem Album:
Erinnerungen an meine Jugend … mit Gänselieschen …. wer damals jung war, wird es lieben und da damals nicht jeder die Amiga-Platte haben konnte, habe ich nun endlich Renft als CD. Ich habe Renft noch im legendären Gasthof Gaschwitz gehört, vor dem Auftrittsverbot ab 1975 … (offi)
Unvergessliche Musik … aber nicht nur Musik, RENFT ist auch eine Lebenshaltung (ehrlich, konsequent, zärtlich, humorvoll, konkret, unangepasst,…). RENFT-Songs begleiten mich mein ganzes Leben! (Joe)
Auch wenn mir natürlich diese persönlichen Bezüge fehlen (ich lernte die Band erst nach der „Wende“ kennen, so kann ich diese Begeisterung sehr gut nachvollziehen.
Kraftvoller Rock, ein großartiger Sänger, hymnische Passagen, feine Solo-Passagen, durchgehend ansprechende Texte (die überwiegend von Kurt Demmler stammen, jenem Demmler , dem seine pädophilen Neigungen später zum Verhängnis wurden).
Diesem prachtvollem Album hätte ich allerdings eine bessere Hüllengestaltung gewünscht !
Besetzung:
Peter Gläser (guitar, vocals)
Jochen Hohl (drums)
Klaus“ Jentzsch“ Renft (bass)
Peter Kschentz (saxophone, flute)
Christian Kunert (keyboards, vocals)
Thomas Schoppe (vocals)
Titel:
01. Ich bau euch ein Lied (I) (Hohl/Demmler) 1.07
02. Nach der Schlacht (Schoppe/Demmler) 4.58
03. Wiegenlied für Susann‘ (Gläser/Demmler) 1.51
04. Mama (Gläser/Demmler) 5.17
05. Als ich wie ein Vogel war (*) (Schoppe/Pannach) 3.58
06. Gelbe Straßenbahnballade (Kunert/Demmler) 4.59
07. Weggefährten (Gläser/Demmler) 2.46
08. Ermutigung (Schoppe/Demmler) 4.13
09. Ich und der Rock (*) (Gläser/Hohl/Renft/Kschentz/Kunert/Schoppe/Pannach) 2.37
10. Irgendwann werd‘ ich mal … (Kunert/Demmler) 2.53
11. Ich bau euch ein Lied (Il) (Kunert/Hohl/Demmler) 1.35
12. Was noch zu sagen wär (Schoppe/Demmler) 4.06
+
13. So starb auch Neruda (Single B-Seite,1973) (Schoppe/Demmler) 5.18
14. Chilenisches Metall (Single A-Seite,1973) (Kunert/Demmler) 2.44
15. Was mir fehlt (*) (Single B-Seite,1974) (Kunert/Pannach) 4.04′
(*) aus dem DEFA Film „Für die Liebe noch zu mager?“