Ralf Zilligen – Stanwell´s Pfeifentabak – Von der Plantage zum Rauchgenuss (2001)

TitelViele, viele Jahre lang, war ich ja ein passionierter Pfeifenraucher… von daher habe ich dann vor etlichen Jahren diese (Werbe) Broschüre (veröffentlich von der Firma Stanwell) äußerst günstig auf einem Flohmarkt erworben.

Die dänische Firma Stanwell ist wohl die größte und bekannteste Pfeifenfabrik der Welt. Pfeifen aus dem Hause Stanwell werden nahezu überall auf der Welt angeboten. Die Jahresproduktion beträgt weit über 100.000 Pfeifen, der größte Teil davon entfällt auf kopiergefräste Massenware der Preiskategorie bis 125,- Euro.

Poul Nielsen gründete die Firma Stanwell 1948, nachdem er bereits einige Jahre als Besitzer eines Sägewerks Erfahrung mit Hölzern aller Art gesammelt hatte. Zur damaligen Zeit galt England als Mekka der Pfeifenraucher und englische Pfeifen und Tabake besaßen den besten Ruf. Um die Absatzchancen seiner Produkte zu verbessern, wählte Poul Nielsen den englisch klingenden Namen „Stanwell“. In vielen Büchern ist von „Poul N. Stanwell“ die Rede, viele Autoren haben den willkürlich gewählten Namen „Stanwell“ mit der Person des Firmengründers in Zusammenhang gebracht. Das Konzept Nielsen’s ging auf.

Der englische Firmenname weckte Assoziationen mit den großen britischen Firmen Dunhill, Charatan, GBD und Peterson. Der Absatz florierte und schon die ersten Geschäftsjahre verliefen ausgesprochen erfolgreich.

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Einen Großteil seines Erfolges verdankt Stanwell einer simplen aber nichtsdestoweniger genialen Idee. Von den besten und bekanntesten Pfeifenmachern jeder Epoche ließ Poul Nielsen Pfeifenformen entwickeln, die dann auf den Kopierfräsen seiner Firma tausend oder zehntausendfach reproduziert werden konnten. Kosteten handgemachte Pfeifen von Ivarsson, Chonowitsch, Ilsted und anderen Freehandkünstlern jeweils ein kleines Vermögen, konnte Stanwell das entsprechende Modell zum Preis einer Fabrikpfeife auf den Markt bringen und sich dementsprechend große Käuferschichten erschließen.

Schon seit Gründung der Firma Stanwell entwickelte der unvergleichliche Sixten Ivarsson Pfeifenformen für Stanwell und legte damit den Grundstock für den guten Ruf der jungen Firma. Viele von Ivarssons Kreationen sind von zeitloser Eleganz und werden auch heute noch von Stanwell gefertigt.

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Es gibt so gut wie keinen „großen“ dänischen Pfeifenmacher, der nicht mindestens eine Fasson für Stanwell geschaffen hat. Jeder neue Trend am Markt wurde von Stanwell sofort aufgenommen und einer der besten der Branche wurde beauftragt, ein entsprechendes Pfeifenmodell zu entwerfen. Die Kombination aus individuellem Design und fabrikmäßiger Fertigung verschmolz zu einem Erfolgsrezept, das in der Pfeifenszene seinesgleichen sucht.

Poul Nielsen starb 1982, seitdem gehört die Firma Stanwell zur Rothman’s Gruppe.

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Das Signet von Stanwell ist der Buchstabe „S“ mit einer stilisierten Krone, das je nach Modell oben oder an der linken Seite des Mundstücks angebracht ist. Bei Pfeifen der unteren Qualitätsgruppen ist das Signet weiß, bei der mittleren aus Messing und bei Pfeifen mit makellosen Holz und ansprechender Maserung aus Silber. Diese Qualität ist aber nur selten zu finden und dementsprechend teuer, der weitaus größte Teil der Produktion fällt in die Kategorien „weiß“ und „Messing“. In der preiswerten „Messingkategorie“ sind immer wieder mal kittfreie Spitzenstücke mit Straight Grain Maserung zu finden, die während der fabrikmäßigen Fertigung nicht herausgefischt wurden und als „under-graded“ gelten können. So ist es möglich, mit viel Geduld und etwas Glück qualitativ hervorragende und von Spitzendesignern entwickelte Pfeifen zu einem günstigen Preis erwerben zu können.

Diverse Stanwell Pfeifen (die schauen schon schön aus):
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Für den deutschen Markt produziert Stanwell eine große Kollektion mit 9mm Filterbohrung, in allen anderen Ländern werden fast ausschließlich Pfeifen mit Normalbohrung angeboten. (Thomas Schoke; daft.de)

Für den kommerziellen Erfolg von Stanwell bei unsin der  BRD sorgte ganz sicher auch Hans Joachim Kulenkampff als Werbeträger von Stanwell:

Diese Broschüre (58 Seiten; natürlich entsprechend ansprechend illustriert) enthält alles Wissenswerte über die Geschichte, Anbau, Ernte und die Weiteverarbeitung, kommerzielle Verwertung von Tabak, aber natürlich auch über die Pfeife als „Kunstwerk, Instrument und Schmuckstück“ … und natürlich auch als Sammlerstück !

Durchaus nett zu lesen …

… aber natürlich findet sich in so einer, natürlich hübsch gestylten  Image-Broschüre nichts über die Arbeits- und Produktionsbedingungen all der Tabakbauern in der ganzen Welt … aber darüber wird demnächst hier die Rede sein … sonst wäre das Bild nicht vollständig.

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Und so schaut er aus …  der Pfeifenraucher:
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Aber auch Loriot war für Stanwell tätig:

https://www.youtube.com/watch?v=a-5WnW4GLRM

Ach ja … und das ist der Autor dieses Werbebüchleins:
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