Tja, „Dinner For One“ ist ganz sicher nicht deutsch, sondern zutiefst britisch, dennoch dieser Sylvester-Klassiker (bald ist es ja wieder soweit !) hat besonders in „deutschen Landen“ für Furore gesorgt … deshalb … Ladies and gentlemen … :
Der 90. Geburtstag oder Dinner for One ist eine Fernsehproduktion des NDR aus dem Jahr 1963. Es handelt sich um einen etwa 18-minütigen Sketch des englischen Komikers Freddie Frinton mit seiner Partnerin May Warden. Regie führte Heinz Dunkhase, obwohl Frinton der eigentliche Schöpfer der Inszenierung ist. Ursprünglicher Autor des Sketches ist der Brite Lauri Wylie.
Die erste Ausstrahlung erfolgte am 8. März 1963 in der ARD-Livesendung „Guten Abend Peter Frankenfeld“. Die Einleitung in der deutschen Version spricht Heinz Piper.
Zu Anfang führt Heinz Piper als Conférencier in die Geschichte ein: Miss Sophie (May Warden) feiert ihren 90. Geburtstag. Wie in jedem Jahr lädt sie dazu ihre vier engsten Freunde ein: Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Diese sind alle bereits verstorben, weshalb Butler James (Freddie Frinton) ihre Rollen übernehmen muss.
James muss nun nicht nur seiner Arbeitgeberin das Essen – indisch gewürzte Suppe (Mulligatawny soup), Schellfisch aus der Nordsee (North Sea haddock), Hühnchen (chicken) und Obst (fruit) – servieren, sondern auch den vier imaginären Herren die jeweils von Miss Sophie ausgewählten Getränke (Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein) einschenken, in ihre Rollen schlüpfen, auf die Gastgeberin jeweils einen Trinkspruch ausbringen, wobei er die Sprechweise des jeweiligen Gastes nachahmt und dessen Glas austrinkt. Dadurch wird er immer betrunkener und verliert seine würdevolle Haltung – sowohl in der Mimik als auch den Bewegungen. Schließlich zeigt er unzählige Varianten des Einschenkens und trinkt versehentlich aus der Blumenvase statt aus dem Becher, was er mit einem deutlichen Verziehen des Gesichts und der Bemerkung “I’ll kill that cat!” quittiert („Ich werde diese Katze töten!“, sinngemäß: „Schmeckt wie Katzenpisse!“).
Im Stück gibt es mehrere Running Gags:
James stolpert insgesamt elf Mal über den Kopf eines ausgelegten Tigerfells; als zusätzliche Pointen läuft er einmal zu seinem eigenen Erstaunen daran vorbei, stolpert dann aber auf dem Rückweg, einmal schreitet er grazil darüber hinweg und einmal springt er, schon deutlich angetrunken, im Schlusssprung hinüber.
Sir Toby möchte von jedem Getränk nachträglich etwas mehr eingeschenkt haben, wobei James der Aufforderung zunächst höflich und dann zunehmend sarkastisch nachkommt.
Miss Sophie erwartet, dass James in der Rolle des Admirals von Schneider mit dem Ausruf „Skål!“ die Hacken zusammenschlägt. Weil er sich dabei den Fußknöchel schmerzhaft anschlägt, fragt er jedes Mal nach, ob er das wirklich muss (James: „Muss ich es dies Jahr sagen, Miss Sophie?“ – Miss Sophie: „Nur mir zuliebe, James“ – James: „Nur Ihnen zuliebe. Sehr wohl, ja, ja. Skål!“). Dieser Gag wird als Zusatzpointe durchbrochen, als die Füße des schon angetrunkenen James einander verfehlen, was ihn straucheln lässt.
Vor jedem Gang und zunehmend lallend fragt Butler James: „The same procedure as last year, Miss Sophie?“; Diese erwidert regelmäßig: „The same procedure as every year, James“ (Deutsch: „Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?“ – „Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James“). Dieser Dialog kommt insgesamt fünfmal vor und hat sich durch fortwährende Wiederholung zu Silvester über vier Jahrzehnte zu selbstironisierender Tradition bis hin zur Selbstbezüglichkeit konkretisiert.
Schließlich beendet Miss Sophie den Abend mit einem Augenaufschlag und einem einladenden „I think I’ll retire“ („Ich glaube, ich werde mich zurückziehen“), was James nach dem obligatorischen „The same procedure as last year?“ – „The same procedure as every year“ mit einem Augenzwinkern und einem nonchalanten „Well, I’ll do my very best“ („Gut, ich werde mein Bestes geben“) quittiert, um sich dann mit ihr in die oberen Räumlichkeiten zurückzuziehen.
In Deutschland ist der Sketch inzwischen fester Bestandteil des Silvester-Fernsehprogramms aller dritten Programme der ARD. Die Sendung ist die am häufigsten wiederholte des deutschen Fernsehens und wurde 1988 im Guinness-Buch der Rekorde als „weltweit am häufigsten wiederholte Fernsehproduktion“ aufgeführt. 2003 wurde der Sketch in Deutschland 19-mal ausgestrahlt, seit 1963 insgesamt 231-mal. Die Sendung hat Kultstatus und ist fester Bestandteil des Silvestertagesablaufs vieler Haushalte. So sahen beispielsweise im Rekordjahr 2004 insgesamt 15,6 Millionen Deutsche den Sketch. Auch im Schweizer Fernsehen wird er seit 1989 am letzten Tag des Jahres ausgestrahlt. Auf dem Berner Lokalsender TeleBärn läuft die Schweizer Version des Klassikers zu Silvester stündlich. Dort ist die Sendung ebenfalls relativ beliebt, im Jahre 1997 erzielte sie 47 Prozent Marktanteil. Der österreichische ORF strahlt die Sendung ebenfalls als Jahresabschluss aus. In Norwegen wird der Sketch jedes Jahr am 23. Dezember gesendet. Dinner for One ist zwar – bis auf die Einleitung durch Heinz Piper – komplett in englischer Sprache, gilt aber dennoch als leicht verständlich.
Der Autor des Sketches ist Lauri Wylie, der ihn in den 1920er-Jahren geschrieben haben soll. Nach einigen Quellen führte Freddie Frinton das Dinner for One bereits ab 1945 im englischen Varieté-Theater Winter Gardens auf und zahlte entsprechend Gebühren an Wylie. 1950/1951 habe er dann Wylie alle Rechte abgekauft. Offiziell wurde das Stück 1948 im Londoner Theater Duke of Yorks uraufgeführt.
Unklar ist, wie dies mit der Tatsache vereinbart werden kann, dass das Stück unter anderem 1953 in einer Revue aufgeführt wurde, dem John Murray Anderson’s Almanac, am Imperial Theatre am Broadway London (mit Hermione Gingold in der Rolle der alten Dame, Billy DeWolfe als Butler und offenbar fünf verstorbenen Freunden) – der Show, in der auch Harry Belafonte in der Anfangszeit seiner Karriere auftrat.
Frinton hatte mit diesem Sketch in England großen Erfolg und tourte mit verschiedenen Partnerinnen durchs Land. Pointen und Handlung veränderte er im Laufe der Jahre.
Im deutschen Fernsehen lief der Sketch das erste Mal am 9. Dezember 1961 in der Livesendung Lassen Sie sich unterhalten, moderiert von der Sängerin Evelyn Künneke. Von dieser Ausstrahlung gibt es keine Aufzeichnung.
1962 wurde Dinner for One von Peter Frankenfeld und dem Regisseur Heinz Dunkhase im englischen Blackpool, einer Hochburg des Varieté-Theaters, für das Fernsehen wiederentdeckt. Am 8. März 196] wurde der Sketch in der von Peter Frankenfeld moderierten Livesendung Guten Abend, Peter Frankenfeld gezeigt und am 8. Juli 1963 im Theater am Besenbinderhof in Hamburg vor Publikum wiederholt und aufgezeichnet. Freddie Frinton wollte eigentlich nicht in Deutschland auftreten. Er war Truppenbetreuer im Zweiten Weltkrieg und hatte keine hohe Meinung von Deutschland, sodass er sich weigerte, den Sketch auf Deutsch aufzuführen In diesem Zusammenhang ist auch seine jeweilige Frage „Must I?“ („Muss ich?“) zu sehen, wenn es bei seiner Runde um den Tisch an der Zeit ist, den Platz des Gastes „Admiral von Schneider“ (ausgesprochen „won Schneider“) einzunehmen. Vordergründig bezieht sich diese Bemerkung darauf, dass James als Admiral die Hacken zusammenknallen muss, was ihm Schmerzen am rechten Knöchel verursacht. Verdeutlicht wird dies durch anschließendes Reiben desselben an der linken Wade – während des gleichzeitigen (einbeinigen) Zuprostens.
Ursprünglich war der Sketch gar nicht als Silvester-Unterhaltung geplant. Nachdem er einige Male als Pausenfüller in der ARD und dem NDR gesendet worden war, bekam die Sendung erst neun Jahre nach der ersten Ausstrahlung ihren festen Sendeplatz. Am 31. Dezember 1972 holte NDR-Unterhaltungschef Henri Regnier das Band aus dem Archiv hervor. Seitdem wird Dinner for One zu jedem Jahreswechsel ausgestrahlt.
Dinner for One ist wohl nicht eine der ersten MAZ-Aufzeichnungen des deutschen Fernsehens. Bereits ab Dezember 1958 bestand diese Möglichkeit für die ARD. Dinner for One ist eine der wenigen Sendungen, die im deutschen Fernsehen unsynchronisiert auf Englisch gezeigt werden; es existiert jedoch eine deutschsprachig kommentierte Fassung für Sehbehinderte. Die Einleitung wurde von Heinz Piper gesprochen;[8] als Eingangsmelodie ist Charmaine in einer Aufnahme des Orchesters Victor Silvester zu hören. Laut Angaben des NDR erhielten Frinton und Warden für diesen Auftritt 4150 DM. Kameramann für den NDR war Frank A. Banuscher. Aufgrund der Tatsache, dass der Abspann wegen der nachfolgenden Tagesschau kurz gehalten werden musste, taucht sein Name im Abspann nicht auf.
Bei dem im Sketch häufig zu hörenden besonders lauten Lachen handelt es sich um das Lachen der damaligen NDR-Mitarbeiterin Sonja Göth. Die Frau des Oberbeleuchters Viktor Göth, der bei dieser Aufzeichnung hinter den Scheinwerfern stand, wird mit „dieser schreckliche Lachkrampf“ zitiert.
In England selbst wurde Dinner for One nur vereinzelt ausgestrahlt und ist dort bis heute weitgehend unbekannt. In anderen Ländern, zum Beispiel der Schweiz, Österreich, Finnland, Norwegen, Schweden, Färöer, Südafrika, Grönland, Estland, Australien, Dänemark, Luxemburg ist Dinner for One ähnlich wie in Deutschland ein alljährliches Kult-Ereignis. In Schweden wurde die Aufzeichnung zuerst für sechs Jahre, bis 1969, nicht zur Sendung freigegeben. Sie galt als ungeeignet, da James im Sketch zu viel Alkohol trank.
Im Jahr 2007 haben sich Journalisten des The Daily Telegraph den Sketch angesehen und empfohlen, ihn auch im britischen Fernsehen auszustrahlen, „da der typisch britische Humor die wohlwollende Beachtung der Briten verdiene“. Bisher ist noch keine britische Sendeanstalt auf diese Forderung der Journalisten eingegangen. Als Internetvideo ist der Sketch bei den Briten bereits relativ beliebt und im Sommer 2006 hat eine Amateur-Varietétruppe in der Hafenstadt Portsmouth den Sketch vor Publikum inszeniert.
1968 wurde eine Farbaufzeichnung des Sketches geplant, die aufgrund des plötzlichen Todes Frintons nicht mehr realisiert wurde.
Auch in der DDR gehörte der Sketch zum Silvesterprogramm. Im ostdeutschen Staatsfernsehen kam ab 1978 allerdings nicht der Klassiker mit Frinton und Warden zur Ausstrahlung, sondern eine frühe Variante mit den Schauspielern Ernest E. Regon und June Royal unter dem Titel „Erinnerungsmahl“, der bereits 20 Jahre zuvor auf der Münchner Varieté-Bühne Annast gespielt worden war. Ab Silvester 1988, ein knappes Jahr vor dem Mauerfall, zeigte dann auch das DDR-Fernsehen die bekannte Version.
Im Jahre 1999 wurde die Aufzeichnung per Computer nachkoloriert und zum Jahreswechsel 1999/2000 erstmals ausgestrahlt. Sie erfreute sich keiner großen Beliebtheit. In einigen Ländern kam es zu öffentlichen Protesten. Im Allgemeinen wird daher wieder die Schwarzweiß-Version gezeigt.
1998 wurde darüber hinaus ein Hörfilm für Blinde ausgestrahlt. (Quelle: wikipedia)
Und im Jahre 1985 brachzte der rührige Nautilis-Verlag ein kleines „Fan-Buch“ über diesen Kultfilm heraus … mit etlichen humoristisch-schlauen Betrachtungen zu „Dinner For One“.
Überflüssig, eigentlich fast ärgerlich, dass man damals meinte, den vier „imaginären Gästen“ von Miss Sophie eine Gesicht via Karikatur geben zu müssen … und damit die Magie dieser 18 Minuten aufzuheben.
Ansonsten aber eine mehr als amüsante Überflüssgikeit, die unser Leben eben auch lebenswert macht.
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