Kommt auch nicht so häufig vor, dass eine Frau als Organistin so überzeugend aufspielen kann, dass sie sich auch international einen Namen gemacht hat. Hier haben wir so ein seltenes Exemplar:
Hedwig Bilgram (* 31. März 1933 in Memmingen) ist eine deutsche Organistin und Cembalistin. Sie war an der Hochschule für Musik und Theater München Professorin für Orgel und Cembalo.
Hedwig Bilgram erhielt früh Musikunterricht von Thilde Kraushaar. Sie besuchte das Memminger Vöhlin-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater München Klavier und Orgel, unter anderem bei Karl Richter. Im Fach Orgel erhielt sie 1956 den ersten Preis beim Wettbewerb der deutschen Hochschulen, 1959 folgte der erste Preis für Orgel beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD.
Hier erinnert sich Hildegard Bilgram an jenen Musikwettbewerb:
Hedwig Bilgram spielte bei vielen Konzerten mit namhaften Dirigenten, wie Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Diethard Hellmann oder Rudolf Kempe. 1971 übernahm sie die Uraufführung von Harald Genzmers Konzert für Orgel und Orchester.
Bei vielen Aufführungen und Schallplatteneinspielungen ihres einstigen Lehrers Karl Richter spielte sie die Orgel sowie das Cembalo. Hedwig Bilgrams Continuo-Stil knüpfte unmittelbar an Richters Verständnis an, der den Basso continuo als Grundlage der barocken Komposition betrachtete. Hedwig Bilgrams Generalbassspiel zeichnete sich durch Improvisationsgabe, Farbenfreude und Klangsinn aus. Orgel und Cembalo sind mit ihr als Interpretin immer deutlich vernehmbar; sie verlieh dem Gesamtklang stets zusätzlich Farbe, Dynamik und Rhythmus. Diese Praxis entspricht nach neuestem Forschungsstand den tatsächlichen historischen Gegebenheiten stärker als ein lediglich akkordisch ausgesetzter und kaum vernehmbarer Klangschleier der Generalbassinstrumente.
Von 1961 bis 1998 unterrichtete sie an der Hochschule für Musik und Theater in München im Fach Orgel, ab 1964 auch Cembalo als ordentliche Professorin.
Hedwig Bilgram nahm zahlreiche CD- und Schallplatteneinspielungen vor. In jüngster Zeit wandte sich die Künstlerin vermehrt dem Hammerflügel zu und nahm eine CD auf, die beim Label Cavalli Records erschienen ist. Besonders bekannt sind ihre Konzertreihen mit dem Trompeter Maurice André. (Quelle: wikipedia)
Hier habe ich eine kleine Rarität ausgegraben, denn diese CD erschien nurum Zusammenhang mit dem Buch „Die Zollingerhalle beim Alten Schloss Valley“ von Lampl Sixtus. Aber der Reihe nach:
Die Grafschaft Valley, heute Teil des Landkreises Miesbach in Oberbayern, war bis 1848 eine Hofmark, d. h. eine Grundherrschaft mit hoheitlichen Befugnissen. Von den beiden nahe beieinander gelegenen Schlössern befindet sich nur noch das jüngere in gräflichem Besitz. Das ältere ist architektonisch bedeutsamer und beherbergt zudem Teile eines Orgelmuseums von Weltbedeutung.
Die Grafschaft Valley wird erstmals 920 im Besitz eines Grafen von Sempt erwähnt. Seit dem ersten Drittel des 12. Jahrhunderts bestand als Herrensitz eine Höhenburg auf dem Burgberg über der Mangfall, von dem nur noch Mauerreste erhalten sind.
Das Alte Schloss wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Tal nahe der Ortschaft Unterdarching errichtet.
Das Alte Schloss ist der ältere Teil der Schlossanlage Valley. Es war bis 1848 über 700 Jahre lang Pflegamts- und Gerichtshaus. Im Kern stammt es aus dem späten 12. Jahrhundert. Der imposante aber derzeit dringend sanierungsbedürftige Südgiebel entstand um 1200. Nach Bau des Neuen Schlosses blieb es erhalten und wurde von 1776 bis 1778 weiter ausgebaut. Nach 1848 diente es für mehr als 100 Jahre als Gaststätte. 1895 wurden Teile abgebrochen.
In den Jahren 1965 bis 1971 lebte der Schriftsteller Michael Ende im Alten Schloss und schrieb hier seinen 1973 erschienenen Roman Momo, der 1986 verfilmt wurde.
Heute beherbergen das Alte Schloss und die benachbarte Zollingerdach-Halle mit mehr als 60 Orgeln die größte Sammlung ihrer Art weltweit. Die sechs im Schloss selbst untergebrachten sind alle spielbar.
Darunter befindet sich die Orgel der Basilika Gößweinstein mit 42 Registern und 3000 Pfeifen.
Auch die alte Orgel der Münchner Frauenkirche und die der Kongresshalle des Deutschen Museums sind hier untergebracht. (Quelle: wikipedia)
Nach dem Motto 6 aus 60 hat sich nun die Hedwig Bilgram 6 Orgeln ausgesucht und spielt nun auf diesen historischen Instrumenten nicht minder historische (und weitgehend unbekannte) Kompositionen der Orgelmusik.
Wer sich für Orgelmusik – so wie ich – begeistern kann, dem kann ich nur dringend empfehlen, sich dieser Leckerbissen nicht engehen zu lassen.
Besetzung:
Hedwig Bilgram (organ)
Titel:
01. Englische Virginalmusik:
01.1. Praeludium (Anonymous)
01.2. A Pavyon (Newman)
01.3. The Primerose (Peerson)
01.4. Almaygne (Anonymous)
01.5. The Fall Of The Leaf (Peerson) 7.42
02. Partita – Was Gott tut ist wohlgetan (Pachelbel) 7.35
03. Pastorale in F-Dur in vier Sätzen BWV 590 (Bach) 10.44
04. Aus der Flötenuhr (Haydn)
04.1. Andante
04.2. Allegro moderato
04.3. Menuett 4.5ß
05. Allegretto – Allegro e piu assai (Grünberger) 6.51
06. Andante B-Dur (Lefebre-Wély) 6.36
07. Sonata A-moll Nr 4 – Tonus peregrinus (Rheinberger) 16.13