Johann Nepomuk Hummel – Der Durchzug durchs Rote Meer (2007)

FrontCover1Hinter diesem Album steckt eine wahrlich interessante Geschichte:

„Lange galt das Oratorium „Der Durchzug durchs Rote Meer“ als verschollen, denn weithin war unbekannt, dass die British Library in London die Original-Niederschrift des Komponisten archiviert hatte. Mit dieser Aufnahme wurde das Chorwerk, das die Geschichte Moses‘ am Roten Meer thematisiert, nun wieder neu zugänglich gemacht.“ (Planet Wissen)

Dieses Werk Werken Haydn-Nachfolgers Hummel bildet also eine kleine „werkgeschichtliche“ Sensation: Zum ersten Mal in Süddeutschland – und folgerichtig in Stuttgart(!) – wird heute ein vor Kurzem (das war im Jahre 2004 !) in der British Library in London entdecktes, noch unveröffentlichtes Oratorium von Johann Nepomuk Hummel erklingen, das die musikgeschichtliche Lücke zwischen dem oratorischen Schaffen von Haydn und dem Mendelssohns kleiner machen könnte, das Oratorium für Chor, Solisten und Orchester „Der Durchzug durchs rote Meer“.

Auch wenn die Aufführung des Oratoriums seltsamerweise nicht nachweisbar ist und das Autograph auch keine Datierung enthält, ist die Aufführung am Esterhazy’schen Hof während Hummels Zeit als Konzertmeister doch sehr wahrscheinlich, was auch die „Nicht-Wahrnehmung“ der öffentlichen Musikpresse am ehesten erklären könnte. Andererseits wurde am 12. Juli 1806 im Wiener Augartensaal die Aufführung einer Kantate von der Komposition des Herrn Hummel in der Allgemeinen Musicalischen Zeitung erwähnt, bei der es sich durchaus um sein Oratorium Der Durchzug durchs rote Meer gehandelt haben könnte.

HummelDass Hummel seinen Durchzug durchs rote Meer für den Ester-hazy’schen Hof komponiert haben mag, liegt noch aus einem anderen Grund sehr nahe: 1804 dirigierte er Haydns Schöpfung im Eisenstädter Schloss. Inspiriert von der farbigen, illustrativen und dennoch weit gespannten Haydn’schen Musik, die den bilderreichen Genesis-Text auf unvergleichliche und neuartige Weise umzusetzen verstand, mag Hummel auf die Idee gekommen sein, es seinem großen Kollegen und Mentor Haydn gleich zu tun: Er „blätterte“ zum nächsten der Moses-Bücher und fand im 2. Buch Moses, Exodus, einen ebenso bilderreichen wie dramatischen Text, der in der musikalischen Umsetzung so etwas wie eine Fortsetzung der „Schöpfungs-Arbeit“ von Haydn zu werden versprach.

Der Durchzug durchs Rote Meer ist ein dramatisches Oratorium, in dem der Chor eine eminent wichtige Rolle spielt. Hummel schrieb es zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf einen Text, der weitgehend dem biblischen Bericht aus dem 2. Buch Mose folgt. Die Aufnahme besticht durch das engagierte Vorgehen des Dirigenten Hermann Max, der Chor wie Solisten zu energiegeladenem Musizieren und Singen bringt. So viel Feuereifer ist nicht selbstverständlich, wenn ein vergessenes Werk ausgegraben wird. Das wiegt die Tatsache auf, dass der Chor nicht immer homogen klingt. Unter den durchweg guten Solisten ragt besonders der Bass Friedrich in der Rolle des Israeliten heraus. (Remy Franck)

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Noch kurz ein paar Informationen zu diesem Johann Nepomuk Hummel:

Der aus Bratislava stammende Johann Nepomuk Hummel gehörte zu den wenigen nachgewiesenen Schülern W. A. Mozarts. Er wirkte am Esterházyschen Hof und wurde später Kapellmeister in Weimar.

Besondere Aufmerksamkeit genossen zu seiner Zeit seine vielen Klavierkompositionen und Kammermusikwerke. So blieb das Oratorium ‚Der Durchzug durchs Rote Meer‘ zunächst unbeachtet und wurde erst 2004 in London wiederentdeckt. Das Werk – wenn auch nicht vom Umfang her – lehnt sich an Haydns Schöpfung, an Oratorien Händels und CPE Bachs an, doch es erweist sich in der melodischen Erfindung und formalen Ausgestaltung als ganz eigenständige Arbeit.

Soweit, so gut … es ist ein durchaus anspruchsvolles Unterfangen sich diesem Werk zu nähern … aber es ist zugleich auch ein lohnenswertes Unterfangen !

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Hermann Max

Besetzung:
Ekkehard Abele (bass)
Wolf Matthias Friedrich (bass)
Simone Kermes (soprano)
Hans-Jörg Mammel (tenor)
Veronika Winter (soprano)
+
Rheinische Kantorei (Chor)
+
Das Kleine Konzert Orchester unter der Leitung von Hermann MaxBooklet13A.jpg

Titel:
01. Intrada (1. Teil) 7.30
02. Chor: Aus der Tiefe unsers Elends 3.34
03. Recitativo accompagnato: Und immer schwerer lastet das Joch der Sklaverei 1.11
04. Arie und Chor: Ich, euer Väter Gott 5.09
05. Fuga: Der Herr hat unser Geschrei erhört 3.23
06. Duett: Es macht der Herr durch unsern Mund, dir König, seinen Willen kund 1.52
07. Recitativo accompagnato: Verblendet war des Königs Sinn 2.45
08. Arie und Chor: Ich schwebe auf des Todes Fittich 2.37
09. Recitativo accompagnato: Ein groß Geschrei ging aus (2. Teil) 1.28
10. Quartett mit Chor: Der Herr hat unser Trübsal geseh’n 5.53
11. Recitativo accompagnato: Sie zogen aus, gewaffnet durch die Wüste 1.17
12. Arie und Chor: Und Moses streckte aus die Hand 5.42
13. Rezitativ: Es warf das Meer die Toten ans Gestade 0.31
14. Chor: Jehova ist ein Kriegesheld 7.46

Komposition: Johann Nepomuk Hummel

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