Jetzt mache ich mich einfach mal als Nestbeschmutzer beliebt, aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden:
Angi Domdey (* 1950 in Wetzlar) ist eine deutsche Jazzsängerin und Liedermacherin; sie zählte bereits in jungen Jahren zu den renommierten Jazz- und Bluessängerinnen in Deutschland.
Domdey begann ihre Karriere mit 15 Jahren als Frontsängerin der Skiffle- und Folkband Worried Skiffle Gamblers in ihrer Geburtsstadt. Auf dem Hamburger Skiffle-Festival wurde sie gleich als zweimal beste Vokalistin ausgezeichnet. So zog sie die Aufmerksamkeit der Barrelhouse Jazzband auf sich; Domdey trat zwischen 1966 und 1976 gemeinsam mit der Barrelhouse Jazzband auf, mit der sie auch international auf Tourneen war. „Hey girl, you´re a good singer,“ attestierte ihr (nach eigenen Angaben) Louis Armstrong beim Jazzfestival 1968 in New Orleans.
Nach Ende des Studium und Umzug nach Hamburg wechselte sie das Genre, um 1977 als Liedermacherin mit der von ihr gegründeten erfolgreichen Frauenband, der Gruppe Schneewittchen tätig zu werden; vier Alben erschienen bis 1981 mit dieser Band. Ihr Song „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ wurde von Kick La Luna gecovert und gilt heute als Klassiker. In den 1980er Jahren gab sie Konzerte in der Friedensbewegung; mit der Schriftstellerin Margot Schroeder und der Lyrikerin Hildegard Wohlgemuth gründete sie das Projekt „Drei Frauen für den Frieden“.
Autogrammkarte „Schneewittchen“
Anschließend war sie als Musikpädagogin und Leiterin des kreativen Ferien- und Seminarhauses La Plaine in der Provence aktiv und trat mit der französischen Band French Connection in Frankreich und Deutschland, aber auch mit Herb Geller/Bob Degen und den Swing Messengers auf. Seit 2007 lebt sie wieder in Deutschland, diesmal in Berlin, wo sie auch an der Filmschauspielschule Berlin unterrichtete. Daneben sang sie als Solistin in Gospelchören und im Duo mit den Pianisten Stefan Zebe und später Lionel Haas. Ab 2010 trat sie mit eigener Band auf. (Quelle: wikipedia)
mit Margot Schroeder und Hildegard Wohlgemuth
Nun ihr musikalischer Beitrag zur Friedenswegung Anfang der 80er Jahre (ja, und auch ich war damals Teil dieser Bewegung) … und möchte man den Wert dieser Bewegung an dieser LP bewerten, dann würde zappenduster ausschauen.
Der Titel ist bereits eine traurige Angelegenheit: „Pazifistin bin ich“ … viel platter geht´s nicht mehr …
Und dann das Cover … ich weiß nicht, welchen Praktikanten man beauftragt hatte, dieses Design zu entwerfen. Vorder- wie Rückseite sind an Peinlichkeit nicht zu übertreffen.
Aber zumindest passt das Cover zur Qualität dieser Aufnahmen:
In einer schier unglaublichen Ansammlung von jammernden, lamentierenden, textlich naiven Zeilen wird hier für eine Welt ohne Krieg geworben („wir sind die Kinder der Gewaltlosigkeit“ … bla bla bla) … und musikalisch ist es nicht anders und selbst die musikalischen „Experiemente“ gingen gründlich in die Hose.
Und für die feministische Fraktion der Friedensbewegung gab´s dann noch den „Feminal Tango“ …
Und das letzte Lied dieses musikalischen Albtraums heißt dann auch noch „Wir sind die neue Energie“ … wenn sich so die „neue Energie“ anhört, na dann … gute Nacht.
Interessieren würde mich, wie die Angi Domdey heute zu diesen Aufnahmen steht … Und als Jazzsängerin interessiert sie mich doch sehr …
Und es ist ja nicht so, dass friedensbewegte Musikanten durchaus auf höchsten Niveau texten und musizieren konnten … ich sag da bloß mal Konstantin Wecker … und der hatte auch den nötigen Zorn …den man hier in all der Jammerei so schmerzlich vermisst.
Und hinsichtlich „neuer weiblicher Energie“ mag ich mir dann einfach mal den Hinweis erlauben, dass eine Patti Smith … ach was sage ich … Patti Smith anhören !
Und ich brauch jetzt dringendes was mit Schmackes !
Angi Domdey im Kreise mit den hartgesottener und fidelen Jungs der Barrelhouse Jazz Band
Besetzung:
Angi Domdey (vocals, guitar, flute, percussion)
Kalle Wefel (guitar, slide-guitar, bass, effects)
+
Rotraut Colberg (piano bei 10.)
Titel:
01. Pazifistenlied (Domdey) 5.14
02. Ich sehe was, was du nicht siehst (Domdey/Wohlgemuth) 3.24
03. Mitschnackersong (Domdey/Wohlgemuth) 2.37
04. Hier ist Rot, da ist Rot (Domdey/Wohlgemuth) 2.13
05. Hei Boys hei (Domdey/Wohlgemuth) 4.25
06. Liebende aller Länder (Domdey) 3.16
07. Der Frieden ist ein kleines Kind (Domdey) 4.15
08. Lied der Ostermarschiererin (Domdey/Wohlgemuth) 4.03
09. Deutsches Märchen (Domdey/Vesper) 2.18
10. Der letzte Frieden (Domday/Schroeder) 2.40
11. Feminal Tango (Colberg/Gerdes/Wollschon/Domdey/Regenbogen) 2.41
12. Wir sind die neue Energie (Domdey) 5.02
Und so präsentiert sich Angi Domdey heute … Rote Lippen soll man küssen, denn zum küssen sind sie da …
Sammelsurium 