Susanne Schüssler + Klaus Wagenbach – Buchstäblich Wagenbach (2014)

TitelDa lacht das Herz eines Archivaren und Chronisten !

„Ein Almanach mit der (Verlags- )Geschichte aus 50 Jahren, vielen Anekdoten, Fotos und Lesestücken aus dem Programm, besonders schön ausgestattet.

Wie überlebt man gute Bücher? Besser als schlechte. Das Beispiel liegt vor Ihnen:

Die Geschichte eines unabhängigen Verlags, dem seit 50 Jahren die stets gleiche wirtschaftsbesserwisserische Frage gestellt wird: Warum gibt es Sie eigentlich noch?
Gegenfrage: Wie viele nach allen Regeln der Kunst geleitete Verlage sind in
der gleichen Zeit in falsche Hände geraten, übernommen oder verkauft worden?
Die Frage nach dem Überleben ist also eine besonders raffinierte Verweigerung von Selbsterkenntnis.
Dieser Almanach ist eine Art kommentiertes Lesebuch über fünf Jahrzehnte und zugleich ein Vademecum fürs Überleben: Als Ermutigung, weder dem eventgejagten Mainstream noch der Verlockung »technischer Vorgaben« zu folgen, sondern dem Radikalen, Neuen, Unerhörten zur Seite zu springen und sich dem Genuss schön gemachter Bücher hinzugeben.“ (aus der Verlagsankündigung)
Liebe zum Widerspruch und zum Nebeneinander – diese Verlagsmaximen von Wagenbach findet Arno Widman in diesem Jubiläumsband zum 50. Geburtstag des Verlags wieder. Das gefällt ihm. Wenn der schmale, mit lauter kleinen Geschichten über und von Autoren, Verlagsmitarbeitern und -freunden gefüllte Band auch den Anschein erwecken mag, für die kleine Form zusändig zu sein, für Widmann steht fest: Dieser Verlag hat es faustdick hinter den Ohren. Die Intimität, die hier beim Blättern entsteht, findet er jedenfalls schön. (Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.03.2014, Quelle: perlentaucher)

Der junge Klaus Wagenbach

Das Wort ‘Urgestein’ wird heute inflationär im Mund herumgeführt. Jeder Halbprominente, der seiner Sache zehn Jahre lang treu geblieben ist, ohne in einen Korruptionsskandal verwickelt worden zu sein, gilt als Urgestein. Wenn Superlative leichtfertig vergeben werden, mit welchem Titel soll man einen Mann ehren, der fünf Jahrzehnte in seiner Branche gegen den Wind gekreuzt ist? Der fünf Jahrzehnte seinen Verlag unabhängig nach seinem unkorrumpierbaren Kunst- und Politikverständnis geführt hat? Urgestein ist viel zu schwach für einen solchen Mann. Gottvater der unabhängigen Verlage, leuchtendes Beispiel der Integrität und vielleicht der einflussreichste Verleger der Bundesrepublik seit 1964: Das ist wohl das mindeste für den Wagenbach Verlag und seinen immer noch quicklebendigen Patron Klaus Wagenbach.
Der Klaus Wagenbach Verlag: Sprachrohr einer sich demokratisierenden Welt

Der Wagenbach Verlag und seine Anfänge: Hier ranken Legenden, hier spinnen sich Geschichten weiter, die tief in die Gesellschaftsstruktur der sich demokratisierenden Bundesrepublik reichen. Gegründet 1964, auf dem Vorplatz der Studentenunruhen und des RAF-Terrorismus, trat Klaus Wagenbach mit geschärftem kritischen Profil an. Hedonismus, Geschichtsbewusstsein und Anarchie: Ein Programm, dem er durch die Parteien bis heute treu geblieben ist. Apropos Hedonismus: Diese genussreiche, die weltlichen Dinge schätzende Geisteshaltung drückt sich nicht nur in Klaus Wagenbachs Italophilie aus, sondern auch in der Herstellungsqualität seiner Bücher. Gleich die ersten ab 1965 erscheinenden Bände fielen inmitten schludriger Taschenbücher-Mentalität durch ihr extravagantes Quartformat und die hochwertige Verarbeitung auf.

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Der alte Klaus Wagenbach

Nach eigener Aussage ist Klaus Wagenbach der am höchsten vorbestrafte Verleger der Bundesrepublik Deutschland. Die Veröffentlichung von Dissidenten-Werken wie Biermanns “Drahtharfe” brachte ihm ein DDR-Durchreiseverbot ein: Wagenbach überwand seine Flugangst und reiste fortan mit dem Flugzeug von seinem Berliner Verlagssitz in den Westen. Klaus Wagenbach verlegte Ulrike Meinhofs “Bambule”, druckte das Manifest der RAF und hielt Meinhofs Grabrede. Soviel zu seinen Vorstrafen. Jahrzehntelang war er Zielscheibe der Springer-Presse. Er brachte aber auch ein kritisches Buch zur Meinhof heraus und wandte sich gegen Linksdogmatiker. Er führte durch das Beispiel seines Lebens den Beweis, dass sich kritische Zeitgenossenschaft nicht auf eine politische Linie festlegen muss.

Mit Wagenbach-Autoren lassen sich ganze Literaturlexika füllen. Wer sich einen anregenden Überblick über 50 Jahre Verlagstätigkeit verschaffen will, dem sei der Jubiläumsband “Buchstäblich Wagenbach” empfohlen. Zwischen den Buchdeckeln versammeln sich Textauszüge der hellsten und schöpferischsten literarischen Köpfe: Vergnügen Sie sich mit Hannah Arendt, Michel Houellebecq, Ingeborg Bachmann, A. L. Kennedy oder Pier Paolo Pasolini – allesamt Wagenbach-Autoren. Wagenbach selbst, nebenbei Kafka-Spezialist und Besitzer der größten Kafka-Dokumente-Sammlung weltweit, hat sich 2002 von der Verlagsspitze zurückgezogen und die Leitung in die Hände seiner Frau Susanne Schüssler gelegt.

Im Hintergrund ist der große alte Mann der Verlagswelt kreativ und quicklebendig weiterhin tätig. Seine Entdeckungen und editorischen Großtaten sind längst Literatur-Legende: Die Einbürgerung des faszinierenden Michel Hoeullebecq; die 45bändige Vasari-Ausgabe; Erich Frieds “Liebesgedichte” von 1979 (mit über 250.000 Exemplaren eines der erfolgreichsten Bücher im Wagenbach Verlag); oder Alan Bennetts “Die souveräne Leserin” aus dem Jahr 2008, Wagenbachs großer Bestseller. Wir wünschen diesem Verlags-David von Herzen, sich weitere 50 Jahre zwischen den Goliaths der Branche behaupten zu können. (Anna Holz)

Susanne Schüssler, Klaus Wagenbach + Tochter Helene (2012)

Genug der lobenden Worte, bevor ich diese Leihgabe eines treuen Lesers (vielen Dank auch !!!) dieses blogs präsentiere, ein paar Eindrpcke aus diesem prachtvollem Buch (225 Seiten !):

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Der Tagesspiegel, 6.4.1965

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Manfred Beltz – 1841 – 2011 – 170 Jahre Beltz Tradition und Wandel (2011)

TitelDieses Firmen (Verlags) Portrait liegt mir irgendwie ganz besonders am Herzen:

Die Verlagsgruppe Beltz mit Sitz in Weinheim ist ein deutscher Verlag, der unter anderem die Kinderbücher von Janosch herausgibt.

Julius Beltz gründete 1841 eine Buchdruckerei in Langensalza in der preußischen Provinz Sachsen und erweiterte diese später um eine eigene Buchhandlung, die u.a. Lehrbücher für Religion, Landwirtschaft und Geschichte führte.

Die Zeitung „Die Volksschule“ wurde ab 1909 wichtiges Standbein des Verlages, dessen Tätigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus eingeschränkt wurde. Der Verlag stellte auf Lohndruck wissenschaftlicher Publikationen um.

Zur Zeit des Nationalsozialismus verlegte Beltz die sehr weit verbreitete Reihe Hefte für Mütterschulung, Krippen, Kindergärten und Horte in Stadt und Land für die Kurse der NS-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerks.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen die Inhaber die Sowjetische Besatzungszone und gründeten in Weinheim eine Nachfolgefirma, während der Betrieb in Langensalza enteignet wurde.

Beispiel09Der neue Betrieb spezialisierte sich wieder auf pädagogische Literatur und legte 1971 auch ein Kinderbuchprogramm (Beltz & Gelberg) auf. Bereits 1975 hatte das Unternehmen einen Umsatz von 35 Millionen DM.

Nach der Wende erfolgte der Rückkauf des alten Stammbetriebs in Bad Langensalza, zum Jahrtausendwechsel betrug der Umsatz ca. 80 Millionen DM

Zum Unternehmen gehören die eigentlichen Beltz Verlage und die Buchhandlungen Beltz in Weinheim, die Beltz Rübelmann Holding, die Beltz, Herrmann & Co. GmbH als Zentralversand in Hemsbach sowie die Druckereien Druck Partner Rübelmann ebenda und das Druckhaus „Thomas Müntzer“ in Bad Langensalza.

Rückwirkend zum 1. Januar 2012 hat Beltz den auf Kinderbücher spezialisierten Bajazzo Verlag übernommen, zu deren Autoren Martin Baltscheit und Isabel Pin zählen

Zur Verlagsgruppe Beltz gehört seit 1985 auch der von Martin Faltermaier gegründete Juventa Verlag für soziologische und sozialwissenschaftliche Schriften

Der Verlag veröffentlicht wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften für Psychologie und Pädagogik, z. B. Psychologie Heute, aber auch Kinderbücher, darunter die bekannten Janosch-Bücher. Ein Teil der Neuerscheinungen wird gleichzeitig als Hörbuch auf CD oder in einem Downloadportal als Mp3 veröffentlicht. (Quelle: wikipedia)

Firmen+MarkenDer Grund, warum mir dieses Verlagsportrait so ganz besonders am Herzen liegt, ist eigentlich sehr einfach:

Zum einen hat mich dieser Verlag während meines Studiums mehr als einmal mit seiner Fachliteratur intensiv begleitet und zum anderen habe ich dann später so diverse Janosch-Werke (und andere Kinderliteratur vom Beltz-Verlag) meinen Töchtern mit viel Begeisterung (bei allen Beteiligten) vorgelesen.

Hier nun die prachtvoll gestaltete und reichhaltig bebilderte Verlagsgeschichte (112 Seiten), die entsprechend anspruchsvoll und damit der Verlagsgeschichte und der Verlagsphilosophie angemessen gestaltet wurde. Erzählt wird nicht nur die Isolation des Verlages im III. Reich, erzählt wird nicht nur über die Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft während des Arbeitskampfes 1984 (es ging u.a. um die Einführung der 35 Stunden Woche), erzählt wird auch die Übernahme der VEB Druckerei Thomas Müntzer (die im eigentlich Stammhaus in Langensalza in der gesammten DDR-Zeit aktiv waren).

Bedenkt man es recht, so ist diese Broschüre nicht eine Verlagsgeschichte, sondern auch eine Geschichte unserers Landes … von mein Prädikat: Empfehlenswert !

Der Firmengründer Julius Beltz und Familie (fotografiert am 9. Juli 1860 beim Kunstmaler F. Tellgmann in Mühlhausen)

Der Firmengründer Julius Beltz und Familie (fotografiert am 9. Juli 1860 beim Kunstmaler F. Tellgmann in Mühlhausen)

Erstausgabe 1933

Erstausgabe 1933

Der Demontagebefehl - handgeschrieben 1946. Das Ende des technischen Betriebes - bis auf Reste.

Der Demontagebefehl – handgeschrieben 1946. Das Ende des technischen Betriebes – bis auf Reste.

Das neue Betriebsgelände in Weinheim, Werderstraße 10

Das neue Betriebsgelände in Weinheim, Werderstraße 10

Beispiel05

Beispiel eines Werbebriefes, mit dem die Julius Beltz Druckerei sich im neuen Umfeld bekannt macht.

Beispiel eines Werbebriefes, mit dem die Julius Beltz Druckerei sich im neuen Umfeld bekannt macht.

Der Verlag hat sein neues Programm gefunden: Bücher für das Lehrerstudium und die Unterrichtspraxis.

Der Verlag hat sein neues Programm gefunden: Bücher für das Lehrerstudium und die Unterrichtspraxis.

1964: Die neue Bilderbuch-Serie

1964: Die neue Bilderbuch-Serie

Beispiel10
Beispiel11

Beispiel12

Beispiel13
… und, und, und … ich könnt gar nicht aufhören, weitere Illustrationen aus dieser
prachtvollen Verlagsgeschichte zu präsentieren …

Und hier geht´s zur Präsentation:

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Aktuelle Website (27.09.2014)

Website am 27.09.2014

AktuelleWebsite2018

Aktuelle website (09.12.2018)