Volker Kriegel – Hallo und andere wahre Geschichten (1982)

TitelHeute gehts mal um die andere Seite des Volker Kriegel:

Volker Kriegel (* 24. Dezember 1943 in Darmstadt; † 14. Juni 2003 in San Sebastián) war ein deutscher Jazzmusiker, Zeichner und Schriftsteller. Er gilt als einer der Protagonisten des Jazzrock in Deutschland und war entscheidend an der Etablierung und Entwicklung dieser Stilrichtung in Europa beteiligt.

Nachdem er sich Mitte der 1990er Jahre weitgehend aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte, widmete er sich nicht minder erfolgreich seiner zweiten Karriere als Erzähler, Übersetzer, Cartoonist und Illustrator und betätigte sich gelegentlich als Musikkritiker. Sein Buch Der Rock’n’Roll-König wurde zum Klassiker des Genres. Zu den von ihm aus dem Englischen ins Deutsche übersetzten Büchern gehören die Miles-Davis-Biographie seines Kollegen Ian Carr sowie Charles Dickens’ A Christmas Carol, welches er in der betreffenden Ausgabe außerdem illustrierte. 1979 schuf er in London außerdem den Zeichentrickfilm Der Falschspieler. Des Weiteren schrieb er immer wieder Manuskripte für Funk und Fernsehen.

Ausstellungsplakat1

Kriegels Karriere als Autor und Zeichner fand im Wesentlichen ab den frühen 1990er Jahren beim Schweizer Haffmans Verlag statt. Als dieser 2001 Konkurs anmelden musste, hatte er kurz vorher heimlich die Rechte an den Werken seiner Autoren verkauft und die Werke zuletzt auf Leasing-Basis herausgegeben. Kriegel empfand dies als Vertrauensbruch. „Die Autorenrechte“, so Kriegel, „werden wie eine Handelsware hinter dem Rücken der Autoren verschachert.“

Nachdem er bereits seit den 1990er Jahren wiederholt an Krebs erkrankt war (unter anderem an Kehlkopfkrebs, der ihm in seinen letzten Lebensjahren das Sprechen erschwerte), starb Volker Kriegel am 14. Juni 2003 während eines Urlaubsaufenthalts im spanischen San Sebastián an einem Herzinfarkt. Er war noch im Vorjahr mit dem UJRE auf die oben erwähnte Abschiedstournee gegangen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden.

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Kriegels Tod löste vor allem in der deutschsprachigen Presse großes Echo aus, aber auch in der internationalen Presse, z. B. im Londoner Guardian, erschienen diverse Nachrufe. Der selbst krebskranke und 2006 verstorbene Dichter Robert Gernhardt widmete Kriegel seinen 2004 erschienenen Band Die K-Gedichte über Krebs. 2005 erwarb das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover mit Unterstützung des Bundes, einer privaten Spende sowie der Unterstützung von Kriegels Witwe Evelyn Kriegel den zeichnerischen Nachlass Kriegels, der rund 730 Zeichnungen enthält. (wikipedia)

Grab

Und hier eines seiner Karikatur-Bücher, das besonders aufwendig produziert wurde .. kann man in den Scans leider nicht so gut sehen … aber es gibt „pop-up“ Seiten und fast jede Seite hat gestanzte Löcher:

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Allein von daher eine bibliophile Kostbarkeit.

Vielfältig und -faltbar:
Diese erste Cartoon-Buch von Volker Kriegel, erstmals 1982 erschienen und 1983 ein zweites Mal aufgelegt, ist nicht nur ein zeichnerisches Vergnügen, sondern besticht durch seine Aufmachung, die nicht nur das originale Notizbuch, in dem diese Zeichnungen entstanden nachmacht, sondern auch alle Gimmicks wie Faltseiten, „Gucklöcher“ und Aufklappelemente. Das Buch wurde wegen seiner aufwändigen Machart damals in Singapur gedruckt und kostete stolze 19,80 DM. (Edgar Loesel)

Man glaubt es kaum … eine feine Feder … unglaublich viel Nonsens …

Von daher: eine Genuss !

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Fesselspiele mal anders:
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Volker Kriegel – Spectrum (1971)

FrontCover1Volker Kriegel (* 24. Dezember 1943 in Darmstadt; † 14. Juni 2003 in San Sebastián) war Jazzmusiker sowie Comiczeichner und Schriftsteller.

Er gilt als einer der Pioniere des deutschen Jazzrock.

Schon zu der Zeit, als er in Frankfurt Psychologie und bei dem Jazz-Gegner Adorno Soziologie studierte, hatte er seine ersten Auftritte als Jazzgitarrist.

Während sein Studium ohne Abschluss blieb und sich auf seine Musik nicht auswirkte, machte er die Betätigung als Gitarrist zu seinem Beruf, den er durch kompositorische Tätigkeit ergänzte. (wikipedia)

Mehr zu seiner Biographie kann man dann hier lesen.

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Hier sein zweites Solo-Album:

1971 schenkte der damals erst 27-jährige Gitarrist dem Villinger Label eine seiner erstaunlichsten Einspielungen.

In Quintettbesetzung fächern sich seine stupenden Qualitäten als Jazzrocker, folkiger Lyriker und Free Jazzer auf. Da sind zunächst die vertrauten Sitarrock-Töne, die man von Kriegels Aktivitäten bei Dave Pike kennt: Zoom eröffnet das Album mit einem elektrifizierten Sog, zu dem nicht nur die überbordernden trancehaften Soli des Protagonisten, sondern auch Peter Trunks groovender Bass und Cees Sees Schlagwerk ihre Scherflein beitragen. Völlig entspannter Bluesrock dagegen begeistert in So Long For Now.

Illustration von Volker Kriegel:
Volker Kriegel Illustration

Das ausgebuffte Rondo More About D und Instant Judgement sind aufregende Schaukästen dafür, wie sich lyrische und swingende Passagen nahtlos mit freien Klangkaskaden kombinieren lassen. Und dann völlig unvermutet Suspicious Child, Growing Up: ein folkbluesiger, sommerlauniger, unbeschwerter Einschub, der nur noch durch die träumerische Ballade Ach Kina an Lässigkeit übertroffen wird.

Im Finale bündeln Kriegel und seine Mitstreiter nochmals das ganze Spectrum: in einem fantastischen, geradezu tänzerischen Zusammenspiel aus glimmenden Tasten, in höchste Lagen kletterndem Cello, komplexer Percussionmetrik und einer Gitarre, die genauso virtuose wie seelenvolle Kapriolen schlägt. (Pressetext)

Das Frontcover des Mastertapes von 1981:
Box Mastertape1

Eine schöne Platte, auch eine wehmütige Reminiszenz an die Zeiten, als die Musik noch jene wunderbare Unschuld besaß, noch Ecken und Kanten haben durfte, als ein Album noch nicht hundertprozentig hochglanzpoliert und airplaytauglich sein musste. Und irgendwie war Volker Kriegel auch der richtige Gitarrist für diese Zeit, der alles wahrnahm und verarbeitete, was damals auf der Szene zu hören war: Mehr konventionellen Gitarrenjazz (So Long For Now, Ach Kina), John McLaughlins „Extrapolation“ (More About D), das Gejaule von Sonny Sherrock (Instant Judgement), Einflüsse von Folk und Rock (Suspicious Child)… und der darauf aufbauend sein eigenes, eklektisches Fusion-Konzept entwickelte, das hier vielleicht am besten in dem Opener „Zoom“ zu hören ist. John Taylors knurrendes E-Piano ist die passende Ergänzung zu den vielfältigen Sounds des Leaders und auch in der Rhythmusgruppe gibt es dichte Interaktionen zwischen Cees See und Peter Baumeister und damit einen vorwärts schiebenden Drive. Obwohl hier doch ein leichtes stilistisches Wechselbad vorliegt: Wer Volker Kriegel liebt, wird alle Stücke lieben – und damit das ganze Album. (Peter Möltgen)

Aufgenommen im MPS Tonstudio, Villingen, 1. + 2. Februar 1971

BackCover

Besetzung:
Peter Baumeister (drums, percussion)
Volker Kriegel (guitar, sitar)
Cees See (percussion)
John Taylor (piano)
Peter Trunk (bass, cello)

LPBooklet1

Titel:
01. Zoom 6.53
02. So Long, For Now 3.53
03. More About D. 9.43
04. Suspicious Child, Growing Up 4.00
05. Instant Judgement 3.44
06. Ach Kina 5.11
07. Strings Revisited 7.24

Musik: Volker Kriegel

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Das Grab von Volker Kriegel auf dem Wiesbadener Nordfriedhof
(diese Aufnahme stellte mir freundlicherweise der famose Herr Ärmel zur Verfügung):
Grab1
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Volker Kriegel (featuring Wolfgang Schlüter)- House-Boat (1978)

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Volker Kriegel (* 24. Dezember 1943 in Darmstadt; † 14. Juni 2003 in San Sebastián) war Jazzmusiker sowie Comiczeichner und Schriftsteller.

Er gilt als einer der Pioniere des deutschen Jazzrock.

Schon zu der Zeit, als er in Frankfurt Psychologie und bei dem Jazz-Gegner Adorno Soziologie studierte, hatte er seine ersten Auftritte als Jazzgitarrist.

Während sein Studium ohne Abschluss blieb und sich auf seine Musik nicht auswirkte, machte er die Betätigung als Gitarrist zu seinem Beruf, den er durch kompositorische Tätigkeit ergänzte. (wikipedia)

Mehr zu seiner Biographie kann man dann hier lesen.

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Hier sein achtes Solo-Album:

In den Liner Notes zu House-Boat von 1978 beschreibt Volker Kriegel, wie schwierig es war, einen Aufnahmetermin zu vereinbaren. Der Vibraphonist Wolfgang Schlüter sollte dabei sein, hatte aber Verpflichtungen bei der NDR-Bigband in Hamburg; Kriegel war einer der meistbeschäftigten Jazz-Rock-Musiker Deutschlands, aber auch Cartoonist, Autor und Radiomoderator. Es war reines Glück, dass das Album überhaupt aufgenommen wurde. Schlüter ist immer noch aktiv – er gewann 2013 den renommierten deutschen Echo-Preis für Jazz, aber der jüngere Kriegel starb bereits 2003. Der in Darmstadt geborene Kriegel war Autodidakt auf der Gitarre. Der geschmackvolle, subtile Stil von Wes Montgomery und Jim Hall beeinflusste ihn ebenso wie die rockige Power von John McLaughlin.

Inlets

Schlüters Einflüsse waren Lionel Hampton mit seinem ansteckenden Swing, Milt Jackson vom Modern Jazz Quartet und Gary Burton, der sich für vier statt der üblichen zwei Schlägel entschied und das Vibraphon spielte, als wäre es ein Klavier. Bei der Studiobegegnung in Stuttgart zeigen die beiden Multitalente ihre Qualität. Bei der Kriegel-Komposition Memory Delay wechselt Schlüter zu Marimba und Congas. Begleitet werden die beiden Solisten von Musikern aus Kriegels Mild Maniac Orchestra; die Jazz-Rock-Band gewann 1982 den Preis der Deutschen Phonographischen Akademie in der Kategorie Pop-Ensemble. (Pressetext)

Volker Kriegel

Volker Kriegel auf dem Höhepunkt seines Schaffens: mit dem kongenialen Wolfgang Schlüter am Vibraphon und den Musikern seines „Mild Maniac Orchestras“ hat Kriegel 1978 eine Jazz-Platte geschaffen, die Rock-Elemente perfekt einbaut. Und das Cover zeigt, welch ein großartiger Zeichner Volker Kriegel war (*). (unbekannter Autor)

In der Tat: das Zusammenspiel zwischen Volker Kriegel und Wolfgang Schlüter ist formidabel. Und so erweist sich Kriegel erneut als Botschafter des guten Geschmacks … ein zeitloses Album !

Und dass sich ein Jazzer eine Stephen Stills Komposition „vorknöpft“ kommt auch nicht alle Tage vor.

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Besetzung:
Evert Fraterman (drums)
Volker Kriegel (guitar, banjo bei 02., 03. percussion bei 02., 03. + 07.)
Hansi Ströer (bass, synthesizer, percussion bi 03., guitar bei 04., piano bei 07.)
Wolfgang Schlüter (vibraphone, marimba bei 03., percussion bei 03.)
+
Thomas Bettermann (piano bei 03. + 05., synthesizer bei 05., 07. + 08., clavinet bei 08.)
Ralf-R. Hübner (drums bei 03.)
Elmer Louis (percussion bei 01.,
+
brass bei 02.,
Ack Van Rooyen – Bertil Strandberg

CD Front + Back Cover:
CDFront+BackCover

Titel:
01. House-Boat (Kriegel) 8.23
02. Are You Really Living Next To Me? (Ströer) 3.57
03. Achterbahn (Kriegel) 5.07
04. See The Changes (Stills)
05. In Your Way (Bettermann) 5.02
06. Your Face, Your Voice (Kriegel) 4.28
07. Chateau Sentimental (Kriegel) 5.24
08. Memory Delay (Kriegel) 4.58

LabelB1

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(*) bei der er übrigens die damals aufkeimende AKW-Problematik thematisierte.

Front+BackCover

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Volker Kriegel – Lift! (1973)

VolkerKriegelFrontCover1Volker Kriegel (* 24. Dezember 1943 in Darmstadt; † 14. Juni 2003 in San Sebastián) war Jazzmusiker sowie Comiczeichner und Schriftsteller. Er gilt als einer der Pioniere des deutschen Jazzrock.

Schon zu der Zeit, als er in Frankfurt Psychologie und bei dem Jazz-Gegner Adorno Soziologie studierte, hatte er seine ersten Auftritte als Jazzgitarrist. Während sein Studium ohne Abschluss blieb und sich auf seine Musik nicht auswirkte, machte er die Betätigung als Gitarrist zu seinem Beruf, den er durch kompositorische Tätigkeit ergänzte.

Kriegel war von 1968 – 1972 Mitglied des Dave Pike Set, später Leiter der von ihm gegründeten Gruppe Mild Maniac Orchestra. Seit 1977 spielte er auch im United Jazz und Rock Ensemble, für das er auch komponierte und zu dessen Gründungsmitgliedern er zählt. Mit dieser Formation trat er immer wieder, wenn auch zuletzt in größeren Abständen, über fast 25 Jahre lang auf.

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Zwischen den 1970er und 1990er Jahren veröffentlichte er mit wechselnden Mitspielern, teilweise unter eigenem Namen, teils als Mild Maniac Orchestra, zahlreiche Platten. Dabei war er mit seiner Leadgitarre stilmäßig nicht auf die elektrisch verstärkte Jazzgitarre festgelegt, sondern verwendete oft auch die akustische Gitarre, ausnahmsweise gelegentlich ein Banjo oder die Sitar; in manchen Stücken wie z.B. „Octember Variations“ wechselte er auch nahtlos zwischen den Genres. Nur schwer zu beschreiben ist sein ureigener Spielstil, besonders in bestimmten sehr schnellen, springenden Tonfolgen, der ihn von allen anderen Gitarristen unterscheidet und für geschulte Hörer ein unverwechselbares Erkennungszeichen bleibt.

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Neben dem musikalischen Engagement war Kriegel auch als Erzähler, Übersetzer und Cartoonist tätig, und das zunehmend mit fortgeschrittenem Lebensalter. 1979 schuf er in London außerdem den Zeichentrickfilm „Der Falschspieler“. Des Weiteren schrieb er immer wieder Manuskripte für Funk und Fernsehen. Er war während der frühen 1970er Jahre auch als Musiker an Kabarettproduktionen beteiligt.

Am 15. Juni 2003 starb Volker Kriegel in Spanien an Herzversagen. (wikipedia)

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Hier sein viertes Solo-Album und auch dieses ist einfach nur großartig geworden:

Diese LP ist  ein Volltreffer! Zum großen Glück sind die Platten von Volker Kriegel unterschiedlich. Mir gefallen die ernsteren und melancholischeren Klänge auf Lift sehr. Auch der Flow ist großartig. Die Verzahnung von E-Piano, elektrischer Geige, Saxophon, Gitarre, Bass und Drums / Percussion – einfach nur höchst gelungen. Die Leichtigkeit von Topical Harvest in allen Ehren (diese Scheibe ist natürlich von lateinamerikanischen Rhythmen und diversen Auslands- und Konzertreisen beeinflusst und ebenfalls ihre 5 Sterne wert), doch steht Lift dieser kompositorisch in nichts nach, sie ist halt nicht so eingängig und „leichtfüssig“, dafür mehr vom Jazzrock beeinflusst. (Capricorn)

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Als großer Fan von 70er-Jahre-Jazzrock im Allgemeinen war ich ziemlich erstaunt, als ich Volker Kriegel entdeckte, einen fantastischen deutschen Gitarristen. Er hat eine Menge feiner Platten hinterlassen, aber „Lift!“ ist eine ganz besondere. Es bringt die Dichte, die Frische und die Emotionen des MAHAVISHNU ORCHESTRA, versucht aber nicht(!), mit dessen Lautstärke oder Ideen zu konkurrieren. Die Virtuosität mischt sich mit einem sehr „europäischen“, malerischen Jazz-Sound, der an einige frühe Alben von GARY BURTON, DAVE PIKE, SOFT MACHINE, KEITH TIPPETT, EBERHARD WEBER, JEAN-LUC PONTY erinnert.

Und die Besetzung … Schade, dass sie nicht auf Tournee gegangen sind – dies könnte eine der stärksten und inspirierendsten Fusion-Bands sein. (Barnaba Siegel)

BackCover1

Besetzung:
Volker Kriegel (guitar)
John Marshall (drums)
Cees See (percussion)
Zbigniew Seifert (violin)
Stan Sulzman (saxophone, flute)
John Taylor (piano)
Eberhard Weber (bass, cello, ocarina, piano bei 06.)
+
Almuth Schröder (cello bei 06.)

Booklet1

Titel:
01. Lift! (Kriegel) 6.59
02. Three Or Two In One (Kriegel) 6.12
03. Forty Colours (Weber) 3.31
04. A Piece With A Chord From A Yorkshire Terrier (Kriegel) 6.09
05. Electric Blue (Weber) 9.00
06. The Lame Donkey (Weber) 2.45
07. Between The Seasons (Kriegel) 4.43
08. Blue Titmouse (Kriegel) 3.55

LabelA1

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Volker Kriegel – NDR Jazz Workshop (1973)

FrontCover1Überfällig, dass er wieder mal auftaucht:

Volker Kriegel (1943 – 2003) gilt mit Fug und Recht als Multitalent. „Musiker und Zeichner“ umschreibt ihn und seine vielen Begabungen nur unzureichend. Seine Musik ist von enormer stilistischer Bandbreite, von zupackendem Jazzrock über brasilianisch inspirierte Stücke bis hin zu intimen, melancholischen Klangbildern, und doch tragen sein Gitarrenspiel und seine Kompositionen stets seine unverwechselbare Handschrift.

Eleganz, Sorgfalt und Witz prägen die Musik ebenso wie das zeichnerische und schriftstellerische Werk des „Mild Maniac“, das diese Website in seiner ganzen Vielfalt vorstellen soll.

Lernte mit 13 Jahren autodidaktisch Gitarre, noch als Oberschüler nahm er 1963 mit seinem Trio beim Deutschen Amateur-Jazz-Festival in Düsseldorf teil und wurde „Bester Nachwuchsgitarrist“, 1964 dann „Bester Solist“. Zur selben Zeit erste Cartoon-Veröffentlichungen in Schülerzeitungen und in der Illustrierten Revue.

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1964 Abitur. Soziologiestudium an der Universität Frankfurt; erste Kontakte zur Frankfurter Jazzszene um Albert und Emil Mangelsdorff. 1965 bis 1968 Radioaufnahmen mit eigenem Trio und Quartett; Plattenaufnahmen mit Emil Mangelsdorff, Klaus Doldinger und Ingfried Hoffmann; 1968 erste Schallplatte unter eigenem Namen („With A Little Help From My Friends“).

Seit 1969 Berufsmusiker. Bis 1972 Mitglied des Dave Pike Sets, danach Leiter eigener Gruppen (Spectrum, Mild Maniac Orchestra etc.) und Gründungsmitglied des United Jazz + Rock Ensembles. Zahlreiche Schallplatten unter eigenem Namen, aber auch mit dem Dave Pike Set, dem United Jazz + Rock Ensemble und anderen Gruppen. Zahllose Konzerte und Festivalauftritte. Tourneen durch Süd- und Mittelamerika, insbesondere Brasilien, Nord- und Schwarzafrika. Neben seiner Arbeit als Gitarrist, Bandleader und Komponist wirft Volker Kriegel im Laufe der Siebzigerjahre als Publizist und Dokumentarfilmer einen wachen und kritischen Blick auf die Musikszene. Darüber hinaus begründet er mit Peter Coura das Frankfurter „Guitar Center“ und ist Mitbegründer von „Mood Records“.

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Zwei eigene Bücher („Der Rock’n’Roll König“ und „Hallo und andere wahre Geschichten“) markieren 1982 den Beginn der sich intensivierenden Karriere Volker Kriegels als Cartoonist, Illustrator, Rundfunkautor, Dokumentarfilmer, Übersetzer und Erzähler. Für den Haffmans-Verlag, Zürich, hat Kriegel zahlreiche Buchumschläge entworfen und veröffentlichte ab 1982 regelmäßig im Literaturmagazin „Der Rabe“. Bis 1996 Konzerte und Plattenaufnahmen mit dem United Jazz + Rock Ensemble. Seine Komposition „Mathar“ wird zum Hit in der DJ-Szene und Gegenstand unzähliger Remixe und Bearbeitungen.

1999 erscheint sein erfolgreiches Bilderbuch „Olaf, der Elch“, dem zwei weitere Bände folgen. 2002 erscheint die selbstillustrierte Geschichte von „Erwin mit der Tröte“, in der er wie im „Rock’n’Roll-König“ seine eigenen Erfahrungen mit dem Musikbusiness liebevoll und mit hintergründigem Witz verarbeitet. 2002 geht Volker Kriegel noch einmal auf Tournee mit dem United Jazz + Rock Ensemble. Sein letztes Projekt ist eine von ihm illustrierte Auswahl aus den „Geheimen Tagebüchern von Samuel Pepys“, die von Roger Willemsen zusammen mit vielen Zeichnerkollegen Kriegels vollendet wird.

Völlig unerwartet stirbt er am 14. Juni 2003 in Spanien, erst 59 Jahre alt. (volker-kriegel.de)

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Und hier ein famoser Live-Mitschnitt aus dem „NDR Jazzworkshop“:

Und diese Rundfunk-Reihe bedarf schon einer besonderen Würdigung:

Der NDR Jazzworkshop ist zunächst eine 1958 begründete Veranstaltungsform des Norddeutschen Rundfunks Hörfunk, später auch Fernsehen in Hamburg, bei der Jazzmusiker aus verschiedenen Bands und unterschiedlichen Szenen zusammenarbeiteten und nach mehrtägiger Probentätigkeit ihre Arbeitsergebnisse im Konzert vorstellten. Die gleichnamige Sendereihe des NDR blieb später für die Dokumentation von aufgezeichneten Jazzkonzerten bestehen.

Hans Gertberg entwickelte 1958 auf Anregung Rolf Liebermanns aus der seit 1952 bestehende Studio-Jazzkonzert-Reihe das Konzept des NDR Jazzworkshops. Die Rundfunkanstalt lud führende Jazzmusiker verschiedener Länder zu sich ein, gab ihnen für eine Woche Räumlichkeiten und die Aufgabe, gemeinsam ein Konzertprogramm zu erarbeiten. So entstand ein Podium für die Jazzmusiker, „ihre Kunst frei von kommerziellem Druck zu entwickeln“. In den resultierenden Konzerten, die dann in Radio- und später auch Fernsehsendungen übertragen wurden, hatte das Publikum Gelegenheit, „Jazz von internationalen Musikgrößen, die normalerweise niemals aufeinander getroffen wären“, zu erleben.[1] Jährlich dreimal wurden zwischen zehn und 20 Musiker pro Jazzworkshop eingeladen.

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Seit 1961 fand mehrere Jahre lang jährlich ein NDR Jazzworkshop außerhalb des Sendegebietes statt – im Rahmen der Ruhrfestspiele. 1962 stellte sich in Recklinghausen eine internationale Bigband um Fatty George vor, für Gertberg ein „kleiner Völkerbund im Zeichen des Jazz“.[1] Wes Montgomery und Johnny Griffin tauschten sich im April 1965 mit Martial Solal, Hans Koller, Ronnie Scott und Ronnie Ross aus. Auch nach Kollers Ausscheiden als Leiter wurden neben ihm österreichische Musiker wie Fritz Pauer oder Erich Kleinschuster bei den internationalen Gipfeltreffen berücksichtigt. Auch um Friedrich Gulda herum fand ein NDR Jazzworkshop statt. Trotz Kalten Krieges gelang es Gertberg, auch Jazzmusiker aus Osteuropa zu den NDR Jazzworkshops zu holen: Anfang 1967 traf die polnische Band von Andrzej Trzaskowski auf Amerikaner wie Nathan Davis und Dave Pike sowie Palle Mikkelborg, Albert Mangelsdorff und Ronnie Stephenson. Auch sonst war Raum für ungewöhnliche Konstellationen: 1970 erweiterte sich beispielsweise das Dave Pike Set (mit Volker Kriegel, Hans Rettenbacher und Peter Baumeister) für einen NDR Jazzworkshop um Sängerin Karin Krog.

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Unter Leitung von Redakteur Michael Naura veränderte sich ab 1971 die Ausrichtung des NDR Jazzworkshops, aber auch seine Frequenz. Immer häufiger wurden reguläre Bands zu Rundfunkkonzerten eingeladen. So trat am 14. Juni 1972 das Trio von Keith Jarrett mit Charlie Haden und Paul Motian (Hamburg ’72), am 17. Mai 1973 Soft Machine in der regulären Besetzung auf, nachdem am 26. Januar desselben Jahres Volker Kriegel die Songs seines Albums Missing Link mit verändertem Line-Up (u. a. Zbigniew Seifert, Stan Sulzmann, Peter Warren und Joe Nay) vorstellte. Im 100. NDR Jazzworkshop, der am 18. April 1974 in Hannover stattfand, traf Keith Jarrett auf Jan Garbarek, Jon Christensen und Palle Danielsson, sein späteres europäisches Quartett, nachdem Garbarek bereits im Winter Jarrett besucht und mit ihm Kompositionen festgelegt hatte. Noch für den 105. Jazzworkshop im November 1974, der als Gemeinschaftsveranstaltung mit der Reihe „das neue werk“ durchgeführt werden konnte, wurden aber Manfred Schoof und Alexander von Schlippenbach beauftragt, Kompositionen für das Globe Unity Orchestra zu schreiben (Schlippenbach setzte auch den NDR Chor ein).

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Die Konzert- und Sendereihe galt als innovativ und trug entscheidend dazu bei, die neuen Entwicklungen im Jazz im Gebiet des Senders bekannt zu machen. Unter dem Titel „Notizen aus der Jazzwerkstatt“ wurde von Mitte 1961 an gelegentlich im Fernsehen über die Probenarbeit im NDR-Studio 10 berichtet; später wurden die Konzerte im NDR Fernsehen dokumentiert. Einige Konzerte wurden auch von Sendern in anderen europäischen Staaten übernommen: Zum Beispiel wurde der NDR Jazzworkshop vom 28. März 1969, bei dem Charles Tolliver, Herb Geller, Albert Mangelsdorff, Gilbert Dall’Anese, Wolfgang Schlüter und Ralf Hübner auf Juhani Aaltonen, Eero Koivistoinen, Eero Ojanen und Pekka Sarmanto trafen, auch vom finnischen Rundfunk übertragen; vier weitere Workshops entstanden in Kooperation mit dem tschechischen und polnischen Rundfunk. (wikipedia)

Wie gesagt: eine Live-Mittschnitt, eingespielt mit einer internationalen Besetzung und wir hören Jazz-Rock der damaligen Zeit und zwar auf höchstem Niveau.

Da kann man nur empfehlen: zugreifen !

Live Mitschnitt aus den NDR Studios, Hamburg, 26. Januar, 1973

BackCover1

Besetzung:
Peter Giger (percussion)
Volker Kriegel (guitar)
Joe Nay (drums)
Zbigniew Seifert (violin)
Stan Sulzman (saxophone, flute)
John Taylor (piano)
Eberhard Weber (bass)
Peter Warren (cello)

BookletBackCover1
Titel:
01. Missing Link (Kriegel) 10.29
02. Three Or Two In One (Kriegel) 11.00
03. Hoe Up and Down (Kriegel) 2.02
04. Between The Seasons (Kriegel) 8.37
05. Lastic Plemon (Kriegel) 3.41
06. Blue Titmouse (Kriegel) 9.53
07. Forty Colours (Weber) 4.24
08. A Piece With A Chord From A Yorkshire Terrier (Kriegel) 16.32

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Verschiedene Interpreten – … In The Mood (1997)

FrontCover1.jpgFür mich eines der bemerkenswertesten Geschichten der deutschen Label-Historie: Mood Records:

Mood Records ist ein deutsches Independent Label überwiegend des Jazz, das aus dem Umfeld des United Jazz and Rock Ensemble (UJRE) 1977 entstand und seinen Sitz in Heidelberg hat.

Die erste Veröffentlichung war 1977 die UJRE-Platte „Live aus dem Schützenhaus“. Gründer sind der Regisseur Werner Schretzmeier, in dessen Fernsehprojekten das UJRE wurzelte, und Wolfgang Dauner. Von Anfang an verfolgten die Macher des Labels das Ziel, die Produktion so schlank wie möglich zu halten, um den überwiegenden Teil der Einnahmen den Künstlern zufließen zu lassen. Die Aufmachung der CDs und Platten wurde in schlichtem Schwarz/Weiß gehalten und der Vertrieb eng an Zweitausendeins gekoppelt.

Neben den URJE-Musikern wie Albert Mangelsdorff, Barbara Thompson, Jon Hiseman, Charlie Mariano, Volker Kriegel und Ack van Rooyen veröffentlichten sie auch zum Beispiel das Gitarrenduo Martin Kolbe-Ralf Illenberger, das Pepl-Pirchner-JazzZwio, Dieter Ilg, Wolfgang Haffner, Biermösl Blosn, Kabarettist Gerhard Polt, Anne Haigis, das teilweise klassisch orientierte „Modern String Quartet“, das Michael Sagmeister-Trio, die Wellküren, die türkische Sängerin Özay und den Jazzgeiger Zbigniew Seifert. (Quelle: wikipedia.

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Und hier etwas ausführlicher … der Text aus dem Begleitheft zu diesem Album, das anlässlich des 20jährign Bestehens dieses ganz und gar ausgewöhnlichen Labels veröffentlicht wurde:

Stuttgart, vierter Januar 1997. Werner Schretzmeiers Büro im Wangener Theaterhaus. Draußen herrscht eisige Kälte, mottengroße Schneeflocken kleben am Fenster. Irgendwo übt eine einsame Violine für den Auftritt am Abend. Ich spreche mit einem, der viel zu erzählen hat.

Genaugenommen beginnt alles beim Fernsehen. Regisseur Werner Schretzmeier plant 1975, die ARD-Jugendsendung „Elfeinhalb“ musikalisch abzurunden. Er gewinnt seinen Freund Wolfgang Dauner, dessen Avantgarde-Gruppe ,,et cetera“ er bis 1972 gemanagt hat, für diese Idee. Gemeinsam erarbeiten die beiden ein Konzept und begeben sich auf die Suche nach geeigneten Musikern. Die Stammbesetzung der ständig wechselnden TV-Band umfaßt bald Namen wie Albert Mangelsdorff, Barbara Thompson und der Ex-Collosseum Drummer Jon Hiseman, als „Aushilfskräfte“ werden zeitweise Howard Johnson, Klaus Doldinger oder gar der junge Gary Moore beschäftigt.

UJRE

Das erste Album des „Mood“ Labels

Das beliebte „Elfeinhalb-Ensemble“ kann sich später in Schretzmeiers Nachfolgeprojekt, die Familiensene „Goldener Sonntag“, hinüberretten. Dadurch gelangt die progressive Mixtur aus Jazz und Rock immer mehr ins Bewußtsein der Zuschauer.

Nachdem die letzte Folge abgedreht ist, soll ein Abschiedskonzert der mittlerweile populären Femsehband den krönenden Abschluß bilden. In der Sängerhalle in Untertürkheim stapeln sich förmlich begeisterte Fans, der Auftritt wird zur Offenbarung. Der Entschluß zum Weitermachen bedarf nun lediglich einer passenden Formulierung. Man tauft die Band nach einigem Hin und Her schließlich „United Jazz & Rock Ensemble“, kurz „United“.

AnneHaigis

Anne Haigis

Werner Schretzmeier wird als „Papa der Band“ beauftragt, „etwas zu unternehmen“. Beim Abhören von Aufnahmen des legendären Konzerts im alten Stuttgarter Schützenhaus beschließen Schretzmeier und Dauner, eine LP zu produzieren – auf eigene Faust. Die negativen Erfahrungen mit den Großen der Musikindustrie sind dabei ungewollte Geburtshelfer. So entsteht zunächst „ROOTS Records“, welches kurz darauf – nach dem Veto des österreichischen Namensvetters Root – in „MOOD“ umbenannt wird.

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Die erste Veröffentlichung „Live im Schützenhaus“ wird zur besten deutschen Jazz-LP des Jahres gekürt. Das hilft, die eingegangenen Verbindlichkeiten zu begleichen und gleichzeitig Raum für neue Projekte zu schaffen. Als Exclusivvertrieb kann 2001 gewonnen werden. Diese vertreiben die MOOD-LPs bundesweit zwar in nur zwölf Laden, verfügen aber über ein weit vernetztes Versandsystem und – vor allem – einen Kundenstamm. Zudem wird lange Zeit jede MOOD-Veröffentlichung in den 2001-Katalogen präsentiert, sodaß bis zu 1,2 Millionen Haushalte erreicht werden. „Es gibt inzwischen eine richtige MOODKundschaft, das sind gar nicht mal so wenige. Die sind sehr stabil“. So können auch „schwierige“ Produkte verkauft werden – bis auf wenige Ausnahmen sind alle MOOD-Produktionen heute noch erhältlich.

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Natürlich braucht MOOD auch den in harter Münze meßbaren Erfolg. Die Zugpferde des unkonventionellen Labels heißen neben dem United Jazz & Rock Ensemble unter anderen: Wolfgang Dauner, Kolbe & Illenberger, Gerhard Polt, Biermösl Blosn und Die Kleine Tierschau. Der Brückenschlag zwischen den beiden Polen Jazz und Rock wird akzeptiert. MOOD kann heute stolz auf weit über eine Million verkaufter Tonträger zurückblicken: „ganz ordentliche Zahlen“.

Der Musiker verdient am eigenen Produkt normalerweise am wenigsten. Aus dieser Erkenntnis heraus wird MOOD als eine Art Selbsthilfe-Label für United gegründet. Das Ziel ist klar abgesteckt: Die administrative Arbeit auf ein Minimum reduzieren um den Ertrag für den Künstler zu maximieren.

KolbeIllenberger

Martin Kolbe + Ralf Illenberger

Mit großem Einfallsreichtum und Kreativität geht man an die Umsetzung dieses Grundsatzes. Als Kontrast zur Flower-Power-Buntheit wird das komplette Design konsequent in schwarz-weiß gehalten, was eine enorme Kosteneinsparung bei den Druckerzeugnissen zur Folge hat. Plakate und Handouts sind zum Teil handschriftlich verfaßt und einfach photokopiert („ziemlich handmade“). Durch die Zusammenarbeit mit 2001, „der politisch linken Seite des Kapitalismus“, kann auf die Hilfe großer Organisationen verzichtet werden. Schretzmeier und Dauner arbeiten die ersten zehn Jahre als ehrenamtliche Geschäftsführer. „Wenn der Wasserkopf maximal zwei bis drei Leute umfasst und man von der Plattenpresse ‚raus direkt verkauft, hat man ein gutes Produkt, bei dem alle verdienen. Das meiste Geld bleibt beim Künstler, ungefähr 25 bis 30 Prozent“. Dabei setzt die „Lean Production“ von MOOD höchste Maßstäbe an, der Käufer soll Qualität zu einem günstigen Preis erwerben können.

Eine starke Imageprägung erfährt das junge Label auch durch politische Bekenntnisse, z.B. in Handzetteln gegen die Pershing-Stationierung. Die MOOD-Künstler haben sich nie nur als Musiker, sondern auch als Teil der Gesellschaft verstanden, die eine Meinung haben und diese auf der Bühne vertreten. MOOD veröffentlicht „Lieder für Instandbesetzer“ und die erste Platte der damals noch knallhart politischen „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“. „Die Veröffentlichungen sind klare Hinweise darauf, wo MOOD steht. MOOD ist auch ein oppositionelles Label“.

MichaelSagmeister

Michael Sagmeister

MOOD Records erscheint bei näherem Betrachten mehr als eine große Familie denn wie ein kommerziell durchgestrafftes Unternehmen. Familiär ist auch das Verhältnis der Musiker untereinander. Konkurrenzdenken kommt gar nicht erst auf, sind doch mehr oder weniger alles gute Bekannte und Freunde. „Bei Mood gibt es eine Ansammlung von Menschen, die sich immer wieder gegenseitig motivieren können“.

Das Zentrum bilden natürlich die Musiker des international besetzten United Jazz & Rock Ensemble, mit ihnen hat schließlich alles angefangen. Neben den bereits erwähnten gehören dazu insbesondere Ack van Rooyen, Charlie Mariano und Volker Kriegel. Letzterer – nebenbei auch Autor und excellenter Cartoonist – gilt als der klassische Intellektuelle im Rückgrat der MOOD-Familie. „Volker hat uns immer sehr geholfen, wenn Wolfgang und ich uns nicht einigen konnten“. Bei MOOD steht der Künstler ganz im Mittelpunkt und im Gegensatz zu so manchem „Major Label“ trifft er allein die Entscheidungen im Studio. Das Motto „Produktion der Musiker“ wird hier sehr erst genommen. „Es gibt bei uns keinen Johnny Controletti, der die Musik solange verbiegt, bis sie in den Markt paßt. Die Entscheidung fällt vorher“.

Dauner

Dauner, Mariano, Saluzzi

Reine Studioprojekte bilden die Ausnahme. Der MOOD-Künstler muß live erlebbar sein, greifbar für sein Publikum. Handwerkliches Können gilt hierbei als unerläßliche Voraussetzung, die ein Musiker mitbringen muß, will er auf Dauer am Markt bestehen. Bestes Beispiel ist der Posaunist Albert Mangelsdorff, der nun seit fast fünf Jahrzehnten im Geschäft ist. „Albert übt heute noch seine zwei Stunden – jeden Tag“.

Es läßt sich nicht leugnen – der Jazz bildet ganz klar die musikalische Basis im Programm, allein schon durch die zahlreichen Solo-Veröffentlichungen der UnitedMusiker. Daneben gibt es freilich kleinere Ausflüge in die Rocklandschaft, wie z.B. „Head, Heart & Hands“ und Jürgen Karg.

Verglichen mit manch größerem Bruder hat MOOD jedoch immer auch den Mut zum Experiment bewiesen. Mit dem lnstrumental-Gitarrenduo Kolbe / Illenberger oder der türkischen Sängerin Özay wandelt das Label erfolgreich auf Abwegen. Die Musik des Ströer-Duos weist erste Spuren des heutigen Techno auf, das Modern String Quartet spannt die wichtige Brücke zur zeitgenössischen Klassik, Künstler wie Anne Haigis und H. C. Müller (der Regisseur des Filmes „Kehraus“) füllen die Liedermacher-Lücke. „Unsere Republik“, eine Produktion für das Schauspielhaus Bochum, war dann doch etwas zu kritisch und mußte nach 3000 verkauften Dreier-Alben kompromißhalber eingestellt werden: „Das ging im kleinen Grenzverkehr ab“.

Erfolgreichste Vertreter des Kabarett-Rocks sind zweifelsohne die Bajuvaren „Biermösl Blosn“. Die Verkaufszahlen des MOOD-Kassenschlagers überschreiten längst die Viertelmillionengrenze. MOOD bietet Nischen für Individualisten, für Leute, die etwas zu sagen haben – ohne den kommerziellen Gedanken in den Vordergrund zu stellen. Hauptkriterium ist dabei eigenständige Qualität in Struktur und Darbietung. „Herbergsvater“ Schretzmeier bringt es auf den Punkt: „Alle Bereiche, die etwas über den Tellerrand hinausgehen, sollten bei MOOD Platz haben“.

ModernStringQuartet

„Ich sehe die Zukunft von MOOD in seinem absolut Unmodernen, in seiner Beharrlichkeit zu sagen: wir bleiben dem Grundsatz vermittelbarer Qualität (soll heißen: Hinz und Kunz können sich dafür interessieren) verpflichtet. Ich wünsche mir, daß das Fischen in allen musikalischen Teichen nicht die Zukunft ist, denn ich glaube, daß die Menschen langsam das Kotzen davon kriegen, alles mit nur einem Katalog kaufen zu können. Ich glaube, daß die Entwicklung hin zu überschaubaren Formen geht. MOOD ist eine überschaubare Einheit, hat ein Gesicht und einen Charakter. Man kann sich für diesen Charakter entscheiden oder nicht, aber man hat ein Kriterium. MOOD muß immer noch eine Entdeckung bleiben“. (Henning Dedekind, Lilt Stuttgart)

rWerner Schretzmeier

Werner Schretzmeier /links, mit (rechts) wem auch immer … sory

So stellte sich die Situation im Jahe 1997 dar … und Mood Records huelten sich noch erstaunlich lange auf den Beinen, dann aber, genauer gesagt am 9. Mai 2016 wurden sie endgültig aus dem Handelsregister gelöscht …

Und wir hören hier Jazz vom Feinsten … Jazz deluxe sozusagen und dann aber auch noch „boarische Satire“ ala Polt und die verschiedenen Well-Formationen ..

Fehlen tut mir freilich ein Aufnahme des Electric Blues Duos (Colin Hodgkinson und Frank Diez) aus dem Kaffee Giesing/München, damals in den 80er Jahren .. aber wie ich gehört habe, soll auch diese Mood LP demnächst in einem anderen blog präsentiert werden …

Ich werde das Label im Auge behalten …

PoltBiermöslBlosn

Gerhard Polt + Die Biermösl Blosn

Titel:
01. The United Jazz + Rock Ensemble: Double Bind (Kriegel) 6.38
02. Ack Van Rooyen + Joerg Reiter: Together (Reiter) 4.04
03. Kolbe + Illenberger: Happy Hour (Kolbe/Illenberger) 3.40
04. Wolfgang Dauner: Wendekreis des Steinbocks (Dauner) 5.01
05. Modern String Quartet: Take The A-Train (Strayhorn) 5.09
06. Michael Sagmeister: Sugar (Sagmeister) 5.29
07. Anne Haigis: Get Closer (Kolbe/Illenberger) 5.37
08. Dauner, Mariano, Saluzzi: Plum Island (Mariano) 6.04
09. Volker Kriegel: Postcard To F.W. Amber (Kriegel) 4.11
10. Albert Mangelsdorff: Aus dem Hut (Mangelsdorff) 1.51
11. Gerhard Polt und Biermösl Blosn: Generalprobe (Polt/C.Well) 5.10
12. Gerhard Polt und Biermösl Blosn: Blaublutjodler (Polt/C.Well) 2.25
13. Die Wellküren: Mutter-Kind-Gruppe (Villa/B.Well/Well-Hösl) 3.38

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Volker Kriegel – Schöne Aussichten (1983)

LPFrontCover1.jpgMein Gott … schon längst hätte ich ihm einen ganz wichtiger Platz hier einräumen müssen … nun ist es aber soweit:

Volker Kriegel (* 24. Dezember 1943 in Darmstadt; † 14. Juni 2003 in San Sebastián) war ein deutscher Jazzmusiker, Zeichner und Schriftsteller. Er gilt als einer der Protagonisten des Jazzrock in Deutschland und war entscheidend an der Etablierung und Entwicklung dieser Stilrichtung in Europa beteiligt.

Volker Kriegel brachte sich das Gitarrespielen seit seinem 16. Lebensjahr selbst bei. Zu seinen ersten musikalischen Vorbildern gehörte das damalige Oscar Peterson Trio mit dem Gitarristen Herb Ellis. Mit einem ersten eigenen Trio gemeinsam mit einem Pianisten und einem Bassisten trat er nach diesem Vorbild in Clubs in Wiesbaden und Mainz auf.

Nachdem er nach dem Abitur zunächst als Zeichenlehrer gearbeitet hatte, gründete Volker Kriegel bald darauf ein Trio mit Lothar Scharf am Schlagzeug, mit dem er 1964 beim Düsseldorfer Amateurjazzfestival Preise als bester Gitarrist und bester Solist gewann. 1965 wurde er Mitglied des Quintetts von Claudio Szenkar.

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Volker Kriegel, 1972

Anfang der 1960er Jahre studierte Volker Kriegel an der Goethe-Universität Frankfurt Soziologie und Psychologie. Während seiner Studienzeit war Kriegel erstmals in der Frankfurter Jazz-Szene engagiert und spielte in Jam Sessions mit Albert und Emil Mangelsdorff, Fritz Hartschuh, Gustl Mayer und Rolf Lüttgens. Bereits zu dieser Zeit arbeitete Kriegel auch als Zeichner für Zeitungen.

Nach dem Vordiplom 1964 brach Volker Kriegel das Studium, welches er später als „Seminar-Langeweile, dazwischen Splitter von Interesse & Erkenntnis“ beschrieb, ab. Maßgeblich durch seine Kontakte aus dem Jazzkeller beeinflusst entschied er sich daraufhin gegen eine Arbeit als Zeichenlehrer und für den Weg zum Profi-Musiker. 1967 war Volker Kriegel Mitglied der am Mainstream Jazz orientierten Swinging Oil Drops von Emil Mangelsdorff und der Sound Constellation von Gustl Mayer, wirkt aber auch am Album Doldinger Goes On des Jazz-Saxofonisten Klaus Doldinger mit. Von 1968 bis 1973 war er Mitglied des Dave Pike Set, dessen wachsender Erfolg Ende der 1960er Jahre Kriegels Übergang zum Berufsmusiker markiert. Bereits mit dem Dave Pike Set wendete sich Kriegel von einem als E-Musik verstandenen Jazz ab und orientiert sich stilistisch an populären Klängen und Rhythmen aus Bossa Nova und Beat. Kriegel formuliert zu Zeiten des Dave Pike Set: „Mit rückwärts gerichteter Jazz-Romantik und weinerlicher Attitüde ist keinem geholfen. Denn das Gerede der Ideologen, Jazz sei automatisch mehr wert als Unterhaltung, hat uns bloß alle in die Ecke gedrängt.“

Volker Kriegel02.jpg

Bereits 1968 tritt er mit eigener Band als Volker Kriegel-Quartett (Claudio Szenkar (vib), Eberhard Leibling (b), Peter Baumeister (dr)) auf dem 11. Deutschen Jazzfestival in Frankfurt auf, wodurch seine Bekanntheit weiter wächst und er schnell als „Deutschlands Jazz-Gitarrist Nummer eins“ gilt.

1972 veröffentlichte er die wegweisende Doppel-LP Inside: Missing Link und wurde damit zu einem Protagonisten des deutschen Jazzrock. Bereits im ersten Jahr wurden 7.000 Exemplare verkauft, was für eine deutsche Jazz-Produktion – zumal beim kleinen Label MPS – ein gutes Ergebnis war. Im Laufe der Jahre wurden es ca. 20.000. 1973 gründete er nach seinem Ausscheiden aus dem Dave Pike Set die Band Spectrum (mit Eberhard Weber (b), Rainer Brüninghaus (keyb), Joe Nay (dr)), mit der er 1974 bei dem deutschen Plattenlabel MPS die LP Mild Maniac veröffentlichte. (Quelle: wikipedia)

Und der Rest ist Geschichte: Volker Kriegel wurde zum bedeutendsten deutschen Jazzgitarristen und das völlig zu recht … er war schlicht und ergreifen phänomenal !

Und das kann man auch bei diesem Album hören … da funkelt dieser muntere Jazz-Rpck, die furiosen Passagen korrespondieren mit den leisen Klängen, dass es eine wahre Freude ist … Da kennt die Spielfreude kaum eine Grenze … und das hat sich auch nach all den Jahren seines musizierens nie geändert. Und auf „Bamako“ kann man ihn dann auch auf der Sitar hören … und da könnte man doch glatt die Welt umarmen … Weltmusik eben …

Vergessen werden darf aber nicht, dass er auch bei diesem Album umringt war von all diesen kogenialen Begleitmusiskern, allen voran Hans Peter Stroer …

… und es ist einfach nur verdammt traurig … dass so ein begnadeter Musiker so früh abzutreten hatte.

Volker Kriegel starb 2003 im Alter von 59 Jahren.

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Besetzung:
Volker Kriegel (guitar, Sitar, Synthesizer)
Frank Loef (saxophone)
Wolfgang Schlüter (vibraphone)
Hans Peter Ströer (bass, synthesizer, guitar)
+
Thomas Bettermann (keyboards bei 01. – 03.)
Evert Fraterman (drums bei 05.)
Michael di Pasqua (drums, percussion bei 07. + 08.)
Ernst Ströer (percussion bei 01., 04. – 06., drums bei 02., keyboards bei 01. + 02.)
Eberhard Weber (bass bei 08.)
Junior Weerasinghe (drums bei 01. + 04.)

Volker Kriegel01.jpg
Titel:
01. Freibad Süd (Kriegel) 4.59
02. Buschtaxi (H.P.Ströer/Kriegel) 5.39
03. Belle Vue (Kriegel) 3.53
04. Pronto Subito (H.P.Ströer) 4.57
05. Übermalung (Kriegel) 6.19
06. Bamako (H.P.Ströer) 3.59
07. Balance (Kriegel) 5.28
08. Blues in Bewegung (Kriegel) 4.19

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VolkerKriegel01

Volker Kriegel (* 24. Dezember 1943 in Darmstadt; † 14. Juni 2003 in San Sebastián)