Mládi Orchester & EMA Chor Bonn – Klassik für Menschenrechte – Haydn – Die Schöpfung (1995)

FrontCover1An einem Tag wie diesem fällt mir dann dieses Oratorium ein:

Die Schöpfung ist ein Oratorium von Joseph Haydn, (Hob. XXI:2). Das Werk entstand ab 1796 bis 1798 als Drittes seiner vier Oratorien. Es thematisiert die Erschaffung der Welt, wie sie im ersten Kapitel der Genesis erzählt wird (Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift). Es folgt den dort genannten Werken Gottes an den Tagen eins bis sechs, führt aber statt des siebten Tags eine Betrachtung der ersten Menschen im Paradies aus (die letzten fünf von 34 Musiknummern).

Haydn wurde bei seinen England-Besuchen 1791 – 92 und 1794 – 95 zur Komposition eines großen Oratoriums angeregt, als er die Oratorien von Georg Friedrich Händel in großer Besetzung hörte. Es ist wahrscheinlich, dass er versuchen wollte, durch den Einsatz der Musiksprache der reifen Wiener Klassik ähnlich gewichtige Resultate zu erreichen.

Die Arbeit am Oratorium dauerte vom Oktober 1796 bis zum April 1798. Haydn fand sein Thema inspirativ, und seiner eigenen Aussage nach war die Komposition für ihn eine grundlegende religiöse Erfahrung. So äußerte er gegenüber seinem Biographen Georg August von Griesinger (1769–1845): „Ich war auch nie so fromm, als während der Zeit, da ich an der Schöpfung arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder und bat Gott, daß er mir Kraft zur glücklichen Ausführung dieses Werkes verleihen möchte.“ Er arbeitete an dem Projekt bis zur Erschöpfung, und tatsächlich erkrankte er nach der Uraufführung für längere Zeit. Die Kosten, einschließlich einer üppigen Gage für den Komponisten, wurden von einer aristokratischen Vereinigung getragen, deren künstlerischer Leiter Gottfried van Swieten war.

Die Schöpfung, Anschlagzettel zur ersten öffentlichen Aufführung im Burgtheater am 19. März 1799:
Anschlagzettel1799

Die Schöpfung wurde erstmals am 29. und 30. April 1798 unter der Leitung des 66-jährigen Haydn im heute nicht mehr existierenden Stadtpalais Schwarzenberg am Neuen Markt in Wien aufgeführt. Diese Voraufführungen fanden vor einer geschlossenen Gesellschaft statt, doch hatten diese solches Interesse hervorgerufen, dass – wie Pieter Andriessen feststellte – 30 Gendarmen, darunter 18 Berittene, abgeordnet waren, um den Weg zum Schwarzenberg’schen Palais freizuhalten. Die Händler auf dem Neuen Markt sollen sogar ihre Stände abgebaut haben, wofür jeder von ihnen von Schwarzenberg mit 10 Gulden und 20 Kreuzern entschädigt worden sein soll. Diese Aufführungen erlaubten es Haydn, Korrekturen in Vorbereitung der öffentlichen Uraufführung anzubringen. Sie fand am 19. März 1799 im alten Burgtheater statt. Diese Aufführung des etwa eindreiviertelstündigen Werkes war ebenfalls sehr erfolgreich. Der Abend wurde in den Memoiren eines schwedischen Musikers wie folgt beschrieben: „Zwischen den Abschnitten brach jedes Mal stürmischer Applaus aus. Während der Abschnitte herrschte Todesstille. Am Ende der Aufführung riefen einige: ,Wir wollen Papa Haydn!‘ Schließlich kam der alte Mann auf die Bühne und wurde laut begrüßt: ,Es lebe Papa Haydn! Es lebe die Musik!‘ Alle kaiserlichen Majestäten waren anwesend und riefen zusammen mit der Menge: ,Bravo!‘“ Das Werk wurde in Wien noch während Haydns Lebzeiten häufig wiederaufgeführt.

Joseph Haydn

Es folgte eine Rückübersetzung des Textes ins Englische. Die englische Erstaufführung fand im Jahr 1800 im Londoner Covent Garden statt. Anschließend autorisierte Haydn noch weitere Übersetzungen, und das Werk wurde überall in Europa aufgeführt. Seitdem ist Die Schöpfung weltweit Teil des klassischen Repertoires mit vielen Aufführungen und Aufnahmen bis heute.

Der Text der Schöpfung hat eine lange Vorgeschichte. Die drei Quellen sind das Buch Genesis, das Buch der Psalmen und John Miltons Genesis-Epos Paradise Lost. Das Material wurde von einem ansonsten unbekannten Lidley (oder Linley) zu einem Oratorien-Libretto verarbeitet, der es ursprünglich für Händel gedacht haben soll. Händel jedenfalls setzte es nie in Musik um. Haydns Gastgeber in England, Johann Peter Salomon, gelangte in den Besitz einer Kopie von Lidleys Libretto und gab es an Haydn weiter. Als Haydn nach Wien zurückkehrte, händigte er es seinem Freund und Gönner Baron Gottfried van Swieten aus, der eine deutsche Übersetzung veranlasste sowie eine der Haydnschen Musik angepasste englische Rückübersetzung. Das Werk wurde 1800 zweisprachig veröffentlicht und wird auch heute noch in beiden Sprachen aufgeführt.

Van Swieten war offensichtlich des Englischen nicht vollständig mächtig, und die englische Version des Libretto hat Anlass zu Kritik und verschiedenen Versuchen der Verbesserung gegeben. Tatsächlich ist die Rückübersetzung so ungenügend, dass das Oratorium manchmal auch in englischsprachigen Ländern auf Deutsch aufgeführt wird. (wikipedia)

Aufführung der Schöpfung 1808 im Festsaal der alten Universität Wien:
Aufführung 1808

Hier hören wir das Werk in einer ganz besonderen Live-Aufführung. Unter den Namen „Klassik für Menschenrechte“ sollten damit Organisation wie „Amnesty International“, „Kinderhilfe Guatemala“, „Unesco Projekt Schulen“ und „TransFair“ unterstützt werden.

Eingespielt wurde das Konzert einerseits von dem Mládi Orchester, Bonn:

MladiOrchester01

Und dann noch der Chor:

EMAChor

Nun gut ,,, die Musik ist jetzt nicht so ganz meine Kragenweite, sie ist aber dennoch schon beeindruckend und wenn sie dann noch für Organisationen wie Amnesty & Co. eingespielt wurden … dann gibt´s wieder mal meine ganz besonderen Sympathiepunkte.

Bei diesem Oratorium kam mir dann noch in den Sinn, dass dieses biblische Märchen über die Entstehung der Welt ja eigentlich auch ein Aufruf ist, mit dieser Schöpfung pfleglich umzugehen … davon sind wir ja meilenweit entfernt.

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Besetzung:
Mládi Orchester unter der Leitung von Peter Henn
Chor des Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium, Bonn unter der Leitung von Peter Henn
+
Markus Fassbender (cello)
Fran Gehrisen (Baß)
Valerie Girard (Sopran)
Alexander Ioudenkov (Tenor)
Berthold Wicke (cembalo)

Booklet05A

Titel:

CD 1:

Erster Teil:
01. Die Vorstellung des Chaos 6.00
02. Im Anfange schuf Gott (Rezitativ) 259
03, Nun schwanden vor dem heiligen Strahle (Aria) 3.53
04. Und Gott machte das Firmament (Rezitativ) 2.10
05. Mit Staunen sieht das Wunderwerk (Solo) 1.57
06. Und Gott sprach- Es sammle sich das Waser (Rezitativ) 0.40
07. Rollend in schäumenden Wellen (Aria) 4.22
08. Und Gott sprach- Es bringe die Erde Gras hervor (Rezitativ) 0.37
09. Nun beut die Flur das frische Grün (Aria) 5.20
10. Und die himmlischen Heerscharen verkündigten (Recitative) 0.12
11. Stimmt an die Seiten (Chor) 2.14
12. Und Gott sprach. Es sei´n Lichter (Rezitativ) 0.41
13. In vollem Glanze steiget (Rezitativ) 2.50
14. Die Himmel erzählrn die Ehre Gottes (Terzett und Chor) 4.34

Zweiter Teil:
15. Und Gott sprach (Rezitativ) 0.26
16. Auf starkem Fittiche schwinget (Aria) 7.41
17. Und Gott schuf grosse Walfische (Rezitativ) 2.02
18. Und die Engel 0.23
19. In holder Anmut stehn‘ (Trio) 7.13

CD 2:

Zweiter Teil (Fortsetzung)
01. Und Gott sprach- Es bringe die Erde hervor (Rezitativ) 0.31
02. Gleich öffnet sich der Erde Schoß (Rezitativ) 3.35
03. Nun scheint im vollen Glanze (Arie) 3.31
04. Und Gott schuf den Menchen (Rezitativ) 0.41
05. Mit Würd und Hoheit angetan (Arie) 3.44
06. Und Gott sah jedes Ding‘ (Rezitativ) 0.27
07. Vollendet ist das große Werk‘ (Chor und Terzett) 8.43

Dritter Teil:
08. Aus Rosenwolken bricht‘ (Rezitativ) 4.11
09. Von deiner Güt´, o Herr ‚ (Duett mit Chor) 9.51
10. Nun ist die erste Pflicht erfüllt‘ (Rezitativ) 2.35
11. Holde Gattin, dir zur Seite‘ (Duett) 8.09
12. O glücklich Paar‘ (Rezitativ) 0.25
13. Singt dem Herren alle Stimmen!‘ (Chor) 3.40

Musik: Joseph Haydn
Text: Gottfried van Swieten

CD2A

*
**

P.S. Leider erlitt das sehr informative Begleitheft durch eine Unaufmerksamkeit meinerseits einen Wasserschaden und das sieht man dann auch … sorry.

EMA Chor

Der Text im Dritten Teil erzielt heute bei nicht nur bei der reiferen Jugend durchaus Heiterkeitsausbrüche; hier ein Auszug:

ADAM
Nun ist die erste Pflicht erfüllt,
Dem Schöpfer haben wir gedankt.
Nun folge mir, Gefährtin meines Lebens!
Ich leite dich, und jeder Schritt
Weckt neue Freud‘ in unsrer Brust,
Zeigt Wunder überall.
Erkennen sollst du dann,
Welch unaussprechlich Glück
Der Herr uns zugedacht.
Ihn preisen immerdar,
Ihm weihen Herz und Sinn.
Komm, folge mir, ich leite dich.

EVA
O du., für den ich ward,
Mein Schirm, mein Schild, mein All!
Dein Will‘ ist mir Gesetz.
So hat’s der Herr bestimmt,
Und dir gehorchen bringt
Mir Freude, Glück und Ruhm.

Nr. 32Duett

ADAM
Holde Gattin, dir zur Seite
Fließen sanft die Stunden hin.
Jeder Augenblick ist Wonne,
Keine Sorge trübet sie.

EVA
Teurer Gatte, dir zur Seite,
Schwimmt in Freuden mir das Herz.
Dir gewidmet ist mein Leben,
Deine Liebe sei mein Lohn.

ADAM
Der tauende Morgen,
O wie ermuntert er!

EVA
Die Kühle des Abends,
O wie erquicket sie!

ADAM
Wie labend ist
Der runden Früchte Saft!

Gottfried van Swieten

EVA
Wie reizend ist
Der Blumen süßer Duft!

EVA und ADAM
Doch ohne dich, was wäre mir –

ADAM
Der Morgentau,

EVA
Der Abendhauch,

ADAM
Der Früchte Saft,

EVA
Der Blumen Duft.

EVA und ADAM
Mit dir erhöht sich jede Freude,
Mit dir genieß ich doppelt sie,
Mit dir ist Seligkeit das Leben,
Dir sei es ganz geweiht!

Nr. 33 Rezitativ

URIEL
O glücklich Paar, und glücklich immerfort,
Wenn falscher Wahn euch nicht verführt,
Noch mehr zu wünschen als ihr habt,
Und mehr zu wissen als ihr sollt!