Verschiedene Interpreten – Musica Bavarica – Alte Musik aus dem Pfaffenwinkel (1972)

FrontCover1Ohne die beiden wäre es ganz sicher nicht zu dieser Veröffentlichung gekommen:

1957 begannen KMD Alois Kirchberger und Dr. Robert Münster auf eigene Initiative nach alten Musikalien in Klöstern und Kirchen des altbayerischen und schwäbischen Raums zu forschen. Aufgrund der überraschenden Funde begann die Bayerische Staatsbibliothek 1967 mit Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft die systematische Katalogisierung dieser Bestände. Im gleichen Jahr erschien die erste Schallplatte der inhaltlich damit verbundenen Dokumentationsreihe Musica Bavarica.

Waren die ersten Veröffentlichungen klösterlicher Vokal- und Instrumentalmusik gewidmet, so wurden bald auch Werke aus zuvor vernachlässigten Bereichen weltlicher Musik einbezogen. Sie brachten u.a. Musik von Hofkomponisten des »Blauen Kurfürsten« Max Emanuel, des Kurfürsten Max III. Joseph und der bayerischen Könige Max I., Ludwig I. und Ludwig II.

Sensationelle Funde konnten erstmals vorgestellt werden: u.a. eine Kantate von Leopold Mozart aus dem Jahr 1755, von W.A.Mozart die zuvor unbekannte Sinfonie KV 19a des Neunjährigen und die Zweitfassung der Solomotette »Exsultate, jubilate« KV 165/158a, von Johann Michael Haydn die »Chiemsee-Messe« und die Herrenchiemseer Festkantate von 1797.

Für Ihre Verdienste um die Wiederbelebung der vergessenen Musikwerke des 17.und 18. Jahrhunderts in Altbayern wurde die Reihe Musica Bavarica 1987 mit dem Kulturpreis der Bayerischen Landesstiftung ausgezeichnet.
2012 feiert Musica Bavarica sein 45-jähriges Bestehen.

Hier nun, wie der Titel schon sagt, alte Musik aus dem Pfaffenwinkel … Was ist nun um Himmels Willen der Pfaffenwinkel ?

Als Pfaffenwinkel wird eine Region in Südbayern bezeichnet, die zwischen Lech und Loisach liegt.

Das Kerngebiet des Pfaffenwinkels bildet der Landkreis Weilheim-Schongau. Die hügelige Landschaft ist geprägt durch Wiesen, Wälder, Moore, Seen und Flussläufe und liegt auf einer Höhe von 500 bis über 1000 Meter

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Im weiteren Sinne zählt man das gesamte Gebiet zwischen Landsberg am Lech und Starnberg im Norden, Ingenried im Westen, Füssen und Ettal im Süden und Benediktbeuern im Osten zum Pfaffenwinkel. Damit umfasst er Teile des Fünfseenlandes mit den Landkreisen Landsberg am Lech und Starnberg, sowie des Isarwinkels, des Lechrains und Bereiche der Landkreise Ostallgäu und Garmisch-Partenkirchen.

Der Raistinger Dorfpfarrer Franz Sales Gailer prägte im 18. Jahrhundert den eingängigen und auf den eigenen Berufsstand bezugnehmenden Begriff Pfaffenwinkel. Pfaff (Einzahl) und Pfaffen (Mehrzahl) sind alte bayerische Bezeichnungen für Pfarrer.

Den Namen erhielt die Region wegen der zahlreichen Klöster und Wallfahrtskirchen, so z. B. die Wallfahrtskirchen in Vilgertshofen, Hohenpeißenberg und die Wieskirche, sowie die Klosterkirchen in Ettal, Steingaden, Rottenbuch, Polling und Wessobrunn; in kaum einer anderen Region in Deutschland gibt es eine derartige Dichte an Klöstern. Aus der Region stammen auch die Stuckateure der Wessobrunner Schule. Im Pfaffenwinkel steht auch das Wessobrunner Kloster, in dem das Wessobrunner Gebet entdeckt wurde: eines der ältesten dichterischen Werke der deutschen Sprache. Die in Wessobrunn geborenen Brüder Dominikus und Johann Baptist Zimmermann verhalfen mit ihrem Kunstgeschick einem ganz anderen Bau zu Weltruhm, einem Zentrum der oberbayrischen Touristik, der Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies, auch als Wieskirche bekannt. (Quelle: wikipedia)

Auf dieser LP werden überwiegend geistliche Werke aus dem 18. und 19. Jahrhundert präsentiert, die in jener Region „Paffenwinkel“ ihren Ursprung hatten. Es wundert einen natürlich nicht, dass dabei die in der Region beheimateten Kläster eine entscheidende Rolle gespielt haben. Und so hören wir Musik aus den Klöstern Benediktbeuren – Ettal – Oberammergau – Rottenbuch und Steingaden.

Wem – wie mir – gelegentlich der Sinn nach solch geistlicher Musik steht, findet hier feine Raritäten aus diesem Genre.

Und weil der Paffenwinkel auch heute noch kulturell sehr aktiv ist, habe ich die 2013er Ausgabe der Zeitschrift „bravissimo – Kulturlust erleben“ beigelegt.

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Besetzung:
Hans Günther Billig (flute)
Kieth Engen (Bass bei o1.)
Julia Falk (Alt bei 05.)
Albert Gassner (Tenor bei 05.)
Karl Maureen (organ bei 04. + 05.)
Jack Meredith (horn bei 01.)
Erika Rüggeberg – Sopran bei 03.)
Carlo Schmid (Bass (bei 05.)
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Chor der Herz-Jesu-Kirchen, München

Kammerorchester Musica Bavarica unter der Leitung von Alois Kirchberger (Seite 1) und  Josef Schmidhuber (Seite 2)

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Titel:

Gilbert Michl Opraem:
01. Benedictus7.52

Franz Xaver Richter :   
02. Sinfonia Nr. 2 F-Dur  7.33

Martin Gebhard:      
03. Salve Regina  7.28

Rochus Dedler :
04. Finale aus der Oberammergauer Passionsmusik 13.27

Joseph Haydn:
05.  Offertorium (Aus Streichquartett Op. 42,3) 6.48

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