Gunter Hampel – The 8th Of July 1969 (1969)

FrontCover1Jetzt wird es schon irgendwie ziemlich schräg:

Gunter Hampel (* 31. August 1937 in Göttingen) ist ein deutscher Jazzmusiker (Komponist, Vibraphonist, Saxophonist, Flötist, Pianist und Bassklarinettist).

Hampel leitete 1953 erstmals eine eigene Combo. Er studierte Architektur und wurde 1958 professioneller Jazzmusiker, der u. a. mit Reinhard Giebel und Toto Blanke, später mit Werner Lüdi auf Tour war. Die Platte Heartplants (1964) zählte zu den ersten Versuchen eigenständiger europäischer Jazzmusik.[1] Ab 1966 arbeitete er verstärkt mit europäischen Musikern wie John McLaughlin, Arjen Gorter, Willem van Manen und Willem Breuker zusammen, aber zunehmend auch mit amerikanischen Solisten, insbesondere Marion Brown, Jeanne Lee und Anthony Braxton. Besonders zu erwähnen ist die Platte The 8th of July (1969), auf der europäischer und amerikanischer Free Jazz zu einer überzeugenden Synthese finden.

Gunter Hampel 1963 in Berlin:
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In New York gründete Hampel Anfang der 1970er Jahre die Galaxie Dream Band, die fast 30 Jahre Bestand hatte. Zentrale Akteure dieser Formation waren neben ihm selbst seine damalige Lebensgefährtin, die Jazzsängerin Jeanne Lee, und der Klarinettist Perry Robinson. Weiterhin hat er auch immer wieder Solo- und Duokonzerte gegeben (vor allem mit Brown und mit Lee, aber auch mit Boulou Ferré).
Gunter Hampel 1984 in der Fabrik in Hamburg

Anschließend war Hampel ebenso wie auch Thomas Keyserling, der zuvor lange Jahre bei der Galaxie Dream Band gespielt hatte, Teil des Indie-Projektes The Cocoon. Später kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Jazzkantine und die Gründung des improvisierten Jazz-HipHop-Projektes Next Generation, an dem die Musiker Christian Weidner, Gerrit Juhnke, oder Mike Diez mit dem Tänzer Shaun Vargas und dem Rapper Smudo zusammenarbeiten.

Auch in Berlin, aber 1978:
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Im New York Trio arbeitet er mit Lou Grassi und Perry Robinson zusammen. Weiterhin gründete Hampel ein Duo mit Johannes Schleiermacher und erweiterte dies durch Bernd Oezsevim zum Trio. 2001 entstand die Gunter Hampel Music + Dance Improvisation Company. Sein Sohn Ruomi Hampel-Lee wirkt an einigen aktuellen Projekten mit.

Seit 1972 gibt Hampel mehrtägige Kinderworkshops, in denen er durch Bewegung und Improvisation die ersten Schritte in der kollektiven Jazz-Improvisation lehrt.

Hampel hat auch Filmmusiken geschrieben sowie 1996 die Musik zum Theaterstück Sid and Nancy von Ben Becker. Außerdem war er an der Aufführung von Kompositionen Hans Werner Henzes, Krzysztof Pendereckis und von Don Cherry beteiligt.

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Hampel betreibt ein eigenes Plattenlabel birth records, das bisher 120 CDs, DVDs, LPs, Sound-PICs auf DVDs publizierte.

Ab 1967 lebte er mit Jeanne Lee zusammen und hatte mit ihr einen Sohn, Ruomi Lee-Hampel, und eine Tochter, Cavana Lee-Hampel. (wikipedia)

Gunter Hampel04

Hier sein 2. Solo-Album:

Das unter dem Namen Gunter Hampel veröffentlichte Album ist ein Meilenstein des Free Jazz der späten 60er Jahre und eine frühe Kollaboration zwischen den amerikanischen Mitgliedern der AACM (vertreten durch Braxton und McCall) und der europäischen Jazz-Avantgarde, die sich auch im Nachhinein noch gut hält. Trotz seiner nominellen Zugehörigkeit zum Free Jazz hat Hampel die Melodie nie aufgegeben, und das Eröffnungsstück „We Move“ ist eine ausgelassene Angelegenheit, die – wie ein Großteil des Albums – von der wunderbar beschwörenden Stimme der verstorbenen Jeanne Lee getragen wird. „Morning Song“ entwickelt sich zu einem heftigeren Stück, bei dem Braxton im Overdrive-Modus alles durcheinanderwirbelt, angetrieben von dem aufbrausenden Rhythmus-Team McCall und Gorter.

Alternative Frontcover:
AlternativeFCs

Das lange „Crepuscule“ hingegen ist ein ruhiges, grüblerisches Stück, das mit einem gedämpften, grummelnden Bassklarinettentrio beginnt und sich im Allgemeinen in Klangbereichen bewegt, die leises Atmen, Seufzen und Stöhnen beinhalten. Obwohl es im letzten Drittel stark an Fahrt aufnimmt, zeigt diese mitreißende Darbietung den Irrtum der Freejazzer auf, die nichts anderes tun als zu schreien und zu brüllen, und weist in die Richtung der „leisen Improv“-Experimente der nächsten 20 bis 30 Jahre. Der 8. Juli 1969 ist ein faszinierendes und wichtiges historisches Dokument, das man sich auf jeden Fall anhören sollte. (Brian Olewnick)

Aber klar: Free-Jazz ist nicht jedermanns Sache; meine Mutter hätte vermutlich empört „Katzenmusik !“ gerufen.

BackCover1

Besetzung:
Anthony Braxton (saxophone, bass, clarinet)
Willem Breuker (saxophone, clarinet)
Arjen Gorter (bass)
Gunter Hampel (piano, vibraphone, clarinet)
Steve McCall (drums)
Jeanne Lee (vocals)

Das Album erschien – man lese und staune – auch in Japan und zwar im Jahr 1971:
FrontCover (Japan)

Titel:
01. We Move 8.16
02. Morning Song 18.38
03. Crepuscule 25.25
04. The 8th Of July 1969 1.10

Musik: Gunter Hampel

LabelA1

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Die offizielle Website:
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