Mal was ganz anderes: Neue Bühne Bruck – Lena Christ und Fanny zu Reventlow

Die kleinste Fessel01Ich bin nun ja kein regelmässiger Theatergänger, aber hin und wieder kann man mich dort auch finden. Und als frischgebackenes Landei wollte ich mich mal mit den regionalen Kulturangeboten beschäftigen.

So ging´s erstmal in die „Neue Bühne Bruck“ um mir das Theaterstück „Die kleinste Fessel drückt mich unerträglich … “ anzusehen:

Mit einer szenischen Lesung startet die Neue Bühne Bruck in die Spielzeit 21/22. „Die kleinste Fessel drückt mich unerträglich“ erzählt die Geschichten der beiden Autorinnen Lena Christ und Fanny zu Reventlow.

Christ, die sozialkritische Stimme der einfachen Menschen, und Reventlow, die abfällig als „Skandalgräfin“ bezeichnet wurde, gehören zu den herausragenden Frauenfiguren der Jahrhundertwende.

Beide haben sich den gesellschaftlichen Konventionen widersetzt und lebenslang für ihre künstlerische und persönliche Freiheit gekämpft.

Die kleinste Fessel02

Kerstin Krefft hat aus Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und den beiden autobiografischen Romanen „Erinnerungen einer Überflüssigen“ von Christ und „Ellen Olestjerne“ von Reventlow einen Bühnentext erarbeitet, der den Besuchern das Leben der beiden Frauen und das München der Prinzregentenzeit näher bringen soll. (Süddeutsche Zeitung vom 21.09.2021)

So ganz glücklich war ich mit der Inszenierung nicht, aber viel wichtiger war, dieses Theater zu entdecken und auch meine Freude, dass es „auf dem Land“ ein durchaus vitale Kultur-Szene gibt.

Und: sich mit diesen beiden besonderen Frauenfiguren zu beschäftigen ist allemal lohnenswert.

Die kleinste Fessel03

Reinhard Mey – Live (1971)

FrontCover1Der Reinhard Mey ist hier ein immer wieder gern gesehener Gast:

Reinhard Mey live ist das erste Livealbum des deutschen Liedermachers Reinhard Mey. Es erschien 1971 bei Intercord. Aufgenommen wurde es in Berlin. Von den 25 Liedern auf dem Doppelalbum sind fast alle von ihm getextet und komponiert. Ausnahmen sind die Lieder Das Canapé (Verfasser unbekannt) und Irgendwann, irgendwo (Musik: Louis Rey). Für die Tontechnik war Klaus Krüger verantwortlich.

Das Album vereint die größten Erfolge der bis dahin veröffentlichten Lieder. Die ersten Lieder verbindet er in seinen Ansagen mit dem „Versuch, ein Liebeslied zu schreiben“. Da ihm das nach eigener Einschätzung nicht gelingt, kann er jeweils einen neuen Versuch starten. Auch wenn sich die Darbietung der meisten Lieder eng an die Studioaufnahmen anlehnen, gibt es markante Abweichungen. So trägt er zum Beispiel Die Ballade vom Pfeifer deutlich schneller vor. Den „Schallplattentütenrückseitentext“ hat Reinhard Mey selbst verfasst, damit „zu allem Überfluß auch stimmen sollte, was da steht“. Er erläutert darin seine Motivation, Lieder zu schreiben und zu singen, um etwas zu erzählen, Stellung zu nehmen oder Freude zu machen. (Quelle: wikipedia)

1971 war ein wichtiges Jahr für Reinhard Mey. Er erhielt nicht nur seine erste Goldene Schallplatte für die drei ersten LPs, nein selbst in französischen Schulbüchern erscheinen Mey-Texte. Das ist schon erwähnens- und bemerkenswert !

Aufgenommen wurde dieses Doppelalbum am 12. Dezember 1970 in Berlinund mit ganz wenigen Ausnahmen (ein paar Playbacks gibt es) hören wir den Mey ganz allein …

Und ich musste schmunzeln, war er mir doch damals eher suspekt (und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen. damals stand ich auf brüllend laute Rockmusik !) … während er mir heute ja sowas von sympathisch geworden ist. Und amüsant ist er auch, und nachdenklich ist er auch, und poetisch ist er auch …

BackCover1

Besetzung:
Reinhard Mey (guitar, vocals)

Booklet

Titel:

LP 1:
01. Ich wollte wie Orpheus singen (Mey) 2.04
02. Das Canapé (unbekannt/Mey) 2.52
03. Das Lied von der Spieluhr (Mey) 2.54
04. Klagelied eines sentimentalen Programmierers (Mey) 2.31
05. Fast ein Liebeslied (Mey) 2.11
06. Ankomme Freitag den 13. (Mey) 3.21
07. Irgendwann, irgendwo (Rey/Mey) 1.40
08. Der Schuttabladeplatz der Zeit (Mey) 3.44
09. Christine (Mey) 2.46
10. Heute noch (Mey) 2.57
11. In meinem Garten (Mey) 3.05
12. C’etait une bonne année je crois (Ich denk’, es war ein gutes Jahr) (Mey) 2.32
13. Epitaph auf Balthasar (Mey) 4.30

LP 2:
14. Komm, gieß‘ mein Glas noch einmal ein (Mey) 3.33
15. Hauptbahnhof Hamm (Mey) 1.46
16. Die Ballade vom Pfeifer (Mey) 3.54
17. Abgesang (Mey) 2.45
18. Manchmal, da fallen mir Bilder ein (Mey) 2.58
19. Die Ballade vom sozialen Aufstieg des Fleischermeisters Fred Kasulzke (Mey) 3.00
20. Kaspar (Mey) 3.50
21. Abscheuliches Lied für abscheuliche Leute (Mey) 2.33
22. Approche ton fauteuil du mien (Lied zur Nacht) (Mey) 1.57
23. Vertreterbesuch (Mey) 2.04
24. Diplomatenjagd 3.01
25. Trilogie auf Frau Pohl (Mey) 4.33

LabelD1

*
**

Reinhard Mey

Mehr von Reinhard Mey:
Mehr

Mireille Mathieu – Roma, Roma, Roma + Mon Pere (für meinen Vater) (1973)

FrontCover1Und nun eine weitere Single von dem „Spatz aus Avignon“ … bei der ich ebenfalls (wie bei so etlichen ausländischen Sänger/Sängerinnen), dass sie hier unter Wert verkauft wurde …

Diese Single wurde wohl auch eigen für den deutschen Markt prodiuziert und mit „Roma, Roman, Roma“ wird halt die Stadt Rom als genial fasuzinierende Stadt für die Liebe hymnisch besungen … na gut.

Überraschenderweise gibt es von diesem Bruhn/Buschor Titel auch eine italienische Fassung … dort werden aber als Autoren C. Bruno und S. Jurgens ausgewiesen …sehr rätselhaft (diese Fassung habe ich meinem Päckchen auch noch beigelgt)

Mit der B-Seite verhält es sich bei mir ein wenig anders … denn ich als romantischer Bursch werd da doch ganz weich …

… denn Mireille Mathieu besingt hier (natürlich idealisierend) ihre Liebe zu ihrem Vater … Nun ja, und wenn man dann 2 Töchter hat, sich im klaren ist, dass das Vaer-Toch´ter halt schon was besonderes ist, na ja dann wird´s einem wie mir ganz warm ums Herz … und dann wünscht man sich, dass die eigenen Töchter auch so warmherzigen Gefühle für den Vater haben …

Neulich schrieb mir eine Tochter „Ach Papa, du bist ein Klugscheißer“ oder aber auch „Ach Papa, du bist ein Unikat“ …was sie damit wohl meint ?

Und um der Rührseligkeit noch zu toppen, habe ich einen Videoclip von diesem Lied beigelegt …

Aber nun ist´s genug !

Mathieu02

Mireille Mathieu wurde 1946 in ärmlichen Verhältnissen in Avignon geboren. Die Eltern Roger Mathieu (1920–1985), ein Friedhofs-Steinmetz und Marcelle-Sophie Poirier (1921–2016) bekamen 13 weitere Kinder; Frankreichs ehemaliger Staatspräsident Charles de Gaulle übernahm im Mai 1967 die Patenschaft des jüngsten. Ihren ersten Gesangsauftritt hatte sie im Alter von vier Jahren in einer Mitternachtsmesse. Sie verließ die Schule ohne Abschluss, da sie ab 1960 als Hilfsarbeiterin in einer Konservenfabrik für das Auskommen der Familie mitarbeiten musste (Quelle: wikipedia)

Besetzung:
Mireille Mathieu (vocals)
+
Unbekanntes Orchester

BackCover1

Titel:
01. Roma, Roma, Roma (Bruhn/Buschor) 3.17
02. Mon Pere (für meinen Vater) (Bruhn/Buschor) 3.07
+
03. Roma, Roma, Roma (Bruno/Jurgens) 3.10
04. Mon Pere (für meinen Vater) (Bruhn/Buschor) (Videoclip)

LabelB1

*
**

Mathieu01

Mehr von Mireille Mathieu:
Mehr

Verschiedene Interpreten – Austrian Blues Summit (1998)

FrontCover1Ein überaus spannendes Kapitel

Die österreichische B.-Szene der 1960er Jahre war geprägt von der Dominanz musikalischer Amateure, die in häufig kurzlebigen Bands mit oft wechselnder personeller Zusammensetzung hauptsächlich live spielten, wobei sich das Repertoire meist auf bekannte Fremdkompositionen (Standards) im Stil des elektrifizierten City B. beschränkte. Als publizistisches Szene-Organ etablierte sich die in Österreich produzierte Zeitschrift B. Notes (1969–79), die später durch B. Life (1978–95) abgelöst wurde; überdies entstand ein Vienna B. Fan Club. Erster „Star“ der Szene wurde der aus Bad Ischl gebürtige Al Cook (eig. Alois Koch), der seit 1964 mit akustischen Instrumenten (Gitarre, Klavier) Musik im Stil des Country B. produziert. Einen Aufschwung erlebte die österreichische B.-Szene Anfang der 1980er Jahre, als sich erstmals Bands etablieren konnten, die mit einer gewissen personellen Kontinuität über einen längeren Zeitraum bestehen blieben, sich ein Repertoire von Eigenkompositionen erarbeiteten und auch eigene Tonträger produzierten.

Al Cook

Überregionale Bedeutung erlangten die Wiener Mojo Blues Band (gegr. 1976) um Erik Trauner (Gitarre) und Christian Dozzler (Mundharmonika, Akkordeon) – Letzterer gründete Mitte der 1990er Jahre seine eigene Band Blue Wave –, die niederösterreichische Bluespumpm (gegr. 1978) um Johann „Zappa“ Cermak (Gesang, Mundharmonika, Gitarre) und die Kärntner Bluesbreakers (gegr. 1983) um D. Themel (Gesang, Mundharmonika). Während die Mojo Blues Band mit einer eklektischen Mischung verschiedener amerikanischer B.-Stile (unter Dominanz des stark rhythmisch akzentuierten Swamp-Blues aus Louisiana) auch international Erfolge feierte und sogar von amerikanischen B.-Solisten als Begleitband verpflichtet wurde, schuf sich die Bluespumpm mit ihrem eigenwilligen, teilweise bewusst „primitiven“ Stil eine regionale Fangemeinde. Den Bluesbreakers, die einen stärker am „Mainstream“ der Rockmusik orientierten Stil pflegen, gelang es Ende der 1980er Jahre zeitweilig, über den vergleichsweise engen Bereich der B.-Szene hinaus ein breiteres Publikum anzusprechen; 1989 wurden sie als eine der ersten westlichen Musikgruppen aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik zu einer Tournee durch die Volksrepublik China eingeladen.

Christian Dozzler

Neben diesen überregional wirksamen Bands etablierten sich in verschiedenen Gebieten Österreichs auch regionale Größen: z. B. die steirische 20th Century Blues Band um Ripoff Raskolnikoff (Gitarre, Gesang) und Leo Kysela (Gesang, Gitarre, Mundharmonika), die Vorarlberger Blue Monday Blues Band, die niederösterreichische Backdoor Blues Band, die oberösterreichischen Rhythm Gangsters um P. Garstenauer (Gitarre), sowie die Wiener Bands Salty Dog und Henryk & Band. Europaweite Anerkennung erlangten die beiden in traditionellem Stil spielenden B.- und Boogie-Pianisten Martin Pyrker und J. Palden, Letzterer v. a. im Duo mit Sängerinnen (E. Scollo, D. Gillespie). (musiklexikon.ac.at)

Peter Gastenauer

Und hier eine prachtvolle Zusammenstellung über die österreichischen Blues-Szene der 90er Jahre: und wir hören alle nur denkbaren Spielarten des Blues (vom hartem elektrischen Blues über Boogie Woogie bis hin zu akustischen aber auch experimentell-ekstatischen Bluesklängen). Und mitten drin die (zuweilen sehr laszive) Britin Dana Gillespie (wie es dazu kam, dass sie über viele Jahre auch in der österreichischen Blues-Szene aufgetaucht ist, ist mir allerdings noch ein Rätsel).

Joachim Palden & Dana Gillespie

Internationale Vergleiche brauchen all die Künstler hier wahrlich nicht scheuen !

Schade nur, dass hier der mundartlich gesungene Blues noch fehlt …

… aber eines steht schon fest, soetliche der Interpeten dieses wunderbaen Albums werden hier demnächst wieder mal auftauchen.

BackCover1

Besetzung:
siehe Begleitheft

Booklet02A

Titel:
01. Peter Gastenauer: No Doubt (Gastenauer) 4.30
02. Hooked On Blues: Goin‘ Out Tonight (Fassl) 2.13
03. Mojo Blues Band: Black Silk (Trauner) 5.10
04. Dana Gillespie & Joachim Palden: Big Boy (Gillespie/Palden) 3.37
05. Christian Dozzler & Peter Kern: I’m Mean (Dozzler) 3:35
06. Hans Theessink: Late Last Night (Theessink) 3.30
07. Sir Oliver’s Blues Distillery: Fool For You (Mally) 6.08
08. Joachim Palden: Down The Road A Piece (Ray) 4.07
09. Al Cook & Christian Sandera: Blues Prayer (Cook) 2.52
10. The Untouchables: Dancing With The Ladies (unbekannt) 3.51
11. Dana Gillespie: Make Your Pudding (Gillespie/Palden) 4.13
12. Hooked On Blues featuring Oliver Humer: Never Miss You (Humer) 2.36
13. Andy Lee Lang: Louisiana Mardi Gras (Lang) 3.04
14. Martin Pyrker: Return To Blues (Pyrker) 4.07
15. Al Cook:  No Kind Hearted Woman’s Slave (Cook) 2.16
16. Peter Kern & Christian Dozzler: Wild About You Baby (James) 2:42
17. Bluespumpm: Boogie Of Love And Insanity (Cermak) 6.31
18. Ripoff Raskolnikov: Salty Solitude (Raskolnikov) 7.20

CD1

*
**

Booklet01A

Holger Biege – Circulus (1979)

FrontCover1Holger Biege (* 19. September 1952 in Greifswald, DDR; † 25. April 2018 in der Nähe von Lüneburg) war ein deutscher Komponist, Sänger, Pianist, Arrangeur und Texter.

Biege absolvierte eine Klavier- und Gesangsausbildung an der Musikschule Friedrichshain in Ost-Berlin und war ab 1975 Mitglied der Schubert-Band. 1976 und 1977 hatte er erste Auftritte in Polen, der ČSSR und West-Berlin. 1978 erschien bei Amiga sein erstes Album Wenn der Abend kommt. Das Album enthielt auch seinen wohl erfolgreichsten und bekanntesten Titel „Sagte mal ein Dichter“. 1979 folgte ein weiteres Album namens Circulus. Die Texte beider Langspielplatten stammten von Fred Gertz und Ingeburg Branoner, die Musik von Biege selbst. Für die LPs wurde er 1978 und 1979 von der Jugendzeitschrift neues leben zum „Interpreten des Jahres“ gewählt. Daneben komponierte er auch für seinen Bruder Gerd Christian. 1980 gründete Biege eine eigene Band.

Nach einem genehmigten Gastspiel blieb er 1983 ohne Ausreiseerlaubnis in West-Berlin und übersiedelte dann nach Hamburg. Nach einigen Monaten der Schikane durfte seine Familie nachziehen. Die Hoffnung auf künstlerische Freiheit erfüllte sich jedoch nicht, den ideologischen Vorgaben der DDR folgten marktstrategische Interessen der westlichen Musikindustrie, von denen er sich ebenso beeinträchtigt fühlte. 1984 veröffentlichte er sein drittes Album Das eigene Gesicht, seine erste LP in der Bundesrepublik HolgerBiegeDeutschland, beim Label Polydor. Die meisten Texte für dieses Album schrieb Michael Kunze. Bekanntheit und Erfolg erreichte er in der BRD jedoch nicht. Nachdem er einen Urheberrechtsstreit gegen Annette Humpe wegen des Titels Codo … düse im Sauseschritt, dessen Melodie auf eine Biege-Komposition in der DDR zurückgeht, erfolgreich geführt hatte, arbeitete Biege als Gutachter und Sachverständiger für Plagiatsfälle. Doch die Tätigkeit missfiel ihm, sodass er sie wieder beendete und in eine finanziell schwierige Lage geriet.

1990 unternahm Biege eine Solo-Konzerttournee durch die DDR. In den darauffolgenden Jahren fungierte Holger Biege gemeinsam mit seiner Frau als sein eigener Veranstalter, um selbstbestimmt tätig zu sein, was einen immensen organisatorischen Aufwand für das Paar bedeutete. Konzertreisen durch Ostdeutschland, wo Biege noch immer bekannt und populär war, stellten zu dieser Zeit die Haupteinnahmequelle der Familie dar.

1994 erschien das Album Leiser als Laut. Ein Großteil der Songs war bereits Anfang der 1980er Jahre in der DDR entstanden, wobei sich Biege im Entstehungsprozess von den damaligen AMIGA-Verantwortlichen behindert sah. Die Texte hatte zum Teil Werner Karma geliefert. Im Januar 1983 hatte sich Biege noch an Rock für den Frieden mit dem Karma-Titel Meine Hände beteiligt. Eine Veröffentlichung des Songs auf der dazugehörigen AMIGA-LP wurde aufgrund Bieges Ausreise jedoch verhindert. Dies hatte auch mit Werner Karma, der Biege ebenso wie Silly als kritische Akteure der DDR-Musikszene geschätzt hatte, zu einem Zerwürfnis geführt. Nach der Wende fanden Karma und Biege jedoch wieder zusammen. So konnte das Album doch noch produziert und veröffentlicht werden. 1997 erschien mit Zugvögel ein fünftes Studioalbum, auf dem Biege sich noch weiter von der Popmusik distanzierte und größtmögliche Authentizität und Kompromisslosigkeit anstrebte.

Holger Biege03

Am 12. Juni 2012 erlitt er einen Schlaganfall. Eine geplante Tournee anlässlich seines 60. Geburtstages konnte deswegen nicht stattfinden. Zu seinem 65. Geburtstag erschien 2017 das Liederbuch Deine Liebe und mein Lied mit CD.[6] Biege verarmte zusehends, die Familie lebte von Sozialhilfe. Ein behindertengerechtes Auto konnte durch einen Spendenaufruf finanziert werden. Im April 2018 erlag er schließlich den Folgen eines ärztlichen Behandlungsfehlers. Im September 2018 wurde von Anhängern und Freunden der Holger Biege e.V. gegründet

Holger Biege war verheiratet und hatte zwei Kinder. Er lebte ab 1998 in Metzingen im Landkreis Lüchow-Dannenberg. (wikipedia)

Holger Biege04

Hier sein zweites und zugleich letztes Album für Amiga Records.

Ich weiß ja nun, dass der Holger Biege eine große Schar glühender Verehrer hat, bis heute gibt es eine Website für den Künstler.

So sieht ihn Thomas Putensen in einer Reihe mit Sängern wie Manfred Krug und Udo Lindenberg.

So leid´s mr tut … davon wr der Holger Biege dann doch weit entfernt.

Seine Kompositionen wie die Texte (die freilich überwiegend von DDR Poeten stammten) sind arg schwülstig und ein irgendwie unangenehmer Pathos macht sich dann breit.

Vielleicht hätten da andere Arrangements etwas geholfen.

BackCover1

Besetzung: 
Holger Biege (piano, synthesizer vocals)
+
Horst Krüger Studioband:
Jürgen Ehle (guitar)
Heinz-Jürgen Gottschalk (guitar)
Frank Hille (drums)
Daniel Michna (drums)
Hans-Jürgen Reznicek (bass)
Hans-Joachim Schweda (bass)
+
Dieter Brauer (piano bei 06.)
Veronika Fischer (vocals bei 14.)
Bläsergruppe Bernd Swoboda
Chor „Unternehmen Münchehofe“
Holzbläser- und Streichergruppe Otto Karl Beck

Hüllentext

Titel:
01. Cola-Wodka (Branoner/Biege) 2.56
02. Wie habe ich das Jahr verbracht (Gertz/Biege) 3.23
03. Kinderlied (Gertz/Biege) 2.10
04. Robinson (Branoner/Biege) 3.38
05. Rockerstein & Co. (Biege) 4.08
06. Circulus (Biege) 3.31
07. Annabell (Branoner/Biege) 2.41
08. Zuweilen kommt es vor (Gertz/Biege) 4.17
09. Es gehen die Tage (Gertz/Biege) 2.40
10. Septemberliebe (Branoner/Biege) 3.41
11. Nimm mich so (Gertz/Biege) 2.53
12. Reichtum der Welt (Gertz/Biege) 2.35
+
13. Als der Regen niederging (Gertz/Biege) 2.38
14. Abendland (Bartzsch/Demmler) 8.02
15. Sonnenmeer (Biege) 3.56
16. Der Tag fängt an (Gertz/Biege) 3.19

LabelB1

*
**

Diese Kategorisierung ist natürlich Quatsch (überraschenderweise auf der Website von Bear Family zu finden):
Quatsch

Mehr von Holger Biege:
FrontCover1

Die Holger Biege Website:
Website

Edward Reekers – So schmilzt der Winter + 3 (1996)

FrontCover1Ich will ja kein Spielverderber sein, aber es hilft ja auch alles nichts … der Herbst geht dem Ende zu und so sollten wir uns alle schon mal mental auf die kühleren Jahreszeiten, die vor uns liegen, vorbereiten.

Und wir würde das wohl besser gelingen, als mit einem Winter-Song, dem man jene gnadenlose Ohrenwurm-Funktion einfach nicht absprechen kann.

Klar, den Song kennt man eigentlich all „So schmeckt der Sommer“ … und dieser Song war in den 90er Jahren als Langnese Werbemelodie so erfolgreich (meine Tochter trällert ihn noch heute … ), dass man flugs dann auch den Winter-Hit „komponiert hat … Statt Sommer Winter und statt schmeckt, schmilzt singen und fertig ist die Kiste !

Gesungen wurde dieser Song von dem Niederländer Edward Reekers, und man lese und staune, der begann seine musikalische Karriere als Sänger der ProgRock Band „Kayak“::

Edward Reekers (* 25. Mai 1957 in Hengelo, Provinz Overijssel) ist ein niederländischer Musiker, der sich zunächst als Sänger der Artrockband Kayak und später als Solist einen Namen machte. Seine Stimme wurde auch durch diverse Werbespots bekannt, in Deutschland vor allem durch das aus der Langnese-Werbung stammende Lied So schmeckt der Sommer aus dem Jahr 1995.

Reekers Vater war zunächst Eisenbahner, später Stadtrat und Bürgermeister. Seine Mutter war Hausfrau. Außerdem hat er einen älteren Bruder namens Martin. Bereits in jungen Jahren entdeckte Edward Reekers sein Interesse für Musik. Er spielte zunächst Maultrommel und begann bereits im Alter von drei Jahren mit dem Singen. Mit zehn Jahren bekam er seine erste Gitarre von seinem Bruder und brachte sich das Spielen selbst bei. Dabei spielte er als Linkshänder auf einem Instrument für Rechtshänder, also verkehrt herum. In dieser Zeit schrieb Reekers das erste eigene Lied, Flower Girl, und nahm Klavierunterricht.

Edward Reekers

Weil sein Vater dort Bürgermeister wurde, zog die Familie während Edward Reekers’ zweitem Highschooljahr nach Berkel en Rodenrijs. Es folgte der Wechsel aufs Laurenscollege Rotterdam, wo Reekers Mitglied der Schulband wurde, zunächst als Gitarrist, später auch als Keyboarder, Schlagzeuger und Sänger. Die Gruppe nannte sich „Suzy Cream Cheese“ (nach einem Lied Frank Zappas) und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer erfahrenen Popband, die auch außerhalb der Schule auftrat und Lieder von Yes und anderen Bands im Repertoire hatte.

Nach einigen Umbesetzungen und Reekers’ Schulabschluss, begann er in Delft ein Deutsch- und Englisch-Studium, um Lehrer zu werden. Die Band wurde in „Tacit“ umbenannt und nahm Mademoiselle Michelle, die erste eigene Schallplatte auf. Mit zwei Freunden entstanden Demoaufnahmen, die Reekers an die Band Kayak, deren Fan er war, schickte. Nach einem Vorspiel wurde er neuer Sänger dieser Gruppe und nahm bereits an den Aufnahmen zum 1978er Album Phantom of the Night teil. 1981 verließ er die Formation wieder und wurde zunächst Hausmann, während seine Frau als Arzthelferin arbeitete.

Durch die Sängerin Jody Pijper (Stars on 45) und den Sänger und Bassisten Pim Roos bekam Reekers erste Jobs als Backgroundsänger, u.a. für Lee Towers. Außerdem sang er Werbespots und Jingles, z.B. für SkyRadio. Reekers war auch Mitglied der Begleitband der niederländischen Singer-Songwriterin Nadieh, mit der er für eine Open-Air-Show sogar bis Japan reiste. Es folgte ein Vorsprechen für die Cartoon-Serie The Bobobops, in der er die beiden Hauptrollen sprach.

Später synchronisierte er viele Serien und Filme und übernahm auch Regieaufgaben. Er war z.B. für die niederländischen Fassungen der Harry-Potter-Filme verantwortlich. 1998 sang Reekers das Introlied des Films The Lion King II: Simba’s Pride und übernahm den Leadgesang bei Tarzan 2. 2004 kehrte er, zunächst als Vertretung für Bert Heerink, dann als festes Mitglied zu Kayak zurück. 2008 erschien das dritte Soloalbum Child of the Water. Im Januar 2015 gab die Band auf ihrer Webseite bekannt, dass Reekers Kayak erneut verlässt. (Quelle: wikipedia)

Nun denn … warten wir also alle gespannt auf die neuesten Winderkreationen von Eis … mit Zimt und Mandeln  … hmmmmm

WinterEis

Besetzung:
Edward Reekers (vocals)
+
eine handvolle unbekannter Studiomusiker

BackCover1

Titel:
01. So schmilzt der Winter (Radio Version) 3.34
02. So schmilzt der Winter (Extended Version) 4.03
03. So schmilzt der Winter (Karaoke Version) 3.44
04. So schmilzt der Winter (Commercial Version) 0.47

Musik + Text bei 01. – 03.: (Wunderlich/Eggermont/Schwingeler/SchoenMaas/Nissen)
Spezialtext bei 04.: Bosse

CD1

*
**

Georg Sieber – Achtung Test (1968)

TitelHier mal ein Buch von dem (Polizei) Psychologen Georg Sieber:

Georg Sieber (* 3. April 1935 in Münster/Westfalen) ist ein deutscher Psychologe und Organisationsberater, der insbesondere aufgrund seiner Arbeit für die Münchner Polizei im Vorfeld des Olympia-Attentats von 1972 einer breiteren Öffentlichkeit als Münchner Polizeipsychologe bekannt wurde.

Nach dem Abitur in Büren studierte Sieber Homiletik in Rom und ab 1958 Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Abschluss des Studiums als Diplom-Psychologe war Sieber zunächst in der Marktforschung tätig. 1964 gründete er in München die Studiengruppe für politologische Psychologie- und Kommunikationsforschung (Poko), die sich im Auftrag verschiedener Bundesländer insbesondere mit Auswahl- und Ausbildungsfragen der Polizei befasste.

Daraus ging 1979 die Intelligenz System Transfer GmbH, München hervor – ein psychologisches Beratungsunternehmen, das sich inzwischen zu einem Netzwerk mit 14 Standorten in Deutschland und Westeuropa entwickelt hat und sich ausgehend von der angewandten Psychologie mit Fragestellungen in unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft und Verwaltung befasst. Neben der Entwicklung psychologischer Messmethoden liegen die Arbeitsgebiete insbesondere in den Bereichen Management, Sicherheit, Produkt-, Bedien- und Nutzraumgestaltung.

Darüber hinaus bietet Sieber historisch-psychologische Seminare an, in denen sich die Teilnehmer aus psychologischer Perspektive mit Klassikern wie beispielsweise Niccolò Machiavellis „Der Fürst“ (Il Principe) im Hinblick auf modernes Management auseinandersetzen.

GeorgSieber01

1968 wurde Sieber vom damaligen Münchner Polizeipräsidenten Manfred Schreiber als psychologischer Berater engagiert. Diese Funktion hatte zuvor Rolf Umbach. Zu Siebers Aufgaben gehörte es, die Schutzpolizei für den Einsatz bei Studentendemonstrationen psychologisch zu schulen. Nachdem Sieber während seines Studiums Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) gewesen war, kannte er diese Einsatzsituation. Seine Prämisse war, dass in einem „demokratischen Staat die Polizei grundsätzlich die Pflicht hat, Demonstranten zu schützen.“

Ende der 1960er Jahre entwickelte Sieber für die Münchner Polizei ein Einsatzkonzept zur kontrollierten Deeskalation bei Demonstrationen, Umzügen und ähnlichen Ereignissen, das als Münchner Linie – polizeiintern auch: integrierter Einsatz – weit über München hinaus bekannt wurde. Das Konzept basiert auf der Analyse von Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit Konfrontationen zwischen Polizei und demonstrierenden Bürgern. Sieber kam dabei zu dem Ergebnis, dass Einsätze, bei denen mit Sperren und Kordons eine Front gebildet wird, Tätlichkeiten und Gewalt provozieren. Er vermied daher konsequent solche Fronten und bezog sich dabei unter anderem auf Mao Tse-tungs „Theorie des Guerrillakrieges“. Nach diesem Konzept sollten Polizeibeamte in die Demonstration einsickern und ein Teil davon werden. Eine Polizei, die den Demonstranten nicht frontal, sondern individuell begegnet, könne Gewalt durch Gespräche ersetzen, so Sieber.

GeorgSieber02

Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1972 in München entwickelte Sieber für die Organisatoren der Spiele 26 Einsatzlagen, auf die sich die Sicherheitskräfte vorbereiten sollten. Szenario 21 beschrieb das Eindringen einer Gruppe palästinensischer Terroristen in die Unterkunft der israelischen Delegation im olympischen Dorf und die Ermordung von ein oder zwei Geiseln, um den Forderungen nach einer Freilassung von Gefangenen in israelischen Gefängnissen und einem Flugzeug für die Flucht in ein arabisches Land Nachdruck zu verleihen.[6]

Dies beschrieb ziemlich genau, was am 5. September 1972 tatsächlich geschah und als „Münchner Olympia-Attentat“ die Welt erschütterte. Allerdings passte Siebers Szenario nicht zum Konzept der „heiteren Spiele“ (offizielles Motto) und eines „Fests des Friedens“. Statt die Sicherheitsmaßnahmen anzupassen, stuften die Organisatoren die vorhersehbaren Risiken herab. Das Ergebnis war eine völlig unzureichende Vorbereitung der Sicherheitsmaßnahmen und in der Folge das Fiasko einer gescheiterten Befreiungsaktion mit 17 Toten – elf israelischen Sportlern, einem Polizisten und fünf Terroristen. Da Sieber „sich schnell überflüssig fühlte angesichts der Übernahme der Verhandlungen durch deutsche Politiker, die Münchner Polizei und den israelischen Geheimdienst, die eine sich zu seinen Vorschlägen und Lösungsmodellen konträr verhaltende Strategie einschlugen“, kündigte er am selben Tag seine Zusammenarbeit mit der Münchner Polizei. Der Münchner Polizeipräsident Schreiber räumte in der Folge ein, dass die Polizei auf eine derartige Situation „überhaupt nicht vorbereitet“ war.

Die amerikanische Künstlerin und Filmemacherin Sarah Morris[10] hat in ihrem 2008 uraufgeführten Film 1972 die Ereignisse rund um das Olympia-Attentat aufgearbeitet als einen „Versuch, etwas optimistisch zu gestalten, der dann leider von der Wirklichkeit zerschlagen wurde.“ Im Mittelpunkt ihres 38-minütigen Films steht ein Interview mit Georg Sieber, in dem er seine Sicht der Ereignisse schildert.

In einer ZDF-Verfilmung aus dem Jahre 2012 unter dem Titel München 72 – Das Attentat wird ebenfalls Siebers Rolle thematisiert. Er wird darin von Kai Lentrodt gespielt. (wikipedia)

GeorgSieber03

Gekauft habe ich mir das Buch wohl so um 1972 … ich war wohl irgendwie eifrig dabei, mich auf mein Berufsziel Sozialpädagoge voruzubereiten und dazu gehört damals wohl auch, mein Interesse an Testverfahren, um der menschlichen Psyche näher zu kommen.

Ob mir das mit diesem Buch gelungen ist – ich weißes nicht. Aber es hat ganz sicher dazu beigetragen, mich auch mit dieser Materie kritisch auseinander zu setzen.

Und das hat auch Georg Sieber getan, wenngleich er natürlich zeitgleich seinen Ruf als seriösen Testpsychologen festigen wollte. Kann man ihm auch nicht verübeln.

Das Buch (116 Seiten) ist bunt bebildert und vermittelt auch einen Eindruck der damaligen „modernen“ Design und Gestaltungselementen bei der Buch (aber auch Illustrierten) Gestaltung. Von daher natürlich auch ein Buch, das den Zeitgeist des Jahres 1968 illustriert.

Hier – zum Einstieg – mal das Inhaltsverzeichnis des Buches (das recht bunt bebildert ist)

Beispiel03

Besonders interessant finde ich die historischen Rückblicke (vom alten Griechenland bis hin zum Mittelalter), zeigen sie doch, dass es seit jeher das Bestreben der Menschen war, Menschen durch Tests (oder besser gesagt: bestimmten Prüfungen) besser einordnen zu können (da hat er viel, viel Quellenstudium betreiben müssen). Dass dies ein problematisches Unterfangen ist, schwingt bei vielen Aspekten des Buches mit und wird auch mit diversen Belegen unterfüttert. Wenn ich mich recht erinnere, kamen damals Psycho-Test auch in Zeitschriften so richtig in Schwung … ein weites Feld.

Und viele seiner aktuellen Beispielen kommen wohl direkt aus seiner Praxis als Polizei-Psychologe.

Und noch ein Aspekt: ich war überrascht, dass mich das  Thema weiterhin noch o interessiert. Na ja … da komm´ ich wohl nicht aus meiner Haut.

Beispiel01

Beispiel02

Beispiel04

Beispiel05

Beispiel06

Beispiel07

Beispiel08

Beispiel09

Beispiel10

Beispiel11

Beispiel13

Beispiel12

Beispiel14

Diesen Test habe ich damals wohl ausgefüllt:

Beispiel15

Die Auswertung habe ich mir wohl gespart, vermutlich weil ich ahnte, dass ich keinen Geschmack habe:
Beispiel16

Beispiel17

Beispiel18

Beispiel19

Beispiel20

Beispiel22

Das war schon immer für mich ausgemachter Hokus Pokus:
Beispiel23

Beispiel24

Beispiel25

Man achte auf den Übersetzer:
Beispiel26

Beispiel27

Beispiel28

Beispiel29

Beispiel30

Beispiel31

Beispiel32

Beispiel33

Beispiel34

Beispiel35

Beispiel36

Beispiel37

Beispiel38

Beispiel39

Beispiel40

Beispiel41

Beispiel42

Die Quintessenze des Buches:

Beispiel43

Beispiel44

*
**

Die Rückseite des Buches:
Beispiel45

Alex (Oriental Experience) – Alex (1972)

FrontCover1Er war wohl das, was man gemeinhin als Wanderer zwischen den Welten beschreibt … Der Alex Wiska aus Köln …

Und er machte mächtig Eindruck auf alle, die willens waren … auch mal abseits des mainstreams die Ohren aufzusperren.

Und so gab es jede Menge Nachrufe, als dann leider, leider, im Jahre 2011 verstarb.

Nachdem Alex Wiska ab 2005 aufgrund einer Krankheit seinen schier unermüdlichen Drang, live auf der Bühne sein Können zu präsentieren, für die nächsten drei Jahre aussetzen mußte, trat er wieder ab 2009 auf mit seiner bekannten Band Alex Oriental Experience, und zwar mit Ufo Walter, eigentlich Uwe Friedrich Otto Walter,  am Bass und Manni von Bohr am Schlagzeug. Aber schon zwei Jahre später verstarb dieser große Ausnahmemusiker am 03. März 2011 an den Folgen einer Krebserkrankung im Alter von 60 Jahren.

Der gebürtige Kölner Alex Wiska spielte schon als Elfjähriger Gitarre und gründete 1964 seine erste Band namens Famous Four, also zu Zeiten als die Beatles langsam aber sicher ihre Weltkarriere starteten. So war es ziemlich naheliegend für ihn, schon zwei Jahre später sich zur Kölner Beatband Playboys als Gitarrist zu gesellen. 1967 veröffentlichten sie immerhin die Single „Ombächli“. Alex Wiska vertiefte sein Gitarrenspiel, in dem er 1968 am Musik Konservatorium Köln für zwei Semester „Gitarre“ studierte. Im darauffolgenden Jahr hielt ihn nichts mehr, er begab sich auf die Suche nach neuen Herausforderungen, um in New York in der Clubszene zu spielen. Anschließend zog es ihn nach Ibiza, wo er zusammen mit seinem Freund Uli Hundt, der später 1976  die Politrock-Anarcho-Clown-Band Schroeder Roadshow gründete, um dort die deutsch/spanische Band Sweet Stoned zu gründen. 1970 begab er sich in die Türkei und spielte für die nächsten zwei Jahre mit Cem Karaca zusammen, der als bedeutendster Vertreter der Anadolu-Rockbewegung galt. Die Beiden spielten bei der Popband Kardas,lar. Immerhin erhielten zwei seiner Songs eine goldene Schallplatte. In jener Zeit entdeckte Alex das türkische Folklore-Saiteninstrument: Saz. Es galt auch als ein Begleitinstrument anatolischer oder kaukasischer Barden. Der türkische Poet und Saz-Spieler As‚?k Mahzuni S,erif war sein Lehrer. Zunächst elektrifizierte er die Saz mit Tonabnehmern, um dann im Jahre 1998 sein erstes eigenes Instrument daraus zu entwickeln, welchem er den Namen STIL gab.

Alex Wiska02

Mit der Kölner Rockband Can wurde Alex schließlich in Deutschland bekannt

1972 traf er die Musiker der schon vier Jahre lang agierenden Rock- oder auch Kraut, bzw. Psychedelic-Rockband Can, den Schlagzeuger Jaki Liebezeit,  den Keyboarder Irmin Schmidt sowie den Bassisten Holger Czukay. Diese produzierten Alex Wiskas erste LP für Ariola mit dem einfachen Titel „Alex“. Es folgte zwei Jahre später die LP „That’s The Deal“.

Von 1976 bis 1980 tourte er allein quer durch Deutschland und Europa, wobei ein Rhythmusgerät seine Begleitung war. Dabei spielte er in jährlich 100 Konzerten als Vorprogramm für Bands wie Roxy & Elsewhere Band, deren Frontmusiker Frank Zappa wohl eher bekannt sein sollte, Maggie Bell, Steppenwolf, Bad Company, Sparks und Stone the Crows.

Schließlich gründete Alex Wiska die eigene Schallplattenfirma Wiska Records. Zusammen mit seiner ersten festen Live-Band Alex Oriental Experience wurde „Album Live!“ aufgenommen, am Bass Horst Stachelhaus und am Schlagzeug Manni von Bohr. Der Bassist Horst Stachelhaus der deutschen Rockgruppen Message und der wohl bekannteren Birth Control verstarb am 20. Mai 1999 nach langer Krankheit. Von 1980 bis 2009 produzierte Wiska 25 Alben, war live im Rockpalast und in Rock Life zu sehen, aber auch in verschiedenen Fernsehshows. Am 18. Dezember 2010 fand sein letztes Live-Konzert im Schaustall/Langenfeld vor ausverkauftem Haus statt.

Alex Wiska03

Was zeichnete diesen einzigartigen Musiker aus?

Kein anderer verstand es, die türkisch-orientalischen Klänge so hervorragend auf die Bühne zu zaubern wie Alex Wiska. Der auch „Türk Rock Alex“ benannte Musiker schaffte es stets, sein Publikum vortrefflich zu berühren, in den Bann zu ziehen. Viel Blues, manch Boogie- aber auch Funk-Klänge sowie Meditatives brachten die entscheidende Würze im Klangbild von Alex Wiska. Titel wie „On the road again“, „Billy McGraw“, „Into the Sun“, “Message to you all”, “Turkish an American Blend”, “Red Dress” sowie “Sad and lonely” sind unvergessliche Zeugnisse seiner Liedkunst, liebe Leser. Hören Sie einfach mal rein, bei YouTube werden Sie ebenso fündig werden. (Lotar Martin Kamm)

Hier sein Debutalbum, im Allgang eingespielt (er hatte allerdings mit cem Can Musiker Holger Czukay einen famosen Produzenten an seiner Seite !) und bereits hier wird seine magische Faszination hör- und erlebbar …

Wer´s nicht glaubt, sollte mal reinhören.

Inlet1

Besetzung:
Alex Wiska (guitar, baglama, bass, percussion, shanai)

BackCover

Titel:
01. Patella Black 3.43
02. Ekmekh 5.47
03. Turkish Tune 4.07
04. Big Boss Smile 4.06
05. Derule 2.54
06. Monroe Song 2.28
07. Silent Farewell 3.16
08. Anatoly Highway 2.48
09. Tales Of Purple Sally 7.32

Musik: Alex Wiska
Texte: Ulrich Hundt

LabelB1

*
**

Alex Wiska01

12 November 1950 in Dattenfeld – 03. März 2011, in Siegburg

Can – Soundtracks (1970)

FrontCover1Can war eine 1968 in Köln gegründete avantgardistische Band, die keinem bestimmten Musikstil zuzuordnen ist und es ablehnte, als Rockband bezeichnet zu werden. Sie bewegte sich zwischen Free Jazz und Avantgarde-Jazz, Funk und innovativen Krautrock- und Psychedelic-Rock-Elementen, experimentierte darüber hinaus mit elektronischer Musik.

Soundtracks ist ein Kompilationsalbum der Krautrock-Gruppe Can. Es wurde erstmals 1970 veröffentlicht und besteht aus Titeln, die für verschiedene Filme geschrieben wurden. Das Album markiert den Abschied des ursprünglichen Sängers der Band, Malcolm Mooney, der auf zwei Stücken singt, und wird durch das neue Mitglied Damo Suzuki ersetzt. Stilistisch dokumentiert das Album auch den Übergang von den psychedelisch angehauchten Jams ihrer frühesten Aufnahmen (z. B. Monster Movie und Delay 1968) zu der meditativeren, elektronischeren und experimentelleren Herangehensweise der folgenden Studioalben (wie Tago Mago und Ege Bamyasi).

Auf der Rückseite des Albums steht: „“CAN SOUNDTRACKS“ ist das zweite Album von THE CAN, aber nicht Album Nr. zwei…Album Nr. zwei [Tago Mago] wird Anfang 1971 veröffentlicht.“

Can01

„She Brings the Rain“, das ursprünglich in dem Film Ein großer graublauer Vogel  von Thomas Schamoni (Bruder der Regisseure Ulrich Schamoni und Peter Schamoni) aus dem Jahr 1969 erschien, wurde später in Wim Wenders‘ Film Lisbon Story aus dem Jahr 1994, dem Oskar-Roehler-Film Die Unberührbare aus dem Jahr 2000 und dem 2010 erschienenen Film Norwegian Wood von Tran Anh Hung verwendet.

„Don’t Turn the Light On, Leave Me Alone“ ist Damo Suzukis erster gemeinsamer Auftritt mit Can.

Im März 2005 platzierte das Magazin Q „Mother Sky“ auf Platz 48 in seiner Liste der 100 größten Gitarrentracks. (wikipedia)

Can02

„Soundtracks“ heißt das zweite Album der Kölner Band Can, ist aber nicht gleichzeitig deren zweites Studioalbum. „Soundtracks“ ist, wie der Name bereit besagt, ein Soundtrack-Album, bestehend aus sieben Liedern, die Can zu fünf verschiedenen Filmen beitrug. Dementsprechend müsste man „Soundtracks“ wohl als Kompilations-Soundtrack-Album bezeichnen. Die Platte erschien im Jahr 1970 und stellte eine kleine Zäsur dar. Sänger Malcolm Mooney ist hier nur noch bei den Titeln Soul Desert“ und „She Brings The Rain“ zu hören. Die restlichen Stücke wurden vom Neu-Bandmitglied Damo Suzuki eingesungen.

Man hört auf „Soundtracks“ Lieder, eingesungen von unterschiedlichen Sängern, entstanden in zum Teil unterschiedlichen Jahren, welche für unterschiedliche Filme eingespielt wurden. Dementsprechend könnte man eine krude Mischung verschiedenster Musik erwarten. Doch obwohl sich die einzelnen Titel durchaus stilistisch unterscheiden, klingt „Soundtracks“ wie ein „ganz normales“ Studioalbum und man würde nichts vom Hintergrund der Entstehung merken, wenn man es nicht auf der Platte selbst nachlesen könnte. „Soundtracks“ klingt wie eine Einheit aus psychedelischen Titeln, die im Krautrock Anfang der 70er Jahre beheimatet sind. Mal etwas experimenteller, mal etwas rockiger und ein klein wenig Pop ist hier ebenfalls zu hören. Nicht ganz so eingängig hören sich die Lieder an, wie jene der Kollegen von Grobschnitt oder Jane, dafür etwas schräger, fordernder und definitiv experimenteller.

Die Labels einer Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 1980:
AlternativeLabels

Mit all diesen Eigenschaften schaffen es die Lieder auf „Soundtracks“ jedoch durchaus auch, sich im Ohr festzusetzen – wenn auch nicht unbedingt gleich beim ersten Mal des Hörens. Allzu schwierig ist der Zugang zu den Liedern allerdings nicht. Ganz besonders sticht dabei die Nummer „Mother Sky“ aus dem Film „Deep End” hervor. In über vierzehn Minuten Spieldauer perfektionieren die fünf Musiker hier die Monotonie der Musik. Repetitiv und konsequent werden einem die Noten immer und immer wieder präsentiert, das Ganze untermalt mit einer sehr dominanten Rhythmusfraktion. Das Lied hämmert richtiggehend auf einen ein, ohne dabei in den vierzehneinhalb Minuten auch nur einen Hauch an Spannung zu verlieren. Wahrlich begeisternd. Dieses Lied ist intensiv und mitreißend. So mitreißend sogar, dass das britische Musikmagazin „Q“ die Nummer im Jahr 2005 auf Platz 48 der 100 besten „Guitar Tracks“ einreihte.

Fazit: „Soundtracks“ von Can ist ein sehr überzeugendes Album geworden. Zunächst nicht eingängig, nicht besonders melodiös, dafür gleich beim ersten Mal des Hörens sehr intensiv, packend und mitreißend. Die sieben Stücke ergeben ein Gesamtklangerlebnis, welches zusammenwirkt. Für Can-Verhältnisse erfordert „Soundtracks“ auch nicht sehr viel Anstrengung, sich dieser Musik hinzugeben, sie sich zu erschließen. Zwei, drei Durchläufe und die Musik packt – vor allem „Mother Sky“ lohnt dabei gehört zu werden. (Markus Peltner)

SingleFC

Und dieses Album stößt einen natürlich auf die Kategorie „Neuer deutscher Film“ (ein überaus spannendes Kapitel der deutschen Filmgeschichte) und ja … „Mother Sky“ ist ein hypnotisches Meisterwerk.

Als Bonus habe ich dann noch „Spoon“ dazu gepackt … die Titelmusik zu dem Durbridge TV-Klassiker „Das Messer“… den Song konnte man damals landauf, landab hören … auch ziemlich magisch; wurde sogar als Single veröffentlicht.

BackCover1

Besetzung:
Michael Caroli (guitar)
Holger Czukay (bass)
Jaki Liebezeit (flute, percussion)
Irmin Schmidt (organ)
Damo Suzuki (vocals)
+
Malcolm Mooney (vocals bei 05. + 07.)

Booklet01+02Titel:
01. Deadlock (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Suzuki (von „Deadlock“) 3:25
02. Tango Whiskyman (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Suzuki) (von „Deadlock“) 4:02
03. Deadlock (Instrumental) (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Suzuki) (von „Deadlock“)  1:40
04. Don’t Turn The Light On, Leave Me Alone (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Suzuki) (von „Cream – Schwabing Report“) 3:42
05. Soul Desert (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Mooney) (von „Mädchen mit Gewalt“)
06. Mother Sky (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Suzuki) (von „Deep End“) 14:30
07. She Brings The Rain (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Mooney) (von „Ein großer graublauer Vogel“) 4.05
+
08. Spoon (Czukay/Karoli/Liebezeit/Schmidt/Suzuki) (von „Das Messer“ TV Krimi) 3.01

LabelB1

*
**

Mehr von Can:
LPFrontCover1    FrontCover1

Daliah Lavi – Liebeslied jener Sommernacht + Best To Forget (1970)

FrontCover1Gegen Ende ihrer Filmkarriere wurde Lavis rauchig-markante Stimme von einem englischen Schallplattenproduzenten entdeckt. 1969 war sie zu Gast in der BBC-Fernsehshow des israelischen Musicalstars Topol (Anatevka) und sang einige hebräische Lieder. Daraufhin bekam sie ihren ersten Schallplattenvertrag bei dem englischen Label Festival Records.

Doch erst als der Hamburger Produzent Jimmy Bowien sie bei der deutschen Polydor unter Vertrag nahm, begann ihre außerordentlich erfolgreiche Karriere als Sängerin.

Bereits ihre erste veröffentlichte Single im Jahr 1970 (Liebeslied jener Sommernacht) wurde ein Hit. Mit der französischen Version (Prends l’amour) belegte sie noch im selben Jahr beim International Song Festival in Tokio den 13. Platz für Belgien, das Lied wurde auch ins Englische übertragen (Love’s Song) und als Single veröffentlicht. Lavi sang fortan auf Deutsch, Französisch, Englisch, Hebräisch, Italienisch und Spanisch. (Quelle: wikipedia)

Und hier ist sie, diese erste Single, die dann gleich ein Hit wurde und damit der Start für Daliah Lavi als international aktive Sängerin begründete.Dieses Lied wurde ursprünglich für den britischen Musikmarkt im Jahr 1969 unter dem Titel „Love´s Song“ veröffentlicht (im Bonus-Teil dieser Präsentation enthalten).

Wobei, wenn ich ehrlich sein darf, gefällt mir die B-Seite „Best To Forget“ fast noch besser … aber das ist nun wirklich ne Geschmackssache … Wenngleich die A-Seite von Mike Vickers (ja genau der von der Manfred Mann Band jener Jahre !) arrangiert wurde …

DaliahLavi

Besetzung:
Daliah Lavi (vocals)
+
unbekanntes Orchester

UK + F Singles

Die englische und französischen Singelhüllen zu „Liebeslied jener Sommernacht“

Titel:
01. Liebeslied jener Sommernacht (Kluger/Fishman/Frances) 3.16
02. Best To Forget (Dunlop) 2.56
+
03. Prends l’amour (französische Fassung von Liebeslied jener Sommernacht) (Kluger/Fishman/Dessage) 2.53
04. Prends l’amour (live in Frankreich, 1970) (Kluger/Fishman/Dessage) 3.20
05. Love’s Song (englische Version von Liebeslied jener Sommernacht) (*) (Kluger/Fishman) 3.16
06. Liebeslied jener Sommernacht (live 1980) (Kluger/Fishman/Frances) 3.39

(*) bereits 1969 aufgenommen

LabelA1


**

Mehr von Daliah Lavi:
Mehr