Hans Reichel – The Death Of The Rare Bird Ymir (1979)

FrontCover1Und gleich noch ein Reichel:

Hans Reichel (* 10. Mai 1949 in Hagen; † 22. November 2011 in Wuppertal) war ein deutscher Gitarrist, Violinist (im Bereich Free Jazz/improvisierter Musik), Instrumentenbauer und Schriftgestalter aus Wuppertal.

Nach Selbststudium der Violine spielte Reichel ab dem 15. Lebensjahr zunächst in Rockbands Beatmusik, Bluesrock und Kompositionen von Frank Zappa, bevor er ein Designstudium absolvierte. Anfang der siebziger Jahre erschienen seine ersten Soloaufnahmen für Gitarre. Dabei beschäftigte er sich von Anfang an nicht nur mit unkonventionellen, noch nicht gehörten Spieltechniken, sondern entwickelte und baute Third-Bridge-Gitarren. Tonabnehmer brachte er an Stellen an, wo sie eigentlich nicht hingehören; statt eines hatten viele Gitarren auch zwei Hälse.

Hans Reichel02

Durch die wechselseitige Wirkung von Klangforschung und musikalischer Ausführung verfügte Reichel über ein enormes Potential an eigenen Klangmöglichkeiten. „Er hat die von der Gitarre bestehende Vorstellung nicht nur um neue Konstruktionen und Spieltechniken, sondern vor allem um neue Klangdimensionen bereichert“, urteilte Bert Noglik.

Bei seinen Klangexperimenten erfand er auch ein völlig neues Streichinstrument, das Daxophon, das er ebenfalls regelmäßig spielte und für das er auch „Operetten“ komponierte. Reichel arbeitete zwar zumeist solo, aber bereits in den siebziger Jahren auch mit Rüdiger Carl zusammen (später auch im Bergisch-Brandenburgischen Quartett mit Ernst-Ludwig Petrowsky und Sven-Åke Johansson (BBQ Live ’82), sowie in der September Band, dort mit Shelley Hirsch und Paul Lovens). Mit dem Cellisten Tom Cora, mit Michel Waisvisz, mit Achim Knispel, mit Stephan Wittwer, mit Keith Tippett, mit Fred Frith und mit dem japanischen Gitarristen Kazuhisa Uchihashi bildete er Duos.

Hans Reichel03

Gemeinsam mit dem Perkussionisten Eroc (von der Band Grobschnitt) entstand 1986 das Album „Kino“ (wieder veröffentlicht als „The Return of Onkel Boskopp“). Vereinzelt trat er auch in größeren Gruppen auf, etwa um Johansson, um Butch Morris und um den Saxophonisten Thomas Borgmann. Mit Jan Kazda, Harald Heller und Ingo Specht spielte er (auch auf internationalen Festivals, zum Beispiel in Bologna) in einer „All Dax(ophone) Band“. Für das Kronos Quartet schrieb er die Komposition „Namakemono“, die er erstmals 1997 (gemeinsam mit diesem) aufführte. Konzert-Tourneen führten Reichel in über 40 Länder in Nordamerika, Europa und Südostasien; für längere Zeit wohnte er in Japan. Die Konstruktion und Funktionsweise seiner Instrumente wurden in amerikanischen, japanischen und europäischen Fachzeitschriften ausführlich vorgestellt, und seine Musik ist auf zahlreichen Solo-LPs und CDs nachzuhören.

Hans Reichel06

Als Schriftdesigner entwickelte Reichel mehrere Schriftfamilien (Barmeno, FF Dax, FF Daxline, FF Sari, FF Schmalhans, FF Routes), die zum Teil eine weite Verbreitung im Grafikdesign und Desktoppublishing erfuhren. So wird seine FF Dax beispielsweise von UPS, der Norisbank, der Neuen Demokratischen Partei Kanadas und dem Total Music Meeting verwendet. Sie zählt zu den erfolgreichsten Schriften der FontFont-Bibliothek von FSI FontShop International. Die FF Sari ist z. B. die Hausschrift vom Großhandelsunternehmen Lekkerland und die Logoschrift des BEFG. Reichel, der Schüler Günter Gerhard Langes bei Berthold war, bezeichnete sich selbst in einem Interview des Spiegels als „Schriftenmacher“.

Reichel erhielt 1998 den Kunstpreis der Stadtsparkasse Wuppertal. „Als Improvisator und Komponist, als Solomusiker und im Ensemblespiel bewegt sich Reichel in den Grenzbereichen zwischen herkömmlichen musikalischen Genres und zeitgenössischer Musik, wobei er bisher unvorstellbare und unbekannte Klangdimensionen erschließt“ (Jazz Live). (wikipedia)

Hans Reichel04

Hier sein 5. Solo Album:

Selbst amerikanische Rockstars verehren ihn als Vater ihres Könnens. Doch in der deutschen Heimat führt der Wuppertaler Gitarrist Hans Reichel ein Schattendasein. Dabei hat er das Soundspektrum seines Instruments ins Unendliche erweitert – und zwar allein durch raffinierte Manipulationen (Saitenführung, Bünde, Pick-up-Lagen). Reichel ist Klangbildner in doppeltem Sinne: Erst baut er, dann spielt er. Jetzt gibt es zwei alte LPs von 1979 und 1981 neu zu entdecken: überraschend traditionell (verstanden als Gegenbegriff zu „free“), eher Folk als Avantgarde, trotzdem aufregend modern. (Stereoplay)

Nimm einen Erfinder/Improvisator und gib ihm eine klassische Gitarre und du bekommst ein sehr schönes und interessantes Album. (proclaimation)

Prädikt: exquisit !!!

BackCover1

Besetzung:
Hans Reichel (guitar)

Inlets

Titel:

The Youth Of The Rare Bird Ymir:
01. Good Days I 4.53
02. The Call I 2.37
03. The Flight 3.49
04. The Dream 2.34
05. Good Days II 3.35

The Death Of The Rare Bird Ymir
06. The Call II / The Death Of The Rare Bird Ymir 20.34

Musik: Hans Reichel

LabelB1

*
**

Hans Reichel05