Also, mich hat dieser Film ziemlich aufgewühlt, weil … nun ja …
Der Spielfilm Der Baader Meinhof Komplex aus dem Jahr 2008 schildert Vorgeschichte und Aktionen der linksextremistischen Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF) von 1967 bis 1977. Das von Produzent Bernd Eichinger verfasste Drehbuch folgt weitgehend dem gleichnamigen Sachbuch von Stefan Aust (erstmals erschienen Ende 1985). Das Drehbuch verzichtet auf identifikatorische Figuren und einen durchgehenden Handlungsbogen. Unter der Regie von Uli Edel spielten in dem Film – auch in Nebenrollen – einige der bekanntesten deutschen Darsteller mit. Er ist eine der teuersten deutschsprachigen Produktionen und zählte zweieinhalb Millionen Kinobesucher. Die ARD, die den Film kofinanzierte, strahlte ihn ein Jahr nach der Kinopremiere als längeren Fernsehzweiteiler aus. Die Kritik nahm den Film sehr gespalten auf. Sie war uneins darüber, ob er den Zuschauer mitreißt oder unbeteiligt lässt, ob er die RAF-Mitglieder nüchtern darstellt oder mythisch überhöht und ob er Neues zur Debatte über die RAF beiträgt. Wegen der Art der Darstellung einiger realer Personen gab es einige Gerichtsprozesse gegen die Verantwortlichen.
Der größte Teil der Handlung dreht sich um die Entstehung und die Aktionen der RAF im Zeitraum 1967 bis 1977. Beim Staatsbesuch des Schahs Mohammad Reza Pahlavi in West-Berlin kommt es zur gewaltsamen Auflösung einer Demonstration, bei der Kriminalobermeister Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg vor der
Deutschen Oper erschießt. Ein knappes Jahr später wird Studentenführer Rudi Dutschke, Redner am Vietnam-Kongress im Audimax der TU Berlin, auf offener Straße von einem jungen Hilfsarbeiter angeschossen und schwer verletzt. Als Reaktion folgt ein Protest gegen den Axel-Springer-Verlag, an dem auch Ulrike Meinhof teilnimmt. Nach der Brandstiftung in zwei Frankfurter Kaufhäusern als Protest gegen den Vietnamkrieg werden die Täter am nächsten Tag festgenommen. Meinhof schreibt als Journalistin über den Prozess und lernt dabei die angeklagten Studenten Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Andreas Baader kennen.
Die Angeklagten werden zu drei Jahren Haft verurteilt, aber schon im Juni 1969 wieder entlassen, bis das Gericht über die Revision ihrer Urteile entscheidet. Als im November 1969 ihre Revision abgelehnt wird, tauchen Andreas Baader und Gudrun Ensslin in den Untergrund ab, unter anderem in Rom. Nach Berlin zurückgekehrt, wohnen sie zeitweise bei Meinhof. Während einer Fahrzeugkontrolle wird Baader festgenommen und inhaftiert, aber einen Monat später gelingt Meinhof und Ensslin die so genannte „Baader-Befreiung“ in Berlin. Damit wechselt Meinhof in die Illegalität und lässt ihre zwei Töchter zurück. Im Sommer 1970 lässt sich die Gruppe in einem Camp der Fatah militärisch ausbilden. Noch im selben Jahr verüben sie in Berlin fast gleichzeitig drei Banküberfälle, bei denen sie insgesamt über 200.000 DM erbeuten. Es kommt zu Verhaftungen, unter anderem von Horst Mahler und Astrid Proll. Als erste Tote auf RAF-Seite wird Petra Schelm in einem Hinterhof von der Polizei erschossen. Die RAF verübt mehrere Bombenanschläge, unter anderem auf das V. US-Korps in Frankfurt am Main, auf die Polizeidirektion Augsburg und auf das Verlagshaus der Axel Springer AG. BKA-Präsident Horst Herold wendet zur Ergreifung der Terroristen eine Rasterfahndung an. Schließlich – im Sommer 1972 – werden die wichtigsten Leitpersonen, darunter Baader, Ensslin, Meinhof und Holger Meins, gefasst und im Hochsicherheitstrakt von Stuttgart-Stammheim inhaftiert.
Nachdem Meins in einem kollektiven Hungerstreik der RAF-Gefangenen stirbt, erschießen Terroristen den Berliner Kammergerichtspräsidenten von Drenkmann. Zwecks Freipressung sämtlicher Gesinnungsgenossen besetzt das „Kommando Holger Meins“ die deutsche Botschaft in Stockholm und nimmt zwölf Geiseln („Geiselnahme von Stockholm“). Während dieser Aktion ermorden sie Oberstleutnant Andreas von Mirbach und Wirtschaftsattaché Heinz Hillegaart. Bei einer Befreiungsaktion kommt es zu einer Explosion; alle sechs Kommandomitglieder werden verletzt. Während des Prozesses versuchen die Häftlinge, den Ablauf zu boykottieren, indem sie sich fortwährend als verhandlungsunfähig darstellen, den Richter beleidigen und damit den Prozess stören. Meinhof überwirft sich mit ihren Mithäftlingen und tötet sich im Mai 1976. Nach Verbüßung ihrer Haftstrafe wird Brigitte Mohnhaupt zum führenden Kopf der Gruppe, die weitere Attentate begeht. Die RAF ermordet Generalbundesanwalt Siegfried Buback, seinen Fahrer und einen weiteren Begleiter in Karlsruhe. Mohnhaupt und Christian Klar erschießen bei einem Entführungsversuch Jürgen Ponto, den Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG, in seinem Haus in Oberursel. Nachdem die Stammheimer Häftlinge erfahren haben, dass die Entführung des Flugzeugs Landshut durch die PFLP zu ihrer Freipressung fehlgeschlagen ist, nehmen sie sich in der Todesnacht von Stammheim das Leben. Daraufhin erschießen die letzten Anhänger der Gruppe in einem Waldstück den Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, den sie 43 Tage zuvor entführt hatten (siehe Deutscher Herbst).
Der Film folgt weitgehend dem gleichnamigen Sachbuchbestseller von Stefan Aust. Eichinger und Edel erhoben den Anspruch größtmöglicher Authentizität. Sie betonten, mit welcher Akribie sie die Bilder nachgestellt hätten. Man brachte an Fahrzeugen übereinstimmende Kfz-Zeichen an und zählte die Schüsse gemäß den Polizeiberichten präzise ab. Das Regal in Meinhofs Zelle wurde mit jeder LP und jedem Buch in genau derselben Reihenfolge aufgebaut, und bei Nacktauftritten sorgten Schamhaar-Perücken für Übereinstimmung mit damaligen Gepflogenheiten. Wo immer Gespräche wörtlich überliefert sind, übernahm sie Eichinger; viele andere Dialoge entstammen schriftlichen Äußerungen, etwa bei der Herold-Figur. Die Auseinandersetzungen der Inhaftierten wurden aus Kassibern rekonstruiert. Echt sind auch die Sätze von Pastor Ensslin im Interview, das aber nicht – wie im Film dargestellt – Stefan Aust führte.
Eichinger erklärte, dass man sich der historischen Wirklichkeit lediglich annähern könne. Manchmal erlaubte er sich, von den historischen Fakten im Sinne einer dramaturgischen Verdichtung abzuweichen, sofern dies die Geschichte nicht verzerrte.[8] Beispielhaft ist die Spielfilmszene, in der Baader seine Freundin mit Peter-Jürgen Boock in der Badewanne antrifft. Tatsächlich war Boock mit Ensslin in der Badewanne. Tatsächlich hat Baader dem jungen Boock einmal eine Lederjacke geschenkt. Doch Eichinger fasste zwei voneinander getrennte Ereignisse zu einem zusammen. Die Verhaftung Baaders wird zeitlich stark gerafft wiedergegeben. Eine erfundene Figur ist Herolds Assistent Koch, die dazu dient, dass Herold seine Gedanken einer anderen Person und damit dem Publikum mitteilen kann. Des Weiteren werden beim Stammheim-Prozess zwar einige Anwälte gezeigt, die aber weder in Sprechrollen auftreten noch namentlich genannt werden. Die seinerzeit beim Prozess involvierten Anwälte und späteren Politiker Hans-Christian Ströbele und Otto Schily treten im Film nicht in Erscheinung. (Quelle: wikipedia)
Da hätten Eichinger und Edel machen können, was sie wollten, sie hätte es ganz sicher nicht allen recht machen können.
So wurde in der Kritik öfters moniert, dass zuviel Gewalt- und Actionszenen verwendet wurden: Das Geschrei hätte ich hören wollen, hätte man nicht jene brutale Seite des Terrors gezeigt hätte … von Verharmlosung wäre die Rede gewesen. Allein die Entführung von Schleyer war ein barbarisches Gemetzel … das ist belegt.
Die Sicht der Angehörigen der Opfer ist nachzuvolziehen:
„Michael Buback, der Sohn des 1977 von der RAF ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, moniert, dass Uli Edel und Bernd Eichinger in „Der Baader Meinhof Komplex“ zu wenig auf die Opfer eingingen, und es sich sich um einen reinen „Täterfilm“ handele.“
Also, mich hat dieser Film ziemlich aufgewühlt, weil … nun ja … in jenen Jahren befand ich mich in den Jahren der Politisierung, und die zynische, menschenverachtende und völlig unrealitische Einstellung von Baader & Co. hat mich schon damals geschmerzt, denn … dass Akteure wie Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof ja eigentlich sehr idealistisch und menschlich geprägt waren, ist bekannt. Sie haben diese Haltung eingetauscht: Von der Schreibmaschiene zur Waffe ….
Besetzung:
In der Reihenfolge ihres Auftretens:
Martina Gedeck: Ulrike Meinhof
Hans-Werner Meyer: Klaus Rainer Röhl
Jasmin Tabatabai: Hanne
Volker Bruch: Stefan Aust
Jan Josef Liefers: Peter Homann
Christian Näthe: Jochen
Martin Glade: Benno Ohnesorg
Leonie Brandis: Friederike Dollinger
Johanna Wokalek: Gudrun Ensslin
Michael Gwisdek: Helmut Ensslin
Thomas Winter: Bernward Vesper
Moritz Bleibtreu: Andreas Baader
Johannes Suhm: Thorwald „Thorsten“ Proll
Tom Schilling: Josef Bachmann
Sebastian Blomberg: Rudi Dutschke
Simon Licht: Horst Mahler
Vinzenz Kiefer: Peter-Jürgen Boock
Katharina Wackernagel: Astrid Proll
Bruno Ganz: Horst Herold
Heino Ferch: Herolds Assistent
Susanne Bormann: Petra „Peggy“ Schoenau
Peter Schneider: Gerhard Müller
Anna Thalbach: Ingrid Schubert
Alexandra Maria Lara: Petra Schelm
Nina Eichinger: Telefonistin Springer Verlag
Smail Mekki: Abu Hassan
Daniel Lommatzsch: Christian Klar
Andreas Tobias: Manfred Grashof
Annika Kuhl: Irmgard Möller
Stipe Erceg: Holger Meins
Niels Bruno Schmidt: Jan-Carl Raspe
Sunnyi Melles: Frau Buddenberg
Nadja Uhl: Brigitte Mohnhaupt
Hannah Herzsprung: Susanne Albrecht
Michael Schenk: Siegfried Haag
Britta Hammelstein: Hanna Krabbe
Sandra Borgmann: Sieglinde Hofmann
Christian Blümel: Siegfried Hausner
Hans Peter Hallwachs: Günter von Drenkmann
Thomas Thieme: Richter Dr. Prinzing
Alexander Held: Siegfried Buback
Hubert Mulzer: Jürgen Ponto
Kirsten Block: Ignes Ponto
Hannes Wegener: Willy Peter Stoll
Bernd Stegemann: Hanns Martin Schleyer
Andreas Borcherding: Pastor
Alexander Grünberg: Polizeibeamter
Albert Mollenkopf: Anwalt
Regie: Uli Edel
Drehbuch: Bernd Eichinger
Produktion: Bernd Eichinger
Musik: Peter Hinderthür,Florian Tessloff
Kamera: Rainer Klausmann
Schnitt: Alexander Berner