Seit über 40 Jahren ist Reinhard Mey fester Bestandteil der deutschen Musikszene. Nicht nur dank seines Hits ‚Über den Wolken‘ ist sein Name im ganzen Land bekannt.
Schon früh begeisterte sich Reinhard für die Musik. Geboren 1942 in Berlin-Wilmersdorf, nahm er im Alter von 12 Jahren zum ersten Mal Klavierunterricht. Ein Jahr später brachte er sich selbst das Trompetespielen bei. Mit 14 bekam er seine erste Gitarre, mit 15 trat er seiner ersten Band bei – den Rotten Radish Skiffle Guys. Nach seinem Abschluss am Französischen Gymnasium machte Reinhard zunächst eine Lehre zum Industriekaufmann. Trotzdem widmete er sich weiterhin der Musik und schrieb eigene Songs. Sein erster Chanson ‚Ich wollte wie Orpheus singen‘ erschien 1964, sein gleichnamiges erstes Album drei Jahre später. Nachdem er begann, auch Songs auf Französisch zu schreiben, und am Chansonfestival im niederländsichen Knokke teilnahm, bekam Reinhard Mey in Frankreich einen Plattenvertrag und veröffentliche dort erste Alben. Bis er mit seinen Songs ein Massenpublikum erreichte, dauerte es aber noch Jahre.
Zunächst tingelte der Liedermacher durch Kneipen und Turnhallen und machte gelegentlich mit kleinen Radio- und Fernsehauftritten auf sich aufmerksam, bevor er 1971 mit seinem Live-Album ‚Reinhard Mey live‘ und der Single ‚Der Mörder ist immer der Gärtner‘ so richtig durchstartete. Im selben Jahr ging er auf große Tour durch Deutschland und seine ersten drei Alben wurden mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.
Plötzlich lief es richtig rund für Reinhard Mey. 1972 tourte er durch insgesamt 142 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und veröffentlichte im selben Jahr sein erfolgreichstes Album ‚Mein achtel Lorbeerblatt‘. Zwei Jahre später brachte er seinen Song ‚Über den Wolken‘ heraus, der noch heute ein Klassiker ist. Reinhard Mey thematisierte in dem Lied seine Leidenschaft fürs Fliegen, das zu seinem großen Hobby geworden war. 1973 erwarb er die Privatpilotenlizenz, drei Jahre später auch die Instrumentenflugberechtigung. ‚Über den Wolken‘ zählt immer noch zu den beliebtesten deutschen Songs und wurde zum Beispiel 2005 in der ZDF-Show ‚Unsere Besten – Jahrhunderthits‘ auf den 4. Platz gewählt.
Auch heute ist der „Poet des Alltags“ immer noch erfolgreich als Musiker unterwegs. Trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters geht er regelmäßig auf Tour und gibt Konzerte – 2014 tingelte er 60 Tage lang durch Deutschland. Insgesamt hat der Liedermacher über 1360 Konzerte gegeben und 26 Studioalben veröffentlicht. Auch seine Platte ‚dann mach’s gut‘ aus dem Jahr 2013 platzierte sich an der Spitze
Das bisher letzte Album „Mr. Lee“ wird 2016 veröffentlicht und kann an den Erfolg seiner Vorgänger anknüpfen. Nur bei den Konzerten wird es langsam schwer für ihn – Stichwort „Gedächtnis“. Denn so langsam gehen dem Liedermacher die Zeilen flöten und kürzlich geschriebene Songs geraten schnell in Vergessenheit. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ sagt er: „Und nach einem Monat weiß ich nicht mehr, dass ich es geschrieben habe“, und meint damit den einen oder anderen neuen Song.
Dass er sein Handwerk immer noch wie kaum ein anderer beherrscht, bewies er zuletzt 2013 mit seinem Album „Dann mach’s gut“, das es bis auf Platz 1 in den Charts schaffte. (gala.de)
Hier ist also dieses erfolgreiche Album:
Ganz sicher wurde dieses Album geprägt von einem einschneidenden Erlebnis in seiner Familie:
Sein Sohn Maximilian lag damals bereits seit 4 Jahren im Wachkoma: Er hatte eine Lungenentzündung verschleppt und war im März 2009 „plötzlich umgefallen“. Nachdem ein Notarzt den Herz- und Atemstillstand feststellte und Max intubiert wurde, fiel der junge Mann ins Koma. (Er starb dann im Mai 2014 im Alter von 32 Jahren).
Zunächst ist da diese eine Frage. Etwas unverschämt, geradezu unfair. Und doch unausweichlich: Wo nur nimmt dieser Mann seinen unfassbaren Ehrgeiz her, diese Motivation? Und wo nur holt er noch immer diese so fein gesponnenen Melodien her? Von den vielen frischen Themen ganz zu schweigen, die sich erneut geradezu tummeln, dort auf seiner neuen Platte.
Er wird diese Fragen noch oft hören in den kommenden Monaten. Die Songs fordern es schließlich geradezu heraus. „Es hat mich geschrieben“, antwortet Reinhard Mey, lachend und ohne zu zögern. „Einfach so. Und ganz leidenschaftlich!“
Nun aber sitzen wir in seinem Aufnahme-Studio, und ausgerechnet hier, ganz bei sich und seinen neuen Songs, wird dieser routinierte Liedermacher mit einem Male von einem enthusiastischen Aufbegehren gepackt, einer fast schon euphorischen Inbrunst. Und er hat allen Grund dazu in freudiger Erwartung mit den Füßen zu trappeln, erscheint mit Dann mach’s gut doch sein inzwischen 26. Studioalbum. Viel wichtiger jedoch: Das erste seit drei Jahren. Die Freude darüber, endlich wieder veröffentlichen, auftreten, ja einfach nur loslegen zu können, sie erfüllt den ganzen Raum. Siebzig Jahre alt ist Mey im vergangenen Dezember geworden. Doch noch immer schreibt es ihn nicht nur, wie er sagt, sondern zieht ihn auch. Und dieses Aufnahmestudio, das wird schnell klar, das ist längst zu eng für ihn geworden. So gerne er hier auch herumtüftelt an seinen Liedern, über Wochen, Monate, manchmal gar Jahre hinweg – jetzt ist es Zeit, die neuen Stücke endlich seinem Publikum zu präsentieren. Mey muss endlich raus hier. Mey muss wieder fliegen.
Dann mach’s gut – das sind 15 neue Lieder plus zwei Bonustracksvon Reinhard Mey frisch eingespielte Songs von Hannes Wader und Fabrizio de Andrè. Beides Stücke, die ihm seit Jahren ganz besonders am Herzen liegen. Siebzehn Songs also – ein eindrücklicher Beweis der ungebrochenen Spiellust und Schaffenskraft Reinhard Meys. (Pressetext)
Der Titel „Dann mach’s gut“ soll aber kein Abschied von der Bühne sein. Warum auch? Anfangs belächelt, ist Reinhard Mey mittlerweile längst zum Volksgut geworden. Seine Tournee durch 60 Städte, die alle drei Jahre stattfindet, ist ausverkauft.
Essen. Früher war auch nicht alles gut. Betrachten wir nur mal die Lage des Liedermachers in den ach so tollen Sechzigern und Siebzigern am Beispiel von Reinhard Mey. Der hatte es damals wirklich schwer mit seinen gefühlvollen Balladen.
Selbst Bob Dylan machte inzwischen mit der Elektrogitarre mächtig Krach. Die deutschen Kollegen prangerten derweil mit beinharten Protestsongs das Elend der Welt an, und die Franzosen, ach Gott, die waren ja so was von uncool, die Franzosen, tauglich nur als Ohrenschmaus für frankophile Käselutscher.
„Heino des Dritten Programms“
Reinhard Mey dagegen war schon immer Reinhard Mey. Während auf der Kleinkunstbühne der Republik das Elend der Kaffeepflücker von Nicaragua vertont wurde, beschwor er die Freiheit über den Wolken, wo sie abstrakt und wohl grenzenlos war. Der Kabarettist Dieter Hildebrandt verspottete ihn deshalb als „Heino des Dritten Programms“.
Das hat ihn verletzt, den Reinhard Mey, und vielleicht dazu bewogen, trotzig auf die Grenze zwischen Schlager und Chanson hinzuweisen. Kommerzieller Erfolg, so erklärte er einst in einem Interview, mache einen in Deutschland erstmal verdächtig, schnell sei man da als Schlager-Fuzzi abgestempelt.
Die Auftritte in der ZDF-Hitparade waren bei dieser Definition vielleicht nicht ganz hilfreich, aber wo sollte er sonst hingehen, der Liedermacher in den ach so tollen Sechzigern, den Siebzigern.
Ein knappes halbes Jahrhundert später ist vieles besser. Reinhard Mey und seine Lieder sind längst zum Volksgut geworden. Jeder kann wenigstens ein paar Takte von „Über den Wolken“ summen. Oder schmunzelt über die „Annabelle“, so „herrlich intellektuell“, und in Holland klingt ein Radioprogramm immer noch mit dem Abschiedsgruß „Gute Nacht, Freunde“ aus.
Regelmäßig wird ein neues Studioalbum veröffentlicht, 26 sind es inzwischen, dazu sieben in Frankreich, wohin er sich zeitweise flüchtete und als „Frederik Mey“ ebenfalls höchst erfolgreich wurde. Zu den mehr als 500 Songs kommen jetzt noch mal 17 dazu, im Album „Dann mach’s gut“, das am 3. Mai erscheint, verdächtig nach Abschied klingt und es doch nicht sein soll. Warum auch, wenn die Tournee durch 60 Städte, die alle drei Jahre stattfindet, weiterhin ausverkauft ist und man noch so viele Lieder im Kopf hat.
Sein Herz legte Reinhard Mey in der Öffentlichkeit eigentlich ungern frei, aber alle Fragen beantwortet er dennoch mit verbindlicher Freundlichkeit. Die Arte-Reporterin, die ihn für die Sonntagssendung „Square“ (28. April, 11.45 Uhr) im Museum trifft, wird denn auch artig mit allem bedient, was sie für eine passable Sendung benötigt, mehr nicht.
Einmal hat Reinhard Mey viel mehr von sich preisgegeben, bei Beckmann, eine familiäre Tragödie, die wahrscheinlich sowieso an die Öffentlichkeit gekommen wäre. Sohn Max fiel 2009 mit einer verschleppten Lungenentzündung in ein Wachkoma und wird künstlich beatmet.
Vielleicht auch deshalb spricht Reinhard Mey heute auch öffentlich voll Zärtlichkeit über die beiden anderen Kinder. Tochter Victoria-Luise macht sich gerade als Geschäftsfrau selbstständig, und Sohn Frederik fliegt nach einer Zimmermannslehre Fracht um die Welt, als Pilot über den Wolken.
Er nahm seinen Vater, der am 21. Dezember seinen 70. Geburtstag feierte, schon mal mit auf solch eine Reise, und der hat daraus natürlich ein Lied gemacht. Ein schönes Lied ist das, veröffentlicht auf dem neuen Album.
Es beschreibt die Liebe, und wie man voll zärtlicher Wehmut beobachtet, wie der Enkel dem Sohn nach der Heimkehr um den Hals fällt, ganz so, wie man es doch selbst erlebte, ist das wirklich schon so lang her, wie also alles von vorn anfängt und wie alles immer weitergeht. Und wie alles im Leben zusammenhängt, auch die Freiheit über den Wolken und die Lage der Kaffeepflücker in Nicaragua. (
Ulrich Schilling-Strack)
Bemerkenswert auch bei diesem Album die feine Arbeit seiner Begleitmusiker mit all den so unterschiedlichen Instrumenten … von wegen reines Gitarrengeklimper !
Und auch das Begleitheft ist – keine Überraschung – wieder mal sehr geschmackvoll zusammengestellt worden.
Und: leider weiterhin notwendig, die Hannes Wader Adaption von „No Mans Land“ (Eric Bogle) „Es ist an der Zeit“. hier in der Interpretation von Reinhard Mey.
Besetzung:
Reinhard Mey (vocals, guitar)
+
N’bongo Amadolouele (percussion bei 10. bass bei 11. + 16.)
Kerstin Blodig (bodhrán bei 07.)
Chris Burgmann (guitar bei 05., 07, lute bi 07.)
Martin Huch (slide guitar bei 06. 10., 12. pedal steel-guitar bei 10., guitar bei 12.)
Jens Kommnick (guitar bei 02., 03., 09., 13., 14., 15., flute, pipe, bouzouki, mandolin bei 07.)
Alfred Krauss (accordion bei 17.)
Manfred Leuchter (piano bei 02.,14. + 16., keyboards bei 03., 04., 07., 08., 09., 13., 15. + 17., percussion bei 04.,14., guitar bei 05., 13., 14., jew’s harp bei 07., ocarina bei 14.)
Ian Melrose (guitar bei 01., 04., 05., 08., 09.,15., low whistle, Woodwind bei 07.
Afra Mussawisade (percussion bei 07.)Xander Nichting (violin bei 01. + 17.)
Jeanmarie Peschiutta (guitar, banjo bei 02., 12., guitar bei 04., 06.,10.)
Antoine Pütz (bass)
George Syrmbos (guitar bei 17.)
Steffen Thormählen (drums bei 12.)
+
AMN String Ensemble (bei 01. + 17.)
+
background vocals bei 11.:
Hannah Leuchter – Lena Claßen – Viola Leuchter
Titel:
01. Wenn du bei mir bist (Mey) 5.43
02. Wenn schon Musik (Mey) 4.42
03. Fahr‘ dein Schiffchen durch ein Meer von Kerzen (Mey) 3.38
04. Vaters Mantel (Mey) 4.53
05. Vater und Sohn (Mey) 3.22
06. Wolle (Mey) 4.25
07. Spielmann (Mey) 4.29
08. Lieber kleiner Silvestertag (Mey) 5.22
09. Alter Freund
10. Das Taschentuch (Mey) 4.24
11. Tiergarten (Mey) 2.56
12. Gute Kühe kommen in den Himmel (Mey) 4.25
13. Spangen und Schleifen und Bänder (Mey) 3.29
14. Dann mach’s gut (Mey) 5.59
15. Lass nun ruhig los das Ruder (Mey) 3.22
16. Es ist an der Zeit (Bogle/Wader) 4.59
17. Sally (de André/Bubola) 4.48
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