Verschiedene Interpreten – Schallplatte der deutschen Sporthilfe (1972)

FrontCover1.JPGUnd wieder mal so eine Benefiz-Platte, diesmal zu Gunsten der „Deutschen Sporthilfe“.

Die Stiftung wurde auf Willi Daumes Initiative am 26. Mai 1967 in Berlin gegründet. Erster Vorsitzender war Josef Neckermann (bis 1988), ihm folgten Willi Daume und Erich Schumann.

Die Sporthilfe steht für Leistung, aber gegen Leistungsmanipulation, sie steht für Fairplay, und sie sieht ihre Aufgabe darin, für die Integrität des Sports zu kämpfen und seine Bedeutung für ein friedliches und soziales Zusammenleben in unserer Gesellschaft hervorzuheben. Sie sieht die Förderung sportlicher Eliten und Vorbilder als einen wichtigen Schritt, die Botschaft des Sports in die Gesellschaft zu transportieren.

Die Stiftung fördert materiell, ideell und sozial Sportler, die sich auf sportliche Spitzenleistungen vorbereiten, solche erbringen oder erbracht haben und die durch ihr Auftreten und ihre Leistungsbereitschaft national und international als Leitbilder für die Bundesrepublik Deutschland und ihre Gesellschaft stehen sowie als Motivatoren für die Breitensport-Bewegung. (Quelle: wikipedia)

Na ja, ich lass das mal so stehen … mir war damal der Josef Neckermann ziemllich unsympathisch … Und seine skrupellosen Geschäftgebaren im III. Reich sind ja mittlerweile bestestens dokumentiert.

Aber zurück zu dieser LP … sie diente natürlich einem guten Zweck:

Hüllentext
Ich mag da ja ein wenig komisch gepolt zu sein, aber dieser nationaler Ehrgeiz, mit den Besten der Welt mithalten zu können, ist mir zutiefst suspekt, produzierte dieser Ehrgeiz doch auch all jene skrupellose Dopingpraktiken, die ja nicht nur ein hämischer Schlag in das Gesicht des „olympischen Gedankens“ warund ist, sondern auch mit erheblichen gesundheitlicen Beeinrächtigungen der Sportler einher ging.

Und auch diese LP kann einem durchaus suspekt sein … aber ein paar Anmerkungen habe ich dann doch noch:

Der Udo Jürgens Song „Der Champion“ hat seine ganz eigene Geschichte:

Das Lied „Der Champion“ ist dem 1970 tödlich verunglückten österreichischen Formel-1-Rennfahrer Jochen Rindt gewidmet, der als Einziger posthum zum Weltmeister erklärt wurde. (Quelle: udofan.com

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Udo Jürgens + Jochen Rindt, 1970

Na ja … Sänger wie Bruce Low (dessen Gosepl-Ballade „Noah“ ein erster Tiefpunkt dieser LP ist), Rex Gildo (mit bemüht ambitioniertem Text zum Thema Völkerverständigung) und erst recht Ricky Shane sind mir bis heute nicht geheuer(nur der Respekt verbietet esmir, sie als musikalische Abführmittel zu bezeichnen.

aber dann natürlich er Reinhard Mey mit seiner unglaublich spöttischen Diplomatenjagd (wie liebe ich den Herrn von Kieselknirsch) … das versöhnt wieder. Kann man auch heute noch gut anhören.

Den Sänger „Peret“ kannte ich noch gar nicht (aber er sorgt für einen gewissen internationalen Flair mit seinen südamerikanischen Rhythmen) und Serverine hat zumindest einen gewissen Drolligkeitsfaktor.

„Die schönen Damen“ von Adamo könnte die augenzwinkernde Titelmelodie zum „Monaco Franze“ sein (falls dennoch jemand kennt)

Der Michael Holm machte ne ganz gute Figur (sein „Nachts scheint die Sonne“ ist ein mehr als galantes Kompliment an die Dame des Herzes) und die Uschi Glas fand ich spannend … nicht weil sie mich stimmlich besondersüberzeugen kann …aber der Song hat´s in sich, denn: Komponist Giorgio Moroder hat sich ziemlich dreist der Melodie von „Games People Play“bedient … sowas nenn´ich ein ziemlich freches Plagiat …

Und zum Abschluß dann ein weiterer Tiefpunkt:TonyMarshall … mehr sag´ich nicht.

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Titel:
01. Udo Jürgens: Der Champion (Jürgens/Brandin) 2.51
02. Katja Ebstein: Seit du nicht mehr bei mir bist (Bruhn/Kunze) 3.43
03. Bruce Low: Noah (Bjelke/Schmertz) 2.31
04. Rex Gildo: Nimm meine Hand (Zimmermann/Caspelherr) 3.10
05. Ricky Shayne und die Cornehlsen Singers: Mamy Blue (Weigel/Giraud/Trim) 5.02
06. Reinhard Mey: Diplomatenjagd (Mey) 3.03
07. Peret: Borriquito… (Peret) 3.34
08. Severine: Ja der Eiffelturm (Jay/White) 2.28
09. Adamo: Die schönen Damen (Adamo/Brandin) 3.05
10. Michael Holm: Nachts scheint die Sonne (Moroder/Holm)
11. Uschi Glas: Denn ich liebe die Welt (Moroder/Kunze) 3.53
12. Tony Marshall: Junge, die Welt ist schön (White) 3.06

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*
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Auf Schloß Hohenhecke zu Niederlahr
Es hat soeben getagt ,–
Lädt Freiherr Bodo, wie jedes Jahr,
Zur Diplomatenjagd;
Durch Felder und Auen
Auf haarige Sauen,
In Wiesen und Büschen
Den Hirsch zu erwischen,
Den hat Freiherr Bodo für teures Geld
Am Vorabend selber hier aufgestellt.

Schon bricht es herein in Wald und Flur,
Das diplomatische Corps,
Die Ritter vom Orden der Konjunktur,
Zwei Generäle zuvor.
Bei Hörnerquinten,
Mit Prügeln und Flinten.
Es folgt mit Furore
Ein Monsignore.
Selbst den klapprigen Ahnherrn von Kieselknirsch,
Trägt man auf der Bahre mit auf die Pirsch!

Es knallen die Büchsen, ein Pulverblitz, –
Es wird soeben gesagt,
Daß Generalleutnant von Zitzewitz
Den Verlust seines Dackels beklagt.
Der Attaché Mehring
Erlegt einen Hering,
Den tiefgefroren,
Die Kugeln durchbohren,
Noch in Frischhaltepackung, – das ist unerhört! –
Ein Keiler ergibt sich, vom Lärm ganz verstört.

„Bewegt sich dort etwas am Waldesrand?“
(Der Ahnherr sieht nicht mehr recht.)
„Das kriegt kurzerhand eins übergebrannt!“
(Denn schießen kann er nicht schlecht.
Ja, ganz ohne Zweifel:
Er schießt wie der Teufel!)
Man trägt ihn ganz leise,
Bis dicht an die Schneise.

Man reicht ihm die Büchse, es prasselt das Schrot:
So findet der Außenminister den Tod.

Daß der Ahnherr daraufhin noch „Waidmannsheil“ schreit,
Hat alle peinlichst berührt.
Ihm wird ein Protestschreiben überreicht
(besonders scharf formuliert),
Doch muß man dem Alten
Zugute halten: Das war, bei Hubertus,
Ein prächtiger Blattschuß,
Und daß er das Wort Diplomatenjagd,
Nur etwas zu wörtlich genommen hat!

Die Nacht bricht herein, und Schloß Hohenhecke
Bietet ein friedliches Bild:
Der Monsignore segnet die Strecke
Von leblosem, greisen Wild,
Schon fast vergessen,
Will doch keiner essen:
Die Veteranen,
Die zähen Fasanen,
Die Ente mit Rheuma,
Den Keiler mit Asthma.
Die Jagd wird begossen,
Und dann wird beschlossen:
Der Krempel wird, – weil man hier großzügig denkt, –
Dem nächsten Armenhaus geschenkt!
So wird auch den Ärmsten der Segen zuteil!
Es lebe das Weidwerk, dreimal Waidmannsheil!