Verschiedene Interpreten – Schnitzelbeat Vol. 1 (2013)

FrontCover1Also dieses Album kann man mit Fug und Recht als wahres Schmankerl bezeichnen. Oder anders gefragt:

Was kommt Ihnen denn in den Sinn beim Stichwort Österreichische Populärmusik der 50er- und 60er-Jahre? Freddy Quinn? Peter Alexander? Lederhosen? Oder gar das Schlagerschlösschen am Wolfgangsee? Der g´schupfte Ferdl? Oder war da vielleicht doch noch mehr, vielleicht sogar was richtig Wildes? Aber sicher, Sie haben’s bisher bloß noch nicht gehört… In diesem Sinne, herzlich willkommen in der wundersamen Welt des Schnitzelbeat!

Der Wiener Musikjournalist, DJ und Subkulturforscher Al Bird Sputnik hat im Rahmen der Kulturinitiative Trash Rock Archives in jahrelanger und mühevoller Arbeit unglaubliche Vinyl-Schätze ans Licht geholt: Fundstücke, die belegen, dass es in Österreich ebenso einen vitalen Rock-N-Roll-Underground wie auch spektakuläre Vorboten des Austropop gegeben hat, ehe dieser seinen langen Schatten über die kleinen Sünden der Vergangenheit ausbreiten konnte.

Der erste Teil dieser CD- und LP-Serie startet in den späten 1950er Jahren, als der Wiener Teenager Werner Gavac im Sinnentaumel sein “I love you, Baby” in einen “Voice-O-Graph”-Aufnahmeautomaten rotzt und damit eine erste, verrauschte Tonspur echter österreichischer Rock-N-Roll-Gegenkultur hinterlässt. Und damit geht sie los, die Tour de Force durch die juvenilen Erregungs- und Erschöpfungszustände im grauen Wien der Nachkriegsjahre.

Da singt uns etwa der spätere Erotikdarsteller und Grünen-Politiker Frank Roberts von Suff, Schlägereien und Prostituierten in Cuba (“Maloja“) – ein subversiver Angriff auf sämtliche Unerträglichkeiten des deutschsprachigen Fernwehschlagers. Die 4 Bambis – jawohl, das sind die mit der Weltballade “Melancholie” – setzen mit “Inka City” noch einen weiteren Exotica-Knaller drauf. Wir dürfen hier die seltene, bisher unveröffentlichte Demo-Version aus dem Jahr 1960 präsentieren, von der damals genau ein (in Zahlen: 1) Exemplar gefertigt wurde.

DieBambis

Die Bambis (backstage mit Ted Herold und Will Brandes)

In dieser Fasson bewegen wir uns durch eine Parade obskurer Musikstile, die man so in der österreichischen Musikgeschichte nicht vermutet hätte: Harte Beat-Balladen mit schroff hingeschluderter R-N-B-Begleitung (The Hubbubs, “Nachts in Chicago“) treffen auf Surfbeat, der den Tornadoes zur Ehre gereicht hätte (The Austrian Evergreens, “Olymp“). Ein Doo-Wop-Welthit, den leider niemand je gehört hat (Franco Runa, “Komm little Girl“) paart sich mit knüppelhartem Garagenrock, der auf Augenhöhe steht mit den besten britischen und amerikanischen Bands der frühen 1960er Jahre (Hannes Patek & The Vienna Beatles, “Jeanny, Jeanny, Jeanny“; Jerry & The Cannons, “Rosalie“).

Und es hat schon einen Sänger vom Format eines Ferry Graf gebraucht, um der Welt klarzumachen, dass das “Hotel zur Einsamkeit” am Ende einer Wiener Vorstadtstraße steht und nicht in Memphis, Tennessee. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass Österreich in den frühen Sixties auch einen formidablen Cowboy-/Hillbilly-Entertainer namens Rockie Jackson am Start hatte, der “Baby let´s play house” auch nicht schlechter bringt als der King of Rock-N-Roll, der ihm sogar einmal persönlich die Hand geschüttelt hat.

Falls Ihnen nun der Lokalkolorit fehlt, auch da können wir Sie beruhigen und Ihnen Dolf Kauer´s “Blue-Jean-Jack aus Meidling” ans Herz legen: gegen den ersten echten Rock-N-Roll-Song auf Wienerisch wirkt Der Halbwilde wie ein brav frisierter kleiner Bub beim Kinderfreunde-Wandertag.

Sie merken also, hier werden sich Genre-Plattensammler (Rock-N-Roll, Beat, Garage Punk), Freunde der etwas abseitig geneigten Klänge (Incredibly Strange Music) sowie auch all jene, die immer schon der Meinung waren, dass man dem Österreicher an sich stets viel zu wenig zutraut (Austropop) ausgiebig bedient: Al Bird Sputnik hat für Sie nur die schönsten und ausgefallensten musikalischen Alpenblumen zusammengetragen. (Quelle:)

Booklet02AAlso, eine derartige Sammlung, eine derartige Fundgrupe von obskuren Raritäten hält man selten in der Hand. Und so etliche Songs sind derart durchgeknallt, dass es eine wahre Freunde ist … da kann man nur dringend empfehlen: Reinhören und ungläubig staunen.

Ach ja, Mr. Jancy hat mir diese Leihgabe zur Verfügung gestellt und wieder mal kann man feststellen: Ein Volltreffer !

Dazu gepackt habe ich mal wieder 2 pdf Dateien, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen.

Singelhüllen

Original Single-Hüllen

Titel:
01. Werner Gavac: I love you, Baby! (1958) 1.48
02. Frank Roberts: Maloja (1957) 3.17
03. Die 4 Bambis: Inka City 60 (1960) 2.41
04. Uzzi & Bill Grab´s Olympia Band: Geisterstunden Cha-Cha (1960) 2.09
05. The Hubbubs: Nachts in Chicago (1964) 3.07
06. Johnny & The Shamrocks: Biggy’s Little Car (1965) 2.06
07. Franco Runa: Komm, little Girl (1965) 2.20
08. Ferry Graf: Hotel zur Einsamkeit (1958) 2.38
09. The Austrian Evergreens: Tabu (1962) 2.43
10. The Austrian Evergreens: Olymp (1964) 2.08
11. Dold Kader: Blue-Jean-Jack aus Meidlinq (1962) 2.38
12. Errol Ribiere & The Vienna Beatles: Sick And Tired (1965) 2.23
13. The Tramps: Gran Chaco (1964) 2.15
14. Jerry & The Cannons: Rosalie (Shake, Shake) (1965) 2.35
15. Bannes Patek & The Vienna Beatles: Jeannie, Jeannie, Jeannie (1965) 2.04
16. Rockie Jackson: Baby, Let’s Play House (1960) 2.06

CD1

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