Paula Wesseley – Maria Theresia Briefe (und mehr) (1982)

frontcover1Also … bei diesem Hörbuch kann es einem nur gruseln … einerseits wegen der Paula Wesseley, andererseits wegen der von ihr gelesenen Briefe von Maria Theresia.

Aber der Reihe nach:

 Paula Wessely (verheiratete Hörbiger; geb. Wien, am 20. Januar 1907 – gest. Wien, am 11. Mai 2000)
Bühnen- und Filmschauspielerin sowie Filmproduzentin
Paula Wessely, Tochter eines Fleischermeisters und Nichte der Schauspielerin Josephine Wessely (1860–1887), studierte Schauspiel an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1924 debütierte sie als Bühnenschauspielerin am Deutschen Volkstheater in Wien. Sie besuchte das Reinhardt-Seminar in Wien, war 1926 bis 1927 am Landestheater in Prag (Praha), 1927 bis 1929 am Deutschen Volkstheater in Wien und 1929 bis 1952 am Theater in der Josefstadt unter Max Reinhardt (1873–1943). Seit 1930 wirkte sie auch an den Salzburger Festspielen in Salzburg (Salzburg) mit und spielte 1932 am Deutschen Theater in Berlin, wo ihr der große Durchbruch.
Seit 1934 spielte sie regelmäßig in Kinofilmen mit.
Paula Wessely heiratete 1935 den Schauspieler Attila Hörbiger (1896–1987), mit dem sie drei Kinder hatte, welche später ebenfalls Schauspielerinnen wurden: Elisabeth Hörbiger (geb. 1936), später als Elisabeth Orth als Schauspielerin und Schriftstellerin tätig, Christiane Hörbiger (geb. 1938) und Maresa Hörbiger (geb. 1945). Paula Wessely und ihr Mann verkehrten unter anderem im Kreis der Kunstmäzenin Jenny Mautner (1856–1938) und deren Mann, dem Großindustriellen Isidor Mautner (1852–1930), welcher seit 1925 auch Besitzer der Textilfabrik Marienthal war. Paula Wessely übernahm bei der Flucht der Mautners 1939 die Mautnersche Sammlung mit Grafiken von Josef Nikolaus Kriehuber (1800–1876).
paulawesseley01

Paula Wesseley

Paula Wessely, die 1943 bis 1945 Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters in Berlin war, zu einer der höchstbezahlten Filmschauspielerinnen des Dritten Reiches avancierte, wirkte auch im berüchtigten Propagandafilm »Heimkehr« (1941) mit – wofür sie sich später entschuldigte – und wurde beschuldigt, an den nationalsozialistischen Propagandafilmen kräftig mitverdient zu haben, weshalb sie nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig Berufsverbot erhielt. 1948 konnte sie ihre Karriere als Schauspielerin wieder aufnehmen und gründete 1950 eine eigene Filmgesellschaft in Wien, die »Paula Wessely Filmproduktion Gesellschaft mit beschränkter Haftung«, die bis 1959 Filme produzierte. 1953 bis 1985 spielte Wessely am Burgtheater in Wien, wo sie 1967 zum Ehrenmitglied und 1987 zur Doyenne ernannt wurde. Seit 1960 wirkte Wessely auch an Fernsehproduktionen mit, spielt aber seit 1961 in keinem Kinofilm mehr. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich 1987 aus der Öffentlichkeit zurück. Schwere Depressionen machten 1993 einen vorübergehenden Krankenhausaufenthalt notwendig.

Paula Wessely gilt heute als eine der großen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts, doch ist ihr Ansehen durch ihre Rolle im Dritten Reich getrübt. (Quelle: agso.uni-graz.at)

Und dann liest diese Paula Wesseley auch noch Briefe, die österreichische Kaiserin Maria Theresia (* 13. Mai 1717 in Wien; † 29. November 1780 in Wien), die nicht nur 16 Kinder (11 Töchter, 5 Söhne !!!) zur Welt brachte, sondern auch ganz aktiv Machtpolitik der übelsten Art betrieb.
Auf der ersten Seiten dieser LP kann man dann insgesamt 4 Briefe, die sie an ihre Tochter Marie Antoinette schrieb.
Marie Antoinette wurde im Alter von 14 Jahren (!!!) mit dem französischen König Ludwig XVI. verheiratet:
Marie Antoinette (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris) war als Maria Antonia Josepha Johanna geborene Erzherzogin von Österreich sowie Prinzessin von Ungarn, Böhmen, der Toskana und entstammte dem Haus Habsburg-Lothringen. 1769 wurde sie durch ihre Heirat mit dem französischen Thronfolger zunächst Dauphine, fünf Jahre später durch seine Thronbesteigung als König Ludwig XVI. Königin von Frankreich und Navarra. Während der Französischen Revolution ab 1789 galt sie der aufständischen und notleidenden Bevölkerung aufgrund ihres verschwenderischen Lebensstils als eine der am meisten verachteten Personen der höfischen Gesellschaft. Neun Monate nach ihrem Gemahl wurde sie auf dem Schafott hingerichtet.
marieantoinette

Marie Antoinette

Von ihr soll z.B. der höhnische Satz: „“Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ stammen  (in Wikipedia steht allerdings, dass dieses Zitat ihr fälschlicherweise zugeschrieben wurde).
Und wem es nicht friert, bei diesen Briefen, dem kann ich auch nicht mehr helfen:
brief1

Und so geht es Schlag auf Schlag weiter … Es gibt ja den Begriff der „schwarzen Pädagogik“ (eine Pädagogik die repressiv auf Gewalt und Einschüchterung setzt).

Das ist die Sprache der Unterdrückung und insbesondere der Hinweis der Mutter, auf weltliche Vergnügungen aller Art zu verzichten („Vergnügungssucht“), fiel nicht auf fruchtbaren Boden (siehe oben).

Ihre Sprache ist auch bei den Briefen an ihre Söhne keine anderen. Hier verflucht sie die Unsitten der Aufklärung und es folgen dann noch eindrückliche Warnungen vor dem „Weib“:

„Vermeide alles was Leidenschaft ist, besonders was die Frauen angeht. Mit Bedauern muss ich sagen, sie sind gefährlicher als die ausschweifendsten Männer … Sei niemals allein mit Frauen, weder in den Logen der Theater noch bei Besuchen, noch bei Spaziergängen, ohne dass einer deiner Kavaliere begleitet. Erlaube Dir niemals irgendeine Vertraulichkeit mit dem weiblichen Geschlecht …“

Tja …

Diese Briefe sind ein erschreckendes Dokument einer Geisteshaltung, die einen heute nur frieren lässt … So ing´s mir jedenfalls … Schauderhaft und menschenverachtend !

maria-theresia

Dementsprechend harmlos sind die Aufnahmen auf Seite zwei .. Hier zelebriert, brilliert Wessely als souveräne Schauspielerin- Wir hören Texte von Arthur Schnitzler und dem ollen Goethe.

Entstanden sind diese Aufnahmen 1959 bzw. 1965.

wesselyhorbiger

Paula Wessely (li.) als „Zufriedenheit“ und ihre Tochter Christiane Hörbiger als „Lottchen“ in „Der Bauer als Millionär“ bei den Salzburger Festspielen (1961)

Besetzung:
Paula Wesseley (Sprecherin)
+
Robert Lindner (Sprecher bei 05.)
Will Quadflied (Sprecher bei 06.)
backcover1

Titel:

Briefe Maria Theresias an ihre Kinder:
01. Brief an Marie Antoinette (I) 7.30
02. Brief an Marie Antoinette (II) 4.41
03. Brief an Kaiser Joseph II 4.44
04. Brief an Erzherzog Maximilian 10.04

05. Anatol Weihnachtseinkäufe (Schnitzler) 15.08
06. Stella (Goethe) 7.04

labela1

*
**

Wer an weiterführenden Informationen, die zur Vertiefung
der einzelnen blog-Beiträgen dienen, interessiert ist,  benötigt ein Passwort.
Dazu schreibe man an

post-fuer-sammelsurium@gmx.net