Erich Kästner – Die 13 Monate (1955/1979)

TitelAlso, den Erich Kästner sollte man kennen:

Emil Erich Kästner (* 23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Kabarettdichter. Seine publizistische Karriere begann während der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays in verschiedenen renommierten Periodika jener Zeit.

Nach Beginn der nationalsozialistischen Diktatur war er einer der wenigen intellektuellen und zugleich prominenten Gegner des Nationalsozialismus, die in Deutschland blieben, obwohl seine Werke zur Liste der im Mai 1933 als „undeutsch“ diffamierten verbrannten Bücher zählten und im Herrschaftsbereich des NS-Regimes verboten wurden. Kästner war als einziger der Autoren bei der Verbrennung seiner Bücher anwesend. Trotz diverser Repressionen durfte er unter Pseudonym weiter veröffentlichen; er schrieb beispielsweise Drehbücher für einige komödiantische Unterhaltungsfilme wie etwa Münchhausen (1943). Er hatte auch Einkünfte aus der Veröffentlichung seiner Werke im Ausland.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog Kästner nach München und konnte wieder frei publizieren. Von 1951 bis 1962 war er Präsident des westdeutschen P.E.N.-Zentrums. Als Pazifist nahm er in den 1950er und 1960er Jahren bei mehreren Gelegenheiten gegen die Politik der Regierung Adenauer Stellung, unter anderem im Zusammenhang mit der Remilitarisierung und der Spiegel-Affäre, auch in Form von öffentlichen Auftritten gegen die Atompolitik.

Populär machten ihn vor allem seine Kinderbücher wie Emil und die Detektive (1929), Pünktchen und Anton (1931), Das fliegende Klassenzimmer (1933) und Das doppelte Lottchen (1949) sowie seine mal nachdenklich, mal humoristisch, oft satirisch formulierten gesellschafts- und zeitkritischen Gedichte, Epigramme und Aphorismen. Eine seiner bekanntesten Lyrik-Sammlungen erschien erstmals 1936 im Schweizer Atrium Verlag unter dem Titel Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke. (wikipedia)

Erich Kästner01

Hier einer seiner Gedichtbände:

Die 13 Monate ist ein Gedichtzyklus von Erich Kästner, der 1955 erschien. Er ist Kästners letzter Gedichtband.

Die Sammlung besteht aus dreizehn Gedichten von unterschiedlicher Länge und in unterschiedlichem Versmaß. Die ersten zwölf behandeln je einen Monat in der Reihenfolge des Kalenders. In vielen tritt der besungene Monat selbst in personifizierter Form auf. In jedem Gedicht preist Kästner die Schönheit, aber auch die melancholischen Seiten der jeweiligen Jahreszeit. Häufig wird das Thema des unweigerlichen Vergehens der Zeit aufgegriffen. Das Gedicht Der Januar beginnt mit der Beschreibung des Jahres als neugeborenes Kind. Durch das ganze Werk zieht sich das Motiv des Älterwerdens des Jahres, bis es in Der Dezember schließlich alt ist und sich auf den Abschied vorbereitet.

Die Originalausgabe aus dem Jahr 1955:
Originalausgabe 1955

Das letzte Gedicht Der dreizehnte Monat beschreibt einen fiktiven „Schaltmonat“, der aus dem Besten aus allen anderen Monaten besteht. Am Ende gelangt Kästner zu der Einsicht, dass es einen solchen Monat nicht geben kann, und schließt mit den Worten:

„Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.“

Die 13 Monate gilt als eins der romantischsten und idyllischsten Werke Erich Kästners, das bezeichnend für seine späte Schaffenszeit ist. Kästner selbst erklärte im Vorwort, er schreibe die Gedichte als „ein Großstädter für Großstädter“, der sich auf die Schönheit des Kreislaufs der Jahreszeiten und der Natur besinnen wolle.

Hüllentext

Kästner schrieb die ersten zwölf der Gedichte ursprünglich im Auftrag der Schweizer Illustrierten Zeitung, in der sie zwischen dem 30. Dezember 1952 und dem 7. Dezember 1953 als monatliche Serie erschienen. Das Gedicht zum dreizehnten Monat schrieb Kästner erst 1954. Um dieselbe Zeit verfasste er das Vorwort für die Buchausgabe. Das Buch erschien 1955 im Atrium Verlag mit Illustrationen von Richard Seewald. Zahlreiche weitere Auflagen erschienen im selben Verlag mit Illustrationen von Hans Traxler, Erhard Göttlicher und Walter Trier und im Deutschen Taschenbuch Verlag mit Zeichnungen von Celestino Piatti. (wikipedia)

Nun, das Büchkein (36 Seiten) ist nicht zwingend notwendig, aber amüsant.

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Mein Exemplar aus dem Jahr 1979 enthält diese persönliche Widmung:
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Aus dem Vorwort:
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Mehr von Erich Kästner in diesem Blog:
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Carmen Korn – Zwischen heute und morgen (Hörbuch) (2022)

FrontCover1Also, dieses Hörbuch hat mich schon sehr interessiert … geschrieben wurde dieses Buch von Carmen Korn:

Carmen Korn-Hubschmid (* 28. November 1952 in Düsseldorf) ist eine deutsche Schriftstellerin und Journalistin. Sie schreibt unter ihrem Geburtsnamen Carmen Korn.

Carmen Korn, Tochter des Komponisten und Liedtexters Heinz Korn und seiner Ehefrau Anneliese, verbrachte Kindheit und Jugend als älteres von zwei Kindern (ein jüngerer Bruder) in Köln. Sie arbeitete nach ihrer Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg als Redakteurin für den „Stern“. In den folgenden Jahren war sie regelmäßig für „Brigitte“, „Viva“ und „Die Zeit“ tätig und begann, Bücher zu schreiben.

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Carmen Korn ist mit dem Journalisten und Übersetzer Peter Christian Hubschmid (Sohn von Paul Hubschmid) verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter und lebt mit ihrer Familie in Hamburg-Uhlenhorst. Sie ist nach wie vor als freiberufliche Journalistin tätig, widmet sich aber vor allem der Schriftstellerei. (wikipedia)

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Dieses Hörbuch ist der 2. Teil ihrer „3 Städte und Jahrhundert Trilogie“;

Und darum geht´s:

Ein neues Jahrzehnt bricht an für die Freundesfamilie aus Köln, Hamburg und San Remo. Die 1960er Jahre versprechen Aufbruch, Wohlstand, Lebensfreude. Auch die Kölner Galerie von Gerda und Heinrich floriert. Tochter Ursula in Hamburg erwartet ihr erstes Kind. Sie ist Elisabeth und Kurt, den lebenslangen Freunden ihrer Eltern, dankbar, dass sie ihr und Joachim ein Zuhause geben. Doch das Zusammenleben ist nicht einfach, Elisabeth lässt dem jungen Paar kaum Freiraum. Während die nächste Generation nach ihrem Platz sucht im Heute, hält sich Elisabeth am Vergangenen fest. Auch in San Remo ist das Zusammenleben der Generationen nicht leicht und bringt Veränderungen und Abschiede. (Pressetext)

Das Buch zum Hörbuch:
Buch

Auch dieser Band fand wohl viele Freunde:

In dem neuen Roman von Carmen Korn wird die Geschichte der drei Familien aus der Drei-Städte-Saga fortgesetzt. Grundsätzlich ist es hilfreich, den ersten Teil gelesen zu haben, da die vielen Personen und ihre persönlichen Verbindungen dann schneller zu verstehen sind.

Die Autorin macht es mit ihrem flüssigen Schreibstil aber leicht, in die Geschichte einzusteigen.

Im Roman wird die Zeit der 60er Jahre in Köln, Hamburg und San Remo spannend beschrieben und hat mich bald wieder gefesselt. Teilweise war mir persönlich die Themenvielfalt etwas zu viel und ich fand den Familien-Stammbaum hilfreich. Vor allem die sympathischen Familien Aldenhoven in Köln und Canna in San Remo und ihr „nomales“ Leben und das politische Zeitgeschehen haben mich aber sehr gefesselt.

Daher kann ich den Roman auch jeden Fall auf jeden Fall weiterempfehlen. (Barbara Müller)

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Hm … Die Grundidee dieses Romas ist durchaus ansprechend und eben – siehe oben – interessant.

Aber: „Um mit dem Literaturkritiker Dennis Scheck zu reden, gehören ihre Bücher in den Müll. Die Figuren bleiben leblos, haben keine Konturen oder Tiefenschärfe. Der historischw Hintergrund bleibt sehr skizzenhaft und leuchtet nichts aus. … literarischer Müll“.

So eine sehr gute alte Freundin von mir, als ich mit ihr über dieses Buch sprach … eine gute alte Freundin die noch nie ein Blatt vor den Mund nahm.

Und ich muss ihr wiedermal recht geben … so spannend sich das alles anhört, das Buch ist eher belanglos.

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Besetzung:
Carmen Korn (Sprecherin)

Booklet01+02

Titel:

CD 1:
Kapitel 01 – 092 / 6.15.49

CD 2:
Kapitel 093 – 185 / 6.12.09

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Katharina Steiner (Hrsg.) – Bettlektüre für findige Leute (1970)

TitelSo ein schmales Büchlein war früher mal – also damals –  so eine Art „ideales Mitbringsel“.

Und damals veröffentlichte der Scherz Verlag, Bern/München die Serie „Bettlektüre- das persönliche Geschenk“ …  eine kleine, bescheidene, aber interessante Serie mit Kurzgeschichten aller Art.

In der Ausgabe „Bettlektüre für findige Leute“ sind drei Kriminal-Kurz-Geschichten von Agatha Christie, Dorothy Sayers und Edmund Crispin enthalten, allesamt Autoren/innen, die man zu der klassischen Kriminal-Roman-Literatur zählen muss.

Also Kriminal-Romane, die sich weniger auf die persönlichen Ab- und Umwege der ermittelnden Helden/Heldinnen konzentrieren, sondern sich stattdessen einzig und allein auf die mehr oder weniger überzeugende Lösung eines kniffeligen „Falles“ konzentrieren.

Nicht unbedingt die schlechteste Variante dieses von mir doch sehr geliebten Genres.

Von daher: Für den einen oder anderen Nostalgiker auch heue noch eine amüsante Angelegenheit.

Über die Herausgeberin dieser Edition, Katharina Steiner konnte ich leider so gar nicht so gar nichts in Erfahrung bringen .. sehr schade, denn sie scheint mir eine recht pfiffige Person gewesen zu sein.

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Jan Weiler – Kühn hat zu tun (Hörbuch) (2014)

FrontCover1Ein ungewöhnliches Buch … geschrieben von Jan Weiler:

Jan Weiler (* 28. Oktober 1967 in Düsseldorf) ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Jan Weiler wuchs in Meerbusch auf. Er war während seiner Schulzeit als freier Mitarbeiter für die Westdeutsche Zeitung tätig. Nach dem Abitur und dem Zivildienst zog er in eine WG in Düsseldorf und arbeitete ab 1987 als Werbetexter, bevor er ab 1993 die Deutsche Journalistenschule in München absolvierte. Weiler war ab 1994 erst Redakteur, dann von 2000 bis 2005 gemeinsam mit Dominik Wichmann Chefredakteur des SZ-Magazins. Als solcher schrieb er 2002 für ein Italien-Sonderheft einen Artikel über seinen Schwiegervater, der einst als italienischer Gastarbeiter nach Deutschland gekommen war. Weiler stand dem Artikel erst skeptisch gegenüber, als der Artikel dann aber doch veröffentlicht wurde, war die Resonanz unerwartet positiv. Daraufhin fuhr er 2003 mit seinem Schwiegervater Antonio nach Italien, um sich dort dessen Lebensgeschichte erzählen zu lassen.

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Daraus entstand schließlich das Buch Maria, ihm schmeckt’s nicht! das er nicht autobiografisch, sondern als Fiktion verstanden haben möchte. Das Buch vermischt auf humorvolle Weise fiktionale Elemente mit den Erzählungen des Schwiegervaters „Antonio“ und den Erfahrungen Weilers mit seiner italienischen Familie. 2005 erschien der Nachfolger Antonio im Wunderland.

Seit 2004 ist er als Vorleser seiner Werke in verschiedenen Städtetouren zu sehen und zu hören. Das dabei entstandene Reisetagebuch wurde in seinem Buch In meinem kleinen Land 2006 literarisch verarbeitet. Seit 2007 schreibt Weiler wöchentlich die Kolumne Mein Leben als Mensch, die von 2007 bis 2009 im stern und seit 2009 in der Welt am Sonntag erscheint.

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Seit 2012 liest Weiler seine Kolumne in der Sonntagsbeilage auf Bayern 2. Danach kann der aktuelle Beitrag noch eine Woche auf der Homepage der Sendung nachgehört werden. Seit 2015 wird die Kolumne und das gesamte Archiv frei zugänglich auf seiner Webseite veröffentlicht. Seit März 2019 ist die Kolumne auch als Podcast auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks und der ARD Audiothek verfügbar.

2009 kam die Verfilmung von Maria, ihm schmeckt’s nicht, für die er auch das Drehbuch schrieb, in die deutschen Kinos; gegen Ende des Films hat er einen Cameo-Auftritt als Standesbeamter. 2016 folgte die Verfilmung von Antonio im Wunderland, Antonio, ihm schmeckt’s nicht!, und 2017 Das Pubertier – Der Film. Kühn hat zu tun wurde verfilmt und war Ende Januar 2019 im Fernsehen Das Erste zu sehen. Jan Weiler spielt in der zweiten Staffel der Serie Das Institut – Oase des Scheiterns eine Gastrolle.

Im März 2017 wurde bekannt, dass Weilers Werke künftig im Piper Verlag erscheinen werden.

Der 2022 veröffentlichte Film Eingeschlossene Gesellschaft basiert auf Weilers gleichnamigen Hörspiel.

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2022 kam auch Weilers neuer Roman Der Markisenmann heraus, den er nach eigenen Angaben für seine Tochter geschrieben hat, die sich von ihm schon seit längerem gewünscht hatte, dass er ein Buch nur für sie schreibt. Die Realisierung dieses Wunsches dauerte allerdings wegen vieler anderer Projekte 10 Jahre. Die Tochter nahm regen Anteil an der Entstehung des Buches und hat ihren Vater immer wieder zum Weitermachen animiert. Zum ersten Mal hat Weiler das Hörbuch zum Roman nicht selbst eingelesen, weil die ganze Geschichte aus der Perspektive einer Frau erzählt wird. Deshalb wäre eine männliche Stimme seiner Meinung nach nicht passend gewesen. Trotzdem hält Weiler es für vertretbar, auf seinen Lesereisen auch aus diesem Buch selbst vorzulesen, da er hierbei nur relativ kurze Abschnitte vorträgt.

Jan Weiler ist mit der Journalistin Sandra Limoncini verheiratet und lebte mit seiner Familie in Ebenhausen-Schäftlarn in der Nähe von München sowie in Umbrien. Inzwischen lebt er von seiner Frau getrennt in München. Seine Tochter wohnte bei ihrer Mutter, sein Sohn wohnt bei ihm. (wikipedia)

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Martin Kühn ist 44, verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt auf der Weberhöhe, einer Neubausiedlung nahe München. Früher stand dort mal eine Munitionsfabrik. Aber was es damit auf sich hatte, weiß Kühn nicht so genau.
Es gibt ohnehin viel, was er nicht weiß: Zum Beispiel, warum von seinem Gehalt als Polizist nach allen Abzügen ein verschwindend geringer Betrag zum Leben bleibt. Wieso sich alle Frauen Pferde wünschen. Ob er sich ohne Scham ein Rendezvous mit seiner rothaarigen Nachbarin vorstellen darf. Warum er jeden Mörder zum Sprechen bewegen kann, aber sein eigener Sohn nicht mal zwei Sätze mit ihm wechselt. Welches Geheimnis er vor sich selber verbirgt. Und vor allem, warum sein Kopf immer so voll ist.
Da wird ein alter Mann erstochen aufgefunden. Das Opfer liegt gleich hinter Kühns Garten in der Böschung. Und Kühn hat plötzlich sehr viel zu tun.

Das Buch zum Hörbuch:
Buch

Weiler hat einen starken Kommissar erschaffen, einen, der ein Typ ist und die Stärke hat, einen Krimi zu Literatur werden zu lassen. (Gerhard Matzig; Süddeutsche Zeitung)

Weilers Art zu schreiben ist einzigartig. Voller Biss, Humor, wortgewandt, fesselnd und manchmal abründig. Wer ‚Kühn hat zu tun‘ liest, hat auf einmal selbst viel zu tun: Denn dieses Buch will man nicht mehr aus der Hand legen. (Münchner Merkur)

Ein sehr aktueller Gesellschaftsroman. (Felicitas von Lovenberg; FAZ.NET)

Der Mann kann einfach schreiben. (Brigitte)

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Das Faszinierendste an diesem Gesellschaftsroman im Krimigewand sind die einfühlsamen Minimilieustudien, die überzeugende tragikomische psychologische Dramaturgie sowie die schonungslose historische und gesellschaftskritische Selbstironie – eine Humorfacette, die in Deutschland ein eher seltenes Pflänzchen ist. (leselebenszeichen.wordpress.com)

Weiler […] verwebt in seinem Buch clevere Gesellschaftsbeobachtungen, menschliche Innenansichten und historische Bedenklichkeiten in einem spannenden Whodunit-Plot. Mit einer Leichtigkeit, die wie der Titel zum Lakonischen neigt, gelingt es ihm, sich sprachlich über die bürgerliche Enge zu erheben, in der seine Protagonisten leiden. (Die Welt)

Ein sehr kluges Buch darüber, wo das Böse wohnt: unter deutschen Dächern. (Denis Scheck)

Ein großes Buch über die kleinen Leute. Gut beobachtet, zurückhaltend geschrieben und vielleicht gerade deshalb so stark. (Christine Westermann)

Die Verfilmung des Romans hätte ich gerne gesehen:
Filmbild

Ergänzend will ich noch, dass Jan Weiler nicht nur ein beeindruckender Autor ist, sondern auch noch die Gabe hat, seine eigenen Texte anspruchsvoll in ein Hörbuch umzuwandeln.

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Besetzung:
Jan Weiler (Sprecher)

Regie: Angela Kübrich

Booklet1

Titel:

CD 1:
01. – 07.: Willkommen auf der Weberhöhe 30.46
08. – 13.; Kocholsky 35.52
14. – 15.: Wochende 11.48

CD 2:
01. – 05. Wochenende 32.30
06. – 12. Diplodokus 46.1

CD 3.:
01. – 02. Diplodokus 10.00
03. – 06. Männergespräch 24.39
07. – 14. Lilith 43.33

CD 4:
01. – 04. Lilith 24.38
05. – 13. Gewölle 51.02

CD 5:
01. Gewölle 6.54
02. – 10. Ein Schlag ins Gesicht 49.41
11- 12. Bumm 9.29

CD 6:
01. – 07. Bumm 36.58
08. – 13. Durch die Nacht 32.53

CD 7:
01. Durch die Nacht 6.45
02. – 08. Die Düne 38.21
09. – 10. Perspektiven 14.14

Text: Jan Weiler

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Mehr von Jan Weiler:
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Die offizielle Website:
Website

Literarität (Zeitschrift) – Nummer 1 (März 1994)

TitelJetzt wird es einerseits ziemlich fad, taubtrocken … eine Zeitschrift ohne jegliche Illustrationen …

Und jetzt wird es andererseits ziemlich spannend … eine Zeitschrift, bei er das Hinsehen sich dennoch lohnt:

Wir tauchen ein in die vitale österreichische Literaturszene und da spielt auch die Herausgeberin dieser Zeitschrift, Helene Hofmann (* 1956) eine Rolle.

Sie gilt wohl als ausgesprochene Kennerin insbesondere der Literatur-Szene in Salzburg, anders wäre ihr Buchveröffentlichung „Salzburger Literatur Handbuch“ nicht zu erklären.

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Gemeinsam mit dem Mitherausgeber Otto Alfred Schell gründete sie später dann noch den Verein „Autoren und Leser“ und im großartigem Salzburger Literaturhaus mischt sie auch noch mit.

Hier die erste Ausgabe ihrer Zeitschrift „Literarität“ (März 1994).

Ich darf aus dem Editiorial zitieren:

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Das klingt schon alles sehr vergeistigt, akademisch, wirklich nur für ein kleines Spartenpublikum geeignet. Und gelegentlich habe ich mich gerade bei den Prosatexten (darunter auch einer von Friederike Mayröcker) ein wenig schwer getan, vermutlich auch deshalb, weil ich mich in diesem „Literaturbetrieb“ nicht wirklich heimisch fühle.

Wesentlich handfester wird es dann bei den „historischen“ Beiträgen.

Insbesondere der Beitrag „Österreicher in der BBC während des Krieges“ hat es mir dabei angetan.

Ganz sicher ein lesenswertes Heft, das mir viel Respekt abverlangt, denn solche kleinen und engagierten Projekte sind für mich weiterhin das salz in der Suppe.

Lesefreundlicher wäre allerdings das Het schon gewesen, wenn man nicht nur eine Bleiwüste in den Händen gehalten hätte; aber ich bin halt auch ein sehr visueller Mensch.

Nach meinem Kenntnisstand gab es von „Literarität“ insgesamt 3 Ausgaben … dann war´s vorbei.

Ach ja, eben grinst mich ein altes Micky Maus Heft an … und flüstert .. scan mich doch, scan mich doch …

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Ein herzliches Dankeschön an die Graugans, die mir diese Zeitschrift aus ihrem fulminantem Archiv von Literatur-Zeitschriften zur Verfügung gestellt hat.

Norbert Joa – Klaus Wagenbach – Der unabhängige Verlag für wilde Leser (Radiogespräch) (2010)

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„Hedonismus, Geschichtsbewusstsein, Anarchie“ – so formulierte Klaus Wagenbach die Absichten seines 1964 gegründeten Verlags mit den liebevoll gestalteten Büchern in rotem Einband. Für ihn selbst seien diese drei Begriffe „eigentlich ganz normale Pflichten eines deutschen Intellektuellen“, wenn er diesem Land, sei es auch kritisch, zugetan sei. Dem Berliner Charakterkopf, stets rot besockt, ist es gelungen, im Nachkriegsdeutschland seinen unabhängigen Verlag durch alle Höhen und Tiefen zu führen, dabei sein ausgesuchtes Programm durchzusetzen und schließlich einen sanften Führungswechsel zu vollbringen. Seit 2002 leitet Susanne Schüssler den Verlag. Jetzt ist Wagenbach 91jährig gestorben:

Eine Wiese auf dem Feldberg stand am Anfang. Der Erlös aus ihrem Verkauf floss 1964 in die Gründung eines Verlags: des Wagenbach-Verlags. Nun ist das Berliner Verleger-Urgestein Klaus Wagenbach im Alter von 91 Jahren gestorben.

Der junge Klaus Wagenbach

Einer seiner letzten öffentlichen Auftritte fand schon 2014 statt, im Berliner Maxim-Gorki-Theater. Seitdem war Klaus Wagenbach, das einst so kampfeslustige enfant terrible der deutschen Verlagsszene, verstummt.

„Es erheitert mich, immer wieder gefragt zu werden, mindestens drei Mal im Jahr: ‚Sagen Sie mal: Wie geht’s Ihnen denn, wie überleben Sie denn, Sie werden doch sicher bald verkaufen müssen?‘ Das höre ich seit 40 Jahren. Alles Quatsch!“ So sagte es Wagenbach vor einigen Jahren im Interview mit dem BR.

 

Das Urgestein der deutschen Verlagslandschaft war immer komischer Kommunist und Konservativer in einer Person. Sein Markenzeichen: knallrote Socken. Sein Lieblingsland: Italien. Italienische, aber auch spanische und französische, kurzum: romanische Literatur hat der Rotweinliebhaber jahrzehntelang verlegt.

Der Tagesspiegel, 6.4.1965:
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Begonnen hat er freilich mit deutschen Autoren: Wolf Biermann („Die Drahtharfe“) und Erich Fried, dessen Band „Liebesgedichte“ eines der erfolgreichsten Bücher des Verlags war, bis 2008 Alan Bennetts Bestseller „Die souveräne Leserin“ erschien.

Wagenbach, der den Streit nie scheute, wird man als souveränen Verleger bezeichnen dürfen. Er war in der Buchbranche einer der wenigen Kleinen, die lustvoll polterten gegen die Großen, das Kapital, die Konzernverlage mit ihren „Marketingdirektoren“. Die riesigen Verlagskonglomerate wie Random House/Bertelsmann waren ihm stets ein Gräuel – brachten sie seiner Meinung nach doch nur unnötigen „Event-Schmonzes“ heraus: „Inhaltlich bedeutet das: Dieter Bohlen ja, Nathalia Ginzburg oder Ermanno Cavazzoni nein. Man kann es zusammenfassen in dem wunderbaren Satz von Hans Magnus Enzensberger: ‚Bertelsmann ist ein großer Verlag. Einen Autor des Bertelsmann-Verlages wüsste ich im Moment nicht zu nennen.‘ Hans Magnus zieht dann so ein bisschen das Maul schief und wird ein bisschen zynisch, aber in der Sache hat er vollkommen recht: Die neue, interessante, junge, ungewöhnliche Literatur ist vollständig in die Hände der unabhängigen Verlage gegeben – vollständig.“

Zu Wagenbachs 90. Geburtstag hatte sein langjähriger Wegbegleiter Enzensberger Wagenbach in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit den Worten gewürdigt: „Ein Mann, der nie zu Boden geht. Sein Spürsinn war phänomenal.“

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Ach ja, ein Verleger aus Leidenschaft, mit dem Hausheiligen Franz Kafka im Rücken, über den er promovierte und als dessen „dienstälteste Witwe“ er sich gern bezeichnet. Der Kunsthistoriker Peter Burke zählt ebenso zu Wagenbachs Programm wie Schriften des Film-Regisseurs Pier Paolo Pasolini.

Der nun mit 91 Jahren gestorbene Wagenbach hat die Führung seines Verlags 2002 an seine Frau Susanne Schüssler abgetreten, war nurmehr Gründer und Namensgeber und sagte: „Wir sind zwar ein Berliner Verlag, aber kein Verlag für Berlin. Ein internationaler Verlag.“ Konnte man stolz darauf sein, musste man wirklich nicht klagen. Allein: „Unser Gewerbe, dieses schöne Gewerbe vom Büchermachen, ist ein Jammergewerbe. Was leider von manchen Kollegen dafür genutzt wird, dass sie nun besonders laut jammern, während ein kluger Verleger ja lernt, zu jammern ohne zu leiden.“ Humor war eine seiner großen Begabungen.

Klaus Wagenbach + Günter Grass

Zu den Grundpfeilern des Berliner Wagenbach-Verlags zählen seit je drei Grundideen: Anarchie, Geschichtsbewusstsein und Hedonismus. Ein Label mit hohem Wiedererkennungswert im immer unübersichtlicheren deutschen Buchmarkt. Politisch engagiert, das war Wagenbach immer, verlegte Werke der späteren Terroristin Ulrike Meinhof und zitierte gerne Heinrich Heine: „Solche Bücher läßt du drucken! / Teurer Freund, du bist verloren! / Willst du Geld und Ehre haben, mußt du dich gehörig ducken.“ Einige seiner signalfarbenen Bücher wurden beschlagnahmt in den 1970er-Jahren, der spätere Bundesinnenminister Otto Schily, ein enger Freund, verteidigte damals Klaus Wagenbach als Rechtsanwalt.

Zwölf Mitarbeiter hat der Verlag, davon vier Lektoren. Diese Vierer-Bande hat sich eine eigene Verfassung gegeben: Bücher werden nur dann gemacht, wenn jeder der vier Lektoren zustimmt: „Aber: Da wir ein linker Laden sind, müssen wir natürlich auch über Minoritäten nachdenken. D.h.: Was ist, wenn einer recht hat und die anderen unrecht? Das ist ja in Deutschland auch historisch schon öfters vorgekommen.“ Für diesen Fall hat man die sogenannte „Herzklausel“: „Wenn einer in der Runde sagt, ihr anderen seid alle Idioten, wir müssen dieses Buch machen. Dann frage ich oder eben jetzt schon seit langem meine Frau Susanne Schüssler: Hängt dein Herz dran? Und wenn derjenige dann ja sagt, ist das Buch ohne Diskussion angenommen.“

Susanne Schüssler, Klaus Wagenbach + Tochter Helene (2012)
Kein Wunder, dass so einer wie Klaus Wagenbach ein Vorbild gerade für Jüngere ist. Er erzählte einmal: „Es sitzen da natürlich immer wieder, weil ich so ’n Dinosaurier bin, viele junge Leute mit glänzenden Augen da, haben irgendwie das Glück eines reichen Vaters gehabt oder so und fragen mich: ‚Soll ich Verleger werden?‘ Ich habe allen immer gesagt und sage es auch heute: ‚Macht bitte einen Verlag auf. Nichts ist schöner.‘ Ob’s gut geht oder nicht, das entscheiden wir nicht allein, das entscheiden natürlich auch die Leser. Aber das ist ein wunderbares Gewerbe und daran wird es nicht fehlen in Zukunft, weil Verrückte immer nachwachsen, Gott sei Dank.“ (Knut Cordsen)

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Klaus Wagenbach ist, wie sein Verlag heute mitteilt, am 17.12. in Berlin gestorben, begleitet von seiner Familie und umgeben von seinen Büchern. (Bayerischer Rundfunk)

Zur Erinnerung an diesen großen Verlege ein Radiogespräch mit Norbert Joa (Bayerischer Rundfunk) aus dem Jahr 2020).

Ein zuweilen amüsanter Streifzug durch sein beeindruckendes Leben.

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Besetzung:
Norbert Joa und Klaus Wagenbach

Norbert Joa

Titel:
01. Der unabhängige Verlag für wilde Leser (Radiogespräch) 38.30

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Anna Seghers – Das siebte Kreuz (Hörspiel) (1955 / 1968)

FrontCover1Zurück aus Rhein Hessen … und es war ein sehr intensiver Urlaub, ein Urlaub von dem wir z.B. durch das Wetter verwöhnt wurden, aber auch ein Urlaub, der mich tief eintauchen ließ in die deutsche Geschichte – von der Nibelungen-Sage bis hin, ja bis hin zum KZ Osthofen – und in diesem sehr speziellem KZ (es existierte „nur“ bis 1934) stieß ich auf Anna Seghers:

Anna Seghers (* 19. November 1900 in Mainz; † 1. Juni 1983 in Ost-Berlin; gebürtig Netty Reiling, verheiratet als Netty Radványi) war eine deutsche Schriftstellerin.

Anna Seghers war das einzige Kind des Mainzer Kunst- und Antiquitätenhändlers Isidor Reiling und seiner Frau Hedwig (geb. Fuld). Ihr Großvater mütterlicherseits war der Frankfurter Rechtsanwalt Salomon Fuld. Der Vater war Mitglied und anteiliger Bauträger der 1879 eingeweihten neuorthodoxen Synagoge in der Flachsmarktstraße. Sie besuchte ab 1907 eine Privatschule, dann ab 1910 die Höhere Mädchenschule in Mainz, das heutige Frauenlob-Gymnasium. Im Ersten Weltkrieg leistete sie Kriegshilfsdienste. 1920 absolvierte sie das Abitur. Anschließend studierte sie in Köln und Heidelberg Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie. 1924 promovierte sie an der Universität Heidelberg mit einer Dissertation über Jude und Judentum im Werk Rembrandts.

1925 heiratete sie den aus einer jüdischen Familie stammenden ungarischen Soziologen László Radványi, der sich von da an Johann Lorenz Schmidt nannte. Mit ihm hatte sie zwei Kinder. Das Ehepaar zog nach Berlin, wo es von 1925 bis 1933 im Bezirk Wilmersdorf wohnte. 1926 wurde der Sohn Peter geboren, der heute Pierre Radványi heißt. In der Weihnachtsbeilage 1924 der Frankfurter Zeitung hatte die junge Autorin ihre erste Erzählung Die Toten auf der Insel Djal mit Antje Seghers signiert. Die Erzählung Grubetsch erschien 1927 unter dem Künstlernamen Seghers (ohne Vornamen), worauf Kritiker einen Mann als Autor vermuteten. Das Pseudonym entlieh sie dem von ihr geschätzten niederländischen Radierer und Maler Hercules Seghers (der Name wurde auch Segers geschrieben).

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1928 wurde Tochter Ruth geboren. In diesem Jahr erschien auch Seghers’ erstes Buch Aufstand der Fischer von St. Barbara unter dem Pseudonym Anna Seghers. Für ihr Erstlingswerk erhielt sie auf Vorschlag von Hans Henny Jahnn noch im selben Jahr den Kleist-Preis. Ebenfalls 1928 trat sie der KPD bei und im folgenden Jahr war sie Gründungsmitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1930 reiste sie erstmals in die Sowjetunion. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Anna Seghers kurzzeitig von der Gestapo verhaftet; ihre Bücher wurden in Deutschland verboten und verbrannt. Wenig später konnte sie in die Schweiz fliehen, von wo aus sie sich nach Paris begab.

Im Exil arbeitete sie an Zeitschriften deutscher Emigranten mit, unter anderem als Mitglied der Redaktion der Neuen Deutschen Blätter. 1935 war sie eine der Gründerinnen des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller in Paris. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Einmarsch deutscher Truppen in Paris wurde Seghers’ Mann in Südfrankreich im Lager Le Vernet interniert. Anna Seghers gelang mit ihren Kindern die Flucht aus dem besetzten Paris in den von Philippe Pétain regierten Teil Südfrankreichs. Dort bemühte sie sich in Marseille um die Freilassung ihres Mannes sowie um Möglichkeiten zur Ausreise. Erfolg hatten ihre Bemühungen schließlich beim von Gilberto Bosques geleiteten mexikanischen Generalkonsulat, wo Flüchtlingen großzügig Einreisegenehmigungen ausgestellt wurden. Diese Zeit bildete den Hintergrund des Romans Transit (erschienen 1944).

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Gedenktafel am Haus Anna-Seghers-Straße 81, in Berlin-Adlershof

Im März 1941 gelang es Anna Seghers, mit ihrer Familie von Marseille aus über Martinique, New York, Veracruz nach Mexiko-Stadt auszuwandern. Ihr Mann fand dort Anstellung, erst an der Arbeiter-Universität, später auch an der Nationaluniversität. Anna Seghers gründete den antifaschistischen Heinrich-Heine-Klub, dessen Präsidentin sie wurde. Gemeinsam mit Ludwig Renn rief sie die Bewegung Freies Deutschland ins Leben und gab deren gleichnamige Zeitschrift heraus. 1942 erschien ihr Roman Das siebte Kreuz – in einer englischen Ausgabe in den USA und auf Deutsch in Mexiko. Im Juni 1943 erlitt Anna Seghers bei einem Verkehrsunfall schwere Verletzungen, die einen langen Krankenhausaufenthalt notwendig machten. 1944 verfilmte Fred Zinnemann Das siebte Kreuz – der Erfolg von Buch und Film machten Anna Seghers weltberühmt; nach ihrem Tod machte Hans Werner Henze diesen Roman 1996 in einer Nachdichtung von Hans-Ulrich Treichel zur Grundlage seiner 9. Sinfonie.

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Anna Seghers mit Georg Lukacs auf der „Welt Friedenskonferenz“, Paris, 1949

1947 verließ Seghers Mexiko und kehrte nach Berlin zurück, wo sie anfangs als Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in West-Berlin lebte. Auf dem Ersten Deutschen Schriftstellerkongress im Oktober 1947 hielt sie eine viel beachtete Rede über das Exil und den Freiheitsbegriff. In diesem Jahr wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. 1950 zog sie nach Ost-Berlin und wurde zum Mitglied des Weltfriedensrates und zum Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste berufen. Im Jahr 1951 erhielt sie den Nationalpreis der DDR und unternahm eine Reise in die Volksrepublik China. 1952 wurde sie Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR und blieb es bis 1978. 1955 zogen Anna Seghers und ihr Mann in die Volkswohlstraße 81 (seit 1984 Anna-Seghers-Straße) in Berlin-Adlershof, wo sie bis zu ihrem Tod wohnten. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts befindet sich in der Wohnung die Anna-Seghers-Gedenkstätte, ein Museum zu Leben und Werk der Autorin.

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Grab von Anna Seghers auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin

Als 1957 Walter Janka, dem Leiter des Aufbau-Verlages, der ihre Bücher verlegte, wegen angeblicher „konterrevolutionärer Verschwörung“ der Prozess gemacht wurde, nahm Anna Seghers dazu nicht öffentlich Stellung. Beim Ausschluss von Heiner Müller aus dem Schriftstellerverband im Jahre 1961 stimmte sie dagegen. 1975 wurden ihr der Kulturpreis des Weltfriedensrates sowie die Ehrenbürgerschaft von (Ost-)Berlin verliehen. 1978 trat sie als Präsidentin des Schriftstellerverbandes zurück und wurde dessen Ehrenpräsidentin. Im selben Jahr starb ihr Mann. Im Jahre 1979 schwieg Anna Seghers zu den Ausschlüssen von neun kritischen Autoren aus dem Schriftstellerverband. 1981 wurde ihr die Ehrenbürgerwürde ihrer Geburtsstadt Mainz verliehen. Sie starb am 1. Juni 1983 und wurde, nach einem Staatsakt in der Akademie der Künste der DDR, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.

Die frühen Werke Anna Seghers’ können der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden. In der Exilliteratur spielte sie nicht nur als Organisatorin eine wichtige Rolle, sondern schrieb mit Transit und Das siebte Kreuz auch zwei der literarisch bedeutendsten Romane dieser Zeit. Ihre späteren, in der DDR erschienenen Romane sind dem Sozialistischen Realismus verpflichtet. Sie zeigen eine schematische Figurenführung und irritieren durch ihre Parteitreue, die nicht zuletzt auf die zahlreichen offiziellen Funktionen (u. a. als Präsidentin des Schriftstellerverbandes) zurückgeführt werden kann. Im Gegensatz zu den Romanen der fünfziger und sechziger Jahre behalten die späten Erzählungen ihre literarische Gültigkeit. Bis ins hohe Alter bewies Seghers darin eine erzählerische Frische, die nicht zuletzt daher rührte, dass sie immer wieder Stoffe aus der Renaissance, aus Ostasien, der Karibik oder Mexiko aufgriff, die sie sowohl einfühlsam und kenntnisreich wie auch mit großer Erfindungs- und Gestaltungsgabe – jenseits aller Klischees – literarisch großartig zu erzählen verstand. (wikipedia)

Berlin, Anna Seghers, Ehrenbürgerschaft Mainz

Anna Seghers wurde 1983 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz verliehen. Aus diesem Anlaß waren in ihrer Berliner Wohnung (v.l.n.r.) Dr. Storch (FDP), A. Seghers, Oberbürgermeister Jocke Fuchs, Wegell (FDP), Klaus Bölling, Bürgermeister Dr. Keim sowie Dr. Harder, Präsident der Gutenberg-Universität Mainz und andere Persönlichkeiten anwesend.

Und hier eine Hörspielfassung ihres wohl größten Werks: „Das siebte Kreuz “ (ursprünglich ein Hörspiel des DDR-Radio aus dem Jahr 1955, 1968 dann als Doppel-LP auf dem Label Litera erschienen):

Das siebte Kreuz ist ein Roman von Anna Seghers über die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager während der Zeit des Nationalsozialismus.

1938 begann Anna Seghers die Arbeit an ihrem Roman im Exil in Südfrankreich. Da sie keine Recherchen an den Örtlichkeiten des Romans durchführen konnte, griff sie auf eine Region als Schauplatz zurück, die sie als gebürtige Mainzerin kannte. Das von ihr zugrundegelegte Konzentrationslager Osthofen befand sich auf einem damals stillgelegten Fabrikgelände nahe Worms.

Bereits 1939 erschien das erste Kapitel in der Moskauer Zeitschrift „Internationale Literatur“.[1] 1942 wurde der komplette Roman in den USA in englischer Sprache und im mexikanischen Exilverlag „El Libro Libre“ („Das Freie Buch“) in deutscher Sprache veröffentlicht. Ebenfalls 1942 wurde in den USA eine Comic-Fassung verlegt.[2] Durch den Abdruck in zahlreichen Zeitungen Amerikas dürfte die complete pictorial version damals bis zu 20 Millionen Leser erreicht haben. 1944 erschien eine überarbeitete und gekürzte Ausgabe für die auf den europäischen Kriegsschauplatz entsandten US-Soldaten. Später wurde von Anna Seghers das weitere Leben einiger Romanfiguren in Erzählungen fortgeführt („Das Ende“, „Die Saboteure“, „Vierzig Jahre der Margarete Wolf“).

Erstausgabe

Die Erstausgabe (1942)

1937 bricht Georg Heisler mit sechs Mitgefangenen aus dem Konzentrationslager Westhofen bei Worms aus. Der KZ-Kommandant Fahrenberg befiehlt, die Entflohenen innerhalb von sieben Tagen zurückzubringen. Er lässt die Kronen von sieben Bäumen kappen und an den Stämmen in Schulterhöhe je einen Querbalken anbringen, so dass sieben Kreuze entstehen, eines für jeden Flüchtigen. Sechs der Entflohenen werden entweder gefasst oder kommen auf der Flucht um, doch das siebte Kreuz bleibt frei. Georg Heisler gelingt schließlich die Flucht in Richtung der Niederlande.

Jeder der sieben Flüchtigen mit ihren unterschiedlichen Berufen und Biografien steht für eine soziale Schicht. Auch die Vertreter des Nationalsozialismus, allen voran der Lagerkommandant SA-Scharführer Fahrenberg, verkörpern politische Haltungen in Nazi-Deutschland. Zusammen mit den Randfiguren des Romans entsteht ein Querschnitt durch die Gesellschaft dieser Zeit.

Der Roman schildert in sieben Kapiteln die siebentägige Flucht Heislers, die nur gelingen konnte, weil Heisler bei all seinem Mut kein Individualist ist wie die anderen Flüchtigen, sondern als Kommunist Rückhalt bei seinen Genossen im Untergrund findet. Aber auch gutwillige Deutsche, politisch nicht organisiert, helfen ihm auf seiner Flucht.

Comic

US-Comic (1942)

Georg und sechs andere KZ-Insassen fliehen früh morgens bei einem Arbeitseinsatz außerhalb ihres Lagers, nachdem sie einen Wärter niedergeschlagen haben. Mit Hundestaffeln und Scheinwerfern sucht man nach ihnen. Als sie sich außerhalb des Lagers befinden, klettern die Wärter Mannsfeld, Ibst und Meißner über einen Abhang, um die Flüchtlinge einzufangen. Albert Beutler wird gefangen, den anderen gelingt zunächst die Flucht. Der Kommandant Fahrenberg lässt das Gebiet weiträumig absperren, sieben Platanen kappen und an jeden Stamm ein Querbrett nageln. Nach dem Ausbruch der Häftlinge schwört Fahrenberg, dass er die Häftlinge in sieben Tagen wieder beisammenhat.

Georg Heisler kriecht durch die Kanalisation und gelangt auf ein Feld. Er geht ins nächste Dorf, wo er in einem Schuppen etwas zum Anziehen stiehlt. Um heil aus diesem Dorf herauszukommen, nimmt er ein Maschinenteil mit einem Artikelschein daran an sich, um sich damit auszuweisen. In Buchenau angekommen, rastet er. Alle Tore schließen sich, und er versteckt sich hinter einem Holzstapel. Georg gelingt schließlich die Flucht aus dem Dorf, indem er über die Mauer klettert. Er will nach Frankfurt zu seiner Liebsten Leni. Bei der Mitfahrt auf einem Brauereifahrzeug wird er auf einer Landstraße zwischen Oppenheim und Mainz abgesetzt.

Filmbild

Aus dem gleichnamigen US-Film (1944)

Vom nächsten Dorf aus gelangt Georg per Straßenbahn nach Mainz. Dort begibt er sich in den Dom, um in einer Nische zu schlafen. Er zieht seinen Sträflingsanzug aus und gibt sich als Kirchgänger aus. Da seine Hand durch Scherben verletzt ist, geht er am nächsten Morgen zur Behandlung in eine jüdische Arztpraxis.

Georg geht rheinabwärts und tauscht mit einem Schiffer die Kleidung. Mit einem Angler namens „Hechtschwänzchen“ wandert er weiter. Als ihn ein Polizist anspricht, flieht er. Er läuft in ein Industriegebiet, und da er nicht verfolgt wird, kauft er sich an einer Bude ein Bier und überredet eine Bierfahrerin, ihn mitzunehmen. Diese setzt ihn hinter Mainz-Mombach ab und Georg schläft in einem Schuppen. Am nächsten Morgen überquert er den Rhein mit der Fähre und gelangt per Anhalter nach Höchst und von dort aus nach Frankfurt-Niederrad. Voller Hoffnung klopft er bei Leni an, aber die ist inzwischen mit einem Nationalsozialisten liiert und gibt vor, Georg nicht zu erkennen. Georg „stürmt“ die Wohnung und lässt etwas zum Essen mitgehen.

Diverse Buchausgaben

Diverse Buchausgaben

Nachdem er den Schienen gefolgt ist, steht er vor dem Haus, welches ihm der tote Belloni (dem bei der Flucht über die Dächer in die Füße geschossen wurde und der vom Dach fiel) beschrieben hatte. Frau Marelli gibt ihm Kleidung und 8 Mark, die ihr Belloni zu viel gegeben hatte. Er folgt einem Mädchen auf ihr Zimmer und legt sich dort nieder. Später wacht er durch Geräusche auf und flieht aus dem Fenster.

Am Eschenheimer Turm in Frankfurt trifft er Füllgrabe. Dieser will sich stellen und Georg mitnehmen. Nun will Georg nach Botzenbach. Da er weiß, dass alle aus seiner Familie bewacht werden, will er jemanden vorschicken, und er denkt dabei an Paul Röder.

Röder wohnt in Frankfurt-Bockenheim in der Brunnengasse 12. Paul ist da, er nimmt ihn mit in die Wohnung, Georg erzählt aber nicht gleich, dass er aus Westhofen ausgebrochen ist. Paul will ihm helfen, deswegen geht er zu Herrn Schenk in die Moselgasse. Schenk ist in Westhofen, und seine Frau wohnt seit drei Monaten nicht mehr dort. Danach geht Paul zu Herrn Sauer, doch der will Georg nicht kennen, da er Paul für einen Spitzel der Gestapo hält. Deswegen bringt Röder Georg zu seiner Tante Katharina Grabber, die ein Fuhrunternehmen besitzt und Georg einstellt und versteckt.

Paul organisiert mit Hilfe des alten Arbeitskollegen und Kommunisten Fiedler für Georg eine Unterkunft bei einem gewissen Doktor Kreß in der Riederwaldsiedlung. Am nächsten Morgen kommt Fiedlers Ehefrau mit einem Umschlag, in dem sich ein Zettel mit dem Ort, ein gefälschter Pass und etwas Geld befinden. Georg soll am nächsten Tag um 5:30 Uhr an der Anlegestelle an der Kasteler Brücke in Mainz am Schiff „Wilhelmine“ sein. Georg wird von Kreß in Kostheim abgesetzt und geht zur Kasteler Brücke. Dort zeigt er dem Wachposten seinen Pass und gelangt auf den Kahn.

Alle anderen Entflohenen werden entweder gefasst oder sind tot. Fahrenberg lässt die lebenden Flüchtlinge an die Platanen binden. Fahrenberg und Zillich werden als Kommandanten ausgetauscht. Unter der neuen Leitung von Sommerfeld und Uhlenhaut werden alle sieben Platanen gefällt. Ob Fahrenberg anschließend in einem Hotel Selbstmord begeht, bleibt offen; es wird jedoch sehr glaubhaft angedeutet.

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Georg Heisler:
Der Kommunist Georg Heisler ist die zentrale Figur des Romans; als Einziger der sieben Flüchtlinge überlebt er, indem er in die Niederlande flüchtet. Seine Jugend ist geprägt von unbeständigen Freundschaften.

Ernst Wallau
Der ehemalige Betriebsrat und Abgeordnete Wallau ist ebenfalls einer der sieben Flüchtlinge und ist für Heisler Vorbild und geistige Hilfe. Nachdem er gefasst wird, redet er nicht und wird schließlich von Zillich erschlagen.

Füllgrabe
Füllgrabe ist ein wohlhabender Kaufmann, der an Kommunisten spendete, bevor er in das Konzentrationslager kam. Über ihn wird gesagt, dass er die Flucht schaffen könne. Er kannte Heisler bereits von früher und trifft sich mit ihm in Frankfurt, wo Füllgrabe ihn überreden will, sich mit ihm bei der Gestapo zu stellen, was Heisler jedoch ablehnt. Füllgrabe geht schließlich zur Gestapo und stellt sich.

Anna Seghers Darstellung von Westhofen basiert auf Berichten von Gefangenen aus dem KZ Sachsenhausen. Der Name „Westhofen“ spielt auf das KZ in Osthofen an, einem Nachbarort des Orts Westhofen im rheinland-pfälzischen Landkreis Alzey-Worms. Das KZ Osthofen war 1934 allerdings bereits aufgelöst worden. Möglicherweise diente die reale Flucht von Max Tschornicki aus dem KZ Osthofen als Vorlage.

Seghers wollte mit ihrem Roman zeigen, dass Häftlinge aus einem Konzentrationslager ausbrechen konnten, und zwar mit Hilfe Gleichgesinnter, dass der Faschismus in Hitler-Deutschland bekämpft wurde, und dass die Nationalsozialisten nicht allmächtig waren.

In der DDR wurde der Roman Das siebte Kreuz als Pflichtlektüre auch im Deutschunterricht der Oberschulen besprochen, zumal Anna Seghers 1952–1978 Präsidentin des Deutschen Schriftstellerverbands in der DDR war. Das siebte Kreuz wurde als einziges Werk einer Frau in die ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher aufgenommen, zudem ist es Teil der ZEIT-Schülerbibliothek. Marcel Reich-Ranicki bezeichnete es 1988 als Meisterwerk der deutschen Literatur und als den bedeutendsten deutschen Roman über das Leben während des „Dritten Reiches“ und nahm es in seinen 2002 erschienenen Kanon der deutschen Literatur auf. (wikipedia)

Und wir hören so ein Hörspiel, das ob der Intensität einem die Kehle zuschnürten könnte …

Und wenn´s nach mir ging, müsste dieses Werk weiterhin Pflichtlektüre in deutschen Schulen sein …

Als Beigabe gibt´s dann noch die 8seitige Broschüre „Anna Seghers – Mainzer Weltliteratur“ (2003), die ich im KZ Osthofen entdeckt habe … eine kurze Übersicht über Leben und Werk der Anna Seghers.

BackCover

Besetzung:
Aribert Grimmer (Hermann)
Harry Hindemith (Georg)
Ernst Kahler (Pelzer)
Willy A. Kleinau (Paul)
Franz Kutschera (Füllgrabe)
Paul Lewitt (Dr. Löwenstein)
Werner Pledath (Overkamp)
Horst Preusker (Fischer)
Horst Schönemann (Bunsen)
Paul Streckfuß Aldinger
Renate Thormelen (Gerda Kreß)
Gerry Wolff (Peter Kreß)

Bearbeitung und Regie: Hedda Zinner

Beispiel01

Titel:
01. Das siebte Kreuz 1.17.21

Text: Anna Seghers

LabelC1

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Beispiel02

Und dann noch dieses … weil ich ja mittlerweile 65 Jahre alt geworden bin:

Glück

Hugo von Hofmannsthal – Der Tor und der Tod (1920)

TitelUnd hier mal ein kleines, aber feines Büchlein aus der Insel Bücherei (über diese verlegerische Großtat möchte ich demnächst mal berichten).

Verfasst wurde es von Hugo von Hofmannsthal:

Hugo von Hofmannsthal, genauer Hugo Laurenz August Hofmann Edler von Hofmannsthal, wurde am 1. Februar 1874 als Sohn des Juristen und Bankbeamten Dr. Hugo von Hofmannsthal (1841-1915) und seiner Frau Anna, geb. Fohleutner (1849-1904) in Wien geboren. Seine Familie hat jüdische, italienische, schwäbische und österreichische Wurzeln. Als behütetes und einziges Kind seiner Eltern erhielt Hofmannsthal eine äußerst sorgfältige Bildungsförderung, besonders durch den Vater. Der Umgang mit Büchern und der Besuch des Theaters waren die Hauptbeschäftigung dieses einsamen Kindes, das seine Lebenserfahrung aus den Lektüreerlebnissen zog und sich „frühgereift und zart und traurig“ die Welt lesend und träumend antizipierte. Die überragende Kenntnis der europäischen Literatur war die Grundlage von Hofmannsthals Schaffen. Zugleich forderte das auch belastende Erbe der Tradition sein Schreiben zu immer neuen Metamorphosen und modernen Transformationen heraus.

Schon als Gymnasiast, 16 jährig, trat Hofmannsthal unter dem Pseudonym Loris mit seinen ersten Gedichten und lyrischen Dramen an die Öffentlichkeit. In den literarischen Zirkeln Wiens wurde er als Wunderkind gefeiert und fand als viel Jüngerer gleichberechtigte Aufnahme in den Kreis der Schriftstellergruppe des „Jungen Wien“ (Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten u.a.). Seine Texte lassen die Signatur der Moderne nicht nur erkennen, sondern konstituieren maßgebend das Konzept der Moderne, zu dem seine zahlreichen Essays und Rezensionen die Stichwörter gaben. Hofmannsthals Gedichte wurden als Zeugnisse eines modernen ‚L’art pour l’art’ in Georges „Blätter für die Kunst“ veröffentlicht. Seine kleinen Dramen, die

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1893

sich außerhalb der gängigen Bühnenkonzepte bewegten und darum als theateruntauglich galten, sind federleichte Gebilde, die in hochartistischer Sprache die Kritik des Ästhetizismus behandeln. Auch die frühen Erzählungen widmen sich in dichter, geschliffener Prosa der Kritik der ästhetischen Lebensform und lassen sie in unheimliche Konstellationen münden. – Den Ruhm dieses als „ästhetisch“ bezeichneten Frühwerks hat Hofmannsthal zunehmend als Belastung empfunden.

 

Nach dem Abitur wollte der nun schon bekannte Autor dennoch neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit einen bürgerlichen Beruf ergreifen. An der Wiener Universität studierte er zunächst Jura, nach seinem Militärdienstjahr wechselte er 1895 zur Romanistik, deren Studium er mit einer Promotion abschloß. Seine bereits halbherzig geschriebene Habilitation über Victor Hugo zog Hofmannsthal 1901 wieder zurück, denn zu diesem Zeitpunkt war längst klar, daß sein einziges Geschäft die Dichtkunst war.

Hofmannsthal heiratete 1901 eine junge Frau aus seinem eigenen sozialen Lebenskreis, Gertrud (Gerty) Schlesinger (1880-1959), Bankierstochter aus jüdischer assimilierter Familie, mit der er bis zu seinem Tod im sogenannten Fuchsschlößl in Rodaun bei Wien lebte. Dort kamen auch die drei Kinder Christiane (1902-1987), Franz (1903-1929) und Raimund (1906-1974) auf die Welt. Diesem ruhigen und kontinuierlichen Gleichmaß des „äußeren Lebens“ – Hermann Broch spricht in seiner Studie über Hofmannsthal von dessen „Ich-Verschweigung“ – steht eine enorme, oft unruhige und fragmentarische schriftstellerische und kulturpolitische Aktivität gegenüber. Das gilt für die eigenen Werke, die sich in allen Gattungen und über die Grenzen des Sprachkunstwerkes hinaus bewegen, die mit der gesamten europäischen Tradition ein „unendliches Gespräch“ führen und die mit ihrem fragmentarischen Charakter und der Proliferation der Skizzen eine moderne Ästhetik begründen; das gilt auch im Hinblick auf kulturfördernde Engagements wie Herausgebertätigkeiten, Zeitschriftenprojekte und Gründungen von Kulturinstitutionen. Dem reichen Tätigkeitsradius entsprach der große Freundeskreis um Hofmannsthal, von dem ein immenses Briefwerk zeugt.

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1910

1902 erschien der wohl folgenreichste Text Hofmannsthals, „ Ein Brief“ (bekannt als ‚Brief des Lord Chandos’), der mit seiner radikalen Sprachskepsis zu Recht als Gründungsmanifest der Moderne gelesen wird. In der Folge entstanden weitere „Erfundene Gespräche und Briefe“, in denen die Grenze von Essayistik und Fiktionalität verwischt und die Kunst zu einer beständigen Selbstreflexion getrieben wird. Zugleich gelang Hofmannsthal der ersehnte Durchbruch zur „großen Bühne“ mit seinen durch Nietzsche und Freud inspirierten Neubearbeitungen antiker Tragödien (vor allem „Elektra“ 1903). Die Zeit nach der Jahrhundertwende ist in Hofmannsthals Schaffen gekennzeichnet durch die Bemühung um die nichtsprachlichen Künste: Ballette, Pantomimen, später Filmdrehbücher und vor allem die Oper. Hierher gehört die bis zu seinem Tod dauernde Verbindung mit Richard Strauss (1864-1949), für den er zahlreiche Opernlibretti schrieb („Der Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“, „Die ägyptische Helena“, „Arabella“), und die mit Max Reinhardt (1873-1943), mit dem er in den zwanziger Jahren die Salzburger Festspiele begründete. Max Reinhardt hat auch viele von Hofmannsthals Theaterstücken inszeniert, so nach dem Weltkrieg die Komödien „Der Schwierige“ und „Der Unbestechliche“. Hofmannsthals Romanprojekte, besonders der bedeutende Romanentwurf „Andreas“, blieben alle unvollendet und sind erst posthum erschienen.

Hofmannsthal starb am 15. Juli 1929, am Tag der Beerdigung seines Sohnes Franz, der zwei Tage zuvor Selbstmord begangen hatte. Er war 55 Jahre alt. Der Schriftstellerkollege und Freund Arthur Schnitzler notierte in sein Tagebuch: „Der grösste Dichter dieser Zeit ist mit ihm dahin.“ (Elsbeth Dangel-Pelloquin)

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Hier eines aus meiner Sicht bemerkenswerten Texte:

Der Tor und der Tod ist ein kurzes Drama in Versen („lyrisches Drama“) von Hugo von Hofmannsthal, verfasst 1893. Die erste Veröffentlichung erfolgte 1894 im „Modernen Musen-Almanach“ unter dem Verfasserpseudonym „Loris“, die erste Buchausgabe 1900. Die Uraufführung am 13. November 1898 erfolgte unter der Leitung von Ludwig Ganghofer.

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Das Ex-Libris eines Heinz Decker mit einer Szene aus Der-Tor und der Tod, 1949

Das Stück spielt laut Angaben des Autors in den 1820er Jahren und handelt von der Begegnung des Edelmanns Claudio mit dem Tod. Der Tod kommt zu Claudio, um ihn aus dem Leben abzuführen, und konfrontiert ihn mit bereits verstorbenen wichtigen Menschen aus seinem Leben – seiner Mutter, seiner ehemaligen Geliebten und einem Jugendfreund. In den Begegnungen wird ihm klar, dass er zu diesen Menschen keine tieferen Bindungen entwickelt hat. Er lebte nach Art eines Dandys gegenüber anderen Menschen in einer ästhetisch-distanzierten Haltung, ohne sich auf sie einzulassen und sie an sich heranzulassen. Der Moment des Sterbenmüssens macht ihm dieses Defizit bewusst und paradoxerweise ist erst die Todesstunde voller emotionaler Lebendigkeit. „Da tot mein Leben war, sei Du mein Leben, Tod“. Claudio sinkt am Schluss tot nieder; die letzten Verse des Todes lauten:

Wie wundervoll sind diese Wesen,
Die, was nicht deutbar, dennoch deuten,
Was nie geschrieben wurde, lesen,
Verworrenes beherrschend binden
Und Wege noch im Ewig-Dunkeln finden.

Hugo von Hofmannsthal vereinigt in seinem Stück Elemente des Impressionismus mit solchen des Symbolismus. Das symbolistische Drama mit seiner imaginativen Sprache eignet sich eher dafür, Bilder und Klänge in der Vorstellung des Lesers wachzurufen als ein konkretes Bühnengeschehen zu konstituieren. Symbolistische Dramen sind handlungsarm.

Angelo_Jank_Hugo_von_Hofmannsthal_Der_Thor_und_der_Tod_1899

Illustration von Angelo Jank in der Zeitschrift: Die Jugend, Heft 6, 1899

Anders als das Theater des Naturalismus, das ebenfalls am Ende des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit erlebte, ist das symbolistische Theater kein Illusionstheater. In diesem wird der Zuschauer gezielt in die Illusion versetzt, er beobachte (quasi wie durch ein Schlüsselloch) einen „realen“, „jetzt“ stattfindenden Vorgang, und die Beobachteten seien sich nicht der Tatsache bewusst, dass ihnen von „Voyeuren“ zugeschaut werde. Eine solche Illusion kann bei Der Tor und der Tod nicht entstehen, und zwar deshalb, weil es den Tod als „reale Person“ nicht gibt und weil Tote nicht „wirklich“ sprechen können. Die Annahme, Claudio könne mit einer der drei vom Tod vorgeführten Gestalten einen Dialog führen, ist absurd, da sie nicht derselben Fiktionsebene wie der „jetzt sterbende“ Claudio entstammen. Sie sind bereits tot, sprechen aber trotzdem und treten in der Gestalt auf, die sie in der Erinnerung Claudios haben.

Der Tor und der Tod enthält zugleich Elemente einer Überwindung des Symbolismus, den Gero von Wilpert mit den folgenden Worten charakterisiert:

Die Sprache des S[ymbolismus] strebt nach äußerster Musikalität; sie will „der Musik wieder abgewinnen, was die (früheren realistischen) Dichter an sie verloren hatten“ und vertieft durch die Besinnung auf die eigentlichen sprachlichen Mittel der Dichtung wie Reim, Rhythmus, Melodie, selbst im Wortschatz (bes[onders] Synästhesien) und Satzbau die sprachkünstlerische Durchgestaltung bis zu e[inem] magisch-mystischen Ästhetizismus, der sich an e[inen] erlesenen Kreis wendet und später dekadent überspitzt wird, doch in den roman[ischen] Ländern zu e[iner] Erneuerung hoher Verskunst führt.

Das lyrische Drama Hofmannsthals propagiert nicht nach Art des Symbolismus Claudios Ästhetizismus, sondern es kritisiert ihn.

Fritz Silberbauer

Fritz Silberbauer, Illustration für Der Tor und der Tod by Hugo von Hofmannsthal, 1924

In seinem überwiegend 1947 und 1948 verfassten Essay Hofmannsthal und seine Zeit behauptet Hermann Broch, das gesamte Werk Hofmannsthals sei „mit seiner narzisstischen Zentralgestalt, die erstmals in Der Tor und der Tod auftritt, eine einzige Anklage, eine wissende Anklage gegen die ästhetisierende Bürgerlichkeit, in der er aufgewachsen und erzogen worden war, und der er bei allem Wissen um sie doch kaum mehr zu entgehen vermochte.“ Denn im Wien der Endphase der Habsburgermonarchie, Hofmannsthals Heimatstadt, sollte, so Broch, „ein Minimum an ethischen Werten […] durch ein Maximum an ästhetischen, die keine mehr waren, überdeckt werden, und sie konnten keine mehr sein, weil der nicht auf ethischer Basis gewachsene ästhetische Wert sein Gegenteil ist, nämlich Kitsch. Und als Metropole des Kitsches wurde Wien auch die des Wert-Vakuums der Epoche.“

Auch Natalia Karczewka stellt fest, dass für die junge Generation der nicht auf eine Erwerbsarbeit angewiesenen Erben im Wien um die Jahrhundertwende „die Schönheit zu einem Schutzwall gegen die Wahrheit und die Kunst zu einem Ersatz der Sittlichkeit“ geworden sei und dass Hugo von Hofmannsthal genau das mit seinem Werk Der Tor und der Tod habe kritisieren wollen. (wikipedia)

Genug der literaturwissenschaftlichen Ausführungen … für mich immer wieder ein Vergnügen,solch alte Büchlein in der Hand zu halten.

Mein Exemplar erschien wohl im Jahr 1920 (61.-70. Tausend)

Beispiel01

Das „ex libris“ (1) eines Helmut Rössle

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(1) Ein Exlibris (von lat. ex „aus“ und libris „den Büchern“; wörtlich „aus den Büchern [von …]“) ist ein in Bücher eingeklebter Zettel oder ein Stempel, der zur Kennzeichnung des Eigentümers dient. Weitere Bezeichnungen sind Bucheignerzeichen, Bücherzeichen oder Buchmarke. (wikipedia)

Erich Kästner – Kurz und bündig (1994)

KurzUndBündig_01AIm letzten Beitrag war ja auch kurz von der Bücherverbrennungen der Nazis im Jahr 1933 die Rede. Und Erich Kästner war einer dieser Autoren, die man damit zu „unerwünschten Autoren“ erklärte.

Grund genug, mal ein kleines Kästner Büchlein zu präsentieren:

Dieses Buch, oder vielmehr Büchlein ist ein kleines Juwel. Für Erich-Kästner-Begeisterte ebenso wie für solche, die einfach nur Freude an wunderbar pointierten, geistreichen und vor Witz sprühenden Epigrammen haben. Eine Sammlung, die zum Schmunzeln und Nachdenken zugleich anregt, rasch zwischendurch gelesen ist und doch lange im Gedächtnis bleibt.
Wie aber beschreibt man ein Buch, das einen so prägnanten Titel trägt? Passenderweise nicht mit vielen Worten, sondern eben “kurz und bündig”. Daher möchte ich hier, um eine Vorstellung vom Stil des Autors zu vermitteln, einfach zwei  Kästner-Epigramme zitieren, die zu meinen (unzähligen) persönlichen Favoriten gehören. (leseratte.wordpress.com)

Erich Kästner erweist sich in seinen 100 Epigrammen aus zwei Jahrzehnten als ein Meister dieser kurzen und wohl schärfsten Form der Gedankenlyrik.

»Die vorliegende Sammlung entstammt nicht nur dem verzeihlichen Wunsche, Epigramme aus zwei Jahrzehnten einmal zu bündeln. Es steckt eine zweite, eine bemerkenswertere und grundsätzliche Absicht dahinter. Das Buch will die Leser, wenn nicht gar die Schriftsteller an eine Kunstform erinnern, die verschollen ist … Ist die künstlerische Lust, sich in äußerster Zucht, Prägnanz und Kürze auszudrücken, wirklich erloschen? … Laßt uns den Verlust endlich erkennen, beklagen und wettmachen! Das Epigramm ist tot? Es lebe das Epigramm!« (Erich Kästner, 1950) (Werbetext)

Epigramm: „kurzes, meist in Distichen abgefasstes Sinn- oder Spottgedicht“ (Duden).

Erich Kästner: blühender Blödsinn, tief philosophisch, hochgrad politisisch … so war er … für mich einer der ganz großen deutschen Autoren des letzten Jahrhunderts (und ja, seinem fliegendem Klassenzimmer werde ich mich mal auch zuwenden.)

Hier ein paar Beispiele, bevor es dann wiedermal zur Präsentation geht:

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Beispiel02

Beispiel03

Beispiel04Beispiel05

Beispiel06

KurzUndBündig_62A

Das Büchlein erschien ursprünglich 1950, meine Ausgabe stammt aus dem Jahr 1994.

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Zitat

Heinrich Böll – Gruppenbild mit Dame (Hörbuch) (1971)

FrontCover1Hier hören wir vermutlich eine Werbe-Single des Verlages Kiepenheur & Witsch anlässlich der Veröffentlichung des Heinrich Böll Romans „Gruppenbild mit Dame“ im Jahr 1971:

Gruppenbild mit Dame ist ein Roman von Heinrich Böll aus dem Jahr 1971. Das Erscheinen dieses Romans gab den Ausschlag, dass Böll 1972 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.

Der als Verfasser. bezeichnete Erzähler rekonstruiert anhand von Gesprächen mit Zeitzeugen und hinterlassenen Zeugnissen das Leben der Leni Pfeiffer.

Die Hauptfigur des Romans, Leni Pfeiffer, geborene Gruyten, ist eine intelligente und gutherzige, aber ungebildete Frau. Ihre Familie zählt zu Beginn der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten zu den Gewinnern dieser Zeit. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird die Familie von mehreren Schicksalsschlägen getroffen, und Leni ist schließlich fast auf sich selbst gestellt. Gegen Ende des Krieges arbeitet sie in einer Kranz- und Blumenbinderei und lernt dort den sowjetischen Kriegsgefangenen Boris Lvović Koltowski kennen. Die beiden beginnen, obwohl dies verboten und außerordentlich gefährlich ist, eine Liebesbeziehung, und Leni bekommt kurz vor Ende des Krieges ein Kind von Boris. Dieser gerät durch unglückliche Umstände, als deutscher Kriegsgefangener missverstanden, in ein alliiertes

Originalausgabe 1971

Originalausgabe 1971

Kriegsgefangenenlager und stirbt in einem französischen Bergwerk. – Die Schlusspartien des Romans spielen in der Nachkriegszeit und erzählen unter anderem von der Beziehung Lenis mit dem türkischen Gastarbeiter Mehmet. Diese Beziehung reflektiert die zentrale Romanepisode: Lenis Liebe zu dem russischen Kriegsgefangenen Boris, die ihr die Verunglimpfung „blonde Sowjet-Hure“ eingetragen hat. Leni zeigt sich unberührt von gesellschaftlichen Tendenzen, bestimmte Personengruppen auszugrenzen und „abfällig“ zu behandeln. „Abfall“ und „Abfälligkeit“ sind nach Aussage des Autors Schlüsselwörter des Romans.

Der Roman ist eine Art poetische Dokumentation; man spricht auch von pseudodokumentarischer Konstruktion. Die meisten Dokumente sind fiktiv, aber es sind auch zahlreiche authentische Dokumente verarbeitet, u.a. aus den Akten der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse (u.a. in Kapitel 8). Die Kriegsprosa Alois Pfeiffers (in Kapitel 4) stammt aus folgendem Werk: Kampferlebnisse aus dem Kriege an der Westfront 1940. Nach Schilderungen von Frontkämpfern hrsg. vom Generalstab des Heeres, Berlin 1941. – Böll selbst sagte im Juni 1971 zu seinem Roman: „Die Idee zu diesem Buch hat mich schon sehr lange beschäftigt, wahrscheinlich schon bei den meisten Romanen und Erzählungen, die ich bisher geschrieben habe. Ich habe versucht, das Schicksal einer deutschen Frau von etwa Ende Vierzig zu beschreiben oder zu schreiben, die die ganze Last dieser Geschichte zwischen 1922 und 1970 mit und auf sich genommen hat.“ Eine wichtige Rolle spielen der Luftkrieg sowie die Eroberung der Stadt – in der die Zentralfigur Leni Pfeiffer lebt – durch die Amerikaner am Ende des Zweiten Weltkriegs (aus vielen Details ist unschwer zu erkennen: Die zentralen Kapitel spielen in Bölls Heimatstadt Köln). Im September 1969 erklärte Böll in einem Rundfunkinterview: „Der eigentliche Aspekt des Krieges war für mich die Bombardierung der Städte. Das war vollkommener Irrsinn. Die Frauen und Kinder in den Städten hatten es ja viel, viel schlimmer als sogar ein Soldat an der Front.“

Die Figur der Nonne Rahel, genannt Haruspika, ist deutlich an Edith Stein angelehnt.

„Das Buch ist eine Folge von interviewartigen Erkundungen mit happening-ähnlichem Schluß. […] Der Roman wirkt wie ein langer, Wagen für Wagen vorbeirollender Güterzug, jeder Wagen ist beladen mit ironischen, fiktiven, dokumentarischen Erinnerungspartikeln und Visionen.“ (Joachim Kaiser in Süddeutsche Zeitung, 31. Juli/1. August 1971)

„Ein Formprinzip ist in diesem Buch überhaupt nicht erkennbar. Offensichtlich läßt sich Böll von seinen Einfällen treiben. Und er läßt sich gehen: Ungeniert und sorglos, ganz ohne Skrupel reiht er viele einzelne Stücke aneinander. […] Auch der Sprache des Romans merkt man an, wie gering diesmal Bölls Selbstkontrolle war. […] Noch nie hat ein deutscher Klassiker so schlampig geschrieben wie diesmal Heinrich Böll.“ (Marcel Reich-Ranicki in Die Zeit, 6. August 1971) (Quelle: wikipedia)

Diverse Buchausgaben

Diverse Buchausgaben

Und hier hören wir nun Heinrich Böll mit dem lakonisch vorgetragenen Text „über das Beharren des Verfassers auf seine alte Jacke“.

Leder ist die Single (der Zahn der Zeit) akustisch nicht ganz astrein, aber dennoch habe ich mich einfach gefreut, die Stimme von Heinrich Böll zu hören, denn auch der Böll war eine wesentlicher Wegbegleiter meinerseits.

HeinrichBöllBesetzung:
Heinrich Böll (Sprecher)

BackCover1
Titel:

01. Gruppenbild mit Dame (Teil 1) 6.00
02. Gruppenbild mit Dame (Teil 2) 6.10

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