Arne Birkenstock – Beltracchi – Die Kunst der Fälschung (2014)

FilmplakatAuslöser für diesen Beitrag ist der Film „Die Kunst der Fälschung“ von Arne Birkenstock, den ich mir neulich angesehen habe. Und es geht um die eigentlich völlig aberwitzige, unglaubliche Geschichte der Eheleute Wolfgang und Helene Beltracchi:

Wolfgang Beltracchi (* 4. Februar 1951 in Höxter als Wolfgang Fischer) ist ein deutscher Maler und Kunstfälscher. Er wurde am 27. Oktober 2011 in einem der größten Kunstfälscher-Prozesse der Welt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Insgesamt gehen Ermittler offenbar von einem Betrugsgewinn von 20 bis 50 Millionen Euro aus.

Beltracchi wurde 1951 in der Kleinstadt Höxter in Nordrhein-Westfalen als Sohn eines Kirchenmalers und Restaurators geboren. Im Alter von 17 Jahren wurde er vom Gymnasium verwiesen. Später gab er außerdem den Besuch der Kunstschule auf und begann ein Wanderleben durch Wohngemeinschaften und Kommunen mit „Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll“. Beltracchi reiste durch Europa und Nordafrika, verkaufte hin und wieder ein eigenes Gemälde und wurde schließlich mit erster Frau und erstem Kind auf einem Hof in Viersen sesshaft. Seine heutige Frau und verurteilte Komplizin Helene Beltracchi traf er im Jahr 1992. Später nahm er ihren Namen an. 2005 kauften die Beltracchis eine Villa in Freiburg-Herdern, wo sie am 27. August 2008 verhaftet wurden.

Beltracchi hatte über Jahre hinweg Bilder im Stile bekannter Maler wie Heinrich Campendonk, Max Ernst und Max Pechstein gemalt. Die ersten Bilder entstanden nach Fotos verschollener Originale, später kamen noch Kreationen hinzu, bei denen Teile verschiedener bekannter Bilder abgemalt und zu neuen Bildern zusammengesetzt wurden. Er benutzte wertlose zeitgenössische Bilder, die er übermalte. Die Leisten der Rahmen wurden mit imitierten Aufklebern renommierter Galerien der Vergangenheit dekoriert, als Kleber wurde, wie sich später herausstellte, Sekundenkleber benutzt. Den Aufklebern nach hätte so manches Bild durch alle bekannten Galerien jener Zeit rotiert sein müssen. Der angebliche Aufkleber des Galeristen Alfred Flechtheim war zuvor unbekannt und anders gestaltet als jener, den Flechtheim tatsächlich benutzte. Nachdem erste Zweifel aufgekommen waren, legte Beltracchi gefälschte alte Fotos von Arrangements nach, auf denen auch eine von seiner Frau gekaufte Skulptur zu sehen war. Unter diesen Fotos war eines, auf dem seine Frau als ihre eigene Großmutter posierte, und mehrere gefälschte Bilder (die aus deren Besitz stammen sollten) waren an der Wand zu sehen. Damit gelang es, die zu den Bildern zugehörigen Expertisen von bekannten Galerien zu erlangen.

HeleneAlsOma

Helene Beltracchi als ihre eigene Großmutter

Beltracchi hatte sie zusammen mit seiner Frau Helene Beltracchi, Otto Schulte-Kellinghaus und einer weiteren Komplizin als Werke jener Künstler in den internationalen Kunstmarkt geschleust und bis zu einstellige Millionenbeträge pro Bild kassiert. Nach eigenen Angaben verkaufte er nie direkt an Museen oder Sammler, sondern an Auktionshäuser, denen er eine Expertise vorwies; die Fälschungen gelangten vorrangig nach Japan, Frankreich, die Vereinigten Staaten und Großbritannien.  Bei den betrügerischen Geschäften gab Beltracchi unter anderem vor, die Bilder stammten aus einer in Wirklichkeit nicht existierenden „Sammlung Werner Jägers“ (Werner Jägers war der Großvater Helene Beltracchis) beziehungsweise einer ebenfalls fingierten „Sammlung Wilhelm Knops“. Unter anderem aus dem Besitz des Kunsthändlers Alfred Flechtheim, so die Lügengeschichte der Fälscher, sollen verschollene Bilder teuer gehandelter Künstler in die Sammlung Werner Jägers gelangt sein.

In Anbetracht der Gewinnaussichten und erfolgreichen Wiederverkäufe wurden Warnhinweise von Auktionshäusern, Galeristen und Käufern ignoriert, weitere Nachforschungen unterblieben.

Die Staatsanwaltschaft schätzte die Gewinne der Bande auf 16 Millionen Euro. Beltracchi besaß neben seiner Villa in Freiburg auch eine in Mèze, Südfrankreich.

Frankreich1998

Als die Welt noch in Ordnung war: Frankreich, 1998

Wolfgang Beltracchi wurde am 27. Oktober 2011 vor dem Landgericht Köln wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Helene Beltracchi wurde zu vier Jahren, Schulte-Kellinghaus zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Verurteilten können die Haftstrafe im offenen Vollzug abbüßen.[9] Wolfgang Beltracchi muss aus seinem Vermögen 2 Millionen Euro Schadensersatz an die von ihm geschädigte Firma Trasteco zahlen, die ein angebliches Campendonk-Gemälde im Auktionshaus Lempertz ersteigert hatte. Das Auktionshaus Lempertz hatte in diesem Zusammenhang bereits 800.000 Euro Kommissionsgebühren an das Unternehmen zurückgezahlt.

Das Verfahren im Fall Beltracchi wurde nach neun Prozesstagen beendet; verhandelt wurde lediglich die Fälschung von 14 Gemälden. Die Anzahl der insgesamt gefälschten Bilder ist unklar; es wurde keine Anklage gegen mögliche Hintermänner erhoben. Damit die bereits entdeckten gefälschten Gemälde nach einigen Jahren nicht erneut im Kunsthandel auftauchen, stellte der Bundesverband der Deutschen Kunstversteigerer (BDK) gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Berlin eine Liste von 53 bis heute bekannten Fälschungen ins Internet. Auf den Seiten des BDK gibt es unter der Rubrik „Datenbank der kritischen Werke“ einen „Katalog der ermittelten Werke der sog. Sammlung Jägers“.

DasDuoEs ist von einer weit größeren Anzahl an Fälschungen auszugehen, die weiterhin im Umlauf sind. Der Kunsthistoriker Werner Spies, der selbst in den Fälschungsskandal verwickelt ist, geht von 100 bis sogar 200 gefälschten Arbeiten aus.

Beltracchi selbst erläuterte in der Talkshow 3 nach 9 am 31. Januar 2014, dass er über einen Zeitraum von 40 Jahren etwa 300 Bilder gefälscht habe. Und von diesen seien wohl um die 200 bis 230 als unaufgedeckte Fälschungen noch im Umlauf.

Der Sohn von Beltracchis Verteidiger Reinhard Birkenstock, der Regisseur und Autor Arne Birkenstock, drehte 2012 den Dokumentarfilm Beltracchi – Die Kunst der Fälschung über den Kunstfälscher, von der Film- und Medienstiftung NRW und vom Bund mit 375.000 Euro gefördert. Filmstart ist der 6. März 2014.

Im Mai 2012 sendete der WDR die Dokumentation ,,Der große Bluff. Wie man mit Kunst kassiert“ von Anke Rebbert. Die Dokumentation entzaubert den Fälschungscoup des Jahrhunderts und zeigt die Mechanismen des Kunstmarktes. 2013 sollte eine Filmkomödie über den Fall Beltracchi in die Kinos kommen, die von den Produzenten Ulrich Lenze und Ulrich Limmer geplant wurde. Limmer, Autor der Satire Schtonk!, schreibt auch das Drehbuch. Das Vorhaben wird von den Beltracchis abgelehnt. ()Quelle: wikipedia)

Nun ja … die ganze Story ist eine krude Mischung aus Eulenspiegel, Kriminalität und diesem abstrusen Kunstmarkt, der es dem Fälscher-Duo mehr als leicht gemacht hat …

Und nein … noch gibt es diesen Film nicht in der Präsentation zu sehen (was nicht ist, kann ja noch werden), aber jede Menge „Begleitmaterial“, als da wären:

  • Das Presseheft
  • Ein sehr ausführliches Interview mit dem „Spiegel“ (2012)
  • Ein sehr ausführliches Interview mit „Der Zeit“ (2014)
  • Ein Artikel aus dem Internet-Portal „Telepoli) (2014)
  • Ein Artikel aus der „Badischen Zeitung (2014)
  • Diverse Pressestimmen zum Film (2014)

Und wer sich für diese völlig irre Story ineressiert … wird unendlich viel weiteres Material im Internet finden …

Screenshots

Und ich schwanke zwischen Bewunderung und Abscheu …  aber: die selbstgefällige Attitüde des „Künstlers“ ist schon bemerkenswert !

Action

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