Die Philharmonia-Schrammeln Wien – Tu Felix Austria (1991)

FrontCover1Wenden wir uns nun mal einer Stilrichtung zu, die vielleicht den jüngeren Lesern dieses blogs kaum mehr vertraut sein wird (so meine Vermutung). Die Rede ist von der Schrammelmusik:

Die Schrammelmusik ist eine für Wien typische Musikgattung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sie gilt als Wiener Volksmusik.

Sie wurde nach den Wiener Musikern, Geigern und Komponisten Johann und Josef Schrammel benannt. 1878 gründeten sie mit dem Gitarristen Anton Strohmayer in Wien ein kleines Ensemble, mit dem sie ein volkstümliches Repertoire mit Liedern und Märschen, Tänzen und Walzern in Heurigen und Gaststätten darboten.

Da der Vater der berühmten Brüder Schrammel, Kaspar Schrammel, in Litschau geboren und aufgewachsen ist, gilt die nördlichste Stadt Österreichs als Schrammelstadt. Litschau ist also die Wiege der berühmten Wiener Heurigen- und Tanzmusik. Jedes Jahr am Litschauer Herrensee gibt es das Schrammel Klang Festival, das „Woodstock des Wienerlieds.“

Nach dem Anschluss des Klarinettisten Georg Dänzer zum Orchester 1884 nannten sie sich „Specialitäten Quartett Gebrüder Schrammel“ und erlangten mit ihrer Art, Wienerlieder zu spielen, rasch große Berühmtheit. Sie spielten nun auch in den Palais und Salons der Wiener Aristokratie und des Großbürgertums. Der „Schrammeleuphorie“ schlossen sich als Verehrer auch Größen wie Johann Strauss und Johannes Brahms an. Später sollte auch Arnold Schönberg von der Schrammelmusik schwärmen. Schon zu Lebzeiten der Brüder war das Wienerlied unter der Bezeichnung „Schrammelmusik“ bekannt.

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Die Schrammelmusik wird vor allem durch die „weinende“ (raunzende), melancholische, aber trotzdem chansonartig beschwingte Instrumentierung charakterisiert.

Typische Besetzungen sind: Zwei Geigen, Kontragitarre, Klarinette (meist G-Klarinette, auch „picksüßes Hölzl“ genannt), später auch Knopfharmonika (Schrammelharmonika).

In sieben Jahren komponierten die Gebrüder Schrammel über 200 Lieder und Musikstücke; mit diesen setzten sie der Wiener Musik einen Höhepunkt. Die Brüder starben 1893 und 1895, beide im Alter von 43 Jahren. (Quelle: wikipedia)

Kontragitarre

Die Kontragitarre

So, das wäre nun geklärt … und nun zu einem Ensemble, das unverdrossen und quicklebendig sich dieser Art von Musik verschrieben hat: Die Philharmonia Schrammeln:

Die Philharmonia Schrammeln sind seit Jahrzehnten eine Institution in Wien.
Diesen Namen bekam das Ensemble in den Siebziger Jahren, als der philharmonische Geiger Alfons Egger die einstmaligen Spilar-Schrammeln übernahm.

Schon zuvor haben immer wieder Musiker der Wiener Philharmoniker mit Begeisterung das bereits klassisch gewordene Repertoire der Brüder Schrammel in der ursprünglichen Instumentalbesetzung gespielt.
Die Philharmonia Schrammeln sind in der glücklichen Lage, die Wiener Schrammelmusik weitgehend original präsentieren zu können.

Die Philharmonia Schrammeln erfreuen sich im nunmehr bereits vierten Jahrzehnt ihres Bestehens ungebrochener Popularität, und das auch bei einem Publikum, das der Wiener Volksmusik ansonsten nicht ihr primäres Interesse entgegenbringt. Der seit der Saison 1999/2000 bestehende Musikvereinszyklus sowie alljährliche Mitwirkungen bei der Schubertiade Hohenems/Schwarzenberg sind dafür wohl der allerbeste Beweis. Regelmäßige Tourneen brachten die Musiker nach Nordamerika, Ostasien und in viele europäische Länder.

Außerdem wurde ihre Tätigkeit auf zahlreichen Tonträgern dokumentiert, nicht zuletzt durch eine 15 CDs umfassende Gesamtaufnahme der Wienerlieder aus den berühmten „Kremser-Alben“ mit Angelika Kirchschlager, Walter Berry und Heinz Zednik.
Als weitere CD Projekte wäre die 2008 entstandene CD „Die Schrammelgeigen“ zu nennen, auf welcher man die historischen Pilat-Geigen der Brüder Schrammel hören kann sowie die CD „Seligkeit“ mit Liedern von Franz Schubert, Johannes Brahms und Gustav Mahler, gesungen von KS Angelika Kirchschlager. (Selbstdarstellung)

Und was einem da entgegenschallt, klingt einfach nur gut … und wer glaubt, hier sei nur ein einfaches musikalisches Handwerk nötig, der irrt gewaltig.

Und wenn ich vorhin schrieb: „und nun zu einem Ensemble, das unverdrossen und quicklebendig sich dieser Art von Musik verschrieben hat“ dann einfach deshalb, weil es die „Die Philmarmonia-Schrammeln Wien“ auch noch im Jahre 2014 gibt (freilich in einer ganz anderen Besetzung). Und wer sie sehen will: ihr nächster Auftritt ist am Mittwoch den 12. November 2014  um 18:30 Uhr im Brahmssaal, Wien.

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Besetzung:
Alfons Egger (violin)
Eberhard Götz (accordeon)
Peter Hirschfeld (kontragitarre)
Willi Krause (clarinet)
Martin Kubik (violin)

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Titel:
01. Weana Gmüath (Walzer) (Schrammel) 6.35
02. Die Biene (Polka franç. op 54) (E.Strauss) 3.45
03. Kronprinz Rudolf Marsch (Schrammel) 3.16
04. Du alter Stephansturm (Brandl) 2.32
05. Referenz an Franz Schubert (Melodien aus „Dreimäderlhaus“) (Schubert/Berté)  4.10
06. Die Glasscherbn Tanz (Anonym) 3.23
07. Tu felix Austria (Halletz) 2.15
08. Eugenie-Walzer (Schrammel) 5.55
09. Referenz an W.A. Mozart (Figaro Polka op. 202) (Fahrbach) 2.18
10. Die Schnofler Tanz (Mayr) 2.53
11. Vergiss mein nicht (Polka op. 27) (Lanner) 3.50
12. Feuerfest-Polka op. 269 (J.Strauss) 3.12
13. Wien über alles (Polka schnell op. 172) (Strauss) 2.05

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