Eine überraschend dezente Werbeplatte aus dem Hause Wienerwald:
Wienerwald ist eine Schnellrestaurantkette, die als Franchise- und Systemgastronomie-Unternehmen hauptsächlich Hähnchenprodukte als Schnellkost anbietet. Die Restaurants befinden sich in Deutschland, Österreich, der Türkei und Rumänien.
Gegründet wurde sie 1955 vom Gastronomen Friedrich Jahn mit der Eröffnung des ersten Restaurants in der Amalienstraße in München das anfangs noch als „Linzer Stube“ dann als „Weinstube zum Wienerwald“ firmierte, es folgten bald weitere Filialen in Süddeutschland. Berühmt wurde die Kette mit dem Werbeslogan „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“. Alle Filialen hatten ein rustikales gediegenes Interieur und servierten vornehmlich süddeutsche Küche.
Das Unternehmen wuchs rasch zur erfolgreichsten europäischen Restaurantkette mit rund 700 Restaurants allein in Deutschland und Österreich im Jahr 1978 und weltweit 1.600 Lokalen mit fast 30.000 Mitarbeitern. Filialen und Franchisebetriebe befanden sich schwerpunktmäßig in Europa, aber auch Übersee darunter in den USA, Japan, Südafrika. Neben den Restaurants wurden auch Hotels gebaut („Tourotels“ und „Wienerwaldhotels“), eigene Mastbetriebe eröffnet, der Gastronomiegerätehersteller WIWA und das Reiseunternehmen Jahn Reisen gegründet. 1980 erhielt das Unternehmen die österreichische Staatliche Auszeichnung und durfte damit das Bundeswappen im Geschäftsverkehr führen.
Die rasche Expansion war in großen Teilen durch Kredite finanziert. 1982 veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen Artikel in dem die Kreditwürdigkeit des Unternehmens angezweifelt wurde. Die Banken reagierten umgehend, indem sie die sofortige Rückzahlung der Kredite einforderten. Am 27. August 1982 mussten die Wienerwald-Holding AG und der Inhaber Friedrich Jahn in der Schweiz Insolvenz anmelden. Am 30. August 1982 folgten auch die Wienerwald GmbH Deutschland und weitere Beteiligungsgesellschaften und mussten verkauft werden. Auch die mittlerweile 880 Restaurants in den Vereinigten Staaten mussten verkauft werden[1]. Im September 1982 gab der im Vergleich befindliche Konzern eine Bilanzsumme von 479,6 Millionen Schweizer Franken bekannt.
Ende Juni 1986 erwarb Renate Thyssen den damals angeschlagenen Gastronomiekonzern „Wienerwald“ von der Bayerischen Landesbank, der Dresdner Bank und zwei Schweizer Banken für 12 Millionen Franken statt der ursprünglich veranschlagten 40 Millionen DM. Thyssen fungierte hierbei als Strohmann für Jahn, da eine Option die spätere Übernahme durch Jahn vorsah. Zur politischen Affäre kam es, da der Finanzberater von Thyssen, Dieter Krautzig, in der Verwertungsgesellschaft sowohl die Interessen der Bayerischen Landesbank als auch Thyssens vertrat, sowie weil der Landesbankpräsident Ludwig Huber zu dieser Zeit ein Verhältnis mit Thyssen hatte.[2] Jahn übergab ihr unentgeltlich seine Anteile und wurde dafür bei Wienerwald angestellt. Einige Wochen später kaufte Jahn die deutschen Wienerwald-Lokale für 2,5 Millionen DM. Nach dem Verkauf anderer defizitärer Tochterunternehmen in Frankreich, Schweden und Ägypten konzentrierte Thyssen sich auf das Kerngeschäft in Österreich mit den dortigen 54 Restaurants, 10 Autobahnraststätten, 5 Hotels und 1.500 Mitarbeitern. Das kollidierte mit einer Option für Jahn, nämlich bis zum 31. August 1987 die gewinnbringenden österreichischen Wienerwald-Lokale für 25 Millionen DM zuzüglich Steuern zu erwerben. Ende Januar 1987 wollte Jahn diese Option ausüben. Es begann ein juristischer Streit, der sich bis zu öffentlichen Beschimpfungen steigerte.[3] Jahn konnte schließlich das nötige Geld für die Option Ende August nicht erbringen. Öffentlich wurde die Affäre, als ruchbar wurde, dass Bankpräsident Huber im Juni für „Wienerwald Österreich“ in den Aufsichtsrat ging. Die Bayerische Landesbank war darüber nicht informiert worden, und so musste Huber als Präsident der Bayerischen Landesbank Anfang 1988 zurücktreten. Unter der Führung Thyssens stieg der „Wienerwald“ zum größten Gastronomieunternehmen in Österreich auf. 1988 kürte das österreichische Wirtschaftsmagazin „Erfolg“ sie zur Managerin des Jahres. Ende der 1980er Jahre veräußerte sie das Unternehmen an die Stadt Wien. Jahn musste 1988 die 230 Wienerwald-Gaststätten an den britischen Spirituosenhersteller Grand Met verkaufen.
In den 1990er Jahren existierte somit Wienerwald Österreich und Wienerwald Deutschland.
2002 befand sich Wienerwald Österreich in Insolvenz. Das Verfahren endete damals mit einem Ausgleich.
Wienerwald Österreich wurde 2003 vom Gastronomen Christian Ziegler von der Investorengruppe Altacon gekauft und erfolgreich saniert. In Österreich gab es auch Wienerwald-Hotels. Seit Januar 2006 gehörte Wienerwald dem BZÖ-Politiker Harald Fischl. Das Unternehmen sei zum Bilanzstichtag 2006 mit einer Million Euro überschuldet gewesen, bei einem Jahresumsatz von 10 Millionen Euro.[6] 2010 wurde Wienerwald Österreich von Peter Binder übernommen, dem Inhaber der Kette Schnitzl Land.[7] Aktuell betreibt das Unternehmen laut Unternehmenswebseite 8 Restaurants, davon fünf in Wien und drei in Oberösterreich und Kärnten.
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Alfons Buhr betrieb bis zum 30. November 2007 ein Wienerwald-Restaurant in Westerland auf Sylt. Der Inhaber dieses Restaurants ist seit dem 1. Dezember 2007 die Hanseatisches Gastronomie Kontor GmbH, die auch das Jedermanns in Lübeck führt.
2003 musste die Firma mit 38 unternehmenseigenen und circa 50 Franchise-Filialen auf Grund der Hühnerpest und Konjunkturkrise zum zweiten Mal Insolvenz beantragen, auch der erste Wienerwald in der Münchener Amalienstr. 23 musste schließen. Das Verfahren konnte aber 2005 beendet werden, daraufhin verkündete Wienerwald, mit „Wienerwald Express“ erneut expandieren und bis 2009 70 weitere Filialen eröffnen zu wollen. In Anpassung an herkömmliche Schnellrestaurants sollte nicht mehr wie in der Vergangenheit auf Sitzplatz-Restaurants mit Bedienung am Platz, alpenländischen Stil und Schrammelmusik gesetzt werden, sondern eher auf Selbstbedienungsrestaurants mit Sitzecken und Expressbedienung sowie Fingerfood bzw. Fastfood anstatt bürgerlicher Küche. Der Lieferservice hendl@home lieferte Gerichte ähnlich wie beim Pizzaservice nach Hause oder an den Arbeitsplatz. 2006 waren bei der Wienerwald AG in Deutschland 105 Mitarbeiter beschäftigt, davon sieben Auszubildende. Die 65 Restaurants befanden sich schwerpunktmäßig in Süddeutschland.
Friedrich Jahn umgab sich wohl gerne mit Blondinen dieser Art …
Nachdem der Versuch weiterer Kapitalbeschaffung durch Auflegen einer Anleihe ohne Erfolg blieb, musste die Wienerwald AG am 2. April 2007 beim Amtsgericht München erneut Insolvenzantrag stellen (Nr. 1504 IN 1140/07), was zu weiteren Filialschließungen und Entlassungen führte.
Seit dem 1. Juni 2007 befindet sich der Markenname Wienerwald im Besitz der Kinder Friedrich Jahns, Margot Steinberg und Evi Peitzner. Im Jahre 2008 wurde unter einer neuen Geschäftsführung wieder vorsichtig expandiert, so entstanden neue Restaurants in Dresden, Duisburg, Essen, Rosenheim. Das Restaurant in Dresden wurde zwischenzeitlich geschlossen.
Seit Sommer 2010 kann man in zwei Prototypen in München das neue Wienerwald-Konzept mit neuem Innenraumdesign und neuen Gerichten wie z. B. Wraps, Salaten und Chicken Burger erleben. Zudem hat Wienerwald seit Sommer 2009 mittlerweile 33 Restaurants in der Türkei eröffnet. Am 14. April 2011 wurde das erste Wienerwald-Restaurant in Rumänien eröffnet. Derzeit gibt es zwei Wienerwald-Restaurants in Rumänien, beide in Bukarest.
Am 16. Februar 2012 wurde in Berlin wieder eine Wienerwald-Filiale eröffnet, nachdem Wienerwald dort einige Jahre lang nicht vertreten war. (Quelle. wikipedia)
Und hier nun diese Schallplatte (10″) aus dem Jahr 1968. Ich bezeichnete sie vorhin als dezent und zwar weil weder das Logo noch irgendein Hähnchen zu sehen sind. Es finden sich lediglich ein paar Zeilen von Friedrich Jahn, der natürlich seine „Wienerwald-Brathendlstationen“ anpreist:
Musikalisch werden dann halt jene Melodien angeboten, die man wohl als typisch wienerische Melodien bezeichnen kann (also: sentimental-kitschig-wehmütig) … warum auch nicht. Das „Harry-Lime-Thema“ fehlt natürlich auch nicht und dann gibt es noch zwei Kompositionen von Friedrich Schall, die speziell für die Gastronomie-Kette Wienerwald komponiert wurden („Wienerwald Marsch“ und „Das Lied vom Wienerwald“).
Ich habe dieser Präsentation noch 2 Artikel beigelegt: Einmals aus der „Zeit“ über das Scheitern des Friedrich Jahns und dann noch die „Wienerwald-Story“ aus dem Magazin „Franchise-Erfolge“ (6/2005)
Besetzung:
Alfons Bauer (zither)
Inge Drexel (vocals)
Erich Giuliani (vocals)
Hubert Knoflach (zither)
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Die Wienerwald-Meisterschrammler
Blaskapelle Willy Bössl
Titel:
01. Das silberne Kanderl (Fiebrich) 4.25
02. Wiener Fiakerlied (Pick) 4.21
03. Secht’s Leutl’n so war’s (Domanig-Roll/Allmeder) 3.30
04. Café Mozart (Karas) 2.19
05. Wienerwald Marsch (Schall) 2.00
06. Harry-Lime-Thema (Karas) 2.24
07. Herr Doktor, Erinnern Sie Sich Noch An’s Zwölfer Jahr… (Huebsch/Haller) 5.15
08. Mei Muatterl aar a Weanerin (Gruber) 4.13
09. Ein kleiner Lausbub (Schima/Schneider) 4.02
10. Das Lied vom Wienerwald (Schall) 1.54
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Noch ne Werbe – Postkarte (wo einem schon das Wasser im Mund zusammenlaufen könnte)