Und jetzt schlage ich mal wieder ein weiteres Kapitel des bemerkenswerten deutschen Comic Magazin namens „Mosaik“ auf:
Das Mosaik ist gegenwärtig der älteste und auflagenstärkste Comic deutscher Produktion.
Die Zeitschrift wurde 1955 in Berlin gegründet. Das erste Heft mit den drei Digedags als Haupthelden erschien am 23. Dezember 1955 im Verlag Neues Leben. Zuerst war die Erscheinungsweise vierteljährlich, seit Heft 7 (Juni 1957) kam das Heft monatlich heraus. Zum Januar 1960 (Heft 38) wechselte das Magazin zum Verlag Junge Welt. Ab dem Heft 10/1991 wurde das Mosaik aufgrund der Abwicklung des Verlags Junge Welt interimistisch von der Procom Gesellschaft für Kommunikation und Marketing in Berlin herausgegeben. Die Reihe wird seit Heft 193 (entspricht wegen der Nummernumstellung chronologisch dem Heft 1/1992) im Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag verlegt.
Die heutigen Helden der Geschichten sind die drei Figuren Abrax, Brabax und Califax, gemeinsam auch Abrafaxe genannt. Eine weitere Ausgabe erscheint vierteljährlich mit den Hauptfiguren Anna, Bella und Caramella.
Die verkaufte Auflage beträgt 70.668 Exemplare, ein Minus von 1,9 Prozent seit 2016. Davon werden rund 40.000 Exemplare im Abonnement vertrieben. Laut Mosaik-Verlag ist über die Hälfte der Leser älter als 30 Jahre.
Das erste Heft aus dem Jahr 1955:
Von Dezember 1955 bis Juni 1975 erschienen unter der Federführung von Hannes Hegen 223 Hefte, die in 23 Jahrhunderten Menschheitsgeschichte spielen und deren Haupthelden die Digedags waren. Jedoch war nicht von Anfang an klar, wie die Figuren agieren sollten. Deshalb gab es neben Heften mit den Digedags auch Hefte mit tierischen Hauptfiguren im Stile von Disney. Da die Digedags als Figuren untereinander austauschbar waren und kaum über spezifische Charaktereigenschaften verfügten, wurden sie ab Heft 20 auf die Figuren Dig und Dag reduziert. Die spätere Suche nach Digedag fand erst viele Jahre später im Rahmen der Ritter-Runkel-Serie statt. Nach 10 Jahren Abstinenz wurde Digedag ab Heft 141 wieder fest ins Mosaik integriert. Die Hefte erzählten die Abenteuer der Digedags in zumeist großen, sich über viele Hefte erstreckenden durchgängigen Handlungsbögen. Zu besonderer Popularität hat es die Reihe Ritter Runkel gebracht (Hefte 90 bis 151, erschienen von Mai 1964 bis Juni 1969), die im Mittelalter spielt.
Im Nachhinein erhob Hegen den Anspruch, völlig unpolitische Bildergeschichten geschaffen zu haben. Jedoch ist zumindest die Weltraumserie (Hefte 25 bis 44) vom Geist des Kalten Krieges durchdrungen. Die späteren Hefte sind dann aber zunehmend ein Abenteuer-Comic nach klassischem Muster. Dabei sind die Digedags immer als Streiter für das Gute und auf der Seite der einfachen Leute anzutreffen.
Ende 1974 kündigte Hegen seinen Vertrag, so dass der Verlag andere Autoren suchte. Zur Überbrückung wurden im zweiten Halbjahr 1975 bereits erschienene Hefte aus der Ritter-Runkel-Serie wiederholt. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Lothar Dräger aber schon intensiv an einem neuen Konzept für das Mosaik, das später auch teilweise umgesetzt wurde. Bei der Gestaltung der Hauptfiguren konnte sich letztendlich Lona Rietschel mit ihren Entwürfen durchsetzen. Dass die Hauptfiguren wieder drei Kobolde mit ähnlichen Eigenschaften wie die Digedags sein sollten, war eine Forderung des Verlages an das Redaktionskollektiv.
Das Mosaik von Hannes Hegen wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und erschien unter anderem auch in den Niederlanden, in Finnland und Ungarn. Ausländische Vertriebswege und Verkaufspreise wurden ab Heft 121 (Dezember 1966) in das Impressum auf der Rückseite der Hefte aufgenommen. Für die alte Bundesrepublik war dies die Helios–Literatur–Vertriebs–GmbH in Westberlin, wobei zunächst ein Preis von 0,80 DM und ab Heft 128 von 0,60 DM aufgeführt ist. In Österreich übernahm der der Kommunistischen Partei Österreichs gehörende Globus-Verlag den Vertrieb der 5 ÖS teuren Hefte, und in Finnland gab es einen Verkauf über die Firma Kansankulttuuri Oy zum Preis von 0,80 FmK. Schließlich folgte eine Preisangabe für die Niederlande und Belgien im Heft 176 mit 0,70 Gulden oder 10 bfr; Vertriebspartner war hier die Uitgeverij Het Palet.
Die seit Januar 1976 im Mosaik erscheinenden Nachfolger der Digedags sind ebenfalls drei ursprünglich koboldähnliche Figuren, die auf abenteuerliche Weise durch die Zeiten und Regionen der Erde reisen. Sie wurden in Anlehnung an die Digedags Abrafaxe genannt und es wurde ihnen ein ähnliches Namensschema gegeben. Ihre Charaktere sind gegenüber ihren Vorgängern jedoch wesentlich stärker differenziert. Waren Dig, Dag und Digedag untereinander weitgehend austauschbar und hatten kaum spezifische Eigenschaften, so sind Abrax, Brabax und Califax völlig eigenständige und sehr unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Vorlieben und Eigenschaften. Hegen strengte in der Folge mehrere Urheberrechtsverfahren gegen die Verwendung des Titels „Mosaik“ für die Geschichten der Abrafaxe an, konnte sich jedoch gerichtlich weder zu DDR-Zeiten noch nach der Wiedervereinigung in seinem Sinne durchsetzen.
Die drei Helden Abrax, Brabax und Califax erfreuen sich unterdessen bis heute großer Beliebtheit. Von den Abrafaxen erschienen bis Juli 2017 insgesamt 500 reguläre Hefte sowie diverse Spin-off. Bereits im August 1994 hatten sie mit Heft 224 ihre Vorgänger, die Digedags, überholt. Bisher wurden weit über 200 Millionen Hefte beider Reihen verkauft.
Im Februar 2018 wurde bekannt, dass das Mosaik das meistverkaufte Comic-Heft Deutschlands ist und damit sogar das Micky Maus-Magazin überholte.
Man geht mit der Zeit: Die Mädchen Ausgabe von Mosaik:
Im August 2008 erschien als Ableger zur eigentlichen Mosaik-Serie erstmals ein Mosaik mit den drei weiblichen Hauptfiguren Anna, Bella und Caramella. Das erste Auftreten der Figuren war auf der Rückseite des Heftes 392 und setzte sich im Folgeheft fort. Nicht nur rein äußerlich und charakterlich scheinen sie das feminine Gegenstück zu den Abrafaxen zu sein, auch sind sie auf eine noch ungeklärte Weise mit den Abrafaxen verbunden. (Quelle: wikipedia)
Und hier ein weiteres Heft aus dem Jahr 1981 und das heißt „Der Aufstand“ (20 Seiten; Text: Lothar Dräger):
Der Steuerpächter Armand Filoutere ist von seiner Nichte mit tatkräftiger Hilfe der Abrafaxe um einen Großteil der zu Unrecht eingetriebenen Steuergelder gebracht worden. Er wendet sich nun an den Präfekten der Region, den Comte de la Gerbier, mit der Bitte um Unterstützung. Filoutere beschuldigt die Schauspieltruppe um Pierrot, sein Geld geraubt und seine Nichte entführt zu haben. Der Comte verspricht, der Sache nachzugehen.
Unterdessen hat im Wirtshaus des Dorfes eine große Steuerrückzahlungsaktion begonnen. Jeder Dorfbewohner erhält einen Teil der von ihnen erpressten Steuern zurück, das Geld hat Ninon angesichts der großen Not der Armen bereitwillig hergegeben. Alle bekommen ausdrücklich eingeschärft, dass niemandem von dem Geld erzählen werden darf. Währenddessen taucht im Dorf ein fremder Moritatensänger auf, welcher ein großartiges Spottlied auf den König zum Besten gibt. Damit hat er sich erfolgreich das Vertrauen der Anwohner erworben. Bezahlen können ihn die Dorfbewohner leider nicht, aber sie laden ihn zu einem Mahl ins Wirtshaus ein. Dort bietet er an, den neuesten Königswitz zu erzählen, wozu er allerdings eine Goldmünze benötige. Ein leichtfertige junger Mann zückt daraufhin seinen Geldbeutel und führt dem Bänkelsänger seine neuen Münzen vor. Augenblicke später stürmen französische Dragoner das Wirtshaus, denn bei dem scheinbar harmlosen Sänger handelt es sich um niemand anders als um den Spion der Obrigkeit, Emile Espionnet, der ein paar uniformierte Freunde mitgebracht hat. Allerdings können die Dorfbewohner diesen ersten Angriff der Dragoner nach einer heftigen Wirtshausschlacht noch abwehren, und die Dragoner müssen erst einmal wieder abziehen.
Espionnet kehrt nun zum Präfekten zurück, um von der Niederlage zu berichten. Er erbittet sich vom Präfekten Verstärkung, die er auch bekommt. Er erhält den Befehl, mit einer ganzen Schwadron Dragoner rücksichtslos aufzuräumen. Die Abrafaxe und Bertrand kehren unterdessen ins Wirtshaus zurück. Sie haben den Vormittag damit verbracht, Ninon in Sicherheit zu bringen. Dazu haben sie sie hoch in die Berge zur Ziegenklippe geführt, wo als wohlwollender Einsiedler Bruder Pierre lebt, der schon viele Menschen nach Spanien geschleust hat. Bruder Pierre erklärte sich auch sofort bereit, Ninon in ein geeignetes Versteck zu bringen, und sei es nur, um dem verhassten Steuerpächter eins auszuwischen. Dort ist sie nun, zusammen mit vielen weiteren Opfern von Filoutere, in Sicherheit.
Obwohl die Dorfbewohner sich auch nach diesem geheimnisvollen Versteck erkundigen, rücken die Abrafaxe nicht mit der Sprache heraus. Nur im Notfall dürften sie dies tun. Da trifft die Nachricht ein, dass die Dragoner erneut im Anmarsch seien und an Widerstand nicht zu denken sei. Das ändert die Lage – der Notfall ist eingetreten. Sofort veranlasst man die Evakuierung des ganzen Dorfes. Auf halsbrecherischen Pfaden zieht die Einwohnerschaft mit Sack und Pack zum Kamm des Gebirges; lediglich Pierrot und seine Truppe reisen auf normalem Wege in die nächste Stadt weiter. Am Ende einer engen Gebirgsschlucht stehen die geflüchteten Bewohner schließlich vor einem gewaltigen Sperrwerk. Es handelt sich um eine Barrikade der Aufständischen, die auf dem Gebirgsplateau ihren Zufluchtsort haben. Nach dem Passieren der Sperre, wozu die Abrafaxe das Losungswort liefern („Freiheit und Gerechtigkeit für iiiimmer!“), gelangen die Flüchtlinge schließlich zu dieser Pyrenäenfestung, wo sie endlich in Sicherheit sind.
Prädikat: drollig wie eh und je !
Die Rückseite des Heftes:
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