Verschiedene Interpreten – Swing tanzen gestattet – Originalaufnahmen 1948 – 1956 (1977)

FrontCover1Ja, ja der Swing, was wären wir nur ohne ihn:

Swing bezeichnet eine Stilrichtung des Jazz, die ihre Wurzeln in der Zeit der 1920er bis 1930er Jahre in den USA hat. Dort bildete sich aus vorangegangenen Stilrichtungen, wie dem Dixieland- und dem Chicago-Jazz eine neue Musikrichtung heraus, die letzten Endes ihre große Popularität aus ihrer Tanzbarkeit und ihrem vollen Klang ableitete. In der Swingära näherten sich Entertainment und Kunst einander am meisten; der Jazz machte Kompromisse, um populär zu werden, und bewahrte sich doch seine Eigenheiten.

Die Verbreitung des Swing ist untrennbar mit der Entstehung der Big Band verbunden, oft auch als Jazzorchester bezeichnet, was auf die Größe der Besetzung schließen lässt. Waren bis dahin Musikerformationen in der Größe von Trios bis Oktetts die Regel, so stellte die Big Band nun ein absolutes Novum dar. Aus ihrer Größe folgten Änderungen in der Art des Musizierens, aber auch eine breite Palette an neuen musikalischen Möglichkeiten.

Swing in Deutschland01

ie Swing-Welle erfasste sehr schnell Westeuropa. US-amerikanische Titel wurden schon kurz nach ihrer Ersterscheinung von europäischen Orchestern eingespielt und teilweise sehr frei interpretiert. Der für den Swing typische Refraingesang wurde dabei in einigen Fällen auch in die Landessprachen übersetzt oder neu verfasst. Viele bedeutende europäische Bands wie die von Teddy Stauffer (1909–1991) bereicherten die amerikanische Klangwelt des Swing mit neuen Orchestrierungen. So wurde das Akkordeon vielfach zum Hauptträger der Melodie. Die europäischen Orchester spielten nicht nur die amerikanischen Hits, sondern kamen mit unzähligen eigenen Werke heraus. So brachte Willy Berking (1910–1979) mit seiner bei Imperial erschienen Berking-Spitzenserie bis 1943 teils ungezügelte Swing-Nummern auf den deutschen Plattenmarkt. Noch im Juli 1944 wurde unter Mitwirkung von Franz Teddy Kleindin (1914–2007) eine vom Tiger Rag stark inspirierte Nummer durch das Hans-Georg-Schütz-Tanzorchester unter dem Namen Der schwarze Panther in Berlin eingespielt und im gleichen Jahr auf Polydor veröffentlicht.

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In Deutschland konnte trotz großen Missfallens vieler NSDAP-Parteistellen letztendlich gegen den Zeitgeist, der unter anderem durch die Swing-Jugend verkörpert wurde, nicht durchgreifend vorgegangen werden. Entgegen den an vielen Stellen ausgesprochenen Verboten, Verhaftungen, Verunglimpfungen, Diskriminierungen und Eingriffen der Zensur entstanden insbesondere während des Krieges viele Aufnahmen, die dem amerikanischen Hot-Swing in nichts nachstanden. Tanzverbote hatten nie lange Bestand. So konnte das von Elfriede Scheibel und ihrem Mann, dem Jazzmusiker Heinz Wehner (1908–1945) betriebene Delphi in Berlin, eine der wichtigsten Hochburgen des Swing, bis zur allgemeinen Schließung aller nicht-kriegswichtiger Betriebe im Jahr 1943 trotz einiger staatlicher Schikanen den Betrieb mit nationalen und internationalen Künstlern wie Stan Brenders (1904–1969), Fud Candrix (1908–1974), Eddie Tower (1899–1956) und Arne Hülphers (1904–1978) aufrechterhalten. Das US-amerikanische Jazz-Magazin Down Beat rühmte Wehners Telefunken Swing-Orchester, mit dem er viele Aufnahmen einspielte „als beste Band im Nazireich“. Orchester, die mit staatlicher Unterstützung eine gemäßigte Richtung moderner Tanzmusik einschlagen sollten, wie vor dem Krieg Die Goldene Sieben oder das 1942 gegründete Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester, spielten oftmals auffallend swingend. Verwarnungen, die von Seiten der Reichsmusikkammer gegen die Jazzliebhaber unter den Soldaten auf Heimaturlaub ausgesprochen wurden, unterband letztendlich das Oberkommando der Wehrmacht, um die Soldaten bei Laune zu halten.

Heinz Wehner

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg holten ganz speziell Deutschland und Österreich auf, wo der Jazz während der Zeit des Dritten Reiches als „entartete Musik“ im Rundfunk verboten gewesen war, und die Anhänger der Swingjugend mit schweren Strafen zu rechnen hatten. Übermittler dieser neuen Musikrichtung waren hauptsächlich die amerikanischen Truppen in Europa.

Nach dem Krieg traf der Swing erneut den Zeitgeist als eine Musik der Befreiung und Lebensfreude.[8] Gegen Ende der 1940er Jahre verlor er jedoch schnell in der Gunst jugendlicher Hörer, die sich dem immer bekannter werdenden Rhythm and Blues und Rock ’n’ Roll zuwandten. Mit gewandeltem Klangbild gehörten große swingende Big Bands wie die SWR Big Band oder das Orchester Kurt Edelhagen (1920–1982) aber noch bis in die 1970er Jahre zu den großen Unterhaltungsshows im westdeutschen Fernsehen und auf der Bühne. Der Swing hat auf internationaler Ebene sein Publikum und bedeutende Künstler der Gegenwart, wie Rod Stewart (As Time Goes By) und Robbie Williams (Swing When You’re Winning), haben Swing-Alben mit Interpretationen amerikanischer Klassiker veröffentlicht und Swing-Legenden der zweiten Generation wie Paul Kuhn (1928–2013), Max Greger (1926–2015) und Hugo Strasser (1922–2016) trugen diese Musikrichtung mit Erfolg bis ins 21. Jahrhundert. (wikipedia)

Swing in Deutschland02

Und hier ein wunderbares Album. das Auskunft gibt über die deutsche SWing-Musik, wie sie nach dem II. Weltkrieg und dem Nazi-Terror wieder das Laufen gelernt hat:

Hinter dem Titel „Swing Tanzen Gestattet“ verbirgt sich eine Sammlung von insgesamt 24 Aufnahmen aus den Telefunken-Archiven mit 5 führenden deutschen Big Bands der unmittelbaren Nachkriegszeit (zwischen 1948 und 1957). Die Orchester sind die von Kurt Henkels, Max Greger, Erwin Lehn, Werner Müller und Hugo Strasser. Wer diese – so wie ich – erst in ihrer Spätphase als mehr oder weniger willenlose Begleiter verschnarchter Samstagabend-Unterhaltungssendungen kennengelernt hat, der sollte jetzt aufpassen: 20 Jahre zuvor waren diese Bands die Protagonisten einer musikalischen Revolution in Deutschland. Sie repräsentierten den bis 1945 verfemten Swing zumindest der westlichen Siegermächte, aber strenggenommen nur eines Landes: der USA mit dem damals noch sehr intakten Ruf des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten.

Swing in Deutschland03

1945 war auch eine Stunde 0 für die Unterhaltungsmusik in Deutschland: Von wegen „Swing Tanzen Verboten“ – im Gegenteil. Tanzorchester (Big Bands nannte man sie damals noch nicht) etablierten sich und nahmen dieses heiße Musik in ihr Repertoire auf. Nicht zufällig waren viele mit den neuen Rundfunkanstalten verbunden: Kurt Henkels‘ Band war das Tanzorchester des Senders Leipzig, Erwin Lehn leitete das Südfunk-Tanzorchster und Werner Müller das RIAS-Tanzorchester.

Die Musik, die sie spielten, war frisch (zumindest für Deutschland, die USA waren damals schon jenseits des Bebop im Cool Jazz) und verheißungsvoll, und das, was die Solisten an Technik und Jazzfeeling ihren amerikanischen Kollegen hinterherhinkten, machten sie mit Enthusiasmus wett.

Im einzelnen findet man folgendes:

Kurt Henkels 7 Titel (aufgenommen zwischen Juli 1948 und Juni 1957).
Das „Tanzorchester des Senders Leipzig, Leitung Kurt Henkels“ spielte immerhin in der Sowjetischen Besatzungszone richtig guten Swing. Zwei Titel stechen besonders hervor: das moderne „Cherokee“ (1950) sowie der „Special Delivery Stomp“ (1948), auf dem ein junger Rolf Kühn eine hervorragende Klarinette bläst. Ab Mitte der 50er bekam Henkels zunehmend Ärger mit den DDR-Behörden, 1959 ging er in den Westen, arbeitete für Funk und Fernsehen, hatte aber keinen großen Erfolg mehr – die Zeit der Big Bands war endgültig vorbei.

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Max Greger: 6 Titel (aufgenommen 1951 und 1952).
Ganz früher Max Greger, eigentlich die ersten sechs Titel, die er mit seiner Big Band auf Platte aufnahm. Guter Swing, zum Teil basierend auf amerikansichen Standards („American Patrol“), die teilweise einfach eingedeutscht wurden (so z.B. „Linger Awhile“ in „Mein Liebling heißt Mädi“). Greger war vielleicht der kommerziellste all dieser Bandleader, sprang in den 50ern auf den R&B-Zug auf (und zwar wörtlich: „Night Train“ wurde für ihn ein großer Erfolg), und war in den 60er und 70er Jahren mit festem Vertrag beim ZDF angestellt. Und obwohl seine 60er Band Leuten wie Benny Bailey und Don Menza eine Heimat bot, spielten sie doch so gut wie keinen Jazz mehr

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Erwin Lehn: 3 Titel (aufgenommen 1948 und 1953).
Mit diesen drei Titeln beweist Erwin Lehn seine Sonderstellung; Zusammen mit Kurt Edelhagen waren die beiden schlicht und einfach ein Klasse für sich. Big Band Jazz, wie er auch in den USA hätte aufgenommen werden können. Allerdings sind alle drei Titel vor der großen Zeit der „Lehn’s Men“ (ab Mitte der 50er) entstanden. „Schirokko“ stammt sogar noch aus Lehn’s Vor-Stuttgarter Zeit beim Radio Berlin Tanzorchester, aber „Let’em Swing“ und „Festival Jump“ von 1955 sind schon eindrucksvoll. Lehn leitete das Südfunk-Tanzorchester noch bis in die 90er Jahre, 1998 entstand im Rahmen der Zusammenlegung des SDR und des SWF die bis heute hochklassige SWR-Big Band.

Die Erwin Lehn Band in den 50er Jahren:
ErwinLehnBand

Werner Müller: 5 Titel (alle 1950)
Auch das die ersten 5 auf Platte gebannten Aufnahmen des RIAS-Tanzorchesters, eines sehr swingenden Klangkörpers. Bekanntester Solist ist wiederum Rolf Kühn, hier schon im Westen. Auch beim RIAS-Tanzorchester wurden Titel eingedeutscht, so heißt hier „Music, Maestro, Please“ einfach „Liebe und Musik“. Anders als Erwin Lehn blieben Müller und das RIAS-Tanzorchester in den folgenden Jahren die meiste Zeit auf der kommerzielleren „Tanz“-Seite des Business.

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Hugo Strasser: 2 Titel (aufgenommen 1956 und 1957).
Strasser, ein alter Bekannter Max Greger’s, in dessen Münchner Sextet er Ende der 40er gepielt hatte, war ein bisschen ein Nachzügler. Er stellte seine Big Band erst 1955 auf, und so sind die beiden Titel, obwohl fast außerhalb des Betrachtungszeitraums der Rest-CD, immer noch aus der Anfangsphase seiner Band. Sowohl „Heisse Ventile“ als auch „Tanzende Trompeten“ stellen die ausgefeilte Technik seiner Profi-Musiker in den Vordergrund. Strasser verstand seine Band immer als Tanz-, nicht als Jazzorchester, und war lange Zeit die gesetzte Begleitband bei Profi-Tanzwettbewerben.

Hugo Strasser02

Alles in allem: Seltene Tondokumente aus der frühen Nachkriegszeit, die vor allem durch ihre Spielfreude überzeugen. Der Klang durchgängig sehr blechbezogen, bei den Originalen überwiegen Riffs und Variationen über ein Thema. Einzig – aber das ist ein generelles Thema europäischer Big Bands der 30er, 40er, und 50er – die Rhythmusgruppen und dabei insbesondere die Schlagzeuger hätte man sich mit mehr Swing und Drive gewünscht, die Bands hätten es verdient gehabt. (G. Pechura)

Und ja, die Freude am „freien“ Musizieren ist zu hören, ist sowas zu hören (und da sind überraschend viel Eigenkompositionen mit dabei !) … und ich habe mir die „Mühe“ gemacht, alle Musikanten aufzulisten (meine Form von Respekt vor diesen Pionieren des deutschen Jazz der Nachkriegszeit) und da fallen einem schon ein paar Namen auf, die auch noch später auf sich aufmerksam machten: Günther Hampel, Rolf Kühn, Werner Scharfenberger, Horst Fischer, Günther Oppenheimer, Peter Witte und Werner Baumgart (um nur ein paar wenige zu nennen)

Und ja, auch ein Ernst Mosch gehörte damals noch zu den Jazzern !

Und Titel wie „Tanzende Trompeten“ oder „Trompeten Artistik“ sprechen auch Bände !

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Besetzung:

Werner Müller und sein Orchester:
Arno Flohr (guitar)
Günther Hampel (drums)
Rolf Kühn (clarinet. saxophone)
Alex Machowiak (bass)
Erich Werner (piano)

saxophone:
Heinz Kamberg – Heinz Deschan – Gerhard Lehmann – Günther Grunwald

trombone:
Bob Henders – Günther Seppel – Harold Emmelmann – Kurt Masnick

trumpet:
Hans Berry – Macky Kasper – Paul Rutz – Rudolf Krueger

Max Greger und sein Orchester:
Max Büttermann (bass)
Silo Deutsch (drums)
Max Greger (saxophone)
Werner Scharfenberger (piano)
Hugo Strasser (saxophone, clarinet)

saxophone:
Walter Reinhard – Willi Sasse – Heinz Eberle – Sepp Seitz

trombone:
Ernst Krause – Fritz Gläser – Kurt Barthel – Max Höll

trumpet:
Fritz Weichbrodt – Rolf Schneebiegl – Rudi Grätz – Walter Seebald – Ernst Pucher (bei 23.)

Orchester Kurt Henkels:

Wolfgang Balzereit (guitar)
Fips Fleischer (drums)
Rolf Kühn (clarinet. saxophone)
Martin Morgenstern (saxophone, clarinet bei 17.)
Günther Oppenheimer (piano)
Horst Reipsch (saxophone, clarinet bei 17.)
Willy Schade (bass)
Werner Schirmer (bass bei 17.)

saxophone:
Horst Oltersdorf – Rudi Müller – Henry Passage – Werner Baumgart (saxophone bei 21.)

trombone:
Hans Kopperschläger – Heinz Wolf – Helmut Henne – Fritz Bogen (bei 17.)

trumpet:
Heinz Oltersdorf – Paul Heyne – Gerhard Schmieder (bei 17.) – Karl Maßmann (bei 17.) – Horst Fischer (trumpet bei 21.)

clarinet:
Horst Oltersdorf – Martin Morgenstern

Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester:
Werner Baumgart (clarinet, saxophone)
Herbert Kysfelka (drums bei 18.)
Siegfried Lange (guitar bei 18.)
Günther Leimstoll (guitar)
Baldo Maestri (saxophone, clarinet bei 18.)
Harry Meissner (piano bei 18.)
Hermann Mutschler (drums)
Piero Roncaroni (bass bei 18.)
Peter Witte (bass)

saxophone:
Ernst Machwitz – Berthold Schramme – Heinz Tischendorf – Walter Vogel – Omar Lamparter (bei 18.) – Otto Henkis (bei 18.) – Heinz Klink (bei 18.) – Waldi Kasielke (bei 18.)

trombone:
Ernst Mosch – Josef Göppel – Kurt Krause – Erich Böhm (bei 18.) – Ferri Juza (bei 18.) – Heinz Stöckel (bei 18.) – Richard Drews (bei 18.)

trumpet:
Eberhard Schmidt-Schulz – Franz Bummerl – Georg Kraft – Heinz Abendschön – Horst Fischer – Erich Plate (bei 18.) – Herbert Wunsch (bei 18.) – Karl Kutzer (bei 18.) – Werner Schnabel (bei 18.)

Hugo Strasser und sein Tanzorchester:
Lothar Artmeier (guitar)
Karl Hartl (bass)
Willy Schmidt (drums)
U.Winninger (piano)

saxophone:
Herbert Peltzer – Hugo Strasser – Josef Hierl – Willy Busse – Josef Seitz – Walter Rheinhard

trombone:
Fritz Gläser – Karl Bartel – Konrad Maier – Max Büttermann – Max Höll

trumpet:
Fritz Weichbrodt – Jus Zinner – Quirin Amper – Sepp Huber – Walter Rudolf – Willi Müller

Booklet

Titel:
01. Werner Müller und sein Orchester:  Opus 1 (Oliver) 3.01
02. Max Greger und sein Orchester: American Patrol (Meacham) 3.14
03. Orchester Kurt Henkels: St. Louis Blues (Handy) 3.45
04. Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester: Let ‚Em Swing (Gershwin) 2.46
05. Hugo Strasser und sein Tanzorchester: Heisse Vanille (Strasser) 2.18
06. Orchester Kurt Henkels: C-Jam Blues (Ellington) 3.20
07. Werner Müller und sein Orchester: Georgine (Winkler) 2.03
08. Hugo Strasser und sein Tanzorchester: Tanzende Trompeten (Ogermann/Strasser) 1.57
09. Max Greger und sein Orchester: Wenn froh ein Lied erklingt (Berking) 2.56
10. Orchester Kurt Henkels: Saxophon Riff (Oppenheimer) 2.44
11. Werner Müller und sein Orchester: Trompeten Artistik (Müller) 2.30
12. Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester: Festival Jump (Baumgart) 2.58
13. Max Greger und sein Orchester: Wir machen Musik (Steimel/Igelhoff) 2.45
14. Orchester Kurt Henkels: Kaskaden (Eichenberg) 2.57
15. Werner Müller und sein Orchester: Liebe und Musik (Music Maestro, Please) (Steimel/Igelhoff) 3.34
16. Max Greger und sein Orchester: Kosaken-Patrouille (Traditional) 3.26
17. Orchester Kurt Henkels: Trompeten-Fox (Henne) 2.28
18. Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester: Schirokko (Maschke) 3.15
19. Orchester Kurt Henkels: Special Delivery Stomp (Artie Shaw Stomp) (Shaw) 3.06
20. Max Greger und sein Orchester: Hallo, kleines Fräulein (Skodda) 2.43
21. Orchester Kurt Henkels: Cherokee (Noble) 2.58
22. Werner Müller und sein Orchester: Und ausgerechnet du (Riethmüller) 2.17
23. Max Greger und sein Orchester: Mein Liebling heisst Mädi (Linger A While) (Owens/Rose) 2.42
24. Orchester Kurt Henkels: Auf der Messe (The Mess Is Here) (Hampton) 3.09

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Das berühme Schild, das es so nie gab (siehe: pophistory.hypotheses.org/527):Schild
https://www.youtube.com/watch?v=WtS5xWlG_Lw

VA – Tanz international (1966)

FrontCover1So … und jetzt darf ich der geneigten Leserschaft dieses blogs etwas ganz besonderes präsentieren … Ttommelwirbel …

… 16 Weltstars – 16 Welterfolge !

Na, wenn das nichts ist … und uns schallt gepflegte Unterhaltungsmusik entgegen, so wie man sie in den 5oer Jahren gerne gehört hat.

Ob jetzt alle Weltstars waren ode rob wir ausschließlich Welterfolge lasse ich mal dahin gestellt sein.

Aber auf jeden Fall hören wir ein buntes Potpourri schmissiger und sentimentaler Orchestermusik. Natürlich auch immer wieder gepfeffert mit einem Hauch von Exotik („Peptio“, „Mexico“), charmanten Damen wie z.B. bei „In The Mood“.

Deutsche Weltstars gibt es hier nicht, aber immerhin singt die Caterina Valente und wird dabei von dem Orchester Werner Müller begleitet.

Und der olle Brecht ist mit seinem „Mack The Knife“ auch mit von der Partie. Und wer bei „Chattanooga Choo Choo“ glaubt die Melodie zu kennen, täuscht sich möglicherweise gar nicht. Diese Komposition diente dem Udo Lindenberg als Grundlage für seinen „Sonderzug nach Pankow“.

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Und dann gibt´s noch ewas ziemlich schräges. „Patricia“ fällt durch seinen schrillen, fauchenden Orgelsound auf …

Und ja hoplla: hat nicht fast die ganze Zeit mein linker Fuss im Takt mitgeklopft ?

Also, hin und wieder können solche LP´s durchaus eine vergnügliche Angelegenheit sein, insbesondere wenn auch ein kreufideler Harry Belafonte mit dabei ist.

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Die Innenhüllen des Albums

Titel:
01. Ted Heath und sein Orchester: Begin The Beguine (Porter) 2.21
02. Clark Sisters und die Ramblers: In The Mood (Garland/Razaf) 2.25
03. Duane Eddy und Bob Thompson mit seinem Orchester: High Noon (Tiomkin/ Washington) 3.10
04. Paul Anka und Joe Sherman mit seinem Orchester: Diana (Anka) 2.20
05. Caterina Valente und Werner Müller mit seinem Orchester: Tonight We Love (Austin/Martin/Worth) 2.48
06. Pat Boone und Jimmy Haskell mit seinem Orchester: Speedy Gonzales (Kaye/Lee/Hill) 2.21
07. Mantovani und sein Orchester: Charmaine (Rapée/Pollack) 3.07
08. Perez Prado und sein Orchester: Patricia (Prado) 2.07
09. Los Machucambos: Pepito (Taylor/Truscott) 3.07
10. Rosemary Clooney und Perez Prado mit seinem Orchester: Mack The Knife (Weill/Brecht/Blitzstein) 2.01
11. Floyd Cramer: Chattanooga Choo Choo (Warren/Gordon) 2.05
12. Bob Moore und sein Orchester: Mexico (Bryant) 2.38
13. Harry Belafonte und Ralph Hunter mit seinem Orchester: Angelina (Burgie) 3.59
14. Edmundo Ros und sein Orchester: I Could Have Danced All Night (Loewe/Lerner) 2.33
15. Billy Vaughn und sein Orchester: Wheels (Petty) 2.29
16. Al Hirt und sein Orchester: When The Saints Go Marching In (Traditional) 1.58

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Inge Brandenburg – Don’t Take Your Love + 3 (1960)

FrontCover1Ganz sicher einer der bewegendsten Musikerinnen-Biographien des Nachkriegs-Deutschlands und es ist eine sehr tragische Biographie:

Inge Brandenburg (* 18. Februar 1929 in Leipzig; † 23. Februar 1999 in München) war eine deutsche Jazzsängerin und Theaterschauspielerin. Sie wird oft als beste deutsche Jazzsängerin der 1960er Jahre bezeichnet.

Inge Brandenburg wurde in eine zerrüttete Familie hineingeboren, in der Gewalt und Streit herrschten. Ihre Eltern verlor sie jugendlich durch die Nationalsozialisten; der Vater brachte sich, als Kommunist im KZ Mauthausen inhaftiert, 1941 um, die Mutter wurde als „Asoziale“ in das KZ Ravensbrück interniert und kurz vor Kriegsende erschossen. Aufgrund dessen verbrachte sie den Großteil ihrer Jugend in einem Heim in Bernburg.

Nach Kriegsende flüchtete sie in die amerikanische Zone nach Hof, dann weiter nach Augsburg. Dort kam sie in den GI-Clubs das erste Mal mit Jazz in Kontakt; es folgten erste Engagements. Als Autodidaktin entwickelte sie sich zunehmend zu einer hervorragenden Jazz-Interpretin. Nach Auftritten in Nachtclubs und Tanzlokalen unternahm sie eine achtmonatige Tourneereise nach Schweden, die von Erfolg gekrönt war (ursprünglich geplant waren nur vier Wochen). Zurück in Deutschland kam der Durchbruch 1958 auf dem Deutschen Jazzfestival in Frankfurt am Main; auch die Kritiker prophezeiten ihr eine große Zukunft. Sie erhielt ihren ersten Plattenvertrag und sang bald, geschätzt wegen des dunklen Timbres in ihrer Stimme und ihres hervorragenden Timings, mit der ersten Garde der Jazzer.

Beim Festival Européen du Jazz in Antibes 1960 wurde sie als beste europäische Sängerin ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit mit Hans Koller, Albert Mangelsdorff, Emil Mangelsdorff, Helmut Brandt und den Orchestern von Kurt Edelhagen und Erwin Lehn festigten ihren Ruf als die beste westdeutsche Jazzsängerin; sie sang vor allem im Swing-Idiom und Blues-Stücke. Ihre Interpretation von Lover Man machte sie angeblich 1960 „zur Legende“: „Unbeeindruckt von den damals schon vorliegenden überwältigenden Vokal-Aufnahmen, sang sich die junge Deutsche mit individueller Phrasierung und seelenvoller dunkler Stimme die Seele aus dem Leib.“

IngeBrandenburg1Anfang der 1960er Jahre wurde Inge Brandenburg von dem AFN-Moderator Charlie Hickman gemanagt, der ihr die ersten Fernsehauftritte verschaffte, unter anderem mit Ted Heath (1962). Sie tourte 1965 mit der Gunter Hampel Group und interpretierte Ornette-Coleman-Stücke wie Lonely Woman. 1968 ging sie mit dem Trio von Wolfgang Dauner auf Tournee. Plattenfirmen veröffentlichten einige Aufnahmen mit ihr, wollten aber lieber (besser verkäufliche) Schlager-ähnliche Stücke aufnehmen, wozu sie nicht bereit war. Durch Probleme mit Alkohol und ihre reizbare Art galt sie nun als schwierig. Auch die Auftritte wurden immer weniger, so dass sie später überwiegend Theater spielte. 1976 sang sie noch einmal auf einem Jazzfestival in Würzburg, 1974 und 1976 im Sinkkasten in Frankfurt am Main, 1985 in der Brotfabrik in Frankfurt am Main, oder in Omnibus (Würzburg) und Sudhaus in (Stuttgart) mit Peter Mayer Quartett und Jan Jankeje . Dann zog sie sich aufgrund der schwierigen ökonomischen Situation aus dem Musikmarkt komplett zurück.

Nach dem Karriereende rutschte Brandenburg in tiefere Alkoholprobleme ab, hinzu kamen Probleme mit ihren Stimmbändern. 1990 unterzog sie sich einer Operation der Stimmbänder. Mitte der Neunzigerjahre versuchte sie ein Comeback – unterstützt von Gerry Hayes und Charly Antolini, mit den Trios der Pianisten Walter Lang bzw. Heinz Frommeyer, welches jedoch misslang. Verarmt starb sie 1999 in einem Schwabinger Krankenhaus.

Am 16. Juni 2011 wurde der zweistündige Dokumentarfilm Sing! Inge, Sing! – der zerbrochene Traum der Inge Brandenburg von Marc Boettcher uraufgeführt. Im Oktober 2011 startete der mit dem „Prädikat Wertvoll“ ausgezeichnete Film im Kino, im Mai 2012 erschien der Film außerdem auf DVD.

Am 5. Dezember 2012 wurde auf ARTE TV eine 52-minütige Kurzfassung des Kinofilms unter dem Titel Die Deutsche Lady Jazz (La lady allemande du Jazz) erstmals im deutschen und französischen Fernsehen ausgestrahlt. Diese TV-Fassung wurde am 29. Januar 2013 für den Grimme-Preis 2013 im Bereich Information und Kultur nominiert.

Die Audio-CD zum Film Sing! Inge, Sing! mit 22 von Inge Brandenburg gesungenen Jazz-Titeln wurde am 15. Februar 2012 auf der Bestenliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik gewürdigt. (Quelle: wikipedia)

Hört man sich diese alte Aufnahmen heute wieder mal an, kommt man ja aus dem Staunen gar nicht raus … eine derartig reife Jazz-Sängerin und es ist schon fast beschämend, dass ihre musikalische Karriere derart miserabel verlaufen ist …

Und so werde ich immer wieder mal ihre Aufnahme hier präsentieren. Ich fang mal an mit einer EP – Sonderpressung für den „Deutschen Schallplattenring“  (dieser Ring war quasi ein Konkurrenzprodukt zum Bertelsmann Club), der ihre famosen Interpretationen von Jazz-Standards zum Inhalt hat. Diese EP ist eigentlich fast identisch mit der offiziellen Decca EP „Herzlichst Inge“ (der Titel „There´ll Never Be Another You“ wurde durch „Goody Goody“ ersetzt).

Hören, staunen, geniessen !

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Die German Allstars (v.l.): Joki Freund, Emil Mangelsdorff, Dusko Goykovich, Albert Mangelsdorff, Inge Brandenburg

Besetzung:
Inge Brandenburg (vocals)
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Werner Müller und sein Orchester
Die Helmut Brandt Combo

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Titel:
01. Don´t Take You Love (Nemo) 2.45
02. All Of Me (Marks/Simon) 3.56
03. Goody Goody (Mercer/Malneck/Burg/Holland) 2.09
04. Lover Man Oh Where CanYou Be (Ramirez/Davis/Shermann) 3.52

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