Ein wirklich feines Jazzalbum aus deutschen Landen, veröffentlicht auf Saba Schallplatten, jenem Label das sich ein paar Jahrte später anschickte, mit dem Label MPS wirklich für Furore zu sorgen.
Eigentlich hatte die Firma Saba ja ganz anderes im Sinn:
Die Firma SABA (Schwarzwälder Apparate-Bau-Anstalt August Schwer Söhne GmbH) war ein deutscher Rundfunkgerätehersteller. Zuletzt Bestandteil eines chinesisch-französischen Gemeinschaftsunternehmens, befand sich am Urstandort Villingen nur noch eine Entwicklungsabteilung. SABA wurde 1986 aufgelöst; das Nachfolgeunternehmen TTE Germany ging 2007 in Insolvenz. Seit 2011 wurde wieder damit begonnen, Produkte der Marke SABA von der aus dem Thomson-Konzern herausgegangenen Technicolor zu vermarkten, unter anderem auch von Fremdherstellern. (wikipedia)
Die klassischen Saba-Produkte:
Das Label Saba wurde dann als Teil der Firma von Hans Georg Brunner-Schwer gegründet. Im Laufe der Jahre (bis 1968) veröffentlichte man ca. 40 LP`s mit dem Schwerpunkt: Jazz.
Als die Firma in einer wechselhaften geschichte dann 1968 an die amerikanische GTE Corporation ging, hatten die an dem Label kein Interesse (die spinnen, die Amis !) und so gründete Hans Georg Brunner-Schwer das Labewl MPS (= Musik Produktion Schwarzwald) … und der Rest ist dann Geschichte.
Hier ein Sampler aus alten Saba Tagen, bei der Pianist Wolfgang Dauner natürlich bis heute einen klangvollen Namen hat.
Die anderen sind ehr in Vergessenheit geraten., wobei der Dieter Reith viele, viele Jahr später ein sehr erfolgreicher Produzent 8u.A. Pur, Pe Werner etc.) wurde. Aber damals war er halt noch ein lupenreiner Jazzer.
Dieter Reith (* 25. Februar 1938 in Mainz; † 1. April 2020) war ein deutscher Jazzpianist, -organist, Arrangeur und Komponist.
Reith wurde 1972 dadurch bekannt, dass er zusammen mit Peter Herbolzheimer und Jerry van Rooyen die Olympiaeinzugsmusik für das Orchester Kurt Edelhagen komponierte und arrangierte. Dafür wurden diese drei Musiker mit einer Goldenen Schallplatte und dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Reith nahm ab 1945 Klavierunterricht, zunächst mit rein klassischer Ausrichtung. Ab 1956 spielte er Jazz im Club „Katakombe“ in Mainz. Nach dem Abitur 1958 studierte er Musikwissenschaft und experimentelle Physik. Auch absolvierte er ein Praktikum im Bereich der Tontechnik. 1961 bestand er ein Probespiel als Pianist bei der SWF-Bigband, deren Pianist er von 1962 bis 1971 war. Außerdem war er von 1970 bis 1976 Organist in Peter Herbolzheimers Rhythm Combination & Brass. Von 1971 bis 1973 spielte er Klavier im Orchester Kurt Edelhagen (WDR). Nachdem er 1973 seinen Wohnsitz nach Stuttgart verlegt hatte, leitete er für zahlreiche Produktionen die SWR Big Band und das SWR-Rundfunkorchester. Außerdem fungierte er als Arrangeur für viele TV-Projekte, Rundfunkproduktionen und Tonträger. Bekannt wurde er unter anderem durch seine Arbeit für die Fernsehsendung Verstehen Sie Spaß?, wo er als Dirigent der begleitenden SWR Big Band von 1980 bis 2002 tätig war. Ab 1997 war er Mitglied im Werkausschuss der GEMA.
Reith spielte u. a. mit den folgenden Musikern zusammen: Stan Getz, Jean-Luc Ponty, Art Farmer, Frank Rosolino, Niels-Henning Ørsted Pedersen, Kenny Clarke, Philip Catherine, Benny Bailey, Slide Hampton, Maynard Ferguson, Toots Thielemans, Herb Geller
Er starb am 1. April 2020 im Alter von 82 Jahren
Und dann noch die Elsie Bianchi, mit einer wahrlich bewegten Biographie:
Elsie Bianchi Brunner (* 5. November 1930 in Zürich als Elsie Brunner; † 17. Juli 2016[1][2]) war eine Schweizer Jazzmusikerin (Akkordeon, Piano, Gesang), die nach ihrer musikalischen Karriere in den USA als Sportartikel-Fabrikantin tätig war.
Bianchi Brunner spielte zuerst – zusammen mit ihren Geschwistern – Akkordeon, bevor sie mit zehn Jahren zum Klavier wechselte. Gelegentlich wirkte sie als Pianistin bei der Saxophonband von Harry Pfister mit, während sie eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten machte.
Auf dem Jazz Festival Zürich trat sie mit grossem Erfolg von 1951 bis 1954 als Pianistin, Jazz-Akkordeonistin und Sängerin auf und erhielt mehrere Auszeichnungen. 1956 heiratete sie den Saxophonisten und Bassisten Siro Bianchi, mit dem sie als Berufsmusikerin arbeitete, wobei sie das Duo mit Schlagzeugern wie Daniel Humair, Fritz Stähli oder Kenny Schmidt zum Trio erweiterten. 1958/59 waren sie auf Gastspielreise in den Vereinigten Staaten, wo Howard Rumsey sie im Hermosa Beach Lighthouse Cafe aufnahm. 1959 kamen sie zurück in die Schweiz und spielten vor allem im Basler Atlantis (im Trio mit Alex Bally). Seit 1962 verbrachten sie als Musiker jeweils den Sommer in Nordamerika und die Wintersaison in Les Diablerets, Grindelwald oder Gstaad. 1968 übersiedelte das Paar in die Vereinigten Staaten. 1978 gab sie wie auch ihr Mann den Musikerberuf auf und übernahm von ihren Brüdern die Sportartikel-Fabrik K-Swiss. 1987 zog sie sich mit ihrem Mann auf eine Farm in Georgia zurück. Sie starb 2016 im Alter von 85 Jahren. (wikipedia)
Zu guter Letzt dann noch die Modern Jazz Group Freiburg:
Gegründet wurde die Modern Jazz Group Freiburg ca. 1954 von Pianist Ewald Waldi‘ Heidepriem, einem der Wegbereiter des modernen Jazz der 50er Jahre in Deutschland.
Ewald „Waldi“ Heidepriem (* 26. Dezember 1929; † 17. Oktober 1998 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Jazzpianist und Waagenbaumeister.
Heidepriem war in den späten 1950er Jahren Gründer und Pianist der Modern Jazz Group Freiburg. Auch begleitete er mit seinem Trio Musiker wie Barney Wilen. Trotz einer schweren Verletzung der rechten Hand und einer bleibenden Behinderung eignete er sich eine beachtliche Spieltechnik an und galt als einer der führenden Pianisten des Modern Jazz in Süddeutschland. Hans Georg Brunner-Schwer stellte ihn auf seinem frühen Piano-Album Piano x 4 als einen von vier Pianisten vor. Heidepriem knüpft enge Kontakte zur Basler Jazzszene und spielte in den frühen 1960er Jahren öfter in der Schweiz.
Heidepriem, dessen Söhne Thomas und Lucas ebenfalls Jazzmusiker wurden, bildete seit Mitte der 1980er Jahre das Rückgrat des Jazzhaus Freiburg. Nach ihm ist der Freiburger Jazzpreis benannt. (wikipedia)
Die Musik der Modern Jazz Group Freiburg war herausragend. Selbst nach heutigen Maßstäben klingt die Musik unglaublich modern und vital. (bear.de)
Bei Dieter Reith, Elsie Bianchi und der Modern Jazz Group Freiburg werde ich mich nun hurtig auf weitere Spurensuche begeben, denn dies erscheint mir allemal als sehr sinnvoll und notwendig; dieser blog soll ja auch die Funktion erfüllen, vergangene Musikperioden aus deutschen Landen zu dokumentieren (mein Antrag auf staatlich anerkanntes Dokumentationszentrum wird noch bearbeitet … )
Jetzt aber genug der Jazzgeschichte.
Hier nun 9 prachtvolle Piano-Jazz Stücke, die, soweit mein jetziger Kenntnisstand, eigenes für dieses Album aufgenommen wurden.
Die auf der Hülle genannte Dave Brubeck Komposition „Waltz Limp“ mag ja vielleicht von Wolfgang Dauner mal eingespielt worden sein, zu hören ist sie hier allerdings nicht. Gleiches gilt für „Robins Nest“ von Dieter Reith.
Das ändert allerdings nichts an dem Hörvergnügen, das diese LP bereiten kann.
Besetzung:
Wolfgang Dauner Quartett (2. April, 1964, Saba Tonstudio, Villingen):
Charly Antolini (drums)
Wolfgang Dauner (piano)
Joki Freund (saxophone)
Eberhard Weber (bass)
Elsie Bianchi Trio (4. Dezember 1963, Saba Tonstudio, Villingen):
Elsie Bianchi (piano)
Siro Bianchi (bass)
Hansjörg Schmidt (drums)
Dieter Reith Quintett (23. Dezember 1963, Saba Tonstudio, Villingen):
Charly Antolini (drums)
Kurt Bong (percussion)
Hermann Mutschier (timpales)
Dieter Reith (piano)
Peter Witte (bass)
The Modern Jazz Group Freiburg (21. Oktober 1963, Saba Tonstudio, Villingen):
Peter Baumeister (drums)
Karl Theodor Geier (bass)
Ewald Heidepriem (piano)
Hans Kennel (trumpet)
Gustl Mayer (saxophone)
Titel:
Wolfgang Dauner Quartett:
01. Take The A-Train (Strayhorn) 3.20
02. Waltz For A Young Girl (Dauner) 3.52
03. Take The Coltrane (Ellington) 3.28
Elsie Bianchi Trio:
04. Baron Lazar (Bianchi) 3.02
05. What Is This Thing Called Love (Porter) 3.30
Dieter Reith Quintett:
06. Willow Weep For Me (Ronell) 5.37
07. Gootin‘ Each Other (Reith) 3.07
The Modern Jazz Group Freiburg:
08. You Do Something To Me (Heath) 4.38
09. Big P (Porter) 5.05