Verschiedene Interpreten – Das waren noch Zeiten – 1000 Takte Tonfilm (1966)

FrontCover1Jetzt mal einemusikalische Revue aus der Nachkriegszeit.

Basis für dieses Album sind die Kompositionen des Lotar Olias:

Lotar Olias (* 23. Dezember 1913 in Königsberg in Preußen; † 21. Oktober 1990 in Hamburg) war ein deutscher Komponist und Textdichter der 1930er bis 1960er Jahre, der oft in Partnerschaft mit den Textdichtern Peter Moesser, Günter Loose, Max Colpet sowie Fritz Graßhoff zusammenarbeitete.

Olias besuchte das Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin, wo Moritz Mayer-Mahr und Institutsleiter Robert Robitschek seine Lehrer waren. Bereits zu dieser Zeit komponierte er Chansons für Sänger wie Max Hansen und Lucienne Boyer. Er verfasste dann Revuen für den Berliner Wintergarten und Hamburgs Planten un Blomen. 1937 schrieb er für einige Kurzfilme seine ersten Filmmusiken.

Lotar Olias01

Olias war seit dem 21. November 1932 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.478.935) und wurde NSDAP-Kulturwart der Ortsgruppe Wartburgplatz in Berlin. Für die nationalsozialistischen Machthaber schrieb er in den 1930er Jahren mehrere Titel nationalsozialistischen Inhalts. Hierzu gehören unter anderem der SA-Totenmarsch, Braun und grau und der Amtswaltermarsch (Textauszug hieraus: „Gott segne unser’n Führer und das Werk seiner Tat. Daß er uns allzeit schütze vor Juda und Verrat.“). Trotzdem gehörte Olias nicht zu den Haus- und Hofkomponisten der NS-Führung. Im Zweiten Weltkrieg war Olias Leiter des Fronttheaters Der Knobelbecher.[2] 1941 komponierte er zwei Durchhaltelieder: Wann ist Frieden in Berlin und Einmal geht der große Krieg zu Ende, die auf Schallplatte eingespielt wurden und in denen er den Gesangspart übernahm.

Während einer Drehpause zu „Freddy, die Gitarre und das Meer“ (1959) trafen sich Louis Armstrong, der Komponist des Films Lotar Olias und Freddy Quinn (v.l.n.r.) in der UFA-Kantine:
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1939 kehrte Olias nach Hamburg zurück. Nach Kriegsende beteiligte er sich 1945 an der Gründung des Hamburger literarischen Kabaretts „Bonbonnière“, für das er komponierte und textete. Da er keine größeren Aufträge erhielt, musste er sich jahrelang zusätzlich mit Rummelplatz-Jobs, als Musiker auf Hochzeiten und als Modenschau-Präsentator über Wasser halten.

1949 gelang ihm dann der Durchbruch zum gefragten Schlager- und Filmmusikkomponisten. Er schrieb neben Schlagern und Musicals Filmmusiken zu über 40 Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Besonders die von Freddy Quinn gesungenen Titel wurden zu großen Publikumserfolgen und gelten heute als Evergreens. Olias komponierte bis 1964 auch regelmäßig die Musik zu den Filmen, in denen Quinn als Hauptdarsteller zu sehen war. Mit So geht das jede Nacht trat Freddy Quinn beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1956 in Lugano an.

Lotar Olias starb 1990 an den Folgen von schweren Durchblutungsstörungen. Olias ruht auf dem Friedhof Ohlsdorf.

Lotar Olias03

Man kann diese Revue natürlich als durchaus amüsant empfinden, auch die „launig-charmante“ Moderation könnte einem heiter stimmen ..

… aber mir wird aufgrund der widerlichen Biographie von Olias nur speiübel … deshalb bin ich froh, dass diese LP  jetzt nicht mehr auf den Plattenteller kommt.

BackCover1

Titel:

01. 1000 Takte Tonfilm (Teil 1) (22.46):
01.01. Filmorchester: Wochenschaumarsch (Olias) 1.11
01.02. Hans Richter: Mister Moneymaker (Olias) 1.44
01.03. Grethe Weiser: Denn in der Nacht (Olias/Büsing) 1.42
01.04. Filmorchester: Walzer der Nacht (Olias) 1.12
01.05. Lotar Olias & Kurt Schwabach): Wenn ich wieder auf die Welt komm (Olias/Schwabach)  0:55
01.06. Peter Cornehlsen: Wenn ich wieder auf die Welt komm (Olias/Schwabach) 1:38
01.07. Heinz Rühmann: Das kann jedem passieren (Olias/Schwabach) 0.54
01.07. Theo Lingen: Diesen Tango tanz ich nur mit dir (Olias/Schwabach) 1.30
01.08. Sonja Ziemann: Komm, geh mit mir gemeinsam (Olias/Schwabach) 1.45
01.09. Fita Benkhoff: Ich möchte mal (Olias/Schwabach) 1.42
01.10. Paul Hörbiger: Ode an die Regierung (Olias/Hachfeld) 1.43
01.11. Maria Mucke & Heinz Woezel: Du bist die Liebe (Olias/Schwabach) 1.43
01.12. Großer Filmchor: Wenn die Männer wüßten (Olias/Schwabach) 1.10

02. 1000 Takte Tonfilm (Teil 2) (18.12):
02.01. Liselotte Malkowsky: Tausend und eine Nacht (Olias/Schwabach) 1.45
02.02. Hubert von Meyerinck: Aladin (Olias/Schwabach) 1.44
02.03. Alexander Hunzinger: Ich geh so gern ins Kino (Olias) 1.39
02.04. Marika Rökk: Charleston Boy (Olias/Schwabach) 1.23
02.05. Maria Mucke & Heinz Woezel: Wir schaukeln uns ganz sachte durch das Leben (Olias/Schwabach) 1:43
02.06. Curd Jürgens: Hühner-Boogie (Olias/Schwabach) 1.31
02.07. Hans Moser: Wenn ich die Wolkenkratzer sehe (Olias/Schwabach) 1.42
02.08. Gisela Schlüter: Ich kann mir nicht helfen, ich finde mich schön (Olias/Pflanzer) 1.43
02.09. Hazy Osterwald Sextett: Pst, pst, hinter ihnen steht einer (Olias/Schwabach)  1.10
02.10. Greta Keller: Gottes Kinder (Olias/Schwabach) 1.40
02.11. Hazy Osterwald Sextett: Du bist der Traum meiner schlaflosen Nächte (Olias/Schwabach) 0.41
02.12. Lonny Kellner: Du, Du, Du (Olias/Rothenburg) 1,30
02.13. Film-Chor– Finale: Tausend und eine Nacht (Olias/Schwabach) 0.35

LabelB1

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Das Album wurde 1968 dann nochmals veröffentlicht:
Re-Issue 1968

Adolf Gondrell – Der Münchner im Himmel + In der Elektrischen (Ludwig Thoma) (1962)

FrontCover1Für mich ein Klassiker der ganz frühen bayerischen Kleinkunst:

Der Schauspieler Adolf Gondrell (gebürtig Adolf Grell) war Kabarettist, Conferencier in vielen Film- und Theaterrollen. Bekannt wurde er durch seine Interpretation von Ludwig Thomas „Ein Münchner im Himmel“.

Adolf Gondrell (* 1. Juli 1902 in München; † 13. Januar 1954 ebenda) war der Sohn des Schauspielers Adolf Grell. Er begann seine Bühnenlaufbahn kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Bekannt wurde er in den 1920er Jahren als Conférencier in der von ihm geleiteten Bonbonniere am Münchner Platzl. Er machte sich aber auch in Berlin einen Namen als Kabarettist an der Scala, beim Kabarett der Komiker und bei Auftritten im Wintergarten. 1935 erwarb Adolf Gondrell die Künstlerkneipe Simpl im Haus Türkenstraße 57 in München und verkaufte sie 1941 an den Wiener Humoristen Theo Prosel weiter, der für ihn die Geschäfte geführt hatte. Beim Film war Gondrell seit 1933 meist in kleineren Rollen aktiv. In Es waren zwei Junggesellen verkörperte er 1935 eine der beiden Titelfiguren.

Adolf Gondrell01

Seit 1945 war er Mitglied der Münchner Kammerspiele, daneben trat er an anderen Bühnen wie der Kleinen Komödie am Max II auf. Er spielte Alfred Doolittle in Pygmalion, Puntila in Herr Puntila und sein Knecht Matti, den Bäcker in Pagnols Madame Aurelie, Dr. Lausitz in Des Teufels General und wurde besonders als Dienstmann Alois Hingerl in Ein Münchner im Himmel bekannt. Für dieses Stück hatte er Ludwig Thomas Erzählung bearbeitet. Als Synchronsprecher lieh er u. a. Fredric March (Die Abenteuer des Mark Twain) seine Stimme.

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Adolf Gondrell starb bei einem Gasherd-Unfall, aber auch Suizid kann nicht ausgeschlossen werden. Er liegt auf dem Münchner Ostfriedhof im Stadtteil Obergiesing begraben.

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Nach Adolf Gondrell wurde die Straße Gondrellplatz benannt.

Der Gondrellplatz in München:
Gondrellplatz

Beide Texte dieser Singel stmmen von Ludwigh Thoma:

Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller und Rechtsanwalt, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär wurde. Aufgrund der reaktionären und antisemitischen Veröffentlichungen seiner letzten Lebensjahre wird er seit einigen Jahren zunehmend kritisch betrachtet. (wikipedia)

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Und „Der Münchner im Himmel“ ist schon ein bemerkenswertes Glanzlicht in der Karriere des Ludwigh Thoma:

Der Münchner im Himmel ist eine humoristische Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere des Münchner Grantlers. Neben den Lausbubengeschichten zählt sie zu den bekanntesten Werken des Autors.

Die Kurzgeschichte handelt von Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 auf dem Münchner Hauptbahnhof. Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer Hast, dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und stirbt.

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Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus seinen jenseitigen Namen „Engel Aloisius“, eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, auf der er gemäß der „himmlischen Hausordnung“ künftig nach einem festen Terminplan frohlocken und Hosianna singen soll. Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten: „Sie werden Ihr Manna schon bekommen.“

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Aloisius ahnt angesichts der Aussicht auf Manna statt des von ihm geliebten Bieres Schlimmes, zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit einem himmlischen Rote-Radler-Engel, seiner verhassten Konkurrenz auf Erden. Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu frohlocken. Als ein vorbeifliegender „vergeistigter Engel“ seine Bitte nach „am Schmaizla“ (einer Prise Schnupftabak) mit einem verständnislosen, gelispelten „Hosianna!“ beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich auch in seiner Art zu frohlocken niederschlägt. Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes Frohlocken („Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu – uuu – iah!“) wird Gott auf ihn aufmerksam.

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Nach einer kurzen Begutachtung des Delinquenten samt Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten „Aha! Ein Münchner!“ zu dem Schluss, dass Aloisius für den Himmel nicht zu gebrauchen sei. Darum erhält dieser eine andere Aufgabe: Er soll der bayerischen Regierung (im Original von Thoma der Bayerische Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten Anton von Wehner) die göttlichen Ratschläge übermitteln; dadurch komme der Münchner ein paar mal jede Woche nach München und die liebe Seele habe ihre Ruhe.

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Alois ist sehr froh über diesen Auftrag, nimmt den göttlichen Ratschlag an und fliegt ab. Wie gewohnt geht er mit seiner Botschaft zuerst ins Hofbräuhaus, wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, darüber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung (bzw. der bayerische Kultusminister) noch immer auf die göttlichen Ratschläge (bzw. die göttliche Eingebung).

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Das Werk Ludwig Thomas wurde erstmals 1911 als Simplicissimus-Bilderbogen herausgebracht, gezeichnet von Olaf Gulbransson. Wegen des Schlusssatzes „… und so wartet die bayerische Regierung bis heute auf die göttlichen Eingebungen“ wurde Thoma zu einer Geldstrafe verurteilt.

Die Original-Veröffentlichung im Simplicissimus aus dem Jahr 1911:Simplicimus03

Der Münchner im Himmel gehört zu den meistrezitierten Werken der bayerischen Volksliteratur; für die Schallplatte sprachen es u. a. Fritz Strassner, Karl Peukert sowie Gustl Bayrhammer. Prominent ist die Überarbeitung durch Adolf Gondrell (1902–1954). Sie inspirierte die Filmemacher Gertraud (* 1930) und Walter Reiner (1924–2016) 1962 zu einem Zeichentrickfilm/Kurzfilm, für die Tonspur wurde die Rezitation Gondrells verwendet (Musik: Karl von Feilitzsch).

Die 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie weist im 12. Band einen Eintrag unter dem Stichwort „Hingerl, Alois“ auf, ohne den fiktiven Charakter der Person darzustellen (wikipedia)

Bierdeckel3

Dass der damaligen Obrigkeit ein solcher Spott nicht gefallen hat, versteht sich fast von selbst und auch der Klerus wird getobt haben.

Die -Seite ist ein amüsater Blick auf die „Fähigkeit“ des Münchners sich in Konfliktsituationen chamäleonartig zu verhalten.

Und natürlich hat der Adolf Gondrell mit seinem Vortragsstil diese Texte veredelt wie kein zweiter. Das Datum dieser Aufnahme ist mir nicht bekannt … ich vermute mal Ende der 40er Jahre.

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Besetzung:
Adolf Gondrell (Sprecher)

Gondrellplatz2

Titel:
01. Der Münchner im Himmel 8.57
02. In der Elektrischen 7.06

Text: Ludwig Thoma

LabelB1

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Und ein ebenfalls 1963 veröffentlichter Zeichenrickfilm wurde bei uns in Bayern ebenalls Kult. Geschaffen wurde er von Walter Reiner ((1924–2016)

Hüllentext

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Verschiedene Interpreten – Jazz auf Amiga (Jazz in Deutschland Volume 1) (1981)

FrontCover1Mit dieser Veröffentlichung wagte Amiga Records 1981 einen für mich eminent wichtigen historischen Rückblick auf den ganz frühen Jazz in Ost-Deutschland nach de II. Weltkrieg:

Das Verhältnis der DDR zum Jazz, war so wechselhaft wie die Geschichte der DDR selbst. Nach dem Ende des Faschismus veröffentlichte die ostdeutsche Plattenfirma Amiga als erstes deutsches Label Jazzmusik ! (deutschlandfunkkultur.de).

Unverzichtbar war dabei natürlich das Amiga Label:

Amiga (eigene Schreibweise auch: AMIGA) war ein Musiklabel des von Ernst Busch gegründeten Musikverlags Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH, Berlin. 1954 ging es über auf den staatlichen DDR-Tonträgerproduzenten VEB Deutsche Schallplatten Berlin und war im VEB nun dem Ministerium für Kultur nachgeordnet. Amiga sollte die Bandbreite der populären Musik abdecken. Darunter fielen Beat-, Rock- und Popmusik ebenso wie Jazz, Schlager, volkstümliche Musik und populäre Instrumentalmusik. Amiga wurde am 3. Februar 1947 gegründet und bestand bis 1994. Seitdem wird das Repertoire von mehr als 30.000 Titeln (von 2200 Schallplattenproduktionen und 5000 Singles) von der BMG Berlin Musik GmbH, jetzt Sony Music Entertainment, vermarktet. Als Markenname für Veröffentlichungen von Tonträgern aus der DDR-Zeit wird Amiga weiterhin verwendet. (wikipedia)

Single1A

Hier also die ersten Jazzaufnahmen aus der „Sowjetischen Besatzungszone“ (Die „Deutsche Demokratische Republik“ (abgekürzt DDR) wurde am 7. Oktober 1949 aus der sowjetischen Besatzungszone gegründet.)

Und wir hören erfrischenden Big Band Jazz … jene Musik die während dem III: Reich eher verpönt war (wenngleich viele Musiker sich in dieser Zeit immer wieder entsprechende Schlupflöcher suchten).

Rundfunk-Tanzorchester Leipzig01

Und wir lesen in den Besetzungslisten der unterschiedlichen Ensembles Namen wie Rolf Kühn, Günter Oppenheimer (Gründungsmitglieder im Tanzorchester des Senders Leipzig unter der Leitung von Kurt Henkels), Helmut Zacharias (ja genau der, von dem ich wieder schreibe, er hatte seine Wurzeln im Jazz), Coco Schumann (dieser legendäre Jazzgitarrist, der das KZ Auschwitz überlebte), Erwin Lehn und Fritz Schulz-Reichel (der mit seinen „Bar-Party“ LPs in den 60er Jahren ein fester Bestandteil der westdeutschen Unterhaltungsmusik war).

Für uns „spätgeborenen“ ist es überhaupt nicht zu ermessen, welche Freude es für einen Musikliebhaber damals gewesen sein muss, endlich wieder befreit aufspielen zu können.

Diese LP erschien dann 1991 nochmals, und zwar auf Blue Song (Titel: „Jazz in Deutschland Volume 1“), einem Sublabel der Deutsche Schallplatten GmbH Berlin (der erste Rechtsnachfolger des ehemaligen VEB Deutsche Schallplatten Berlin
… bevor dann Sony & Co. auf der Bildfläche erschienen)
AlternativeEdition

Und … die Aufnahmen können einem – der auf diesen alten Big Band Kram steht – noch heute das Herz erfreuen … Und mein Interesse und Freude an all diesen frühen Amiga und Rundfunkaufnahmen jener Jahre wächst und wächst …

Von daher: dringende Hörempfehlung meinerseits !

LPBackCover1

Besetzung:

Besetzung RBT Orchester

Besetzung Tsnzorcheter des Senders Leipzig

Besetzung Helmut Zacharias-Quartett

Besetzung Amiga-Star-Band

Besetzung Amiga-Star-Band II

Titel:

RBT-Orchester:
01.  Skyliner (Barnet) 2:22
02. Burlesker Swing (Lehn) 2:53
03. Jimmie Lunceford (Jenson) 2:39
04. Rhythmische Studie Nr. 14 (Jenson) 2:51
05. Air Mail Special (Goodman/Christian/Mundy) 2:51
06. Zwei Minuten in Harlem (Jenson) 1.55
07. Amiga-Swing (Jenson) 2.31

Rundfunk-Tanzorchester Leipzig:
08. Rolly’s Be-bop (Kühn 2.21

Helmut Zacharias Quartett:
09. Be-bop Nr. 1 (Zacharias)
10. St. Louis Blues (Handy) 2:49
11. Be-bop Nr. 2 (Zacharias) 2:25
12. Just A Gigolo (Ceasar/Casucci)

Amiga Star Band:
13. Helmy’s Be-bop Nr. 3 (Zacharias) 2:26
14. Honeysuckle Rose (Razaf/Waller) 2:33

Amiga Star BandII:
15. Mutiny In The Parlour (Heyman/Lawnhurst) 2.30
16. Lady Be Good (Gershwin) 2:56

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Hüllentext

Anton Karas – Vienna, City Of Dreams (1963)

FrontCover1Die Geschichte von Anton Karas ist und bleibt unweigerlich mit seinem „Harry Lime Theme“ verknüpft, jener legendäre Soundtrack zu dem nicht minder legendären Film „Der dritte Mann“ verknüpft:

Anton Karas (* 7. Juli 1906 in Wien; † 10. Jänner 1985 im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling) war ein österreichischer Zitherspieler, Komponist und Gastwirt. Seine erfolgreichste Komposition war das Harry-Lime-Thema (englisch: The Third Man Theme) zu Carol Reeds Film Der dritte Mann.

Karas wurde als typisches Kind der Arbeiterklasse im Wiener Stadtteil Zwischenbrücken geboren und lebte dort bis zum 19. Lebensjahr in der Leystraße 46 , dem Teil von Zwischenbrücken, der 1900 von der Leopoldstadt als Brigittenau (heute 20. Wiener Gemeindebezirk) abgetrennt worden war. Seine Eltern waren der Fabrikarbeiter Karl (1883–1959) und dessen Frau Theresia Karas (1884–1946). Er hatte vier Geschwister (Karl, Friedrich, Hermine und Maria).

Karas’ musikalisches Talent wurde zwar bereits in der Volksschulzeit erkannt, doch sein Berufswunsch Kapellmeister war unfinanzierbar. Stattdessen entschied der Vater, den Sohn ab 1920 eine Lehre zum Werkzeugschlosser absolvieren zu lassen, finanzierte ihm jedoch, wie auch seinen anderen Kindern, Musikunterricht. In der Umgebung erfreuten sich die fünf musizierenden Kinder einiger Bekannt- und Beliebtheit.

Autogrammkarte, 1951

Bereits neben der Lehre besuchte Anton Karas Abendkurse an der privaten Pollux-Musikschule. Nach der Gesellenprüfung, 1924, hatte er zwar kurzzeitig eine Beschäftigung bei der Fross-Büssing KG im Fahrzeugbau, wurde jedoch bereits im Jänner 1925 „aus Mangel an Arbeit“ gekündigt. Da er aber 1924 an der Wiener Musikakademie zu studieren begonnen hatte (was er bis 1928 auch weiter betrieb), scheint ihn dieses Problem wenig belastet zu haben: Er begann, als Partner des damals höchst berühmten Adolf Schneer, in Sieveringer Heurigenlokalen Zither zu spielen, und sein Einkommen war bald höher als das seines Vaters.

Am 14. Dezember 1930, keine drei Monate vor der Geburt seiner Tochter, heiratete er Katharina Perger (1901–1986). Von 1939 bis 1945 war er zur Flugabwehr der Wehrmacht eingezogen und zeitweise in Russland eingesetzt. Eine Zither hatte er stets dabei, wie unter anderem durch Fotos belegt ist, auf denen er vor Offizieren spielt. Mehrere Instrumente soll er im Zuge von Kriegshandlungen verloren haben, doch verstand er stets, sich Ersatz zu beschaffen.

Anton Karas01

1948 wurde er vom englischen Filmregisseur Carol Reed entdeckt, der für seinen in Wien spielenden Film Der dritte Mann eine Begleitmusik suchte. Mit einem für diese Zeit gut dotierten Vertrag – Karas erhielt ein wöchentliches Honorar von 30 Pfund Sterling sowie 20 Pfund Taschengeld und sämtliche andere Spesen – ging er 1949 nach London, um in den Londons-Films-Studios der Brüder Alexander und Zoltan Korda die gesamte Filmmusik zu schaffen. Dabei entstand das weltberühmte Harry-Lime-Thema, benannt nach der Filmfigur Harry Lime, das wesentlich zum legendären Erfolg dieses Films beitrug. Andere musikalische Neuschöpfungen, die Karas zu diesem Film beisteuerte, werden üblicherweise kaum zur Kenntnis genommen. Karas’ Arbeitsaufwand wird für die zwölf Wochen, die er dort beschäftigt war, mit „bis zu 14 Stunden täglich“ angegeben. Der unter Heimweh leidende Wiener wollte öfters aus dem Vertrag aussteigen und heimreisen, was Reed jedoch stets zu verhindern verstand. Karas formulierte später, gelegentlich „wie ein Sklave gehalten worden zu sein“.

AntonKaras

Die eindringliche Melodie wurde zum Erfolg, und der bis dahin außerhalb Wiens völlig unbekannte Interpret und Komponist zum umjubelten Star. Bereits drei Wochen nach Erscheinen des Films waren 100.000 Schallplatten verkauft; in anglophonen Ländern wurde der Film mitunter bloß The Zither Film genannt. In den USA war Karas der erste Österreicher, der die Hitliste anführte. Er ging auf mehrere längere Tourneen, auf denen er u. a. vor Prinzessin Margaret, Königin Juliana, Mitgliedern des schwedischen Königshauses, Papst Pius XII. und dem japanischen Kaiser Hirohito auftrat, und litt nach eigenen Angaben dabei stets unter Heimweh. Nach der ersten größeren Tournee durch Europa und die USA wurde er im Juli 1950 von Bundeskanzler Leopold Figl und anderen Regierungsmitgliedern am Flughafen begrüßt.

Die Original-Single aus dem Jahr 1948:
Single

In Wien eröffnete er 1954 in Sievering das Nobelheurigenlokal Zum dritten Mann, das zwar zum „verpflichtenden“ Programmpunkt internationaler Stars und zur internationalen Touristenattraktion wurde, den Künstler Karas jedoch nicht befriedigte: Anlässlich seiner Pensionierung 1966 gab er es auf. Er notierte später, dass es ihm lieber gewesen wäre, in gewöhnlichen Lokalen vor gewöhnlichem Wiener Publikum aufzutreten, das ihn, seine Sprache und seine Musik verstünde. Nach seinem Tod wurde Karas in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Sieveringer Friedhof (Gruppe 28, Reihe 9, Nummer 9/10) bestattet. (Quelle: wikipedia)

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Hier einer seiner internationalen Veröffentlichungen, das Album wurde doch glatt in den USA, Kanada, Neuseeland, Frankreich und Großbritanien veröffentlicht.

Also, da hat sich einer mit seinem „Lime Theme“ international ins Gespräch gemacht.

Und ja, die Musik hat für mich bis heute nichts an Charme verloren.

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Besetzung:
Anton Karas (zither)
+
Die 2 Rudis:
Rudi Kurtzmann (bass)
Rudi Schipper (accordeon)

Der dritte Mann

Titel:
01. The Harry Lime Theme (Karas) 3.12
02. Nothing Doing! (Keine Ahnung) (Karas) 2.11
03. Drink Brothers Drink (Trink, trink, Brüderlein) (Lindemann) 2.13
04. Ottakringer-March (Foderl) 2.01
05. In Grinzing (Benatzky) 3.29
06. Im Prater blühn wieder die Bäume (Stolz) 2.07
07. Lili Marlene (Leip/Schultze/Connor) 2.07
08. Vienna, City Of My Dreams (Sieczynski) 2.42
09. Zither Man (Karas) 1.59
10. Mei Matzleinsdorf (Obermayer) 3.15
11. Mein Herz Binker-Waltz (Karas) 2.33
12. Liebes Wien, du Stadt der Lieder-Waltz (Strecker) 1.42
13. Mei‘ Muatterl war s Wienerin-Polka (Gruber) 2.25
14. The Cafe Mozart Waltz (Karas) 2.54

LabelB1

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Mehr von Anton Karas:
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Es gibt sogar eine englischsprachige Website, erstellt von seinem Enkelsohn:
Website

Verschiedene Interpreten – Swing tanzen gestattet – Originalaufnahmen 1948 – 1956 (1977)

FrontCover1Ja, ja der Swing, was wären wir nur ohne ihn:

Swing bezeichnet eine Stilrichtung des Jazz, die ihre Wurzeln in der Zeit der 1920er bis 1930er Jahre in den USA hat. Dort bildete sich aus vorangegangenen Stilrichtungen, wie dem Dixieland- und dem Chicago-Jazz eine neue Musikrichtung heraus, die letzten Endes ihre große Popularität aus ihrer Tanzbarkeit und ihrem vollen Klang ableitete. In der Swingära näherten sich Entertainment und Kunst einander am meisten; der Jazz machte Kompromisse, um populär zu werden, und bewahrte sich doch seine Eigenheiten.

Die Verbreitung des Swing ist untrennbar mit der Entstehung der Big Band verbunden, oft auch als Jazzorchester bezeichnet, was auf die Größe der Besetzung schließen lässt. Waren bis dahin Musikerformationen in der Größe von Trios bis Oktetts die Regel, so stellte die Big Band nun ein absolutes Novum dar. Aus ihrer Größe folgten Änderungen in der Art des Musizierens, aber auch eine breite Palette an neuen musikalischen Möglichkeiten.

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ie Swing-Welle erfasste sehr schnell Westeuropa. US-amerikanische Titel wurden schon kurz nach ihrer Ersterscheinung von europäischen Orchestern eingespielt und teilweise sehr frei interpretiert. Der für den Swing typische Refraingesang wurde dabei in einigen Fällen auch in die Landessprachen übersetzt oder neu verfasst. Viele bedeutende europäische Bands wie die von Teddy Stauffer (1909–1991) bereicherten die amerikanische Klangwelt des Swing mit neuen Orchestrierungen. So wurde das Akkordeon vielfach zum Hauptträger der Melodie. Die europäischen Orchester spielten nicht nur die amerikanischen Hits, sondern kamen mit unzähligen eigenen Werke heraus. So brachte Willy Berking (1910–1979) mit seiner bei Imperial erschienen Berking-Spitzenserie bis 1943 teils ungezügelte Swing-Nummern auf den deutschen Plattenmarkt. Noch im Juli 1944 wurde unter Mitwirkung von Franz Teddy Kleindin (1914–2007) eine vom Tiger Rag stark inspirierte Nummer durch das Hans-Georg-Schütz-Tanzorchester unter dem Namen Der schwarze Panther in Berlin eingespielt und im gleichen Jahr auf Polydor veröffentlicht.

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In Deutschland konnte trotz großen Missfallens vieler NSDAP-Parteistellen letztendlich gegen den Zeitgeist, der unter anderem durch die Swing-Jugend verkörpert wurde, nicht durchgreifend vorgegangen werden. Entgegen den an vielen Stellen ausgesprochenen Verboten, Verhaftungen, Verunglimpfungen, Diskriminierungen und Eingriffen der Zensur entstanden insbesondere während des Krieges viele Aufnahmen, die dem amerikanischen Hot-Swing in nichts nachstanden. Tanzverbote hatten nie lange Bestand. So konnte das von Elfriede Scheibel und ihrem Mann, dem Jazzmusiker Heinz Wehner (1908–1945) betriebene Delphi in Berlin, eine der wichtigsten Hochburgen des Swing, bis zur allgemeinen Schließung aller nicht-kriegswichtiger Betriebe im Jahr 1943 trotz einiger staatlicher Schikanen den Betrieb mit nationalen und internationalen Künstlern wie Stan Brenders (1904–1969), Fud Candrix (1908–1974), Eddie Tower (1899–1956) und Arne Hülphers (1904–1978) aufrechterhalten. Das US-amerikanische Jazz-Magazin Down Beat rühmte Wehners Telefunken Swing-Orchester, mit dem er viele Aufnahmen einspielte „als beste Band im Nazireich“. Orchester, die mit staatlicher Unterstützung eine gemäßigte Richtung moderner Tanzmusik einschlagen sollten, wie vor dem Krieg Die Goldene Sieben oder das 1942 gegründete Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester, spielten oftmals auffallend swingend. Verwarnungen, die von Seiten der Reichsmusikkammer gegen die Jazzliebhaber unter den Soldaten auf Heimaturlaub ausgesprochen wurden, unterband letztendlich das Oberkommando der Wehrmacht, um die Soldaten bei Laune zu halten.

Heinz Wehner

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg holten ganz speziell Deutschland und Österreich auf, wo der Jazz während der Zeit des Dritten Reiches als „entartete Musik“ im Rundfunk verboten gewesen war, und die Anhänger der Swingjugend mit schweren Strafen zu rechnen hatten. Übermittler dieser neuen Musikrichtung waren hauptsächlich die amerikanischen Truppen in Europa.

Nach dem Krieg traf der Swing erneut den Zeitgeist als eine Musik der Befreiung und Lebensfreude.[8] Gegen Ende der 1940er Jahre verlor er jedoch schnell in der Gunst jugendlicher Hörer, die sich dem immer bekannter werdenden Rhythm and Blues und Rock ’n’ Roll zuwandten. Mit gewandeltem Klangbild gehörten große swingende Big Bands wie die SWR Big Band oder das Orchester Kurt Edelhagen (1920–1982) aber noch bis in die 1970er Jahre zu den großen Unterhaltungsshows im westdeutschen Fernsehen und auf der Bühne. Der Swing hat auf internationaler Ebene sein Publikum und bedeutende Künstler der Gegenwart, wie Rod Stewart (As Time Goes By) und Robbie Williams (Swing When You’re Winning), haben Swing-Alben mit Interpretationen amerikanischer Klassiker veröffentlicht und Swing-Legenden der zweiten Generation wie Paul Kuhn (1928–2013), Max Greger (1926–2015) und Hugo Strasser (1922–2016) trugen diese Musikrichtung mit Erfolg bis ins 21. Jahrhundert. (wikipedia)

Swing in Deutschland02

Und hier ein wunderbares Album. das Auskunft gibt über die deutsche SWing-Musik, wie sie nach dem II. Weltkrieg und dem Nazi-Terror wieder das Laufen gelernt hat:

Hinter dem Titel „Swing Tanzen Gestattet“ verbirgt sich eine Sammlung von insgesamt 24 Aufnahmen aus den Telefunken-Archiven mit 5 führenden deutschen Big Bands der unmittelbaren Nachkriegszeit (zwischen 1948 und 1957). Die Orchester sind die von Kurt Henkels, Max Greger, Erwin Lehn, Werner Müller und Hugo Strasser. Wer diese – so wie ich – erst in ihrer Spätphase als mehr oder weniger willenlose Begleiter verschnarchter Samstagabend-Unterhaltungssendungen kennengelernt hat, der sollte jetzt aufpassen: 20 Jahre zuvor waren diese Bands die Protagonisten einer musikalischen Revolution in Deutschland. Sie repräsentierten den bis 1945 verfemten Swing zumindest der westlichen Siegermächte, aber strenggenommen nur eines Landes: der USA mit dem damals noch sehr intakten Ruf des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten.

Swing in Deutschland03

1945 war auch eine Stunde 0 für die Unterhaltungsmusik in Deutschland: Von wegen „Swing Tanzen Verboten“ – im Gegenteil. Tanzorchester (Big Bands nannte man sie damals noch nicht) etablierten sich und nahmen dieses heiße Musik in ihr Repertoire auf. Nicht zufällig waren viele mit den neuen Rundfunkanstalten verbunden: Kurt Henkels‘ Band war das Tanzorchester des Senders Leipzig, Erwin Lehn leitete das Südfunk-Tanzorchster und Werner Müller das RIAS-Tanzorchester.

Die Musik, die sie spielten, war frisch (zumindest für Deutschland, die USA waren damals schon jenseits des Bebop im Cool Jazz) und verheißungsvoll, und das, was die Solisten an Technik und Jazzfeeling ihren amerikanischen Kollegen hinterherhinkten, machten sie mit Enthusiasmus wett.

Im einzelnen findet man folgendes:

Kurt Henkels 7 Titel (aufgenommen zwischen Juli 1948 und Juni 1957).
Das „Tanzorchester des Senders Leipzig, Leitung Kurt Henkels“ spielte immerhin in der Sowjetischen Besatzungszone richtig guten Swing. Zwei Titel stechen besonders hervor: das moderne „Cherokee“ (1950) sowie der „Special Delivery Stomp“ (1948), auf dem ein junger Rolf Kühn eine hervorragende Klarinette bläst. Ab Mitte der 50er bekam Henkels zunehmend Ärger mit den DDR-Behörden, 1959 ging er in den Westen, arbeitete für Funk und Fernsehen, hatte aber keinen großen Erfolg mehr – die Zeit der Big Bands war endgültig vorbei.

Kurt Henkels01 (1954)

Max Greger: 6 Titel (aufgenommen 1951 und 1952).
Ganz früher Max Greger, eigentlich die ersten sechs Titel, die er mit seiner Big Band auf Platte aufnahm. Guter Swing, zum Teil basierend auf amerikansichen Standards („American Patrol“), die teilweise einfach eingedeutscht wurden (so z.B. „Linger Awhile“ in „Mein Liebling heißt Mädi“). Greger war vielleicht der kommerziellste all dieser Bandleader, sprang in den 50ern auf den R&B-Zug auf (und zwar wörtlich: „Night Train“ wurde für ihn ein großer Erfolg), und war in den 60er und 70er Jahren mit festem Vertrag beim ZDF angestellt. Und obwohl seine 60er Band Leuten wie Benny Bailey und Don Menza eine Heimat bot, spielten sie doch so gut wie keinen Jazz mehr

Max Greger01

Erwin Lehn: 3 Titel (aufgenommen 1948 und 1953).
Mit diesen drei Titeln beweist Erwin Lehn seine Sonderstellung; Zusammen mit Kurt Edelhagen waren die beiden schlicht und einfach ein Klasse für sich. Big Band Jazz, wie er auch in den USA hätte aufgenommen werden können. Allerdings sind alle drei Titel vor der großen Zeit der „Lehn’s Men“ (ab Mitte der 50er) entstanden. „Schirokko“ stammt sogar noch aus Lehn’s Vor-Stuttgarter Zeit beim Radio Berlin Tanzorchester, aber „Let’em Swing“ und „Festival Jump“ von 1955 sind schon eindrucksvoll. Lehn leitete das Südfunk-Tanzorchester noch bis in die 90er Jahre, 1998 entstand im Rahmen der Zusammenlegung des SDR und des SWF die bis heute hochklassige SWR-Big Band.

Die Erwin Lehn Band in den 50er Jahren:
ErwinLehnBand

Werner Müller: 5 Titel (alle 1950)
Auch das die ersten 5 auf Platte gebannten Aufnahmen des RIAS-Tanzorchesters, eines sehr swingenden Klangkörpers. Bekanntester Solist ist wiederum Rolf Kühn, hier schon im Westen. Auch beim RIAS-Tanzorchester wurden Titel eingedeutscht, so heißt hier „Music, Maestro, Please“ einfach „Liebe und Musik“. Anders als Erwin Lehn blieben Müller und das RIAS-Tanzorchester in den folgenden Jahren die meiste Zeit auf der kommerzielleren „Tanz“-Seite des Business.

WernerMüller2

Hugo Strasser: 2 Titel (aufgenommen 1956 und 1957).
Strasser, ein alter Bekannter Max Greger’s, in dessen Münchner Sextet er Ende der 40er gepielt hatte, war ein bisschen ein Nachzügler. Er stellte seine Big Band erst 1955 auf, und so sind die beiden Titel, obwohl fast außerhalb des Betrachtungszeitraums der Rest-CD, immer noch aus der Anfangsphase seiner Band. Sowohl „Heisse Ventile“ als auch „Tanzende Trompeten“ stellen die ausgefeilte Technik seiner Profi-Musiker in den Vordergrund. Strasser verstand seine Band immer als Tanz-, nicht als Jazzorchester, und war lange Zeit die gesetzte Begleitband bei Profi-Tanzwettbewerben.

Hugo Strasser02

Alles in allem: Seltene Tondokumente aus der frühen Nachkriegszeit, die vor allem durch ihre Spielfreude überzeugen. Der Klang durchgängig sehr blechbezogen, bei den Originalen überwiegen Riffs und Variationen über ein Thema. Einzig – aber das ist ein generelles Thema europäischer Big Bands der 30er, 40er, und 50er – die Rhythmusgruppen und dabei insbesondere die Schlagzeuger hätte man sich mit mehr Swing und Drive gewünscht, die Bands hätten es verdient gehabt. (G. Pechura)

Und ja, die Freude am „freien“ Musizieren ist zu hören, ist sowas zu hören (und da sind überraschend viel Eigenkompositionen mit dabei !) … und ich habe mir die „Mühe“ gemacht, alle Musikanten aufzulisten (meine Form von Respekt vor diesen Pionieren des deutschen Jazz der Nachkriegszeit) und da fallen einem schon ein paar Namen auf, die auch noch später auf sich aufmerksam machten: Günther Hampel, Rolf Kühn, Werner Scharfenberger, Horst Fischer, Günther Oppenheimer, Peter Witte und Werner Baumgart (um nur ein paar wenige zu nennen)

Und ja, auch ein Ernst Mosch gehörte damals noch zu den Jazzern !

Und Titel wie „Tanzende Trompeten“ oder „Trompeten Artistik“ sprechen auch Bände !

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Besetzung:

Werner Müller und sein Orchester:
Arno Flohr (guitar)
Günther Hampel (drums)
Rolf Kühn (clarinet. saxophone)
Alex Machowiak (bass)
Erich Werner (piano)

saxophone:
Heinz Kamberg – Heinz Deschan – Gerhard Lehmann – Günther Grunwald

trombone:
Bob Henders – Günther Seppel – Harold Emmelmann – Kurt Masnick

trumpet:
Hans Berry – Macky Kasper – Paul Rutz – Rudolf Krueger

Max Greger und sein Orchester:
Max Büttermann (bass)
Silo Deutsch (drums)
Max Greger (saxophone)
Werner Scharfenberger (piano)
Hugo Strasser (saxophone, clarinet)

saxophone:
Walter Reinhard – Willi Sasse – Heinz Eberle – Sepp Seitz

trombone:
Ernst Krause – Fritz Gläser – Kurt Barthel – Max Höll

trumpet:
Fritz Weichbrodt – Rolf Schneebiegl – Rudi Grätz – Walter Seebald – Ernst Pucher (bei 23.)

Orchester Kurt Henkels:

Wolfgang Balzereit (guitar)
Fips Fleischer (drums)
Rolf Kühn (clarinet. saxophone)
Martin Morgenstern (saxophone, clarinet bei 17.)
Günther Oppenheimer (piano)
Horst Reipsch (saxophone, clarinet bei 17.)
Willy Schade (bass)
Werner Schirmer (bass bei 17.)

saxophone:
Horst Oltersdorf – Rudi Müller – Henry Passage – Werner Baumgart (saxophone bei 21.)

trombone:
Hans Kopperschläger – Heinz Wolf – Helmut Henne – Fritz Bogen (bei 17.)

trumpet:
Heinz Oltersdorf – Paul Heyne – Gerhard Schmieder (bei 17.) – Karl Maßmann (bei 17.) – Horst Fischer (trumpet bei 21.)

clarinet:
Horst Oltersdorf – Martin Morgenstern

Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester:
Werner Baumgart (clarinet, saxophone)
Herbert Kysfelka (drums bei 18.)
Siegfried Lange (guitar bei 18.)
Günther Leimstoll (guitar)
Baldo Maestri (saxophone, clarinet bei 18.)
Harry Meissner (piano bei 18.)
Hermann Mutschler (drums)
Piero Roncaroni (bass bei 18.)
Peter Witte (bass)

saxophone:
Ernst Machwitz – Berthold Schramme – Heinz Tischendorf – Walter Vogel – Omar Lamparter (bei 18.) – Otto Henkis (bei 18.) – Heinz Klink (bei 18.) – Waldi Kasielke (bei 18.)

trombone:
Ernst Mosch – Josef Göppel – Kurt Krause – Erich Böhm (bei 18.) – Ferri Juza (bei 18.) – Heinz Stöckel (bei 18.) – Richard Drews (bei 18.)

trumpet:
Eberhard Schmidt-Schulz – Franz Bummerl – Georg Kraft – Heinz Abendschön – Horst Fischer – Erich Plate (bei 18.) – Herbert Wunsch (bei 18.) – Karl Kutzer (bei 18.) – Werner Schnabel (bei 18.)

Hugo Strasser und sein Tanzorchester:
Lothar Artmeier (guitar)
Karl Hartl (bass)
Willy Schmidt (drums)
U.Winninger (piano)

saxophone:
Herbert Peltzer – Hugo Strasser – Josef Hierl – Willy Busse – Josef Seitz – Walter Rheinhard

trombone:
Fritz Gläser – Karl Bartel – Konrad Maier – Max Büttermann – Max Höll

trumpet:
Fritz Weichbrodt – Jus Zinner – Quirin Amper – Sepp Huber – Walter Rudolf – Willi Müller

Booklet

Titel:
01. Werner Müller und sein Orchester:  Opus 1 (Oliver) 3.01
02. Max Greger und sein Orchester: American Patrol (Meacham) 3.14
03. Orchester Kurt Henkels: St. Louis Blues (Handy) 3.45
04. Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester: Let ‚Em Swing (Gershwin) 2.46
05. Hugo Strasser und sein Tanzorchester: Heisse Vanille (Strasser) 2.18
06. Orchester Kurt Henkels: C-Jam Blues (Ellington) 3.20
07. Werner Müller und sein Orchester: Georgine (Winkler) 2.03
08. Hugo Strasser und sein Tanzorchester: Tanzende Trompeten (Ogermann/Strasser) 1.57
09. Max Greger und sein Orchester: Wenn froh ein Lied erklingt (Berking) 2.56
10. Orchester Kurt Henkels: Saxophon Riff (Oppenheimer) 2.44
11. Werner Müller und sein Orchester: Trompeten Artistik (Müller) 2.30
12. Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester: Festival Jump (Baumgart) 2.58
13. Max Greger und sein Orchester: Wir machen Musik (Steimel/Igelhoff) 2.45
14. Orchester Kurt Henkels: Kaskaden (Eichenberg) 2.57
15. Werner Müller und sein Orchester: Liebe und Musik (Music Maestro, Please) (Steimel/Igelhoff) 3.34
16. Max Greger und sein Orchester: Kosaken-Patrouille (Traditional) 3.26
17. Orchester Kurt Henkels: Trompeten-Fox (Henne) 2.28
18. Erwin Lehn und sein Südfunk Tanzorchester: Schirokko (Maschke) 3.15
19. Orchester Kurt Henkels: Special Delivery Stomp (Artie Shaw Stomp) (Shaw) 3.06
20. Max Greger und sein Orchester: Hallo, kleines Fräulein (Skodda) 2.43
21. Orchester Kurt Henkels: Cherokee (Noble) 2.58
22. Werner Müller und sein Orchester: Und ausgerechnet du (Riethmüller) 2.17
23. Max Greger und sein Orchester: Mein Liebling heisst Mädi (Linger A While) (Owens/Rose) 2.42
24. Orchester Kurt Henkels: Auf der Messe (The Mess Is Here) (Hampton) 3.09

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Das berühme Schild, das es so nie gab (siehe: pophistory.hypotheses.org/527):Schild
https://www.youtube.com/watch?v=WtS5xWlG_Lw

Horst Caspar – Zum Gedächtnis (1952)

FrontCover1Er ist längst in Vergessenheit geraten, aber dieser Blog soll ja auch immer wieder mal „Erinnerungsarbeit“ leisten:

Horst Joachim Arthur Caspar (* 20. Januar 1913 in Radegast, Anhalt; † 27. Dezember 1952 in Berlin) war ein deutscher Bühnen- und Filmschauspieler.

Der Sohn eines ehemaligen Offiziers hat in Berlin bei Lucie Höflich und Ilka Grüning Schauspiel studiert. Nach einem Engagement am Bochumer Stadttheater (seit 1933) wechselte Horst Caspar 1938 an die Münchner Kammerspiele und 1940 ans Berliner Schillertheater, wo er bis zur kriegsbedingten Schließung der Bühne im Jahre 1944 blieb. Sein Rollenfach am Theater waren die klassischen, jugendlichen Helden. Als „Mischling zweiten Grades“ erhielt er unter dem Nationalsozialismus zum Arbeiten eine Sondererlaubnis.

Von 1940 an stand Horst Caspar als Hauptdarsteller einige Male auch vor der Kamera, unter anderem in dem Durchhaltefilm Kolberg, in dem er den Kommandanten Gneisenau verkörpert, der die Stadt gegen den Ansturm der napoleonischen Truppen verteidigt.

Horst Caspar02

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Horst Caspar am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert. In der legendären WDR-Rundfunkproduktion (1949/1952) des Faust in der Regie von Wilhelm Semmelroth übernahm Horst Caspar in beiden Teilen die Titelrolle.

Mit nur 39 Jahren starb der Charakterdarsteller, der seit 1944 mit der Schauspielerin Antje Weisgerber verheiratet war, in Berlin-Dahlem an einem Blutsturz.

Im Münchner Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach sowie im Berliner Ortsteil Gropiusstadt wurden Straßen nach ihm benannt. (wikipedia)

Horst Caspar03

Als er dann so früh im Jahr 1952 starb, gab es diese „Zum Gedächtnis“ EP:

Wir hören Lyrik der deutschen Klassiker der Literatur … mit denen ich bis heute nicht warm werden kann (bei „Das alizarinblaue Zwergenkind“ mach´ ich mal ne Ausnahme) … sei´s drum … meinem Vater als durch und durch bürgerlichem Germanisten und  Studiendirektor hätte seine helle Freude gehabt.

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Besetzung:
Hort Caspar (Sprecher)

Das musss man sich mal vorstellen … Deutschland liegt überwiegend in Trümmern … :
Horst Caspar01

Titel:
01. Schön ist des Mondes mildere Klarheit (Friedrich Schiller) 0.57
02. Juli “ Klingt im Wind ein Wiegelied “ (Theodor Storm) 0.34
03. Leise weht ein erstes Blüh’n (Rainer Maria Rilke) 1.37
04. An meine Mutter (Börries von Münchhausen) 1.00
05. Du dunkelnder Grund (Rainer Maria Rilke) 1.24
06. Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (Jost Graf von Hardenberg) 0.39
07. Das alizarinblaue Zwergenkind (Börries von Münchhausen) 2.44
08. Der alte Garten (Joseph Von Eichendorff) 1.00
09. Der Blumenstrauß (Ludwig Uhland) 0.58
10. Blumenstück (Manfred Hausmann) 1.57
11. Der Kobold (Werner Bergengruen) 0.48

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Grab

Rudi Schurike – Ein Leben lang an deiner Seite – Originalaufnahmen 1936 – 1943 (1993)

FrontCover1Tja, der Rudi Schurike, auch so ein gnadenlos guter Schnulzen-Sänger von längst vergangenen Zeite:

Rudi Schuricke (Geburtsname Erhard Rudolf Hans Schuricke; * 16. März 1913 in Brandenburg an der Havel; † 28. Dezember 1973 in München) war ein deutscher Sänger und Schauspieler. Er trat zeitweise auch unter den Pseudonymen Michael Hofer und Rudolf Erhard auf. Von Freunden und Kollegen wurde er später, als er bereits erfolgreich war, oft Rudicke gerufen.

Aus beruflichen Gründen (sein Vater wurde Militärkapellmeister) zog die Familie Schuricke nach Königsberg. Dort besuchte Rudi Schuricke auch die Schule. Danach machte er eine Ausbildung zum Drogisten und arbeitete nebenbei als Zeitungsverkäufer und Chauffeur. Zudem studierte er Gesang und nahm Schauspielunterricht.
Kardosch-Sänger

Durch Zufall kam er zu einem Gesangsengagement. Als bei einer Live-Radiosendung ein Mitglied der Kardosch-Sänger (einer Gruppe seines Gesangslehrers Istvan Kardos) ausfiel, sprang er ein und blieb von da an bis zur Emigration von Istvan Kardos bei der Gruppe. Die Besetzung bestand aus Zeno Costa (1. Tenor), Rudi Schuricke (2. Tenor), Fritz Angermann (Bariton), Paul von Nyiri (Bass) und Istvan Kardos (Piano).

RudiSchurike1931 erhielt Schuricke das Angebot, bei den Comedian Harmonists mitzusingen. Doch da der 18-jährige gerade selbst eine eigene Gesangsgruppe gegründet hatte, lehnte er ab. Nachdem er zuvor einige Zeit bei den Spree Revellers gesungen hatte, bildete er 1936 das Schuricke-Terzett. Rudi Schuricke sang auch allein als Refrainsänger bei zahlreichen Orchestern (etwa dem von Max Rumpf) und lieh seine Stimme Schauspielern, die in Revuefilmen auftraten.

1949 schließlich hatte er mit dem von Gerhard Winkler komponierten Tangolied Capri-Fischer einen seiner größten Erfolge. Mit diesem Titel erhielt er als einer der ersten Interpreten Deutschlands nach dem Krieg eine Goldene Schallplatte. Mit weiteren Titeln wie „O mia bella Napoli“, „Frauen und Wein“, „Frühling in Sorrent“, „Florentinische Nächte“ und dem selbstkomponierten „Tarantella“ errang er in den 1950er Jahren Spitzenplätze in den Hitparaden.

Mit der aufkommenden Rockmusik und dem Verschwinden der Schellackplatten verschwand Rudolf Schuricke allmählich von der Schlagerbühne. Er arbeitete nun als Hotelier und betrieb einen Waschsalon in München. Nur kurz, aber sehr erfolgreich war ein versuchtes Comeback im Jahre 1970. Mit zwei Melodien von James Last „So eine Liebe gibt es einmal nur“ und „Wenn der Schnee fällt auf die Rosen“ erklomm er noch einmal die Hitparade. Er starb 1973 in München im Alter von 60 Jahren und wurde auf dem Friedhof in Herrsching am Ammersee beigesetzt. (Quelle: wikipedia)

Diese CD ist alles andere als ein lieblos zusammengestellter Sampler, sondern man gab sich die Mühe, sein Frühwerk entsprechend zu präsentieren:

Booklet01AABooklet01ABUnd natürlich gruselt es einen, wenn man sich die Aufnahmejahre dieser Lieder anschaut … und dann kann man doch ein wenig schmunzeln, wenn man Titel wie „Weil der D-Zugführer heute Hochzeit macht“, „Ich kauf´ mir ein kleines Auto“ oder „Woran liegt´s, daß ich dir nicht gefalle ?“ liest und hört.

Wer sich für den Sound der Comedian Harmonist begeistern kann, der sollte auch hier mal reinhören … Schlager, Kitsch & Co. (mit durchaus jazzigen Anklängen) findet man hier zu Hauf !

SchurikeTerzett

Das Schurike – Terzett in den 30er Jahren

Besetzung:
Rudi Schurike (vocals)
+
Orchester Hans Bund (13.)
Orchester Willi Glahè (14.)
Tanzorchester Gerhard Hoffmann (02.)
Waldo-Favre Chor + Orchester; Leitung von Hermann-Müller-Endenthum (01.)
Tanzorchester Hilden-Arnold (10.)
Tanzorchester Oskar Jost (06.)
Tanzorchester Juan Llpssad (12.)
Tanzorchester Corny Ostermann (19.)
Orchester des Plaza-Varietes Berlin ; Leitung Theo Knobel (05.)
Orchester des Plaza-Varietes Berlin + Waldo-Favre Chor; Leitung Theo Knobel 09.)
Mady Rahl (vocals bei 07.)
Tanzorchester Max Rumpf (11.)
Tanzorchester Hans Rehmstedt (20.)
Tanzorchester Ludwig Rüth; Leitung von Hans Carste (04.)
Tanzorchester Hans Georg Schütz (15.)
Schurike-Terzett (mit Klavierbegleitung (03. + 18.)
Franz Thon und seine Solisten (17.)

Booklet03A
Titel:

01. Ein Leben lang (Puttin/Schwalbe) 3.12
02. Du bist ein Engel mit kleinen Fehlern (Meisel/Amberg) 3.10
03. Liebe läßt sich nicht erzwingen (unbekannt) 2.49
04. Küß mich, bitte, bitte, küß mich (Carste/Richter) 2.55
05. Mit Musik geht alles besser (Bochmann/Knauf) 2.47
06. Senorita (Eisbrenner/Dehmel) 2.46
07. Dummes, kleines Ding (Perl) 2.47
08. Ich pfeif´ heut´nacht vor deinem Fenster (Huber/Weiß/Pfrötzschner/Schwenn) 2.41
09. Capri-Fischer (Winkler/Siegel) 3.23
10. Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen (Kreuder/Backmann) 2.49
11. Wenn du lachst, schöne Frau (Winkler/Siegel) 3.11
12. Abends in der kleinen Bar (Kötscher) 2.50
13. Lili Marleen (Schultze/Leip) 3.02
14. Wenn es vom Schicksal bestimmt ist (Ernst)
15. Komm´zurück (Tornerai) (Olivieri/Richter) 3.33
16. Weil der D-Zugführer heute Hochzeit macht (Schröder/Beckmann) 3.01
17. Good-bye Jonny (unbekannt) 2.52
18. Marietta (Richartz/Feltz/Schaeffers) 2.38
19. Ich kauf´ mir ein kleines Auto (Jäger/Nebhut) 2.53
20. Woran liegt´s, daß ich dir nicht gefalle ? (Berking/Böttcher) 2.47

CD1

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Teddy Stauffer´s Original Teddies – Swiss Jazz (Vol. 2) (1973)

FrontCover1Der Teddy Stauffer ist für mich schon irgendwie ein ganz besonderes Phänomen der deutschen/schweizerischen Musikgeschichte (und ein Schwerenöter war er wohl auch noch):

Teddy Stauffer, gebürtig Ernst Heinrich Stauffer, auch Ernest Henry Stauffer (* 2. Mai 1909 in Murten, Schweiz; † 27. August 1991 in Acapulco, Mexiko) war ein Schweizer Bandleader und Deutschlands „Swing-König“ der 1930er Jahre.

Stauffer wuchs in Murten am Murtensee und in Bern auf, spielte dort ab 1927 Geige und Saxophon in einer Amateurband und begann 1928 mit seinem Orchester Teddy And His Band in Deutschland aufzutreten. Ihr erstes Engagement hatten die Teddies als Caféhaus-Kapelle in Gleiwitz. Nach vielen Engagements auf Kreuzfahrtschiffen erreichte seine Popularität in Deutschland um 1935/36 ihren Höhepunkt. 1936 erhielt er von Elfriede Scheibel, der Besitzerin des Berliner „Delphi-Palastes“ ein viermonatiges Engagement vom Juli bis Oktober 1936. Dieses Gastspiel begründete den Ruf des Delphi als Swing-Bühne. Zu seinen Original Teddies gehörten von Anbeginn der Berliner Posaunist Walter Dobschinski und der Stuttgarter Trompeter Kurt Hohenberger, der 1937 zur Goldenen Sieben gehörte, dazu die Schweizer Trompeter Bob E. Huber und Rudi Dumont. An der Klarinette war Franz Thon (ebenfalls Goldene Sieben) zu finden, doch schied er 1937 aus, da seine Gagenforderung mit 1000,- RM (4.000 Euro) höher war als das Gehalt, das sich Stauffer selber zubilligte. So kam es zur Umstrukturierung im Orchester, ab 1937 wurde es vergrössert, und es gelangten der Klarinettist und Satzführer Franz Kleindin und – vom Orchester Kurt Hohenberger kommend – der Klarinettist Ernst Höllerhagen hinzu.

AutogrammkarteJährliche Reisen nach St. Moritz und Arosa, aber auch ein Gastspiel in London, sorgten für internationalen Glanz in der Teddies-Band. Aus London brachte Stauffer die Sängerin Betty Toombs mit, von der einige Telefunken-Aufnahmen von 1938 existieren. Sie übte auch die Aussprache mit dem Gitarristen und Sänger Billy Toffel, der die Jahre zuvor ausschliesslich phonetisch englisch sang, ohne ein Wort zu verstehen. Es folgten phasenweise Umbesetzungen u. a. mit dem Trompeter Günter (Duke) Herzog und dem Klarinettisten Benny de Weille. Bis 1939 trat er mit seiner Original Teddies-Band vor allem in Berlin und Hamburg auf. Mit seiner jazzigen Swingmusik bekam Stauffer jedoch zunehmend Ärger mit der Reichsmusikkammer.

1939 reiste die Band zur Eröffnung der Landesausstellung in die Schweiz, in Vertretung des Orchesters von Jimmie Lunceford, das wegen des drohenden Kriegs absagte. Bei Kriegsausbruch befand sich die Band in der Schweiz, bis auf den Deutschen Ernst Höllerhagen mussten sämtliche deutschen Mitglieder der Teddies die Schweiz verlassen. Ein geplantes Gastspiel ab September 1939 in der Berliner Femina kam so nicht mehr zustande.

In der Schweiz wirkte er 1940/41 an der Vertonung des Filmes s’Margritli und d’ Soldate mit, das Margritli-Lied, interpretiert von den Geschwister Schmid wurde zu einem grossen Erfolg. Viele der Arrangements schrieb Buddy Bertinat. Nach dem Weggang von Teddy Stauffer 1941 waren die Original Teddies unter Leitung von Eddie Brunner; dazu gehörte nun auch Hazy Osterwald, der bereits seit 1941 Arrangements für die Band schrieb. Doch konnte die Band nicht an alte Erfolge anknüpfen.

Billy Toffel & Phyllis Heymans1

Billy Toffel & Phyllis Heymans

Nach einem Engagement auf einem Atlantik-Kreuzfahrtschiff blieb Stauffer in den USA, zunächst in New York, dann versuchte er sein Glück als Filmkomponist in Hollywood. Wegen Schwierigkeiten mit seinen Aufenthaltspapieren ging er nach Mexiko, das ab 1944 seine zweite Heimat wurde. In Acapulco gründete er eine Diskothek und war Manager mehrerer bekannter Hotels (u. a. des Hyatt und der Villa Vera). Die Mexikaner verehrten den hochgewachsenen, blonden Schweizer als allseits beliebten Botschafter für Acapulco. „Mr. Acapulco“ trug dazu bei, die Hollywood-Prominenz anzulocken und den Ort, der damals ein Fischerdorf von 8000 Bewohnern war, weltberühmt zu machen.

Teddy Stauffer war fünfmal verheiratet, u. a. mit den Schauspielerinnen Faith Domergue und Hedy Lamarr. Er hat eine Tochter: Melinda Morgan Stauffer, die in Italien lebt. In seine mexikanische Zeit fallen kleine Gastauftritte in TV- und Filmproduktionen. Nach seinem Tod wurde seine Asche in die Fluten des Pazifiks gestreut, wie es sein letzter Wille war. (Quelle: wikipedia)

1973 veröffentlichte das Schweizer Label „Elite“ eine dreiteilige Anthologie mit Teddy Stauffers frühen Aufnahmen, als er – bedingt durch den Nazi-Terror- zurücki in die Schweiz gegangen war. Dort trat er u.a. als „Grosses Tanzorchester“ im Palace-Hotel/St. Moritz auf.

Und wir hören blitzsauberen, Big-Band-Jazz in für damalige Zeiten beeindruckenden Klangqualität.Und dann ist man – angesichts des Lebensweges von Teddy Stauffer schon ein wenig beeindruckt.

Leider fehlt mit Teil 1 dieser Edition, aber das wird sich wohl ändern lassen …

StaufferRitaHayworth

Teddy Stauffer mit Rita Hayworth (man gönnt sich ja sonst nichts)

Besetzung:
Buddy Bertinat (piano)
René Bertschi (bass)
Casi Bonjour (trumpet)
Eddie Brunner (saxophone, clarinet)
Bertalan Bujka (violin,saxophone)
Denis Chapelet (saxophone, clarinet)
Rolf Goldstein (trumpet)
Paul „Polly“ Guggisberg (drums)
Ernst Höllerhagen (saxophone, clarinet)
Max Oberle (saxophone, clarinet)
Alberto Quarella (trumpet)
Teddy Stauffer (saxophone)
Billy Toffel (guitar,vocals)
Jack Trommer (piano)
Dolf Zinstag (trombone)
+
Phyllis Heymans (vocals on 01. + 03.)
Lorrison Trio (vocals on 12.)

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Titel:
01. Deep In The Heart Of Texas (Swander) 2.41
02. Erika (Jary) 2.21
03. Chattanooga Choo Choo (Warren/Fexst) 3.01
04. O Mari ! (Di Capus) 2.08
05. You Can’t Brush Me Off (Berlin) 2.12
06. Tea For Two (Youmans/Vincent) 3.04
07. The Gaucho Serenade (Cavanough/Redmond/Simon) 2.49
08. Rhumboogie (Raye) 3.06
09. Begin The Beguine (Porter) 2.35
10. Practice Makes Perfect (Roberts/Gold) 2.40
11. Sheik Of Araby (Snyder/Smith/Wheeler) 2.42
12. Playmates (Dowell) 2.15

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StaufferOsterwald

Zwei bedeutende Jazzmusiker aus der Schweiz: Teddy Stauffer + Hazy Osterwald

Deutsches Historisches Museum (Hrsg.) – Rückkehr in die Fremde – Remigranten und Rundfunk in Deutschland (1945 – 1955) (2000)

FrontCover1.jpgIch kann es drehen und wenden wie ich will … ich finde Radio-Geschichte weiterhin extrem spannend … und deshalb will ich hier mit viel innerer Freude, aber auch Nachdenklichkeit diese CD präsentieren:

Die CD erscheint anlässlich einer Ausstellung, die ab März 2000 – beginnend in Berlin – an mehr als zehn Orten der Bundesrepublik Deutschland bis in das Jahr 2002 zu sehen sein wird. Die Ausstellung, im Auftrag des Arbeitskreises selbständiger Kulturinstitute e.V. Bonn federführend von der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv in Kooperation mit der Stiftung Archiv der Akademie der Künste in Berlin erarbeitet, befasst sich mit Remigranten und Rundfunk in Deutschland von 1945 bis 1955. Sie geht den Fragen nach, unter welchen Bedingugen Remigranten, die während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur aus Deutschland hatten fliehen müssen, im Nachkriegsdeutschland, vor allem beim Rundfunk, haben Fuß fassen können und wie sie inhaltlich die Programme dieses Mediums (mit)geprägt haben.
In 17 Tonaufnahmen ist neben Persönlichem vor allem Politisches festgehalten – in Interviews mit Betroffenen, Kommentaren und Vorträgen, Hörspielen und Hörfolgen.

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Diese CD ist eine Produktion des Deutschen Historischen Museums Berlin, des Deutschen Rundfunkarchivs Frankfurt/M. und Potsdam – Babelsberg, des Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, der Akademie der Künste, des Museums für Post und Kommunikation und des Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute (AsKI) (Presse-Info)

Und auch wenn ich zu den Menschen gehören, die „die Gnade der späten Geburt“ hatten (Helmut Kohl), berührend mich diese Aufnahmen zutiefst.

Das ist diese schamlose Bericht über die fast fürtstlichen Bedinungen in einem KZ, da ist der bewegende Aufruf von Thomas Mann aus seinem Londoner Exil, da ist die letzte Radioansprache von Wolfgang Langhoff aus seinem Schweizer Exil … , da ist das Hörspiel „Funkhaus Masurenallee“ aus dem Jahr 1951 … da hören wir den Sozialdemokraten Ernst Reuter mit seiner 1953er Rede „Wo uns der Schuh drückt“ … oder aber auch den Markus Wolf und seinem Bericht über die „Nürnberger Prozessse“ und, und, und …

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Hört man all diese Stimmen, die darum gerungen haben, nach dem Ende des III. Reiches eine „neues Deutschland“ aufzubauen, da wird man, bzw. werde ich irgendwie ganz klein … und verspüre große Dankbarkeit, dass mir all diese Zeiten erspart geblieben sind.

Und diese CD ist auch eine Warnung … eine Warnung … eine Warnung  …

Dieses Zeitdokument wurde zusammengestellt von Anegar Diller und Hans-Ulrich Wagner.

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Titel:
01. Bericht aus dem Konzentrationslager Oranienburg (01 30.09.1933) 4.23
02. Thomas Mann: Ansprache „Deutsche Hörer! (18.03.1941) 5.06
03. Tran und Helle: Über das Abhörverbot ausländischer Sender im Dritten Reich (1940) 2.26
04. Bruno Adler + Annemarie Hase: Frau Wernicke. Über das Abhören von „Feinsendern“ (11.03.1941) 3.02
05. Wolfgang Langhoff: Abschied von Zürich (12.10.1945) 2.36
06. Fritz Eberhard: Kommentar zur Lage in Deutschland (24.11.1945) 2.39
07. Markus Wolf: Kommentar zum Ende des Nürnberger Prozesses (01.10.1946) 1.45
08. Hans Mayer im Gespräch mit Joachim-Felix Leonhard und Hans-Ulrich Wagner über die Remigration (20.05.1999) 7.12
09. Werner Milch: Vortrag über Victor Gollancz (03.11.1947) 3.21
10. Alfred Kantorowicz: Rede auf dem Ersten Deutschen Schriftstellerkongreß (05.10.1947) 4.05
11. Alfred Döblin im Gespräch mit Herbert Bahlinger (08.08.1948) 2.08
12. Thomas Mann: Ansprache im Goethe-Jahr in der Paulskirche Frankfurt am Main (25.07.1949) 6.45
13. Friedrich Karl Kaul: Hörspiel „Funkhaus Masurenallee“ (16.10.1951) 5.14
14. Ernst Reuter: Ansprache „Wo uns der Schuh drückt“ (27.09.1953) 2.50
15. Der Besuch des Fremden: Hörspiel von Walter Jens (18.11.1952) 5.43
16. Erika Mann und Theodor W. Adorno im Gepräch mit Adolf Frisé (29.01.1958) 4.11
17. Die Vergessenen. Hörfolge über das Leben deutscher Juden in Paris von Peter Adler (10.03.1956) 4.27

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Thomas Mann

Thomas Mann bei einer seiner Rundfunk-Ansprachen aus dem Exil

Verschiedene Interpreten – Swing tanzen verboten (Teil 4) (2004)

FrontCover1Jetzt endlich Teil 4 und Schluss der Edition „Swing tanzen verboten“, jener üppig Edition, die sich vorrangig mit den Jazzaufnahmen, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland erschienen, beschäftigte.
Die etwas intensivere Beschäftigung mit diesem Thema war für mich sehr lehrreich und zwar in viellerlei Hinsicht:
Zum einen lässt sich wohl festhalten, dass diese Musik den Nazischergen zwar ein Dorn im Auge war, dass sie diese Musik aber dennoch nicht gänzlich untersagen konnten. Auch auf dieser 4 CD finden sich diverse Stücke, die es sich erlaubt haben, englische Titel zu tragen, wie z.B. „Limehouse Blues“, oder „Weekend“. Und dab es dann noch ne Kentucky Melodie.
Oder: da singt die Schwedin Gretta Wassberg (begleitet von ihrem Lands- und Ehemann Arne Hülphers) ganz schön keck „Ich bin ich bin“ (“ … und tue das was mir gefällt“ … !)
Und hier noch ein weiterer geschichtlicher Überblick zu diesem Thema:
Der Jazz hielt aufgrund des Ersten Weltkrieges und der wirtschaftlichen Blockade der Siegermächte erst 1919 seinen Einzug in Deutschland. Vor allem die große Tanzwut der Nachkriegszeit – Ausdruck einer aufgrund der in der Kriegszeit erlittenen Entbehrungen verbreiteten Vergnügungssucht und förderte den Jazz.

Zwischen 1924 -1928 erreichte der Jazz in Deutschland seinen Höhepunkt. Der bis dahin gespielte Jazz der frühen Jahre wurde aber zunehmend als Irrweg und die neue Spielweise als Zähmung des wilden Jazz und als Abkehr von der „Radaumusik“ bezeichnet. Vorbild war vor allem das Orchester Paul Whitemans mit seinem „symphonischen Jazz“. Der Jazzboom bis 1928 war so groß, dass auch außerhalb des musikalischen Bereichs von einer Jazzmode gesprochen werden konnte.
Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre setzte auch eine weltweite Krise der Jazzmusik ein.
Ein erster wirklich bedeutender Einschnitt für den deutschen Jazz im beginnenden NS-Regime war die Errichtung der Reichsmusikkammer (RMK) als Unterabteilung der Reichskulturkammer (RKK) und den damit einhergehenden Einschränkungen für jüdische und ausländische Musiker, den Hauptträgern des Jazz in Deutschland.
WeekendDie Ausübung des Musikerberufes war an die Mitgliedschaft und eine damit verbundene Mitgliedskarte der RMK gekoppelt. Für den Erhalt dieser Karte mussten alle in Deutschland tätigen Musiker eine Eignungsprüfung über sich ergehen lassen. Diese Prüfungen sind im Nachhinein als willkürlich einzuschätzen, worunter in der Mehrheit ausländische und jüdische Musiker zu leiden hatten. Zusätzlich wurden ausländisch klingende Bandnamen verboten, die bekanntlich bei Jazzbands bevorzugt waren.
Ein populäres Beispiel stellen die „Comedian Harmonists“ dar, die sich in „Meistersextett“ umtaufen mussten. Eines der Hauptziele der RMK war die „Säuberung“ von Juden aus ihren eigenen Reihen.
Aufgrund dessen wurden alle Musiker aufgefordert, bis 1934 ihre ethnische und religiöse Zugehörigkeit anzugeben. Allerdings lief die Auswertung der Fragebögen aus organisatorischen Gründen sehr mühsam von statten, so dass nachweislich bis 1939 jüdische Musiker, darunter auch Jazzmusiker, bei der RMK registriert waren. Zusätzlich konnten die Angaben über die religiöse Zugehörigkeit auch gefälscht werden, was die angestrebte „Entfernung“ von Juden erschwerte.

KeinNiggerJazz

Während des gesamten Bestehens des Nationalsozialismus gab es nur wenige musikimmanente Gründe, die gegen den Jazz vorgebracht wurden. So wurde schließlich 1933 das Saxophon als das Jazzinstrument schlechthin ausgemacht und der Verkauf, sowie das Spiel dieses Instruments per Anordnung verboten. (Was so nun wirklich nicht stimme kann; Riffmaster)

BackCover1Der Jazz, in seiner Spielweise Demokratie und Individualismus ausdrückend, nichtarischen Ursprungs und ein Produkt der amerikanischen Lebensart, galt bei den Nationalsozialisten als unerwünschte, „entartete Musik“. Bis 1935 blieb der Jazz aber weitgehend unbehelligt (Goebbels Devise: Überreden und Überzeugen durch Anti-Jazz-Propaganda statt Verbot). Im deutschen Rundfunk wurde in einem gewissen Umfang sogar Jazz gespielt, weil dieser, in populäre Tanzmusik eingebettet, dem Geschmack der Mehrzahl der Hörer entsprach. Das Verbot von Jazzmusik im Rundfunk von 1935, konnte daher auch nicht durchgesetzt werden. Zudem war die NS-Definition von Jazzmusik derart „schwammig“, so dass eine Zuordnung eher willkürlich war.
Mitte der 30er Jahre bis Ende der 40er Jahre begann ausgehend von Amerika die „Swing-Ära“. Der Swing wurde in einer Bigband nach Arrangements gespielt, was die freie Improvisation einschränkte und afro-amerikanischen Elemente zurückdrängte. Dadurch war der von Musikern wie Benny Goodman, Glenn Miller und Tommy Dorsey vertretene Stil zunächst sogar von nationalsozialistischer Seite kurze Zeit als gute Tanzmusik toleriert worden und galt als „kultivierter Überwinder des alten wilden Jazz“. In vielen deutschen Filmen wurde in Anpassung an den Publikumsgeschmack sogar ebenfalls swing orientierte Musik gespielt, teilweise amerikanische Stücke sogar offensichtlich plagiiert.
Höhepunkt der Swingwelle in Deutschland war 1936 als bei der Olympiade in Berlin Weltoffenheit demonstriert werden sollte und ausländische (und deutsche) Musiker bei Gastauftritten Swing spielten.
1937 änderte die Regierung ihren relaxten Kurs im Bereich der Musikpolitik. Es wurden Kontrollen durchgeführt, die das Spielen der unerwünschten Musik unterbinden sollten. Da die musikalischen Kriterien (flotte Tanzmusik schon Jazz?) unzureichend waren, wurde überwiegend nach rassistischen Kriterien vorgegangen. Nichtarische Musiker, Komponisten, Texter und Sänger wurden aus dem Verkehr gezogen, nicht aber der Jazz an sich. Bis zum Kriegsanfang blieb der Kampf des NS-Regimes gegen die Jazz- und Swingmusik daher erfolglos. Ein beliebter Trick, um der Zensur zu entgehen, war die „Eindeutschung“ englischer Titel.
Aus „Tiger Rag“ wurde „Schwarzer Panther“ oder aus „Joseph! Joseph!“ (ein Lied jüdischen Ursprungs) „Sie will nicht Blumen und nicht Schokolade“.

Plattfüsse

„Swing macht Plattfüsse“ – vermutlich aus: Illustrierter Beobachter 1938/1939

Mit Beginn des Krieges änderte sich die Situation. Das Hören ausländischer Rundfunksendungen (spielten oft Swing) wurde verboten. Viele Orchester wurden aufgrund der Einberufung ihrer Musiker zur Wehrmacht zur Auflösung gezwungen. Unter diesen Umständen ist es um so verwunderlicher, dass der Swing in der Kriegszeit nicht nur weiter existierte, sondern bereits 1941-1943 einen erneuten Höhepunkt, eine Art „Swing-Revival“, erlebte. Denn nach dem Westfeldzug richteten die Nationalsozialisten ihr Hauptaugenmerk auf die erfolgreichen Kriegsereignisse und vernachlässigten die Kontrollen im kulturellen Sektor. So konnten ausländische Bands aus den besetzten Gebieten, die zur Unterhaltung der Heimatfront dienten, heiße, swingende Töne nach Deutschland bringen, an denen sich auch die deutschen Bands zunehmend orientierten. Viele jazzige Nummern wurden in das Plattenangebot eingeschmuggelt. Vor allem die Jugend war von der Swingmusik begeistert.
Die schon 1940 einsetzende Verfolgung von swing begeisterten Jugendlichen konnten das „Swing-Revival“aber nicht verhindern, denn die Bedürfnisse der Soldaten, die bei ihrem Heimaturlaub Entspannung bei flotter Musik wollten, hatten Vorrang. Lediglich regional und lokal wurden vereinzelt die Bestimmungen verschärft. Im August 1941 gab es sogar fast ein konkretes Jazzverbot, welches hot- und swingorientierte Musik im Original und als Imitation unterbinden sollte – allerdings wie schon vor dem Krieg ohne Erfolg.
Mit der Wende im Kriegsgeschehen, die im Juli 1944 zur nahezu völligen Schließung der Bars, Kinos, der Theater und Varietés führte, wurden auch die Bedingungen für den Jazz immer schwieriger. Dass die Swingmusik dennoch weiter existierte, beweisen lokale Jazzverbote und Anti-Jazz-Propaganda bis zum Ende des Krieges.
„Swing macht Plattfüsse“ – vermutlich aus: Illustrierter Beobachter 1938/1939
Wie gesagt: die vielen Facetten dieses Themas haben mich schon ungemein beschäftigt und eins ist schon mal ganz sicher: Es wird nicht das letzte Mal sein, dass hier in diesem blog über die Musik jener schlimmen Epoche die Rede sein wird. Die nächste Edition dieser Art ist bereits in Vorbereitung.
Und als bonus habe ich dann noch das booklet dieser Edition beigelegt:

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Titel:
01. Arne Hülphers & sein Tanzorchester: Ich bin wie ich bin (1939) (Eisbrenner/Dehmel) 2.56
02. Günter Herzog & sein Tanzorchester: Limehouse Blues (1938) (Braham/Furber) 2.40
03. Orchester Ernst Van T’Hoff: Du – immer wieder du (1941) (Frustraci/Gadlieri/Walter) 3.05
04. Jean Omer & Sein Orchester: Schicksal (1942) (Omer) 3.22
05. Tanzorchester Fud Candrix: Musik für Erika (1942) (Candrix) 2.46
06. Robert Gaden & sein Orchester: Ach, ich liebe alle Frauen (1938) (Grothe/Dehmel) 2.13
07. Georges Boulanger & sein Tanzorchester: Liebesserenade zur Nacht (1937) (Goletti) 2.48
08. Will Glahe & seine Bigband: Wenn es vom Schicksal bestimmt ist (1940) (Ernst) 3.08
09. Emanuel Rambour: Weekend (1938) (Meisel) 3.03
10. Pat Bonen & sein Tanzorchester: Frasquita (1937) (Hubert/Weiss) 2.53
11. Peter Igelhoff & sein Ensemble: Dieses Lied hat keinen Text (1942) (Igelhoff) 2.28
12. Bernhard Etté & sein Tanzorchester: Träumen von der Südsee (1939) (Kirchstein) 2.48
13. Georges Boulanger & sein Tanzorchester: Du, du gehst an mir vorbei (1939) (Hess/Misraki) 2.54
14. Kapelle Siegfried Erhardt: Tango Anjuschka (1942 ) (Jäger/Nebhut) 3.06
15. Kurt Engel: Tanzendes Holz (1939) (Engel) 2.44
16. Kurt Henneberg & sein Orchester: So wie ein Lied vom Winde verweht (1941) (Kreuder/Schwenn) 3.12
17. Joop Carlquist & seine Hawaiians: Wenn wir uns einmal wiederseh’n (1937) (van Desys) 2.47
18. Peter Igelhoff & sein Ensemble: Oui Madame (1940) (Jary) 2.55
19. Kurt Wege & seine Solisten: Ich mache alles mit Musik (1940) (Mackeben/Beckmann) 2.57
20. Bernhard Etté & sein Tanzorchester: Kentucky Melodie (1938) (Richartz) 2.53
21. Hans Carste & sein Orchester: Über die Dächer der großen Stadt (1936) (Schröder/Helm) 2.57
22. Robert Gaden & sein Orchester: Vergib (1937) (Winkler) 2.11
23. Georges Boulanger & sein Tanzorchester: Tango – Du bist doch meine Lieblingsmelodie (1939) (Schmitz) 2.55
24. Barnabas von Geczy & sein Tanzorchester: Piccolo Signor (1940) (Apollonie) 3.06
25. Otto Stenzel & sein Tanzorchester: Ti Pi Tin (1936) (Grever/Richter) 2.46

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