Für mich gehört er zu den leider eher vergessenen Jazzpianisten der Nachkriegszeit:
Eugen Cicero begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspielen, mit sechs gab er ein Mozart-Klavierkonzert mit dem Sinfonieorchester von Klausenburg. Seine Eltern, der Vater Teodor Ciceu war orthodoxer Priester, seine Mutter Livia – ungarischer Abstammung – eine professionelle Chorsängerin, unterstützten seine musikalische Ausbildung. Er bekam mit elf Jahren Unterricht bei Aurelia Cionca, einer der bekanntesten Pianistinnen Rumäniens. Es folgte Unterricht bei Ana Pittiș. Später studierte er an der Musikhochschule Bukarest, von der er jedoch aus politischen Gründen im kommunistischen Rumänien verwiesen wurde. Zwei Jahre später wurde er wieder aufgenommen (Tauwetter-Periode), und 1962 wurde er Hochschulprofessor für Musik.
Anfang der 1960er Jahre führte ihn eine Konzerttournee mit einem Sextett nach Ost-Berlin; nachdem die Musiker von der rumänischen Botschaft ein Tagesvisum für West-Berlin erhalten hatten, kehrten sie von dort nicht mehr zurück. Die meisten Musiker der Band gingen nach Nordamerika, Cicero blieb in der Bundesrepublik Deutschland Der Schlagzeuger Charly Antolini vermittelte ihn an die Plattenfirma SABA/MPS, wo die beiden in den Jahren darauf sieben Schallplatten einspielten. Von West-Berlin aus zog er weiter nach Westdeutschland und in die Schweiz, wo er seine spätere Frau, die Tänzerin Lili Cziczeo, kennenlernte. 1965 spielte er die LP Rokoko-Jazz ein, die weltweit über eine Million Mal verkauft wurde. (Quelle: wikipedia)
Und hier genau diese LP, die damals für viel Furore sorgte:
Diese 1965 aufgenommene und veröffentlichte Platte war seinerzeit eine kleine Sensation. Sie war eine der ersten Platten von SABA (später: MPS) und sie präsentierte – anders als die Play-Bach-Platten von Jacques Loussier – jazzmäßige Improvisationen und nicht nur Themen und deren Variationen. (Dabei kann das Hören von Play Bach durchaus genussvoll sein.(Dr. Horst Wolfgang Boger)
Einwand meinerseits: Mit dieser Charakterisierung wird man dem Jacques Loussier nun wirklich nicht gerecht … und fast entschuldigend führt dann Horst Wolfgang Boger noch aus:
Diese Platte traf den Publikumsgeschmack so genau, dass weltweit über eine Million Exemplare verkauft wurden. Diesen Erfolg sollte man dieser Platte nicht als Malus vorwerfen. Schließlich waren auch Vivaldi, Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Duke Ellington und Miles Davis erfolgreich.
PS. Der in Klausenburg, Siebenbürgen (Rumänien), geborene Eugen Cziczeo (so hieß er tatsächlich) ist am 5. Dezember 1997 im Alter von 57 Jahren gestorben.
PPS. Der 1970 geborene, bekannte Sänger (und Musiker) Roger Marcel Cicero Cziczeo (kurz: Roger Cicero) ist der Sohn Eugen Ciceros. (Dr. Horst Wolfgang Boger)
Und auch heute noch klingt dieser perlende Klavierspiel begeisternd, die stets präsente und dennoch dezente Begleitband tut ihr übriges … Daher verleihe ich das Prädikat: zeitlos !
Produziert wurde das Album übrigens von Willi Fruth und Hans Georg Brunner-Schwer, jenen zwei Schwergewichtern aus dem Schwarzwald, die später dann eben dem Label MPS ihren unverkennbaren und großartigen Stempel aufsetzten.
Und den Hüllentext schrieb der „Jazz-Papst“ Joachim-Ernst Behrendt.
Besetzung:
Charly Antolini (drums)
Eugen Cicero (piano)
Peter Witte (bass)
Titel:
01. Solfeggio C-moll (C.E.Bach) 5.39
02. Sonate D-dur (Scarlatti) 3.58
03. L’adolescente (Couperin) 5.26
04. Bach’s Softly Sunrise (Cicero) 6.15
05. Fantasie in C-moll (Andante, Adagio, Allegretto) (Mozart) 5.25
06. „Erbarme dich mein Gott“ (aus; Matthäus-Passion) (J.S.Bach) 5.56