Eugen Cicero – Rokoko-Jazz (1965)

FrontCover1.jpgFür mich gehört er zu den leider eher vergessenen Jazzpianisten der Nachkriegszeit:

Eugen Cicero begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspielen, mit sechs gab er ein Mozart-Klavierkonzert mit dem Sinfonieorchester von Klausenburg. Seine Eltern, der Vater Teodor Ciceu war orthodoxer Priester, seine Mutter Livia – ungarischer Abstammung – eine professionelle Chorsängerin, unterstützten seine musikalische Ausbildung. Er bekam mit elf Jahren Unterricht bei Aurelia Cionca, einer der bekanntesten Pianistinnen Rumäniens. Es folgte Unterricht bei Ana Pittiș. Später studierte er an der Musikhochschule Bukarest, von der er jedoch aus politischen Gründen im kommunistischen Rumänien verwiesen wurde. Zwei Jahre später wurde er wieder aufgenommen (Tauwetter-Periode), und 1962 wurde er Hochschulprofessor für Musik.

Anfang der 1960er Jahre führte ihn eine Konzerttournee mit einem Sextett nach Ost-Berlin; nachdem die Musiker von der rumänischen Botschaft ein Tagesvisum für West-Berlin erhalten hatten, kehrten sie von dort nicht mehr zurück. Die meisten Musiker der Band gingen nach Nordamerika, Cicero blieb in der Bundesrepublik Deutschland Der Schlagzeuger Charly Antolini vermittelte ihn an die Plattenfirma SABA/MPS, wo die beiden in den Jahren darauf sieben Schallplatten einspielten. Von West-Berlin aus zog er weiter nach Westdeutschland und in die Schweiz, wo er seine spätere Frau, die Tänzerin Lili Cziczeo, kennenlernte. 1965 spielte er die LP Rokoko-Jazz ein, die weltweit über eine Million Mal verkauft wurde. (Quelle: wikipedia)

Eugen Cicero 03

Eugen und Roger Cicero

Und hier genau diese LP, die damals für viel Furore sorgte:

Diese 1965 aufgenommene und veröffentlichte Platte war seinerzeit eine kleine Sensation. Sie war eine der ersten Platten von SABA (später: MPS) und sie präsentierte – anders als die Play-Bach-Platten von Jacques Loussier – jazzmäßige Improvisationen und nicht nur Themen und deren Variationen. (Dabei kann das Hören von Play Bach durchaus genussvoll sein.(Dr. Horst Wolfgang Boger)

Einwand meinerseits: Mit dieser Charakterisierung wird man dem Jacques Loussier nun wirklich nicht gerecht … und fast entschuldigend führt dann Horst Wolfgang Boger noch aus:

Diese Platte traf den Publikumsgeschmack so genau, dass weltweit über eine Million Exemplare verkauft wurden. Diesen Erfolg sollte man dieser Platte nicht als Malus vorwerfen. Schließlich waren auch Vivaldi, Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Duke Ellington und Miles Davis erfolgreich.

PS. Der in Klausenburg, Siebenbürgen (Rumänien), geborene Eugen Cziczeo (so hieß er tatsächlich) ist am 5. Dezember 1997 im Alter von 57 Jahren gestorben.

PPS. Der 1970 geborene, bekannte Sänger (und Musiker) Roger Marcel Cicero Cziczeo (kurz: Roger Cicero) ist der Sohn Eugen Ciceros. (Dr. Horst Wolfgang Boger)

Der Spiegel 39_1965 (22.9.1965)

aus: „Der Spiegel“ Nr. 39/1965 (22. September 1965)

Und auch heute noch klingt dieser perlende Klavierspiel begeisternd, die stets präsente und dennoch dezente Begleitband tut ihr übriges … Daher verleihe ich das Prädikat: zeitlos !

Produziert wurde das Album übrigens von Willi Fruth und Hans Georg Brunner-Schwer, jenen zwei Schwergewichtern aus dem Schwarzwald, die später dann eben dem Label MPS ihren unverkennbaren und großartigen Stempel aufsetzten.

Und den Hüllentext schrieb der „Jazz-Papst“ Joachim-Ernst Behrendt.

Hans Georg Brunner-Schwer

Hans Georg Brunner-Schwer

Besetzung:
Charly Antolini (drums)
Eugen Cicero (piano)
Peter Witte (bass)

BackCover

Titel:
01. Solfeggio C-moll (C.E.Bach) 5.39
02. Sonate D-dur (Scarlatti) 3.58
03. L’adolescente (Couperin) 5.26
04. Bach’s Softly Sunrise (Cicero) 6.15
05. Fantasie in C-moll (Andante, Adagio, Allegretto) (Mozart) 5.25
06. „Erbarme dich mein Gott“ (aus; Matthäus-Passion) (J.S.Bach) 5.56

LabelB1.jpg

*
**

MPSVersion.jpg

Später erschien dann dieses Album auch noch auf MPS Records

Eugen Cicero – Klavierspielereien (1969)

frontcover1Eugen Cicero (eigentlich Eugen Ciceu, * 27. Juni 1940 in Klausenburg, Rumänien; † 5. Dezember 1997 in Zürich, Schweiz) war ein klassisch ausgebildeter rumänischer Jazz-Pianist. Er wurde mit seinen Jazz-Interpretationen und -Bearbeitungen von barocken, klassischen und romantischen Werken bekannt. Seine Interpretationen von Jazzstandards enthielten häufig Musikzitate aus klassischen Werken.

Er spielte jedes Stück als Improvisation, und so war keine Aufführung mit einer anderen identisch, belegt durch mehr als 70 Einspielungen auf Tonträgern. 1976 erhielt er den Deutschen Schallplattenpreis für seine Bearbeitung von Kompositionen Franz Schuberts.

Eugen Cicero begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspielen, mit sechs gab er ein Mozart-Klavierkonzert mit dem Sinfonieorchester von Klausenburg. Seine Eltern, der Vater Teodor Ciceu war orthodoxer Priester, seine Mutter Livia – ungarischer Abstammung – eine professionelle Chorsängerin, unterstützten seine musikalische Ausbildung. Er bekam mit elf Jahren Unterricht bei Aurelia Cionca, einer der bekanntesten Pianistinnen Rumäniens. Es folgte Unterricht bei Ana Pittiș. Später studierte er an der Musikhochschule Bukarest, von der er jedoch aus politischen Gründen im kommunistischen Rumänien verwiesen wurde. Zwei Jahre später wurde er wieder aufgenommen (Tauwetter-Periode), und 1962 wurde er Hochschulprofessor für Musik.

eugencicero02Anfang der 1960er Jahre führte ihn eine Konzerttournee mit einem Sextett nach Ost-Berlin; nachdem die Musiker von der rumänischen Botschaft ein Tagesvisum für West-Berlin erhalten hatten, kehrten sie von dort nicht mehr zurück. Die meisten Musiker der Band gingen nach Nordamerika, Cicero blieb in der Bundesrepublik Deutschland Der Schlagzeuger Charly Antolini vermittelte ihn an die Plattenfirma SABA/MPS, wo die beiden in den Jahren darauf sieben Schallplatten einspielten. Von West-Berlin aus zog er weiter nach Westdeutschland und in die Schweiz, wo er seine spätere Frau, die Tänzerin Lili Cziczeo, kennenlernte. 1965 spielte er die LP Rokoko-Jazz ein, die weltweit über eine Million Mal verkauft wurde.

1966 kehrte er nach Berlin zurück und verbrachte hier einen wesentlichen Teil seines weiteren Lebens. Er spielte von 1956 bis 1971 beim RIAS Tanzorchester, später bei der SFB Big Band von Paul Kuhn, mit den Münchner Philharmonikern, dem Arrangeur und Big-Band-Leiter Peter Herbolzheimer und vielen anderen Größen des Jazz. 1970 wurde sein Sohn Roger Cicero geboren, der bis zu seinem Tod im März 2016 ebenfalls ein bekannter Jazzmusiker war. 1980 wurde die Ehe mit Lili Cziczeo geschieden. 1982 übersiedelte er in die Schweiz und wurde Vater einer Tochter. Er trat häufig in Japan auf und spielte dort auch eine Reihe von Aufnahmen ein. Eugen Cicero starb am 5. Dezember 1997 im Alter von 57 Jahren nach einem Hirninfarkt.

Bei vielen seiner Kollegen war er wegen seiner Großzügigkeit sehr beliebt – er teilte häufig seine Einnahmen mit finanziell weniger erfolgreichen Musikerkollegen. Die Presse wie auch die Promotion seiner Plattenfirma beschreibt seine Musik als Mischung von Jazz und Klassik. Cicero verstand es, die klassischen Elemente nahtlos in sein Spiel einzubauen. Er konnte jederzeit vom triolisch-amerikanischen in barocken-klassischen Stil wechseln, ohne dass der Bogen verloren ging oder ein stilistischer Bruch eintrat. Ein Beispiel seiner Improvisationskunst ist seine ideenreiche Interpretation der Mozartschen Variationen über das Kinderlied Ah vous dirai je Maman (Morgen kommt der Weihnachtsmann).

eugencicero01
Oft trat er als Solist auf. Der spieltechnische Unterschied zwischen rechter und linker Hand war bei ihm gänzlich aufgehoben, ähnlich wie bei Art Tatum und Oscar Peterson. Cicero bevorzugte das Spiel mit anderen Musikern. Bekannt ist der „Cicero-Lauf“, eine Folge sehr schneller chromatisch-abfallender kleiner Terzen, die nur mit einer – meist der rechten – Hand gespielt werden und die Cicero oft als verbindendes Element bzw. Farbmuster zwischen zwei Themen einsetzte. Vereinzelte Kritik erntete Eugen Cicero wegen seiner zeitweiligen Nähe zur sogenannten U-Musik – etwa vergleichbar mit James Last, Paul Kuhn oder Erwin Lehn. Cicero war ein Pionier des Crossover, lange bevor dieser Begriff Einzug in die Musiktheorie hielt. (Quelle: wikipedia)

Hier zum Einstieg in die fabelhafte Welt des Eigen Cicero ein Album aus dem Jahr 1969. Eingespielt für das nun wirklich renommierte MPS Label aus dem Schwarzwald … bei diesem Label schnalzen die Kenner ja nur mit der Zunge.

Und gleich passiert, wenn man dieses Album hört …

Da perlen die Pianotöne nur so, gespielt mit einer traumhaften Sicherheit, begleitet von dem großartigen Charly Antonlini und Peter Witte, die sich dezent im Hintergrund halten … und ohne die es dennoch nicht ging.

Piano-Jazz auf höchstem Niveau !

eugencicero03

Besetzung:
Charly Antolini (drums)
Eugen Cicero (piano)
Peter Witte (bass)

backcover

Titel:
01. I Got Rhythm (Gershwin) 3.22
02. Rumänische Volksweisen (Traditional) 4.56
03. Summertime (Gerswhin) 5.55
04. What Kind Of Fool Am I (Bricusse/Newley) 7.14
05. Bye, Bye Blackbird (Dixon/Henderson) 5.15
06. Rumänisches Volkslied (Traditional) 4.48
07. My Foolish Heart (Young/Washington) 6.50
08. Hi-Lili, Hi-Lo (Deutsch/Kaper) 3.38

labelb1

*
**