Ingo Dierck + Ralph Müller – 100 Jahre Hauptbahnhof Kiel (1999)

TitelWann immer ich in München über die Donnersbergerbrücke fahre, erblicke ich das mächtige Schienennetz der Deutschen Bundesbahn und jedesmal macht es bei mir „bumms“ und ich krieg´ so richtig Fernweh. Und auch wenn ich schon seit vielen Jahren eher seltener auf den Schienen reise, Bahnhöfe lösen in mir immer was ganz spezielles aus … jene Möglichkeit der Mobilität, die einfach dazu einlädt, die Welt zu entdecken.

Und jetzt fiel mir diese prachtvolle Broschüre in die Hände, die sich mit dem Hauptbahnhof Kiel anlässlich des 100. Geburtstags beschäftigt.

Der Kieler Hauptbahnhof ist der wichtigste Bahnhof der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel.

Mit täglich 25.000 Reisenden und Besuchern ist der Kieler Hauptbahnhof nach dem Lübecker Hauptbahnhof der zweitgrößte Bahnhof Schleswig-Holsteins. Der Bereich rund um den Hauptbahnhof ist der am meisten frequentierte Platz in Kiel. An den Busanlagen, im Hauptbahnhof sowie auf dem Bahnhofsvorplatz sind täglich mehr als 100.000 Menschen unterwegs.
Bahnhofsvorplatz mit nördlichem Haupteingang

Der Bahnhof ist Ausgangspunkt von Strecken nach Hamburg, Lübeck, Flensburg und Husum. Er befindet sich direkt an der Kieler Förde. Die Fähranleger nach Oslo und Göteborg liegen wenige hundert Meter entfernt.

Der Kieler Hauptbahnhof ist ein Kopfbahnhof. Die Länge der dreischiffigen Bahnsteighalle beträgt 121 Meter, die Breite 55 Meter.

Beispiel02Der erste Kieler Bahnhof wurde 1843 bis 1846 am Ziegelteich, rund 500 Meter nördlich des jetzigen Standortes, errichtet. Dieser Bahnhof war dem wachsenden Verkehr, besonders dem eines Reichskriegshafens, zu dem Kiel 1871 erklärt worden war, nicht mehr gewachsen. Der jetzige Standort verbesserte die Zufahrtsmöglichkeit zum Hafen für den Straßenverkehr. Der Bau begann 1895.

Der westliche Teil des sechsgleisigen Kopfbahnhofs wurde 1899 fertiggestellt. Bis dahin verkehrten noch Züge durch eine Lücke im Ostflügel zum alten Bahnhof. Nach Eröffnung des neuen Bahnhofes konnte der Verkehr zum alten Bahnhof eingestellt werden, der Ostflügel folgte 1900. Der alte Bahnhof wurde 1902 abgerissen. Auf der Ostseite des Empfangsgebäudes wurde die Kaisertreppe kombiniert mit einer geschwungenen Auffahrt angelegt, über die auf kürzestem Weg das Hafenbecken mit dem Anleger für die kaiserliche Jacht erreicht werden konnte. Die endgültige Fertigstellung des langgezogenen Westflügels und der Bahnsteighalle dauerte noch bis 1911 an, da unter anderem zunächst das Stadtkloster, ein Armenhaus am Sophienblatt, abgerissen werden musste.

Im Jahre 1944 wurden der Hauptbahnhof und die angrenzenden Prachtbauten bei einem schweren Bombenangriff durch die Alliierten schwer beschädigt. Ab 1950 wurde der Bahnhof in vereinfachter Form wiederaufgebaut. Dabei entstand im östlichen Teil des Empfangsgebäudes ein Restaurant, so dass die Kaisertreppe nicht mehr als Zugang nutzbar war. In den 1950er Jahren wurde das Bahnhofsumfeld umgestaltet. Insbesondere wurde die zuführende Straße Sophienblatt stark verbreitert.

Aufgrund der Olympischen Sommerspiele 1972 wurde auf der Nordseite des Bahnhofsvorplatzes ein hochgelegtes Parkdeck errichtet, unter dem sich ebenerdig der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) befand. Die fußläufige Verbindung zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem ZOB über den Vorplatz erfolgte mittels eines überdachten Fußgängersteges als leichte Stahlkonstruktion, die aus dem Haupteingangsbogen des Bahnhofes herausführte und in die aufgestelzte, gegenüberliegende Parkebene mündete. Im Bahnhof wurden auf dem Querbahnsteig sowie rund um die Eingangshalle verschiedene Verkaufspavillons errichtet, dazu auch in der historischen Eingangshalle (Nordeingang) und den danebenliegenden Wartehallen jeweils eine zusätzliche Ebene eingezogen, die die historische Raumhöhe halbierte. Das Parkdeck mit dem noch heute (2012) darunter befindlichen ZOB wurde 2009–2010 im Süden – zum Bahnhof hin – um knapp ein Drittel reduziert (Teilabriss) und dort ein Hotel der „Atlantic“-Kette errichtet (Eröffnung Juni 2010 / Baukosten rund 23 Mio. Euro).

Beispiel03Auch zum 1988 errichteten Einkaufszentrum Sophienhof wurde ein Fußgängersteg ausgehend vom Empfangsgebäude angelegt, was die Architektur des Gebäudes beeinträchtigte. Genauso zwei außen am Bahnhof angebrachte geschlossene Fußgängerstege links und rechts der Eingangshalle im Norden, die von den Kielern wegen ihres Aussehens scherzhaft „BH“ genannt wurden.

Auf der Ostseite zum Hafen hin wurde 1994/1995 das Erlebniszentrum CAP mit mehreren Restaurants und einem Großkino errichtet. Es verfügt über einen direkten Zugang auf Bahnsteighöhe vom östlichsten Bahnsteig. Das Cap erhielt im Jahr 2010 bereits seinen zweiten Umbau – im Wesentlichen eine erneute Veränderung der Passage und der Eingangsbereiche unter Beibehaltung der Lokalitäten, seit einigen Jahren u. a. auch eine Bowlingbahn und eine Discothek.

1995 wurde die Bahnstrecke Richtung Hamburg elektrifiziert. Seitdem starten und enden hier täglich auch ICE-Züge.

Im Jahr 1999 begann ein umfassender Umbau des Bahnhofs. Unter anderem erhielt er eine neue Empfangshalle. Die Zwischenebene der historischen Eingangshalle wurde entfernt und damit die einstige Raumhöhe wiederhergestellt. Der Fußgängersteg zum ZOB und die Außenstege an der Nordseite des Bahnhofs sind ersatzlos abgerissen worden, der Fußgängersteg zum Sophienhof wurde durch eine Stahl-Glas-Konstruktion ersetzt. Der umgestaltete Bahnhofsvorplatz und die Empfangshalle am Querbahnsteig mit zahlreichen Geschäften wurde zur Kieler Woche im Juni 2004 eingeweiht. Auch die Kaisertreppe im Osten wurde wieder hergestellt. Wegen finanzieller und technischer Schwierigkeiten wurde der Umbau mehrmals unterbrochen und erst im Mai 2006 mit der Fertigstellung einer neuen Bahnsteighalle abgeschlossen; nur über dem Querbahnsteig ist noch die alte und sanierte Bahnhofshalle erhalten. Die Gesamtkosten des Umbaus betrugen rund 60 Millionen Euro. Die Kosten der Bahnsteighalle wurden mit rund 30 Millionen Euro beziffert. Ab 2013 hat es einen erneuten Umbau des Bahnhofs mit der Entstehung der Gleise 2b und 6b gegeben. Gleis 2b wurde außerhalb der Halle am Bahnsteig der Gleise 1 und 2 realisiert, der zu einem Zungenbahnsteig umgebaut wurde; für Gleis 6b gilt das Gleiche am Bahnsteig der Gleise 5 und 6. Die Bahnsteige wurden nötig, um den zusätzlichen Verkehr in der Relation Kiel–Rendsburg(–Fockbek) und der Relation Kiel–Schönberger Strand bewältigen zu können. Die Arbeiten wurden im Oktober 2014 weitgehend beendet. (Quelle: wikipedia)

Beispiel17Und nachdem ich halt einen Faible für solche historische Rückblicke habe, und diese Broschüre (Herausgeber: Deutsche Bundesbahn) nun wirklich interessant gestaltet und illustriert wurde, findet sie nun auch ihren Platz in diesem blog.

Beispiel13Und dieses Heft stellt die Geschichte dieses Bahnhofs auch in ihrer jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontext (und nur so darf das sein !) und zudem gibt es so ein paar weitereinteressante Aspekte, wie z.B. das unterschiedliche Designverständnis in all den zurückliegenden Dekaden.

Der Bahnhof im Jahr 2006:

Der Bahnhof im Jahr 2006

Wie gewohnt ein paar Eindrücke von diesem Heft, bevor es dannnzu Präsentation geht:

Beispiel01Beispiel04Beispiel05

Beispiel06Beispiel08Beispiel09Beispiel10Beispiel11Beispiel12Beispiel15Beispiel16
*
**