Michael Heltau – Wienerische Lieder – himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt (1979)

FrontCover1Nicht wegzudenken von der österreichischen Musikszene ist ganz sicher dieser Michael Heltau, der sich ja eigentlich vorrangig als Schauspieler einen Namen gemacht hat. Und mittlerweile (Jahrgang 1933) ist er über 80 Jahre alt:

Frack und Zylinder wurden zu seinem Markenzeichen: Michael Heltau wurde auf der Theaterbühne und im TV berühmt. Seine Leidenschaft sind aber die Chansons. Mit 80 will der Wahl-Wiener nicht kürzer treten.
Michael Heltau kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Der Österreicher mit bayerischer Herkunft spielte sich als Schauspieler auf der Bühne und im TV in die Herzen der Zuschauer. Als Chansonnier lebt er nun seine Leidenschaft. „Ich weiß um die Sympathie, die das Publikum seit Jahrzehnten für mich hat“, sagte Heltau einmal zum ORF. Daher ist für den Wahl-Wiener auch noch lange nicht Schluss. Kurz vor seinem 80. Geburtstag, den er am Freitag (5. Juli) feiert, begeistert er das Publikum noch immer.
Heltau selbst sah sich immer mehr als „Bühnenmensch denn als Schauspieler“. In den vergangenen Jahren trat er fast nur noch als Chansonnier und Entertainer auf. Im vergangenen Jahr führte er das Publikum im Wiener Burgtheater in das Paris der 1950er und 60er Jahre bei seinem bereits 33. Soloprogramm „Es ist immer jetzt“. Damit tourt Heltau, dem man sein wahres Alter kaum ansieht, bis heute.

Heltau01Michael Heltau wurde am 5. Juli 1933 als Heribert Michael Huber in Ingolstadt geboren. Seine Großeltern und Urgroßeltern erzogen Heltau, der schon früh mit seiner künstlerischen Begabung auffiel und stark gefördert wurde. Mit Kriegsausbruch übersiedelte seine Familie von Bayern ins Salzkammergut, sie wurde 1945 aber wieder aus Österreich ausgewiesen. Sein Abitur absolvierte er in Ingolstadt.
Danach kehrte er wieder in seine Wahlheimat Österreich zurück und besuchte das renommierte Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein erstes Engagement ergatterte er 1953 am Stadttheater Würzburg, danach folgten das Bayerische Staatsschauspiel München und das Wiener Theater in der Josefstadt. Innerhalb weniger Jahre avancierte der vielseitige Schauspieler zum Publikumsliebling auf Wiens Bühnen.
1967 gelang ihm auch der Durchbruch als Charakterdarsteller. Er wurde im Wiener Burgtheater engagiert, wo er in den folgenden Jahrzehnten alle großen Rollen der klassischen und modernen Bühnenliteratur spielte. Die Verbindung zum Burgtheater ist bis heute sehr eng. Als langjähriges Mitglied des Ensembles wurde er zuerst zum „Doyen des Burgtheaters“ befördert, dann zum Ehrenmitglied. 1968 bekam er auch die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen.

Doch Heltau, dessen Auftritte in Frack und Zylinder zum Markenzeichen wurden, wollte sich nie festlegen. Schon Mitte der 50er Jahre begann er, auch für den Film zu arbeiten. In den 70er Jahren kamen Erfolge mit Schallplatten dazu. Das deutsche TV-Publikum lernte ihn als Moderator der ZDF-Serie „Liederzirkus“ kennen. Seit dieser Zeit begeistert er eine beachtliche internationale Fangemeinde mit seinen Soloprogrammen. Besondere Anerkennung finden seine deutsche Interpretationen der Lieder des Belgiers Jacques Brel.

Dabei behielt sich Heltau immer den Ruf des bescheidenen Künstlers. Starallüren wurden ihm nie nachgesagt. „Ich interessiere mich überhaupt nicht für mich selbst“, wird er in dem Buch „Auf Stichwort: Michael Heltau“, das zu seinem 75. Geburtstag erschien, zitiert. Für den Österreicher ist laut eigenen Aussagen die Beziehung zu seinen Musikern auf der Bühne eine Liebesgeschichte. „Er sagt immer, wir sind seine Vitamine“, sagte eine Violinistin einmal über die Zusammenarbeit mit Heltau.

Die Rolle des Doktor Brinkmann in der Schwarzwaldklinik lehnte er aber bewusst ab: „Ich kann nicht ein Jahr Leuten den Puls messen und das dazu passende Gesicht machen“, sagte er der Tageszeitung „Die Presse“ dazu. Aber bei den vielen Fernsehengagements, die er im Laufe seines Lebens abgesagt hat, ging es um mehr als einzelne Rollen. Er hielt immer eine kritische Haltung zum Fernsehen: „In der Distanz zwischen Schauspieler und Zuschauer, da spielt sich alles ab, was Theater aufregend macht, in der Luft dazwischen“, sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA einmal.

Doch auch bei anderen Projekten und Posten war Heltau immer sehr wählerisch. Er lehnte Hollywood- und Broadway-Angebote ebenso ab wie Leitungsfunktionen in großen Theaterhäusern. Als Theaterdirektor hätte er vieles machen müssen, was ihm nicht gefallen hätte: „Ein Theaterdirektor ist ein Ermöglicher. Und selbst spielen hätte ich nicht können: Wenn ich gut bin, blockiere ich das Haus, wenn ich schlecht bin, beschädige ich es“, sagte er zur APA.
Rückblickend hätte er bis heute nichts anders machen wollen: „Ich erfülle mir einen Kindheitstraum“, schreibt er auf seiner Homepage. (Salzburger Nachrichten, 2013)
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Hier sein 3. Album bei dem er sich auf kleine Wiener Spezialitäten konzentriert. Was so das ganz spezielle an „wienerischer Musik“ ist, lässt sich – zumindest für mich – schwer in Worte fassen. Das ist so ne ganz spezielle Melange aus schwermütigen, sentimentalen aber auch spitzfindigen Liedern. Und davon bekommt man hier mehr als genug. Und beim letzten Lieder „Alles is hin“ (= O du lieber Augustin) musste ich schmunzeln, erinnerte ich mich doch plötzlich an die Jazz-Rock Version von Blood, Sweat & Tears … so schließen sich die Kreise …
Das Album erhielt eine feine Verpackung und enthält auch eine wohlfeile Jubelaria von Andre Heller auf den Mensch und Künstler Michael Heltau …
Und: auch in der DDR fand diese Scheibe gefallen, denn sie wurde auch auf Amiga Records veröffentlich … na dann … ran an den Speck !

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Besetzung:
Michael Heltau (vocals)
+
Orchester unter der Leitung von Toni Stricker

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Titel:
01. Schön ist so ein Ringelspiel (Heller/Herz/Leopoldi) 3.50
02. Aschenlied (Raimund/Drechsler) 3.18
03. Mir is alles ans (Traditional) 1.45
04. Und die Zeit (Heller/Stricker) 2.36
05. In einem kleinen Café in Hernals (Herz/Leopoldi) 4.18
06. Wann i nimmer singen kann (Weigel/Steinbrecher) 2.46
07. Lannermusik (Heller/Domanig-Roll) 2.48
08. Hobellied (Raimund/Kreutzer) 2.08
09. I hab die schönen Maderln ned erfunden (Prosel/Schmidseder) 3.29
10. Der Wiener Troubadour (Domanig-Roll) 3.35
11. Sagt er (Traditional) 2.02
12. Alles Is Hin (Traditional/Heller/Stricker) 2.16

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