Bernhard Heinzelmann + Manfred Hamm – Naumburg (1991)

titelAlso wirklich, Deutschland hat schon wunderbare Ecken … eine dieser Ecken kenne ich noch gar nicht und die heißt Naumburg (an der Saale):

Naumburg (Saale) ist eine Stadt im Süden von Sachsen-Anhalt. Naumburg ist Verwaltungssitz des Burgenlandkreises und Mittelpunkt des nördlichsten deutschen Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Die Stadt ist ein Bahnknotenpunkt und verfügt über eine reichhaltige Geschichte, so war sie früher zum Beispiel Sitz des Bistums Naumburg. Wahrzeichen ist der Naumburger Dom in der mittelalterlichen Altstadt.

Naumburg liegt im Süden von Sachsen-Anhalt an der Mündung der Unstrut in die Saale, nahe der Grenze zu Thüringen, 39 km südlich von Halle und 30 km nördlich von Jena. Die Stadt ist vom hügeligen Weinanbaugebiet Saale-Unstrut umgeben und liegt im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland. Das Klima in Naumburg ist außergewöhnlich mild, was den Weinbau an den Talhängen der Umgebung erst ermöglicht.

Naumburg wurde erstmals 1012 urkundlich erwähnt, als an der Kreuzung zweier Handelsstraßen die neue Burg der Ekkehardinger, der Markgrafen von Meißen, entstand. 1021 wird in der Merseburger Bischofschronik von der kurz zuvor erfolgten Neugründung einer Propstei an der Stelle des späteren Naumburger Doms berichtet. Durch Betreiben der Ekkehardinger gab 1028 Papst Johannes XIX. seine Zustimmung zur Verlegung des Bistumsitzes von Zeitz nach Naumburg. Bis zur Umsetzung der Reformation in der Stadt 1568 war Naumburg Bischofssitz, wobei ab dem 13. Jahrhundert die Bischöfe wieder meist in Zeitz residierten und lebten. Letzter Bischof war Julius von Pflug, der in Zeitz starb und auch dort beerdigt ist. Auf das Jahr 1030 datiert ist die Gründung der Domschule. Seit 1144 wurde Naumburg Stadt genannt.

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Im Mittelalter war sie ein bedeutender Handelsplatz an der Via Regia, besonders durch die zuerst 1278 genannten Naumburger Messen. Der Aufstieg Leipzigs zur Messestadt seit 1500 und der Dreißigjährige Krieg brachten die wirtschaftliche Blüte Naumburgs zum Erliegen. Das Territorium des Mitte des 16. Jahrhunderts säkularisierten Bistums ging an die Kurfürsten von Sachsen über, die es durch eine eigene Stiftsregierung in Naumburg verwalten ließen und später die Administratoren stellten. 1544 wurde aus dem Stiftsbesitz an der Saale das Amt Naumburg gebildet. Nach dem freundbrüderlichen Hauptvergleich unter den vier Söhnen Johann Georgs I. 1657 gehörte das Naumburger Stiftsgebiet zur Sekundogenitur Sachsen-Zeitz, die dem jüngsten Sohn Moritz zufiel. Bevor in Zeitz die Moritzburg erbaut wurde, diente das Naumburger Stadtschloss als Residenz dieser Nebenlinie. Diese Episode fand mit dem Tode des letzten protestantischen Vertreters der Linie Sachsen-Zeitz im Jahr 1718 ein Ende. Das Naumburger Stiftsgebiet fiel endgültig an die Dresdner Kurlinie zurück; es war damit vollends in das albertinische Sachsen integriert, blieb aber bis 1815 Sitz eigener Verwaltungsbehörden (zum Beispiel Konsistorium des Stifts Naumburg-Zeitz).

Bis zum Ende des Spätmittelalters lebten Juden in der Bischofsstadt Naumburg. Sie wohnten in der Jüdengasse, der zentral gelegenen Judengasse der Stadt, die heute noch erhalten ist. 1494 erhielten die Bischofsstädte Naumburg und Zeitz von Bischof Johann III. von Schönberg die Zusage, „die ansässigen Juden nach Ablauf ihrer Geleite und Verschreibungen zu verabschieden, aus allen Gebieten auszuweisen und auch künftig keine Juden mehr zuzulassen.“

Tordurchfahrt Marienstraße 25 mit Hauszeichen von 1721 und 1747:
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Die Räte dieser Städte hatten sich über die von den Juden angeblich genommenen Wucherzinsen und deren rücksichtslose Eintreibung beschwert. Noch 1494 wurden alle Juden aus Naumburg und 1517 aus Zeitz ausgewiesen. Zum Ersatz der ausgefallenen Judengelder hatte Naumburg jährlich 60 und Zeitz 40 rheinische Gulden an die bischöfliche Kammer zu zahlen, ablösbar mit 1200 bzw. 800 rheinischen Gulden. Heute erinnert eine bronzene Gedenktafel am marktseitigen Zugang der Jüdengasse an die ehemaligen Bewohner und deren Vertreibung.

Am 2. Mai 1604 wurde eine Christina Kirchner aus der Michelsgasse enthauptet, die von der Frau des Nicol von Zwicken der Hexerei beschuldigt worden war.

Von 1621 bis 1622 hatte Naumburg eine Kippermünzstätte, in der unter den Münzmeistern Georg Oppermann, Kurt Marquart, Sebastian Härtel und Friedrich Ulm Interimsmünzen geschlagen wurden. Das waren Kippermünzen vom Kipper-12-Kreuzer-Stück bis hin zum sogenannten Kippertaler zu 60 Groschen.

Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Naumburg an Preußen. 1846 erhielt die Stadt Anschluss an die Thüringer Bahn von Halle nach Erfurt, 1889 nach Artern und schließlich 1900 nach Teuchern. Am 15. September 1892 ging die Straßenbahn Naumburg in Betrieb. Sie wurde in den ersten Jahren noch mit Dampf betrieben. Am 2. Januar 1907 wurde sie auf den elektrischen Betrieb umgestellt. 1914 wurde die Stadt Naumburg kreisfrei.

Obwohl sich die Industrialisierung nur schwach entwickelte, bildete sich schon 1848 ein Arbeiterverein. Bei der Niederschlagung des Kapp-Putsches 1920 wurden fünf Arbeiter getötet. 1927 wurden die „Devoli“ (Deutsche Volkslichtspiele) gegründet, mit Hauptsitz im früheren Garnisonslazarett auf dem Spechsart. Dort befinden sich auch die Film- und Tonstudios. In den 1930er Jahren entstanden im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht drei neue Kasernen in Naumburg, eine an der Schönburger Straße und zwei am Flemminger Weg (damals Adolf-Hitler-Straße). Am 20. August 1935 paradierte das Infanterie-Regiment 53 zum ersten Mal auf dem alten Marktplatz. Dieses Regiment wurde im Überfall auf Polen eingesetzt.

Blick auf den Marktplatz:
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Am 9. und 11. April 1945 bombardierten anglo-amerikanische Flugzeuge die Stadt. Dabei wurden Teile der militärischen Anlagen im Osten der Stadt sowie Bereiche der Altstadt und angrenzender Gebiete zerstört oder schwer beschädigt. Mehr als 100 Menschen starben, rund 700 Häuser wurden beschädigt. Am 12. April besetzten US-Truppen die Stadt, knapp drei Monate später – am 2. Juli – zogen Truppen der Roten Armee in Naumburg ein. Durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen hielten sich in der Stadt bis zu 60.000 Menschen auf.

Nach der Besetzung der Stadt durch Einheiten der Roten Armee 1945 wurde ein Areal um das Oberlandesgericht abgeriegelt und zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Es wurde von den Stäben der 57. Garde-Mot. Schützendivision und des 170. Garde-Mot. Schützenregiments der sowjetischen Streitkräfte bezogen. Sowohl die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Kasernen (Jäger- und Barbarakaserne) als auch die aus nationalsozialistischer Zeit stammenden Kasernen der Garnisonsstadt Naumburg wurden zur Unterbringung der Soldaten genutzt. Die Offiziere bewohnten sowohl Teile des Bürgergarten-Villenviertels als auch neu errichtete Wohnsiedlungen. Teile der Umgebung Naumburgs, z. B. das Buchholz, wurden von den sowjetischen Streitkräften für Übungszwecke genutzt, waren aber meist für die Bevölkerung zugänglich. Auch die sowjetischen Versorgungseinrichtungen („Russenmagazine“) konnten von den Anwohnern genutzt werden.

1950 verlor Naumburg den Status als kreisfreie Stadt und kam zum Landkreis Weißenfels. In der DDR war Naumburg Standort von Maschinenbau, Arzneimittel-, Metall- und Schuhindustrie. Die politischen Veränderungen im Jahre 1989 führten auch in Naumburg zu zahlreichen Demonstrationen und Versammlungen in den Kirchen der Stadt.

Nach der Wende 1990 kam die bisher zum Bezirk Halle gehörende Stadt zum neu gebildeten Land Sachsen-Anhalt. Das Areal um das Oberlandesgericht wurde nach dem Abzug der GSSD für die einheimische Bevölkerung wieder zugänglich. Die von den sowjetischen Streitkräfte genutzten Liegenschaften wurden zivilen Nutzungen zugeführt.

1994 wurden die Landkreise Naumburg, Nebra und Zeitz zum Burgenlandkreis zusammengeschlossen. Der Kreissitz blieb dabei Naumburg. 2007 wurden der Burgenlandkreis und der Landkreis Weißenfels zum neuen Burgenlandkreis verschmolzen. Seitdem ist Naumburg Verwaltungssitz dieses Landkreises, zu dem auch die Nachbarstädte Weißenfels, Zeitz und Nebra gehören.

Am 1. Januar 2010 wurden als bisher letzte Orte Bad Kösen, Crölpa-Löbschütz, Janisroda und Prießnitz eingemeindet. (Quelle: wikipedia)

Ratswaage (1674) und Ratssänfte (1750) im Museum der Stadt Naumburg:
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1991 erschien dann dieses Buch im Nicolai Verlag, Berlin und der kann auf eine schön gehörige Geschichte zurückblicken:

Der Nicolai Verlag ist einer der ältesten Buchverlage Deutschlands. Er wurde 1713 als Nicolaische Verlagsbuchhandlung von Christoph Gottlieb Nicolai in Berlin gegründet und seine Geschäftsadresse war bis Ende des 19. Jahrhunderts das Nicolaihaus in der Brüderstraße 13. Ursprünglich wurden theologische, medizinische, juristische Texte, aber auch Schulbücher verlegt. Heutiger Sitz ist Berlin-Mitte, Neue Grünstraße 17.

Von 1965 bis 1995 war der Verleger Dieter Beuermann Eigentümer des Verlags. 1995 wurde der Nicolai Verlag an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkauft, zeitweise war er ein Tochterunternehmen des S. Fischer Verlags. 2004 wurde er vom Verleger Andreas von Stedman übernommen; im Februar 2016 wurde bekannt, dass Christiane Kofler den Verlag gekauft hat.

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Heute erscheinen im Nicolai Verlag Bücher aus den Bereichen Kunst, Kultur, Zeit- und Kunstgeschichte, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.

Der Nachfolger und Sohn des Firmengründers, Friedrich Nicolai, ein wichtiger Vertreter der deutschen Aufklärung, machte den Verlag über Berlin und das Kurfürstentum Brandenburg hinaus bekannt. (Quelle: wikipedia)

Das Buch erschien in der Reihe Städte in Deutschland und da gab es damals wohl gerade was ostdeutsche Städte betrifft einen gewaltigen Nachholbedarf.

Ein Buch das neugierig macht (wer´s nicht glaubt, sollte mal durch dieses Buch blättern …) … da müsste man doch glatt mal für ein Wochenende hinfahren …

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Ganz schön vertrackt, diese Architektur:
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Das Marientor:
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Die Rückseite des Buches: ein wenig Klappentext hätte ja nun wirklich nicht geschadet:
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