Eine wirklich außergewöhnliche Gruppe:
Embryo ist eine deutsche Jazzrock- und Weltmusik-Band. Die Gruppe wurde 1969 von Christian Burchard gegründet. Im Lauf der Jahre haben über 400 nationale und internationale Jazz- und Rockmusiker bei der sich als Kollektiv begreifenden Gruppe mitgewirkt, darunter viele namhafte Jazz- und Krautrock-Musiker. 2016 übernahm Marja Burchard, die Tochter des Bandgründers, die Leitung des Projekts.
Christian Burchard war bereits in den 1960er Jahren als Jazzmusiker aktiv und spielte Klavier, Posaune und Vibraphon. Er tourte mit Mal Waldron und bildete mit dem Saxophonisten und Geiger Edgar Hofmann sowie dem Schlagzeuger Dieter Serfas ein Jazztrio. 1969 wechselte Burchard selbst ans Schlagzeug und formierte mit Hofmann und Lothar Meid die neue Band Embryo.
Meid verließ die Band nach kurzer Zeit, um sich Amon Düül anzuschließen. Christian Burchard sammelte unterdessen immer neue Musiker um sich. Insgesamt haben seit 1969 über 400 Musiker beim Musikkollektiv Embryo gespielt. Zu den langjährigen Mitgliedern zählen u. a. Roman Bunka (Gitarre, Oud), Uve Müllrich (Bass), Michael Wehmeyer (Keyboards), Lothar Stahl (Marimba, Schlagzeug) und Jens Pollheide (Bass, Flöte). Außerdem gab es langjährige Freundschaften zu anderen Musikern und Bands, die immer wieder als Gäste bei Embryo erschienen, darunter Charlie Mariano, Mal Waldron, Marty Cook, Chris Karrer (Amon Düül), und Roland Schaeffer (Guru Guru). Eine enge personelle Verflechtung bestand außerdem mit der Herforder Band Missus Beastly, die gemeinsam mit Embryo, Sparifankal und Ton Steine Scherben 1976 das Label April (später Schneeball) gründeten.
Früh, 1971, hatte Embryo einen Radiohit mit dem Titel Tausendfüßler.[3][4] Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der Stil der Band vom jazzigen Krautrock zu Weltmusik, wobei verschiedene Stile und Richtungen miteinander vereint wurden. Viele Embryo-Alben entstanden auf ausgedehnten Konzertreisen in andere Kontinente. Die Band ist dabei auch mit wichtigen Musikern der von ihnen bereisten Ländern wie Shoba Gurtu, T. A. S. Mani, R. A. Ramamani, Mahmoud Gania und Okay Temiz aufgetreten. Der Film Vagabunden Karawane von Werner Penzel (1980) berichtet über eine dieser Reisen, die von Deutschland bis nach Indien führte.
Bassist Müllrich und Keyboarder Wehmeyer verließen 1980 Embryo und formierten ihre eigene, zunächst Embryo’s Dissidenten genannte Band Dissidenten.
1996 trat Christian Burchards Tochter Marja (* 1985) im Alter von elf Jahren erstmals bei Embryo in Erscheinung. Als Multiinstrumentalistin (Klavier, Akkordeon, Marimba, Vibrafon, Schlagzeug, Posaune, Orgel, Keyboard, Santur) hat sie sich bald einen festen Platz in der Band erspielt.
Im Juli 2008 erhielt Embryo beim TFF Rudolstadt den Deutschen Weltmusikpreis Ruth 2008 für das Lebenswerk verliehen.
Im Sommer 2016 erlitt Christian Burchard im Alter von 70 Jahren einen Schlaganfall und war danach nicht mehr fähig aufzutreten. Daraufhin übernahm seine Tochter Marja die Leitung der Band und führt sie auch nach dem Tod Burchards im Januar 2018 fort. Sie hat die Band durch neue Elemente wie Beatboxing und neue Musiker verjüngt, trägt aber mit der Einbindung von Musikern wie Roman Bunka und Michael Wehmeyer auch die Embryo-Tradition fort. (wikipedia)
Und hier ihr 6. Album:
Anfang der 7ziger spielten Embryo in kurzer Folge mit wechselndem Line-Up die LPs „Father, Son & Holy Ghosts“ (1972), „Steig Aus“ (1973) und „Rocksession“ (1973) ein (allerdings nicht in dieser Reihemfolge). Die drei Scheiben entsprangen verschiedenen Aufnahmesessions im Studio, mehr oder weniger improvisiert und ohne große vorherige Absprachen, allerdings um vorher vorhandenen, komponierte Kerne herum. Embryo spielen hier eine recht eigene Version des Jazzrocks, versehen mit einem guten Schuss meditativ-entspannter Krautrock-Atmosphäre und versehen mit mehr oder weniger deutlichen Ethnoelementen.
„Steig Aus“ ist vielleicht die gelungenste der drei Scheiben. „Radio Marrakesch/Orient Express“ und das lange „Call“ sind ausufernde Jams, mit viel Raum für aufeinander abgestimmte kurze Soli, hauptsächlich von Waldron, Jackson (der auch einmal ein Mellotron erklingen lässt), Hofmann und Bunka. Unterlegt ist das Ganze mit der treibenden Rhythmusarbeit von King bzw. Evers am Bass und Burchard and Schlagzeug und Perkussion. „Dreaming Girls“ dagegen ist eine sehr entspannte, fast meditative Instrumentalballade, geformt von Hofmanns Geige, Waldrons schlichten E-Pianoläufen, Bunkas E-Gitarre, schwebenden Klängen von Marimba und Vibraphon und einer wabernden Orgel. Einfach schön!
Die in Secondhand-Läden und auf Flohmärkten mitunter zu findende zweite LP-Ausgabe von Brain/Metronome („Rock On Brain“) hatte übrigens ein anderes Cover als das oben abgebildete, und zeigt einen Herrn in weißem Overall, der sich offenbar gerade an einem Kleiderbügel aufhängt, der hinten in seinem Kragen steckt. Steig Aus ist eine rundum gelungene Scheibe und sei allen an Jazz- und Krautrock Interessierten wärmstens empfohlen! (Achim Breiling)
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie vielfältig die unter dem Begriff „Krautrock“ zusammengefassten Bands klingen. Embryo spielen hier einen treibenden, beim herrlichen Dreaming Girls auch mal entspannten Jazzrock, der mit den üblichen Klischeevorstellungen von Krautrock eigentlich kaum etwas gemein hat. Erst Call greift mit seinen psychedelischen Orgeleinsätzen stärker auf typisch „krautige“ Elemente zurück, aber auch hier sorgen Vibraphon und Violine für deutlich jazzige Akzente.
Von dem schwerfälligen Teutonengehabe, das dem Krautrock oft unterstellt wird (nicht immer zu Unrecht), ist hier rein gar nichts zu hören. Eher geht es hier in Richtung Kraan, aber mit stärkerer Psychedelik- und Ethno-Komponente. Rundum empfehlenswert! (Jochen Rindfrey )
So isses und nicht anders !
Besetzung:
Roman Bunka (guitar)
Christian Burchard (drums, marimba, vibraphone)
Jörg Evers (bass)
Edgar Hoffmann (violin)
+
Jimmy Jackson (mellotron, organ)
Dave King (bass)
Mal Waldron (piano)
Titel:
01. Radio Marrakesch (Burchard/Bunka) / Orient-Express (Burchard) 9.51
02. Dreaming Girls (Burchard) 10.35
03. Call 17.25
03.1. Call (part 1) (Waldron)
03.2. Organ Walk (Jackson)
03.3. Marimba Village (Burchard)
03.4. Clouds (Hoffmann)
03.5. Call (part 2) (Burchard)
Die offizielle Website: