Zweitausendeins – Nr. 7 (Das erste Heft) (1970)

TitelVermutlich geht´s da nicht nur mir so: Ohne Zweitausendeins wäre mein Leben ärmer gewesen, ohne Zweitausendeins hätte ich diverse musikalische und literarische Anregungen gar nicht so einfach mitbekommen.

Zweitausendeins ist eine 1969 in Frankfurt am Main gegründete, seit Juli 2011 in Leipzig ansässige deutsche Verlags- sowie Musik- und Buchhandelsfirma mit Direktvertrieb über den Versandhandel und in Kooperation mit lokalen Buchhandlungen. Von 1974 bis 2016 führte das Unternehmen mehrere eigene Ladengeschäfte in Deutschland, 2018 feierte die Leipziger Filiale Wiedereröffnung. Zum weiteren Angebot zählen auch Medien anderer Verlage sowie Bücher und CDs aus dem Ausland. Seit 2020 vertreibt Zweitausendeins seine Eigenverlagstitel teilweise auch direkt über den Buchhandel.

Der Zweitausendeins-Mitbegründer Lutz Reinecke arbeitete vor seiner Firmengründung beim Suhrkamp-Vertrieb, nachdem Siegfried Unseld in den 1960er Jahren auf den jungen Buchhändler Reinecke aufmerksam geworden war. 1968 fand während der Frankfurter Buchmesse eine Demonstration der APO gegen die Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Léopold Sédar Senghor statt. Reinecke verließ spontan den Suhrkamp-Buchstand, nahm an der Demonstration teil und wurde daraufhin von Unseld entlassen. Bei einer späteren Begegnung mit Unseld räumte Reinecke ein, dass er „genauso“ gehandelt hätte.

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Noch im selben Monat konnte Reinecke bei der Satire-Zeitschrift pardon arbeiten. Reinecke, ab 1983 verheirateter Kroth, und Walter Treumann, der damalige Geschäftsführer beim pardon-Verlag Bärmeier & Nikel entwickelten ab September 1969 eine Merchandising-Abteilung, den pardon-shop. Als sich der pardon-Verlag 1971 auflöste, gliederten im April 1971 Reinecke und Treumann den Versand als ein eigenständiges Unternehmen in Frankfurt am Main aus. Der Betrieb wurde nach dem Kultfilm 2001: Odyssee im Weltraum benannt. Zunächst war es ein Vertrieb für Kuriosa und verramschte preisreduzierte Restauflagen von Büchern und Schallplatten. Bald danach begannen mit Erfolg die Nachdrucke von vergriffenen Büchern und Zeitschriften. Unter der Leitung des dritten Gesellschafters Wolfgang Müller (Ressort Musik) dehnte das Unternehmen sein Angebot auf Schallplatten aus.

Durch ihre gezielte und außergewöhnliche Programmauswahl und den unkonventionellen Stil der Kundenansprache wurde die Firma zu einem bedeutenden Verlag der 68er-Generation. „Der Verlag von Lutz Reinecke und Walter Treumann wurde zum Kraftwerk der Alternativkultur, das die Jugend der Republik bis tief in das flache Land unter subkulturellen Strom setzte.“ Das wichtigste Marketing-Mittel war der alle vier bis acht Wochen unter dem Titel Merkheft versandte kleinformatige Katalog. Das Merkheft führte Neuzugänge und einen Großteil der lieferbaren Backlist auf, deckte aber nicht das gesamte lieferbare Programm ab. „Guestwriter“ Bertel Schmitt verfasste vier Jahrzehnte lang anonym die Texte für das Hausorgan „Merkheft“. Es wurde zu einem Kultobjekt und zu einem Vorbild für viele Nachahmer.

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Ein Markenzeichen des Merkhefts war das Editorial, das immer mit „Guten Tag“ begann. Den Abschluss bildete die kurze Schlusskolumne der Mitarbeiterin Annemarie Susemihl (1905–1997). Später wirkte sie auch als Sprecherin an einer Peter-und-der-Wolf-CD mit. Das „Merkheft“ war lange Zeit auf unüblich dünnem Papier gedruckt, schwarzweiß und in den konservativen Schriftarten Times New Roman und Univers 67 gehalten. Zum wirtschaftlichen Erfolg trug auch die aggressive Preispolitik mit oft außerordentlich stark verbilligten Sonderangeboten bei.

Später erweiterte sich das Buchangebot um sehr preisgünstige, von anderen Verlagen lizenzierte Neuausgaben und selbst verlegte Neuerscheinungen. Darunter waren Ausgaben vergessener Klassiker wie z. B. Boris Vian und Titel mit politischer und gesellschaftskritischer Thematik. Nach der Heirat von Lutz Reinecke mit der Fotografin Eva Kroth, deren Namen er 1983 annahm, öffnete sich das Angebot ökologischen und spirituellen Themen. Die kleinformatigen Buchklötze mit kompletten Zeitschriften-Nachdrucken (Kursbuch, Akzente) wurden von Franz Greno hergestellt. Dieser trennte sich später von Zweitausendeins, um einen eigenen Verlag zu gründen. Zweitausendeins gab aber weiterhin einen Teil der von ihm gestalteten Bücher heraus.

Später gab es diese spezielle Einkaufstaschen dann nur noch in Papier:
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Der Verlag vertrieb lange Zeit nicht über den Buchhandel, sondern nur direkt im Versand und später in eigenen Läden. Das erste Ladengeschäft öffnete 1974 in der Eschersheimer Landstraße 5–7 in Frankfurt am Main. 1979 zog es an den Kornmarkt 14 im Parkhaus Hauptwache um. Filialen in Berlin, Freiburg, Hamburg und Mannheim folgten; zu den Blütezeiten des Unternehmens Mitte der 1990er waren es deutschlandweit 14 Geschäfte mit insgesamt über 200 Mitarbeitern. Erst seit 2006 gibt es „Partnershops“ in ausgewählten Buchhandlungen, meist in Universitätsstädten. Der Umsatz lag 2005 bei etwa 40 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeiter bei etwa 150. Die Zahl der Versandkunden bezifferte das Unternehmen zu Hochzeiten auf etwa eine Million. Da es in der Schweiz und in Österreich keine Zweitausendeins-Läden gibt, kann das Verlagsprogramm hier auch über den traditionellen Buchhandel bestellt werden.

Die legendären „Merkhefte“:
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Zu den eigenen Buchreihen gehörte z. B. „Haidnische Alterthümer“, in der Hans-Michael Bock vergessene Romane des 18. und 19. Jahrhunderts unter dem Motto „Die Lieblingsbücher von Arno Schmidt“ publizierte. Daneben verlegte Zweitausendeins auch Bücher z. B. des Comic-Zeichners Robert Crumb, Gerichtsreportagen von Peggy Parnass, Texte von Bob Dylan, Übersetzungen von Harry Rowohlt, die Autobiografie von Woody Guthrie, die gesammelten Werke von Eckhard Henscheid und andere Werke der „Neuen Frankfurter Schule“ (F. W. Bernstein, Robert Gernhardt, F. K. Waechter). Zweitausendeins vertrieb auch politisch wichtige Dokumentationen wie die „Deutschland-Berichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade) 1934–1940“ und verlegte Kunstbände und Bücher zu Film und Fotografie.

Zweitausendeins vertrieb von 1975 bis 1980 exklusiv die Bücher des März Verlages. Ab 2004 waren die Titel des Verlags Rogner & Bernhard bis zu dessen Übernahme durch Kein & Aber im Jahre 2015 exklusiv über Zweitausendeins erhältlich. Die Publikationen des Haffmans Verlags, darunter Titel wie der alljährliche Raben-Kalender, erscheinen seit 2002 ausschließlich bei Zweitausendeins. Auch die Schallplatten des Labels Mood Records, die Klassik-Titel des holländischen Labels Brilliant Classics und das Weltmusik-Label Network Medien wurden in Deutschland längere Zeit exklusiv über Zweitausendeins vertrieben. Zudem befindet sich das Label Blue Angel im Firmenbesitz.

Neben dem Verlag und dem Buchvertrieb ist das umfangreiche CD-, Vinyl- und DVD-Angebot weiterhin das zweite Standbein der Firma. Insbesondere die Zweitausendeins Edition mit über 650 lieferbaren Filmtiteln auf DVD wurde in den letzten Jahren stark ausgebaut.

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Die Beteiligungsgesellschaft MK Medien Beteiligungs GmbH der Kinowelt-Gründer und Brüder Michael Kölmel und Rainer Kölmel aus Leipzig übernahm Zweitausendeins 2006 zu einem nicht genannten Kaufpreis. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen bereits in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und hatte die eigene Logistikabteilung auflösen müssen. Firmengründer Lutz Kroth verabschiedete sich im „Merkheft“ vom Januar 2007 von den Lesern und erklärte, sich nach 37 Jahren in den Ruhestand zurückzuziehen. An Lutz Kroths Stelle trat Till Tolkemitt als Geschäftsführer. In der Folge wurde versucht, durch Ausbau der Internetpräsenz und ein Shop-in-Shop-System in Kooperation mit örtlichen Buchhändlern den Umsatz zu steigern. Ende 2009 umfasste das Vertriebsnetz neben 14 eigenen Läden 35 solcher „Partnershops“.

Dennoch gingen die Umsätze, auch aufgrund der Krise im CD-Markt, weiter zurück, Zweitausendeins machte siebenstellige Verluste pro Jahr und wurde nur durch zusätzliche Mittel des Eigentümers Michael Kölmel am Leben erhalten. Weitere namhafte Mitarbeiter schieden aus: Nach exakt vierzigjähriger Zugehörigkeit beendete Guestwriter Bertel Schmitt 2009 nach Verfassen des Jubiläums-Merkhefts die Mitarbeit. Geschäftsführer Till Tolkemitt verließ am 1. Oktober 2009 das Unternehmen, um in Berlin den Verlag Haffmans & Tolkemitt zu gründen. Wolfgang Müller, letztes verbliebenes Mitglied des Zweitausendeins-Gründertrios Reinecke-Treumann-Müller und zuständig für die Musiksparte, beendete zum 31. März 2010 seine Tätigkeit bei Zweitausendeins.

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Auf Tolkemitt folgte zunächst Hubert Snehotta und dann Ende 2009 Ralph Koch als Geschäftsführer und Bianca Krippendorf als Geschäftsführerin, die bis dahin Justiziarin der MK Medien und Assistentin von Michael Kölmel gewesen war. Auf Ralph Koch als Geschäftsführer folgte Andreas Kalski. Um Kosten zu senken, wurden Anfang 2010 der Verlags- und Marketingstandort Hamburg aufgegeben und die Verwaltung in Frankfurt konzentriert. Anfang Juni 2010 einigten sich Geschäftsführung und Betriebsrat zur Abwendung der drohenden Insolvenz auf ein Sanierungskonzept, das unter anderem die Entlassung von 51 der 116 Beschäftigten und die Aufgabe der eigenen Kundenbetreuung vorsah.

Im Jahr 2011 verlegte Zweitausendeins seinen Firmensitz von Frankfurt am Main nach Leipzig. Seit Februar 2017 liegen die Produktion und der Vertrieb des ehemaligen Zweitausendeins-Kundenkatalogs „Merkheft“ bei der Ganske-Verlagsgruppe. Das Merkheft erscheint in der zu Ganske gehörenden Frölich & Kaufmann GmbH, deren Geschäftsführer Andreas Kaufmann und Thomas Ganske sind. Hierzu wurde das Geschäftsvermögen des Merkhefts aus der Zweitausendeins Versand-Dienst GmbH in die in Berlin neu gegründete Merkheft GmbH überführt. Nach der Überführung wurde die GmbH wieder aufgelöst. Geschäftsführerin war zunächst Bianca Krippendorf, danach war Andreas Kaufmann Geschäftsführer.

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Im Laufe des Jahres 2017 wurde der Geschäftsbetrieb der Zweitausendeins Versand-Dienst GmbH in die neue Zweitausendeins GmbH & Co. KG überführt. Die persönlich haftende Gesellschaft ist die Kinowelt Einzelhandels GmbH. Geschäftsführer ist Peter Deisinger.[21] Seit Oktober 2017 gehört die Leipziger Verlagsgruppe Seemann Henschel mit den traditionsreichen Verlagen E.A. Seemann, Henschel und Edition Leipzig zu Zweitausendeins.[22] Seit Dezember 2021 gibt es (wieder) einen regelmäßig erscheinenden Katalog. Die „HausPostille“ orientiert sich dabei optisch und typografisch am damaligen gleichnamigen Vorgänger des Merkhefts Anfang der 1970er Jahre und wird ca. alle drei Monate an die Kunden verschickt. Mit einer beigelegten Bestellkarte ist seit Verkauf des „Merkheft“ in 2017 auch wieder eine postalische Bestellung möglich. Nach Aufgabe der eigenen Logistik im Jahre 2006 ist diese nach häufig wechselnden Dienstleistern (zunächst Arvato in Gütersloh, dann Eurotape Media Services in Berlin, danach EDC in Langenhagen und zuletzt Naxos Global Logistics in Poing) seit 2021 wieder in eigener Hand. Zu diesem Zwecke wurde eine Halle unweit des Firmensitzes angemietet. Dieses ging einher mit einem Relaunch des Webshops und Verbringung der Waren aus dem Lager des Dienstleisters in die eigene Halle.

Im April 2012 gab Zweitausendeins bekannt, die Läden schließen und sich auf den Versandhandel konzentrieren zu wollen. Zweitausendeins bot über das Merkheft Investoren an, die Läden im Franchise-System zu übernehmen. Die Läden, für die sich keine Franchisenehmer fanden, wurden bis 2016 geschlossen. Der einzige seit 2013 als Franchise geführte und somit letzte verbliebene Zweitausendeins-Laden in Frankfurt am Main schloss am 23. März 2017. Es bleiben die derzeit 16 (Stand: Januar 2023) sogenannten Zweitausendeins-Kooperationen in örtlichen Buchhandlungen, die eine Auswahl des Sortiments führen sowie alle Artikel bestellen können.

Im Oktober 2018 eröffnete Zweitausendeins im Volkshaus in Leipzig wieder ein eigenes Ladengeschäft. Seit Oktober 2021 ist die Filiale im Geschwister-Scholl-Haus nahe der Nikolaikirche zu finden. (wikipedia)

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Und hier als eine kleine Reminiszenz an alle die großartige Jahrzehnte mit Zweitausendeins ihr erstes Merkheft (das komischerweise die Nr. 7 trägt, aber schräg waren sie halt schon immer.).

Und vieles, was dort angeboten wurde, hat auch heute noch Bestand … viel Freude bei diesem kleinen Kanon der Subkultur.

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Die Rückseite des Heftes:
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Mehr von Zweitausendeins:
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Die aktuelle Website:
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Oliver Kobold und Jochen Wobser – Nur bei uns – Wie Zweitausendeins die Gegenkultur verlegte (SWR 2) (2019)

Titel

Tja, wo Trikont ist, da ist Zweitausendeins nicht weit … Oder wie schrieb der treue Lese dieses blogs, Hermann anlässlich der Präsentation des Trikont Kataloges aus dem Jahre 1979 (siehe hier):

„Danke für den Beitrag. in meiner Jugend wurde aber eher bei 2001 bestellt ….“

Und dann flatterte mir in den letzten Tages dieses ganz aktuelle Radiofeature vom SWR 2 ins Haus … :

Comics von Robert Crumb, Gedichte von Wondratschek und Bukowski, LPs von Dylan und Cohen, die Geistesblitze der Neuen Frankfurter Schule, Karl Kraus und das Kursbuch als Nachdruck im Backsteinformat.

Der 1969 gegründete Zweitausendeins Verlag lieferte die kulturelle Wegzehrung für den langen Marsch der Linken durch die Institutionen, esoterische Abwege eingeschlossen.
Audio herunterladen.

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50 Jahre nach der Gründung lohnt ein Blick zurück: Was hat ein bestimmtes Milieu zu einer bestimmten Zeit gelesen, gehört, geglaubt? Wie klang der Sound der Gegenkultur? Und wann hörte er endgültig auf, vernehmbar zu sein? (Quelle: SWR 2)

Und so ging´s mit diesem völlig unmöglichem Versand los:

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Und den Rest der Geschichte kann man hier in diesem faszinierendem Radiomitschnitt hören … Faszinierend nicht nur, weil die Geschichte von Zweitausendeins faszinierend ist, sondern weil hier auch viele Zeitzeugen zu Worte kommen und von daher dieser Beitrag besonders authentisch ist und da dieser Beitrag mit vielen Detailinformationen aufwarten kann, die z.B. mir bisher noch nicht bekannt waren.

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Exklusiv bei Zweitausendeins: Das legendäre Moods Label

Und vermutlich geht´s da nicht nur mir so: Ohne Zweitausendeins wäre mein Leben ärmer gewesen, ohne Zweitausendeins hätte ich diverse musikalische und literarische Anregungen gar nicht so einfach mitbekommen.

Zum Verständnis der links-alternativen Szene, die sich ab Ende der 60er Jahre hier bei uns entwickelte, ist diese Radio-Sendung unverzichtbar.

Zum Nachlesen habe ich dann noch das Sendemanuskript beigelegt …

Besetzung:

Sprecher:
Janik Petry – Klaus Profalka Ardani – Lisbeth Felder

Redaktion:
Walter Filz

Regie:
Tobias Krebs

Text:
Oliver Kobold und Jochen Wobser

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Räumungsverkauf: das Zweitausendeins Geschäft in der Türkenstraße, München

Titel:
01. Nur bei uns – Wie Zweitausendeins die Gegenkultur verlegte 55.30

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Und so ging´s dann mit Zweitausendeins weiter:

Zweitausendeins gibt „Merkheft“ ab

Ab Februar 2017 wird das legendäre „Merkheft“ des Kulturversandhauses Zweitausendeins von Frölich & Kaufmann herausgegeben − einem Unternehmen der Ganske Verlagsgruppe.

Zweitausendeins übergibt damit Produktion und Versand des bekannten Kataloges an das Berliner Versandunternehmen für Bücher aus dem Bereich Kunst und Kultur, so eine Ganske Mitteilung.

„Wir freuen uns, nach der Integration von Artservice und Cultous das Angebot von Frölich & Kaufmann nun um das ‚Merkheft‘ erweitern zu können“, so Frank-H. Häger, Vorstand der Ganske Verlagsgruppe; „das Themenangebot wird für unsere Kunden nun noch attraktiver.“ Dabei verstehe sich Ganske quasi als Dienstleister für Zweitausendeins, so ein Sprecher der Verlagsgruppe auf Anfrage. Über die Konditionen machte er keine Angaben. Ziel sei es, das „Merkheft“ zu erhalten und dessen Verbreitung zu steigern. Der Versand der Bestellungen laufe wie bisher. Das bedeute zudem keine Übernahme von Zweitausendeins, das Unternehmen bleibe eigenständig, betont der Ganske-Sprecher.

Michael Kölmel, Inhaber von Zweitausendeins, freut sich über den kompetenten Nachfolger Frölich & Kaufmann für das „Merkheft“. Die Kooperation sei „ein wichtiger Baustein für die zukünftige inhaltliche Arbeit von Zweitausendeins. Zweitausendeins wird sich weiterhin hochwertigen Inhalten im Bereich Buch, Musik und Film widmen“, so Kölmel. Zukünftig werde sich Zweitausendeins hier als reines Online-Unternehmen engagieren (die Frage ist, was dann mit den Shop-in-Shops geplant ist).

Der langjährige Chefredakteur Axel Winzer wechselt ebenfalls zu Frölich & Kaufmann und wird dort die Redaktion des Katalogs, der zunächst unter der Bezeichnung „Merkheft bei FRÖLICH & KAUFMANN“ erscheint, weiter verantworten.

„Das Merkheft war seit Beginn meiner Laufbahn ein großes Vorbild, deshalb freue ich mich sehr darauf, es gemeinsam mit Axel Winzer in bewährter Qualität fortzuführen und auch weiter zu entwickeln“, sagt Andreas Kaufmann, Geschäftsführer von Frölich & Kaufmann.

Frölich & Kaufmann ist ein Unternehmen der Ganske Verlagsgruppe und wurde 1978 von Gerd Frölich und Andreas Kaufmann gegründet. Das Unternehmen gilt als größter Versand für Bücher aus dem Bereich Kunst und Kultur in Europa.

Zweitausendeins Versand Dienst, gegründet 1969, ist ein Kulturversandhaus. Zweitausendeins verkauft eigene und fremde CDs, DVDs, Software und eigene und fremde Bücher sowie Restauflagen. (Quelle: Börsenblatt, 2016)

 

Und dann … gab´s wieder plötzlich einen aktiven Verand, der sich Zweitausendeines nennt:

Zum 1. Oktober haben der Medienunternehmer Michael Kölmel und seine Frau, die Kunsthistorikerin Doris Apell-Kölmel, die Leipziger Verlagsgruppe Seemann Henschel übernommen, die Anfang März beim Amtsgericht Leipzig Insolvenz beantragen musste. Kölmel gehörte mit seiner 1998 an die Börse gebrachten Kinowelt AG zu den führenden deutschen Filmverleihern; 2001 ging die gemeinsam mit seinem Bruder Rainer gegründete Firma pleite. Inzwischen ist der 63-jährige Wahl-Leipziger, der seit 2003 in der Messestadt lebt, mit seiner neu gegründeten Firma Weltkino und anderen Unternehmungen wieder gut im Geschäft, daneben hat sich der Eigentümer der Red Bull Arena Leipzig laut Medienberichten mit dem Bundesligisten RB Leipzig über einen Verkauf des Stadions geeinigt, kolportierter Kaufpreis: 70 Millionen Euro.

In der Buchbranche ist Kölmel kein Unbekannter: 2006 hat er, wiederum gemeinsam mit seinem Bruder, den in finanzielle Schieflage geratenen Verlag und Buchversender Zweitausendeins übernommen. 2011 erfolgte der Umzug der Firma nach Leipzig; in den Jahren 2013 bis 2016 wurden sukzessive die Ladengeschäfte geschlossen, während die Shop-in-Shop-Kooperationen mit dem stationären Buchhandel bis heute weiter gepflegt werden. Aktuell bieten bundesweit rund 20 Buchhandlungen das Zweitausendeins-Sortiment an. Seit Mai liegt die Geschäftsführung in den Händen von Neffe Nicolas Kölmel und Peter Deisinger, der seit 2011 als Texter, Copy-Editor und Einkäufer bei Zweitausendeins tätig war.

2003 hatten Bernd Kolf und Jürgen A. Bach die drei Verlage E. A. Seemann, Henschel und Edition Leipzig von der Dornier-Gruppe übernommen; 2004 holten sie auch Koehler & Amelang an den Gründungsort zurück. Die nun als E. A. Seemann Henschel GmbH & Co. KG firmierende Verlagsgruppe hat ihr Domizil im Leipziger Haus des Buches verlassen und ihren neuen Standort unterm Zweitausendeins-Dach in der Karl-Tauchnitz-Straße bezogen. Annika Bach, Tochter des Altverlegers, hat als Mitgesellschafterin die Geschäftsführung der neuen Verlagsgruppe übernommen. Die gebürtige Freiburgerin hatte nach Volontariaten bei Chr. Links und Bärenreiter seit 2014 die Programmleitung der Verlage Henschel sowie Koehler & Amelang inne. (Quelle: Börsenblatt,  2017)

Alles irgendwie ganz schön verwirrend, aber auch spannend …