Chor und Volksmusikkreis Kolbermoor – Adventsingen mit alpenländischen Liedern und Musiken (frühe 60er Jahre)

FrontCover1Na, dann betreib ich mal wieder aktive Heimatpflege (*ggg*)

Sie wurde am 24. März 1927 gegründet: die Stadtsing- und Musikschule Kolbermoor. Dieses Jahr feiert sie ihr 90-jähriges Bestehen – mit Konzerten und Auftritten, aber auch mit einer ganz besonderen Einrichtung: einem „Erzählcafé“, in dem Anekdoten und Erlebnisse in Erinnerung gerufen werden.

Kolbermoor – Auf 90 Jahre blickt dieses Jahr die Stadtsing- und Musikschule Kolbermoor zurück – und dabei auch auf eine reiche Geschichte voller Konzerte, Auftritte, Ausflüge und vieles mehr.

Begründer der „Singschule“ war 1927 Hans Lorenz (1893-1977), damals noch Konrektor und ab 1955 Rektor der Knabenschule. Die ersten Sänger und Mitglieder entstammten dem damaligen Arbeiter-Gesangsverein „Arion“. Seine Intention für die Gründung: eine „Pflegestätte der deutschen Volksmusik“ zu schaffen, wie Hans Lorenz anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Einrichtung erklärte: „Als in der unseligen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sich auch in der Musik Schmutz und Schund immer breiter machten und die geschmacklosen und schmierigen Gassenhauer die öffentlichen Lokale, die Straßen und die Wohnungen verseuchten, gewann mein Junglehrerplan, in meinem Heimatort der deutschen Volksmusik eine Pflegestätte zu bereiten, eine immer zwingendere Gestalt.“

Ein weiterer Meilenstein in den jungen Jahren der Singschule war 1933: die Umwandlung in eine „Marktsingschule“ – womit der Grundstock für die heutige Stadtsing- und Musikschule gelegt war. „Hans Lorenz hat das damals eingefädelt, um eine Übernahme des Vereins durch die Nationalsozialisten zu umgehen“, erinnert sich dazu der heutige Musikschulleiter Günther Obermeier.

Musikschule Kolbermoor

Voller Zufriedenheit blickte Lorenz im Frühjahr 1952 auf die ersten Jahre „seiner“ Singschule zurück: „Wenn ich die 25 Jahre der Entwicklung zurückschauend überblicke, erfüllt mich Dankbarkeit, Freude und Zuversicht. Mir liebe Musikfreunde nannten und nennen Kolbermoor ‚Das singende Dorf‘ und bewunderten damit die breite Basis und die sichtbare Höhe unserer musikalischen Arbeit.“ Lorenz weiter: „Die glückliche Mischung der musikalischen Volksstämme aus Altbayern, Österreich, dem bayerischen Osten und aus Italien, die unser junger Industrieort aufweist, ergab das beste Instrument für unser Unternehmen.“

Und abschließend urteilte Hans Lorenz voller Zufriedenheit: „Aus dem bescheidenen Pflänzlein des Jahres 1927 ist ein fruchtbringender, freudespendender Baum geworden, der gehegt und gepflegt von den Lehrkräften Braun, Müller, Thoma, Axmann, Tschirner, Peteranderl, Grimm, gefördert von der Gemeindeverwaltung unter ihren verantwortungsbewussten und kunstliebenden Bürgermeistern Fleischmann, Staudter und Sperber, wurzelnd in der Anhänglichkeit unserer singfreudigen Marktbevölkerung.“ Über 800 junge Menschen habe man in dieser Zeit „mit der Musik vertraut gemacht“ und „weggeführt von allem Seichten und Gewöhnlichen, hingeleitet an die Quellen wahrer Volkskunst“.

Musikschule Kolbermoor2

Hier ist die Musikschule Kolbermoor untergebracht

Weitaus weniger pathetisch blickt heute Günther Obermeier auf neun Jahrzehnte Stadtsingschule zurück – wenn auch nicht weniger zufrieden: Denn auch heute noch ist die Stadtsing- und Musikschule äußerst erfolgreich, kann auf stolze 678 Mitglieder und ein reges musikalisches Leben blicken.

Denn neben dem eigentlichen Musikschulunterricht inklusive Frühförderung gehören der Einrichtung eine ganze Reihe Chöre an, da runter der gemischte Chor der Stadtsingschule, der Projektchor, ein Kinder- und ein Jugendchor, der Frauenchor, der „Mannergsang“ und eine Singklasse. Hinzu kommen verschiedenste Instrumentalensembles wie das Akkordeonorchester, die Stadtkapelle, die Combo „Jazzed Married“, der Gitarrenspielkreis, das Bandprojekt, die Bläserklasse, das Drachenorchester, der Flöten- und Gitarrenchor, das Kammerorchester, das Blockflötenquartett, die Jungbläser und das Saxofonquartett. Entsprechend abwechslungsreich gestaltet sich nach wie vor das Musikschuljahr mit Konzerten und Veranstaltungen.

Musikschule Kolbermoor3

Und noch heute ist das Adventssingen fester Bestandteil der Musikschule Kolbermoor

Konzerte und auch Ausflüge bestimmten bereits in den Anfängen der Singschule das Programm, neben den Auftritten ging es auf den Petersberg (1928), nach Schwarzlack (1929), nach Kufstein (1930) und auf den Tatzelwurm (1931). Später wurden die Fahrten ausgedehnt – und irgendwann die ganze Welt bereist, wie sich heute altgediente Musikschulmitglieder erinnern. Ziele waren unter anderem Brasilien, die USA, Israel, Schweden – und stets wurde musiziert, gesungen und auch Volkstänze kamen zur Aufführung. Bei internationalen Veranstaltungen wie der Trachtenwoche in Neustadt (Holstein, Lübecker Bucht) oder der europäischen Trachtenwoche in Nizza (1956) waren die entsprechenden Kontakte geknüpft worden.

Und entsprechend international fielen auch die Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Stadtsingschule 1977 aus: Drei Wochen lang wurde damals im Mai gefeiert und auch viele internationale Gruppen traten auf, darunter auch eine Abordnung aus Schottland.
„Wir wurden deshalb so oft eingeladen,weil wir so vielfältig einsetzbar waren.“ Heinrich Seyfried

Musikschule Kolbermoor4

Das gemeinsame Singen, aber auch die Möglichkeit, mal „ins Ausland zu fahren“, seien damals durchaus Anreize gewesen, der Chorgemeinschaft beizutreten, wie sich Rosi und Klaus Siebert erinnern. „1958 sind wir zum Beispiel das erste Mal nach Meran gefahren“, erzählt Rosi Siebert im Gespräch mit unserer Zeitung. Rosi Siebert ist im Übrigen von Kindheit an in der Stadtsingschule verankert: Sie ist seit 1947 Mitglied, inzwischen stolze 70 Jahre, und hat schon als Fünfjährige im Kinderchor mitgesungen – und seitdem ununterbrochen. Ebenso Emmi Klingberg, die seit der zweiten Klasse im Chor singt – seit inzwischen 68 Jahren. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir jeden Monat 20 Pfennig Monatsbeitrag bezahlen mussten, im Schulheft waren die Marken eingeklebt“, erzählt Emmi Klingberg.

In bleibender Erinnerung bei den langjährigen Chormitgliedern, zu denen auch Peter Maier (seit 1955 aktiv) und Heinrich Sey fried (24 Jahre Chorleiter bis 1991) zählen, sind zudem die Aufnahmen von Schallplatten (1964 erste Platte) und Einspielungen für den Bayerischen Rundfunk (1962). Die vielen Einladungen zu Auftritten, auch im Ausland, führt Seyfried darauf zurück, dass der Chor so vielseitig einsetzbar gewesen sei – „wir haben gesungen, musiziert, getanzt und auch ein bissl geplattelt“, erinnert sich der langjährige Chorleiter, der 1965 als Lehrer nach Kolbermoor kam und damals sogleich von Hans Lorenz in den Chor „verhaftet“ worden sei.

Musikschule Kolbermoor5

Und die Rosi Sieber wurde (mit anderen) für ihre treue Mitgliedschaft bei der Musikschule Kolbermoor geehrt

Das inzwischen traditionelle Frühjahrssingen der Stadtsing- und Musikschule feierte den Aufzeichnungen zufolge im Jahr 1968 Premiere – die nächste Auflage am Samstag, 25. März, 20 Uhr, soll nun ganz im Zeichen des 90-jährigen Jubiläums stehen. Das erste Maibaumfest mit Aufstellen des Kolbermoorer Maibaums wurde im Übrigen 1977 gefeiert. Alle fünf Jahre wird seither der Maibaum am Platz vor dem Alten Rathaus aufgestellt, mit einer Ausnahme, als er aus Sicherheitsgründen bereits nach vier Jahren erneuert hatte werden müssen.

Die Musikschule kam übrigens erst im Jahr 1974 zur Stadtsingschule hinzu, damals fanden die Proben und Unterrichte noch in den Schulhäusern statt. 1978 wurde dann das Alte Rathaus der Musikschule überlassen, das seitdem das Zuhause ist. Für all die Unterrichtsangebote muss allerdings seit Jahren schon auf umliegende Schulzimmer und Räumlichkeiten ausgewichen werden – „unser eigentliches Musikschulhaus ist uns schon lange zu klein“, lacht Obermeier, durchaus ein wenig stolz auf die Erfolgsgeschichte der Einrichtung. Obermeier selbst, der die Leitung von Eduard Berger (20 Jahre Leiter) übernommen hat, ist übrigens auch ein „Urgestein“ der Kolbermoorer Musikschule: Seinen ersten Musikunterricht hatte er bereits 1974 im Alter von acht Jahren genossen. (Quelle: Oberbayerisches Volksblatt)

Und in den frühen 60er Jahren gab´s dann dann diese LP … mit „alpenländischen Liedern und Musiken“ … Adventssingen halt.

Und man muss diese Musik nicht mögen … man kann aber dennoch feststellen, dass hier mit viel Liebe und Innigkeit musiziert wird. Ganz sicher authentische Volksmusik …

Die „verbindende Texte“ erzählen dann die biblische Weihnachtsgeschichte auf „guad boarisch“ … mit einigenen Ausschmückungen (Text: Hans Mayr), sehr sympathisch erzählt von der Rosi Sieber.

So rührend dieses Projekt auch ist, mich beschleichte mehr als einmal jenes Gefühl, ja auch jene Erfahrung, dass sich oftmals hinter der Maske der bäuerlichen Tradition menschliche Abgründe auftun … die heile Welt auf dem Lande ? Ich glaube schon längst nicht mehr daran.

Karte

Und hier liegt Kolbermoor (bei Rosenheim)

Besetzung:
Chor und Volksmusikkreis der Städt. Musikschuke Kolbermoor unter der Leitung von Hans Lorenz
+
Rosi Sieber (Sprecherin)

BackCover1

Titel:
01. Begrüßung 0.58
02. Bauernmenuett 1.13
03. Verbindender Text (Teil 01) 0.49
04. Rorate 1.18
05. Verbindender Text (Teil 02) 0.19
06. Der Engel des Herrn 1.18
07. Verbindender Text (Teil 03) 0.29
08. Maria, nun verzeih es mir 2.37
09. Verbindender Text (Teil 04) 0.29
10. Jetzt fangen wir zum singen an 1.49
11. Verbindender Text (Teil 05) 0.31
12. O lieber Hauswirt mein 2.16
13. Verbindender Text (Teil 06) 0.40
14. Herzoglandler 0.54
15. Verbindender Text (Teil 07) 0.12
16. Guggu-bairisch 0.41
17. Verbindender Text (Teil 08) 0.17
18. Auf, auf ihr Hirten in dem Feld 2.15
19. Verbindender Text (Teil 09) 0.20
20. Engelsruf aus dem Mürztal 1.19
21. Verbindender Text (Teil 10) 0.31
22. O wachet, nicht schlafet 1.27
23. Guggu-Polka 0.58
24. Verbindender Text (Teil 11) 0.55
25. Thernberger Hochzeitsstückln 1.03
26. Verbindender Text (Teil 12) 0.41
27. Gradtacktige Landler 1.00
28. Verbindender Text (Teil 13) 0.13
29. Es wird scho glei dumpa 1.51
30. Verbindender Text (Teil 13) 0.28
31. Andachtsjodler 0.36

Musik: Traditional
Verbindende Texte: Hans Mayr

LabelB1

*
**