Tanja Roppelt + Felicitas Lutz – Kurz, kess und Kult – Sonja de Lennart und die Caprihose (2015)

TitelJetzt begeb´  ich mich aber auf ganz dünnes Eis … Der Riffmaster und Mode … dass ich nicht lache … weit gefehlt …

Die Capri-Kollektion wird 70! Den runden Geburtstag dieser weltberühmten Modeartikel mit Schlitz feiert das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) in einer Sonderausstellung.

Vom 17. Juli bis zum 20. September 2015 lädt das tim die Besucher auf eine spannende Zeitreise ein, zurück zum modischen Karrierestart der Caprihose. Die Schau spannt den Bogen vom Atelier der jungen Modeschöpferin Sonja De Lennart im München der Nachkriegszeit bis zu den ersten
Touristenwellen über den Brenner an italienische Strände der 1950er Jahre und weiter bis nach Hollywood.

Beim Streifzug durch die Ausstellung können Museumsbesucher einen Blick in ein Modehaus der Nachkriegszeit werfen und sie treffen dabei auf zahlreiche prominente Capri-Trägerinnen.

Austellung01

Blick in die damalige Ausstellung

Die Erfolgsgeschichte der Caprihose begann in einer Zeit, in der Hosen tragende Frauen häufig noch misstrauisch beäugt wurden. Hosenweiber widersprachen dem gängigen mütterlich-weiblichen Frauenideal der Nachkriegszeit. Als die junge Modeschöpferin Sonja De Lennart kurz nach Kriegsende ihre Capri-Kollektion schneiderte, trug sie die gewagte  Hose vorsichtshalber zunächst nur während eines Capri-Urlaubs am Strand. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die innovativen Kollektionen Sonja De Lennarts aus ihrem Münchner Salon Maison Haase  zum Stadtgespräch wurden. An Beinen von Schauspielerinnen wie Ingrid Bergmann und Audrey Hepburn fand die Caprihose den Weg auf Kinoleinwände und in Modezeitschriften und von dort aus in immer mehr Kleiderschränke.

Austellung02

Sonja de Lennart mit einer früheren Kundin,  namens Uschi Glas bei der Ausststellungseröffnung, Juli 2015

Eng geschnitten und an der Wade geschlitzt, avancierte das dreiviertellange Kleidungsstück zur koketten Ferien- und Freizeitbekleidung für die moderne Frau, die Ende der 1940er Jahre immer häufiger berufstätig war. Das sommerliche Beinkleid
symbolisierte die Sehnsucht nach Sonne, Süden und Sorglosigkeit. Wie viele andere Capri-Produkte wurde auch die Caprihose zum Inbegriff des damals begehrten Reiseziels
Italien. Ab den 1960er Jahren setzte sich die Caprihose schließlich als weltweites Modephänomen durch. Seitdem taucht sie immer wieder in den Kollektionen von
Modeschöpfern auf.

Und …

Sonja De Lennart kam 1920 als Tochter eines Industriellen in Breslau zur Welt. Nach dem Besuch einer Wirtschaftsschule entdeckte sie ihre Leidenschaft für Modedesign. Trotz starken Widerstands von Seiten ihres Vaters entschied sie sich, in Berlin Textilingenieurwesen zu studieren. Der Zweite Weltkrieg und die Flucht in den Westen raubten allerdings der Familie die bisherige Existenzgrundlage.

Unmittelbar nach dem Krieg, noch im Jahr 1945, eröffnete Sonja De Lennart zunächst im bayerischen Weilheim und dann in München ihre erste Boutique unter dem Namen „Salon Sonja“. Die zielstrebige De Lennart begann, erfolgreich eigene modische Kleidung
herzustellen. 1950 zog das Familienunternehmen in der Metropole Bayerns von der Salvatorstraße in die Maximilianstraße um.

Der Möglichkeit, auf der Münchner Handwerksmesse ein von ihr selbstentworfenes Kleid auszustellen, verdankt Sonja De Lennart ihren beruflichen Durchbruch. Die Nachfrage nach ihren Modellen wuchs stetig. Schnell begann sie mit der Herstellung weiterer Modelle nach eigenen Entwürfen.

Im Jahr 1955 eröffnete Sonja De Lennart ihr neues, wesentlich vergrößertes Modehaus in der Münchner Theatinerstraße. Der neue Name „Maison Haase“ bezog ihren Ehemann, Mainrath Haase, ein. Aus den Namen Mainrath und Sonja entstand zudem das französisch klingende „Maison“

Zu den Kunden zählten nationale und internationale Berühmtheiten aus Film und Theater wie Ingrid Bergmann, Gary Cooper, Maria Schell, Curd Jürgens oder Klaus Kinski. (Aus dem Presseheft zur Ausstellung)

Ursprünglich wurde diese Ausstellung in dem Museum „Geburtshaus Levi Strauss Museum in Buttenheim, 2014 gezeigt … in Augsburg wurde sie dann durch weitere Exponate ergänzt.

Sonja De Lennart2015

Sonja De Lennart, 2015

Aha … erst dachte ich mir … was hat denn Mode mit mir zu tun … und nachdem ich mir dieses kleines Heftchen zu dieser kleinen Ausstellung durchgelesen habe … kam ich ins grübeln — und kam nicht umhin, festzustellen – ob mir es nun passte oder nicht – dass das Thema Mode verdammt viel mit mir zu tun hat.

Nicht nur, dass ich den Mini-Rock sehr schick fand … nein … ich erinnerte mich plötzlich, wie ich als 14jähriger unbedingt einen Knautschlack-Mantel wollte, wie ich stolz war, den ersten Parka tragen zu können … bis hin zu jener Phase, als ich – berufsbedingt – im Nadelstreifenanzug durch die Räumlichkeiten einer Behörde wandelte.

Und so gesehen ist dieser kleine Ausstellungsführer ein sehr amüsantes Stück Zeitgeschichte … und gehört dann eben auch zu dem Thema „Wie wir wurden, was wir sind“.

Das blättern durch dieses Heftchen (16 Seiten) kann ich nur empfehlen, das es die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge sehr präzise darstellt.

Beispiel01

 

 

Beispiel02

Beispiel03

Beispiel04

Beispiel05

Beispiel06

Beispiel07

*
**

Beispiel08