Im letzten Jahr wurde ja landauf, landab der kurzfristigen Räterepublik im Jahre 1919 gedacht und ich habe leider diverse Veranstaltungen, die mich eigentlich interessiert hätten, verpasst.
Aber: ich habe immerhin das Buch „Roter Frühling“ von Norbert Göttler gelesen:
Norbert Göttler (* 9. August 1959 in Dachau) ist ein deutscher Publizist, Schriftsteller, Fernsehregisseur und Mitglied des deutschen PEN-Zentrums.
Norbert Göttler wuchs in der Gemeinde Prittlbach auf, studierte in München Philosophie, Theologie (Dipl.) und Geschichte und promovierte 1988 zum Dr. phil. im Fach Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Als freier Publizist arbeitet er für die Süddeutsche Zeitung, als Schriftsteller für verschiedene Verlage (Rowohlt, dtv, Ehrenwirth, Lübbe) und als Fernsehregisseur für die Sender BR, ARD, 3sat und arte.
Von 2000 bis 2012 war Göttler Lehrbeauftragter für Wissenschaftsjournalistik an der Hochschule für Philosophie München. 2013 übernahm er eine Gastprofessur an der Tulane-Universität, New Orleans (USA). Seit 2012 ist er hauptamtlicher Bezirksheimatpfleger des Bezirks Oberbayern. Göttler ist Mitglied des deutschen und des Deutschschweizer PEN-Clubs, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und
Künste (Salzburg), des Münchner Presse-Clubs und der Literatenvereinigung „Münchner Turmschreiber“, deren Co-Präsident er von 2000 bis 2011 war. Seit 2012 ist Göttler Redaktionsmitglied der Zeitschrift Literatur in Bayern. (Quelle: wikipedia)
Und sein Buch „Roter Frühling“ hat mich schon schwer beeindruckt:
München im Herbst 1918. In der Stadt brodelt es. Nach dem verlorenen Krieg drängen sich verarmte Kleinbürger, entwurzelte Soldaten, Deserteure und Schwarzhändler in den Straßen. Vor den öffentlichen Suppenküchen stehen die Menschen Schlange, der Unmut wächst. Während das Bürgertum Münchens wie gelähmt ist, wird in Schwabing der Weg in die Räterepublik bereitet. Künstler und Intellektuelle wie Kurt Eisner, Erich Mühsam und Ernst Toller rufen zur Revolution auf. Der letzte
bayerische König Ludwig III. flieht heimlich aus dem Land. In Dachau kommt es zur Schlacht zwischen Revolutionären und den Regierungstruppen. Während in der fiebrigen Welt der Schwabinger Boheme Entwicklungen diskutiert werden, erprobt der Psychologe Dr. Sitty die Theorien des jungen Wiener Nervenarztes Sigmund Freud an einer Patientin.
Norbert Göttler zeichnet in seinem Roman ein brillantes und vielschichtiges Bild der revolutionären Geschehnisse nach und blickt auf die kleinen Leute, deren Biografien sich nicht in den Geschichtsbüchern finden lassen.
Mit seinen Illustrationen liefert Klaus Eberlein bestechende Momentaufnahmen aus einer der packendsten Episoden der jüngeren Geschichte Münchens. (Verlagstext)
Der Kampf um Dachau im Jahr 1919 bot für Norbert Göttler den ersten Anlass, sich mit dem Thema Räterepublik zu beschäftigen. Ernst Toller, Kommandant der Dachauer Truppen und militärisch weitgehend unerfahren, war es am 16. April gelungen, die Regierungstruppen aus der Stadt zu vertreiben. Den Triumph feierte die Rote Armee mit orgiastischen Festen und Saufereien, die aber alle ordentlich bezahlt wurden, bevor die Weißgardisten Dachau zurückeroberten und damit das blutige Ende der Räterepublik einläuteten.
Kein Wunder, dass dieses Thema den damaligen Kreis- und jetzigen Bezirksheimatpfleger schon während seines Studiums faszinierte. Entstanden ist daraus im Jahr 2004 der Roman „Roter Frühling“, der die Monate der Räterepublik schildert. 100 Jahre nach der bayerischen Revolution hat nun der Allitera Verlag das Buch mit geringfügigen Veränderungen neu aufgelegt.
Die Schwabinger Boheme diskutiert die aktuellen politischen Entwicklungen im Herbst 1918 genauso hitzig wie die Theorien des jungen Wiener Nervenarztes Sigmund Freud. Mitten drin in allen Debatten Sophie Sitty, Arzttochter und Kunststudentin. Für sie ist die Revolution lang nur ein spannendes Abenteuer. Es dauert ziemlich, bis sie erkennt, dass ihr Geliebter, der Russe Sergej Gramow, Mitglied der konterrevolutionären Thule-Gesellschaft ist und sie als Spionin missbraucht. Auch checkt sie nicht, dass sie Freund Alexander von Abstreiter, der sie mit seiner Anhänglichkeit nervt, an diesen antisemitischen Geheimbund vermittelt hat. Doch der drogensüchtige junge Mann, den sein Vater für einen Versager hält, fühlt sich zusehends wohl in einem von der Thule-Gesellschaft unterstützten Freikorps, während Commercienrat Abstreiter, ein Fabrikant, der noch im königlichen Bayern wurzelt, die neue Zeit überhaupt nicht mehr versteht. Bleibt noch Benno Vermehr, ein desertierter Soldat, der sich als Leibwächter Kurt Eisners der Revolution anschließt und dessen militärisches Fachwissen die intellektuellen Revoluzzer gut brauchen können.
Göttler beschreibt anschaulich den Zusammenbruch der alten Ordnung; die unterschiedlichen Charaktere, die aufeinander stoßen, ergeben ein spannendes Gerüst. Ein Buch für alle, die einen Überblick über die Räterepublik gewinnen wollen, ohne sich lang mit Fachbüchern auseinanderzusetzen. (Sabine Reithmaier)
Das Buch beschreibt aber nicht nur „anschaulich“ jene Zeit im Münchner Raum, sondern ergänzt diese Beschreibungen einerseits durch Original-Zitate, die meistens aus dieser Zeit stammen und der intensive Eindruck des Buches wird dann noch durch die nicht minder intensive Holzsschnitte von Klaus Eberlein verstärkt:
Klaus Eberlein (* 9. Februar 1941 in München) ist ein deutscher Grafiker, Illustrator und Keramik-Plastiker.
Klaus Eberlein wurde 1941 in München als Sohn eines Buchhändlers geboren. Er
absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Chromolithographen. Von 1962 bis 1968 besuchte er die Akademie der Bildenden Künste München, ab 1968 war er Meisterschüler von Prof.Hermann Kaspar mit abschließendem Diplom der Akademie. Eberlein ist Mitglied im Verein für Original-Radierung, der Künstlervereinigung Dachau und der Künstlervereinigung Münchner Zeichner. 2013 wurde er in die Süddeutsche Literatenvereinigung Münchner Turmschreiber aufgenommen. (Quelle: wikipedia)
So gesehen ein wirklich pralles Buch und nein, ich habe es nicht eingescannt (denn selbst ich bin nicht so bescheuert, ein Buch mit über 300 Seiten einzuscannen.)
Aber: Ich habe mir gedacht, zumindest die Graphiken und die o.g. Originalzitate von den handelnden Akteuren aber auch von Autoren wie Oskar Maria Graf, Rainer Maria Rilke und Ernst Troller, sollten hier mal auftauchen. Na ja, und dann gibt es in diesem Buch einen Epilog, der damaligen geschichtlichen und mehr als tragischen Ereignisse zusammenfasst. Kann man dann in der Präsentation auch noch lesen, quasi als Einstieg in diese Materie … eine Zeit die dann wohl auch wegbestimmend wurde, für dieses Jahrhundert.