Gerda Prohaska + Peter Pasetti + Erik Werba – Lied und Dichtung (Robert Schumann – Heinrich Heine) (1987)

FrontCover1Tja, der Riffmaster und das deutsche Kunstlied … eine innige Verbindung ist das nun wirklich nicht, aber dennoch haben halt auch solche Scheiben hier ihr Plätzchen, und insbesondere dann, wenn es sich um eine solche Nischenproduktion wie diese handelt.

Und vertiefende Informationen über dieses Album findet sich überhaupt keine, was einerseits nicht verwundert, handelt es sich doch um so ne Art Privatpressung von der Mezzosopranistin Gerda Prohaska, anderseits überrascht es dennoch, denn auch der weitaus bekanntere Schauspieler Peter Pasetti wirkt bei diesen Aufnahmen als Sprecher mit, der zumindest den älteren Semestern hier von diversen Fernsehauftritten noch bekannt sein dürfte:

Peter Viktor Rolf Pasetti (* 8. Juli 1916 in München; † 23. Mai 1996 in Dießen am Ammersee) war ein deutscher Theater- und Fernsehschauspieler sowie Synchron- und Hörspielsprecher.

Pasetti studierte Schauspiel und Musik. Seinen ersten Film drehte er bereits 1940 (Das Fräulein von Barnhelm). Eine weitere Rolle in Venus vor Gericht folgte, dann unterbrach der Zweite Weltkrieg seine Filmkarriere. Erstmals wirkte er wieder 1948 unter der Regie von Heinz Rühmann in Die kupferne Hochzeit neben Hertha Feiler und Hans Nielsen mit. Es folgten u. a. Der Herr vom andern Stern (1948) oder Du bist nicht allein (1949). In den 1950er Jahren agierte Pasetti u. a. 1953 als Lt. Dacano neben Hans Albers in Jonny rettet Nebrador und 1957 als Dr. Busch neben Gertrud Kückelmann in dem DEFA-Film Spielbank-Affäre.

PeterPasettiIn den 1970ern sah man ihn als „Santarin“ in der Simmel-Verfilmung Und Jimmy ging zum Regenbogen (1971) oder 1977 als „Gaspardi“ in Das Chinesische Wunder.

Seit den 1960er und 1970er Jahren widmete sich Pasetti neben seiner Arbeit beim Theater vermehrt dem Fernsehen. Er wirkte in unzähligen Fernsehserien wie Am grünen Strand der Spree (1960) mit Bum Krüger, Werner Lieven, Malte Jaeger, Günter Pfitzmann und Elisabeth Müller sowie Krimi-Serien wie Der Kommissar, Der Alte, Derrick oder Das Kriminalmuseum mit. Er war aber auch beispielsweise in Stücken wie Jacobowsky und der Oberst (1967) nach Franz Werfel oder Schönes Weekend, Mr. Bennett (1980) zu sehen. Zuletzt agierte er 1991 als Heilpraktiker in dem Fernsehspiel Der Knick – Die Geschichte einer Wunderheilung.

Daneben synchronisierte Pasetti unter anderem Humphrey Bogart in Wir sind keine Engel, Gary Cooper in Wem die Stunde schlägt, Orson Welles in Die Lady von Shanghai, Joseph Cotten in Citizen Kane oder auch John Wayne in Piraten im karibischen Meer.

Zudem war Pasetti an zahlreichen Hörspielproduktionen wie der Sherlock-Holmes-Reihe des BR in der Titelrolle, unter der Regie von Heinz-Günter Stamm oder Die drei ??? beteiligt, in der er dem Erzähler Alfred Hitchcock seine Stimme lieh. Seine Auslegung des „Skeletor“ in der Hörspielserie Masters of the Universe (alle 37 Folgen mit Ausnahme von Folge 4 und 5) erlangte Kultstatus. Auch der Rezitation fühlte sich Pasetti verpflichtet. So rezitierte er beispielsweise in den 1970er Jahren Erich Kästner zu moderner Jazz-Musik.

Er war einige Jahre mit der Tänzerin und Sängerin Margot Werner verheiratet.

Peter Pasetti starb nur wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag an Krebs und wurde in München auf dem Nordfriedhof beigesetz. (Quelle: wikipedia)

Die eigentliche tragende Rolle bei dieser LP hat jedoch die schon erwähnte Sängerin Gerda Prohaska:

Gerda Prochaska wurde in Brünn geboren, lebt ab 1949 in Garmisch-Partenkirchen.

GerdaProhaskaDie Grundausbildung ihrer Stimme erhielt sie bei Fr. Prof. Kuhn-Englder in Oberammergau. Danach ging sie 6 Jahre an das Konservatorium der Stadt Wien.

Schon während des Studiums sang sie im großen Musik- Vereinssaal und im Konzerthaus Wien, beim Bruckner – Festival in London, in der Brucknerhalle in Linz und gab Konzerte in Luxemburg.

Engagements an verschiedenen deutschen Bühnen führten sie letztendlich an die Volksoper Wien. Dort lernte sie ihren Mann, Kammersänger Gerhard Stolze kennen. Nach ihrer Heirat gab die Sängerin ihr Engagement in Wien auf um sich ganz ihrem Mann zu widmen. Nach seinem zu frühen Tod begann für Gerda Prochaska – Stolze ein anderes Leben, in eine andere künstlerische Richtung – als Veranstalterin von Konzerte Prochaska.(Selbstportrait)

Als dritter im Bunde fungiert dann noch Erik Werba als Pianist:

Erik Werba (* 23. Mai 1918 in Baden, Niederösterreich; † 9. April 1992 in Hinterbrühl) war ein österreichischer Komponist und Pianist.

Erik Werba besuchte die Akademie für Musik und darstellende Kunst sowie die Universität Wien.; 1940 erfolgte an der ErikWerbaUniversität Wien die Promotion zum Dr. phil. (Dissertation: Die Rolle und Bedeutung des Sängers bei Homer, Hesiod und Pindar).

Werba war dann als Musikkritiker tätig und leitete nach dem Zweiten Weltkrieg die Mozartgemeinde. Neben seiner Arbeit als Musikreferent und als Mittelschullehrer spezialisierte er sich auf Klavierbegleitung. Von 1949 bis 1990 war er Professor für Lied und Oratorium an der Wiener Musikhochschule, von 1964 bis 1971 auch an der Hochschule in Graz.

Internationale Bekanntheit erlangte er als Begleiter prominenter Sänger wie Irmgard Seefried, Christa Ludwig, Walter Berry, Peter Schreier und Nicolai Gedda. In Salzburg, Gent, Stockholm, Tokio und Helsinki unterrichtete er auch Liedbegleitung.

Weiters war er in den Redaktionen des Mitteilungsblattes der Mozartgemeinde „Wiener Figaro“, der „Österreichischen Musikzeitschrift“ und der „Musikerziehung“ tätig. Er trat auch als Komponist von Bühnen- und Kammermusik sowie von Liedern hervor. (Quelle: wikipedia)

Im Zentrum dieser Aufnahmen stehen die Vertonungen von Heinrich Heine durch den romantischen Komonisten Robert Schumann und die beiden waren wohl ein ganz besonderes Päärchen:

„Von allen Komponisten, die Heine vertont haben, ist Schumann wohl der bedeutendste. Und von allen Dichtern, die Schumann vertont hat, spielt Heine die wichtigste Rolle.

Heinrich Heine und Robert Schumann scheinen wie ein romantisches Traumpaar. Seine berühmtesten Lieder hat Schumann auf Gedichte von Heine geschrieben, darunter befindet sich der Zyklus „Dichterliebe“, der zum Inbegriff des romantischen Lieds wurde. Weltschmerz, Sehnsucht, das tiefe Gefühl – in der „Dichterliebe“ ist es sowohl in Worten als auch in der Musik zu fassen. Und sogar die Ironie, obwohl Schumann immer wieder (fälschlicherweise) vorgeworfen wurde, dass er Heines Ironie nicht verstanden und deshalb auch nicht vertont habe.

Heinrich Heine

Heinrich Heine

Begegnet sind sich Heine und Schumann nur ein einziges Mal, 1828 in München. Da war Schumann gerade 17 Jahre alt und, im Gegensatz zu Heine, noch nicht berühmt. Sie sprachen nicht nur über Kunst, sondern auch über Politik, zum Beispiel über Napoleon, von dem Schumann anschließend notiert, dass er begonnen habe, „unsern europäischen Augiasstall von dem obskuranten Pfaffen und Papstthum zu reinigen“.

RobertSchumann

Robert Schumann

Sie haben sich danach nicht wieder getroffen, aber geschätzt, bis zum Bruch 1836, als sie sich über ein Werk von Giacomo Meyerbeer in die Haare gerieten. Heines Musikverständnis, so beschreibt es das vorliegende Buch, war „hauptsächlich politisch motiviert“, während Schumann eher musikorientiert argumentierte und der Musik größere Autonomie zuwies. Es lag wohl an diesen Differenzen, die die beiden Journalisten öffentlich austrugen, dass Heine sich für die schönsten aller Vertonungen seiner Gedichte nie bei dessen Urheber bedankte“ (Quelle: Deutschland-Radio)

Romantische Lieder voller Weltschmerz und Sehnsucht erwarten uns also (dies kann durchaus auch als Warnung verstanden werden; ich übernehme keinerlei Haftung für schwerwiegende seelische Erschütterungen !).

Bemerkenswert ist die Interpretation des Liedes „Auf ihrem Grab“: hier spricht Pasetti den Text und Gerda Prohaska singt sie ihn ein wenig zeitversetzt … und schwupp-di-wupp wird eine ganz besondere Intensität erreicht. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

Seite 2 bringt dann „Weihnachtslieder“ von Peter Cornelius (* 24. Dezember 1824 in Mainz; † 26. Oktober 1874 ebenda), verziert durch Zwischentexte eines Arthur Miller … und dann noch Auszüge aus den „Geistlichen Liedern“ von Ludwig von Beethoven. Die Texte schuf – und den Namen lasse man sich mal über die Zunge gehen – ein Christian Fürchtegott Gellen *ggg*.

Auch hier, wenn man es bös´ meinen will eine Ansammlung schwülstiger Lieder …

Besetzung:
Peter Pasetti (Sprecher)
Gerad Prohaska (vocals)
Erik Werba (piano)

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Titel:

Zyklus: Lied und Dichtung
01. Die Lotusblume ängstigt (Schumann/Heine) 1.39
02. Was will die einsame Träne (Schumann/Heine) 0.49
03. Mir träumte, traurig schaute der Mond (Heine) 0.43
04. Du bist wie eine Blume (Schumann/Heine) 1.39
05. Man glaubte, daß ich mich gräme (Heine) 0.49
06. Der Hans und die Grete (Schumann/Heine) 1.17
07. In meiner Brust (Heine) 1.19
08. Der arme Peter (Schumann/Heine) 1.56
09. Lehn deine Wang an meine Wang (Heine) 0.30
10. Dein Angesicht so lieb und schön (Schumann/Heine) 1.59
11. Auf Flügeln des Gesanges (Heine) 1.01
12. Anfangs wollt´ ich fast verzagen (Schumann/Heine) 0.47
13. Entflieh mit mir (Heine) 0.30
14. Es fiel ein Reif + Auf ihrem Grab (Schumann/Heine) 3.43
15. Wie kannst du ruhig schlafen (Heine) 0.35
16. Mit Myrten und Rosen (Schumann/Heine) 3.34

Peter Cornelius: Weihnachtslieder op. 8:
17. Christbaum 1.53
18. Unsterblich ist das Samenkorn 0.55
19. Alma Ater 0.43
20. Die Hirten 2.41
21. Sterne 0.38
22. Simeon 2.05
23. Die holde Mär 0.27
24. Christus der Kinderfreund 2.43
25. Wer uns gelehrt hat (Das ewige Kind) 1.07
26. Christkind 1.59
Verbindende Dichtung von Arthur Miller

Ludwig van Beethoven: Geistliche Lieder op. 48:
27. Bitten 1.36
28. Die Liebe des Nächsten 1.55
29. Vom Tode 2.12
30. Gottes Macht und Vorsehung 1.29
31. Bußlied 4.43
Texte: Christian Fürchtegott Gellen

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Im Studio

Im Studio: Erik Werba – Peter Pasetti – Gerda Prohaska

Verschiedene Interpreten (librivox) – Adventskalender 2011

FrontCover1Der Brauch, im Dezember einen Adventskalender zu haben, ist ein typisch deutscher Brauch, wie ich neulich im Radio erfuhr:

Der in der Adventszeit nicht mehr wegzudenkende Adventskalender entstand erst am Anfang des 20. Jahrhunderts. So ganz genau weiß man es nicht, aber in den meisten Quellen ist seine Entstehung auf das Jahr 1902 datiert.

Die eigentlichen Ursprünge lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. In religiösen evangelischen Familien wurden im Dezember 24 Bilder nach und nach an die Wand gehängt. Eine andere Variante waren 24 an die Tür oder Wand gemalte Kreidestriche, von denen die Kinder jeden Tag einen wegwischen durften. Oder es wurden Strohhalme in eine Krippe gelegt, für jeden Tag bis zum Heiligen Abend.

Die wohl früheste Form des Adventskalenders stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Angeblich bastelte eine evangelische Pfarrersfrau für ihren kleinen Sohn Gerhard Papierschachteln und legte in jede ein leckeres Plätzchen hinein. Jeden Tag durfte er nun ein Schächtelchen öffnen und das süße Gebäck verspeisen. So wurde Gerhard die Zeit bis Weihnachten nicht zu lange.

Mittlerweile findet man in immer mehr Städten Häuser, die in Adventskalender umgewandelt wurden. Jeden Tag wird hier buchstäblich ein Fenster oder Fensterladen geöffnet. Hier das Wallenfels’sche Haus in Gießen.

Gerhard Lang erinnerte sich offenbar gut an seine Kindheitstage und entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts den ersten Adventskalender. Der war noch fensterlos. Er bestand aus zwei Blättern, auf einem waren Zahlen, auf dem anderen Engelsbilder. Jeden Tag wurde ein Engel ausgeschnitten und auf eine Zahl geklebt. Andere Quellen berichten allerdings davon, dass der erste gedruckte Adventskalender im Jahr 1902 von einer Buchhandlung in Hamburg gedruckt wurde. Das war eine Weihnachtsuhr für Kinder.

Seit etwa 1920 erscheinen die Adventskalender, wie wir sie heute kennen: mit Türchen zum Öffnen. In den sechziger Jahren wurden die ersten Schoko-Adventskalender hergestellt. Heute kann man beinahe jede Art von Überraschung hinter den Türchen des Adventskalenders finden. Am schönsten sind und bleiben aber die selbst gefüllten und selbst gebastelten. (Quelle: wasistwas.de)

Im Lande des Christkinds 1903, Nachdruck 1915

Im Lande des Christkinds 1903, Nachdruck 1915

Hier nun ein akustischer Adventskalender aus dem Jahr 2011, veröffentlicht von der großartigen librivox, somit allesamt gemeinfreies Material.

Und natürlich hört man den amateurhaften Charakter der Aufnahmen zuweilen mehr als deutlich (z.B. bei „Vom langen Winter“); aber die meisten der 24 Geschichten sind gut zu hören .. .man darf z.B. bei „Knecht Ruprecht“ schmunzeln …

Die Länge der Texte ist extrem unterschiedlich, von kleinen Minuten-Nummern bis hin zu 45minütigen Testen („Einer Weihnacht Lust und Gefahr“) reicht das Spektrum. Mir persönlicher sind die längeren Texte lieber, kann man sich dann doch viel stärker in die jeweilig Magie der Worte einfühlen.

Wir hören Werke von deutschen Klassikern wie Christian Morgenstern, Joseph von Eichendorff, Rainer Maria Rilke oder Theodor Storm; es gilt aber auch unbekanntere Dichter zu entdeckt. Und selbst Kurt Tucholsky und der Anarchist Erich Mühsam sind zu hören.

Also genau jene bunte Mischung, die ich immer wieder schätze bei Sammlungen dieser Art.

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Titel:
01. Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird  (Sonja) 1.27
02. Heinrich Pröhle: Vom langen Winter (Elli) 8.33
03. Joseph von Eichendorff: Letzte Heimkehr (Ann-Kathrin Hänsch) 3.22
04. Anonymous: Sagen aus Tirol – Die mutige Magd im Wattenser Tal (Availle) 6.59
05. Rainer Maria Rilke: Advent (Patrick Wallace) 1.05
06. Theodor Storm: Knecht Ruprecht (Kara Shallenberg) 2.08
07. Christian Morgenstern: Neuschnee (Sonja) 0.55
08. Max Dauthendey: Wintersonne  (Hokuspokus) 3.03
09. Peter Rosegger: Einer Weihnacht Lust und Gefahr (muede) 41.32
10. Adolf Schwayer: Frau Bettis Christgeschenk (Kalynda) 21.23
11. Heinrich Heine: Altes Kaminstück (Patrick Wallace) 2.08
12. Ottilie Wildermuth: Bärbele’s Weihnachten (Elli) 29.42
13. Erich Mühsam: Weihnachten (Herman Roskams) 1.50
14. Friedrich Gerstäcker: Deutsche Christbäume im Ausland (Hokuspokus) 9.28
15. Frances Milton Trollope: Die Weihnachtsbescherung der Fürstin Metternich (Availle) 6.34
16. Paula Dehmel: Frohe Botschaft (Elli) 1.07
17. Joseph von Eichendorff: Weihnachten (Ann-Kathrin Hänsch) 1.35
18. Helene Stökl: Vom Bübchen vor der Himmelsthür (Elli) 12.48
19. Friedrich Schiller: Winternacht (Bastian Hepp) 5.11
20. Heinrich Seidel: Ein Weihnachtsmärchen (Hokuspokus) 28.45
21. Christian Fürchtegott Gellert: Das Weihnachtslied (Elli) 2.02
22. Adolf Schwayer: Wie Herr Schoißengeyer zu einem Christkindl kam (Karlsson) 29.30
23. Kurt Tucholsky: Großstadt-Weihnachten (evha) 1.57
24. Martin Luther: Am Heiligen Christtag (Karlsson) 18.04

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Gregor Bloeb – Heinrich Heine in Paris (Hörbuch) (2006)

FrontCover1Der Heinrich Heine hat ja auch heute noch einen klangvollen Namen:

Heinrich Heine (eigentlich: Harry Heine) wurde wahrscheinlich am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren. (Das Datum ist nicht ganz sicher, weil die entsprechenden Dokumente, die darüber Auskunft geben könnten, verschollen sind.) Sein Vater war der jüdische Textilhändler Samson Heine. Seine Mutter, die mit ihrem Mädchennamen Elisabeth („Betty“) van Geldern hieß, brachte nach ihm noch seine Geschwister Charlotte (1800), Gustav (1805) und Maximilian (1807) zur Welt.

Von 1807 bis 1814 besuchte Heinrich Heine ein katholisches Lyzeum und eine Handelsschule in Düsseldorf. Dann fing er in Frankfurt am Main eine Banklehre an, die er 1816 bei seinem Onkel Salomon Heine, einem erfolgreichen Bankier in Hamburg, fortsetzte, obwohl er lieber Gedichte schrieb. Er verliebte sich in seine Cousine Amalie Heine, die seine Gefühle jedoch nicht erwiderte.

HeinrichHeine01Mit dem Kommissionsgeschäft für englische Tuche, das ihm der reiche Onkel 1818 einrichtete, machte Heinreich Heine innerhalb eines Jahres Bankrott, aber Salomon Heine finanzierte ihm auch noch ein Jurastudium in Bonn (1819/20), wo August Wilhelm Schlegel zu Heinrich Heines Dozenten gehörte. Bücher von Dieter Wunderlich Im Wintersemester 1820/21 wechselte der Student an die Universität Göttingen, wurde jedoch am 23. Januar 1821 wegen eines Duells relegiert. Daraufhin immatrikulierte Heinrich Heine sich in Berlin, wo er Vorlesungen von Georg Wilhelm Friedrich Hegel hörte und zu den Besuchern des Salons von Rahel Varnhagen gehörte, die er als „geistreichste Frau des Universums“ verehrte. Im Oktober 1824 besuchte er Johann Wolfgang von Goethe in Weimar. Obwohl Heine religiös indifferent war, konvertierte er am 28. Juni 1825 vom Judentum zum Protestantismus und ließ sich in Heiligenstadt auf den Namen Christian Johann Heinrich taufen. Sarkastisch bezeichnet er den Taufschein als „Entreebillet zur europäischen Kultur“. Im Juli 1825 schloss er sein Jura-Studium in Göttingen mit der Promotion ab.

Nach Aufenthalten u. a. auf Norderney, in Lüneburg, Hamburg und München sowie Reisen nach England (1827) und Italien (1828) kehrte Heinrich Heine wegen des Todes seines Vaters am 2. Dezember 1828 vorübergehend nach Hamburg zurück.

Weil er wegen seiner politischen Ansichten immer wieder angefeindet wurde, übersiedelte Heinrich Heine am 1. Mai 1831 nach Paris, wo er seinen Lebensunterhalt als Korrespondent der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ von Johann Friedrich Cotta verdiente und Honoré de Balzac, Alexandre Dumas d. Ä., Victor Hugo und George Sand, Hector Berlioz, Frédéric Chopin und Franz Liszt kennen lernte. 1834 begegnete er Créscence Eugénie („Mathilde“) Mirat (1815 – 1883), die am 31. August 1841 seine Frau wurde. 1841 duellierte Heinrich Heine sich aufgrund eines Streits mit dem Frankfurter Kaufmann Salomon Strauß und wurde an der Hüfte verletzt. Ende 1843 lernte er Karl Marx kennen, mit dessen Ansichten er sympathisierte.

Im Februar 1848 brach Heinrich Heine zusammen. Er litt vermutlich an myatropischer Lateralsklerose. Zunehmend gelähmt, konnte er seine „Matratzengruft“ schließlich nicht mehr verlassen. Nur mit Morphium konnte er seine Schmerzen ertragen. 1855 besuchten ihn seine Freundin Elise („Mouche“) Krinitz sowie seine Geschwister Charlotte und Gustav. Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine. Drei Tage später wurde er auf dem Montmartre-Friedhof beerdigt.

Heinrich Heine gilt als romantischer Dichter und zugleich als Überwinder der Romantik. Der politisch engagierte Journalist und Schriftsteller, der eine elegante deutsche Sprache pflegte, versuchte, Kunst und Realität zur Deckung zu bringen.(Dieter Wunderlich)

HeinrichHeine03Und dieses Hörbuch bietet einerseits eine große Auswahl seiner Gedichte (78 an der Zahl !) und dann aber – fast noch spannender – eine ausführliche Darstellung seiner Pariser Zeit und damit seines letzten Lebensabschnitts. Ungemein spannend, all diese Facetten des Heinrich Heines zu lauschen (allein seine Beziehungen zu Frauen – innerhalb und außerhalb von Bordellen – wäre ein mehr als ausführliches Thema; bereits seine Gedichte zeigten ja, dass er wahrlich kein Kostverächter war). Und wie es sich für eine gute Biographie gehört, werden die politischen Wirrnisse jener Jahre deutlich und konkret im Zusammenhang mit Heines Entwicklungen gestellt.

Vorlage für diesen 2. Teil des Hörbuches ist das Buch „Heinrich Heine in Paris“ von Jörg Aufenanger, das allerdings nicht ganz unumstritten war:

„Heinrich Heine hat selbst in seinem Brief an Ferdinand Hiller das Bonmot geprägt:
„Fragt Sie jemand wie ich mich hier befinde, so sagen Sie: wie ein Fisch im Wasser. Oder vielmehr, sagen Sie den Leuten; daß, wenn im Meere ein Fisch den anderen nach seinem Befinden fragt, so antworte dieser: ich befinde mich wie Heine in Paris.“
Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass er sich in Paris zunächst am Ziel seiner Wünsche angekommen glaubte. Hier konnte er Flaneur und Genießer, Liebhaber und Korrespondent sein und ein Leben führen, wie es ihm in den beengten und rückständigen deutschen Verhältnissen nicht möglich schien.

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Die Buchvorlage für den biographischen Teil des Hörbuches

Dennoch ist es ein empfehlenswertes Hörbuch geworden und verantwortlich für dieses Projekt ist wohl federführend der Sprecher, Gregor Bloeb: Im Laufe der Zeit verflog die Euphorie und die „Hauptstadt der Welt“ zeigte auch ihre Schattenseiten, die Fassade des Juste-Milieu wurde rissig und ließ neue soziale Spannungen hervortreten. Verbote und Haftbefehle in Preußen und anderen deutschen Staaten machten eine Rückkehr in die Heimat unmöglich und aus seinem Auslandsaufenthalt ein dauerhaftes Exil. Am Ende wurde für ihn auch Paris im wahrsten Sinne des Wortes unzugänglich, weil eine tückische Krankheit ihn die letzten acht Lebensjahre an sein Lager fesselte.
Aufenanger schildert Heines Pariser 25 Jahre mit ihren Höhen und Tiefen und verbindet damit auch einige Informationen über die Stadt, ihre Bewohner, politische Verhältnisse und historische Veränderungen während der Julimonarchie.
Beim Vergleich mit einigen jüngeren Gesamtdarstellungen Heines habe ich allerdings den Eindruck, dass Aufenanger deren Ergebnisse weitgehend ignoriert und eher ein Heine-Bild vermittelt, wie es vor Jahrzehnten vorherrschte. Er zieht den Dichter Heine dem Journalisten, Essayisten und Prosaschriftsteller vor, die in den Text eingestreuten Zitate stammen überwiegend aus den Gedichten. Er kritisiert eine ganze Reihe von Schwächen und Inkonsequenzen Heines, was mich an die alte These: „Ein Talent – doch kein Charakter“ erinnert. Politisch ortet Aufenanger Heine als Anhänger der konstitutionellen Monarchie, dem weiter reichende revolutionäre Bestrebungen nicht geheuer waren. Dementsprechend wird auch Heines Kontakt mit Karl Marx nur sehr flüchtig behandelt und in Zusammenhang mit Ferdinand Lassalle scheinen die gemeinsamen Bordellbesuche das erwähnenswerteste zu sein… (B. Gutleben)

Gregor Bloéb (* 3. Jänner 1968 in Innsbruck, Österreich) ist ein österreichischer Theater-, Film- und Fernsehschauspieler.

Bekanntheit erlangte Bloéb erstmals durch die Verkörperung des Bürgermeister- und Hoteliersohns „Stefan Wechselberger“ in Felix Mitterers Piefke-Saga, in der auch sein Bruder Tobias Moretti mitwirkte.

Nach sechs Jahren Intendanz beim Theatersommer Haag übergab Adi Hirschal Ende 2008 diese Funktion an Gregor Bloéb, der 2008 den „Phileas Fogg“ in In 80 Tagen um die Welt gab. Bloéb spielte im ersten Jahr der Intendanz die Hauptrolle in dem Stück Cyrano de Bergerac.

Abseits der Schauspielerei widmet sich Bloéb auch der Musik. Seine Band Gregor Bloéb und seine Tantiemen ist mit ihrem aus Musik und Comedy bestehenden Programm mittlerweile weit über die Landesgrenzen Tirols hinaus bekannt.

GregorBloeb

Gregor Bloeb

Ab März 2006 wirkte Gregor Bloéb an der Seite seiner Tanzpartnerin Michaela Heintzinger als Promitänzer in der 2. Staffel der ORF-Show Dancing Stars mit, die er nach der 5. Runde, am 7. April, verlassen musste.

Im Film Keinohrhasen (2007) spielt er mit seiner Frau Nina Proll, in einer Gastrolle, ein Paar.

2010 spielte er in der Bushido-Biographie Zeiten ändern dich dessen Tourmanager Marek Lieberberg.

2013 ahmte er in dem gleichnamigen Drama „Jägerstätter“ von Felix Mitterer Franz Jägerstätter nach, die Uraufführung war am 20. Juni 2013 im Theater in der Josefstadt. Im gleichen Jahr gab er den Sigismund in der Neuverfilmung des Singspiels von Ralph Benatzky Im weißen Rössl – Wehe Du singst!. Als Vorlage diente das gleichnamige Alt-Berliner Lustspiel von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Bloéb steht somit in den Fußstapfen der Verfilmungen von 1952 eines Ulrich Beiger und von Gunther Philipp, der noch mit dem legendären Hugo Lindinger – er gab den Bürgermeister – über die Leinwand flimmerte. Beim Bockbierfest von Stiegl in der Stadt Salzburg waren die ersten Ausschnitte der Neubebilderung mit Bloéb zu sehen.

Bloéb hat zwei Kinder mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin Ute. Er lebt in Berlin und Pfaffenhofen. 2008 wurde der gemeinsame Sohn von Bloéb und Nina Proll geboren, kurz davor haben die beiden geheiratet, 2010 kam der zweite Sohn zur Welt. Bloéb ist ein Bruder des Schauspielers Tobias Moretti und Christoph Bloeb.

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Der kranke Heinrich Heine (Bleistiftzeichnung von Gleyre um 1851)

Sprecher:
Gregor Bloeb

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Titel:

CD 1 (Gedichte):
01. Ich halt ihr die Augen zu 0.41
02. Den Tag, den hab ich so himmlisch verbracht 0.38
03. Diese schönen Gliedmaßen 0.32
04. Das Hohelied 1.59
05. Nimmer glaub ich, junge Schöne 0.25
06. In welche soll ich mich verlieben 0.34
07. Und bist du erst mein eh’lich Weib 0.25
08. Meinen schönsten Liebesantrag 0.23
09. Die Launen der Verliebten 3.10
10. Die Flaschen sind leer 0.42
11. Ich liebe solche weiße Glieder 0.43
12. Schöne, wirtschaftliche Dame 0.31
13. Welch ein zierlich Ebenmaß 0.49
14. Es kommt der Lenz 0.24
15. Der Kampf 3.18
16. Welcher Frevel 0.33
17. Liebste, sollst mir heute sagen 0.47
18. Donna Clara 3.44
19. Du liebst mich nicht 0.22
20. Ein Weib 0.54
21. Auf meiner Herzliebsten Äugelein 0.47
22. O schwöre nicht und küsse nur 0.32
23. Die Welt ist dumm 0.25
24. Saphire sind die Augen dein 0.43
25. Sie saßen und tranken am Teetisch 0.56
26. Der Schmetterling 0.39
27. Wie entwicklen sich doch schnelle 0.40
28. Gellert hab ich nach Herzenswunsch 0.26
29. Mir redet ein die Eitelkeit 0.42
30. Das Glück ist eine leichte Dirne 0.27
31. Ich hab‘ dich geliebet 0.15
32. Sag mir, wer einst die Uhren erfund 0.35
33. Der Brief 0.24
34. Kind! Es wöre dein Verderben 0.21
35. Habe mich mit Liebesreden 0,25
36. Wir fuhren allein im Dunkeln 0.23
37. Auf deinen schneeweißen Busen 0.32
38. Über die Berge o.32
39. Sie tanzt 0.51
40. Mädchen 0.30
41. Glaube nicht, dass ich aus Dummheit 0.39
42. Laß mich mit glüjmden Zangen 0.49
43. Citronia 3.26
44. Emma 0.25
45. Hast du die Lippen mir wundgeküßt 0.20
46. Der Ungläubige 0.51
47. Andre beten zur Madonne 0.20
48. Zum Hausfrieden 0.25
49. Heut Nacht, im Traum 0.17
50. Das Fräulien stand am Meere 0.17
51. Ich wandle unter Blumen 0.22
52.  In meiner Erinnrung 0.33
53. Wenn junge Herzen brechen 0.32
54. Die Liebe begann 0.53
55. Du hast Diamanten und Perlen 0.30
56. Sie haben heut abend Gesellschaft 0.34
57. Theurer Freund ! 0.24
58. Einst sah ich 0.54
59. Ich wollte bei dir weilen 0.36
60. Dass du mich liebst 0.29
61. Zu der Lauheit und der Flauheit 0.21
62. Küsse, die man stiehlt im Dunkeln 0.31
63. Wechsel 0.41
64. Sie liebten sich beide 0.22
65. Die Welt war mir 0.55
66. Ein Jüngling liebt ein Mädchen 0.29
67. Wenn ich in deine Augen seh 0.21
68. Es geht am End 0.28
69.  Ich kann es nicht vergessen 0.27
70. Es war ein alter König 0.32
71. Erfahrung 0.35
72. Wer zum erstenmal liebt 0.22
73. In den Küssen welche Lüge 0.20
74. Der Abgekühlte 1.02
75. Alte Rose 0.56
76. Nun ist es Zeit 0.55
77. Die Liebesgluten o.18
78. Narretei 0.27

Texte: Heinrich Heine

AlternativesFrontCover

Alternatives Front Cover

CD 2 (Biographie Heinrich Heine in Paris):
01. Kapitel 01 / 6.01
02. Kapitel 02 / 8.57
03. Kapitel 03 / 4.21
04. Kapitel 04 / 10.11
05. Kapitel 05 / 4.42
06. Kapitel 06 / 8.28
07. Kapitel 07 / 6.15
08. Kapitel 08 / 2.00
09. Kapitel 09 / 3.01
10. Kapitel 10 / 2.43
11. Kapitel 11 / 2.49
12. Kapitel 12 / 2.43
13. Kapitel 13 / 8.03

Text: Jörg Aufenanger

CD1A

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Heinrich Heine Collage (Klaus Oppermann)

 

Lutz Görner – Trunken von Gedichten (2000)

FrontCover1.jpgAlso eigentlich bin ich mit der deutschen und sonstigen Lyrik weder vertraut, noch wurde ich bisher mit ihr  besonders warm (mit wenigen Ausnahmen) … Das änderte sich ziemlich schlagartig, als ich diese Doppel-CD hörte:

Lutz Görner (* 1. Januar 1945 in Zwickau) ist ein deutscher Rezitator.

Görner wuchs im Rheinland auf und stand als Schüler in Statistenrollen und als Tänzer im Stadttheater Aachen auf der Bühne. Er wollte zunächst Theaterintendant werden, studierte in Köln Theaterwissenschaft, Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie und besuchte dort die Schauspielschule. Es folgten Tätigkeiten an verschiedenen deutschen Bühnen als Bühnenarbeiter, Requisiteur, Schauspieler und Regisseur. Politisch organisierte sich Görner viele Jahre in der DKP.

LutzGörner1977

Lutz Görner, ca. 1977

Mitte der 1970er Jahre war Görner zunächst in München als Rezitator der Werke Heinrich Heines tätig. 1981 unternahm er zusammen mit Tahsin İncirci eine Tournee durch Deutschland unter dem Titel Ich liebe mein Land als Rezitator der Werke Nâzım Hikmets. Bis 1988 arbeitete er eng mit Ulrich Türk zusammen, der seine Programme und LPs musikalisch ausgestaltete. Programme wie Goethe für alle öffneten ihm die Stadttheater und Spielstätten auf der ganzen Welt. Görners Interpretation von Heinrich Heines Gedicht Deutschland – Ein Wintermärchen hatte im Großen Saal der Glocke in Bremen seine 1.000 Aufführung. Görner ging mit Programmen wie Droste für alle, einem Brecht-Programm (musikalisch begleitet von Oliver Steller, Dietmar Fuhr und Bernd Winterschladen) und über Friedrich Schillers Opiumschlummer und Champagnerrausch (mit Stefan Sell) auf Tournee. Von 1992 bis 1999 leitete Görner in Köln sein eigenes „Rezitheater“.

LutzGörner1994

1994 – Lasker-Schüler: Deutsche Dichterin

Im Fernsehen war Görner von 1993 bis 2010 durch die 200-teilige Serie „Lyrik für alle“ vertreten, eine kleine gesprochene Literaturgeschichte der Lyrik vom Barock bis heute, die jeden Sonntagmorgen bei 3sat gesendet wurde.

Seit 2012 tritt Görner im Rahmen von ihm inszenierter und begleiteter Klavierabende auf. Diese Abende sind eine Mischung aus Literatur und Musik von Komponisten, meist des 19. Jahrhunderts. Bisher sind Programme über Franz Liszt, Frédéric Chopin, Richard Wagner, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert sowie italienische Musik von Rossini, Donizetti, Bellini, u. a. unter dem Titel Eine italienische Nacht entstanden.

Lutz Görner lebt im Oberbergischen bei Köln. (Quelle: wikipedia)

LutzGörner1998

1998 – Zauberlehrling & Co von li Gerd Harder, Marcel Mader, Lutz Görner, Oliver Steller.

Und hier ein Querschnitt seines Schaffens … diese Doppel-CD trägt daher auch den Untertitel „Die fünfzig schönsten Texte aus fünfundzwanzig Jahren Rezitation“. Und es entfaltet sich vor uns ein wahrlich prachtvolles Kaleidoskop überwiegend deutscher Sprachgewalt, gewaltig diese Brandbreite … veredelt durch diesen Lutz Görner … ein Meister seines Fachs, wie er all diese Sprachklänge modulieren kann … betonen und somit den Kern einer Lyrik herausarbeitet … das ist wirklich famos !

Doch damit nicht genug: Görner nutzt dieses Best Of Album auch für sehr persönliche Rückschau auf seine Karriere wirft und dabei auch die Rückschläge nicht unter den Tisch fallen lässt.

Interessant auch sein Wandel vom politischen Rezitator hin zu einem, der sich auch an die deutschen Klassiker heranwagte. Und Görner bezeichnet sich im übrigen auch weiterhin als ein „68er“. Da steht mal wieder einer zu seiner Biographie und seinen Prägungen.

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2003 – Pessefoto Brecht-Programm. (v.l. Oliver Steller, Lutz Görner, Bernd Winterschladen, Dietmar Fuhr)

Von daher ein ganz besonderes Album. Leider lag meinem Exemplar (gebraucht erworben) kein Begleitheft bei, eigentlich ganz und gar nicht vorstellbar bei dem hochwertigem Naxos Label … Sehr schade !

Na, jedenfalls wird sich hier zukünftig mehr Lyrik tummeln und der Lutz Görner ist daran schuld !

Zwei erste und zwar dringende Empfehlungen: „Die Wahlesel“ (Heinrich Heine, passend zur Landtagswahl in Bayern) und „Krieg dem Kriege“ (Kurt Tucholsky, passend zur Weltlage).

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2013: Lutz Görner im Wagner-Museum in Bayreuth

Besetzung:
Lutz Görner (Sprecher)

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Titel:

CD 1:
01. Robert Gernhardt: Seht mich an, der Fuß der Zeit… 2.21
02. Christian Hoffmann: Von Hoffmannswaldau bei Antretung des 55. Jahres 1.49
03. Heinrich Heine: Vorrede zu „Geschichte der Philosophie“ 2.23
04. Johann Wolfgang von Goethe: Gedichte 1.04
05. Novalis: Wenn Nicht Mehr Zahlen Und Figuren… 0.41
06. Joseph von Eichendorff: Schläft ein Lied in allen Dingen… 0.29
07. Robert Gernhardt: Gedichte sind Beschissen… 2.57
08. Heinrich Heine: Die Wahlesel 6.08
09. Kurt Tucholsky: Krieg dem Kriege 6.03
10. Bertolt Brecht: Diese Arbeitslosigkeit 2.11
11. Theodor Storm: Der Lump 2.23
12. Nazim Hikmet: Ich liebe mein Land 1.58
13. Nazim Hikmet: Die Mehrzahl der Menschen 1.34
14. Nazim Hikmet: Das Meer muß man sein 1.35
15. Louis Fürnberg: Das Nußbaumblatt 2.25
16. Johann Wolfgang von Goethe: Monolog aus Faust II.Teil 7.12
17. Unbekannt König Salomo: Aus dem Buch Prediger: Es ist alles ganz eitel… 6.32
18. Wilhelm Busch: Vorwort aus „Maler Klecksel“ 6.36
19. Wilhelm Busch: Der alte Narr 1.35
20. Wilhelm Busch: Verlust der Ähnlichkeit 1.49
21. Heinrich Heine: Die Launen der Verliebten 3.20
22. Johann Wolfgang von Goethe: Über allen Gipfeln ist Ruh… 1.15
23. Theodor Fontane: Herr von Ribbeck auf Ribbeck… 3.07
24. Peter Maiwald: Das Meer 0.56

CD 2:
01. Robert Gernhardt: Folgen der Trunksucht 1.46
02. Berns: Lob der Schwarzen Kirschen 2.02
03. Robert Gernhardt: Ein Gleichnis 1.18
04. Robert Gernhardt: Monolog des Prinzen von Hamburg 3.14
05. F. W. Bernstein: Aus dem Schmatzkästlein… 4.32
06. Hadamar von Laber: Kometorik 1.47
07. Gotthold Ephraim Lessing: Der über uns 3.52
08. Clemens Brentano: Singet leise, leise, leise… 0.43
09. Clemens Brentano: Hörst du, wie die Brunnen rauschen… 2.18
10. Eduard Mörike: An einem Wintermorgen vor Sonnenaufgang 2.28
11. Matthias Claudius: Der Mensch 1.19
12. Matthias Claudius: Die Sternseherin Lise 2.20
13. Else Lasker-Schüler: Ein Alter Tibetteppich 1.16
14. Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier 1.43
15. Annette von Droste-Hülshoff: Mondesaufgang 4.45
16. Joachim Ringelnatz: Seepferdchen 2.13
17. Joachim Ringelnatz: Überall 1.01
18. Joachim Ringelnatz: Cassel 2.33
19. Christian Morgenstern: Die Schildkröte 1.08
20. Christian Morgenstern: Der Hecht 0.43
21. Christian Morgenstern: Das Wasser 0.39
22. Christian Morgenstern: Das Butterbrotpapier 2.47
23. Christian Morgenstern: Drei Hasen 2.03
24. Johann Wolfgang von Goethe: An Den Mond 3.01
25. Joachim Ringelnatz: Zum Aufstellen der Geräte (live) 2.33
26. Kurt Tucholsky: Ein deutsches Volkslied (live) 8.57
27. Johann Wolfgang von Goethe: Umsonst (live) 2.25
28. Patrizia Fortenkopp: Ohne Titel (live) 1.36

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Das Schönste an Lutz Görner ist, dass er unprätentiös mit ein paar gebrochenen verspielten Gesten seine gut pointierten Texte spricht und mit ironischem Spaß die Dichtung und das Leben der Dichter zu trennen und aufeinander zu beziehen weiß. (Süeddeutsche Zeitung)