Tangerine Dream – Tangram (1980)

LPFrontCover1Natürlich waren sie Pioniere.

Tangerine Dream (deutsch „Mandarinentraum“) ist eine Musikformation aus Deutschland, die vor allem wegen ihrer Pionierarbeit auf dem Gebiet der elektronischen Musik bedeutsam ist. So gilt die Band neben Ash Ra Tempel und Agitation Free als Wegbereiter der sogenannten Berliner Schule, während die frühe Phase der Gruppe auch zum Krautrock gezählt wird. Oft wird die Musik von Tangerine Dream auch dem Musikgenre New Age zugeordnet (so gab es z. B. eine Grammy-Nominierung in dieser Sparte), in Interviews distanziert sich die Band jedoch von dieser Kategorisierung. Eher lässt sich ihre Musik neben der gelegentlichen Kategorisierung Progressive Rock auch als sinfonische Musik oder als eine Form von Ambient mit Schwerpunkt auf elektronischer Klangerzeugung und mit Einflüssen aus der Rockmusik bezeichnen.

Tangerine Dream wurde im September 1967 von Edgar Froese gegründet. Der Bandname ist angelehnt an die Textzeile „Tangerine Trees and Marmalade Skies“ aus dem Lied Lucy in the Sky with Diamonds der Beatles.

Tangerine Dream01

Eine der ersten offiziellen Besetzungen lautet: Volker Hombach (Saxophon, Flöte, Geige), Lanse Hapshash (Schlagzeug), Kurt Herkenberg (Bass) und Edgar Froese (Gitarre). Das erste Konzert gab Tangerine Dream im Januar 1968 in der Mensa der Technischen Universität Berlin; bereits kurz danach traten sie bei den Essener Songtagen auf, dem damals größten Musikfestival in Deutschland mit über 40.000 Besuchern. Neben deutschen Gruppen wie Floh de Cologne oder Amon Düül spielten dort auch internationale Gruppen wie The Fugs oder The Mothers of Invention mit Frontmann Frank Zappa. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tangerine Dream mit elektronischer Musik noch nichts im Sinn. Zeitzeugen schrieben von einer „hartrockenden, aggressiven Gruppe mit Free-Jazz-Färbung“. (wikipedia)

Nun ja, der Rest ist Geschichte.

TangerineDreamLive1975

Die Frage ist: klingen Tangerine Dream auf Tangram wirklich „kälter“ als auf den Alben der 70er Jahre? Sicher, das Mellotron, das ja schon eine gewisse Wärme ausstrahlt, ist für das Klangbild nicht mehr von besonderer Bedeutung. Dafür gibt es auf Tangram wie gewohnt repetitiv pulsierende Klangmuster zu hören, die sich langsam fortentwickeln – allerdings vom Charakter her nicht mehr wie auf den klassischen Alben. Das Besondere an Tangram ist – neben dem frischen Wind, den Johannes Schmoelling brachte – aber auch der Einsatz damals neuer Synthesizer-Technik, die begann, neue Klangmöglichkeiten zu eröffnen und den Weg in die 80er Jahre einläutete. Der vielfach hochgelobte Sound der 70er Jahre, den auch ich sehr schätze, war ja nicht zuletzt auf eine ungewollte Beschränktheit in den musikalischen Mitteln der Band zurückzuführen, auch wenn die Musiker in den Jahren nach Phaedra ihre technischen Fertigkeiten verfeinerten.

Tangerine Dream klingen für mich auf Tangram moderner (immer noch!), leichtfüßiger, heller und last not least melodiöser als zuvor. Mit Tangram bricht die mit Johannes Schmoelling bereicherte Band nach einer Phase der unbefriedigenden Neuorientierung endgültig mit der zuletzt zur Formel erstarrten klanglichen Limitierheit der 70er Jahre. Es ist als wenn man die Rolläden hochgezogen hätte und Sonnenlicht das Zimmer flutet.

CD Front+ Back Cover:
CDFront+BackCover1

Mit Tangram beginnt eine kurze innovative Ära in der Bandgeschichte, zu der ich v.a. auch Hyperborea sowie die Live-Alben jener Jahre (Pergamon, Logos, Poland) rechne. Zeitgleich stürzte sich die Band allerdings auch bereits verstärkt auf die Produktion von Filmmusik. Diese Auftragsarbeiten brachten zwar viel Geld, aber führten auch zur Verflachung des Sounds. Auf Tangram leuchtet die Zukunft der Band im neuen Jahrzehnt aber noch taghell. So ist Tangram ein nicht zu unterschätzender Meilenstein in der Geschichte von Tangerine Dream.

Wie so mancher Band-Klassiker wurde auch Tangram im Jahr 2008 einer Frischzellenkur unterzogen und als Tangram 2008 neu veröffentlicht. Dabei war das in diesem Fall wirklich kaum nötig. (Christian Rode)

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Besetzung:
Christopher Franke (keyboards, electronic percussion)
Edgar Froese (keyboards, guitar)
Johannes Schmoelling (keyboards)

LPBooklet

Titel:
01. Tangram Set 1 /19.51
02. Tangram Set 2 / 20.30

Musik:
Christopher Franke – Edgar Froese – Johannes Schmoelling

LabelB1

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Die offizielle Website:
Website

Alto (Pappert) – Happy Ambrosia (1980)

FrontCover1Also, der Johannes „Alto“ Pappert war ja weit mehr als „nur“ der Saxophonist von Kraan …

Auskunft über sein nun wirklich erfülltes Leben als Musiker gibt da z.B. ein sehr ausführliches Interview mit ihm (liegt der Präsentation bei).

Über seinen Ausstieg bei Kraan berichtet er darin u.a. folgendes:

“ … Sondern es war einfach… (zögert) Wir hatten einfach… Wir waren sehr lange zusammen und irgendwie war die Luft raus. Also für mich. Das war keine intellektuelle Entscheidung, sondern eher aus dem Gefühl heraus. Ich hatte einfach keine Perspektive mehr gesehen auch. Und letztendlich war’s nicht alleine meine Entscheidung. Es kam auch von den anderen. Es war also eine gegenseitige Geschichte. Der ausschlaggebende Punkt war eigentlich folgender. Ich war auf Sardinien im Urlaub und Hellmut rief mich an, sie hätten dann und dann ein Konzert. Ich hatte keinen Flieger mehr gekriegt und bin einfach nicht zu diesem Konzert gekommen. Damit war dann eigentlich besiegelt, dass man mich nicht mehr haben will und ich hatte dann auch keinen Bock mehr, noch darüber zu diskutieren.

MAS:
Bei Rainer M. Schröder klingt das so, als wärst du ein Stück weit unzuverlässig gewesen. So sollst du mal in Afghanistan gewesen sein,…

Alto:
Ich war nie in Afghanistan.

MAS:
Schröder zitiert Hellmut. „Jan und der Saxophonist waren einmal plötzlich verschwunden gewesen und ein anderes Mal hatten sie einen Trip nach Afghanistan gemacht. Und dann waren sie auf einmal wieder da. Es war alles so unsicher.“ (S. 165)

Alto:
Na gut. Aber ich war in meinem ganzen Leben nie in Afghanistan. (lacht) Ich bin nicht so der Asien-Typ. Ich stehe eher auf Jamaika und so was. Also nee. So war das nicht. Das war das einzige Konzert in meinem Leben, das ich versäumt habe, und nicht mal aus eigenem Verschulden. Das war einfach sehr kurzfristig angesetzt und ich war, wie gesagt, noch in Urlaub und bin einfach nicht mehr dahin gekommen. Ich hab’s einfach nicht mehr geschafft. Ich hab keinen Flieger gekriegt. Ich hab’s dann mit dem Auto probiert und hab’s auch so nicht mehr hingekriegt. Es war einfach zu weit. (Quelle: .musikansich.de)

Und so ging´s dann weiter, gemäß einer Presse-Info von Intercord:

PresseInfo1A

Konzertposters jener Jahre:

Poster

Und hier das zweite Album von Alto:

Happy Ambrosia ist eine wenig bekannte krautige Veröffentlichung von Alto, einem Nebenprojekt des Kraan-Altsaxophonisten Johannes Pappert. Die Band war offensichtlich keine richtige Band, sondern eher ein Ventil für Pappert, um seine musikalischen Interessen mit Spitzenmusikern und Freunden von Kraan zu erkunden. Sängerin Ellen Meier glänzt hier wirklich mit ihrer rauen, aber entspannten Stimme, die direkt durch die wilde, elektronische Fusion der Band schneidet.

Und der Song „Flowers In The Garden“ ist herausragend … einfach fantastisch. Mit Breakbeat-Drums, kreuzenden Fretless-Bässen, kosmischen Rhodes-Keys und verträumten Vocals ist der Track auf Schritt und Tritt ein Volltreffer und macht das Album lohnenswert. (Phil Cho)

Das Album mag anfangs ein wenig sperrig klingen … aber hier lohnt sich ein zweites Hinhören … dann entfaltet es seinen ganz eigenen Reiz … massentauflich wird es dadurch allerdings auch nicht … was soll´s .

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Besetzung:
Heinz Gembus (bass)
George Kochbek (keyboards, vocals)
Ellen Meier (vocals)
Johannes Pappert (saxophone, percussion)
Micky Stickdorn (drums, percussion, vocals)

Johannes Pappert01

Titel:
01. Dark Veils (Stickdorn/Kochbek) 4.59
02. She Knows It’s Gone (Kochbek/Meier) 6.36
03. Happy Ambrosia (Kochbek/Stickdorn/Meier) 4.09
04. New Mornin‘ (Gembus/Pappert/Meier) 5.21
05. Nanga Parbat (Pappert) 2.32
06. Communication ’79 (Pappert) 0.38
07. Outside (Pappert/Meier) 5.51
08. Psychedelic Island (Kochbek) 3.49
09. Flowers In The Garden (Kochbek/Meier) 5.32
10. Fiery Orbits (Gembus/Pappert/Meier) 5.21

LabelA1

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Anabis – Heaven On Earth (1980)

LPFrontCover1Ich liebe sie weiterhin … all jende deutschen Bands der 70er und 80er Jahre, die sich auf den Weg machten (und der war sicher sehr oft arg dornig) um ihre eigene Musik nicht nur zu machen, sondern auch irgendwie zu veröffentlichen.

Wie z.B. die Band Anabis … gegründet wurde sie wohl 1978 in Gießen/Marburg, Deutschland –

Die deutsche Band Anabis wurde 1978 hauptsächlich von Musikern aus der Region Gießen gegründet und produzierte drei Studioalben, bevor sie sich 1988 auflöste. Die Musik der Band ist schwer einzuordnen, mit einem psychedelischen Element, das mit den Landsleuten von Eloy verglichen wurde, und einem Sänger (Holger Sann), der Vergleiche mit der Theatralik der Gabriel-Ära von Genesis hervorgerufen hat.

Wie bei vielen anderen weitgehend vergessenen progressiven Bands ihrer Ära ist die Diskografie der Band etwas verwirrend, da das Album Wer Will sowohl als ihr Debüt als auch als ihr zweites Studioalbum aufgeführt wird. Das Album wurde auch unter zwei verschiedenen Covern veröffentlicht, was die Verwirrung über seine Herkunft erklären könnte. Die letzte Veröffentlichung der Band enthielt nur den Schlagzeuger Mike Morkel aus der Originalbesetzung, die durch eine Reihe von Studiomusikern ergänzt wurde, und wurde sowohl unter dem Titel Theatre als auch unter Success veröffentlicht. Alle Alben der Band wurden irgendwann einmal unter verschiedenen Labels neu aufgelegt.

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Die Band zeichnete sich auf den frühen Alben durch den Einsatz von Flöte, schweren und psychedelischen Keyboards, deutschem Gesang und zynischen Texten aus. Jedes der ersten beiden Alben besteht aus einem langen, epischen Stück, das eine Reihe anderer, größtenteils thematischer Titel enthält. Ihre letzte Veröffentlichung ist ein moderneres Rockalbum mit englischem Gesang, Bläsern und einem härteren Gitarrensound.

Anabis wird auf einer Vielzahl von Progressive-, Krautrock-, Neo-Progressive- und Psychedelic-Websites und -Newsgroups fast schon als Mythos bezeichnet, obwohl sie auch in zahlreichen Listen der schlechtesten Bands aller Zeiten auftauchen, in der Regel in Bezug auf ihre Veröffentlichung Theatre.

Es handelt sich um eine eher obskure Band mit einem Sound, der bei denen, die sie gehört haben, unterschiedlichste Meinungen hervorruft, sowohl positive als auch negative. Sie verdienen es, in die Archive aufgenommen zu werden, vor allem wegen ihres beachtlichen und fast schon legendären Rufs in der progressiven Rockgemeinde. (Bob Moore)

Und aufgelöst haben sie sich dann 1988.

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Dieses Album (eine Privatpressung) bekam auf progarchives.com keine gute Besprechung, aber dies finde ich nicht ganz gerecht … Ok. der Gesang ist – wie bei vielen deutschen Gruppen – eher unterdurchschnittlich, aer die Musik ist wirklich gelungen …. Vorbilder wie Genesis oder Eloy sind deutlich zu hören.

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Man sollte dem Album durchaus mal ne Chance geben, zumal sich die Jungs mit den Texten wirklich Mühe gegeben haben … Thematisch geht es vom Mittelalter (Stichwort: Hexenverbrennung) bis hin zur Neuzeit (Stichwort: Umweltverschmutzung)

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Besetzung:
Bert Beck (bass, percussion, kazoo, vocals)
Roland Dörr (keyboards)
Peter Müller (guitar)
Mike Mörkel (drums, percussion, vocals)
Holger Sann (vocals, percussion, flute)

LPBooklet

Titel:
01. Heaven On Earth 13.02
02. Water-Problem 3.54
03. Faded Dreams 3.39
04. Malleus Maleficarum 13.10
05. Assassination 5.50

Musik und Texte:
Bert Beck – Roland Dörr – Peter Müller – Mike Mörkel – Holger Sann

LabelA2

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Hüllentext1

Chris Karrer – Chris Karrer (1980)

FrontCover1Er war schon eine unverzichtbare Größe in der Geschichte des Kraut-Rocks:

Christoph Karrer (* 20. Januar 1947 in Kempten (Allgäu); † 2. Januar 2024) war ein deutscher Multiinstrumentalist und Komponist. Er war Gründungsmitglied von Amon Düül und bekannt für seine Zusammenarbeit mit Embryo und Ernst Fuchs. Er spielte Gitarre, Oud, Violine und Saxophon.

Karrer begann mit zwölf Jahren, Banjo und Sopransaxophon zu spielen. Nachdem er auf dem Internat in Marktoberdorf sein Abitur abgelegt hatte, studierte er zunächst Malerei an der Kunsthochschule in München.

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Im Jahr 1967 gründete er mit Peter Leopold, Dieter Serfas und anderen die Band Amon Düül. Mit seiner Band Amon Düül II trat Karrer 1970 im Beat-Club auf. Nach der Auflösung der Düüls brachte er das Soloalbum Chris Karrer (1980) heraus, das beim Publikum nicht zog und daher ein Jahrzehnt lang keinen Nachfolger hatte. Über gemeinsame Tournee-Erfahrungen mit Embryo in Marokko erfand er sich neu als Sufismus-inspirierter Weltmusiker, lernte die Kurzhalslaute Oud spielen.

Chris Karrer03

Drei Alben gingen daraus hervor: Dervish Kiss (1994), Sufisticated (1996) und The Mask (1997). Sein letztes Soloalbum Grandezza Mora (1999) hingegen widmete sich einer anderen langjährigen Vorliebe des Musikers, nämlich den Klangfarben der Flamenco-Gitarre.

Karrer starb Anfang Januar 2024 im Alter von 76 Jahren an den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion. (wikipedia)

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Mit dem Gitarristen Chris Karrer stirbt ein Pionier der deutschen Rockmusik, der einst auch mit „Amon Düül II“ neuen Tönen den Weg ebnete.

Dienstagfrüh starb der im Allgäu aufgewachsene Münchner Multiinstrumentalist Chris Karrer infolge einer Corona-Erkrankung. Mit 76 Jahren ist damit eine der wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen Rockkultur gestorben. In einem Nachkriegsdeutschland nämlich, in welchem deutsche Popmusiker entweder ihre anglo-amerikanischen Vorbilder kopiert hatten oder sich einer reaktionären Schlagerkultur hingaben, experimentierte Karrer bereits mit neuen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, die von der englischen Presse dann dem sogenannten Krautrock zugerechnet wurden.

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Besonders nett war das freilich nicht. „Wir nannten die Musik der Engländer schließlich auch nicht Tommi-Rock“, kritisierte Karrer. Mit dem Kraut im Krautrock war nämlich nicht das gemeint, was in den einschlägigen Szenen damals geraucht wurde, sondern eben die Deutschen, die von englischen Soldaten abfällig als „Krauts“ beschimpft wurden.

Doch die Musik, die Karrer sowohl mit Amon Düül II als auch mit Embryo entfaltete, suchte ja gerade nach einer neuen Identität, die sich auch von einer immer noch nationalsozialistisch vergifteten Deutschtümelei im Nachkriegsdeutschland distanzierte.

Christian Burchard von Embryo hatte Karrer darum auch mal als den „Ur-Ethno“ bezeichnet, weil dieser schon 1969 auf dem ersten Album „Phallus Dei“ der von ihm mitbegründeten Rockband Amon Düül II den indischen Gesang nachgeahmt habe.

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„Wir sind die Geburtshelfer für vieles gewesen. Aber davon kann man nicht leben“, hatte Chris Karrer einmal in einem Interview mit dem Musikjournalisten Christoph Wagner für die taz gesagt. Gleichwohl nämlich finanziell erfolgreichere Musiker wie Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten oder der Dirigent und Komponist Eberhard Schoener schon mal kundtaten, dass sie die Musik von Amon Düül II inspiriert habe, hatte die weltweit gefeierte Band um Chris Karrer verhältnismäßig wenig am eigenen Erfolg verdient. Einmal mehr bestätigte sich hier wohl, was die Sonic-Youth-Bassistin Kim Gordon einmal über die Pioniere in der Musikgeschichte gesagt hatte. Demnach würden nämlich nicht diejenigen, die einen neuen Stil auf den Weg gebracht hätten, an diesem verdienen, sondern erst deren Nachfolger, die einen bereits abgesteckten Weg nur noch festigen müssten. (Dirk Wagner)

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Hier sein erstes Solo-Album das noch stärker von der Rockmusik („Blue Fuzz“ – eine feine Instrumentnummer !) geprägt war, als seine späteren Solo-Werke.

Beeindruckend natürlich, dass Karrer hier mit diversen Instrumenten zu gänzen weiß … besonders sein Saxophon-Spiel lässt immer wieder aufhorchen.

Und stilistisch es schon sehr variabel … fast popig sein „Dreamin‘ Of An Anthill“ (mein Gott, dieses Saxophon-Solo !) … dass sich dann aber noch gewaltig wandelt (mein Gott, dieses Violin-Solo).

Laid-Back (Jazz) Rock bei  „Killer Of Boredom“ und ein wenig momentaler/skurril dann bei „Cooking Blood“.

Der stilistischen Vielfalt waren keine Grenzen gesetzt !

Und „Amplified“ könnte glatt an die MC 5 erinnern …

Von daher: starker Tobak, ganz sicher nicht massentauglich und gerade deshalb ein sehr sympathisches Album !

BackCover

Besetzung:
Gerard Carbonel (bass)
Curt Cress (drums, percussion)
Jörg Evers (guitar, bass, background vocals)
Chris Karrer (vocals, guitar, saxophone, violin)
George Mehl (keyboards)

Single1

Titel:
01. Blue Fuzz (Karrer/Mehl/Evers) 4.04
02. Dreamin‘ Of An Anthill (Karrer/Mehl) 4.41
03. Devils’s Bride (Karrer/Mehl) 4.36
04. Killer Of Boredom (Karrer/Mehl) 4.12
05. Cooking Blood (Karrer/Mehl) 4.10
06. Settled In The Universe (Karrer/Mehl) 3.34
07. Psychonaut Beams (Karrer/Mehl) 3.52
08. Music Planet (Karrer/Mehl) 3.20
09. Amplified (Evers) 3.38

LabelB

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Für mich waren und sind Amon Düül die Band des sogenannten Krautrock (ein Begriff, den kein Musiker je selbst verwendete) mit der schönsten Musik.
Chris war, neben vielem anderen, ein echter Rockgitarrist – kein wannabe, er hat auch niemanden direkt imitiert – absolut original, viel zu laut genug, manchmal fast bedrohlich. Also alles, was richtige Rockmusik ausmacht.
Ich mag alle Amon-Düül-Platten: Die wilden Get-togethers am Anfang noch mit Dieter Serfas, die Songs der frühen 70er („Der Wind am Ende einer Straße“ mit Jimmy Jackson, die wunderbare Version von Ornette Coleman’s „Lonely Woman“), die slicken Steely-Dan-artigen Tracks mit Stefan Zauner (der dann Münchner Freiheit wurde), den fast leblosen Synthierock der späten 70er, der die Atmosphäre im Schwabing meiner Kindheit perfekt illustriert (das kann nur verstehen, wer für Pommes im Barbarella-Kino-Imbiss anstand, während Amanda Lear im Radio lief), die vitalen Besetzungen der 90er mit Jan Kahlert – und vieles vieles mehr!
Zusammen mit Embryo habe ich oft mit Chris gespielt. Er war extrem liebenswürdig, etwas menschenscheu, sehr konzentriert – und hat mich auf seiner Geige spielen lassen, die ausgestattet war mit einem originalen DeArmond-Pickup, den er nach dem Konzert sorgsam in einem Dopeschächtelchen verstaute.
Außerdem hatte er denselben DDR-Verstärker wie ich – das mit Rock Made In Germany war schon ernst gemeint. Nur durfte sein Germany so aussehen wie die kleine Boutique in der Kurfüstenstraße, die auch nur die kennen, die ihre Zeit nicht auf leeren Superevents verplempern.
Danke Chris – Du hast München und den Rest der Welt mit Deinem violetten Glamour reicher gemacht! (Titus Waldenfels)

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Lorry – Be Careful, Too (1980)

FrontCover1So ganz bekannt wurde die Band ja nie und sie findet sich nichtmal in dem Standardwerk „Der Sound der Jahre“ von Jan Reetze (2022)

Lorry entstand im Dezember 1979 aus dem Stamm der Gruppe „Masterbates“ und Michael Gravens, den es aus Hannover nach Winsen gezogen hatte. Nach dem ersten Auftritt in dieser Formation entschloß man sich spontan ernsthaft weiterzumachen.

Durch Zufall geriet man an Klaus Schulze, der die Gruppe sofort unter Vertrag nahm. Im März 1980 ging Lorry in das Panne-Studio, um die erste LP „Be careful, too“ einzuspielen. Bei diesen Aufnahmen lernte die Band Klaus Henatsch kennen, der die Keyboards als Gastmusiker bediente. Im September 1980 wird „Be careful, too“ veröffentlicht.

Im März 1981 ist Lorry im Studio und nimmt die zweite LP „Weight control“ auf, wieder mit Klaus Heantsch an den Keyboards. Es folgt eine Clubtournee durch Deutschland und die Schweiz. Rainer Katzsch steigt aus beruflichen Gründen aus. Im September wird „Weight control“ veröffentlicht und Lorry tourt zusammen mit Lucifer’s Friend durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Während dieser Tournee entschließt sich Klaus Henatsch endgültig als festes Bandmitglied einzusteigen.

1982 steigt Barry Maddison aus, bleibt der Band aber als Texter weiterhin erhalten. Harvey Jansen nimmt seinen Platz ein und man nimmt die LP „Paperback heroes“ auf, wie auch die zweite LP im IC-Studio in Winsen. In der belgischen Radiohitparade hält sich das Stück „You“ von „Weight control“ sechs Wochen, davon allein drei Wochen auf Platz 3. (Wolfgang Pokall)

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Hier ihr erstes Album undes enthält locler und entspannt gespielten Westcoast-Rock, gepaart mit einem Hauch von Southern-Rock. Wirklich feine Gitarren- und Orgelpassagen prägen den Sound dieses Albums … schon damals ein wenig aus der Zeit gefallen (angesichts von Punk und NDW), aber für mich umso sympathischer.

Überraschenderweis erschien dieses Album auf dem „Innovative Communication“ Label von Klaus Schulze, der dann auch einen kleine (allersdings eher belanglosen) Hüllentext schrieb.

Das war zwar einerseits sicherlich sehr schmeichelnd … andererseits war die Musik von Lorry ein wenig deplaciert im sonstigen Sortiment des Labels. Noch heute wird dieses Album im Internet under Rubrik „electronics“ angeboten … „Electronic Krautrock, (Synthi)-Pop to Cosmic Wave – produced by Klaus Schulze -„

Ach ja, als besonderer Gag ist zu bewerten, dass diese LP mit 45 rpm angeboten wurde.

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Besetzung:
Michael Garvens (vocals)
Harald Katzschn (guitar, vocals)
Rainer Katzschn (guitar, strings)
Barry Madelison (bass, percussion)
Fred Severloh (drums, percussion, vocals)

Liner Notes

Titel:
01. On The Ground 3.42
02. The Truth 5.14
03. On The Road 3.37
04. We Are Free 4.07
05. When Will It Pass 4.13
06. You Can’t Hide 4.48
07. Wastin‘ Time 4.24
08. Be Careful, Too 4.07

Musik und  Texte: Harald Katzschn

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Und als Ergänzung dann noch ein recht interesssantes, weil unverkampftes Interview mit der Band aus dem Jahr 1982:

 

Kommt man im Zeichen der Neuen Deutschen Welle und deren Verkaufszahlen nicht doch mal in Versuchung, sich da anzuhängen, schon alleine wegen der Kohle?
Gibt’s die NDW den überhaupt noch? (lachen) Nein, mal ehrlich, wir haben noch keine Sekunde daran gedacht auf diesen Zug aufzuspringen, da gibt es schon genug, die das tun. Wir haben in Barry jemanden, der unheimlich gute englische Texte schreibt und die englische Sprache finden wir wesentlich melodiöser als die deutsche und im wesentlichen ist Musik ja Unterhaltung und man sollte den Gesang doch mehr als eine Art Instrument sehen, der die Hauptmelodie beschreibt. Alles andere, als das was wir heute machen und was wir bereits gestern gemacht haben, wäre unehrlich und Unehrlichkeit ist das letzte was wir anstreben.

Wie wichtig ist für Lorry der Liveauftritt?
Liveauftritt und Platte müssen eine Synthese ergeben, wobei der Liveauftritt für uns ein sehr wichtiger Punkt ist. Der Fan, das Publikum muss ganz einfach zufriedengestellt werden. Uns macht es einen riesen Spass live zu spielen, da gibt es Momente in denen du ganz einfach weg bist und eben diese Momente will von uns keiner missen.

Habt Ihr im Umfeld der Gigs und Tourneen irgendwelche Probleme, auch gerade innerhalb der Band?
Nein, nicht mal während der Tour mit Lucifer, die knapp vier Wochen dauerte, gab es Schwierigkeiten und das obwohl wir auf engstem Raum zusammenlebten, nämlich in so einem kleinen Campingmobil, das eigentlich nur für vier Personen ausgerichtet war. Das Verhältnis innerhalb der Band ist kurz gesagt einfach fantastisch.

Was seht Ihr denn bis jetzt als Eure größten Erfolge an?
Die Sache mit Belgien und natärlich die Tour zusammen mit Lucifer’s Friend.

Stimmt, zumindest euer Gig in Hannover damals war spitze, ganz ohne Starallüren, da waren die Jungs von Nebenan auf der Bühne. Ist das das Image, das Ihr haben wollt?
Wir wollen kein aufgesetztes Image vorzeigen, wir wollenmit jedem gut auskommen und keinen abstoßen, wie wir auf der Bühne sind, so sind wir auch sonst. Für uns ist immer Rock’n’Roll, unser ganzes Leben, nicht nur wenn oben die Lichter angehen. Stimmt schon was du sagst, die Jungs von nebenan, aber wir denken das ist ein sehr gutes Image.Dazu kommt, daß alle Bandmitglieder vom Lande kommen und uns daher der Stress der Cityszene fehlt. DAher kommt wohl unsere relative Unbefangenheit und Frische, die vielen anderen BAnds eben fehlt. Wir machen einfach das was wir am besten können: Rock und nichts anderes und das wird auch so bleiben, egal was da für Wellen auf uns zukommen.

In wieweit haben Eure neuen Leute die Musik von Lorry verändert?
Nun der Klaus, der ja schon sehr lange dabei ist, hat für „Paperback Heroes“ viele Kompositionen geliefert, praktisch Harald etwas entlastet der diesmal nur zwei Stücke geschrieben hat. Ein Stück haben wir alle zusammen erst im Studio komponiert. Den Einfluss von Harvey kann man noch nicht absehen, da er ja erst vier Wochen dabei ist, aber wir haben auch in dieser Sache alle ein sehr gutes Gefühl.

Wie steht Lorry finanziell da? Lohnt es sich überhaupt?
Lass uns diese Frage lieber überspringen, da du uns sonst den Rest des Abends in einer ganz traurigen Stimmung ertragen müßstest. Wir können ja am Ende dieses Gespräches unsere Kontonummer für etwaige Spenden bei dir hinterlassen.

Was tut Eure Plattenfirma für Euch, kommt da genug Schub?
Die Zusammenarbeit bei „Paperback Heroes“ war einfach optimal. Das war bestimmt nicht immer so, aber das lag auch teilweise an uns selbst. Das ist aber Schnee von gestern, heute haben beide Seiten erkannt, worauf es ankommt: wir tun unser bestes für die jeweilige Produktion und die Plattenfirma das ihre um das Produkt zu promoten.

Zur neuen LP: habt Ihr vorab einige Details zur Produktion?
Einige wichtige Sachen wären schon zu nennen. Da dreht sich die Scheibe erstens nicht mehr auf 45 RPM, sondern mit 33 Touren; dann wurde sie digital gemastert. Beim Cover sind wir auch vom üblichen IC Rahmen abgegangen. Das zur technischen Seite, musikalisch ist zu sagen dass wir uns diesmal bei den Chorpassagen durch zwei Backgroundsängerinnen verstärkt haben und bei zwei Stücken spielt Richard Wester das Saxophon. Diese Maßnahmen haben der LP sehr gut getan und das Ganze richtig schön abgerundet.
Ach ja, wir haben jetzt ein bandtypisches Logo, das uns von jetzt ab überall hin begleiten wird. Sonst können wir nur noch eines sagen: Lorry hat jetzt mehr denn je zu ihrem persönlichen Stil gefunden und das erscheint uns allen als das wichtigste überhaupt, wir lassen uns nicht unterkriegen.

(Wolfgang Pokall, 1982)

Tja, all dieser Optimismus hat dann doch nichts geholfen … das Album „Paperback Heroes“ (1982) war das letzte Album ,,, und irgenwo, irgenwann und irgendwie sind die Musiker – mehr oder weniger – allesamt in der Versenkung verschwunden.

Harald Katzschn01

Harald Katzschn tauchte noch bei LP Produktionen von Rainer Bloss, Richard Wahnfried und Martin Kienel auf.

Gleiches gilt für Michael Garvens, der dann auch noch bei einigen Klaus Schulze Produktionen als Mitwirkender genannt wird.

Und Fred Severloh war dann noch bei Robert Schröder, Dieter Schütz und Klaus Schulze zu hören …

Adelbert von Deyen – Atmosphere (1980)

LPFrontCover1Er war schon ein sehr interessanter Künstler:

Adelbert von Deyen (* 25. Oktober 1953 in Süderbrarup, Schleswig-Holstein; † 13. Februar 2018 in Steinbergkirche) war ein deutscher Musiker, Komponist, Maler und Grafiker.

Adelbert von Deyen zeichnete, malte (mit Ölfarben) und musizierte (Violine, Trompete, Gitarre) schon als Kind. Der vielseitige Künstler erlernte in Flensburg den Beruf des Positiv-Retuscheurs und absolvierte später Umschulungen zum Farblithografen und DTP-Grafiker. Erste Experimente und Erfahrungen mit der elektronischen Musik machte von Deyen in den 1970er-Jahren bei Sessions mit Dieter Schütz in dessen Heimstudio, bevor er 1978 seine erste Solo-LP Sternzeit produzierte. War der Einfluss der Berliner Schule anfangs noch deutlich hörbar, änderte sich von Deyens Musik im Laufe der Zeit über Klänge und Songs, die stilistisch an Pink Floyd erinnern (Eclipse), bis hin zum elektronisch erzeugten, lyrischen Poprock (Impressions).

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Hier brachte er denn auch seine selbst gesungenen Texte mit ein. Von 1978 bis 1983 gab von Deyen rund 50 Konzerte, ausschließlich in Deutschland und überwiegend in der Club-Szene. Bis zu zwölf Synthesizer und Keyboards sowie eine Stromkapazität von 10.000 Watt waren erforderlich, um die elektronischen Klanggemälde akustisch und visuell mit Licht, Dias, Filmen (unter anderem von der ersten bemannten Mondlandung) und Trockeneis-Nebel auf die Bühne zu bringen.

In dieser Zeit arbeitete er als Solist der elektronischen Musik bei Schallplatten-Produktionen gelegentlich mit anderen Musikern zusammen. Zabba Lindner aus Hamburg spielte Schlagzeug, Robbi Hohensee (Kiel) und Uwe Johannsen (Flensburg) gaben ihre Gitarren-Soli dazu und Dieter Schütz aus Sörup spielte auf verschiedenen Instrumenten mit.

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Dieter Schütz und Adelbert von Deyen verband eine über 20 Jahre lange, tiefe Freundschaft. Gemeinsam waren sie 1985 zu Gast in der Kult-Radiosendung Schwingungen bei Winfrid Trenkler im Westdeutschen Rundfunk Köln. Im Jahre 1991 gründeten die beiden zusammen mit der Sängerin Ulla Witt das Poprock-Trio Deja Vue. Es entstanden einige, zum Teil melancholische Songs. Der plötzliche Tod von Dieter Schütz im September 1991 war für von Deyen Anlass, seine musikalische Laufbahn zu beenden und sich ganz der Malerei zu widmen. Erst im Jahre 2004 konnten sich Ulla Witt und Adelbert von Deyen dazu durchringen, die Tonkonserven von Deja Vue unter dem Titel Nightflight als CD zu veröffentlichen.

Viele Jahre arbeitete von Deyen auch als Retuscheur, Lithograf und DTP-Grafiker, womit er die Grundlage für seine jetzige Tätigkeit als Kunstmaler schuf, die er seit 1996 professionell ausübt. Im selben Jahr baute er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Nadja Boddin ein Wohn- und Atelierhaus in Steinbergkirche an der Ostsee. Mittlerweile ist von Deyen einer der bekanntesten regionalen Maler im Kreis Schleswig-Flensburg, wo er bisher (Stand: Dezember 2014) über 60 Ausstellungen präsentierte. Thematisch befasst er sich hauptsächlich mit der bildlichen Darstellung der Landschaft Angeln und der Ostseeküste im realistischen Stil.

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Seit 1994 veröffentlicht von Deyen jährlich einen Kalender mit Landschaftsbildern. 2003 erschien seine Autobiografie in Verbindung mit einer umfangreichen, gedruckten Werkschau. Das Œuvre des Malers Adelbert von Deyen umfasst inzwischen etwa 600 Ölgemälde, Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen, von denen sich die weitaus meisten im öffentlichen und privaten Besitz befinden.

Einige seiner Werke als Maler:
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Seit 2006 musizierte von Deyen wieder, wenn auch nur nebenher und sporadisch, und gab im Juni des Jahres mit Painted Black nach fast 20 Jahren ein neues Solo-Album mit elektronischer Musik heraus. Es ist ein sehr persönliches Album, auf dem er einen erneuten Schicksalsschlag mental verarbeitet hat. Die Musik ist manchmal lebensfroh und heiter (an Monkey Island erinnernd), aber wiederum auch schwermütig und melancholisch. Im Mai 2007 veröffentlichte von Deyen unter Mitwirkung von Henrik Petersen (E-Gitarre) und Stefanie Kahl (Gesang) die CD Rosegarden – rhythmusbetonter, sphärischer und zugleich kraftvoller Elektronik-Rock mit psychedelischem Einfluss. Unter dem Titel Old Fashioned erschien im September 2009 das aktuelle Album mit fünf neuen Instrumentalstücken von Adelbert von Deyen und fünf bislang unveröffentlichten Tracks von Dieter Schütz anlässlich dessen achtzehnten Todestages als limitierte Erstauflage von 100 CDs in 24 Karat Gold.

Sämtliche LPs und CDs bis einschließlich 1992 sind auf dem deutschen Sky-Label im Musikverlag German News in Hamburg erschienen. Bei den anschließenden Veröffentlichungen handelt es sich um Eigenproduktionen im Selbstverlag. (wikipedia)

Adelbert von Deyen03

Hier sein drittes Album:

Das dritte Album des Elektronikmusikers Adelbert von Deyen markiert das Ende seiner Ambient-Phase. Während der Großteil von »Atmospheres« den Hörer noch wie gewohnt in weiche Flächensounds einhüllt, geht es auf dem ersten (und gleichzeitig von Deyens erfolgreichstem) Stück mit einem treibenden analogen Schlagzeug schon in Richtung Elektro-Kraut.
Auf »Atmosphere« erleben wir Adelbert von Deyen in Hochstform. Beim ersten Stuck, »Timemachine«, treibt ihn die Schlagzeug-Begleitung von Wolfgang ›Zabba‹ Lindner zu schwungvollem Elektro-Krautrock. Lindner war Anfang der 70er-Jahre bereits in der Progrock-Band Tomorrow’s Gift in Erscheinung getreten und hatte 1974 ein experimentelles Percussion-Album zusammen mit Carsten Bohn eingespielt (»Vollbedienung of Percussion«). Auch auf dem zweiten Stück »Silverrain« ist er noch zu hören (wenn auch nicht so schwungvoll).

Adelbert von Deyen02

Weitere acht Titel sind dem Thema »Atmo- sphere« zugeordnet. Hier laden langsam gleitende Synth-
flachen mit minutenlang gehaltenen Dronesounds, Schwebungen und Synth-FX zur Kontemplation ein.
Der zeitliche und finanzielle Produktionsaufwand fur dieses Album war enorm. Unermudlich komponierte Adelbert von Deyen in seinem Heimstudio, experimentierte mit seinen Synthesizern und suchte neue Klange. Fur den Feinschliff sorgte Lars Hidde, der im Star-Studio Hamburg eine neue
Abmischung und das Mastering ubernahm.
Aber der Aufand sollte sich lohnen: »Atmosphere« wurde von Deyens erfolgreichstes Album. In seiner Biografie schreibt er:
»Die Reaktionen auf dieses Opus waren außerst heftig und durchweg positiv, besonders im Ausland. Der von dem Album fur mehrere LP/ CD-Sampler ausgekoppelte Titel »Timemachine« wurde sogar ein Instrumental-Hit, der sich rund funfzigtausendmal verkaufte!«
Mit seinen ersten beiden Alben erstritt sich von Deyen seine kunstlerische und finanzielle Freiheit. »Atmosphere« markiert bereits den Beginn eines Wandels. Zwar steht dieses Album großtenteils noch im Zeichen der Ambient-Elektronik, doch zeichnet sich bei den ersten beiden Titeln bereits eine deut-
liche Offnung zum Kraut/Elektronik-Rock hin ab. Von Deyens Schaffen nahm dann auch in dem darauf folgendem Album »Eclipse« eine uberraschende Wendung. Mit Softrock-Balladen und sozialkritischen Texten hatte wohl kaum jemand gerechnet. (Pressetext)

Adelbert von Deyen04

Wie der Vorgänger „Nordborg“ ist auch „Atmosphere“ von einer Landschaft inspiriert, diesmal von Adelbert von Deyens norddeutscher Heimat. Gewidmet ist das Album Johannes Brahms.
Zwei kurze Stücke leiten das Album ein. „Timemachine“ ist von einem stakkatohaftem elektronischen Rhythmus geprägt, „Silverrain“ ist ein langsames, leicht melancholisches Stück, dessen schwermütige Synthesizer-Melodie von etwas E-Gitarre begleitet wird.

Adelbert von Deyen03
Der erste Teil sowie der Anfang des zweiten Teils des Titelstücks ist noch im Stil des Vorgängeralbums gehalten: breite elektronische Klangflächen ohne rhythmische Komponente, aber nicht ganz so kalt und bedrohlich wirkend wie auf „Nordborg“. Im zweiten setzt dann nach einiger Zeit ein für deutsche Elektroniker so typisches Sequencer-Rhythmusmuster ein, dazu hört man im Hintergrund eine Art elektronischen Chorgesang. Im Schlussteil wird der Sequencer ausgeblendet, und es herrschen wieder rhythmusfreie Klänge vor. (Autor unbekannt)

LPBackCover1

Besetzung:
Adelbert von Deyen (keyboards, synthesizer, guitar,violin, voice, gong)
+
Zabba Lindner (drums on 01. + 02.)

Booklet1

Titel:
01. Timemachine 4.59
02. Silver Rain 4.30
03. Atmosphere Part I 11.02
03.1. Sunrise
03.2. Altitude Flight
03.3. Astralis
04. Atmosphere Part II 21.42
04.1. Skywards
04.2. Spaces Of Infinity
04.3. Crystal Clouds
04.4.Voices Of Infinity
04.5. Dawn

Music: Adelbert von Deyen

Label B1

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Adelbert von Deyen05

Aera – Live (1980)

FrontCover1Hab´ ich eigentlich schon mal erwähnt, dass für mich die Gruppe Aera mit zum feinsten zählt … was in deutschen Landen unter der Rubrik Jazz-Rock jemals gehandelt wurde ?

Aera war eine deutsche Jazzrockband, die von 1972 bis 1982 existierte. 1978 gewann die Gruppe beim Nachwuchswettbewerb der Deutschen Phono-Akademie den ersten Preis in der Kategorie Jazz.
Geschichte

Die Band formierte sich 1972 um den Gitarristen der Gruppe Ihre Kinder, Muck Groh. Weitere frühe Mitglieder waren Klaus Kreuzeder (Saxophon, Flöte), Dieter Bauer (Bass) und Wolfgang Teske (Schlagzeug). In dieser Formation wurde 1975 das erste Album Aera humanum est eingespielt, wobei beim Stück Alois’ Flötending Peter Malinowski den Bass spielte. Das Album war ausschließlich instrumental.

Beim zweiten Album Hand und Fuß von 1976 waren nur noch Groh (Gitarre und Gesang) und Kreuzeder dabei, sowie Malinowski, der Bauer am Bass ersetzte. Am Schlagzeug saß Lucky Schmidt, Christoph Krieger spielte Geige. Ein Stück wurde durch „Onkel Latzi“ (Ladislaus Wolpert, Baritonsaxophon und Oboe) ergänzt.

Aera02

Auf dem dritten Album Türkis (1979) war von der Ursprungsformation nur noch Kreuzeder übrig, sowie Groh als Gast bei einem Stück. Die übrigen Musiker waren Helmut Meier-Limberg, Lutz Oldemeier, Freddy Setz, Matz Steinke, Achim Giseler und Locko Richter. In dieser Zeit spielte die Band mit drei Schlagzeugern.

Auf dem Album Live von 1980 ist Groh als Toningenieur vermerkt. Bandmitglieder waren Roman Bunka (Gitarre, Gesang), Kreuzeder, Meier-Limberg, Oldemeier, Setz und Richter.

Letztes Album war 1982 Akataki mit Kreuzeder, Gieseler, Meier-Limberg und anderen.

Mitglieder der Gruppe lebten gemeinsam in einer Kommune auf dem fränkischen Land, zunächst in Mechelwind im Landkreis Erlangen-Höchstadt, später in Sulzheim bei Grafenrheinfeld.

Ab 1978 verfolgte Groh als „Muck Grohbian“ ein Soloprojekt. An den Alben Muckefuck und Grotesk waren Mitglieder von Aera beteiligt. 2006 rief er die Neue Aera ins Leben, an der Christoph Krieger beteiligt ist.

Das Musikstück Alois’ Flötending vom Album Aera humanum est wurde vom Bayerischen Rundfunk als Erkennungsmelodie einer Sendereihe benutzt. (wikipedia)

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Im Fahrtwind des Erfolgs (erfolgreiches Album „Türkis“, Nachwuchspreis der Dt. Phonoakademie gewonnen) gingen Aera auf Tour. Teile der Konzerte, die Ende 1979 gegeben wurden, sind auf „Live“ dokumentiert. In diesem Falle Aufnahmen vom 22. bis 26. November 1979 in Kiel, Isselhorst, Berlin, Hamburg, Herford entstanden. Natürlich sieht die Band schon wieder anders aus… Prominenter Neuzugang war Ex-Embryo Roman Bunka an Gesang und Gitarre, der allerdings nur ungefähr einen Monat blieb (also wohl nur für die Tour). Vielleicht wollte man nach dem Abgang von Muck Groh endlich wieder einen Gitarristen mit an Bord haben. Locko Richter war jetzt Stamm-Bassist, Matz Steinke – immerhin auf „Türkis“ noch für vier Titel verantwortlich – ist schon wieder Geschichte. Die anderen Musiker sind die „Türkis“-Mannschaft, allen voran die ‚Aera-Konstante‘ Klaus Kreuzeder.

CD1

Ich hätte ja gerne die Fan-Reaktionen auf den damaligen Konzerten erlebt. Die Musik, die Aera hier live boten, hatte nämlich nicht viel mit den bisherigen Alben zu tun (auch wenn das Album vermutlich aufgrund der kurzen Spielzeit keine komplette Setlist darstellt). Schon der Auftakt-Song „Scream Your Horizon“ (aus der Feder von Roman Bunka) weckt mit verzerrter E-Gitarre, Bunkas eher herausgespienen Gesang und Blubber-Synthies eher Assoziationen an Hawkwind, denn an locker-flockigen JazzRock a la Aera. Und überhaupt findet sich keiner der hier gespielten Titel im Aera-Oeuvre wieder, nur das, dann in der Tat ziemlich fluffig jazzrockige, „What I Can Do, You Can Do“ (Autor wieder Roman Bunka) erscheint auf dem folgenden Studioalbum „Too Much“ (1981).

Klaus Kreuzeder01

Also wird dem staunenden Publikum spaciger Hardrock, kreischende E-Gitarre, psychedelische Tastenexzesse von Freddy Setz, lockerer JazzRock, Sax- und Lyrikonimpros von Kreuzeder und gelegentlich seltsamer Gesang von Roman Bunka geboten. Im Untergrund rumort permanent die geschäftige Rhythmusarbeit von zwei Schlagzeugern und einem Percussionisten. Auch das verleiht der Musik eine besondere Note. Durchweg ist das durchaus spannende, verzwirbelte, unterhaltsame Rockmusik, also wahrlich nicht schlecht. Das abschließende „Scooter Future“ (selbstredend auch wieder ein Stück von Roman Bunka) ist sogar ein echtes psychedelisch-spacig-hardrockiges Highlight. Nur mit der bisher von Aera gebotenen Musik hat das halt eben nichts zu tun. Gutes Livedokument einer anderen „Aera“ (Thomas Kohlruß)

Und Roman Bunka war für Aera nun wirklich kein Gewinn !

Irgendwie kein Wunder, dass sich die Band dann 1982 auflöste.

LPBackCover1

Besetzung:
Roman Bunka (guitar, vocals)
Klaus Kreuzeder (saxophone, lyricon)
Helmut Meier-Limberg (percussion)
Lutz Oldemeier (drums)
Locko Richter (bass)
Freddy Setz (organ, drums)

LPBooklet

Titel:
01. Scream Your Horizon (Bunka) 9.16
02. Yellow Moon (Setz) 2.52
03. Stoned Out (Setz) 3.22
04. What I Can Do, You Can Do Too (Bunka) 4.24
05. Sulzheim Swinging (Setz) 9.11
06. Harm-O-Nights (Kreuzeder) 2.50
07. Scooter Future (Bunka) 11.28

LabelB1

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Roland Kaiser – Santa Maria + Wer träumt Nachts nicht gern allein (1980)

FrontCover1Und wieder so ein Beitrag aus der Rubrik „Ich kann ja nicht alle Singles aufheben“:

Er gilt ja – wohl zurecht – als einer der ungekrönten Könige der Schnulze, und dennoch, seine Biographie hat mich dann doch verblüfft:

Roland Kaiser (* 10. Mai 1952 in Berlin; eigentlich Ronald Keiler) ist ein deutscher Schlagersänger.

Roland Kaiser wuchs bei einer Pflegemutter auf. Nach dem Schulabschluss machte er Ende der 1960er Jahre eine kaufmännische Lehre und wurde Leiter einer Werbeabteilung in einem Autohaus. Als Sänger war er zunächst nebenberuflich tätig. Der Produzent Bert Kaempfert entdeckte ihn als Sänger. Bis 1987 produzierte ihn Thomas Meisel zusammen mit Peter Wagner, seit 1988 produziert ihn Wagner allein.

RolandKaiser1977

1974 veröffentlichte Kaiser seine erste Single Was ist wohl aus ihr geworden? 1976 hatte er mit der gesungenen Version von Ricky Kings Verde (Frei, das heißt allein) seinen ersten Verkaufserfolg und kam bis auf Platz 14 der deutschen Singlecharts. 1977 folgte mit Sieben Fässer Wein – einer Coverversion des karibischen Traditionals Ba Moin En Ti Bo – eine weitere Single. Mit dieser erreichte er den siebten Platz der deutschen Singlecharts und den kommerziellen Durchbruch als Nachwuchskünstler. 1980 nahm er mit dem Titel Hier kriegt jeder sein Fett am deutschen Vorausscheid zum Eurovision Song Contest teil; er erreichte den achten Platz bei zwölf Teilnehmern.

RolandKaiser3

Wer sich vertiefter über ihn informieren will, kann dies z.B. hier tun.

Hier seine erfolgreichste Singe: Santa Maria“ aus dem Jahr 1980.

Da bedarf es eines gewissen Masochismus … sich diese Single anzuhören (die Seite 1 „Santa Maria“ kommt aus Italien und zwar von dem Brüder-Duo Oliver Onions (= Guido & Maurizio De Angelis) und
„Wer träumt Nachts nicht gern allein“  stammt von der Disco Formation American People und hieß in der Originalversion „Lonely Lady Liberty“ (Kaiser goes Disco … hat zumindest einen gewissen Heiterkeitswert) … viel mehr fällt mir dazu nichts ein.

BackCover1

Besetzung:
Roland Kaiser (vocals)
+
eine eine kleine Schar unbekannter Studiomusiker

Gold-Single

Titel:
01. Santa Maria (de Angelis/de Natale/Kaiser/Hammerschmidt) 4.01
02. Wer träumt Nachts nicht gern allein (Columbus/Stage/Dunhill/Dash/Marcard) 3.17

LabelB1

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Puhdys – Heiß wie Schnee (1980)

FrontCover1Und mal wieder (oder schon mal wieder) die Puhdys:

Die Puhdys waren eine deutsche Rockband. Als Gründungsjahr gibt die Band 1969 an. Bereits zuvor gab es die Puhdys in ähnlicher Besetzung, die sogenannten „Ur-Puhdys“. Die Puhdys zählen zu den bekanntesten Rockbands der DDR. Nach der Bekanntgabe ihrer Auflösung im Februar 2014 gab die Band Anfang 2016 in Berlin ihr letztes Konzert.

Die letzte Besetzung bestand aus Dieter „Maschine“ Birr, Peter „Eingehängt“ Meyer, Dieter „Quaster“ Hertrampf, Peter „Bimbo“ Rasym und Klaus Scharfschwerdt.

Vorläufer der Gruppe war die 1965 gegründete Udo-Wendel-Combo, der neben dem Sänger und Gitarristen Udo Wendel, Peter Meyer (Keyboard), Harry Jeske (E-Bass) und Udo Jacob (Schlagzeug) angehörten. Nach Wendels Weggang im selben Jahr vervollständigte Dieter Hertrampf (Gitarre, Gesang) die Band, die sich fortan nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen – P, U, H und D – Puhdy-Quartett[1] bzw. ab 1966 Puhdys nannte. Anfangs spielte die Band Tanzmusik. Hertrampf begann 1966 eine Musikerausbildung und schloss sich später dem Teisco-Quartett – wo er auf den Schlagzeuger Gunther Wosylus traf – und anderen Bands an. Meyer leistete von 1966 bis 1968 seinen Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee ab und spielte währenddessen im Musikkorps Eggesin. Die Besetzung der Puhdys wechselte häufig; so gehörten kurzzeitig auch Herbert Dreilich und – als Vertretung für Meyer – Reinhard Lakomy zur Band, die rückwirkend häufig als „Ur-Puhdys“ bezeichnet wird. Udo Jacob verließ die Band im Mai 1969 und schloss sich später Panta Rhei an. Nach Jacobs Weggang traten Meyer und Jeske zusammen mit Dreilich sowie Henry und Jutta Kotowski als Mitglieder des Henry Kotowski Quintetts auf, das aus dem Henry Kotowski Sextett hervorgegangen war.

Die Puhdys, 1973:
Puhdys1972.jpg

1969 kehrten Peter Meyer und Dieter Hertrampf zur Band zurück, Dieter Birr (Gesang, Gitarre) und Gunther Wosylus als Schlagzeuger kamen ebenfalls hinzu. Den Bandnamen behielten die Puhdys bei. Den ersten Auftritt in der neuen Besetzung hatte die Band am 19. November 1969 im Tivoli in Freiberg. Dieser Tag wurde später als Gründungstag der Puhdys bezeichnet. In diesem Konzert spielten sie ausschließlich englischsprachige Coversongs.

1970 erhielt die Band ein Auftrittsverbot im Bezirk Karl-Marx-Stadt. Zwei dortige Kulturbeauftragte hatten bemängelt, dass alle Texte auf Englisch gesungen worden seien und die Leistung der Musikanlage mit 200 Watt mehr als die üblichen 70 bis 80 Watt betragen hätte. Auch habe es „die Kapelle“ nicht verstanden, den Ablauf so zu gestalten, dass „jedwede Hektik unter den jugendlichen Tänzern hätte vermieden werden können“. In der Folge kam es zu einer Aussprache der Band mit den Behörden. Daraufhin schrieben die Puhdys eigene Lieder in deutscher Sprache, das Verbot wurde aufgehoben.

DiePuhdys01.jpg

Stilistisch lehnte man sich zunächst an Hard-Rock-Vorbilder wie Deep Purple, Uriah Heep oder Led Zeppelin an. Mit Eigenkompositionen und Texten von Wolfgang Tilgner und Burkhard R. Lasch entwickelten sich die Puhdys zur erfolgreichsten DDR-Rockgruppe der 1970er Jahre. Erste größere Bekanntheit erlangten die Puhdys 1971 durch die Sendungen Basar und Die Notenbank im Fernsehen der DDR. Initiiert durch einen Aufruf von 150 Schülern einer Berufsschule in Gardelegen wurde dort der spätere Hit Türen öffnen sich zur Stadt gezeigt. Schon im Jahr darauf wurde Geh dem Wind nicht aus dem Wege der „Schlager des Jahres“.

Im Jahr 1973 spielten die Puhdys die von Peter Gotthardt und Ulrich Plenzdorf geschriebenen Titel Wenn ein Mensch lebt und Geh zu ihr als Filmmusik zum Film Die Legende von Paul und Paula (unter Regie von Heiner Carow) ein. Dabei wurden die ursprünglich angedachten Titel Spicks and Specks von den Bee Gees und Look Wot You Dun von Slade aufgrund Devisenmangels gestrichen und stattdessen Eigenproduktionen genommen, denen die starke Ähnlichkeit zum Original anzuhören ist. Im gleichen Jahr waren sie im Film Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow mit drei Titeln zu hören und zu sehen.

TilgnerLasch

Ebenfalls 1973 hatten sie auf den X. (10.) Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Ost-Berlin ihren ersten Großauftritt. 1976 traten sie beim Internationalen Liederfestival in Sopot auf. Sie waren eine der wenigen Bands, die Konzerte im westlichen Ausland geben durften. Ihren ersten Auftritt in Westdeutschland hatte die Gruppe am 9. November 1976 in der Hamburger Fabrik, dazu kamen Auftritte beim Fest der Jugend in Dortmund und West-Berlin. 1977 traten sie als erste DDR-Band im Musikladen von Radio Bremen mit Wenn ein Mensch lebt und Reise zum Mittelpunkt der Erde (aus Puhdys 1) auf. Bis 1977 erzielten die ersten beiden Alben Auflagen von über 400.000. 1977 wurde Rock ’n’ Roll Music, das erste englischsprachige Puhdys-Album, veröffentlicht. Es enthielt ausschließlich Coverversionen anglo-amerikanischer Künstler. 1979 erschien das Lied Doch die Gitter schweigen, ein Auftragswerk des DDR-Fernsehens zum Polizeiruf-110-Film Die letzte Chance. Im selben Jahr verließ Drummer Gunther Wosylus die Band, um einige Jahre später in den Westen zu gehen. Für ihn kam Klaus Scharfschwerdt (ex-Prinzip). In London nahmen die Puhdys 1980 ihr zweites englischsprachiges Album auf – diesmal mit eigenen Songs wie Far From Home. 1981 gaben die Puhdys ein Konzert in der Waldbühne in West-Berlin vor 12.000 Besuchern und unternahmen eine Promotion-Tour durch die USA.

1982 erhielten sie als erste DDR-Rockband den Nationalpreis der DDR (Nationalpreis der DDR II. Klasse für Kunst und Literatur).

Puhdys01

1984 erschien auf der LP Das Buch mit dem Titel Ich will nicht vergessen ein Lied, das gezielt das Thema Deutsche Teilung und insbesondere das Wort „Deutschland“ enthielt, welches im offiziellen DDR-Sprachgebrauch praktisch tabu war. Dieses Lied durfte nicht im Radio oder Fernsehen der DDR gespielt werden, wurde aber schnell unter dem eigentlich falschen Titel Denke ich an Deutschland als eine „heimliche Hymne“ der DDR bekannt. Durch die bundesweite Übertragung des Konzertes im hessischen Niedernhausen vom 21. August 1987 durch RTL Plus und Tele-F.A.Z. im Kabelfernsehen gelangte die Band auch in der Bundesrepublik zu immer mehr Popularität. Zu ihrer 1989 erschienenen LP Neue Helden steuerte Kurt Demmler vorsichtig vorweggenommene Wende-Lyrik bei.

Die Puhdys wurden von den Lesern der DDR-Jugendzeitschrift Neues Leben zwölf Mal zur beliebtesten Rockband der DDR gewählt.

Einige Alben wurden in nennenswerten Auflagen auch in der Bundesrepublik Deutschland und anderen westlichen Ländern verkauft und brachten der DDR beachtliche Devisen ein. Weltweit verkauften die Puhdys bis zur Wende fast 20 Millionen Alben, so viel wie keine andere DDR-Rockband. (wikipedia)

Und natürlich ging´s dann nach „der Wende“ erfolgreich weiter … die Puhdys haben bis heute einen Kultstatus.

CDBooklet

Hier ihr 9. Album:

Und da schreibt eine auf Amazon:

Sehr schöne Platte. Habe schon einige von den Puhdys. Diese ist eine tolle Ergänzung meiner Sammlung, die auch viele Erinnerungen an die Jugendzeit weckt. Unbedingt zu empfehlen! (Sveja)

Hm, ganz so begeistert bin ich nicht, mit diesem Album

Aber selbst auf so einem Album, dem die wirklich durchschlagenden Kompositionen fehlen (ok, „Melanie“ wurde dann doch sehr beliebt), kann die Ban dank des Gesangs von Dieter Birr und dem weiterhin sehr druchvollem Sound überzeugen.

BackCover1

Besetzung:
Dieter „Maschine“ Birr (vocals, guitar)
Dieter Hertrampf (guitar, vocals)
Harry Jeske (bass, background vocals)
Peter Meyer (keyboards, background vocals)
Klaus Scharfschwerdt (drums, percussion)
+
Günther Fischer (saxophone)

Single

Titel:
01. Nie wieder werde ich weinen um dich 4.39
02. Melanie 4.27
03. Lied für Anja 2.17
04. Fern von Zuhaus 4.24
05. Weit, so weit 2.57
06. Heiß wie Schnee 3.41
07. Bis an’s Ende der Welt 5.59
08. Die ganze Nacht 3.34
09. Marathon 4.35
10. Kein Paradies 2.03

Musik:
Dieter Birr – Dieter Hertrampf – Harry Jeske – Peter Meyer – Klaus Scharfschwerdt

Text:
Dieter Birr (bei 01. + 08.)
Burkhard Lasch (bei 02. – 04., 07. + 10.)
Wolfgang Tilgner (bei 05., 06. + 09.)

LabelB1

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Die BRD Ausgabe des Albums:
BRD Ausgabe

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Die offizielle Website:
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Harry Jeske

Embryo – Life (with Charlie Mariano and the Karnataka College of Percussion) (1980)

LPFrontCover1Eine wirklich außergewöhnliche Gruppe:

Embryo ist eine deutsche Jazzrock- und Weltmusik-Band. Die Gruppe wurde 1969 von Christian Burchard gegründet.

Im Lauf der Jahre haben über 400 nationale und internationale Jazz- und Rockmusiker bei der sich als Kollektiv begreifenden Gruppe mitgewirkt, darunter viele namhafte Jazz- und Krautrock-Musiker.

2016 übernahm Marja Burchard, die Tochter des Bandgründers, die Leitung des Projekts.

Embryo3

Hier ihr 13. Album, ein Live-Album … ein besonderes Schmankerl ihrer Reisen durch die musikalischen Welten dieser Erde:

Diese Platte bekommt oft eher schlechte Bewertungen, wahrscheinlich weil sie kaum jemand versteht. Das Karnataka College of Percussion ist eine indische Schule, an der man die indische Kunst des Trommelns erlernen kann. Es ist eine hochentwickelte Kunst, und es ist umso schwieriger, sie live zu spielen. Embryo beweisen, dass sie ihre Lektionen gut gelernt haben, und Charlie Mariano wurde auch in indischer Musik ausgebildet, so dass er definitiv ein Gewinn ist. Es handelt sich jedoch NICHT um ein Album mit traditioneller indischer Musik, gespielt von einer Jazz-Rock-Band, sondern um eine Kollaboration und definitiv um eine Fusion aus westlicher und indischer Musik. Eines der Stücke auf dem Album ist sogar im 6/8-Takt, einem Takt, in dem indische Musiker überhaupt nicht spielen. Da ich Schlagzeuger bin und die komplizierten Muster, die hier gespielt werden, zu schätzen weiß, gebe ich dem Album fünf Sterne. (BaldFriede)

Wer Ohren hat, der höre !

Aufgenommen am 27.7.80 auf dem UFA-Gelände in Berlin (01. + 02.) 
Aufgenommen am 24.7.80 in der Fabrik in Hamburg (03.)
Aufgenommen am 25.7.80 im Pavillon in Hannover (04.)

LPBackCover1

Besetzung:
T.N. Ashok (vocals)
Christian Burchard (vibraphone, marimba)
B.N. Chandramouli (kanjira)
V.R. Chandrasekhar (mridangam)
N.N. Dinesh (dholki)
M. Gururaja (jew´s harp)
Edgar Hofmann (saxophone)
Friedo Josch (flute)
Principle T.A.S. Mani (mridangam)
Charlie Mariano (saxophone)
M.R. Mohankumar (drums)
Uwe Müllrich (bass)
M. Raghavendra (vocals)
R.A. Rajagopal (dholak)
T.N. Ramesh (ghatam)
T.N. Shashikumar (dholak)
S. Srishyla (mridangam)
Michi Wehmeyer (harmonium)
Jay Zier (guitar)

Booklet04+05

Titel:
01. Cello Cello (Mariano/Burchard/Hofmann/Josch/Wehmeyer/Müllrich) 15.26
02. Telisirama (Mariano/Burchard/Hofmann/Josch/Wehmeyer/Müllrich) 7.24
03. Tala Tarangini (Traditional) 14.43
04. Marokkanische Seeräuber (Mariano/Burchard/Hofmann/Josch/Wehmeyer/Müllrich) 11.20

Labels

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CDBooklet02

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Christian Burchard01