Natürlich waren sie Pioniere.
Tangerine Dream (deutsch „Mandarinentraum“) ist eine Musikformation aus Deutschland, die vor allem wegen ihrer Pionierarbeit auf dem Gebiet der elektronischen Musik bedeutsam ist. So gilt die Band neben Ash Ra Tempel und Agitation Free als Wegbereiter der sogenannten Berliner Schule, während die frühe Phase der Gruppe auch zum Krautrock gezählt wird. Oft wird die Musik von Tangerine Dream auch dem Musikgenre New Age zugeordnet (so gab es z. B. eine Grammy-Nominierung in dieser Sparte), in Interviews distanziert sich die Band jedoch von dieser Kategorisierung. Eher lässt sich ihre Musik neben der gelegentlichen Kategorisierung Progressive Rock auch als sinfonische Musik oder als eine Form von Ambient mit Schwerpunkt auf elektronischer Klangerzeugung und mit Einflüssen aus der Rockmusik bezeichnen.
Tangerine Dream wurde im September 1967 von Edgar Froese gegründet. Der Bandname ist angelehnt an die Textzeile „Tangerine Trees and Marmalade Skies“ aus dem Lied Lucy in the Sky with Diamonds der Beatles.
Eine der ersten offiziellen Besetzungen lautet: Volker Hombach (Saxophon, Flöte, Geige), Lanse Hapshash (Schlagzeug), Kurt Herkenberg (Bass) und Edgar Froese (Gitarre). Das erste Konzert gab Tangerine Dream im Januar 1968 in der Mensa der Technischen Universität Berlin; bereits kurz danach traten sie bei den Essener Songtagen auf, dem damals größten Musikfestival in Deutschland mit über 40.000 Besuchern. Neben deutschen Gruppen wie Floh de Cologne oder Amon Düül spielten dort auch internationale Gruppen wie The Fugs oder The Mothers of Invention mit Frontmann Frank Zappa. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tangerine Dream mit elektronischer Musik noch nichts im Sinn. Zeitzeugen schrieben von einer „hartrockenden, aggressiven Gruppe mit Free-Jazz-Färbung“. (wikipedia)
Nun ja, der Rest ist Geschichte.
Die Frage ist: klingen Tangerine Dream auf Tangram wirklich „kälter“ als auf den Alben der 70er Jahre? Sicher, das Mellotron, das ja schon eine gewisse Wärme ausstrahlt, ist für das Klangbild nicht mehr von besonderer Bedeutung. Dafür gibt es auf Tangram wie gewohnt repetitiv pulsierende Klangmuster zu hören, die sich langsam fortentwickeln – allerdings vom Charakter her nicht mehr wie auf den klassischen Alben. Das Besondere an Tangram ist – neben dem frischen Wind, den Johannes Schmoelling brachte – aber auch der Einsatz damals neuer Synthesizer-Technik, die begann, neue Klangmöglichkeiten zu eröffnen und den Weg in die 80er Jahre einläutete. Der vielfach hochgelobte Sound der 70er Jahre, den auch ich sehr schätze, war ja nicht zuletzt auf eine ungewollte Beschränktheit in den musikalischen Mitteln der Band zurückzuführen, auch wenn die Musiker in den Jahren nach Phaedra ihre technischen Fertigkeiten verfeinerten.
Tangerine Dream klingen für mich auf Tangram moderner (immer noch!), leichtfüßiger, heller und last not least melodiöser als zuvor. Mit Tangram bricht die mit Johannes Schmoelling bereicherte Band nach einer Phase der unbefriedigenden Neuorientierung endgültig mit der zuletzt zur Formel erstarrten klanglichen Limitierheit der 70er Jahre. Es ist als wenn man die Rolläden hochgezogen hätte und Sonnenlicht das Zimmer flutet.
CD Front+ Back Cover:
Mit Tangram beginnt eine kurze innovative Ära in der Bandgeschichte, zu der ich v.a. auch Hyperborea sowie die Live-Alben jener Jahre (Pergamon, Logos, Poland) rechne. Zeitgleich stürzte sich die Band allerdings auch bereits verstärkt auf die Produktion von Filmmusik. Diese Auftragsarbeiten brachten zwar viel Geld, aber führten auch zur Verflachung des Sounds. Auf Tangram leuchtet die Zukunft der Band im neuen Jahrzehnt aber noch taghell. So ist Tangram ein nicht zu unterschätzender Meilenstein in der Geschichte von Tangerine Dream.
Wie so mancher Band-Klassiker wurde auch Tangram im Jahr 2008 einer Frischzellenkur unterzogen und als Tangram 2008 neu veröffentlicht. Dabei war das in diesem Fall wirklich kaum nötig. (Christian Rode)
Besetzung:
Christopher Franke (keyboards, electronic percussion)
Edgar Froese (keyboards, guitar)
Johannes Schmoelling (keyboards)
Titel:
01. Tangram Set 1 /19.51
02. Tangram Set 2 / 20.30
Musik:
Christopher Franke – Edgar Froese – Johannes Schmoelling
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