Die Eppendorfer Schiet-Gang – Hamburger Deern (1975)

FrontCover1Das Billig-Label Europa versuchte ja auch immer wieder, aktuelle Trends für die eigene Schallplattenprduktion zu nutzen. So auch hier.

Hamburger Szene ist ein Mitte der 1970er Jahre von Journalisten geprägter Begriff für den Jazz- und Spaßmusikerklüngel, der sich damals im Umfeld der Musikkneipe Onkel Pö entwickelt hatte und Dixieland-Jazz mit Elementen aus Rock- und Popmusik kombinierte. Zuvor war diese neue Szene bzw. Musikströmung unter dem Namen Hamburger gute Laune bekannt.

Dem lockeren Lebensgefühl der 1970er Jahre entsprechend, wurden viele kurzlebige Bands gegründet, deren häufig wechselnde Besetzung sich mit großer Experimentierfreude immer wieder zu neuen Variationen zusammenfand. Dieser Zeitgeist spiegelte sich auch in der Musik wider, die eher flott und unbeschwert war. Die vorwiegend deutschen Texte sind ungewöhnlich kreativ und unterhaltsam, immer mit einem Augenzwinkern, auch bei sozialkritischen Themen.

Die bekanntesten Vertreter waren unter anderem Udo Lindenberg, Otto Waalkes, Hans Scheibner, Hans Herbert Böhrs, Peter Petrel, Wilken F. Dincklage alias „Willem“, Caro, die Rentnerband (u.a. mit Pianist Gottfried Böttger, „Teufelsgeiger“ Lonzo und Werner Böhm) sowie die Gruppen Leinemann, Frumpy mit Inga Rumpf, Meyers Dampfkapelle, Truck Stop, Schulzkes Skandaltrupp, Torfrock und Okko, Lonzo, Berry, Chris & Timpe, Daddy’s Group.

Mit der Single Hamburg ’75 schrieb Hans Scheibner seinen Kollegen Gottfried & Lonzo bereits 1974 ein Lied, in dem sie als Greise wehmütig auf die guten alten Zeiten der Hamburger Szene zurückblicken:

„Hamburg ’75, Jungs war das gemütlich,
da schien noch ein richtiger Mond in der Nacht,
die Musik haben wir noch mit der Hand gemacht
Sowas gibt es heute nicht mehr, ist verdammt lange her, ist verdammt lange her…“

Im Jahr 2010 nahm die Band Element of Crime eine neue Version von Hamburg ’75 auf und veröffentlichte es auf ihrem Album Fremde Federn. (Quelle: wikipedia)

Das gesamt Album ist eher humoristisch angelegt, wobei sich mir als Südstaatler dieser Humor nicht so recht erschließt … arg bemüht klingt und wirkt er, dieser hanseatische Humor.

Natürlich wird der Kiez mit dem „Lieder einer Stripperin“ und der „Zuhälterballade“(mit einem besonders geschmacklosen Text) gewürdigt … und ansonsten zelebriert man halt all die Klischees, die man sich halt so vorstellen kann (ähnlich wie in München mit dem Hofbräuhaus).

Musikalisch gibt es Dixie und alter Schlagersound der 30er Jahre und natürlich jede Menge Ragtime … Ne Udo Lindenberg Parodie fehlt leider …

Und es versteht sich von selbst, dass wohl keiner weiss wer die Eppendorfer Schiet-Gang und ihre Gäste (Andi – Pinky-Paul – Elli Selig) waren bzw. sind. Es gibt von diesen hanseatischen Clowns noch ein weiteres Europa Album („Mein Gott Walter“) … nun denn … muss man vermutlich nicht unbedingt haben.

OnkelPö

Das „Onkel Pö“ in Hamburg, 1975

Besetzung:
Eppendorfer Schiet-Gang
+
Andi – Pinky-Paul – Elli Selig

BackCover1Titel:
01. Hamburger Deern (Behan/Lob) 2.40
02. Hamburger Jung (Brac/Berger) 3.19
03. Der Clou (Six/Böttger/Joplin) 3.00
04. Lied einer Stripperin (Brac/Jahnke) 2.19
05. Sky Rag (Brac) 2.50
06. Hallo, Süße (Huber/Jahncke) 2.39
07. Ich mag so gern am Fließband stehn (Meyer-Bits/Scheibner) 2.55
08. Zuhälterballade (Brac/Jahnke) 2.48
09. Ottos Rag (Brac) 2.08
10. Humor ist, wenn man … (Huber/Jahncke) 2.46
11. In Tante Betty’s alter Pinte (Brac/Berger) 3.05
12. Hamburg ’75 (Böttger/Westphal/Scheibner) 3.32

LabelB1

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