Verschiedene Interpreten – Holzhauser Musiktage (2008)

FrontCover1Ein durch und durch sympathisches Projekt sind die „Holzhauser Musiktage“

Seit über 3 Jahrzehnten finden um das malerische Örtchen Holzhausen am Starnberger See alljährlich die Holzhauser Musiktage statt. Von dem bekannten Geiger Denes Zsigmondy und der Pianistin Anneliese Nissen 1978 ins Leben gerufen, hat dieses kleine Festival viele große Interpreten der klassischen Musik zu Gast haben dürfen.

Alfred Brendel, Julian v. Karoly, Andras Schiff, Gerhard Lenssen, das Cherubini Quartett, Juliane Banse, Isabelle Faust und viele mehr spielten hier in Tennen und Kirchen, mit großer Freude und zur Begeisterung des zahlreichen Publikums. Wilhelm Kempff gab in Holzhausen 1980 sein letztes Konzert. Mit der 30. Wiederkehr 2008 arrivierte der jetzige künstlerische Leiter, Professor Ingolf Turban, ein Festival, das es in dieser Form noch nicht explizit gab: ein „Raritätenfestival“ für Streicher. Dieses sei zudem die Antwort aus dem Süden der Republik auf das seit vielen Jahren bekannte und hochgeschätzte Festival „Raritäten der Klaviermusik“ im Schloss vor Husum. Auch in Holzhausen ist nun das Programm der Star.

BookletBackCover1Anlässlich des 30jährigen Jubiläums haben wir eine CD zusammengestellt, die Sie bei Konzerten oder der angegebenen Kontakt E-mail-Adresse zum Preis von Euro 15.- erwerben können. Die CD enthält musikalische Höhepunkte der letzten 20 Jahre, das Cover wurde liebevoll von Loriot gestaltet, der im Rahmen der Musiktage den „Karneval der Tiere“ aufführte und die Musiktage stets unterstützte.(Selbstdarstellung anläßlich der Veröffentlichung dieser CD)
Also, geboten wird ein musikalischer Rückblick unter Mitwirkung von Loriot (der das Cover gestaltete)  auf 30 Jahre großartige Festivalgeschichte bei den Holzhauser Musiktagen.

Sie enthält einzigartigen Archivaufnahmen aus diesen 30 Jahren (enthalten sind Aufnahmen von 1986 bis 2007, zumeist privat aufgenommen von Axel Bauer) und einer Neuaufnahme des Beethoven Trios Op.1 Nr.3 entstanden. Festivalleiter Ingolf Turban, Sebastian Hess und Johannes Umbreit waren die Künstler.

Und natürlich möchte ich auch ein wenig über den Gründer dieses Festivals, berichten. Er verstarb im Feburar 2014). Hier ein paar biographische und beeindruckende Notizen aus einem Nachruf im „Münchner Merkur“:

Dénes Zsigmondy ist tot. Der bekannte Geigenvirtuose wurde 91 Jahre alt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der gebürtige Ungar in der Seeresidenz „Alte Post“.

Der hochmusikalische Zsigmondy hatte in Budapest studiert, doch seine eigentliche Karriere begann erst 1944, nachdem er sein Heimatland aus politischen Gründen verlassen hatte. Er wurde zum weltweit gefragten Interpreten klassischer und zeitgenössischer Musik, vor allem in den USA und Japan. Dénes Zsigmondy war auch ein genialer Pädagoge: 1972 folgte er dem Ruf nach Seattle, später lehrte er an den Hochschulen in Mainz und Augsburg. In den siebziger Jahren zog es Zsigmondy ans Ostufer des Starnberger Sees. Hier gründete er 1978 die „Holzhauser Musiktage“, die den Ort in der Musikwelt bekannt machten.

Dénes Zsigmondy hatte Bela Bartok noch persönlich gekannt, für die Einspielungen der Werke des ungarischen Komponisten war Zsigmondy berühmt. Viele Seeshaupter haben das im April 1995 anlässlich der Enthüllung des Mahnmals persönlich erlebt: Als Zeitzeugen aus dem KZ-Zug und aus dem Dorf vor großem Publikum aus ihren Erinnerungen gelesen hatten, holte Zsigmondy einfach seine Violine hervor und spielte Bartok – nichts hätte besser als Abschluss gepasst, als diese schnörkellose Komposition. (Münchner Merkur, 21.02.2014)

Und in einem anderem Rückblick findet man folgende Zeilen:

DénesZsigmondy

Dénes Zsigmondy

„Er war ein Musikbesessener im positiven Sinn“, erinnert sich Verena-Maria Fitz, die ab ihrem 15. Lebensjahr bei Zsigmondy Geigenunterricht bekam. Die heute 31-jährige Violinistin ist inzwischen Mitglied der Bayerischen Staatsoper und spielt auf einem Instrument von Zsigmondy. „Ich habe ihn als einen wahnsinnig energetischen Menschen kennen gelernt. Da war er schon über 70 Jahre alt, aber ein Energiebündel hoch zehn.“ Eigentlich habe sie ihm ihre Karriere zu verdanken, sagt sie. „Er hat mich auf den richtigen Weg gebracht. Und zwar durch seine besondere Herangehensweise. Mit ihm wurde die Musik zum Erlebnis.“

Später nahm die gebürtige Augsburgerin regelmäßig an den Holzhauser Musiktagen teil, die Zsigmondy 1978 ins Leben gerufen hatte und 28 Jahren leitete. „Ich habe nur schöne Erinnerungen an die Atmosphäre im Sommer am See.“ Seine Meisterschüler unterrichtete Zsigmondy 25 Jahre lang in einem romantischen Teepavillon an der Ammerlander Seestraße, von 2003 an fand der Unterricht im alten Schulhaus in Holzhausen statt.

Das Konzept und die Besonderheit der Holzhauser Musiktage begründete Zsigmondy selbst folgendermaßen: „Mir war die Tatsache bewusst, dass nicht jeder ein tolles Talent ist. So habe ich immer versucht, ein bisschen auszugleichen. Wenn jemand kein so großes Geschick hat, aber musikalisch sehr gut ist, dann lobe ich dafür mehr. Etwas strenger bin ich bei denjenigen, von denen ich sehr viel erwartete. Dadurch hat sich nie jemand zurückgesetzt gefühlt.“

todesanzeige

Viele berühmte Menschen waren mit ihm befreundet. Besonders gerne erinnerte sich Denes Zsigmondy an den Pianisten Alfred Brendel und an Vicco von Bülow (Loriot), der nicht nur ein Nachbar von ihm war, sondern auch mit seinem „Karneval der Tiere“ bei den Holzhauser Musiktagen auftrat.

Der Geigenvirtuose Denes Zsigmondy war „ein Genussmensch. Er feierte die Feste, wie sie fielen“, sagt Verena-Maria Fitz. Sein Haus in Ambach sei ein „Sammelsurium eines erfüllten Lebens gewesen“. Das Wichtigste für ihn war, „das Leben in vollen Zügen zu genießen“. (Roswitha Diemer)

Wenn ich anfangs schrieb: „Ein durch und durch sympathisches Projekt sind die „Holzhauser Musiktage“, dann meine ich das nicht nur wegen der hochkarätigen Musik, die dort Jahr für Jahr geboten wird, sondern auch weil ich Projekte dieser Art abseits der großen Kulturmetropolen einfach nur großartigen finde … Auch in der

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Besetzung:
Julian Banse (sopran bei 04. – 10.)
Isabelle Faust (violine bei 11.)
Sebastian Hess (cello bei 15. – 18.)
Nikolai Lugansky (piano bei 12. – 14.)
Anneliese Nissen (piano bei 02.)
Christoph Poppen (violin be 04. – 10.)
Wolfgang Rieger (piano bei 04. – 10.)
Noreen Silver (cello bei 03.)
Phillip Silver (piano bei 03.)
Ingolf Turban (violine bei 15. – 18.)
Johannes Umbreit (piano (bei 15. – 18.)
Jörg Widmann (clarinet bei 04. – 10.)
Denes Zsigmondy (violin bei 01. – 03.)

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Titel:

Johann Sabastian Bach: Sonate Nr 1 In G-Minor, WMV 1001:
01. IV. Presto 4.00 (1995)

Ludwig van Beethoven: Sonatain A-Major For Violin and Piano (Kreutzer) op. 47:
02. III. Finale – Presto 7.03 (1986)

Joseph Haydn: Piano Trio in G-Major, Hob XV: 25
03. III. Rondo all´ongarese: Presto 3.39 (1987)

Jörg Widmann: Sieben Abgesänge auf eine tote Linde:
04. – 10. Sieben Abgesänge auf eine tote Linde 15.38 (1997)

Johannes Brahms: Violin Sonata No. 1 in G-Major, op 78:
11. III. Allegro molto moderato 8.24 (1994)

Sergei Rachmaninov: Etudes Tableaux, op. 33:
12. No. 6 in e-flat minor, Non allegro 1.39
13.  No. 8 in g-minor, Moderato 3.58
14. No. 9 in c-sharp-minor, Grave 2.44 (1989)

Ludwig van Beethoven: Trio Op. Nr. 1 No. 3 in C-Minor:
15. I. Allegro con brio 7.07
16. II. Andante cantible con variazioni 7.31
17. III. Menuetto, Quasi Allegro 3.44
18. IV. Finale. Prestissimo 6.00 (2007)

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Dieses kleine Festival auf dem Lande gibt´s immer noch: Hier die Künstler des Festivals 2018