Das Projekt “jetzt stell ich mal ein paar Reprints von der Satire-Zeitschrift in diesen blog” ist für mich ganz sicher ne Art Herzensangelegenheit. Zu sehr hat mich die Denke, die Schreibe und auch das Design dieses Heftes geprägt:
Wer mehr über die Geschichte dieser satirischen Monatszeitschrift wissen will, kann sich hier informieren.
Jetzt mal wieder ein Heft aus dem Jahr 1973 und auch dieses Heft hat seine Reize.
Pardon machte ja nicht nur Jux und Tollereien, pardon verstand sich in diesen Jahren auch als politisch und das ist auch in diesem Heft spürbar.
Damals war die sog. „Energie-Ölkrise“ eines der zentralen Themen bei uns (kommt einem irgendwie bekannt vor …) und so strotzt dieses Heft natürlich von diversen satirischen Annäherungen an dieses Thema.
Na ja ja, und dann all die Namen der Karikaturiten, die einfach legendär sind: Hans Traxler, Stano Kochan, Erich Rauschenbach, Clodwig Poth und das Frankfurter Satire Trio bestehend aus Eckhard Henscheid, F.W. Bernstein und Robert Gernhardt.
… Jeder für sich ein Schwergewicht !
Bei einem so prallen Heft, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als auch eine pralle Vorschau Galerie zu präsentieren:
Das Heft im Heft: „Die Wahrheit“:
Wenn Satire von der Realität eingeholt wird (später gab´s sowas mal wirklich):
Das meine Herren, sollten sie stets berücksichtigen:
Was habe ich ihn geliebt, den Chlodwig Poth:
Fand ich damals wie heute ziemlich geschmacklos:
Ein bemerkenswert interessantes Interview:
Der legendäre „pardon“ Shop (der Vertrieb lief über Zweitausendeins):
Werbung für drei Zeitschriften, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten:
Diese regelmäßigen Rubriken waren für mich damals auch Pflichtlektüre:
Die Rückseite des Heftes:
Mehr von der Zeitschrift „pardon“:
Und natürlich muss ich darauf hinweise, dass es grade im Caricatura Museum, Frankfurt eine große Ausstellung gibt:
Längst ist PARDON, die vor 60 Jahren gegründete, „deutsche satirische Monatsschrift”, Legende. Die Ausstellung zeigt, warum das Frankfurter Blatt so erfolgreich war und innerhalb kürzester Zeit mit über 300.000 verkauften Exemplaren zur größten Satirezeitschrift Europas aufstieg. Gleichzeitig wird deutlich, wie prägnant sich im Heft die bewegte Geschichte der Bundesrepublik in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts spiegelt.
PARDONs Markenzeichen von Anfang an: Ein Teufel, der scheinbar freundlich seine Melone zum Gruß hebt, um dabei jedoch diebisch lachend seine Hörner zu offenbaren. Schnell entwickelte sich PARDON zum Zeitgeist-Magazin des Aufbegehrens der Jugend gegen den Muff der Adenauerzeit und seiner Autoritäten. Es eckte immer wieder an, wurde mit Prozessen überzogen, legte sich mit den meist klerikalen Sittenwächtern an und agitierte gegen die weitverbreitete Prüderie und bürgerliche Doppelmoral der frühen Bundesrepublik. Dies führte immer wieder zu Verbotsanträgen, Zensurversuchen und Verkaufsbeschränkungen.
PARDON bezog Stellung, ergriff Partei. Das Konzept, Humor, Komik und Satire mit engagierten Texten und Reportagen zusammenzubringen, kam an. Karikaturen standen neben bissigen Polemiken, Fotomontagen neben Buchbesprechungen, ernsthafte Reportagen neben leichtfüßigen Parodien. Alles bunt gemischt, jedoch geeint in der kritischen Betrachtung der bestehenden politischen Verhältnisse.
Schnell entwickelte sich das Magazin zur ersten Adresse für junge Zeichner und aufstrebende Schreiber, war Spielweise und Karrieresprungbrett und erwies sich in seiner 20jährigen Geschichte als stilprägend für Karikaturisten und Journalisten, dessen Einfluss bis heute nachwirkt.
Die große Jubiläumsausstellung „Teuflische Jahre” dokumentiert auf den vier Ebenen des Museums in Originalzeichnungen, Fotos und Gerichtsakten den Werdegang des Magazins. Der Versuch des PARDON-Verlegers Hans A. Nikel, in den späten 70er Jahren die Zeitschrift New-Age-Themen zu öffnen, beschleunigte den personellen Aderlass. Wichtige Mitarbeiter setzten sich ab – ein Teil firmierte fortan selbstironisch als „Neue Frankfurter Schule” (NFS) – und gründeten 1979 „Titanic”. Mit der Ausstellung schließt sich eine Lücke, und das kreative Sammelbecken PARDON erhält endlich den Platz, den es historisch verdient. (Pressetext)
Die Website zur Ausstellung:
Und ich müsste mich schon schwer täuschen, wenn ich demnächst nicht nach Frankfurt reisen würde … frei nach dem Motto: „Wenn nicht jetzt, wann dann“.